iMedikament.de

Fluspi Stechampulle

Document: 21.11.2012   Fachinformation (deutsch) change

Zul.Nr. 14793.00.00/14793.01.00

Fachinformation



1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL

Fluspi 1,5

1,5 mg/0,75 ml Injektionssuspension


Fluspi Stechampulle

2 mg/ml Injektionssuspension



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Wirkstoff: Fluspirilen


Fluspi 1,5

1 Ampulle mit 0,75 ml Injektionssuspension enthält 1,5 mg Fluspirilen.


Sonstige Bestandteile:

Enthält 9 mg Benzylalkohol und 3,75 mg Povidon (K 17) pro Ampulle (entsprechend 0,75 ml Injektionssuspension) und Natriumverbindungen.


Fluspi Stechampulle

1 ml Injektionssuspension enthält 2 mg Fluspirilen.

1 Stechampulle mit 6 ml Injektionssuspension enthält 12 mg Fluspirilen.


Sonstige Bestandteile:

Enthält 72 mg Benzylalkohol und 30 mg Povidon (K 17) pro Stechampulle (entsprechend 6 ml Injektionssuspension) und Natriumverbindungen.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM

Injektionssuspension



4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Langzeittherapie und Rezidivprophylaxe akuter produktiver und chronisch schizophrener Psychosen.


Besonderer Hinweis:

Fluspi nicht in Geweben mit verminderter Durchblutung (Knorpel-, Sehnen-, Fettgewebe u.a.), nicht subkutan bzw. intraartikulär anwenden.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die individuelle Ansprechbarkeit auf Fluspirilen variiert stark. Die Dosierung ist von der Schwere der psychotischen Symptomatik und von der Reaktion des Patienten abhängig und muss vom Arzt jeweils individuell ermittelt werden.


Es gelten folgende allgemeine Dosierungsempfehlungen:

Die durchschnittliche Erhaltungsdosis beträgt

für ambulante Patienten 2-6 mg Fluspirilen wöchentlich (entsprechend 1-3 ml Injektionssuspension),

für stationäre Patienten 3-8 mg Fluspirilen wöchentlich (entsprechend 1,5-4 ml Injektionssuspension).


Bei Zeichen einer Überdosierung ist ggf. eine Injektion auszulassen.


Bei Patienten im höheren Lebensalter ist stets individuell zu dosieren. Dosissteigerungen sind vorsichtig vorzunehmen.


Bei Umstellung von oraler Medikation entspricht eine orale Tagesdosis Haloperidol ( in mg) etwa einer Wochendosis Fluspirilen.


Art der Anwendung

Fluspirilen ist ausschließlich zur intramuskulären Injektion bestimmt und wird einmal wöchentlich tief intraglutäal injiziert.


Die Injektion darf nicht in Geweben mit verminderter Durchblutung erfolgen. Es darf nicht subkutan oder intraartikulär injiziert werden. Bei wiederholter intramuskulärer Anwendung Injektionsstelle wechseln.


Der Inhalt der (Stech-)Ampulle muss gleichmäßig suspendiert sein. Deshalb ggf. die Injektionssuspension vor dem Aufziehen leicht schütteln. Gebrauchsfertig hat die Injektionssuspension ein perlmuttartiges, marmoriertes Aussehen.


Dauer der Anwendung

Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsbild und dem individuellen Verlauf. Dabei ist die niedrigste notwendige Erhaltungsdosis anzustreben. Über die Notwendigkeit einer Fortdauer der Behandlung ist laufend kritisch zu entscheiden.


Nach längerfristiger Therapie muss der Abbau der Dosis in kleinen Schritten und über einen längeren Zeitraum in engem Kontakt zwischen Arzt und Patient erfolgen.


4.3 Gegenanzeigen

Fluspirilen darf nicht angewendet werden

- bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Butyrophenone

- bei akuten Alkohol-, Analgetika-, Hypnotika- oder Psychopharmaka-Intoxikationen

- bei Parkinsonkrankheit

- in Geweben mit verminderter Durchblutung.


Fluspi darf wegen des Gehaltes an Benzylalkohol nicht bei Frühgeborenen oder Neugeborenen angewendet werden.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Fluspirilen darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei

- Leber- und Niereninsuffizienz.

- hirnorganischen Erkrankungen.

- kardialer Vorschädigung.

- prolaktinabhängigen Tumoren, z. B. Mamma-Tumoren.

- Phäochromozytom.

- schwerer Hypotonie bzw. orthostatischer Dysregulation.

- Erkrankungen des hämatopoetischen Systems.

- anamnestisch bekanntem malignen neuroleptischen Syndrom.

- Engwinkelglaukom, Harnverhalten, Hyperthyreoidismus oder Thyreotoxikose.


Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit neurologisch erkennbaren subkortikalen Hirnschäden und Krampfanfällen in der Anamnese, da Grand mal-Anfälle auftreten können. Epileptiker sollten nur unter Beibehaltung der antikonvulsiven Therapie mit Fluspirilen behandelt werden.


Patienten mit wahnhafter Depression sollte Fluspirilen nur unter besonderer Vorsicht und zusammen mit einem Antidepressivum verabreicht werden.


Kinder sollten nicht mit Fluspirilen behandelt werden.


Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen

Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.


Fluspi ist nichtzur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenz-Erkrankungen zusammenhängen, zugelassen.


Vor einer Behandlung mit Fluspirilen ist das Blutbild (einschließlich des Differentialblutbildes sowie der Thrombozytenzahl) zu kontrollieren. Bei pathologischen Blutwerten darf eine Behandlung mit Fluspirilen nur bei zwingender Indikation und unter häufigen Blutbildkontrollen erfolgen.


Bei der Anwendung von Neuroleptika werden unabhängig von der Indikation häufigere Kontrollen des Blutbildes empfohlen. Bei schnellem Absinken der Leukozytenzahl - insbesondere bei Werten unter 3000/mm3- oder anderen Blutbildveränderungen ist eine intensive Überwachung geboten, ggf. ein Abbruch der Therapie.


Thromboembolie-Risiko

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Fluspi identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.


Blutbild, Nieren- und Leberfunktion sowie die Herz-Kreislaufsituation (einschl. EKG-Ableitung) sind während der Therapie in regelmäßigen Abständen zu überwachen. Ein Ausgangs-EKG sowie -EEG sollte für spätere Verlaufskontrollen vorliegen.


Bei älteren Patienten und Patienten mit Vorschädigung des Herzens können Störungen der Erregungsleitung auftreten. Eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion wird empfohlen.


Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen

In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Fluspi sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.


Patienten mit Phäochromozytom, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz oder zerebraler Insuffizienz zeigen häufiger hypotensive Reaktionen auf Gabe von Fluspirilen und sollten deshalb sorgfältig überwacht werden.


Bei Nierenfunktionsstörungen ist die verlangsamte Ausscheidung von Povidon zu beachten. Aufgrund des Povidongehaltes kann nicht ausgeschlossen werden, dass es nach häufiger oder länger dauernder Anwendung sehr selten zu einer Speicherung von Povidon im Retikuloendothelialen System (RES) oder zu örtlichen Ablagerungen und Fremdkörpergranulomen kommen kann, die zur Verwechslung mit Geschwülsten Anlass geben können.


Bei Patienten mit organischen Hirnschäden und endogener Depression ist bei einer Therapie mit Fluspirilen besondere Vorsicht geboten.


Bei Patienten mit zerebralen Krampfanfällen ist zu berücksichtigen, dass Fluspirilen die Schwelle für das Auftreten von Krampfanfällen senkt.


Bei Patienten mit Engwinkelglaukom, Harnverhalten und Prostatahypertrophie ist vorsichtig zu dosieren. Die anticholinergen Wirkungen von Fluspirilen sind jedoch nur schwach ausgeprägt.


Neuroleptika führen zu einer erhöhten Prolaktin-Ausschüttung. Experimente an Gewebekulturen sprechen dafür, dass etwa ein Drittel menschlicher Brusttumoren in vitro prolaktinabhängig sind. Obwohl aussagefähige klinische oder epidemiologische Studien noch nicht vorliegen, wird bei einschlägiger Vorgeschichte Vorsicht angeraten.


Um reversible Nebenwirkungen (extrapyramidale Störungen, cholestatischer Ikterus, Entzugserscheinungen, leichte Fehlhaltungen der Extremitäten) bei Neugeborenen zu vermeiden, wird empfohlen, Neuroleptika in den letzten Schwangerschaftswochen nach Möglichkeit niedrig zu dosieren.


Obgleich die Prävalenz von Spätdyskinesien noch nicht hinreichend erforscht ist, scheint es so, dass ältere Patienten, besonders ältere Frauen, dafür besonders prädisponiert sind. Das Risiko der Spätdyskinesien und besonders das der Irreversibilität nimmt vermutlich mit der Therapiedauer und der Höhe der neuroleptischen Dosierung zu. Allerdings kann sich eine Spätdyskinesie auch schon nach kurzer Behandlungsdauer und niedriger Dosierung entwickeln. Die neuroleptische Behandlung selbst kann die Symptome einer beginnenden Spätdyskinesie zunächst maskieren. Nach Absetzen der Medikation tritt diese dann sichtbar in Erscheinung.


Auf erste dyskinetische Anzeichen, vorwiegend im lingualen und digitalen Bereich, ist unbedingt zu achten.


Der Patient sollte angehalten werden, bei Fieber, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen, Halsschmerzen oder eitriger Angina sowie grippeähnlichen Symptomen, insbesondere wenn diese Symptome innerhalb der ersten 3 Monate nach Beginn der medikamentösen Behandlung auftreten, keine Selbstmedikation mit Analgetika durchzuführen, sondern sofort seinen behandelnden Arzt aufzusuchen.


Fluspi enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 0,75 ml bzw. 6 ml Injektionssuspension.


Benzylalkohol kann bei Säuglingen und Kindern bis zu 3 Jahren toxische und anaphylaktische Reaktionen hervorrufen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Anwendung von Alkohol und Fluspirilen kann zu einer Verstärkung der Alkoholwirkung und zu einer Blutdrucksenkung führen.


Bei kombinierter Anwendung mit zentraldämpfenden Pharmaka (Schlafmittel, Schmerzmittel, andere Psychopharmaka, Antihistaminika) kann es zu verstärkter Sedierung oder Atemdepression kommen.


Eine durch Polypeptid-Antibiotika (z. B. Capreomycin, Colistin, Polymyxin B) hervorgerufene Atemdepression kann durch Fluspirilen verstärkt werden.


Bei gleichzeitiger Gabe mit Benzatropin oder Trihexyphenidyl kann die Fluspirilen-Wirkung abgeschwächt werden.


Die Wirkung von Antihypertensiva kann bei gleichzeitiger Gabe von Fluspirilen verstärkt werden. Die antihypertensive Wirkung von Guanethidin wird dagegen abgeschwächt.


Die gleichzeitige Gabe von trizyklischen Antidepressiva mit Fluspirilen führt zu einem Anstieg der Antidepressiva-Plasmaspiegel. Es ist nicht bekannt, ob dies zu einer bedeutsamen Änderung der Wirkung des Antidepressivums führt.


Bei gleichzeitiger Anwendung mit Phenobarbital, Carbamazepin oder Diphenylhydantoin kann der Blutspiegel von Fluspirilen gesenkt werden. Es ist nicht bekannt, ob dies zu einer bedeutsamen Abschwächung der Fluspirilenwirkung führt.


Die Gabe von Lithium kann den Fluspirilenspiegel im Blut erhöhen, die Gabe von Fluspirilen den Lithiumspiegel. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Lithium kann es vermehrt zu extrapyramidalmotorischen Störungen, Müdigkeit, Tremor und Mundtrockenheit kommen. Die Möglichkeit neurotoxischer Interaktionen kann nicht ausgeschlossen werden.


Bei gleichzeitiger Behandlung mit Dopaminagonisten (z. B. Levodopa) kann die Wirkung des Dopaminagonisten abgeschwächt werden.


Bei kombinierter Anwendung von Neuroleptika mit anderen Dopaminantagonisten (z. B. Metoclopramid) kann es zu einer Verstärkung der extrapyramidalmotorischen Wirkungen kommen.


Wird Fluspirilen zur Behandlung bei Kokainsüchtigen angewendet, kann es zu einer Verstärkung der extrapyramidalmotorischen Wirkungen kommen.


Die gleichzeitige Behandlung mit Anthelmintika, die Piperazin enthalten, führt zu einem erhöhten Risiko extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen.


Bei gleichzeitiger Anwendung zusammen mit Amphetamin wird der stimulierende Effekt des Amphetamins vermindert, der antipsychotische Effekt des Fluspirilen durch Wirkung an den DA-Rezeptoren vermindert.


Bei gleichzeitiger Anwendung zusammen mit Adrenalin (Epinephrin) kann es zu paradoxer Hypotension und Tachykardie kommen. Die antihypotone Metaraminol-Wirkung wird abgeschwächt. Auch die Phenylephrin-Wirkung wird abgeschwächt.


Die periphere Vasokonstriktion hoher Dopamindosen kann durch Fluspirilen reduziert werden.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Fluspirilen mit Arzneimitteln die eine anticholinerge Wirkung besitzen (z. B. Atropin), kann diese Wirkung verstärkt werden. Dies kann sich in Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks, Mundtrockenheit, beschleunigtem Herzschlag, Verstopfung, Beschwerden beim Wasserlassen, Störungen der Speichelsekretion, Sprechblockade, Gedächtnisstörungen oder vermindertem Schwitzen äußern.


Unter der Therapie mit Fluspirilen ist die Wirkung von Disulfiram bei gleichzeitigem Alkoholgenuss abgeschwächt.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Pentetrazol kann es zur Auslösung cerebraler Anfälle kommen.


Wegen der durch Fluspirilen hervorgerufenen Prolaktinerhöhung kann die Reaktion auf die Anwendung von Gonadorelin abgeschwächt werden.


Unter der Behandlung mit Fluspirilen kann das Ergebnis eines Schwangerschaftstests verfälscht sein (falsch positives Ergebnis).


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Für Fluspi liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Da die Sicherheit einer Anwendung in der Schwangerschaft nicht belegt ist, sollte Fluspi nur nach strenger Indikationsstellung und nach sehr sorgfältiger Abwägung des therapeutischen Nutzens für die Mutter gegen die möglichen Risiken für das Kind verordnet werden.


Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Fluspirilen) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.

Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.


Neuroleptika passieren die Plazentaschranke und gehen in die Muttermilch über. Während einer Behandlung mit Fluspi darf nicht gestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


Daher sollte das Führen von Fahrzeugen, das Bedienen von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeit - zumindest während der ersten Phase der Behandlung - ganz unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.


4.8 Nebenwirkungen

Häufig kommt es bei der Behandlung mit Fluspirilen - insbesondere in den ersten Tagen nach Injektion - zu Frühdyskinesien (krampfartiges Herausstrecken der Zunge, Verkrampfung der Schlundmuskulatur, okulogyre Krisen, Schiefhals, Versteifungen der Rückenmuskulatur, Kiefermuskelkrämpfe), einem Parkinson-Syndrom (Zittern, Steifigkeit) und Akathisie (Bewegungsunruhe). Beim Auftreten von Frühdyskinesien oder Parkinson-Syndromen ist eine Dosisreduktion oder eine Behandlung mit einem Antiparkinsonmittel erforderlich. Beim Auftreten einer Akathisie kann eine Dosisreduzierung erforderlich werden. Die Behandlung der Akathisie ist schwierig; sie kann mit Sedativa, Hypnotika oder Beta-Rezeptorenblockern versucht werden.


Bei zumeist längerer und hochdosierter Therapie kann es zur Manifestation von Spätdyskinesen kommen (anhaltenden, vielfach irreversiblen hyperkinetischen Syndromen mit abnormen unwillkürlichen Bewegungen vor allem im Bereich von Kiefer- und Gesichtsmuskulatur, aber auch athetoide und ballistische Bewegungen der Extremitäten). Eine gesicherte Therapie dieser Symptome ist derzeit nicht bekannt (Abschnitt 4.4 beachten).


Müdigkeit kann insbesondere zu Beginn der Behandlung auftreten, ferner seltener Unruhe, Erregung, Benommenheit, depressive Verstimmung - insbesondere bei Langzeittherapie - , Lethargie, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, seltener delirante Symptome - insbesondere unter Kombination mit anticholinerg wirksamen Substanzen - und zerebrale Krampfanfälle sowie Regulationsstörungen der Körpertemperatur. Wie auch bei anderen Neuroleptika können sehr selten psychotische Prozesse reaktiviert oder verschlechtert werden.


Sehr selten kann es unter der Behandlung mit Neuroleptika zu einem lebensbedrohlichen malignen neuroleptischen Syndrom kommen (Fieber über 40°C, Muskelstarre, vegetative Entgleisung mit Herzjagen und Bluthochdruck, Bewusstseinstrübung bis zum Koma), das das sofortige Absetzen der Medikation erfordert. In diesem Fall sind ebenso wie bei Überdosierung intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.

Selten kann es bei hoher Dosierung zu vegetativen Begleitwirkungen kommen wie Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit, Gefühl der verstopften Nase, Erhöhung des Augeninnendrucks, Obstipation und Miktionsstörungen, ebenso Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Appetitverlust. Sehr selten kann es zu einem lebensbedrohlichen paralytischen Ileus kommen.


Gelegentlich treten, insbesondere zu Beginn der Behandlung, Hypotonie bzw. orthostatische Dysregulation und eine reflektorische Beschleunigung der Herzfrequenz auf. EKG-Veränderungen wurden beobachtet (Störungen der Erregungsausbreitung und -rückbildung).


Selten können allergische Hautreaktionen auftreten, ferner Pigment-, Kornea- und Linseneinlagerungen, passagere Erhöhungen der Leberenzymaktivitäten, Abflussstörungen der Galle, Gelbsucht.


Blutzellschäden in Form von Leukopenie, Thrombopenie, Eosinophilie und Panzytopenie, sehr selten Agranulozytose, können in Ausnahmefällen vorkommen.


Vereinzelt können Menstruationsstörungen, Galaktorrhoe, Gynäkomastie, sexuelle Funktionsstörungen und Gewichtszunahme auftreten, ferner Störungen des Glukosestoffwechsels.


Über lokale Reaktionen an der Einstichstelle ist berichtet worden.


Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen durch Benzylalkohol auftreten.


Häufigkeit: Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar):



4.9 Überdosierung

Symptome einer Überdosierung:

- schwere extrapyramidale Störungen: akute dyskinetische oder dystone Symptome, Zungen-Schlund-Syndrom, Blickkrämpfe, laryngeale oder pharyngeale Spasmen

- Somnolenz bis Koma, mitunter Erregung und delirante Verwirrtheit

- seltener zerebrale Krampfanfälle

- Hyperthermie oder Hypothermie

- kardiovaskulär: Hypotension, Tachykardie oder Bradykardie, ventrikuläre Tachyarrhythmie, Herz- und Kreislaufversagen

- selten anticholinerge Effekte: verschwommenes Sehen, Glaukomanfall, Ausbleiben der Darmmotilität, Urinretention

- selten respiratorische Komplikationen: Zyanose, Atemdepression, Atemstillstand, Aspiration, (Broncho-) Pneumonie


Die Therapiemaßnahmen erfolgen symptomatisch und unterstützend, sie orientieren sich an den allgemeinen Prinzipien der Vorgehensweise bei Überdosierungen, mit folgenden Besonderheiten:


- Analeptika sind kontraindiziert, da infolge der Senkung der Krampfschwelle durch Fluspirilen eine Neigung zu zerebralen Krampfanfällen besteht.

- Bei schweren extrapyramidalen Symptomen Antiparkinsonmittel, z. B. Biperiden (Akineton) i.v.

- Bei Hypotonie wegen der paradoxen Verstärkung keine adrenalinartig wirkenden Kreislaufmittel, sondern noradrenalinartig wirkende Mittel geben.

Betaagonisten sollten vermieden werden, weil sie die Vasodilation erhöhen. Der Patient muss flach gelagert werden, wenn nötig, muss eine Volumensubstitution erfolgen.

- Ventrikuläre Tachyarrhythmien müssen mit Antiarrhythmika behandelt werden.

- Bei Bewusstseinsstörungen ist Überwachung und evtl. Atemhilfe angezeigt.

- Eine Hypothermie sollte mit langsamer Erwärmung behandelt werden. Infusionen für unterkühlte Patienten sollten erwärmt werden.

- Hohes Fieber sollte mit Antipyretika, ggf. mit Eisbädern behandelt werden.

- Anticholinerge Symptome lassen sich ggf. durch die Gabe von Physostigminsalizylat (1-2 mg i.v.) behandeln (evtl. wiederholen); von einer routinemäßigen Anwendung muss jedoch wegen der schweren Nebenwirkungen abgeraten werden.

- bei wiederholten Krampfanfällen des Gehirns Antikonvulsiva, ggf. Diazepam, aber nur, wenn die Voraussetzungen für künstliche Beatmung gegeben sind (Atemdepression!).



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika; Diphenylbutylpiperidin-Derivate

ATC-Code: N05AG01


Fluspirilen ist ein stark wirksames Langzeitneuroleptikum aus der Reihe der Diphenylbutylpiperidine und ist den Butyrophenonen chemisch strukturverwandt. Die mikrokristalline, in wäßrigem Lösungsmittel suspendierte Substanz wird ihrer geringen Löslichkeit wegen nur einmal wöchentlich appliziert.


Im Tierexperiment wirkt Fluspirilen antagonistisch auf Dopaminrezeptoren. Hierdurch wird eine Prolaktinerhöhung, eine Verminderung der Apomorphin- und Amphetaminhyperaktivität sowie eine Katalepsie bewirkt. In geringem Maße interagiert Fluspirilen auch mit serotoninergen und alpha-adrenergen Rezeptoren.


Das klinische Wirkprofil ist gekennzeichnet durch antipsychotische Effekte:

Reduktion von Wahn, Halluzinationen, schizophrenen Ich-Störungen und Denkzerfahrenheit, Dämpfung psychomotorischer Erregung und affektiver Gespanntheit. Mit der Unterbrechung der dopaminergen Transmission im Corpus striatum werden die extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen erklärt.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Pharmakokinetik von Fluspirilen ist nur begrenzt erforscht:


Fluspirilen wird nach i.m.-Verabreichung langsam und gleichmäßig resorbiert. Maximale Wirkspiegel wurden am 2.-3. Tag nach der intramuskulären Applikation gemessen. Verteilungsvolumenund Plasmaproteinbindungsind nicht genau untersucht, letztere dürfte etwa bei 90 % liegen. Der Bereich therapeutischer Plasmakonzentrationenist nicht bekannt. Die durchschnittliche Wirkdauer beträgt 7 Tage.


Bei der extensiven Metabolisierungvon Fluspirilen (Hauptmechanismus: oxidative N-Dealkylierung) werden aktive wie inaktive Metaboliten gebildet. Die Eliminationerfolgt langsam (mit einer Eliminationshalbwertszeit von 7-8 Tagen) sowohl renal als auch fäkal. Nur ein geringer Anteil (ca. 5 %) wird als unveränderte Substanz fäkal eliminiert.


Fluspirilen ist placentagängig, weitere Angaben liegen nicht vor.


Bioverfügbarkeit

Fluspirilen Injektionssuspension ist ausschließlich zur intramuskulären Gabe bestimmt.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Im Tierversuch traten nach hohen Dosen spezifische und reversible Symptome einer ZNS-Toxizität von Neuroleptika, wie z.B. Störungen von Bewegungsabläufen und Nahrungsaufnahme, Sedierung und Katalepsie auf. Wiederholte Gaben führten zu Störungen des Stoffwechsels (Gewichtsreduktion) und des Hormonhaushaltes (Prolactinämie, Stimulation von Hypophyse und Brustdrüse), die auch mit Veränderungen im Urogentialtrakt und mit Fertilitätsstörungen einhergingen. Bei Ratten wurden verminderte Trächtigkeitsraten beobachtet, die auf eine Störung der Implantation schließen lassen. Untersuchungen an Ratten und Kaninchen haben keine Hinweise auf ein teratogenes Potenzial von Fluspirilen ergeben. Dosen im maternal toxischen Bereich beeinträchtigten die fetale und postnatale Entwicklung von Ratten. Mehrere Mutagenitätstest verliefen negativ, Langzeituntersuchungen auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Fluspirilen liegen nicht vor.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Benzylalkohol

Povidon (K 17)

Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat

Natriummonohydrogenphosphat

Polysorbat 80 (E 436)

Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten

Aufgrund der galenischen Zusammensetzung darf Fluspi nicht mit anderen Substanzen gemischt werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre


Fluspi 1,5

Nach Anbruch der Ampullen Reste verwerfen


Fluspi Stechampulle

Nach Anbruch 2 Wochen haltbar. Nach diesem Zeitraum verwerfen!


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern.


Nicht einfrieren.


Fluspi 1,5

Die Ampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


Fluspi Stechampulle

Die Stechampullen im Umkarton aufrecht stehend aufbewahren.


Die Stechampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Fluspi 1,5

Originalpackungen mit 3, 5, 50 und 60 Ampullen mit je 0,75 ml Injektionssuspension


Fluspi Stechampulle

Originalpackungen mit 1 und 5 Stechampullen mit je 6 ml Injektionssuspension


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.



7. INHABER DER ZULASSUNGEN

HEXAL AG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Telefon: (08024) 908-0

Telefax: (08024) 908-1290

E-Mail: medwiss@hexal.com



8. ZULASSUNGSNUMMERN


Fluspi 1,5

14793.00.00


Fluspi Stechampulle

14793.01.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN

29.08.1996/01.03.2004



10. STAND DER INFORMATION

November 2012


11. VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig

Stand: 11/2012 ÄA Seite 17 von 17