iMedikament.de

Flecainidacetat Puren 50 Mg Tabletten

FI-45/46-0213


Fachinformation


Flecainidacetat-Actavis 50 mg Tabletten

Flecainidacetat-Actavis 100 mg Tabletten



BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL


Flecainidacetat-Actavis 50 mg Tabletten

Flecainidacetat-Actavis 100 mg Tabletten


QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Flecainidacetat-Actavis 50 mg Tabletten:

1 Tablette enthält 50 mg Flecainidacetat


Flecainidacetat-Actavis 100 mg Tabletten:

1 Tablette enthält 100 mg Flecainidacetat


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


DARREICHUNGSFORM


Tablette


Flecainidacetat-Actavis 50 mg Tabletten:

Weiße, nicht überzogene Tabletten.


Flecainidacetat-Actavis 100 mg Tabletten:

Weiße, runde, bikonvexe, nicht überzogene Tabletten mit auf beiden Seiten eingeprägter Bruchkerbe und auf einer Seite den Buchstaben „C“ oberhalb und „FJ“ unterhalb der Bruchkerbe.


KLINISCHE ANGABEN


Anwendungsgebiete



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Dosierung

Bei Beginn der Therapie mit Flecainid und bei Dosisänderungen sollte sich der Patient stationär unter EKG- und Plasmaspiegelkontrolle befinden.

Die klinische Entscheidung, eine Flecainidtherapie einzuleiten, sollte in Abstimmung mit einem Spezialisten erfolgen. Bei Patienten, die an einer organischen Herzerkrankung leiden oder zuvor einen Myokardinfarkt erlitten haben, sollte eine Flecainidbehandlung nur dann begonnen werden, wenn andere Antiarrhythmika der Klasse Ic (insbesondere Amiodaron) unwirksam waren oder nicht vertragen wurden und wenn eine nicht-medikamentöse Behandlung (Chirurgie, Ablation, implantierter Schrittmacher) nicht angezeigt ist. Eine strenge EKG- und Plasmaspiegelkontrolle ist während der Behandlung erforderlich.


Erwachsene und Jugendliche (13 – 17 Jahre):

Supraventrikuläre Arrhythmien:

Die empfohlene Anfangsdosis liegt bei 2 x 50 mg/Tag. Die meisten Patienten sind mit dieser Dosierung ausreichend eingestellt. Bei Bedarf kann die Dosis bis auf maximal 300 mg/Tag erhöht werden.


Ventrikuläre Arrhythmien:

Die empfohlene Anfangsdosis liegt bei 2 x 100 mg/Tag. Die Höchstdosis liegt bei 400 mg/Tag und ist im Normalfall für körperlich stark gebaute Patienten oder für Fälle reserviert, wo eine rasche Kontrolle der Arrhythmien erforderlich ist. Nach 3 – 5 Tagen sollte die Dosierung nach und nach auf den niedrigsten Wert eingestellt werden, der noch eine Kontrolle der Arrhythmien erlaubt. Bei Langzeitanwendung ist eventuell eine Dosisverminderung möglich.


Ältere Patienten:

Bei älteren Menschen sollte die Initialdosis bei 100 mg/Tag (oder 50 mg zweimal täglich) liegen, da die Elimination von Flecainid aus dem Plasma bei älteren Patienten eventuell verlangsamt ist. Dies sollte bei der Dosierung berücksichtigt werden.


Kinder:

Für Kinder unter 12 Jahren nicht empfohlen.


Plasmaspiegel:

Gemessen an der Supprimierung von Kammer-ES scheinen Plasmakonzentrationen von 200 – 1000 ng/ml für die maximale therapeutische Wirkung erforderlich zu sein. Plasmaspiegel über 700 – 1000 ng/ml gehen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Nebenwirkungen einher.


Eingeschränkte Nierenfunktion:

Bei Patienten mit einer erheblichen Einschränkung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance von 35 ml/min/1,73 m² oder weniger) sollte die maximale Anfangsdosis 1 x 100 mg/Tag (oder 2 x 50 mg/Tag) betragen. Für solche Patienten wird eine häufige Kontrolle des Plasmaspiegels dringend empfohlen.

Abhängig von der Wirkung und der Verträglichkeit kann die Dosis anschließend vorsichtig erhöht werden und sollte nach 6 – 7 Tagen in Abhängigkeit von der Wirkung und der Verträglichkeit eingestellt sein. Einige Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz können eine sehr langsame Flecainid-Clearance und daher eine verlängerte Halbwertszeit (60 – 70 Stunden) zeigen.


Leberinsuffizienz:

Patienten mit Leberinsuffizienz müssen streng überwacht werden und die Dosis darf 100 mg/Tag (oder zweimal 50 mg/Tag) nicht überschreiten.


Patienten mit einem permanenten Schrittmacherimplantat sollten mit Vorsicht behandelt werden und die Dosis darf zweimal täglich 100 mg nicht überschreiten.


Patienten, die gleichzeitig Cimetidin oder Amiodaron anwenden, müssen streng überwacht werden. Bei manchen Patienten kann eine Dosisreduzierung erforderlich sein. Die Dosis darf zweimal täglich 100 mg nicht überschreiten. Die Patienten müssen zu Beginn und während der Therapie überwacht werden.


Plasmaspiegel- und EKG-Kontrollen sind in regelmäßigen Abständen (EKG-Kontrolle einmal im Monat, bei Langzeitbehandlung alle drei Monate) während der Therapie erforderlich. Bei Therapiebeginn und bei Dosiserhöhung soll alle 2 – 4 Tage eine EKG-Kontrolle durchgeführt werden.


Wird Flecainid bei Patienten mit Dosiseinschränkungen angewendet, sind häufige EKG-Kontrollen (zusätzlich zu den regelmäßigen Flecainid-Plasmaspiegelkontrollen) erforderlich. Dosisanpassungen sollten in Abständen von 6 – 8 Tagen durchgeführt werden. Bei diesen Patienten sollte eine EKG-Kontrolle in der zweiten und dritten Woche erfolgen, um die individuelle Dosierung zu bestimmen.


Art der Anwendung

Oral (zum Einnehmen).

Um die Möglichkeit eines Einflusses gleichzeitig aufgenommener Nahrungsmittel zu vermeiden, sollte Flecainid auf leeren Magen eine Stunde vor der Mahlzeit eingenommen werden.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen Flecainid oder einen der sonstigen Bestandteile.


Flecainid ist kontraindiziert bei Herzinsuffizienz sowie bei Patienten mit Zustand nach Herzinfarkt, die an asymptomatischen ventrikulären Ektopien oder an asymptomatischer, nicht anhaltender ventrikulärer Tachykardie leiden.


Es ist ebenfalls kontraindiziert bei Patienten mit lange bestehendem Vorhofflimmern, bei denen kein Versuch zur Sinuskonversion gemacht wurde; bei Patienten mit eingeschränkter oder unvollständiger Ventrikelfunktion, kardiogenem Schock, schwerer Bradykardie (unter 50 Schlägen pro Minute), schwerer Hypotonie; bei gleichzeitiger Anwendung von Disopyramid und bei Patienten mit hämodynamisch relevanter Herzklappenerkrankung.


Bekanntes Brugada-Syndrom.


Soweit kein Schrittmacher implantiert ist, sollte Flecainid bei Patienten mit krankem Sinusknoten, unzureichender Vorhoffunktion, AV-Block zweiten oder höheren Grades, Schenkelblock oder distalem Block nicht eingesetzt werden.


Patienten mit asymptomatischen oder schwach symptomatischen ventrikulären Arrhythmien sollen kein Flecainid erhalten.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bei Beginn der Therapie mit Flecainid und bei Dosisänderungen sollte sich der Patient stationär unter EKG- und Plasmaspiegelkontrolle befinden.


Die Behandlung mit Flecainid p.o. sollte stationär bzw. unter direkter Überwachung durch einen spezialisierten Arzt erfolgen bei Patienten mit:


Es hat sich gezeigt, dass Flecainid bei Herzinfarktpatienten mit asymptomatischer ventrikulärer Arrhythmie das Sterblichkeitsrisiko erhöht. Bei Versagen der Therapie ist über eine Beschleunigung der Kammerfrequenz des Vorhofflimmerns berichtet worden.

Flecainid hat eine selektive Wirkung, die die Refraktärzeit der anterograden und insbesondere der retrograden Erregungsleitung verlängert.


Wie andere Antiarrythmika kann auch Flecainid proarrhythmisch wirken, d. h. schwerwiegendere Arrhythmien verursachen oder die Häufigkeit des Auftretens bzw. die Ausprägung der Symptome einer bestehenden Arrhythmie verstärken (siehe Abschnitt 4.8).


Bei Patienten mit strukturellen kardialen Erkrankungen oder pathologischer linksventrikulärer Funktion sollte die Anwendung von Flecainid vermieden werden (siehe Abschnitt 4.8).

Bei Patienten mit akut einsetzendem Vorhofflimmern nach einer Herzoperation soll Flecainid mit Vorsicht eingesetzt werden.


Bei anderen Indikationen sollte die Einleitung der Therapie weiterhin unter stationären Bedingungen erfolgen.

Flecainid verlängert das QT-Intervall und verbreitert den QRS-Komplex um 12–20%. Der Effekt auf das JT-Intervall ist irrelevant. Dennoch gibt es Berichte über eine Verlängerung des JT-Intervalls um bis zu 4 %. Diese Wirkung ist jedoch weniger auffällig als die der Klasse Ia-Antiarrhythmika.


Flecainid sollte bei Patienten mit Sick-Sinus-Syndrom mit Vorsicht angewendet werden.

Durch eine Flecainid-Therapie kann ein vorbestehendes Brugada-Syndrom manifest werden. Falls unter Behandlung mit Flecainid EKG-Veränderungen auftreten, die auf ein Brugada-Syndrom hinweisen, sollte ein Therapieabbruch in Erwägung gezogen werden.


Da die Elimination von Flecainid bei Patienten mit signifikant reduzierter Leberfunktion erheblich verlangsamt sein kann, soll Flecainid bei solchen Patienten nicht angewendet werden, es sei denn der potenzielle Nutzen ist deutlich größer als die Risiken. Die Überwachung der Plasmakonzentrationen ist unter solchen Bedingungen dringend empfohlen.


Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance ≤ 35 ml/min/1,73 m2) soll Flecainid nur mit Vorsicht angewendet und die medikamentöse Therapie häufig kontrolliert werden.


Die Flecainid-Plasmaeliminationsrate kann bei älteren Patienten reduziert sein. Dies sollte bei Dosisanpassungen berücksichtigt werden.


Die Anwendung von Flecainid bei Kindern unter 12 Jahren wird nicht empfohlen, da für diese Altersgruppe keine ausreichenden Daten vorliegen.


Elektrolytstörungen (z. B. Hypo- oder Hyperkaliämie) sollen vor Anwendung von Flecainid korrigiert werden (siehe Abschnitt 4.5 zu Arzneimitteln, die Elektrolytstörungen verursachen können). Eine Hypokaliämie kann bei Patienten auftreten, die Diuretika, Kortikosteroide oder Laxanzien einnehmen.


Eine ausgeprägte Bradykardie oder schwere Hypotonie soll vor der Anwendung von Flecainid korrigiert werden.


Unter Flecainid wurde eine Erhöhung der endokardialen Stimulationsschwellen festgestellt, d. h. die Substanz senkt die endokardiale Empfindlichkeit. Diese Wirkung ist reversibel und ist für die akute Stimulationsschwelle stärker ausgeprägt als für die chronische. Flecainid soll daher bei allen Patienten mit Permanentschrittmacher und solchen mit zeitweilig angeschlossenen Schrittmacherelektroden mit Vorsicht angewendet werden und nicht an Patienten verabreicht werden, die ungünstige Schwellenwerte oder nicht programmierbare Schrittmacher haben, sofern im Fall von Schrittmacherproblemen keine geeigneten Hilfsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Im Allgemeinen reicht für die Wiedererlangung des normalen Herzschlags eine Verdoppelung entweder der Impulsbreite oder der Impulsspannung aus, doch kann es unter Flecainid kurz nach der Implantation schwierig sein, ventrikuläre Schwellen von weniger als 1 Volt zu erreichen.

Die relativ schwache negativ inotrope Wirkung von Flecainid kann bei Patienten mit einer Disposition zu Herzinsuffizienz größere Bedeutung erlangen.


Bei einigen Patienten ist es zu Schwierigkeiten bei der Defibrillation gekommen. Meistens zeigten diese Patienten laut den Angaben eine kardiale Vorbelastung mit Herzvergrößerung, Zustand nach Herzinfarkt, Koronararteriosklerose und Herzinsuffizienz.


Weitere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen siehe Abschnitt 4.5.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Klasse-I-Antiarrhythmika: Flecainid sollte nicht gleichzeitig mit anderen Antiarrhythmika der Klasse I angewendet werden.


Klasse-II-Antiarrhythmika: Die Möglichkeit einer zusätzlichen negativ inotropen Wirkung von Beta-Blockern im Zusammenwirken mit Flecainid sollte beachtet werden.


Klasse-III-Antiarrhythmika: Wenn Flecainid zusammen mit Amiodaron eingesetzt wird, sollte die übliche Dosierung um 50% herabgesetzt und der Patient bezüglich des Auftretens von Nebenwirkungen eng überwacht werden. Eine Überwachung der Plasmaspiegel ist unter solchen Umständen dringend zu empfehlen.


Klasse-IV-Antiarrhythmika: Die Anwendung von Flecainid zusammen mit Calciumkanalblockern wie Verapamil ist nur mit Vorsicht in Betracht zu ziehen.


Aufgrund von Interaktionen, die zu einem Anstieg der Plasmakonzentrationen führen, können lebensbedrohliche oder sogar letale Nebenwirkungen auftreten (siehe Abschnitt 4.9). Flecainid wird größtenteils durch das Cytochrom P450 CYP2D6 metabolisiert. Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die dieses Isoenzym hemmen oder induzieren, kann die Plasmakonzentration von Flecainid ansteigen bzw. abfallen. Arzneimittel, die das Cytochrom P450 induzieren, können zu verminderten Plasmakonzentrationen von Flecainid führen.


Zu einem Anstieg der Plasmakonzentrationen kann es auch bei Niereninsuffizienz durch die verminderte Flecainid-Clearance kommen (siehe Abschnitt 4.4).


Eine Hypokaliämie, aber auch eine Hyperkaliämie oder sonstige Elektrolytstörungen sollten vor der Anwendung von Flecainid korrigiert werden. Zu einer Hypokaliämie kann es durch gleichzeitige Anwendung von Diuretika, Kortikosteroiden oder Laxanzien kommen.


Antihistaminika: Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Arrhythmien unter Mizolastin, Astemizol und Terfenadin (gleichzeitige Anwendung vermeiden).


Antivirale Mittel: Erhöhte Plasmakonzentrationen durch Ritonavir, Lopinavir und Indinavir (erhöhtes Risiko für ventrikuläre Arrhythmien) (gleichzeitige Anwendung vermeiden).


Antidepressiva: Fluoxetin und andere Antidepressiva erhöhen die Flecainid-Plasmakonzentrationen; erhöhtes Risiko für Arrhythmien unter Trizyklika.


Antiepileptika: Aus einer begrenzten Menge an Daten von Patienten, die bekannte Enzyminduktoren (Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin) erhielten, zeigte sich eine Erhöhung der Ausscheidungsrate für Flecainid von nur 30 %.


Antipsychotika: Clozapin – erhöhtes Arrhythmierisiko.


Malariamittel: Chinin und Halofantrin erhöhen die Flecainid-Plasmakonzentrationen.


Antimykotika: Terbinafin kann die Flecainid-Plasmakonzentrationen aufgrund seiner Hemmwirkung auf die CYP2D6-Aktivität erhöhen.


Diuretika: Kardiotoxizität durch Hypokaliämie (Substanzklasseneffekt).


H2-Antihistaminika (zur Behandlung von Magengeschwüren): Der H2-Antagonist Cimetidin hemmt den Abbau von Flecainid. Bei gesunden Probanden, die über eine Woche hinweg Cimetidin (1 g/Tag) erhielten, wurde ein Anstieg der Flecainid-AUC um etwa 30% und eine Verlängerung der Halbwertszeit von Flecainid um etwa 10% beobachtet.


Mittel zur Rauchentwöhnung: Die gleichzeitige Anwendung von Bupropion (wird über CYP2D6 metabolisiert) und Flecainid soll mit Vorsicht und im untersten Dosisbereich der Komedikation angegangen werden. Wenn Bupropion bei einem Patienten eingeführt wird, der bereits Flecainid erhält, sollte eine Absenkung der Dosis der bestehenden Medikation erwogen werden.


Herzglykoside: Die Anwendung von Flecainid mit anderen Natriumkanalblockern wird nicht empfohlen. Flecainid kann zu einer Erhöhung des Digoxinspiegels im Plasma um etwa 15 % führen, was wahrscheinlich für Patienten, deren Plasmaspiegel sich im therapeutischen Bereich befindet, ohne klinische Bedeutung ist.

Vor oder nach der Einnahme von Flecainid sollte bei digitalisierten Patienten der Digoxinplasmaspiegel frühestens 6 Stunden nach einer Digoxingabe gemessen werden.


Antikoagulantien: Die Flecainid-Therapie ist kompatibel mit der Anwendung oraler Antikoagulantien.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Es gibt keine Daten zur Arzneimittelsicherheit in der Schwangerschaft beim Menschen. Bei Weißen Neuseeland-Kaninchen wurden unter hohen Flecainid-Dosen fetale Veränderungen festgestellt; diese traten jedoch bei Holländer-Kaninchen und Ratten nicht auf (siehe Abschnitt 5.3). Die Relevanz dieser Befunde für den Menschen wurde nicht ermittelt. Es ist nachgewiesen, dass Flecainid bei Einnahme während der Schwangerschaft die Plazentaschranke passiert. Flecainid sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt.


Stillzeit

Flecainid tritt beim Menschen in die Muttermilch über. Die bei einem gestillten Kind gemessenen Plasmakonzentrationen lagen 5- bis 10-fach unter dem therapeutischen Bereich (siehe Abschnitt 5.2). Auch wenn das Nebenwirkungsrisiko für das gestillte Kind sehr gering ist, soll Flecainid während der Stillzeit nur angewendet werden, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Die Verkehrstüchtigkeit sowie die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen und zum Arbeiten ohne sicheren Halt können durch Nebenwirkungen wie Schwindel und Sehstörungen vermindert sein.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt:

Sehr häufig: ≥ 1/10

Häufig: ≥ 1/100 bis < 1/10

Gelegentlich: ≥ 1/1000 bis < 1/100

Selten: ≥ 1/10.000 bis < 1/1000

Sehr selten: < 1/10.000

Nicht bekannt (Häufigkeiten aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:

Gelegentlich: Verminderungen der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. Diese Veränderungen sind gewöhnlich leichter Natur.


Erkrankungen des Immunsystems:

Selten: Erhöhungen antinukleärer Antikörper, mit oder ohne systemische Entzündungsreaktionen.


Psychiatrische Erkrankungen:

Häufig: Depression, Angst, Schlaflosigkeit.

Gelegentlich: Halluzinationen, Verwirrtheit, Amnesie.

Selten: Nervosität.


Erkrankungen des Nervensystems:

Sehr häufig: Benommenheit und Schwindelgefühl, die gewöhnlich vorübergehender Natur sind, Schwindel, Kopfschmerzen.

Häufig: Parästhesie, Ataxie, Dyskinesie, Hypästhesie, Hyperhidrosis, Synkope, Tremor, Vertigo, Flush, Somnolenz, Tinnitus, verstärktes Schwitzen.

Gelegentlich: Periphere Neuropathie, Krampfanfälle.


Augenerkrankungen:

Sehr häufig:Sehstörungen, z. B. Doppeltsehen und Schleiersehen; diese Erscheinungen sind jedoch gewöhnlich vorübergehend und verschwinden nach andauernder Behandlung oder Dosisverminderung.

Sehr selten: Hornhauteinlagerungen.


Herzerkrankungen:

Häufig:Proarrhythmische Wirkungen sind am wahrscheinlichsten bei Patienten mit struktureller Herzkrankheit und/oder signifikanter Linksherzinsuffizienz. Diese proarrhythmischen Effekte schließen einen Frequenzanstieg vorzeitiger Ventrikelkontraktionen zu schwereren Formen ventrikulärer Tachykardie ein.

Nicht bekannt (Häufigkeiten aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Spezifische EKG-Veränderungen (Verlängerung des PQ-, QT-, PR- oder QRS-Intervalls, Zunahme der Häufigkeit oder Schwere der Arrhythmie), veränderte Schrittmacherschwelle, Anzeichen einer Bradykardie, Sinusarrest oder Verursachung oder Verschlimmerung von Herzversagen.

Bei Patienten mit Vorhofflattern kam es unter Flecainid zu 1:1-AV-Überleitung nach anfänglicher Verlangsamung der Vorhoftätigkeit und daraus resultierender Beschleunigung der Kammerfrequenz.

Nicht bekannt (Häufigkeiten aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): AV-Block (zweiten und dritten Grades), Schenkelblock, und SA-Block, Herzstillstand, thorakale Schmerzen, Hypotonie, Myokardinfarkt, Palpitationen, Sinusknotenstillstand und Tachykardien (AT oder VT) wurden berichtet. In diesen Fällen muss die Behandlung mit Flecainid abgebrochen werden.

Demaskierung eines vorbestehenden Brugada-Syndrom.


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:

Häufig: Atemnot.

Gelegentlich: interstitielle Pneumonitis.

Unbekannt (Häufigkeiten aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Lungenfibrose, interstitielle Lungenerkrankung.


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Häufig:Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Verstopfung, Abdominalschmerzen.

Gelegentlich: Dysgeusie, Mundtrockenheit, verminderter Appetit, Dyspepsie, Meteorismus.


Leber- und Gallenerkrankungen:

Selten:Fälle von erhöhten Leberwerten, Gelbsucht.

Unbekannt (Häufigkeiten aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Leberfunktionsstörungen.


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Gelegentlich: allergische Dermatitis einschl. Hautausschlag, Alopezie.

Selten: Schwere Urtikaria.

Unbekannt:Lichtempfindlichkeit, Flush, allergische Hautreaktionen.


Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:

Sehr selten: Arthralgie und Myalgie.


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:

Sehr selten: Impotenz.


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:

Häufig: Asthenie, Müdigkeit, Fieber, Ödeme.


4.9 Überdosierung


Die Überdosierung von Flecainid stellt einen potenziell lebensbedrohlichen Notfall dar. Eine Wirkungsverstärkung des Arzneimittels oder ein Anstieg der Plasmakonzentrationen über den therapeutischen Bereich können auch durch Arzneimittelinteraktionen entstehen (siehe Abschnitt 4.5). Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.


Es ist keine Möglichkeit bekannt, Flecainid rasch aus dem Körper zu entfernen. Weder Dialyse noch Hämoperfusion sind wirksam.


Die Behandlung sollte supportiv erfolgen und kann die Entfernung des noch nicht resorbierten Arzneimittels aus dem GI-Trakt beinhalten. Weitere Maßnahmen können unter anderem inotrope Substanzen oder kardiale Stimulantien wie Dopamin, Dobutamin oder Isoproterenol sowie mechanisch unterstützende Beatmung und kreislaufstützende Maßnahmen (d. h. intraaortale Gegenpulsation) sein. Temporäre Einführung eines transvenösen Schrittmachers, falls schwere Überleitungsstörungen vorliegen oder die Linksherzfunktion in anderer Weise beeinträchtigt ist. In Anbetracht der Plasmahalbwertszeit von etwa 20 h müssen diese supportiven Maßnahmen möglicherweise über längere Zeit fortgesetzt werden. Eine forcierte Diurese mit Ansäuerung des Urins kann die Ausscheidung des Arzneimittels theoretisch beschleunigen.


In einem Fallbericht wurde einem Patienten nach einer Flecainidüberdosierung gegen therapieresistentes Kammerflimmern Amiodaron verabreicht. Die Wirksamkeit und Sicherheit ist jedoch nicht bewiesen und Amiodaron wird nicht als Antidot gegen die Flecainidüberdosis angesehen.


PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiarrhythmika der Klasse Ic, Flecainid

ATC-Code: C01 BC 04


Bei Flecainidacetat handelt es sich um ein Antiarrhythmikum der Klasse Ic zur Behandlung schwerer symptomatischer lebensbedrohlicher ventrikulärer Arrhythmien sowie supraventrikulärer Arrhythmien.


In elektrophysiologischer Hinsicht ist Flecainid ein Antiarrhythmikum von der Art der Lokalanästhetika (Klasse Ic). Es handelt sich um ein Lokalanästhetikum vom Amidtyp, das strukturell mit Procainamid und Encainid insofern verwandt ist, als diese Substanzen ebenfalls Derivate von Benzoesäureamid sind.

Die Charakterisierung von Flecainid als Verbindung der Klasse Ic beruht auf drei Eigenschaften: deutliche Hemmung des schnellen Natriumkanals im Herzen; langsamer Eintritt und Abfall der Hemmungskinetik in Bezug auf den Natriumkanal (worin zum Ausdruck kommt, dass die Substanz sich langsam an die Natriumkanäle anlagert bzw. wieder davon löst); unterschiedlicher Einfluss auf die Dauer des Aktionspotenzials in den Ventrikelmuskelfasern im Vergleich zu den Purkinjefasern, wobei das Arzneimittel keine Wirkung auf Erstere hat, aber eine deutliche Verkürzung des Potenzials bei Letzteren bewirkt. Diese Kombination von Eigenschaften führt zu einer deutlichen Reduzierung der Leitungsgeschwindigkeit in den Fasern, die von Fasern der schnellen Kanäle für die Depolarisation abhängig sind, dies jedoch bei einer leichten Erhöhung der effektiven Refraktärzeit bei Untersuchung am isolierten Herzgewebe. Diese elektrophysiologischen Eigenschaften von Flecainid können zu einer Verlängerung des PR-Intervalls und der QRS-Dauer im EKG führen. Bei sehr hohen Konzentrationen wirkt Flecainid leicht hemmend auf die langsamen Kanäle im Herzmuskel. Dies geht einher mit einer negativ inotropen Wirkung.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Flecainid wird nach oraler Gabe fast vollständig resorbiert und unterliegt keinem nennenswerten First-pass-Effekt. Die Bioverfügbarkeit aus Flecainidacetattabletten wird mit etwa 90 % angegeben. Flecainid wird (abhängig von genetischem Polymorphismus) stark verstoffwechselt, wobei die beiden Hauptmetabolite m-O-dealkyliertes Flecainid und m-O-dealkyliertes Flecainidlaktam sind, die möglicherweise beide eine gewisse Aktivität aufweisen. Flecainid wird hauptsächlich über den Urin ausgeschieden, etwa 30 % unverändert, der Rest in Form von Stoffwechselprodukten. Etwa 5 % werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Bei Nierenversagen, Leberinsuffizienz, Herzinsuffizienz und bei alkalischem Urin ist die Ausscheidung von Flecainid vermindert. Durch Hämodialyse lässt sich nur etwa 1 % des unveränderten Flecainids entfernen.

Der Bereich der therapeutischen Plasmakonzentrationen liegt nach allgemeiner Übereinstimmung zwischen 200 und 1000 ng/ml. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 20 Stunden. Flecainid weist eine Plasmaproteinbindung von etwa 40 % auf.

Flecainid passiert die Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Die einzigen für den verschreibenden Arzt relevanten präklinischen Daten, die über das bereits in anderen Abschnitten der Fachinformation Gesagte hinausgehen, sind folgende Angaben zur Fortpflanzung. Bei einem Kaninchenstamm kam es nach Flecainid zu Teratogenität und Embryotoxizität. Zur Festlegung eines Sicherheitsabstandes für diese Wirkung lagen nicht genügend Daten vor. Diese Wirkungen traten jedoch bei anderen Kaninchenstämmen sowie bei Ratten und Mäusen nicht auf.


PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Croscarmellose-Natrium

Magnesiumstearat (Ph.Eur.)

Vorverkleisterte Maisstärke

Maisstärke

Mikrokristalline Cellulose (E 460)


6.2 Inkompatibilitäten


Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25 °C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


PVC/PVDC-Aluminium-Blisterpackungen


Packungsgrößen:

20 (N1), 50 (N2), 100 (N3) Tabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


INHABER DER ZULASSUNGEN


Actavis Deutschland GmbH & Co. KG

Willy-Brandt-Allee 2

81829 München

Telefon: 089/558909 - 0

Telefax: 089/558909 - 240


ZULASSUNGSNUMMERN


55587.00.00

55587.01.00


DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN


Datum der ersten Zulassung: 24.01.2003

Datum der letzten Verlängerung: 27.08.2010


STAND DER INFORMATION


Februar 2013


VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

abebc0e3a2b037269bc167525a62f9b3.rtf Seite 18 von 18 Februar 2013

V047