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Famvir 250 Mg Filmtabletten

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09.02.2011

Seite 23

MS 01/11

V 002



Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)


Novartis Pharma Famvir®125 mg

Famvir®250 mg


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Famvir®125 mg Filmtabletten

Famvir®250 mg Filmtabletten


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Famvir 125 mg Filmtabletten

1 Filmtablette enthält 125 mg Famciclovir.

Sonstige Bestandteile: Enthält Lactose (siehe Abschnitt 4.4).


Famvir 250 mg Filmtabletten

1 Filmtablette enthält 250 mg Famciclovir.

Sonstige Bestandteile: Enthält Lactose (siehe Abschnitt 4.4).


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Filmtablette


Famvir 125 mg Filmtabletten

Weiße, runde Filmtabletten mit abgeschrägten Kanten und der Prägung „FV“ auf einer Seite und „125“ auf der anderen.


Famvir 250 mg Filmtabletten

Weiße, runde Filmtabletten mit abgeschrägten Kanten und der Prägung „FV“ auf einer Seite und „250“ auf der anderen.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Infektionen mit dem Varicella-Zoster-Virus (VZV) – Herpes zoster

Famvir ist angezeigt

Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV) – Herpes genitalis

Famvir ist angezeigt


Es wurden keine klinischen Studien bei immunsupprimierten Patienten mit einer HSV-Infektion durchgeführt, deren Immunschwäche eine andere Ursache als eine HIV-Infektion hatte (siehe Abschnitt 5.1).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen

500 mg dreimal täglich, sieben Tage lang.


Die Behandlung sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eines Herpes zoster eingeleitet werden.


Herpes zoster bei immunsupprimierten Erwachsenen

500 mg dreimal täglich, zehn Tage lang.


Die Behandlung sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eines Herpes zoster eingeleitet werden.


Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen

Erstmalig auftretender Herpes genitalis: 250 mg dreimal täglich, fünf Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach Diagnose des Herpes genitalis zu beginnen.


Episodische Behandlung von rezidivierendem Herpes genitalis: 125 mg zweimal täglich, fünf Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach dem ersten Auftreten von Prodromalsymptomen (z. B. Kribbeln, Juckreiz, Brennen, Schmerzen) oder Läsionen zu beginnen.


Rezidivierender Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen

Episodische Behandlung eines rezidivierenden Herpes genitalis: 500 mg zweimal täglich, sieben Tage lang. Es wird empfohlen, mit der Behandlung möglichst bald nach dem ersten Auftreten von Prodromalsymptomen (z. B. Kribbeln, Juckreiz, Brennen, Schmerzen) oder Läsionen zu beginnen.


Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen

250 mg zweimal täglich. Die Suppressionsbehandlung sollte nach maximal 12‑monatiger kontinuierlicher antiviraler Therapie abgesetzt werden, um Häufigkeit und Schwere der Rezidive erneut zu beurteilen. Diese Neubeurteilung sollte sich mindestens über zwei Rezidive erstrecken. Bei Patienten mit fortbestehender klinisch bedeutsamer Erkrankung kann die Suppressionsbehandlung wiederaufgenommen werden.


Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen

500 mg zweimal täglich.


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Da eine eingeschränkte Nierenfunktion (bestimmt anhand der Kreatinin-Clearance) mit einer verringerten Clearance von Penciclovir einhergeht, ist die Dosierung bei dieser Patientengruppe besonders sorgsam zu wählen. Die Dosierungsempfehlungen für erwachsene Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind in Tabelle 1 aufgeführt.


Tabelle 1 Dosierungsempfehlungen für erwachsene Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion


Anwendungsgebiet und nominale Dosierung

Kreatinin-Clearance
[ml/min]

Angepasste Dosierung

Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen



500 mg dreimal täglich 7 Tage lang

60

500 mg dreimal täglich 7 Tage lang


40 bis 59

500 mg zweimal täglich 7 Tage lang


20 bis 39

500 mg einmal täglich 7 Tage lang


< 20

250 mg einmal täglich 7 Tage lang


Hämodialysepatienten

250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 7 Tagen

Herpes zoster bei immunsupprimierten Erwachsenen



500 mg dreimal täglich 10 Tage lang

60

500 mg dreimal täglich 10 Tage lang


40 bis 59

500 mg zweimal täglich 10 Tage lang


20 bis 39

500 mg einmal täglich 10 Tage lang


< 20

250 mg einmal täglich 10 Tage lang


Hämodialysepatienten

250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 10 Tagen

Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen – erstmals auftretender Herpes genitalis



250 mg dreimal täglich 5 Tage lang

40

250 mg dreimal täglich 5 Tage lang


20 bis 39

250 mg zweimal täglich 5 Tage lang


< 20

250 mg einmal täglich 5 Tage lang


Hämodialysepatienten

250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 5 Tagen

Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen – episodische Behandlung von rezidivierendem Herpes genitalis



125 mg zweimal täglich 5 Tage lang

20

125 mg zweimal täglich 5 Tage lang


< 20

125 mg einmal täglich 5 Tage lang


Hämodialysepatienten

125 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 5 Tagen

Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen – episodische Behandlung eines rezidivierenden Herpes genitalis



500 mg zweimal täglich 7 Tage lang

40

500 mg zweimal täglich 7 Tage lang


20 bis 39

500 mg einmal täglich 7 Tage lang


< 20

250 mg einmal täglich 7 Tage lang


Hämodialysepatienten

250 mg nach jeder Dialyse über einen Zeitraum von 7 Tagen

Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunkompetenten Erwachsenen



250 mg zweimal täglich

40

250 mg zweimal täglich


20 bis 39

125 mg zweimal täglich


< 20

125 mg einmal täglich


Hämodialysepatienten

125 mg nach jeder Dialyse

Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei immunsupprimierten Erwachsenen



500 mg zweimal täglich

40

500 mg zweimal täglich


20 bis 39

500 mg einmal täglich


< 20

250 mg einmal täglich


Hämodialysepatienten

250 mg nach jeder Dialyse


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unter Hämodialyse

Da bei einer vierstündigen Hämodialyse die Plasmakonzentration von Penciclovir um bis zu 75 % reduziert wurde, ist Famciclovir unmittelbar nach der Dialyse einzunehmen. Die empfohlenen Dosierungen für Hämodialysepatienten sind Tabelle 1 zu entnehmen.


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion

Bei Patienten mit gering- bis mittelgradiger Einschränkung der Leberfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig. Zur Anwendung bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen liegen keine Daten vor (siehe Abschnitte 4.4 und 5.2).


Ältere Patienten (≥ 65 Jahre)

Sofern keine Einschränkung der Nierenfunktion vorliegt, ist keine Dosisanpassung erforderlich.


Kinder und Jugendliche

Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Famciclovir bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht nachgewiesen. Die derzeit vorhandenen Daten sind in Abschnitt 5.1 und 5.2 beschrieben.


Art der Anwendung

Famvir kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden (siehe Abschnitt 5.2).


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.

Überempfindlichkeit gegen Penciclovir.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Anwendung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich (siehe Abschnitte 4.2 und 4.9).


Anwendung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion

Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung ist Famciclovir nicht untersucht worden. Die Umwandlung von Famciclovir in dessen aktiven Metaboliten Penciclovir kann bei diesen Patienten gehemmt sein, was zu niedrigeren Penciclovir-Plasmakonzentrationen führt, sodass die Wirksamkeit von Famciclovir vermindert sein kann.


Behandlung von Herpes zoster

Das klinische Ansprechen sollte engmaschig überwacht werden, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. Wenn das Ansprechen auf die orale Therapie als unzureichend angesehen wird, ist eine intravenöse antivirale Behandlung in Betracht zu ziehen.


Patienten mit komplizierten Herpes-zoster-Infektionen, d. h. solche mit Beteiligung innerer Organe, mit disseminiertem Zoster, motorischen Neuropathien, Enzephalitis oder zerebrovaskulären Komplikationen, sollten eine intravenöse antivirale Behandlung erhalten.

Immunsupprimierte Patienten mit Zoster ophthalmicus und Patienten mit hohem Risiko für eine Dissemination und Beteiligung innerer Organe sollten ebenfalls eine intravenöse antivirale Behandlung erhalten.


Übertragung von Herpes genitalis

Die Patienten sind dazu anzuhalten, trotz einer antiviralen Therapie keinen Geschlechtsverkehr zu haben, solange Symptome bestehen. Während der antiviralen Suppressionstherapie ist die Virusausscheidung erheblich reduziert. Dennoch ist auch dann eine Übertragung noch möglich. Neben der Behandlung mit Famciclovir sollten die Patienten daher mit geeigneten Maßnahmen für geschützten Geschlechtsverkehr („Safer Sex“) sorgen.


Sonstiges

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose‑Intoleranz, Lapp-Lactase‑Mangel oder Glucose‑Galactose‑Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Einfluss anderer Arzneimittel auf Famciclovir

Es wurden keine klinisch signifikanten Wechselwirkungen festgestellt.


Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid kann durch kompetitive Hemmung der Elimination zu erhöhten Plasmaspiegeln von Penciclovir, dem aktiven Metaboliten von Famciclovir, führen.


Patienten, die Famciclovir in einer Dosierung von 500 mg dreimal täglich zusammen mit Probenecid erhalten, sind daher auf Toxizität hin zu überwachen. Falls Patienten unter starkem Schwindel, Somnolenz, Verwirrtheit oder anderen zentralnervösen Störungen leiden, ist eine Dosisreduktion auf 250 mg Famciclovir dreimal täglich in Betracht zu ziehen.


Die Umwandlung von Famciclovir zu dessen aktivem Metaboliten Penciclovir ist auf die Gegenwart von Aldehydoxidase angewiesen. Raloxifen ist ein sehr potenter Inhibitor dieses Enzyms in vitro. Die gleichzeitige Anwendung von Raloxifen könnte die Bildung von Penciclovir und damit die Wirksamkeit von Famciclovir beeinträchtigen. Wenn Raloxifen zusammen mit Famciclovir gegeben wird, sollte die klinische Wirksamkeit der antiviralen Therapie überwacht werden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Es liegen nur begrenzte Daten (aus weniger als 300 Schwangerschaften) für die Anwendung von Famciclovir bei Schwangeren vor. Auf Grundlage dieser begrenzten Informationen hat die kumulative Analyse sowohl prospektiv als auch retrospektiv erfasster Schwangerschaften keine Hinweise darauf ergeben, dass das Arzneimittel spezifische fetale Schädigungen oder angeborene Fehlbildungen verursachen könnte. Tierexperimentelle Studien haben keine embryotoxischen oder teratogenen Wirkungen von Famciclovir oder dessen aktivem Metaboliten Penciclovir gezeigt. Famciclovir darf während einer Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen der Behandlung die möglichen Risiken übersteigt.


Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Famciclovir beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Tierexperimentelle Studien haben ein Übertreten von Penciclovir in die Milch gezeigt. Wenn eine Behandlung mit Famciclovir aufgrund des Zustandes der Frau erforderlich ist, kann eine Beendigung des Stillens erwogen werden.


Fertilität

Klinische Daten lassen keinen Einfluss von Famciclovir auf die männliche Fertilität nach oraler Langzeitbehandlung in einer Dosierung von 250 mg zweimal täglich erkennen (siehe Abschnitt 5.3).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Patienten, bei denen während der Behandlung mit Famvir Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder andere Störungen des zentralen Nervensystems auftreten, sollten jedoch weder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen noch Maschinen bedienen.


4.8 Nebenwirkungen


In klinischen Studien traten Kopfschmerzen und Übelkeit auf, in der Regel von geringem bis mittlerem Schweregrad und in vergleichbarer Häufigkeit wie bei den Patienten, die Placebo erhielten. Alle weiteren Nebenwirkungen wurden nach Markteinführung festgestellt.


In placebo- (n=657) und verumkontrollierten Studien (n=930) erhielten insgesamt 1.587 Patienten Famciclovir in den empfohlenen Dosierungen. Diese klinischen Studien wurden retrospektiv ausgewertet, um für alle unten aufgeführten Nebenwirkungen eine Häufigkeitskategorie zu ermitteln. Für die in diesen Studien nicht beobachteten Nebenwirkungen wird erwartet, dass die obere Grenze des 95 %‑Konfidenzintervalls 3/X (auf Grundlage der „Dreierregel“) nicht übersteigt, wobei X für die Gesamtfallzahl (n=1.587) steht.


Die Nebenwirkungen (Tabelle 2) sind nach der Häufigkeit ihres Auftretens in folgende Kategorien eingeteilt: Sehr häufig (≥1/10); häufig (≥1/100, <1/10); gelegentlich (≥1/1.000, <1/100); selten (≥1/10.000, <1/1.000); sehr selten (<1/10.000).


Tabelle 2 Nebenwirkungen

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems


Selten:

Thrombozytopenie

Psychiatrische Erkrankungen


Gelegentlich:

Verwirrtheit


Selten:

Halluzinationen

Erkrankungen des Nervensystems


Sehr häufig:

Kopfschmerzen


Häufig:

Schwindel, Somnolenz

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts


Häufig:

Übelkeit, Erbrechen

Leber- und Gallenerkrankungen


Häufig:

Anomale Leberfunktionswerte


Selten:

Cholestatischer Ikterus

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes


Häufig:

Ausschlag, Juckreiz


Gelegentlich:

Urtikaria, schwerwiegende Hautreaktionen* (z. B. Erythema multiforme, Stevens‑Johnson‑Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse)

* In klinischen Studien nicht berichtet; Kategorie basiert auf der „Dreierregel“

Die in den Studien an immunsupprimierten Patienten beobachteten Nebenwirkungen waren insgesamt vergleichbar mit denen in der immunkompetenten Population. Übelkeit, Erbrechen und anomale Leberfunktionswerte wurden häufiger berichtet, besonders bei höheren Dosierungen.


4.9 Überdosierung


Zur Überdosierung mit Famciclovir liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Im Falle einer Überdosierung ist nach Bedarf supportiv und symptomatisch zu behandeln. In seltenen Fällen ist akutes Nierenversagen bei Patienten mit vorbestehender Nierenerkrankung gemeldet worden, bei denen die Dosierung nicht der reduzierten Nierenfunktion entsprechend angepasst worden war. Penciclovir ist dialysierbar; der Plasmaspiegel ist nach einer vierstündigen Hämodialyse um rund 75 % verringert.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase, ATC‑Code: JO5AB09


Wirkmechanismus

Famciclovirist die oral einzunehmende Vorstufe von Penciclovir. Famciclovir wird in vivorasch in Penciclovir umgewandelt, das in vitrogegen Herpes‑simplex‑Viren (HSV Typ 1 und 2), Varicella‑Zoster‑Virus, Epstein‑Barr‑Virus und Zytomegalie‑Virus aktiv ist.


Die antivirale Wirkung von oral verabreichtem Famciclovirist in mehreren Tiermodellen nachgewiesen: Die Wirkung beruht auf der Umwandlung zu Penciclovir in vivo. In virusinfizierten Zellen phosphoryliert die virale Thymidinkinase (TK) Penciclovir zu einem Monophosphat, das wiederum durch zelluläre Kinasen zu Penciclovir‑Triphosphat umgewandelt wird. Dieses Triphosphat persistiert länger als 12 Stunden in der infizierten Zelle und hemmt die Verlängerung der viralen DNA‑Kette durch kompetitive Hemmung des Einbaus von Desoxyguanosintriphosphat in die wachsende virale DNA, sodass die Replikation der Virus‑DNA zum Stillstand kommt. In nicht infizierten Zellen, die mit Penciclovir behandelt werden, ist Penciclovir‑Triphosphat dagegen kaum nachweisbar. Die Gefahr der Toxizität für Säugetier‑Wirtszellen ist daher gering, und es ist unwahrscheinlich, dass Penciclovir in therapeutischen Konzentrationen Auswirkungen auf nicht infizierte Zellen hat.


Resistenz

Wie bei Aciclovir besteht die häufigste Form der Resistenzbildung von HSV‑Stämmen in einer ungenügenden Produktion des Thymidinkinase‑Enzyms. In diesen Fällen ist generell eine Kreuzresistenz gegen Penciclovir und Aciclovir zu erwarten.


Ergebnisse von 11 weltweit durchgeführten klinischen Studien mit Penciclovir (topische oder intravenöse Formulierungen) oder Famciclovir an immunkompetenten oder immunsupprimierten Patienten, einschließlich Studien mit einer bis zu 12‑monatigen Behandlung mit Famciclovir, ergaben insgesamt nur eine geringe Anzahl von Penciclovir‑resistenten Isolaten: 0,2 % (2/913) bei immunkompetenten und 2,1 % (6/288) bei immunsupprimierten Patienten. Die resistenten Isolate wurden meist zu Beginn der Behandlung oder in einer Placebogruppe gefunden. Während oder nach der Behandlung mit Famciclovir oder Penciclovir traten lediglich bei zwei immunsupprimierten Patienten Resistenzen auf.


Klinische Wirksamkeit

In placebo- und verumkontrollierten Studien sowohl mit immunkompetenten als auch immunsupprimierten Patienten mit unkompliziertem Herpes zoster hat sich Famciclovir hinsichtlich des Abheilens der Läsionen als wirksam erwiesen. In einer verumkontrollierten klinischen Studie hat sich Famciclovir in der Behandlung von Zoster ophthalmicus bei immunkompetenten Patienten als wirksam erwiesen.


Die Wirksamkeit von Famciclovir bei immunkompetenten Patienten mit erstmalig auftretendem Herpes genitalis wurde in drei verumkontrollierten Studien gezeigt. Zwei placebokontrollierte Studien mit immunkompetenten und eine verumkontrollierte Studie mit HIV‑infizierten Patienten mit rezidivierendem Herpes genitalis haben gezeigt, dass Famciclovir wirksam war.


Zwei placebokontrollierte, 12‑monatige Studien an immunkompetenten Patienten mit rezidivierendem Herpes genitalis haben eine signifikante Verminderung der Rezidive bei mit Famciclovir behandelten Patienten gegenüber Placebo gezeigt. Placebokontrollierte und unkontrollierte Studien von bis zu 16 Wochen Dauer haben gezeigt, dass Famciclovir in der Suppression von rezidivierendem Herpes genitalis bei HIV‑infizierten Patienten wirksam war; in der placebokontrollierten Studie führte Famciclovir zu einer signifikanten Verminderung des Anteils von Tagen mit symptomatischer und asymptomatischer HSV‑Ausscheidung.


Kinder und Jugendliche
Famciclovir Granulat zum Einnehmen, eine nur in klinischen Prüfungen angewendete Darreichungsform, wurde bei 169 Kindern im Alter zwischen 1 Monat und ≤ 12 Jahren untersucht. 100 dieser Patienten waren zwischen 1 und ≤ 12 Jahren und wurden 7 Tage lang entweder zweimal täglich (47 Patienten mit Herpes-simplex-Virus-Infektionen) oder dreimal täglich (53 Patienten mit Windpocken) mit Famciclovir Granulat zum Einnehmen (in Dosen zwischen 150 mg und 500 mg) behandelt. Die übrigen 69 Patienten (18 Patienten zwischen 1 und ≤ 12 Monaten, 51 Patienten zwischen 1 und ≤ 12 Jahren) nahmen an Einzeldosis-Studien zur Untersuchung der Pharmakokinetik und Unbedenklichkeit von Famciclovir Granulat zum Einnehmen (in Dosen zwischen 25 mg und 500 mg) teil. Die gewichtsbasierten Famciclovir-Dosen wurden so ausgewählt, dass die systemischen Expositionen gegenüber Penciclovir mit denjenigen vergleichbar waren, die bei Erwachsenen nach Anwendung von 500 mg Famciclovir beobachtet werden. In keiner dieser Studien wurde eine Kontrollgruppe mitgeführt; daher sind keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Wirksamkeit der untersuchten Therapieschemata möglich. Das Unbedenklichkeitsprofil war mit dem bei Erwachsenen beobachteten vergleichbar. Allerdings war die systemische Wirkstoffexposition bei Säuglingen unter 6 Monaten gering, so dass eine Beurteilung der Unbedenklichkeit von Famciclovir in dieser Altersgruppe nicht möglich ist.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Allgemeine Eigenschaften


Resorption

Famciclovir ist die orale Vorstufe der antiviral wirksamen Verbindung Penciclovir. Famciclovir wird nach oraler Anwendung rasch und weitgehend resorbiert und in Penciclovir umgewandelt. Die Bioverfügbarkeit von Penciclovir nach oraler Einnahme von Famciclovir betrug 77 %. Nach Einnahme oraler Dosen von 125 mg, 250 mg, 500 mg und 750 mg Famciclovir wurden mittlere Penciclovir‑Maximalspiegel im Plasma von 0,8 Mikrogramm/ml, 1,6 Mikrogramm/ml, 3,3 Mikrogramm/ml bzw. 5,1 Mikrogramm/ml gemessen, die im Mittel 45 Minuten nach Einnahme der Dosis erreicht wurden.


Die Plasmaspiegel‑Zeit‑Kurven von Penciclovir verlaufen nach einmaliger und wiederholter (dreimal und zweimal täglicher) Anwendung ähnlich, was darauf hindeutet, dass nach wiederholter Gabe von Famciclovir keine Akkumulation von Penciclovir stattfindet.


Das Ausmaß der systemischen Verfügbarkeit (AUC) von Penciclovir aus oral eingenommenem Famciclovir wird durch die Aufnahme von Nahrung nicht beeinflusst.


Verteilung

Penciclovir und seine 6‑Desoxy‑Vorstufe binden nur geringfügig (<20 %) an Plasmaproteine.


Metabolismus und Elimination

Famciclovir wird vorwiegend als Penciclovir und dessen 6‑Desoxy‑Vorstufe mit dem Urin eliminiert. Es wurde kein unverändertes Famciclovir im Urin gefunden. Die renale Elimination von Penciclovir erfolgt zum Teil durch tubuläre Sekretion.


Die terminale Halbwertszeit von Penciclovir im Plasma betrug sowohl nach einmaliger als auch nach wiederholter Gabe von Famciclovir ungefähr 2 Stunden.


Präklinische Studien ergaben keine Hinweise auf eine Induktion von Zytochrom-P-450-Enzymen und auf eine Hemmung von CYP3A4.


Besondere Patientengruppen

Patienten mit Herpes‑zoster‑Infektion

Eine komplikationslose Herpes‑zoster‑Infektion verändert die Pharmakokinetik von Penciclovir nach oraler Einnahme von Famciclovir nicht signifikant. Die terminale Plasmahalbwertszeit von Penciclovir bei Patienten mit Herpes zoster betrug nach einmaliger und wiederholter Einnahme von Famciclovir 2,8 Stunden bzw. 2,7 Stunden.


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Die Plasma‑Clearance, renale Clearance und Plasma‑Eliminationskonstante von Penciclovir nehmen bei einer Einschränkung der Nierenfunktion linear ab, sowohl nach einmaliger als auch nach wiederholter Einnahme. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich (siehe Abschnitt 4.2).


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion

Eine leichte bis mäßige Einschränkung der Leberfunktion beeinflusste das Ausmaß der systemischen Verfügbarkeit von Penciclovir nach Einnahme von Famciclovir nicht. Bei Patienten mit gering- bis mittelgradigen Leberfunktionsstörungen wird keine Dosisanpassung empfohlen (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4). Bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen ist die Pharmakokinetik von Penciclovir nicht untersucht worden. Die Umwandlung von Famciclovir zum aktiven Metaboliten Penciclovir könnte bei diesen Patienten beeinträchtigt sein, was zu niedrigeren Konzentrationen von Penciclovir im Plasma und damit zu einer Abschwächung der Wirksamkeit von Famciclovir führen könnte.


Kinder und Jugendliche
Bei Kindern (zwischen 6 und 11 Jahren), die mit Hepatitis B infiziert waren, hatte die wiederholte Einnahme von Famciclovir (dreimal täglich 250 oder 500 mg) im Vergleich zur Einmalgabe keinen nennenswerten Einfluss auf die Pharmakokinetik von Penciclovir. Es kam nicht zu einer Kumulation von Penciclovir.
Bei Kindern (zwischen 1 und 12 Jahren) mit Herpes-simplex-Virus-Infektionen oder Windpocken, die orale Einzeldosen von Famciclovir erhielten (siehe Abschnitt 5.1), nahm die scheinbare Clearance von Penciclovir mit dem Körpergewicht nichtlinear zu. Die Plasma-Eliminationshalbwertszeit von Penciclovir war tendenziell umso kürzer, je jünger die Patienten waren, und verkürzte sich von durchschnittlich 1,6 Stunden bei Patienten zwischen 6 und 12 Jahren auf 1,2 Stunden bei Patienten zwischen 1 und < 2 Jahren.


Ältere Patienten (≥ 65 Jahre)

Studienübergreifende Vergleiche ergaben, dass bei älteren Probanden (65‑79 Jahre) die mittlere AUC von Penciclovir nach Einnahme von Famciclovir ungefähr 30 % höher und die renale Clearance von Penciclovir etwa 20 % niedriger lag als bei jüngeren Probanden. Zum Teil ist diese Differenz möglicherweise auf die unterschiedliche Nierenfunktion bei den beiden Altersgruppen zurückzuführen. Eine altersabhängige Dosisanpassung wird nicht empfohlen, außer bei eingeschränkter Nierenfunktion (siehe Abschnitt 4.2).


Geschlecht

Geringfügige Unterschiede der renalen Clearance von Penciclovir zwischen Frauen und Männern sind beobachtet worden und werden auf geschlechtsspezifische Unterschiede der Nierenfunktion zurückgeführt. Eine geschlechtsspezifische Dosisanpassung wird nicht empfohlen.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Allgemeine Toxizität

Studien zur Sicherheitspharmakologie und zur Toxizität bei wiederholter Gabe lassen keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.


Gentoxizität

Umfassende In‑vivo- und In‑vitro‑Tests zum Nachweis von Genmutationen, Chromosomenaberrationen und DNA‑Reparatur ergaben keine Hinweise auf ein gentoxisches Potenzial von Famciclovir. Für Penciclovir ist – wie auch für andere Substanzen dieser Wirkstoffklasse – nachgewiesen worden, dass es chromosomale Schäden verursacht, jedoch weder Genmutationen in bakteriellen oder Säuger‑Zellsystemen noch erhöhte DNA-Reparaturaktivität in vitroauslöst.


Kanzerogenität

Bei weiblichen Ratten wurde unter hohen Dosen eine erhöhte Häufigkeit von Adenokarzinomen der Mamma festgestellt; dies ist ein häufig beobachteter Tumor des Rattenstamms, der in der Studie zum kanzerogenen Potential verwendet wurde. Bei männlichen Ratten sowie bei Mäusen beiderlei Geschlechts wurden keine Auswirkungen auf die Häufigkeit von Neoplasien festgestellt.


Reproduktionstoxizität

Bei männlichen Ratten, die 500 mg/kg/Tag erhielten, wurde eine Beeinträchtigung der Fertilität beobachtet (einschließlich histopathologischer Veränderungen in den Hoden, Veränderungen der Morphologie der Spermien, verminderter Konzentration und Beweglichkeit der Spermien und verminderter Fertilität). Des Weiteren wurden in den Studien zur allgemeinen Toxizität degenerative Veränderungen des Hodenepithels festgestellt. Diese waren reversibel und wurden auch mit anderen Substanzen dieser Klasse beobachtet. Tierexperimentelle Studien zeigten keine negativen Auswirkungen auf die weibliche Fertilität.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Hyprolose; Hypromellose; Lactose; Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz; Magnesiumstearat (Ph.Eur.); Macrogol 4000 und 6000; Titandioxid


6.2 Inkompatibilitäten


Inkompatibilitäten sind bisher nicht bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 30 ºC lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Famvir 125 mg Filmtabletten

Packung mit 10 Filmtabletten


Famvir 250 mg Filmtabletten

Packung mit 15 Filmtabletten

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


Novartis Pharma GmbH

90327 Nürnberg


Hausadresse:

Roonstraße 25

90429 Nürnberg

Telefon: (09 11) 273-0

Telefax: (09 11) 273-12 653

Internet/E-Mail: www.novartis.de


Info-Service:

Telefon: (0 18 02) 23 23 00 (0,06 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz; max. 0,42 € pro Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz)

Telefax: (09 11) 273-12 160


8. ZULASSUNGSNUMMER(N)


Famvir 125 mg Filmtabletten: 34198.00.00

Famvir 250 mg Filmtabletten: 34198.01.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

25.07.1996/05.07.2004


10. STAND DER INFORMATION

Oktober 2010


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig


((Novartis Logo))