Famvir 125 Mg Filmtabletten
09.02.2011 |
Seite 23 |
MS 01/11 V 002 |
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
Novartis Pharma Famvir®125 mg
Famvir®250 mg
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Famvir®125 mg Filmtabletten
Famvir®250 mg Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Famvir 125 mg Filmtabletten
1 Filmtablette enthält 125 mg Famciclovir.
Sonstige Bestandteile: Enthält Lactose (siehe Abschnitt 4.4).
Famvir 250 mg Filmtabletten
1 Filmtablette enthält 250 mg Famciclovir.
Sonstige Bestandteile: Enthält Lactose (siehe Abschnitt 4.4).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
Famvir 125 mg Filmtabletten
Weiße, runde Filmtabletten mit abgeschrägten Kanten und der Prägung „FV“ auf einer Seite und „125“ auf der anderen.
Famvir 250 mg Filmtabletten
Weiße, runde Filmtabletten mit abgeschrägten Kanten und der Prägung „FV“ auf einer Seite und „250“ auf der anderen.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Infektionen mit dem Varicella-Zoster-Virus (VZV) – Herpes zoster
Famvir ist angezeigt
-
zur Behandlung von Herpes zoster und Zoster ophthalmicus bei immunkompetenten Erwachsenen (siehe Abschnitt 4.4)
-
zur Behandlung von Herpes zoster bei immunsupprimierten Erwachsenen (siehe Abschnitt 4.4)
Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV) – Herpes genitalis
Famvir ist angezeigt
-
zur Behandlung von erstmalig auftretendem und von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen
-
zur Behandlung von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen
-
zur Suppressionsbehandlung von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten und immunsupprimierten Erwachsenen
Es wurden keine klinischen Studien bei immunsupprimierten Patienten mit einer HSV-Infektion durchgeführt, deren Immunschwäche eine andere Ursache als eine HIV-Infektion hatte (siehe Abschnitt 5.1).
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen
500 mg dreimal täglich, sieben Tage lang.
Die Behandlung sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eines Herpes zoster eingeleitet werden.
Herpes zoster bei immunsupprimierten Erwachsenen
500 mg dreimal täglich, zehn Tage lang.
Die Behandlung sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eines Herpes zoster eingeleitet werden.
Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen
Erstmalig auftretender Herpes genitalis: 250 mg dreimal täglich, fünf Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach Diagnose des Herpes genitalis zu beginnen.
Episodische Behandlung von rezidivierendem Herpes genitalis: 125 mg zweimal täglich, fünf Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach dem ersten Auftreten von Prodromalsymptomen (z. B. Kribbeln, Juckreiz, Brennen, Schmerzen) oder Läsionen zu beginnen.
Rezidivierender Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen
Episodische Behandlung eines rezidivierenden Herpes genitalis: 500 mg zweimal täglich, sieben Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach dem ersten Auftreten von Prodromalsymptomen (z. B. Kribbeln, Juckreiz, Brennen, Schmerzen) oder Läsionen zu beginnen.
Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen
250 mg zweimal täglich. Die Suppressionsbehandlung sollte nach maximal 12‑monatiger kontinuierlicher antiviraler Therapie abgesetzt werden, um Häufigkeit und Schwere der Rezidive erneut zu beurteilen. Diese Neubeurteilung sollte sich mindestens über zwei Rezidive erstrecken. Bei Patienten mit fortbestehender klinisch bedeutsamer Erkrankung kann die Suppressionsbehandlung wiederaufgenommen werden.
Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen
500 mg zweimal täglich.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Da eine eingeschränkte Nierenfunktion (bestimmt anhand der Kreatinin-Clearance) mit einer verringerten Clearance von Penciclovir einhergeht, ist die Dosierung bei dieser Patientengruppe besonders sorgsam zu wählen. Die Dosierungsempfehlungen für erwachsene Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Tabelle 1 Dosierungsempfehlungen für erwachsene Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Anwendungsgebiet und nominale Dosierung |
Kreatinin-Clearance |
Angepasste Dosierung |
Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen |
|
|
500 mg dreimal täglich 7 Tage lang |
60 |
500 mg dreimal täglich 7 Tage lang |
|
40 bis 59 |
500 mg zweimal täglich 7 Tage lang |
|
20 bis 39 |
500 mg einmal täglich 7 Tage lang |
|
< 20 |
250 mg einmal täglich 7 Tage lang |
|
Hämodialysepatienten |
250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 7 Tagen |
Herpes zoster bei immunsupprimierten Erwachsenen |
|
|
500 mg dreimal täglich 10 Tage lang |
60 |
500 mg dreimal täglich 10 Tage lang |
|
40 bis 59 |
500 mg zweimal täglich 10 Tage lang |
|
20 bis 39 |
500 mg einmal täglich 10 Tage lang |
|
< 20 |
250 mg einmal täglich 10 Tage lang |
|
Hämodialysepatienten |
250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 10 Tagen |
Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen – erstmals auftretender Herpes genitalis |
|
|
250 mg dreimal täglich 5 Tage lang |
40 |
250 mg dreimal täglich 5 Tage lang |
|
20 bis 39 |
250 mg zweimal täglich 5 Tage lang |
|
< 20 |
250 mg einmal täglich 5 Tage lang |
|
Hämodialysepatienten |
250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 5 Tagen |
Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen – episodische Behandlung von rezidivierendem Herpes genitalis |
|
|
125 mg zweimal täglich 5 Tage lang |
20 |
125 mg zweimal täglich 5 Tage lang |
|
< 20 |
125 mg einmal täglich 5 Tage lang |
|
Hämodialysepatienten |
125 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 5 Tagen |
Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen – episodische Behandlung eines rezidivierenden Herpes genitalis |
|
|
500 mg zweimal täglich 7 Tage lang |
40 |
500 mg zweimal täglich 7 Tage lang |
|
20 bis 39 |
500 mg einmal täglich 7 Tage lang |
|
< 20 |
250 mg einmal täglich 7 Tage lang |
|
Hämodialysepatienten |
250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 7 Tagen |
Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen |
|
|
250 mg zweimal täglich |
40 |
250 mg zweimal täglich |
|
20 bis 39 |
125 mg zweimal täglich |
|
< 20 |
125 mg einmal täglich |
|
Hämodialysepatienten |
125 mg nach jeder Dialyse |
Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen |
|
|
500 mg zweimal täglich |
40 |
500 mg zweimal täglich |
|
20 bis 39 |
500 mg einmal täglich |
|
< 20 |
250 mg einmal täglich |
|
Hämodialysepatienten |
250 mg nach jeder Dialyse |
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unter Hämodialyse
Da bei einer vierstündigen Hämodialyse die Plasmakonzentration von Penciclovir um bis zu 75 % reduziert wurde, ist Famciclovir unmittelbar nach der Dialyse einzunehmen. Die empfohlenen Dosierungen für Hämodialysepatienten sind Tabelle 1 zu entnehmen.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Bei Patienten mit gering- bis mittelgradiger Einschränkung der Leberfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Zur Anwendung bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen liegen keine Daten vor (siehe Abschnitte 4.4 und 5.2).
Ältere Patienten (≥ 65 Jahre)
Sofern keine Einschränkung der Nierenfunktion vorliegt, ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Kinder und Jugendliche
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Famciclovir bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht nachgewiesen. Die derzeit vorhandenen Daten sind in Abschnitt 5.1 und 5.2 beschrieben.
Art der Anwendung
Famvir kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden (siehe Abschnitt 5.2).
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
Überempfindlichkeit gegen Penciclovir.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Anwendung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich (siehe Abschnitte 4.2 und 4.9).
Anwendung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung ist Famciclovir nicht untersucht worden. Die Umwandlung von Famciclovir in dessen aktiven Metaboliten Penciclovir kann bei diesen Patienten gehemmt sein, was zu niedrigeren Penciclovir-Plasmakonzentrationen führt, sodass die Wirksamkeit von Famciclovir vermindert sein kann.
Behandlung von Herpes zoster
Das klinische Ansprechen sollte engmaschig überwacht werden, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. Wenn das Ansprechen auf die orale Therapie als unzureichend angesehen wird, ist eine intravenöse antivirale Behandlung in Betracht zu ziehen.
Patienten mit komplizierten Herpes-zoster-Infektionen, d. h. solche mit Beteiligung innerer Organe, mit disseminiertem Zoster, motorischen Neuropathien, Enzephalitis oder zerebrovaskulären Komplikationen, sollten eine intravenöse antivirale Behandlung erhalten.
Immunsupprimierte Patienten mit Zoster ophthalmicus und Patienten mit hohem Risiko für eine Dissemination und Beteiligung innerer Organe sollten ebenfalls eine intravenöse antivirale Behandlung erhalten.
Übertragung von Herpes genitalis
Die Patienten sind dazu anzuhalten, trotz einer antiviralen Therapie keinen Geschlechtsverkehr zu haben, solange Symptome bestehen. Während der antiviralen Suppressionstherapie ist die Virusausscheidung erheblich reduziert. Dennoch ist auch dann eine Übertragung noch möglich. Neben der Behandlung mit Famciclovir sollten die Patienten daher mit geeigneten Maßnahmen für geschützten Geschlechtsverkehr („Safer Sex“) sorgen.
Sonstiges
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose‑Intoleranz, Lapp-Lactase‑Mangel oder Glucose‑Galactose‑Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Einfluss anderer Arzneimittel auf Famciclovir
Es wurden keine klinisch signifikanten Wechselwirkungen festgestellt.
Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid kann durch kompetitive Hemmung der Elimination zu erhöhten Plasmaspiegeln von Penciclovir, dem aktiven Metaboliten von Famciclovir, führen.
Patienten, die Famciclovir in einer Dosierung von 500 mg dreimal täglich zusammen mit Probenecid erhalten, sind daher auf Toxizität hin zu überwachen. Falls Patienten unter starkem Schwindel, Somnolenz, Verwirrtheit oder anderen zentralnervösen Störungen leiden, ist eine Dosisreduktion auf 250 mg Famciclovir dreimal täglich in Betracht zu ziehen.
Die Umwandlung von Famciclovir zu dessen aktivem Metaboliten Penciclovir ist auf die Gegenwart von Aldehydoxidase angewiesen. Raloxifen ist ein sehr potenter Inhibitor dieses Enzyms in vitro. Die gleichzeitige Anwendung von Raloxifen könnte die Bildung von Penciclovir und damit die Wirksamkeit von Famciclovir beeinträchtigen. Wenn Raloxifen zusammen mit Famciclovir gegeben wird, sollte die klinische Wirksamkeit der antiviralen Therapie überwacht werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen nur begrenzte Daten (aus weniger als 300 Schwangerschaften) für die Anwendung von Famciclovir bei Schwangeren vor. Auf Grundlage dieser begrenzten Informationen hat die kumulative Analyse sowohl prospektiv als auch retrospektiv erfasster Schwangerschaften keine Hinweise darauf ergeben, dass das Arzneimittel spezifische fetale Schädigungen oder angeborene Fehlbildungen verursachen könnte. Tierexperimentelle Studien haben keine embryotoxischen oder teratogenen Wirkungen von Famciclovir oder dessen aktivem Metaboliten Penciclovir gezeigt. Famciclovir darf während einer Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen der Behandlung die möglichen Risiken übersteigt.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Famciclovir beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Tierexperimentelle Studien haben ein Übertreten von Penciclovir in die Milch gezeigt. Wenn eine Behandlung mit Famciclovir aufgrund des Zustandes der Frau erforderlich ist, kann eine Beendigung des Stillens erwogen werden.
Fertilität
Klinische Daten lassen keinen Einfluss von Famciclovir auf die männliche Fertilität nach oraler Langzeitbehandlung in einer Dosierung von 250 mg zweimal täglich erkennen (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Patienten, bei denen während der Behandlung mit Famvir Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder andere Störungen des zentralen Nervensystems auftreten, sollten jedoch weder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen noch Maschinen bedienen.
4.8 Nebenwirkungen
In klinischen Studien traten Kopfschmerzen und Übelkeit auf, in der Regel von geringem bis mittlerem Schweregrad und in vergleichbarer Häufigkeit wie bei den Patienten, die Placebo erhielten. Alle weiteren Nebenwirkungen wurden nach Markteinführung festgestellt.
In placebo- (n=657) und verumkontrollierten Studien (n=930) erhielten insgesamt 1.587 Patienten Famciclovir in den empfohlenen Dosierungen. Diese klinischen Studien wurden retrospektiv ausgewertet, um für alle unten aufgeführten Nebenwirkungen eine Häufigkeitskategorie zu ermitteln. Für die in diesen Studien nicht beobachteten Nebenwirkungen wird erwartet, dass die obere Grenze des 95 %‑Konfidenzintervalls 3/X (auf Grundlage der „Dreierregel“) nicht übersteigt, wobei X für die Gesamtfallzahl (n=1.587) steht.
Die Nebenwirkungen (Tabelle 2) sind nach der Häufigkeit ihres Auftretens in folgende Kategorien eingeteilt: Sehr häufig (≥1/10); häufig (≥1/100, <1/10); gelegentlich (≥1/1.000, <1/100); selten (≥1/10.000, <1/1.000); sehr selten (<1/10.000).
Tabelle 2 Nebenwirkungen
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
||
|
Selten: |
Thrombozytopenie |
Psychiatrische Erkrankungen |
||
|
Gelegentlich: |
Verwirrtheit |
|
Selten: |
Halluzinationen |
Erkrankungen des Nervensystems |
||
|
Sehr häufig: |
Kopfschmerzen |
|
Häufig: |
Schwindel, Somnolenz |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
||
|
Häufig: |
Übelkeit, Erbrechen |
Leber- und Gallenerkrankungen |
||
|
Häufig: |
Anomale Leberfunktionswerte |
|
Selten: |
Cholestatischer Ikterus |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
||
|
Häufig: |
Ausschlag, Juckreiz |
|
Gelegentlich: |
Urtikaria, schwerwiegende Hautreaktionen* (z. B. Erythema multiforme, Stevens‑Johnson‑Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse) |
* In klinischen Studien nicht berichtet; Kategorie basiert auf der „Dreierregel“
Die in den Studien an immunsupprimierten Patienten beobachteten Nebenwirkungen waren insgesamt vergleichbar mit denen in der immunkompetenten Population. Übelkeit, Erbrechen und anomale Leberfunktionswerte wurden häufiger berichtet, besonders bei höheren Dosierungen.
4.9 Überdosierung
Zur Überdosierung mit Famciclovir liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Im Falle einer Überdosierung ist nach Bedarf supportiv und symptomatisch zu behandeln. In seltenen Fällen ist akutes Nierenversagen bei Patienten mit vorbestehender Nierenerkrankung gemeldet worden, bei denen die Dosierung nicht der reduzierten Nierenfunktion entsprechend angepasst worden war. Penciclovir ist dialysierbar; der Plasmaspiegel ist nach einer vierstündigen Hämodialyse um rund 75 % verringert.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase, ATC‑Code: JO5AB09
Wirkmechanismus
Famciclovirist die oral einzunehmende Vorstufe von Penciclovir. Famciclovir wird in vivorasch in Penciclovir umgewandelt, das in vitrogegen Herpes‑simplex‑Viren (HSV Typ 1 und 2), Varicella‑Zoster‑Virus, Epstein‑Barr‑Virus und Zytomegalie‑Virus aktiv ist.
Die antivirale Wirkung von oral verabreichtem Famciclovirist in mehreren Tiermodellen nachgewiesen: Die Wirkung beruht auf der Umwandlung zu Penciclovir in vivo. In virusinfizierten Zellen phosphoryliert die virale Thymidinkinase (TK) Penciclovir zu einem Monophosphat, das wiederum durch zelluläre Kinasen zu Penciclovir‑Triphosphat umgewandelt wird. Dieses Triphosphat persistiert länger als 12 Stunden in der infizierten Zelle und hemmt die Verlängerung der viralen DNA‑Kette durch kompetitive Hemmung des Einbaus von Desoxyguanosintriphosphat in die wachsende virale DNA, sodass die Replikation der Virus‑DNA zum Stillstand kommt. In nicht infizierten Zellen, die mit Penciclovir behandelt werden, ist Penciclovir‑Triphosphat dagegen kaum nachweisbar. Die Gefahr der Toxizität für Säugetier‑Wirtszellen ist daher gering, und es ist unwahrscheinlich, dass Penciclovir in therapeutischen Konzentrationen Auswirkungen auf nicht infizierte Zellen hat.
Resistenz
Wie bei Aciclovir besteht die häufigste Form der Resistenzbildung von HSV‑Stämmen in einer ungenügenden Produktion des Thymidinkinase‑Enzyms. In diesen Fällen ist generell eine Kreuzresistenz gegen Penciclovir und Aciclovir zu erwarten.
Ergebnisse von 11 weltweit durchgeführten klinischen Studien mit Penciclovir (topische oder intravenöse Formulierungen) oder Famciclovir an immunkompetenten oder immunsupprimierten Patienten, einschließlich Studien mit einer bis zu 12‑monatigen Behandlung mit Famciclovir, ergaben insgesamt nur eine geringe Anzahl von Penciclovir‑resistenten Isolaten: 0,2 % (2/913) bei immunkompetenten und 2,1 % (6/288) bei immunsupprimierten Patienten. Die resistenten Isolate wurden meist zu Beginn der Behandlung oder in einer Placebogruppe gefunden. Während oder nach der Behandlung mit Famciclovir oder Penciclovir traten lediglich bei zwei immunsupprimierten Patienten Resistenzen auf.
Klinische Wirksamkeit
In placebo- und verumkontrollierten Studien sowohl mit immunkompetenten als auch immunsupprimierten Patienten mit unkompliziertem Herpes zoster hat sich Famciclovir hinsichtlich des Abheilens der Läsionen als wirksam erwiesen. In einer verumkontrollierten klinischen Studie hat sich Famciclovir in der Behandlung von Zoster ophthalmicus bei immunkompetenten Patienten als wirksam erwiesen.
Die Wirksamkeit von Famciclovir bei immunkompetenten Patienten mit erstmalig auftretendem Herpes genitalis wurde in drei verumkontrollierten Studien gezeigt. Zwei placebokontrollierte Studien mit immunkompetenten und eine verumkontrollierte Studie mit HIV‑infizierten Patienten mit rezidivierendem Herpes genitalis haben gezeigt, dass Famciclovir wirksam war.
Zwei placebokontrollierte, 12‑monatige Studien an immunkompetenten Patienten mit rezidivierendem Herpes genitalis haben eine signifikante Verminderung der Rezidive bei mit Famciclovir behandelten Patienten gegenüber Placebo gezeigt. Placebokontrollierte und unkontrollierte Studien von bis zu 16 Wochen Dauer haben gezeigt, dass Famciclovir in der Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei HIV‑infizierten Patienten wirksam war; in der placebokontrollierten Studie führte Famciclovir zu einer signifikanten Verminderung des Anteils von Tagen mit symptomatischer und asymptomatischer HSV‑Ausscheidung.
Kinder und Jugendliche
Famciclovir Granulat zum Einnehmen,
eine nur in klinischen Prüfungen angewendete Darreichungsform,
wurde bei 169 Kindern im Alter zwischen 1 Monat und ≤ 12 Jahren
untersucht. 100 dieser Patienten waren zwischen 1 und ≤ 12 Jahren
und wurden 7 Tage lang entweder zweimal täglich (47 Patienten mit
Herpes-simplex-Virus-Infektionen) oder dreimal täglich (53
Patienten mit Windpocken) mit Famciclovir Granulat zum Einnehmen
(in Dosen zwischen 150 mg und 500 mg) behandelt. Die übrigen 69
Patienten (18 Patienten zwischen 1 und ≤ 12 Monaten, 51 Patienten
zwischen 1 und ≤ 12 Jahren) nahmen an Einzeldosis-Studien zur
Untersuchung der Pharmakokinetik und Unbedenklichkeit von
Famciclovir Granulat zum Einnehmen (in Dosen zwischen 25 mg und 500
mg) teil. Die gewichtsbasierten Famciclovir-Dosen wurden so
ausgewählt, dass die systemischen Expositionen gegenüber
Penciclovir mit denjenigen vergleichbar waren, die bei Erwachsenen
nach Anwendung von 500 mg Famciclovir beobachtet werden. In keiner
dieser Studien wurde eine Kontrollgruppe mitgeführt; daher sind
keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Wirksamkeit der
untersuchten Therapieschemata möglich. Das Unbedenklichkeitsprofil
war mit dem bei Erwachsenen beobachteten vergleichbar. Allerdings
war die systemische Wirkstoffexposition bei Säuglingen unter 6
Monaten gering, so dass eine Beurteilung der Unbedenklichkeit von
Famciclovir in dieser Altersgruppe nicht möglich ist.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Allgemeine Eigenschaften
Resorption
Famciclovir ist die orale Vorstufe der antiviral wirksamen Verbindung Penciclovir. Famciclovir wird nach oraler Anwendung rasch und weitgehend resorbiert und in Penciclovir umgewandelt. Die Bioverfügbarkeit von Penciclovir nach oraler Einnahme von Famciclovir betrug 77 %. Nach Einnahme oraler Dosen von 125 mg, 250 mg, 500 mg und 750 mg Famciclovir wurden mittlere Penciclovir‑Maximalspiegel im Plasma von 0,8 Mikrogramm/ml, 1,6 Mikrogramm/ml, 3,3 Mikrogramm/ml bzw. 5,1 Mikrogramm/ml gemessen, die im Mittel 45 Minuten nach Einnahme der Dosis erreicht wurden.
Die Plasmaspiegel‑Zeit‑Kurven von Penciclovir verlaufen nach einmaliger und wiederholter (dreimal und zweimal täglicher) Anwendung ähnlich, was darauf hindeutet, dass nach wiederholter Gabe von Famciclovir keine Akkumulation von Penciclovir stattfindet.
Das Ausmaß der systemischen Verfügbarkeit (AUC) von Penciclovir aus oral eingenommenem Famciclovir wird durch die Aufnahme von Nahrung nicht beeinflusst.
Verteilung
Penciclovir und seine 6‑Desoxy‑Vorstufe binden nur geringfügig (<20 %) an Plasmaproteine.
Metabolismus und Elimination
Famciclovir wird vorwiegend als Penciclovir und dessen 6‑Desoxy‑Vorstufe mit dem Urin eliminiert. Es wurde kein unverändertes Famciclovir im Urin gefunden. Die renale Elimination von Penciclovir erfolgt zum Teil durch tubuläre Sekretion.
Die terminale Halbwertszeit von Penciclovir im Plasma betrug sowohl nach einmaliger als auch nach wiederholter Gabe von Famciclovir ungefähr 2 Stunden.
Präklinische Studien ergaben keine Hinweise auf eine Induktion von Zytochrom-P-450-Enzymen und auf eine Hemmung von CYP3A4.
Besondere Patientengruppen
Patienten mit Herpes‑zoster‑Infektion
Eine komplikationslose Herpes‑zoster‑Infektion verändert die Pharmakokinetik von Penciclovir nach oraler Einnahme von Famciclovir nicht signifikant. Die terminale Plasmahalbwertszeit von Penciclovir bei Patienten mit Herpes zoster betrug nach einmaliger und wiederholter Einnahme von Famciclovir 2,8 Stunden bzw. 2,7 Stunden.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Die Plasma‑Clearance, renale Clearance und Plasma‑Eliminationskonstante von Penciclovir nehmen bei einer Einschränkung der Nierenfunktion linear ab, sowohl nach einmaliger als auch nach wiederholter Einnahme. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich (siehe Abschnitt 4.2).
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Eine leichte bis mäßige Einschränkung der Leberfunktion beeinflusste das Ausmaß der systemischen Verfügbarkeit von Penciclovir nach Einnahme von Famciclovir nicht. Bei Patienten mit gering- bis mittelgradigen Leberfunktionsstörungen wird keine Dosisanpassung empfohlen (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4). Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen ist die Pharmakokinetik von Penciclovir nicht untersucht worden. Die Umwandlung von Famciclovir zum aktiven Metaboliten Penciclovir könnte bei diesen Patienten beeinträchtigt sein, was zu niedrigeren Konzentrationen von Penciclovir im Plasma und damit zu einer Abschwächung der Wirksamkeit von Famciclovir führen könnte.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern (zwischen 6 und 11
Jahren), die mit Hepatitis B infiziert waren, hatte die wiederholte
Einnahme von Famciclovir (dreimal täglich 250 oder 500 mg) im
Vergleich zur Einmalgabe keinen nennenswerten Einfluss auf die
Pharmakokinetik von Penciclovir. Es kam nicht zu einer Kumulation
von Penciclovir.
Bei Kindern (zwischen 1 und 12
Jahren) mit Herpes-simplex-Virus-Infektionen oder Windpocken, die
orale Einzeldosen von Famciclovir erhielten (siehe Abschnitt 5.1),
nahm die scheinbare Clearance von Penciclovir mit dem Körpergewicht
nichtlinear zu. Die Plasma-Eliminationshalbwertszeit von
Penciclovir war tendenziell umso kürzer, je jünger die Patienten
waren, und verkürzte sich von durchschnittlich 1,6 Stunden bei
Patienten zwischen 6 und 12 Jahren auf 1,2 Stunden bei Patienten
zwischen 1 und < 2 Jahren.
Ältere Patienten (≥ 65 Jahre)
Studienübergreifende Vergleiche ergaben, dass bei älteren Probanden (65‑79 Jahre) die mittlere AUC von Penciclovir nach Einnahme von Famciclovir ungefähr 30 % höher und die renale Clearance von Penciclovir etwa 20 % niedriger lag als bei jüngeren Probanden. Zum Teil ist diese Differenz möglicherweise auf die unterschiedliche Nierenfunktion bei den beiden Altersgruppen zurückzuführen. Eine altersabhängige Dosisanpassung wird nicht empfohlen, außer bei eingeschränkter Nierenfunktion (siehe Abschnitt 4.2).
Geschlecht
Geringfügige Unterschiede der renalen Clearance von Penciclovir zwischen Frauen und Männern sind beobachtet worden und werden auf geschlechtsspezifische Unterschiede der Nierenfunktion zurückgeführt. Eine geschlechtsspezifische Dosisanpassung wird nicht empfohlen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Allgemeine Toxizität
Studien zur Sicherheitspharmakologie und zur Toxizität bei wiederholter Gabe lassen keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
Gentoxizität
Umfassende In‑vivo- und In‑vitro‑Tests zum Nachweis von Genmutationen, Chromosomenaberrationen und DNA‑Reparatur ergaben keine Hinweise auf ein gentoxisches Potenzial von Famciclovir. Für Penciclovir ist – wie auch für andere Substanzen dieser Wirkstoffklasse – nachgewiesen worden, dass es chromosomale Schäden verursacht, jedoch weder Genmutationen in bakteriellen oder Säuger‑Zellsystemen noch erhöhte DNA-Reparaturaktivität in vitroauslöst.
Kanzerogenität
Bei weiblichen Ratten wurde unter hohen Dosen eine erhöhte Häufigkeit von Adenokarzinomen der Mamma festgestellt; dies ist ein häufig beobachteter Tumor des Rattenstamms, der in der Studie zum kanzerogenen Potential verwendet wurde. Bei männlichen Ratten sowie bei Mäusen beiderlei Geschlechts wurden keine Auswirkungen auf die Häufigkeit von Neoplasien festgestellt.
Reproduktionstoxizität
Bei männlichen Ratten, die 500 mg/kg/Tag erhielten, wurde eine Beeinträchtigung der Fertilität beobachtet (einschließlich histopathologischer Veränderungen in den Hoden, Veränderungen der Morphologie der Spermien, verminderter Konzentration und Beweglichkeit der Spermien und verminderter Fertilität). Des Weiteren wurden in den Studien zur allgemeinen Toxizität degenerative Veränderungen des Hodenepithels festgestellt. Diese waren reversibel und wurden auch mit anderen Substanzen dieser Klasse beobachtet. Tierexperimentelle Studien zeigten keine negativen Auswirkungen auf die weibliche Fertilität.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Hyprolose; Hypromellose; Lactose; Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz; Magnesiumstearat (Ph.Eur.); Macrogol 4000 und 6000; Titandioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Inkompatibilitäten sind bisher nicht bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 ºC lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Famvir 125 mg Filmtabletten
Packung mit 10 Filmtabletten
Famvir 250 mg Filmtabletten
Packung mit 15 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Novartis Pharma GmbH
90327 Nürnberg
Hausadresse:
Roonstraße 25
90429 Nürnberg
Telefon: (09 11) 273-0
Telefax: (09 11) 273-12 653
Internet/E-Mail: www.novartis.de
Info-Service:
Telefon: (0 18 02) 23 23 00 (0,06 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; max. 0,42 € pro Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz)
Telefax: (09 11) 273-12 160
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
Famvir 125 mg Filmtabletten: 34198.00.00
Famvir 250 mg Filmtabletten: 34198.01.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
25.07.1996/05.07.2004
10. STAND DER INFORMATION
Oktober 2010
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
((Novartis Logo))