Glamin
F A C H I N F O R M A T I O N
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Glamin
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoffe
1000 ml Infusionslösung enthalten:
Alanin 16,00 g
Arginin 11,30 g
Aspartinsäure 3,40 g
Glutaminsäure 5,60 g
N(2)-Glycyl-L-glutamin H2O 30,27 g
Glycin 10,27 g,
Glutamin 20,0 g
N-Glycyl-L-tyrosin 2H2O 3,45 g
Glycin 0,94 g,
Tyrosin 2,28 g
Histidin 6,80 g
Isoleucin 5,60 g
Leucin 7,90 g
Lysinacetat 12,70 g
Lysin 9,0 g
Methionin 5,60 g
Phenylalanin 5,85 g
Prolin 6,80 g
Serin 4,50 g
Threonin 5,60 g
Tryptophan 1,90 g
Valin 7,30 g
Dies ergibt:
Aminosäuren/Dipeptide 134 g/l
Gesamt-Stickstoff 22,4 g/l
Energiegehalt 2300 kJ (540 kcal)/l
Theoretische Osmolarität 1040 mosm/l
Titrationsacidität bis pH 7,4 ca. 60 mmol/l
pH-Wert ca. 5,8
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Infusionslösung mit Aminosäuren und Dipeptiden.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zufuhr von Aminosäuren als Proteinbausteine im Rahmen einer parenteralen Ernährungstherapie, wenn eine orale oder enterale Ernährung nicht möglich, unzureichend oder kontraindiziert ist, insbesondere bei mittelschwer bis schwer katabolen Patienten.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
Die Dosierung richtet sich nach dem Aminosäurenbedarf.
Soweit nicht anders verordnet:
1 - 2 g Aminosäuren/Dipeptide ( 0,17-0,34 g N)/kg KG und Tag,
das entspricht 7 - 14 ml Glamin/kg KG und Tag bzw. 500 - 1000 ml
Glamin/Tag beim 70-kg-Patienten.
Infusionsgeschwindigkeit: 0,6 - 0,7 ml ( 0,08 - 0,09 g Aminosäuren/
Dipeptide)/kg KG und Stunde, das entspricht 500 ml in 10 - 12 Stunden bzw. 1000 ml in 20 - 24 Stunden beim 70-kg-Patienten.
Hinweis:
Bei Leber- oder Niereninsuffizienz ist eine individuelle Dosierung erforderlich.
Art und Dauer der Anwendung
Zur intravenösen Infusion. Glamin soll aufgrund seiner Osmolarität (über 800 mosm/l) zentralvenös infundiert werden.
Das Präparat kann so lange angewendet werden, wie dies der klinische Zustand des Patienten erfordert. Erfahrungen über eine Anwendungsdauer von mehr als 2 Wochen gibt es bisher jedoch nicht.
Hinweise:
Für eine vollständige parenterale Ernährung ist Glamin grundsätzlich nur in gleichzeitiger Kombination mit energiezuführenden Infusionslösungen mit Kohlenhydraten und/oder Fett sowie Elektrolyten, Spurenelementen und Vitaminen zu verabreichen.
Anwendung in der Pädiatrie:
Glamin ist nicht zur Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren geeignet, da die Zusammensetzung an den Bedarf dieser Patienten nicht angepasst ist. Für ältere Kinder liegen noch keine Erfahrungen vor, eine Anwendung kann deshalb nicht empfohlen werden.
4.3 Gegenanzeigen
Angeborene Aminosäurenstoffwechselstörungen (z. B. Phenylketonurie), schwere Leberinsuffizienz und schwere Niereninsuffizienz.
Allgemeine Gegenanzeigen einer parenteralen Ernährung sind:
Instabile Kreislaufverhältnisse mit vitaler Bedrohung (Schock), metabolische Acidose, unzureichende zelluläre Sauerstoffversorgung, Hyperhydratationszustände, Hyponatriämie, Hypokaliämie, Hyperlaktatämie, erhöhte Serumosmolarität, Lungenödem, dekompensierte Herzinsuffizienz und bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem der Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Kontrollen des Serumionogramms, der Serumosmolarität, der Wasser-bilanz, des Säure-Basen-Haushalts sowie der Leberwerte (alkalische Phosphatase, GPT, GOT) sind erforderlich.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Es wurden keine Wechselwirkungsstudien durchgeführt, bisher sind jedoch keine Wechselwirkungen bekannt.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Über die Anwendung von Glamin in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Untersuchungen am Menschen vor. Die Anwendung von Glamin während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte nach einer Nutzen-Risiko-Abschätzung durchgeführt werden.
Der Tierversuch (Embryotoxizitätsstudie bei Kaninchen) erbrachte jedoch keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädigende Einflüsse auf die Reproduktion.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend
Nebenwirkungen
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung nicht zu erwarten.
Überdosierung
Bei zu schneller Infusion kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen
wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfrötung und Wärmegefühl sowie zu renalen Verlusten von Aminosäuren und Dipeptiden kommen.
Therapie bei klinischen Anzeichen einer Überdosierung: Reduktion der Infusionsgeschwindigkeit oder ggf. Unterbrechung der Infusion.
Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminosäurenlösung zur parenteralen Ernährung
ATC-Code: B05BA01
Glamin ist eine Infusionslösung zur parenteralen Ernährung mit
18 essentiellen und nichtessentiellen Aminosäuren, drei davon in Form der Dipeptide Glycyl-Glutamin und Glycyl-Tyrosin.
Die Lösung ist geeignet zur Förderung der Proteinsynthese und Verbesserung der Stickstoffbilanz während parenteraler Ernährung.
Um eine optimale Verwertung der infundierten Aminosäuren und Dipeptide sicherzustellen, sollte der Bedarf des Patienten an Energie (Kohlenhydrate, Fett), Elektrolyten, Spurenelementen und Vitaminen gedeckt werden.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Die beiden Dipeptide Glycyl-Glutamin und Glycyl-Tyrosin werden bei intravenöser Verabreichung sowohl beim Tier als auch beim Menschen rasch und vollständig in ihre Aminosäuren gespalten. An der Hydrolyse der Dipeptide sind neben der Niere, der quantitativ die größte Bedeutung zukommt, Leber, Skelettmuskulatur, Darm und Plasma beteiligt.
Aminosäurenlösungen entfalten, abgesehen von nutritiven Effekten, keine pharmakologischen Wirkungen, wenn sie entsprechend den Dosierungsempfehlungen für die parenterale Ernährung verabreicht werden.
Die beiden Dipeptide Glycyl-Glutamin und Glycyl-Tyrosin sind enthalten, um die Verfügbarkeit von Glutamin und Tyrosin zu ermöglichen und die Proteinsynthese zu fördern. Die Dipeptide entfalten keine anderen pharmakodynamischen Wirkungen als die entsprechenden freien Aminosäuren. Lediglich in Ratten zeigte sich, dass Glutamin die Clearance von Methotrexat verringert.
Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Lokale Verträglichkeit
Glamin soll aufgrund seiner Osmolarität von 1040 mosm/l zentral-venös infundiert werden. Während periphervenöser Infusion von Glamin beim Hund über 28 Tage (täglich 6 Stunden) traten weder makroskopische noch mikroskopische Veränderungen an der Infusionsstelle auf.
In klinischen Studien der Phase I konnten keine regional vaskulären Komplikationen während periphervenöser Infusion beobachtet werden.
b) Akute Toxizität
Keine Anzeichen einer Toxizität waren bei Ratten und Mäusen erkennbar nach einer Bolusgabe von Glamin, die der 2 - 3fachen Tagesdosis entsprach, die für den Patienten über eine Infusionsdauer von 10 - 20 Stunden empfohlen wird.
Bei Ratten, denen die einzelnen Dipeptide Glycyl-Glutamin bzw. Glycyl-Tyrosin über 8 Stunden infundiert wurden, mit einer Dosierung von 5,1 bzw. 5,9 g/kg, wurden ebenfalls keine Anzeichen einer Toxizität beobachtet.
c) Chronische Toxizität
Subchronische Toxizitätsstudien an Ratten und Hunden über 28 Tage mit Glamin ergaben keine produktbezogenen Veränderungen in den klinischen Befunden, den klinisch-chemischen Untersuchungen und den nekroskopischen Ergebnissen.
d) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Für die einzelnen Dipeptide konnte kein mutagenes Potential nachgewiesen werden.
Konventionelle Karzinogenitätsstudien werden für die beabsichtigte Indikation nicht als erforderlich erachtet. Die fehlende mutagene Aktivität der Dipeptide lässt nicht auf ein karzinogenes Potential schließen. Darüber hinaus werden die Dipeptide rasch in Aminosäuren gespalten und für die Aminosäuren als physiologische Substrate liegen langjährige Erfahrungen vor.
e) Reproduktionstoxikologie
Es traten keine embryotoxischen oder teratogenen Effekte bei Kaninchen auf, denen das maximal tolerable Volumen von 24 ml Glamin/kg (4 Stunden täglich) infundiert wurde.
Weitere Untersuchungen werden nicht als erforderlich angesehen in Anbetracht der klinischen Anwendung, der pharmakokinetischen Eigenschaften sowie aufgrund der Tatsache, dass schädigende Einflüsse auf die Reproduktion beim Kaninchen und Veränderungen an den Reproduktionsorganen in den subchronischen Toxizitätsstudien nicht aufgetreten sind.
6. Pharmazeutische Angaben
Liste der sonstigen Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke
Citronensäure zur Einstellung des pH-Wertes auf 5,8
Inkompatibilitäten
Aminosäurenlösungen sollten nicht als Trägerlösung für Medikamente verwendet werden.
Glamin darf nur mit anderen Lösungen gemischt werden, wenn die Kompatibilität gesichert ist.
Dauer der Haltbarkeit
18 Monate.
Das Arzneimittel darf nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.
Mischungen sind unter hygienisch einwandfreien Bedingungen unmittelbar vor Beginn der Infusion herzustellen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte jede Mischlösung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung vor der Anwendung verantwortlich. Restmengen sind zu verwerfen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Infusionslösung in Flaschen zu 500 ml und 1000 ml.
Klinikpackungen mit 10 x 500 ml und 6 x 1000 ml.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
Nur klare Lösungen in unversehrten Behältnissen verwenden.
Mischungen mit Kohlenhydraten und/oder Fetten
sowie Elektrolyten, Spurenelementen und Vitaminen sind unter
hygienisch einwandfreien Bedingungen unmittelbar vor Beginn der
Infusion herzustellen. Die Kompatibilität und Stabilität der
Mischung sind sicherzustellen. Restmengen sind zu verwerfen.
7. Inhaber der Zulassung
Baxter Deutschland GmbH
Edisonstraße 4
85716 Unterschleißheim
Tel. (089) 31701-0
8. Zulassungsnummer
38694.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
Datum der Erteilung der Zulassung: 15.08.1996
10. Stand der Information
August 2007
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen Wirkung in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist.