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Fentanyl-Hexal S 12 Μg/H

Document: 15.03.2010   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation



1. Bezeichnung des Arzneimittels


Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h Matrixpflaster



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


1 Matrixpflaster (5,25 cm2Absorptionsfläche) enthält 2,1 mg Fentanyl, entsprechend
12,5 µg/Stunde Wirkstofffreisetzung (über einen Zeitraum von
3 Tagen).


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Matrixpflaster


Transparentes, abgerundetes, rechtwinkliges Matrixpflaster mit dem Aufdruck ”fentanyl” und der jeweiligen Stärke, bestehend aus einer Schutzfolie (vor Anwendung des Pflasters zu entfernen) und zwei funktionellen Schichten: einer Fentanyl-haltigen selbstklebenden Matrixschicht und einer wasserundurchlässigen Trägerfolie.


Größe des Pflasters: 5,25 cm²



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Chronische Schmerzen, die nur mit Opioid-Analgetika ausreichend behandelt werden können bei Patienten ab 2 Jahre.


Hinweis

Studien haben gezeigt, dass bei fast allen Patienten trotz der Behandlung mit einem Fentanyl-haltigen Pflaster eine Zusatzmedikation mit schnellfreisetzenden stark wirksamen Arzneimitteln zur Kupierung von Schmerzspitzen erforderlich war.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h setzt Fentanyl über 72 Stunden frei (entsprechend einer Freisetzungsrate von 12,5 µg/Stunde, bei einer Absorptionsfläche von 5,25 cm2).


Pädiatrischen Patienten sollte nur dann Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h verordnet werden, wenn diese zuvor mit mindestens 30 mg oralem Morphinäquivalent pro Tag behandelt worden sind.


Ein-/Umstellung auf Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h

Bei einer Arzneimittelumstellung von oral oder parenteral verabreichten Opioiden auf Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h sollte die initiale Dosis anhand des bisherigen Opioidbedarfs sowie des Schmerzstatus ermittelt werden:

- Bei pädiatrischen Patienten, die bis zu 45 mg orales Morphinäquivalent pro Tag erhielten, sollte die Behandlung mit einem Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h begonnen werden (entsprechend einer Freisetzungsrate von 12,5 µg/Stunde).

- Bei pädiatrischen Patienten, die 45-90 mg orales Morphinäquivalent pro Tag erhielten, sollte die Behandlung mit zwei Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h begonnen werden (entsprechend einer Freisetzungsrate von 25 µg/Stunde).


Für pädiatrische Patienten, die mehr als 90 mg orales Morphinäquivalent pro Tag erhielten, liegen bislang nur begrenzt Daten aus klinischen Studien mit Fentanyl-haltigen Pflastern vor. In diesen pädiatrischen Studien wurde die benötigte Wirkstoffstärke des Pflasters konservativ berechnet: Bei pädiatrischen Patienten mit höherem oralem Opioidbedarf wurden pro 3045 mg oralem Morphinäquivalent pro Tag 12,5 µg Fentanyl pro Stunde (entsprechend einem Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h) eingesetzt.


Dabei ist zu beachten, dass diese Umrechnungsempfehlung für Kinder nur für die Umstellung von oral verabreichten Opioiden (berechnet als Morphinäquivalent) auf Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h gilt. Bei der umgekehrten Umstellung von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h auf andere Analgetika kann diese Umrechnungsempfehlung zu Überdosierungen führen und sollte daher nicht angewendet werden.


Der Einsatz von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h kann bei Erwachsenen im Bereich von 0-45 mg Morphinäquivalent insbesondere zur Ersteinstellung sinnvoll sein.


In den ersten 12 Stunden nach dem Wechsel zu Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h erhält der Patient noch sein bis dahin verabreichtes Analgetikum in der bisherigen Dosis, in den nächsten
12 Stunden bedarfsorientiert. Bei Umstellung von anderen Analgetika kann der maximale analgetische Effekt erst nach ca. 24 Stunden beurteilt werden, da die Fentanyl-Spiegel im Blut langsam ansteigen.


Dosistitration und Dauertherapie

Bei nicht ausreichender Analgesie sollte bei pädiatrischen Patienten zusätzlich zu Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h z. B. Morphinlösung oder ein anderes kurzwirksames Opioid verabreicht werden. Unter Berücksichtigung der zusätzlich verabreichten Opioide und des Schmerzzustandes des Kindes kann eine Kombination von mehr als einem Pflaster erwogen werden. Die Dosisanpassung sollte dann in Schritten von 12,5 µg Fentanyl pro Stunde, entsprechend einem zusätzlichen Pflaster Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h, erfolgen.


Um einer unbemerkten Akkumulation des Wirkstoffes vorzubeugen, sollte diese Dosiserhöhung jedoch nur jeweils 72 Stunden nach der Applikation von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h vorgenommen werden.


Die erforderliche Dosis sollte individuell auf den Patienten abgestimmt und in regelmäßigen Abständen überprüft werden.


Umstellung bzw. Beendigung der Therapie

Bei einer Anwendung über einen längeren Zeitraum muss damit gerechnet werden, dass infolge abrupter Beendigung der Behandlung oder plötzlicher Dosisreduktion Entzugssymptome auftreten können.


Soll von der Behandlung mit Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h auf ein anderes stark wirksames Analgetikum umgestellt werden, wird dieses nach Abnahme des Pflasters in der halben Dosierung der in der Tabelle angegebenen Menge eingesetzt; anhand der Schmerzbeurteilung durch den Patienten wird die Dosis dann entsprechend angepasst. Soll die Behandlung beendet werden, muss eine schrittweise Dosisreduktion erfolgen, um das Auftreten von Entzugssymptomen zu verhindern.



Tabelle: Fentanyl-Dosisfindung anhand des Morphin-Tagesbedarfs


parenterale Morphindosis

(mg/24 Stunden)

orales Morphin (mg/24 Stunden)

Transdermales Fentanyl

Dosis (mg/24 Stunden)

Transdermales Fentanyl

Freisetzung (µg/Stunde)

Transdermales Fentanyl

Absorptionsfläche (cm2)

0-11

0-45

0,3

12,5

5,25

12-22

46-90

0,6

25

10,5 (2 x 5,25)


Hinweise

Da die Serumspiegel langsam ansteigen, sollte die Ersteinstellung bzw. Höherdosierung zu einem Zeitpunkt erfolgen, der eine möglichst lange Vigilanzkontrolle gewährleistet. Ist dies nicht gesichert, ist die Ersteinstellung unter Krankenhausbedingungen vorzunehmen.


Die empfohlenen Dosierungen sind Richtwerte. Die Umrechnungstabellen beruhen auf den bislang in den Studien gewonnenen begrenzten Erfahrungen. Bei extremen Schmerzzuständen kann hiervon abgewichen werden. Grundsätzlich sollte die kleinste ausreichend analgetisch wirksame Dosis gewählt werden.


Art der Anwendung


Direkt nach der Entnahme aus der Verpackung und dem Entfernen der Schutzfolie wird Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h auf ein unbehaartes oder von Haaren befreites (mit Schere, nicht rasieren) Hautareal im Bereich des Oberkörpers (Brust, Rücken, Oberarm) aufgeklebt.


Bei kleinen Kindern sollte das Pflaster auf dem Rücken aufgebracht werden, damit das Pflaster vom Kind nicht entfernt werden kann.


Vor dem Aufkleben sollte die Haut vorsichtig mit sauberem Wasser (keine Reinigungsmittel verwenden!) gereinigt und gut abgetrocknet werden. Das Pflaster wird dann mit leichtem Druck der flachen Hand (ca. 10-30 Sekunden lang) aufgeklebt. Es sollte darauf geachtet werden, dass die zu beklebende Stelle keine Mikroläsionen (z. B. durch Bestrahlung oder Rasur) und keine Hautirritationen aufweist.

Da das Pflaster nach außen hin durch eine wasserdichte Abdeckfolie geschützt wird, kann es auch beim Duschen getragen werden.


Auf die für das Pflaster ausgewählte Hautstelle dürfen keine Cremes, Öle, Lotionen oder Puder aufgetragen werden, um das Kleben des Pflasters nicht zu beeinträchtigen.


Dauer der Anwendung


Ein Wechsel des Pflasters sollte nach 72 Stunden erfolgen. Falls im Einzelfall erforderlich, darf nicht eher als nach 48 Stunden gewechselt werden, da sonst mit einem Anstieg der mittleren Fentanyl-Konzentration gerechnet werden muss. Es muss jeweils eine neue Hautstelle gewählt werden. Jedes Hautareal kann 7 Tage nach Entfernen des Pflasters erneut benutzt werden. Der analgetische Effekt kann nach Entfernung des Pflasters für einige Zeit bestehen bleiben.


Wenn sich nach Abziehen des Pflasters Rückstände auf der Haut befinden, können diese mit reichlich Wasser und Seife entfernt werden. Die Reinigung sollte keinesfalls mit Alkohol oder anderen Lösungsmitteln durchgeführt werden, da diese - bedingt durch die Pflasterwirkung - durch die Haut penetrieren könnten.



Hinweise


Gelegentlich kann eine zusätzliche Fixierung des Pflasters erforderlich sein.


Die benötigte Applikationsfläche kann bei fortschreitender Dosiserhöhung bis zu einem Punkt führen, an dem eine weitere Steigerung nicht mehr möglich ist.


4.3 Gegenanzeigen


Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h darf nicht angewendet werden bei


- Überempfindlichkeit gegen Fentanyl oder einen der sonstigen Bestandteile von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h

- kurzfristigen Schmerzzuständen, z. B. nach operativen Eingriffen

- bradykarden Rhythmusstörungen

- schwer beeinträchtigter ZNS-Funktion

- der Geburt (wegen möglicher Atemdepression des Neugeborenen).


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Da stark wirksame Opioide Atemdepression hervorrufen können, sollte Fentanyl nur vorsichtig und geringer dosiert eingesetzt werden bei Patienten mit

- bestehender Atemdepression (z. B. durch andere medizinische Behandlungen, Urämie oder ernste Infektionen)

- chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (z. B. chronisch obstruktive Bronchitis, Bronchialasthma, allgemein bei stark begrenzter Atemreserve)

- eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion.

Bei solchen Patienten können Opioide den Atemwegswiderstand erhöhen.


Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei

- Patienten, die besonders anfällig für CO2-Retention sind (Kopfverletzungen, Hirntumoren, Anzeichen von erhöhtem intrakranialem Druck, Bewusstseinsstörungen oder Koma). Hier können Opioide den klinischen Verlauf von Kopfverletzungen verschleiern.

- Patienten mit Arzneimittel- oder Alkoholsucht.


Kinder

Bei Kindern unter 2 Jahren wurde Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h nicht untersucht. Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h sollte ausschließlich mit Opioiden vorbehandelten Kindern ab 2 Jahre verabreicht werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei Kindern unter 2 Jahren sollte Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h nicht angewendet werden.


Damit das Pflaster von kleinen Kindern nicht eigenständig entfernt und verzehrt werden kann, ist Vorsicht bei der Auswahl der Applikationsstelle geboten. Das Haften des Pflasters sollte daher sorgfältig überprüft und das Pflaster gegebenenfalls nachträglich fixiert werden.


Das Pflaster sollte vom Klinikpersonal, dem Arzt oder einer erwachsenen Begleitperson und keinesfalls vom Kind selbst appliziert bzw. abgenommen und entsorgt werden.


Ältere Menschen

Möglicherweise ist die renale Clearance älterer Patienten vermindert, die Halbwertszeit verlängert, und sie reagieren empfindlicher auf die Substanz als jüngere Patienten.

In Studien mit einem Fentanyl-haltigen Pflaster waren die kinetischen Daten zu Fentanyl im Vergleich zu denen jüngerer Patienten nicht signifikant unterschiedlich, obwohl die Serumkonzentrationen älterer Patienten tendenziell höher lagen.

Ältere Patienten sollten sorgfältig auf Anzeichen einer Überdosierung beobachtet und die Dosis gegebenenfalls vermindert werden.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Daten, die mit intravenösem Fentanyl bei Patienten mit Nierenversagen erhoben wurden, lassen darauf schließen, dass das Verteilungsvolumen von Fentanyl durch Dialyse möglicherweise verändert wird. Dies kann sich auf die Serumkonzentrationen auswirken. Wenn Patienten mit Nierenfunktionsstörungen Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h erhalten, sollten sie sorgfältig auf Anzeichen einer Fentanyl-Toxizität überwacht werden.


Eingeschränkte Leberfunktion

Da Fentanyl in der Leber verstoffwechselt wird, können Lebererkrankungen seine Ausscheidung verzögern. Patienten mit Störungen der Leber- oder Nierenfunktion, geschwächte Patienten und solche mit geringem Körpergewicht sollten sorgfältig auf Anzeichen einer Überdosierung beobachtet und die Dosis gegebenenfalls vermindert werden.


Hinweise

Dieses Arzneimittel soll nur unter Aufsicht von in der Schmerztherapie erfahrenen Ärzten angewendet werden.


Bei dem Wechsel zwischen verschiedenen Fentanyl-haltigen Systemen ist zur Sicherstellung der kontinuierlichen Schmerzstillung eine zusätzliche ärztliche Überwachung und Aufklärung der Patienten über die Anwendung (eventuell wie bei Neueinstellung) angeraten.


Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h soll vor und nach Gebrauch für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.


Kommt es unter der Behandlung mit Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h zu einer Atemdepression, so muss das Pflaster sofort entfernt und der Patient wach gehalten und zum Atmen angeregt werden, bis ärztliche Hilfe eingetroffen ist. Da transdermal verabreichtes Fentanyl eine Halbwertszeit von 17 Stunden aufweist, muss auch nach Entfernung des Pflasters mit dem Bestehen bleiben oder Wiederauftreten einer Atemdepression gerechnet werden. Patienten, bei denen schwerwiegende unerwünschte Wirkungen beobachtet werden, sollten nach Entfernen des Pflasters für mindestens weitere 24 Stunden sorgfältig hinsichtlich Respirationsrate und Sedationstiefe überwacht werden.


Eine Atemdepression kann auch nach Entfernen des Pflasters anhalten. Die Wahrscheinlichkeit dieser Nebenwirkung steigt mit zunehmender Dosis (siehe auch Abschnitt 4.9), zentral dämpfende Arzneimittel können sie verstärken (siehe auch Abschnitt 4.5).


Fieber/äußere Wärmeanwendung

Ein pharmakokinetisches Modell weist darauf hin, dass sich die Fentanyl-Konzentration im Blut möglicherweise um ein Drittel erhöht, wenn die Temperatur der Haut auf 40 °C ansteigt. Daher müssen fiebrige Patienten auf Nebenwirkungen beobachtet und die Dosis von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h muss gegebenenfalls angepasst werden. Es ist darauf zu achten, dass die Stelle, an der das Pflaster angebracht wurde, keinen Wärmequellen ausgesetzt werden darf (zusätzlich kann die Klebefähigkeit beeinträchtigt werden). Dazu gehören u. a. Heizkissen und -decken, geheizte Wasserbetten, Wärmestrahler, intensive Sonnenbäder, Sauna und heiße (Whirlpool-) Bäder.


Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h darf ausschließlich auf der Haut der Person zur Anwendung kommen, für die es ärztlicherseits bestimmt ist. In einer kleinen Zahl von Fällen haftete das Pflaster nach engerem Körperkontakt auf der Haut einer anderen Person. In einem solchen Fall sollte das Pflaster sofort entfernt werden.


Die Anwendung von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Eine missbräuchliche Anwendung des Arzneimittels Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h zu Dopingzwecken kann die Gesundheit gefährden.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müssen beachtet werden:


Bei gleichzeitiger Gabe von anderen zentraldämpfenden Arzneimitteln, wie Opioiden, Sedativa oder Hypnotika, Allgemeinanästhetika und Muskelrelaxantien, Phenothiazinen, Tranquilizern, sedierenden Antihistaminika und Alkohol, kann die sedierende Wirkung verstärkt werden. Das Auftreten von Atemdepression, Blutdruckveränderungen und tiefer Sedierung oder Koma ist möglich. Wenn eine Kombination von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h mit einem der aufgeführten Arzneimittel in Erwägung gezogen wird, sollte die Dosis von einem oder beiden Arzneimitteln reduziert werden.


Fentanyl, eine Substanz mit hoher Clearance, wird schnell und extensiv hauptsächlich über Cytochrom P450-3A4 metabolisiert.


Bei der gleichzeitigen Anwendung von anderen Arzneistoffen, die diesen Stoffwechselweg hemmen, wie z. B. Erythromycin, Itraconazol, Ketoconazol, Diltiazem und Cimetidin, sind Auswirkungen auf die Wirkdauer und klinisch relevante Nebenwirkungen nicht gänzlich auszuschließen.


Bei gleichzeitiger oraler Anwendung von Itraconazol in einer Dosis von 200 mg/d über 4 Tage wurden keine signifikanten Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von intravenös verabreichtem Fentanyl beobachtet.


Bei gleichzeitiger oraler Anwendung von Ritonavir, einem der stärksten Cytochrom-P450-3A4-Inhibitoren, wurde eine Verminderung der Clearance von intravenös verabreichtem Fentanyl um 2/3 beobachtet. Die Plasmaspiegel von Fentanyl können dadurch so erhöht sein, dass es zu einer Verstärkung oder Verlängerung der therapeutischen Wirkung und von Nebenwirkungen kommen kann. Eine schwere Atemdepression kann die Folge sein. In dieser Situation ist eine spezielle Patientenbetreuung und Überwachung notwendig. Die gleichzeitige Anwendung von Ritonavir oder anderen starken Cytochrom-P450-3A4-Inhibitoren und Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h wird ohne eine enge Patientenüberwachung nicht empfohlen.


Da Pethidin und Monoaminoxidase-Hemmstoffe (z. B. Tranylcypromin) wechselseitig ihre toxischen Wirkungen verstärken, kann mit einer ähnlichen Interaktion bei Fentanyl gerechnet werden. Daher sollte Fentanyl innerhalb von 14 Tagen nach Beendigung der Behandlung mit MAO-Hemmern nicht angewendet werden.


Obgleich Pentazocin bzw. Buprenorphin analgetisch wirken, antagonisieren sie teilweise einige Wirkungen des Fentanyls (z. B. die Analgesie) und können bei Opioid-Abhängigen Entzugssymptome auslösen.


Patienten, die mit Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h behandelt werden, sollten keinen Alkohol zu sich nehmen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Zur Anwendung von Fentanyl bei Schwangeren liegen keine ausreichenden Daten vor.


In Tierstudien zeigte sich Reproduktionstoxizität (siehe Abschnitt 5.3 „Präklinische Daten zur Sicherheit“). Ein mögliches Risiko für den Menschen ist unbekannt. Deshalb sollte Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, es ist unbedingt erforderlich.


Eine Langzeitbehandlung während der Schwangerschaft kann zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen.


Von der Anwendung während der Wehen und der Geburt (einschließlich Kaiserschnitt) wird abgeraten, weil Fentanyl die Plazenta passiert und eine Depression des Atemzentrums beim Neugeborenen verursachen kann (siehe Abschnitt 4.3).


Fentanyl geht in die Muttermilch über und kann Sedierung und/oder Atemdepression beim Säugling hervorrufen. Daher soll bis mindestens 72 Stunden nach der letzten Anwendung von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h nicht gestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Bei stabil auf Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h eingestellten Patienten ist - ohne weitere Beeinflussung durch andere Wirkstoffe - im Allgemeinen eine wesentliche Beeinträchtigung der Verkehrstauglichkeit nicht zu erwarten. Insbesondere bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Kombination mit anderen Medikamenten kann jedoch im Einzelfall das Reaktionsvermögen soweit beeinträchtigt sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt ist. Daher ist Vorsicht geboten.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:


Sehr häufig ( 1/10)

Häufig ( 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich ( 1/1.000 bis < 1/100)

Selten ( 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Nervensystem

Sehr häufig:Kopfschmerzen, Schwindel

Gelegentlich:Tremor, Parästhesie, Sprachstörungen

Sehr selten:Koordinationsstörungen, Krampfanfälle (einschließlich klonischer und Grand-mal-Anfälle)


Psychische Störungen

Sehr häufig:Somnolenz

Häufig:Sedierung, Nervosität, Appetitlosigkeit

Gelegentlich:Euphorie, Amnesie, Insomnie, Halluzinationen, Agitiertheit

Sehr selten:Wahnideen, Erregungszustände, Asthenie, Depression, Angstzustände, Konfusionszustände, Störungen der Sexualfunktion, Entzugserscheinungen


Herz-Kreislauf-System

Gelegentlich:Hypertonie, Hypotonie, Tachykardie, Bradykardie

Selten:Arrhythmie, Vasodilatation


Augen

Selten:Amblyopie


Gastrointestinaltrakt

Sehr häufig:Übelkeit, Erbrechen, Obstipation

Häufig:Mundtrockenheit, Dyspepsie

Gelegentlich:Diarrhö

Selten:Schluckauf

Sehr selten:schmerzhafte Blähungen, Ileus


Nieren und Harnwege

Gelegentlich:Harnverhalt

Sehr selten:Harnblasenschmerzen, Oligurie


Atemwege

Gelegentlich:Dyspnoe, Hypoventilation

Sehr selten:Atemdepression, Apnoe


Haut, allergische Reaktionen

Sehr häufig:Schwitzen, Pruritus

Häufig:Hautreaktionen an der Applikationsstelle (bilden sich in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach Entfernen des Pflasters zurück)

Gelegentlich:Exanthem, Erythem


Es kann zu akuten anaphylaktischen Reaktionen kommen.


Allgemeine Erkrankungen

Selten:Ödeme, Kältegefühl


Einzelne dieser unerwünschten Ereignisse können auch auf die Grunderkrankung oder andere Behandlungsmaßnahmen zurückzuführen sein.


Wie bei anderen Opioid-Analgetika können sich Toleranz, physische und psychische Abhängigkeit bei wiederholter Anwendung von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h entwickeln.


Bei Umstellung von anderen stark wirksamen Opioiden auf Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h oder bei abruptem Abbruch der Therapie kann es bei einigen Patienten zu Entzugserscheinungen, wie z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Angstzuständen und Kältezittern, kommen.


4.9 Überdosierung


Symptome der Intoxikation

Fentanyl provoziert in Überdosen ZNS-Depression, die sich als Stupor, Koma, Atemdepression einschließlich Cheyne-Stokes-Atmung und/oder Zyanose manifestiert.


Weitere Symptome sind Hypothermie und/oder feuchtkalte Haut, schlaffe Skelettmuskulatur, Bradykardie sowie Hypotonie. Das akute Vergiftungsbild weist im Wesentlichen ausgeprägte Sedierung, Ataxie, Miosis, Atemdepression und Krämpfe auf, wobei die Atemdepression besonders hervorzuheben ist.


Therapie von Intoxikationen

Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h wird unverzüglich entfernt und der Patient durch Ansprache oder körperliche Stimulierung zum Atmen angehalten. Danach kann ein spezifischer Antagonist wie Naloxon verabreicht werden, wobei die Atemdepression länger anhalten kann als die Wirkung des Antagonisten. Dessen wiederholte intravenöse Gabe oder eine kontinuierliche Naloxon-Infusion kann erforderlich werden. Nach Antagonisierung kann es zu plötzlich einsetzenden Schmerzen und Katecholamin-Freisetzung kommen.


Je nach Ausmaß der Atemdepression kann eine weitere intensivmedizinische Behandlung erforderlich sein. Auf normale Körpertemperatur und angemessene Flüssigkeitsaufnahme ist zu achten.


Ursache einer schweren oder andauernden Hypotension kann eine Hypovolämie sein. Sie wird mit bedarfsorientierter parenteraler Volumengabe behandelt.




5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioid-Analgetikum

ATC-Code: N02A B03


Fentanyl ist ein Opioid-Analgetikum, das vor allem mit dem µ-Rezeptor interagiert. Die wichtigsten therapeutischen Effekte sind Analgesie und Sedierung. Die Serumkonzentrationen von Fentanyl, die bei Opioid-naiven Patienten zu einem minimalen analgetischen Effekt führen, schwanken zwischen 0,3-1,5 ng/ml; über Serumspiegeln von 2 ng/ml nimmt die Häufigkeit von Nebenwirkungen zu.


Die Konzentration, bei der Opioid-induzierte Nebenwirkungen auftreten, steigt mit der Expositionsdauer des Patienten gegenüber Fentanyl. Die Neigung zur Toleranzentwicklung ist interindividuell stark unterschiedlich.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Nach Applikation von Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h wird Fentanyl über einen Zeitraum von
72 Stunden kontinuierlich über die Haut aufgenommen. Bedingt durch die freisetzende Polymermatrix und die Diffusion von Fentanyl durch die Hautschichten ist die Freisetzungsrate relativ konstant. Nach initialer Applikation steigen die Serumkonzentrationen von Fentanyl allmählich an, stabilisieren sich im Allgemeinen im Zeitraum zwischen 12 und 24 Stunden nach Applikation und bleiben dann relativ konstant für den gesamten Rest der
72-Stunden-Periode. Die erreichbaren Serumkonzentrationen sind proportional der Größe des Fentanyl-Pflasters. Nach wiederholten Applikationen von jeweils 72 Stunden Dauer erreichen die Serumkonzentrationen den Steady-state, der bei nachfolgendem Gebrauch von Pflastern derselben Größe aufrechterhalten bleibt. Nach Entfernen des Fentanyl-Pflasters fallen die Serum-Fentanylkonzentrationen langsam ab mit einer Halbwertszeit bei Erwachsenen von
13-22 Stunden, bei Kindern von 22-25 Stunden. Die kontinuierliche Absorption von Fentanyl aus dem Hautdepot führt zu einer langsameren Elimination aus dem Körper als nach intravenöser Infusion. Unter Berücksichtigung des Körpergewichtes liegt die Clearance bei pädiatrischen Patienten 20 % höher als bei Erwachsenen. Die Ergebnisse wurden bei der Dosierungsempfehlung berücksichtigt. Ältere, kachektische oder geschwächte Patienten haben möglicherweise eine reduzierte Clearance und als Folge eine verlängerte terminale Halbwertszeit von Fentanyl.


Es wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Bei Patienten mit Leberzirrhose ergab sich nach einmaliger Applikation eines Fentanyl-haltigen Pflasters keine Veränderung der pharmakokinetischen Parameter, obwohl die Serumkonzentrationen dieser Patienten tendenziell höher lagen. Ca. 75 % der aufgenommenen Substanz werden überwiegend als Metaboliten und nur zu weniger als 10 % unverändert über den Urin ausgeschieden. Ca. 9 % der Dosis werden in überwiegend metabolisierter Form mit den Fäzes ausgeschieden. Geschätzt zwischen 13 und 21 % von Fentanyl liegen im Plasma als freie Fraktion vor.


Das Pflaster ist eine Darreichungsform für die systemische Verabreichung von Fentanyl, mit der bei konstanter Abgaberate ausreichende Serumspiegel von Fentanyl über
72 Stunden bei einer Applikation erreicht werden. Es handelt sich um ein Transdermales Therapeutisches System (kurz: TTS).


Das Matrixpflaster besteht aus zwei funktionalen Schichten:

Die Oberseite besteht aus einer wasserundurchlässigen Trägerfolie. Darauf befindet sich eine Fentanyl-haltige, selbstklebende Matrixschicht. Diese Matrixschicht ist durch eine Abziehfolie bedeckt, die vor dem Gebrauch aufgrund der Schlitzung einfach zu entfernen ist.


Entsprechend der Absorptionsfläche von 5,25 cm² werden etwa 12,5 Mikrogramm Fentanyl pro Stunde an die Haut abgegeben. Dies wird durch die Polymer-Matrix gewährleistet: Entlang eines Konzentrationsgradienten zwischen der Arzneimittel-haltigen Polymer-Matrix mit hoher Fentanyl-Konzentration und der Haut mit niedriger Fentanyl-Konzentration diffundiert das Fentanyl in Richtung der niedrigeren Konzentration, also in Richtung Haut, kontinuierlich über einen Zeitraum von 72 Stunden.


Die relative Bioverfügbarkeit von einem Matrixpflaster Fentanyl-HEXAL S 12 µg/h liegt bei 92 %. Die verschiedenen Stärken zeigten Dosisproportionalität.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


In Toxizitätsstudien mit wiederholter Gabe wurden für Fentanyl ähnliche Wirkungen beschrieben wie Sie bereits für andere Opioide bekannt sind.


In einer Rattenstudie zeigten sich keine Einflüsse auf die männliche Fertilität. Untersuchungen an weiblichen Ratten ergaben sowohl eine verminderte Fertilität als auch eine Embryomortalität. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die embryotoxischen Effekte indirekt durch eine maternale Toxizität ausgelöst werden und nicht auf einer direkten Wirkung des Wirkstoffes auf den sich entwickelnden Embryo beruhen.


Untersuchungen an zwei Spezies ergaben keine Hinweise auf teratogene Wirkungen. In einer Prä- und Postnatalstudie war die Überlebensrate der Nachkommen am Tag 4 der Laktationsperiode bei einer Dosierung, die zu einer leichten Reduzierung des mütterlichen Körpergewichts führte, signifikant erniedrigt. Dieser Effekt könnte auf ein verändertes Brutpflegeverhalten der Mutter oder aber auf einen direkten Effekt von Fentanyl auf die Nachkommen zurückzuführen sein. Einflüsse auf die körperliche Entwicklung sowie das Verhalten der Nachkommen wurden in dieser Studie nicht beobachtet.


Die Mutagenitätsprüfung von Fentanyl in Bakterien und in vivoam Nager verlief negativ. In vitroan Säugerzellen zeigte Fentanyl, wie auch andere Opioide, mutagene Wirkungen.


Ein mutagenes Risiko für die therapeutische Anwendung erscheint zweifelhaft, da Effekte erst in sehr hohen Konzentrationen auftraten.


Langzeituntersuchungen am Tier zum tumorerzeugenden Potential von Fentanyl wurden nicht durchgeführt.



6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Schutzfolie (wird vor dem Aufkleben des Pflasters entfernt):

Poly(ethylenterephthalat)-Folie, silikonisiert

Selbstklebende Matrixschicht:

Acryl-Vinylacetat-Copolymer

Wasserundurchlässige Abdeckfolie:

Poly(ethylenterephthalat)-Gewebe

Bedruckung


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend


6.3 Dauer der Haltbarkeit


2 Jahre



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


In der Originalverpackung aufbewahren.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Die Pflaster sind einzeln verpackt in Aluminium-Beuteln.


Packungen mit 5, 10 und 20 Pflastern


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Zur Entsorgung sollte das benutzte Pflaster mit den Klebeflächen aneinandergeklebt und mit dem Hausmüll entsorgt werden.


Nicht benutzte Pflaster sollten in Absprache mit dem Apotheker entsorgt werden.



7. inhaber der zulassung


HEXAL AG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Tel.: (08024) 908-0

Fax.: (08024) 908-1290

e-mail: medwiss@hexal.com



8. Zulassungsnummer


68130.00.00



9. Datum der erteilung der Zulassung


19.06.2007



10. Stand der Information


März 2010



11. verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig entsprechend der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung.


Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen Wirkung für die beantragte Indikation in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist.

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