Haes-Steril 10%
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
HAES-steril®10 %
Infusionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1000 ml Infusionslösung enthalten:
Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke 100,0 g
- Molare Substitution 0,43-0,55
- Mittleres Molekulargewicht 200.000 Da
Natriumchlorid 9,0 g
Na+ 154 mmol
Cl- 154 mmol
Theoretische Osmolarität 308 mosm/l
pH-Wert 3,5-6,0
Titrationsazidität < 1,0 mmol NaOH/l
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Infusionslösung
Klare bis leicht opaleszente Lösung, farblos bis leicht gelblich.
Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Therapie und Prophylaxe von Volumenmangel (Hypovolämie) und Schock (Volumenersatztherapie) im Zusammenhang mit
-
Operationen (hämorrhagischer Schock)
-
Verletzungen (traumatischer Schock)
-
Infektionen (septischer Schock)
-
Verbrennungen (Verbrennungsschock)
Volumentherapie bei zerebralen, retinalen und kochleären Durchblutungsstörungen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zur intravenösen Infusion.
Die ersten 10-20 ml sind langsam und unter sorgfältiger Beobachtung des Patienten zu infundieren (wegen möglicher anaphylaktoider Reaktionen).
Tagesdosis und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach Blutverlust und Hämokonzentration. Die therapeutische Grenze wird durch Verdünnungseffekte gesetzt.
Bei der Dosierung muss beachtet werden, dass die intravasale Volumenwirkung größer als das infundierte Volumen ist.
Eine mehrtägige Verabreichung ist nur in Ausnahmefällen angezeigt. Es ist zu berücksichtigen, dass das Risiko unerwünschter Wirkungen mit der Gesamtdosis zunimmt. Bei wiederholter Anwendung von Hydroxyethylstärke-Infusionslösungen müssen die Gerinnungsparameter überwacht werden.
Eine Kreislaufüberlastung durch zu schnelle und zu hohe Dosierung muss vermieden werden.
Die Erfahrung bei Kindern ist begrenzt (siehe Abschnitt 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung).
Dosierungsempfehlung zur Therapie und Prophylaxe von Volumenmangel (Hypovolämie) und Schock (Volumenersatztherapie):
Tagesdosis und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach dem Blutverlust, der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der hämodynamischen Parameter und nach der Hämodilution (Blutverdünnung). Die maximale Tagesdosis beträgt 20 ml/kg KG (= 1500 ml/75 kg Körpergewicht ^2,0 g HES/kg Körpergewicht).
Die Behandlungsdauer richtet sich nach Dauer und Ausmaß der Hypovolämie, den hämodynamischen Parametern und der Hämodilution.
Dosierungsempfehlung zur Volumentherapie bei zerebralen, retinalen und kochleären Durchblutungsstörungen:
500 ml/Tag innerhalb von 1 - 2 Stunden für maximal 5 Tage oder 250 ml/Tag innerhalb von 30 - 60 Minuten für maximal 10 Tage.
Gegenanzeigen
-
Schwere Herzinsuffizienz
-
Niereninsuffizienz (Serumkreatinin > 2 mg/dl bzw. >177 µmol/l), einschließlich Patienten unter Dialysebehandlung
-
schwere Blutgerinnungsstörungen (außer bei lebensbedrohlichen Notfällen)
-
Hyperhydratationszustände einschließlich Lungenödem
-
Intrakranielle Blutung
-
Bekannte Überempfindlichkeit gegen Hydroxyethylstärke
-
schwere Hypernatriämie
-
schwere Hyperchlorämie
-
Schwangerschaft, 1. Trimenon. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft darf das Präparat nur bei vitaler Indikation angewendet werden
-
Bei Fibrinogenmangel soll das Präparat nur in lebensbedrohlichen Notfällen angewendet werden
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter Flüssigkeit pro Tag) ist sicherzustellen.
Regelmäßige Kontrollen des Elektrolytstatus und der Wasserbilanz sind erforderlich.
Zu Beginn der Therapie ist eine Kontrolle des Serumkreatinins erforderlich.
Bei grenzwertigen Kreatininwerten (1,2-2,0 mg/dl bzw. 106-177 µmol/l, kompensierte Niereninsuffizienz) ist eine tägliche Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz sowie der renalen Retentionswerte erforderlich.
Trotz normaler Serumkreatininwerte können pathologische Urinbefunde auf eine vorbestehende kompensierte Nierenschädigung hinweisen. In diesen Fällen sind die Serumkreatininwerte täglich zu kontrollieren.
Bei normalen Serumkreatininwerten und normalem Urinbefund ist bei einer mehrtägigen Therapie eine regelmäßigeKontrolle der Nierenretentionswerte erforderlich.
Wird bei einer Daueranwendung der Grenzwert für Serumkreatinin von 2 mg/dl überschritten, so ist die Behandlung unverzüglich abzubrechen.
Bei schweren Dehydratationszuständen sollte zunächst eine Therapie mit Kristalloidlösungen (vorzugsweise Elektrolytlösungen) erfolgen.
Bei schweren chronischen Lebererkrankungen sowie bei Patienten mit schweren Blutgerinnungsstörungen, z. B. bei schwerem von-Willebrand-Syndrom, ist besondere Vorsicht geboten.
Hinsichtlich des Auftretens von anaphylaktoiden Reaktionen bitte Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“ beachten.
In der Literatur wurde ein Zusammenhang zwischen Dosis und Häufigkeit des Auftretens von Juckreiz bei otoneurologischen Erkrankungen wie z. B. Hörsturz, Tinnitus, Knalltrauma beschrieben. Deshalb wird in diesen Behandlungsfällen eine Verringerung der Dosis auf maximal 250 ml/Tag empfohlen. Hierdurch kann die Häufigkeit des Auftretens von Juckreiz vermindert werden. Bei Auftreten von Juckreiz sollte die Behandlung nicht fortgeführt werden.Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist sicherzustellen.
Klinische Studien an Kindern wurden nicht durchgeführt. Die Ergebnisse einer retrospektiven Auswertung der Daten von 150 Kindern unterschiedlicher Altersgruppen (Neugeborene bis Heranwachsende), die perioperativ oder im Bereich der konservativen Intensivmedizin mit HAES-steril behandelt wurden, lassen jedoch darauf schließen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis von HAES-steril bei bestimmungsgemäßer Anwendung und Einhaltung der für Erwachsene geltenden Vorsichtsmaßnahmen auch bei Kindern positiv ist.
Die Anwendung von HAES-steril 10% kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Hinsichtlich einer Erhöhung der Konzentration der Serumamylase durch die Gabe von Hydroxyethylstärke (Interferenz mit der Diagnostik von Pankreatitis) bitte Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“ beachten.
Schwangerschaft und Stillzeit
Für HAES-steril®10 % liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere und für die Stillperiode vor. Tierexperimentelle Studien mit Hydroxyethylstärke-Verbindungen lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Wirkung schließen (siehe Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit).
Bei der Anwendung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. (Siehe Abschnitt 4.3 „Gegenanzeigen“).
4.7 Hinweise zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis <
1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten
(<1/10.000)
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:Längerfristige, tägliche Gabe von Hydroxyethylstärke im mittleren und hohen Dosierungsbereich verursacht häufig kaum behandelbaren Juckreiz. Dieser kann noch Wochen nach Beendigung der Therapie auftreten, über Monate anhalten und sehr belastend sein.
Untersuchungen:Bei hoher Dosierung kann es häufig aufgrund des Verdünnungseffektes zu einer entsprechenden Verdünnung von Blutkomponenten wie z.B. Gerinnungsfaktoren, anderen Plasmaproteinen und zu einem Abfall des Hämatokrit kommen.
Die Konzentration der Serumamylase kann häufig unter der Gabe von Hydroxyethylstärke erhöht sein (Interferenz mit der Diagnostik Pankreatitis).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:Selten wurde über vorübergehende Schmerzen in der Nierengegend (Lendenschmerzen) berichtet. In diesen Fällen ist die Infusion zu stoppen, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen und die Serumkreatininwerte sind engmaschig zu überwachen.
Erkrankungen des Immunsystems: Arzneimittel, die Hydroxyethylstärke enthalten, können in seltenen Fällen zu anaphylaktoiden Reaktionen führen. Bei Unverträglichkeitsreaktionen ist die Infusion sofort zu stoppen und die üblichen Sofortmaßnahmen sind einzuleiten.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Selten kann es bei der Gabe von Hydroxyethylstärke dosisabhängig zu einer über die Verdünnungseffekte hinausgehenden Gerinnungsstörung kommen.
Überdosierung
Wie bei allen Volumenersatzmitteln kann es bei Überdosierung zu einer Kreislaufüberlastung (z.B. Lungenödem) kommen. In diesem Fall muss die Infusion sofort gestoppt werden und, wenn notwendig, ein Diuretikum verabreicht werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Plasmaersatzmittel und Plasmaproteinfraktionen.
ATC-Code: B05A A07
HAES-steril 10 % ist ein kolloidales Volumenersatzmittel, dessen intravasale Volumen- und Hämodilutionswirkung vom Substitutionsgrad mit Hydroxyethylgruppen (0,5), dem Substitutionsmuster (C2/C6-Verhältnis) von 5:1, dem mittleren Molekulargewicht (200.000 Da), der Konzentration (10 %) sowie von Dosis und Infusionsgeschwindigkeit abhängen.
Die schnelle Infusion (ca. 500 ml innerhalb von 20 min) von HAES-steril 10 % bewirkt bei Probanden einen plateauartigen Plasmavolumenanstieg von ca. 145 % des infundierten Volumens über 1 Stunde und von ca. 100% über weitere 3 Stunden. Anschließend fällt das Plasmavolumen kontinuierlich auf 75% nach 6 Stunden ab.
HAES-steril 10 % bewirkt somit eine mittelfristige Verbesserung des Plasmavolumens, der Hämodynamik und des O2-Transportes über mindestens 3-4 Stunden und verbessert zudem die gestörte Mikrozirkulation durch Verbesserung der Hämorheologie infolge einer Verminderung des Hämatokrit, der Plasmaviskosität und der Erythrozytenaggregation.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
HAES-steril 10 % enthält als kolloidosmotischen Wirkstoff 10 % HES 200/0,5. Der Abbau von HES im Serum erfolgt durch Serumamylase. Aufgrund eines Molekulargewichtes (Mw) von 200.000 Da und eines molaren Substitutionsgrades (MS) von 0,5 wird eine mittelfristig anhaltende Verweildauer im Kreislauf erzielt. Die HES-Konzentration steigt nach Infusion auf 100 % der infundierten Dosis an, und fällt danach ab auf 78 %, 52 %, 34 % und 18 % nach 1, 3, 6 und 12 Stunden.
HAES-steril 10 % wird durch Serumamylase kontinuierlich abgebaut und renal eliminiert. Nach ca. 24 Stunden sind 54 % der infundierten HES-Menge mit dem Urin ausgeschieden und ca. 10 % noch im Serum nachweisbar.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität:
Die akute Toxizität (LD 50) von Hydroxyethylstärke 200.000 entspricht bei der Maus einer Dosis von mehr als 6 g/kg KG, entsprechend einer äquivalenten Menge von mehr als 420 g Hydroxyethylstärke, bezogen auf einen 70 kg schweren Menschen. Diese Dosis liegt außerhalb jeglicher klinisch üblichen Anwendungspraxis.
Subchronische Toxizität:
Die subchronische Toxizität von HES 200/0,5 wurde an verschiedenen Tieren untersucht. Eine erhöhte Dosis von bis zu 1,5 g HES/kg KG/Tag ( 25 ml HES 6%/kg KG/Tag) in Kaninchen, 3 g HES/kg KG/Tag ( 50 ml HES 6%/kg KG/Tag) in Mäusen und 4 g HES/kg KG/Tag ( 40 ml HES 10%/kg KG/Tag) in Hunden zeigten keine irreversiblen oder toxischen Effekte auf Leber, Milz, Lunge und Lymphknoten, außer einem gesteigerten Organgewicht und vorübergehend histopathologisch nachweisbaren vakuoligen Veränderungen des retikuloendothelialen Systems (RES).
Die oben genannten Veränderungen sind typisch für die Zufuhr aller körperfremden Kolloide und somit nicht spezifisch auf HAES-steril 10 % zurückzuführen.
Teratogenes Potential:
Es wurde keine teratogene Wirkung nachgewiesen.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumhydroxid
Salzsäure
Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Ist eine Mischung mit anderen Medikamenten notwendig, so ist auf hygienisch einwandfreies Zuspritzen, gute Durchmischung und vor allem auf Kompatibilität zu achten.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Glasflasche 5 Jahre
Polyolefinbeutel (freeflex®) mit Umfolie 3 Jahre
Polyethylenflasche (KabiPac) 5 Jahre
Polypropylenflasche 3 Jahre
HAES-steril®10 % ist nach dem Öffnen zum sofortigen Verbrauch bestimmt. Nicht verbrauchter Inhalt ist zu verwerfen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
keine
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Glasflasche aus farblosem Glas mit Verschluss aus Halobutylgummi und Bördelkappe aus Aluminium
250 ml, 10 x 250 ml, 500 ml, 10 x 500 ml
Polyolefinbeutel (freeflex®) mit Umfolie
5 x 250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml, 35 x 250 ml, 40 x 250 ml
5 x 500 ml, 10 x 500 ml, 15 x 500 ml, 20 x 500 ml
Polyethylenflasche (KabiPac)
250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml
500 ml, 10 x 500 ml, 20 x 500 ml
Polypropylenflasche
250 ml, 10 x 250 ml, 20 x 250 ml, 30 x 250 ml
500 ml, 10 x 500 ml, 20 x 500 ml
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nach dem Öffnen des Behältnisses sofort zu verbrauchen.
Nur verwenden, wenn Lösung klar und Behältnis unbeschädigt.
Nicht verwendetes Arzneimitteloder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Fresenius Kabi Deutschland GmbH
D - 61346 Bad Homburg v.d.H.
Telefon: (06172) 686 0
Telefax: (06172) 686 8119
8. ZulassungsNummer
417.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
03. September 1979/21. August 2003
10. Stand der Information
Dezember 2010
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
13
bf5b461451164efb02b0ae0bfad5a96b.rtf