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Flumazenil Pharmaselect 0.1 Mg/Ml Injektionslösung / Konzentrat Zur Herstellung Einer Infusionslösung

Document: 15.04.2009   Fachinformation (deutsch) change

2222- 9 -

FA Anlage


zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 70413.00.00

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FB Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben



Fachinformation


FC 1. Bezeichnung des Arzneimittels


Flumazenil Pharmaselect 0,1 mg/ml Injektionslösung / Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung


FD 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


1 ml enthält 0,1 mg Flumazenil.

1 Ampulle mit 5 ml enthält 0,5 mg Flumazenil.

1 Ampulle mit 10 ml enthält 1 mg Flumazenil.


Sonstiger Bestandteil: Natrium 3,6 mg/ml


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


FE 3. Darreichungsform


Injektionslösung


Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.


Klare, farblose Lösung.


pH: 4.0-4.6


Osmolarität: 270-310 mOsmol/kg


FG 4. Klinische Angaben


FH 4.1 Anwendungsgebiete


Flumazenil ist für die vollständige oder teilweise Aufhebung der zentral dämpfenden Wirkung von Benzodiazepinen angezeigt. Es wird daher in der Anästhesie und Intensivmedizin bei folgenden Indikationen angewendet:


Anästhesie

- Beendigung der hypnosedativen Wirkung bei durch Benzodiazepine induzierter und/oder aufrechterhaltener Vollnarkose bei stationären Patienten.


- Aufhebung der durch Benzodiazepine hervorgerufenen Sedierung bei kurzen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bei ambulanten und stationären Patienten.


Intensivmedizin

- Spezifische Aufhebung der zentralen Wirkung von Benzodiazepinen zur Wiederherstellung der spontanen Atmung.


- Diagnose und Behandlung von Intoxikationen oder Überdosierungen nur mit oder hauptsächlich mit Benzodiazepinen.


FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Flumazenil ist durch einen Anästhesisten oder erfahrenen Arzt intravenös zu verabreichen.


Flumazenil kann als Injektion oder Infusion gegeben werden (Hinweise zur Verdünnung vor Anwendung siehe Abschnitt 6.6).


Flumazenil kann auch in Verbindung mit anderen Maßnahmen zur Wiederbelebung eingesetzt werden.


Das Arzneimittel ist zur einmaligen Anwendung bestimmt. Es ist vor Anwendung visuell zu überprüfen und nur zu verwenden, wenn es klar und praktisch frei von Partikeln ist.


Erwachsene:


Anästhesie

Die empfohlene Initialdosis beträgt 0,2 mg intravenös, verabreicht innerhalb von 15 Sekunden. Falls sich innerhalb von 60 Sekunden nach der ersten intravenösen Verabreichung der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht einstellt, kann eine weitere Dosis von 0,1 mg injiziert werden. Dieses Vorgehen lässt sich in Abständen von 60 Sekunden bis zu einer Gesamtdosis von 1,0 mg wiederholen.

Die übliche Dosis liegt im Bereich von 0,3 – 0,6 mg. Je nach verabreichtem Benzodiazepin und den individuellen Gegebenheiten des Patienten kann der Bedarf jedoch im Einzelfall abweichen.


Intensivmedizin

Die empfohlene Initialdosis beträgt 0,2 mg intravenös, verabreicht innerhalb von 15 Sekunden. Falls sich innerhalb von 60 Sekunden nach der ersten intravenösen Verabreichung der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht einstellt, kann eine weitere Dosis von 0,1 mg injiziert werden. Dieses Vorgehen lässt sich in Abständen von 60 Sekunden bis zu einer Gesamtdosis von 2,0 mg, bzw. bis der Patient wach ist, wiederholen.


Bei Wiederauftreten der Sedierung kann eine intravenöse Infusion mit 0,1 – 0,4 mg/Std. gegeben werden.


Die erforderliche Infusionsgeschwindigkeit für das Erreichen des gewünschten Bewusstseinszustands ist individuell anzupassen.


Falls auch nach wiederholter Verabreichung keine eindeutige Wirkung auf Bewusstseinszustand und Atmung festgestellt werden kann, ist eine nicht auf Benzodiazepine zurückzuführende Intoxikation in Betracht zu ziehen.


Alle sechs Stunden ist die Infusion zu unterbrechen, um den Patienten auf eine eventuelle erneute Sedierung zu überprüfen.


Um Entzugssymptome nach Behandlungen mit hohen Dosen von Benzodiazepinen über einen langen Zeitraum auf der Intensivstation zu vermeiden, muss die Flumazenil-Dosis individuell angepasst werden und die Injektion langsam erfolgen (siehe Abschnitt 4.4).


Ältere Patienten:

Da keine Daten zur Anwendung von Flumazenil bei älteren Patienten vorliegen, muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass ältere Patienten in der Regel empfindlicher auf die Wirkung von Arzneimitteln reagieren und mit entsprechender Vorsicht behandelt werden sollten.


Kinder und Jugendliche (1 bis 17 Jahre):

Zur Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedierung beträgt die empfohlene Initialdosis bei Kindern ab 1 Jahr 0,01 mg/kg (bis zu 0,2 mg), über 15 Sekunden langsam intravenös verabreicht. Wenn sich der gewünschte Bewusstseinszustand nach weiteren 45 Sekunden nicht einstellt, kann eine weitere Dosis von 0,01 mg/kg (bis zu 0,2 mg) verabreicht und bei Bedarf in 60-Sekunden-Intervallen wiederholt werden (bis zu einem Maximum von 4 Dosen), bis eine maximale Gesmtdosis von 0,05 mg/kg bzw. 1 mg erreicht wird, abhängig davon, was die niedrigere Dosis ist. Die Dosis ist (individuell) nach dem Ansprechen des Patienten festzulegen. Es liegen keine Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit einer wiederholten Gabe von Flumazenil bei (erneuter) Sedierung von Kindern vor.


Kinder unter 1 Jahr:

Es liegen keine ausreichenden Daten zur Anwendung von Flumazenil bei Kindern unter 1 Jahr vor. Aus diesem Grund ist Flumazenil bei Kindern unter 1 Jahr nur nach strenger Nutzen-Risiko Abwägung anzuwenden.


Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz:

Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kann sich die Elimination von Flumazenil verlängern (siehe Abschnitt 5.2); hier wird eine sorgfältige Titration der Dosis empfohlen. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich.


FI 4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen Flumazenil oder einen der sonstigen Bestandteile.


Patienten, denen Benzodiazepine zur Kontrolle eines potenziell lebensbedrohlichen Zustands verabreicht wurden (z.B. intrakranielle Druckregulierung oder Status epilepticus)


Bei Mischintoxikationen mit Benzodiazepinen und tri- und/oder tetrazyklischen Antidepressiva kann die Toxizität der Antidepressiva durch die schützende Benzodiazepin-Wirkung maskiert werden.


Bei autonomen (anticholinergen), neurologischen (motorischen Abnormalitäten) oder kardiovaskulären Anzeichen einer schweren Vergiftung mit Trizyklika/Tetrazyklika ist die Benzodiazepin-Wirkung nicht mit Flumazenil aufzuheben.


FK 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Der Patient ist über einen angemessenen Zeitraum zu überwachen (EKG, Puls, Oxymetrie, Bewusstseinszustand sowie andere Vitalzeichen wie Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck).


Flumazenil hebt spezifisch die Wirkung von Benzodiazepinen auf. Falls der Patient nicht aufwacht, ist eine andere Ätiologie in Betracht zu ziehen.


Bei der Verwendung in Anästhesiologie am Ende einer Operation soll Flumazenil nicht injiziert werden, bevor die Wirkung peripherer Muskelrelaxantien vollständig aufgehoben ist.


Da Flumazenil in der Regel eine kürzere Wirkdauer besitzt als Benzodiazepine und eine erneute Sedierung möglich ist, ist der Patient weiter engmaschig zu überwachen, wenn möglich auf der Intensivstation, bis die Wirkung von Flumazenil vermutlich abgeklungen ist.


Bei Patienten mit erhöhtem Risiko sollten die Vorteile einer Sedierung mit Benzodiazepinen gegenüber dem Risiko eines raschen Aufwachens abgewogen werden. Bei Patienten (z.B. mit Herzproblemen) kann die Aufrechterhaltung einer gewissen Sedierung einem vollständigen Aufwachen vorzuziehen sein.


Eine rasche Injektion von Flumazenil in hohen Dosen (über 1 mg) ist bei Patienten, die chronische Behandlung erhalten haben, zu vermeiden, da dies zu Entzugserscheinungen führen kann.


Bei Patienten mit prae-operativer Angst oder chronischen oder episodischen Angststörungen in der Vorgeschichte ist die Flumazenil-Dosis vorsichtig anzupassen.


Postoperative Schmerzen müssen berücksichtigt werden. Dieser Effekt kann auftreten, wenn die Patienten ihre Schmerzen wahrnehmen, nachdem die Sedierung durch Flumazenil aufgehoben wurde.


Bei Patienten, die über einen langen Zeitraum mit Benzodiazepinen in hohen Dosen behandelt wurden, müssen die Vorteile einer Gabe von Flumazenil gegenüber den Risiken der Entzugssymptome abgewogen werden. Falls trotz einer vorsichtigen Dosierung Entzugssymptome auftreten, können 5 mg Diazepam oder 5 mg Midazolam in individuell angepasster Dosis langsam intravenös injiziert werden.


Aufgrund der potenziellen Gefahr einer erneuten Sedierung und Atemdepression sind Kinder, die zuvor mit Midazolam sediert wurden, nach der Gabe von Flumazenil mindestens zwei Stunden lang zu überwachen. Im Falle einer Sedierung mit anderen Benzodiazepinen muss die Dauer der Überwachung gemäß der jeweils erwarteten Wirkdauer angepasst werden.


Solange keine ausreichenden Daten vorliegen, ist Flumazenil bei Kindern im Alter von 1 Jahr oder jünger nicht anzuwenden, es sei denn, die Risiken für den Patienten (vor allem im Falle einer versehentlichen Überdosierung) wurden sorgfältig gegenüber den Vorteilen der Behandlung abgewogen.


Die Anwendung bei Kindern für andere Indikationen als die Aufhebung einer Sedierung kann aufgrund eines Mangels an kontrollierten Studien nicht empfohlen werden. Dasselbe gilt für Kinder unter 1 Jahr.


Die Anwendung des Antagonisten bei Epileptikern, die über einen längeren Zeitraum mit Benzodiazepinen behandelt wurden, ist nicht empfohlen. Trotz einer gewissen intrinsischen antiepileptischen Wirkung von Flumazenil kann die abrupt antagonisierende Wirkung bei Epileptikern Krampfanfälle auslösen.


Bei Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma (und/oder instabilem intrakraniellem Druck) kann sich die Aufhebung der Benzodiazepin-Wirkung durch Flumazenil zu einem erhöhten intrakraniellem Druck entwickeln.


Flumazenil wird weder zur Behandlung einer Benzodiazepinabhängigkeit noch zur Behandlung eines über lange Zeit dauernden Benzodiazepin-Abstinenzsyndrom empfohlen.


Bei Patienten mit einer Panikstörung in der Vorgeschichte sind nach Anwendung von Flumazenil Panikattacken beobachtet worden.


Aufgrund einer erhöhten Inzidenz von Benzodiazepintoleranz und –abhängigkeit bei Alkohol- und sonstiger Drogenabhängigkeit sollte Flumazenil bei dieser Population mit Vorsicht angewendet werden.


Flumazenil Pharmaselect enthält ca. 3,6 mg Natrium pro ml Injektionslösung. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/kochsalzarmer) Diät.


FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Flumazenil hebt die zentralen Wirkungen von Benzodiazepinen durch kompetitive Interaktionen an den Rezeptoren auf: Die Wirkungen von Nicht-Benzodiazepinagonisten wie Zopiclon, Triatolopyridiazine und anderen, an den Benzodiazepinrezeptoren werden von Flumazenil ebenfalls aufgehoben. Die Wirkung von anderen Wirkstoffen, die nicht denselben Wirkmechanismus aufweisen, wird nicht beeinflusst. Wechselwirkungen mit anderen zentral dämpfenden Substanzen wurden nicht beobachtet.

Besondere Vorsicht ist angezeigt, wenn Flumazenil bei versehentlicher Überdosierung eingesetzt wird, da toxische Effekte anderer, gleichzeitig eingenommener, psychotroper Arzneimittel (vor allem trizyklische Antidepressiva) durch das Absinken der Wirkung des Benzodiazepins verstärkt in Erscheinung treten können.


In Verbindung mit den Benzodiazepinen Midazolam, Flunitrazepam und Lormetazepam ist keine Veränderung der Pharmakokinetik von Flumazenil beobachtet worden. Die Pharmakokinetik dieser Benzodiazepine wird von Flumazenil nicht beeinflusst.


FL 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Zwar lassen tierexperimentelle Studien nicht auf Embryotoxizität oder Teratogenität schließen, jedoch liegen keine Daten zu möglichen Risiken für den Menschen durch eine Gabe von Flumazenil in der Schwangerschaft vor (siehe Abschnitt 5.3).

Aus diesem Grund ist Flumazenil in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung anzuwenden.


Es ist nicht bekannt, ob Flumazenil beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Deshalb ist, bei einer Anwendung von Flumazenil während der Stillzeit, das Stillen für 24 Stunden zu unterbrechen.

Eine Notfallanwendung von Flumazenil während der Schwangerschaft und Stillzeit ist nicht kontraindiziert.


FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Patienten, die Flumazenil zur Aufhebung der Wirkung von Benzodiazepinen erhalten haben, sind anzuhalten, mindestens 24 Stunden nach der Verabreichung vom Führen von Kraftfahrzeugen, Bedienen von Maschinen und anderer Tätigkeiten, die mit körperlichen oder geistigen Anstrengungen einhergehen, abzusehen, da die Wirkung des Benzodiazepins erneut auftreten kann.


FJ 4.8 Nebenwirkungen


Sehr häufig (≥1/10)

Häufig (≥1/100, <1/10)

Gelegentlich (≥1/1000, <1/100)

Selten (≥1/10000, <1/1000)

Sehr selten (<1/10000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Herzerkrankungen

Palpitationen*.

Häufig


Tachykardie oder Bradykardie, Extrasystolie.

Gelegentlich


Erkrankungen des Nervensystems

Schwindel, Kopfschmerzen, Agitiertheit*, Tremor, Mundtrockenheit, Hyperventilation, Sprachstörungen, Parästhesie.

Häufig

Krampfanfälle (bei Patienten mit bestehender Epilepsie oder schwerer Leberfunktionsstörung, insbesondere nach Langzeitbehandlung mit Benzodiazepinen oder Mischintoxikationen)

Gelegentlich

Augenerkrankungen

Diplopie, Strabismus, verstärkter Tränenfluss.

Häufig

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Hörstörungen.

Gelegentlich

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums


Dyspnoe, Husten, Verstopfung der Nase, Schmerzen in der Brust.

Gelegentlich

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts


Übelkeit (während der Anästhesie).

Sehr häufig


Erbrechen (während der Anästhesie), Schluckauf.

Häufig

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Schwitzen.

Häufig

Gefäßerkrankungen

Flush, Hypotonie, orthostatische Hypotonie, vorübergehend erhöhter Blutdruck (beim Aufwachen).

Häufig

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Müdigkeit, Schmerzen an der Injektionsstelle.

Häufig

Schüttelfrost.

Gelegentlich

Erkrankungen des Immunsystems

Allergische Reaktionen.

Häufig

Psychiatrische Erkrankungen

Angst*, emotionale Labilität, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit.

Häufig


*: nach rascher Injektion, keine Behandlung erforderlich


Bei Patienten, die über längere Zeit Benzodiazepine erhalten haben, kann Flumazenil Entzugserscheinungen auslösen. Die Symptome sind: Spannungszustände, Unruhe, Angst, Verwirrtheit, Halluzinationen, Tremor und Krämpfe.


Im Allgemeinen unterscheidet sich das Nebenwirkungsprofil bei Kindern nicht erheblich von dem bei Erwachsenen. Bei Anwendung von Flumazenil zur Aufhebung einer Sedierung können bei Kindern zusätzlich anormales Weinen, Unruhe und aggressive Reaktionen auftreten.


FO 4.9 Überdosierung


Selbst bei intravenösen Dosen von 100 mg Flumazenil wurden keine Überdosierungssymptome beobachtet.



FF 5. Pharmakologische Eigenschaften


F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidote.

ATC-Code: V03A B25


Das Imidazobenzodiazepin Flumazenil ist ein Benzodiazepin-Antagonist, der die Wirkung von Substanzen, die ihre Wirkung über den Benzodiazepinrezeptor entfalten, durch kompetitive Hemmung aufhebt.

Eine Neutralisation von paradoxen Reaktionen durch Benzodiazepine ist beobachtet worden.


Im Tierversuch wurden die Wirkungen von Substanzen, die keine Wirkung auf den Benzodiazepinrezeptor aufweisen (z.B. Barbiturate, GABA-Mimetika und Adenosin-Rezeptor-Agonisten) von Flumazenil nicht beeinträchtigt. Die Nicht-Benzodiazepinagonisten wie Zyklopyrrolone (z.B. Zopiclon) und Triazolpyridazine wurden blockiert. Die hypnosedativen Wirkungen der Benzodiazepine werden nach intravenöser Verabreichung von Flumazenil blockiert (innerhalb1-2 Minuten) und können innerhalb der folgenden Stunden allmählich von neuem auftreten, je nach Differenz der Eliminationshalbwertszeiten von Agonist und Antagonist. Flumazenil entfaltet möglicherweise eine schwache agonistische, antikonvulsive Eigenwirkung. Bei Tieren löste Flumazenil nach einer langen Behandlungsdauer Entzugserscheinungen einschließlich Krämpfen aus.


F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Verteilung

Flumazenil ist eine schwache lipophile Base, die zu etwa 50 % an Plasmaproteine gebunden wird, zwei Drittel davon an Albumin. Flumazenil weist eine ausgedehnte Verteilung im extravaskulären Raum auf. Die Plasmakonzentration von Flumazenil nimmt während der Distributionsphase mit einer Halbwertszeit von 4 – 15 Minuten ab. Das Verteilungsvolumen im Fließgleichgewicht (Vss) beträgt 0,9 – 1,1 Liter pro kg.


Metabolisierung

Flumazenil wird zu einem hohen Anteil im Leberstoffwechsel abgebaut. Die Carboxylsäure als Hauptmetabolit wurde im Plasma (in freier Form) sowie im Urin (in freier Form und gebundener Form) nachgewiesen.

In pharmakologischen Untersuchungen wurde dieser Hauptmetabolit weder als Benzodiazepinagonist noch als –antagonist nachgewiesen.


Ausscheidung

Es wird praktisch kein unverändertes Flumazenil mit dem Urin ausgeschieden, was auf einen vollständigen metabolischen Abbau des Wirkstoffes hinweist. Bei Versuchen mit radioaktiv markiertem Wirkstoff erfolgte die vollständige Elimination innerhalb von 72 Stunden, wobei 90 - 95% der Radioaktivität im Urin und 5 - 10% im Stuhl nachgewiesen wurden. Flumazenil zeichnet sich durch eine rasche Elimination mit einer Halbwertszeit von 40 - 80 Minuten aus. Die Gesamtplasma-Clearance des Wirkstoffes von Flumazenil beträgt 0,8 - 1,0 Liter pro Stunde pro kg und beruht fast ausschließlich auf den Leberstoffwechsel.


Die Pharmakokinetik von Flumazenil verhält sich im therapeutischen Bereich und oberhalb davon bis 100 mg dosisproportional.


Die Einnahme einer Mahlzeit während einer intravenösen Infusion von Flumazenil führt zu einer 50%- Zunahme der Clearance, wahrscheinlich aufgrund der erhöhten Durchblutung der Leber, die mit der Nahrungsaufnahme verbunden ist.


Pharmakokinetik bei besonderen Patientengruppen


Ältere Patienten

Die Pharmakokinetik von Flumazenil bei älteren Patienten unterscheidet sich nicht von der bei jungen Erwachsenen.


Patienten mit Leberinsuffizienz

Bei Patienten mit mäßiger bis schwerwiegender Leberinsuffizienz ist die Eliminationshalbwertszeit von Flumazenil im Vergleich zu Gesunden um 70 - 210% verlängert und die totale Clearance um 57 – 74% geringer.


Patienten mit Niereninsuffizienz

Die Pharmakokinetik von Flumazenil wird durch Niereninsuffizienz oder Hämodialyse nicht wesentlich beeinflusst.


Kinder

Bei Kindern über 1 Jahr ist die Eliminationshalbwertszeit etwas kürzer und variiert mehr als bei Erwachsenen und liegt bei durchschnittlich 40 Minuten (normalerweise im Bereich zwischen 20 - 75 Minuten). Clearance und Verteilungsvolumen, umgerechnet auf das Körpergewicht, weisen ähnliche Werte wie bei Erwachsenen auf.


F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Eine Behandlung mit Flumazenil in der späten pränatalen sowie der peri – und postnatalen Phase führte bei Nachkommen von Ratten zu Verhaltensänderungen und einer Zunahme der Benzodiazepinrezeptordichte im Hippocampus. Diesem Befund wird bei der vorgeschriebenen kurzen Anwendungsdauer des Arzneimittels keine Relevanz beigemessen.


FR 6. Pharmazeutische Angaben


F7 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Natriumedetat (Ph. Eur.)

Essigsäure 1%

Natriumchlorid

Natriumhydroxid-Lösung 1 %

Wasser für Injektionszwecke



FS 6.2 Inkompatibilitäten


Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.


FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit


4 Jahre.


Dauer der Haltbarkeit nach Öffnen:

Das Arzneimittel muss sofort nach Öffnen verwendet werden.


Dauer der Haltbarkeit nach Verdünnung:

Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde für 24 Stunden bei 25°C nachgewiesen.

Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2°C bis 8°C aufzubewahren.


FX 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25ºC lagern.


FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Faltschachteln mit 5 bzw. 10 Ampullen (farbloses Glas Typ I, OPC (one point cut ) Ampullen, mit blauem Punkt) mit je 5 ml bzw. 10 ml Injektionslösung/ Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in Verkehr gebracht.


F4 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur

Handhabung


Nicht verwendete Lösung ist zu verwerfen.


Wenn Flumazenil Pharmaselect als Infusion gegeben werden soll, muss es zuvor verdünnt werden. Für die Verdünnung von Flumazenil Pharmaselect sind ausschließlich Natriumchlorid-Lösung 0,9 % (9 mg/ml), Glucose-Lösung 5 % (50 mg/ml) oder oder Ringer`s Lösung (8,6 g NaCl, 0,3 g KCl und 0,33 g CaCl2/l) zu verwenden.


Die Kompatibilität von Flumazenil Pharmaselect mit anderen Injektionslösungen ist nicht nachgewiesen.


Intravenöse Infusionslösungen sind nach 24 Stunden zu verwerfen.



FZ 7. Inhaber der Zulassung


Pharmaselect International Beteiligungs GmbH

Ernst-Melchior-Gasse 20

1020 Wien

Österreich

Tel.-Nr.: + 431- 7860386-0

Fax-Nr.: + 431- 7860386-20

E-mail: medical@pharmaselect.com


F5 8. Zulassungsnummer


70413.00.00


F6 9. Datum der Erteilung der Zulassung


[siehe Unterschrift]


F10 10. Stand der Information


...



F11 11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

22222210- 10 -