Glucagen Hypokit
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
GlucaGen
1mg, Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
GlucaGen HypoKit
1mg, Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
Wirkstoff: Glucagonhydrochlorid
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Arzneilich wirksamer Bestandteil:
Glucagon, r-DNS, (gentechnisch hergestellt in Saccharomycescerevisiae)
Glucagon, r-DNS besitzt eine zum humanen Glucagon identische Struktur.
- Glucagon 1 mg (1 IE) als Hydrochlorid.
Eine Durchstechflasche enthält 1 mg Glucagon entsprechend 1 mg Glucagon/ml nach Rekonstitution.
Sonstige Bestandteile:
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
Vor der Rekonstitution muss das Pulver weiß oder weißlich erscheinen. Das Lösungsmittel muss klar und farblos ohne Partikel erscheinen.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Therapeutische Indikation
Behandlung schwerer hypoglykämischer Reaktionen, die bei der Insulintherapie diabetischer Patienten auftreten können.
Diagnostische Indikation
Motilitätshemmung bei Untersuchungen des Gastrointestinaltraktes.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Lösen Sie das Lyophilisat im beigefügten Lösungsmittel auf, wie in Abschnitt 6.6 beschrieben.
Therapeutische Indikation(Schwere Hypoglykämien)
Dosierung bei Erwachsenen:
Injizieren Sie 1 mg..
Dosierung bei Kindern:
Injizieren Sie 1 mg (Kinder über 25 kg oder älter als 6-8 Jahre) oder 0,5 mg (Kinder unter 25 kg oder jünger als 6-8 Jahre).
Injizieren Sie subkutan oder intramuskulär. Der Patient spricht normalerweise innerhalb von 10 Minuten auf die Injektion an. Hat der Patient auf die Behandlung angesprochen, werden ihm oral Kohlenhydrate verabreicht, um die Leberglykogenreserven wiederherzustellen und einer nachfolgenden Hypoglykämie vorzubeugen. Falls der Patient nicht innerhalb von 10 Minuten auf die Injektion anspricht, sollte intravenös Glucose verabreicht werden.
Medizinische Beratung ist für alle Patienten mit schwerer Hypoglykämie erforderlich.
Diagnostische Indikation(Motilitätshemmung)
GlucaGen muss durch medizinisches Personal verabreicht werden. Die Wirkung setzt innerhalb einer Minute nach einer intravenösen Injektion von 0,2-0,5 mg ein und hält je nach untersuchtem Organ zwischen 5 und 20 Minuten an. Die Wirkung nach einer intramuskulären Injektion von 1-2 mg tritt nach 5 bis 15 Minuten ein und hält je nach untersuchtem Organ etwa 10-40 Minuten an.
Nach Beendigung des diagnostischen Verfahrens sollten Kohlenhydrate oral verabreicht werden, falls dies mit dem angewandten diagnostischen Verfahren vereinbar ist.
Je nach Art der diagnostischen Technik und Applikationsart wird eine Dosis von 0,2-2 mg benötigt. Die übliche diagnostische Dosis zur Relaxation von Magen, Bulbus duodeni, Duodenum und Dünndarm ist 0,2-0,5 mg langsam intravenös oder 1 mg intramuskulär; zur Relaxation des Colon gibt man 0,5-0,75 mg langsam intravenös oder 1-2 mg intramuskulär.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Glucagon oder Lactose.
Phaeocromozytom.
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Therapeutische Indikation
Um dem Auftreten von nachfolgenden Hypoglykämien vorzubeugen, müssen nach Ansprechen des Patienten auf die Behandlung Kohlenhydrate zum Auffüllen des Leberglykogens oral verabreicht werden.
Diagnostische Indikation
Personen, denen Glucagon im Zusammenhang mit diagnostischen Verfahren verabreicht wurde, können Unwohlsein verspüren, insbesondere, wenn sie nüchtern gewesen sind. Es wurde über Übelkeit, Hypoglykämie und Schwankungen des Blutdrucks in diesen Fällen berichtet. Nach Beendigung eines diagnostischen Verfahrens sollten nüchternen Patienten Kohlenhydrate oral verabreicht werden, falls dies mit dem angewandten diagnostischen Verfahren vereinbar ist. Muß der Patient nach der Untersuchung weiterhin nüchtern bleiben oder bei schwerer Hypoglykämie kann die intravenöse Gabe von Glucose erforderlich sein.
Glucagon wirkt antagonistisch zu Insulin. Vorsicht bei der Anwendung bei Patienten mit Insulinom ist geboten. Bei Patienten mit Glucagonom ist ebenfalls Vorsicht geboten.
GlucaGen darf als Hilfsmittel zu endoskopischen oder radiologischen Zwecken bei Diabetikern oder älteren Patienten mit bekannten Herzkrankheiten nur mit Vorsicht angewendet werden.
GlucaGen sollte nicht mittels intravenöser Infusion verabreicht werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Insulin: Besitzt eine antagonistische Wirkung zu Glucagon.
Indometacin: Glucagon kann seine Fähigkeit, den Blutzuckerspiegel zu erhöhen, verlieren oder paradoxerweise sogar Hypoglykämien verursachen.
Warfarin: Glucagon kann die anticoagulative Wirkung von Warfarin erhöhen.
Wechselwirkungen mit weiteren Arzneimitteln sind bei Anwendung von GlucaGen innerhalb der zugelassenen Indikationen bisher nicht bekannt.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Glucagon passiert nicht die Plazentaschranke. Bei der Anwendung von Glucagon während der Schwangerschaft bei diabetischen Patientinnen wurden keine schädlichen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft oder die Gesundheit der Ungeborenen und Neugeborenen bekannt.
Glucagon wird sehr schnell aus dem Blutkreislauf eliminiert - hauptsächlich durch die Leber (t½= 3-6 Minuten); daher ist die in der Muttermilch enthaltene Menge bei stillenden Müttern nach erfolgter Behandlung von schweren Hypoglykämien sehr gering. Da Glucagon im Gastrointestinaltrakt abgebaut wird und nicht in seiner intakten Form absorbiert wird, kommt es nicht zu einer metabolischen Wirkung beim Kind.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Nach diagnostischen Verfahren wurde selten über Hypoglykämien berichtet. Daher sollte das Führen eines Fahrzeugs vermieden werden, bis der Patient eine Mahlzeit mit Kohlenhydraten oral zu sich genommen hat.
4.8 Nebenwirkungen
Die in klinischen Studien und/oder aus Erfahrungen seit Markteinführung ermittelten Häufigkeiten der Nebenwirkungen von GlucaGen sind unten aufgeführt. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die nicht in klinischen Studien beobachtet, sondern spontan gemeldet wurden, sind unter „sehr selten“ aufgeführt. Nach der Markteinführung sind Spontanmeldungen von Nebenwirkungen sehr selten (<1/10.000). Allerdings muss bei der Interpretation der Aspekt des Underreporting– nicht alle Nebenwirkungsfälle werden gemeldet - nach der Markteinführung berücksichtigt werden. Die geschätzte Zahl der Einzelanwendungen beträgt 46,9 Millionen über einen Zeitraum von 16 Jahren.
Therapeutische Indikation
Organsystem |
Häufigkeit |
Nebenwirkung |
Erkrankungen des Immunsystems |
Sehr selten ≤ 1/10.000 |
Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich anaphylaktischer Reaktion / Schock |
Erkrankungen des Gastrointestinal-trakts |
Häufig > 1/100 und < 1/10 Gelegentlich > 1/1.000 und ≤ 1/100 Selten > 1/10.000 und ≤ 1/1.000 |
Übelkeit Erbrechen Bauchschmerzen |
Diagnostische Indikation
Organsystem |
Häufigkeit |
Nebenwirkung |
Erkrankungen des Immunsystems |
Sehr selten ≤ 1/10.000 |
Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich anaphylaktischer Reaktion / Schock |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
Gelegentlich > 1/1.000 und ≤ 1/100 Sehr selten ≤ 1/10.000 |
Hypoglykämie*1 hypoglykämisches Koma |
Herzerkrankungen |
Sehr selten ≤ 1/10.000 Sehr selten ≤ 1/10.000 |
Bradycardien*2 Tachycardien*2 |
Gefäßerkrankungen |
Sehr selten ≤ 1/10.000 Sehr selten ≤ 1/10.000 |
Hypotonie*2 |
Erkrankungen des Gastrointestinal-trakts |
Häufig > 1/100 und < 1/10 Gelentlich >1/1.000 und ≤ 1/100 Selten > 1/10.000 und ≤ 1/1.000 |
Übelkeit Erbrechen Bauchschmerzen |
*1 Nach einem diagnostischen Verfahren können diese stärker bei Patienten ausgeprägt sein, die vor dem diagnostischen Eingriff nüchtern waren, (siehe Abschnitt 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung).
*2 Kardio-vaskuläre Nebenwirkungen wurden nur berichtet, wenn GlucaGen als Zusatzmedikation bei endoskopischen oder radiologischen Verfahren angewendet wurde.
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet. Siehe Abschnitt 4.8.
Bei einer vermuteten Überdosierung, die erheblich über dem zugelassenen Bereich liegt, kann es zu einem Abfall des Serumkaliums kommen, welches überprüft und, falls nötig, korrigiert werden sollte.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: H 04 AA 01.
Glucagon bewirkt einen Anstieg des Blutzuckerspiegels durch gesteigerten Abbau des Leberglykogens zu Glucose und dessen Freisetzung in das Blut. Glucagon ist nicht wirksam bei Patienten, deren Leberglykogen vermindert ist. Deswegen hat Glucagon nur einen geringen oder keinen Effekt bei einem über einen längeren Zeitraum bestehenden Nüchternzustand oder bei Nebenniereninsuffizienz sowie chronischer oder alkoholinduzierter Hypoglykämie.
Glucagon hat im Gegensatz zu Adrenalin keinen Effekt auf die Muskelphosphorylase und kann daher nicht zur Mobilisierung von Kohlenhydraten aus den sehr viel größeren Glykogenspeichern der Skelettmuskulatur beitragen.
Glucagon stimuliert die Freisetzung von Katecholaminen. Bei bestehendem Phäochromozytom kann Glucagon die Freisetzung großer Mengen von Katecholaminen aus dem Tumor verursachen und zu einer akuten hypertensiven Reaktion führen.
Glucagon hemmt den Tonus und die Motilität der glatten Muskulatur im Gastrointestinaltrakt.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Die metabolische Clearance-Rate von Glucagon im Menschen beträgt ungefähr 10 ml/kg/min. Glucagon wird im Plasma und in den Organen, in die es verteilt wird, enzymatisch abgebaut. Leber und Nieren sind die Hauptorte für die Glucagonclearance. Jedes Organ trägt jeweils ca. 30 % zur gesamten metabolischen Clearance-Rate bei.
Glucagon hat im Blut eine kurze Halbwertszeit von etwa 3-6 Minuten.
Die Wirkung tritt innerhalb 1 Minute nach einer intravenösen Injektion ein und hält etwa 5-20 Minuten an, abhängig von der verabreichten Dosis sowie dem zu untersuchenden Organ. Die Wirkung tritt nach einer intramuskulären Injektion innerhalb von 5-15 Minuten ein und hält etwa 10-40 Minuten an, abhängig von der verabreichten Dosis sowie dem zu untersuchenden Organ.
Bei der Anwendung zur Behandlung schwerer Hypoglykämien zeigt sich normalerweise innerhalb von 10 Minuten eine Wirkung auf den Blutzucker.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Relevante präklinische Daten, die eine für den verschreibenden Arzt nützliche Information bieten, liegen nicht vor.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat
Salzsäure zur Einstellung des pH-Wertes
Natriumhydroxid zur Einstellung des pH-Wertes
Wasser für Injektionszwecke
Die rekonstituierte Lösung enthält 1 mg/ml Glucagon und 107 mg/ml Lactose-Monohydrat.
6.2 Inkompatibilitäten
Es sind keine Inkompatibilitäten mit GlucaGen bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Vor der Rekonstitution beträgt die Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre.
Die rekonstituierte GlucaGen Injektionslösung ist zum sofortigen Gebrauch bestimmt.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Das fest verschlossene Behältnis muss vor Licht geschützt und im Kühlschrank (+2°C bis +8°C) gelagert werden.
Der Anwender kann GlucaGen HypoKit bei Raumtemperatur (bis 25°C) bis zu 18 Monate, jedoch nicht länger als bis zum angegebenen Verfalldatum aufbewahren.
Nicht einfrieren.
Falls in seltenen Fällen feste Partikel oder Schlierenbildung in der rekonstituierten Lösung auftreten, ist die Lösung zu verwerfen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Art des Behältnisses für GlucaGen:
Durchstechflasche aus Glas (Glasart I, Ph. Eur.), verschlossen mit einem Brombutyl-Stopfen und abgedeckt mit einer Aluminium-Kappe.
Art des Behältnisses für das Lösungsmittel:
Durchstechflasche aus Glas (Glasart I, Ph. Eur.), verschlossen mit einer Brombutylscheibe mit Teflon und abgedeckt mit einer Aluminium-Kappe
oder
Fertigspritze aus Glas (Glasart I, Ph. Eur.), mit einem Kolben (Brombutylgummi) und mit Injektionsnadel
Die Durchstechflaschen sind mit einer Plastikkappe vor Manipulationen geschützt. Diese Plastikkappe muss vor Gebrauch entfernt werden.
GlucaGen
Packung mit 1 Durchstechflasche mit 108 mg Pulver und 1 Durchstechflasche mit 1,1 ml Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke).
Packung mit 10 Durchstechflaschen mit je 108 mg Pulver und 10 Durchstechflaschen mit je 1,1 ml Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke).
GlucaGen HypoKit
Packung mit 1 Durchstechflasche mit 108 mg Pulver und 1 Glasspritze mit 1,1 ml Lösungsmittel (Wasser für Injektionszwecke).
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Rekonstitution
GlucaGen
Ziehen Sie das Wasser für Injektionszwecke (1,1 ml) in eine Einwegspritze auf. Injizieren Sie das Wasser für Injektionszwecke in die Durchstechflasche, die das gefriergetrocknete Glucagon enthält.
Schwenken Sie die Durchstechflasche vorsichtig, bis das Glucagon vollständig aufgelöst und die Lösung klar ist. Ziehen Sie die Lösung wieder in die Spritze auf.
GlucaGen HypoKit
Injizieren Sie das Wasser für Injektionszwecke (1,1 mg) in die Durchstechflasche, die das gefriergetrocknete Glucagon enthält. Schwenken Sie die Durchstechflasche vorsichtig, bis das Glucagon vollständig aufgelöst und die Lösung klar ist. Ziehen Sie die Lösung wieder in die Spritze auf.
Bitte beachten Sie, dass eine Spritze mit einer dünneren Injektionsnadel und einer feineren Maßeinteilung für die Anwendung bei diagnostischen Verfahren geeigneter sein kann.
Die rekonstituierte Lösung erscheint klar und farblos und enthält 1 mg (1 I.E.) Glucagon pro ml zur subkutanen, intramuskulären oder intravenösen Injektion.
Nicht verwendete Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Novo Nordisk Pharma GmbH
Brucknerstraße 1
55127 Mainz
Telefon: (0 61 31) 903 0
Telefax: (0 61 31) 903 250
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
GlucaGen: 21794.00.00
GlucaGen HypoKit: 28288.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 29. Juli 1991
Datum der Verlängerung der Zulassung: 15. Oktober 2006
10. STAND DER INFORMATION
11. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig