Hydergin Forte 2mg Tabletten
Hydergin forte 2 mg Tabletten ENR.: 2104783
Fachinformation (SPC)
Fachinformation
sigma-tau Arzneimittel GmbH Hydergin®forte 2 mg Tabletten
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Hydergin®forte 2 mg Tabletten
Wirkstoff:
Dihydroergotoxinmethansulfonat (Co-dergocrinmesilat)
2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
3. Zusammensetzung des Arzneimittels
3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe
Hydrierte Ergotalkaloide;
-Sympatholytikum, Vasodilatator, Antihypertonikum.
3.2 Arzneilich wirksame Bestandteile
1 Tablette enthält:
Dihydroergocorninmethansulfonat 0,67 mg
Dihydroergocristinmethansulfonat 0,67 mg
a-Dihydroergocryptinmethansulfonat 0,44 mg
b-Dihydroergocryptinmethansulfonat 0,22 mg
entsprechend 2,00 mg Dihydroergotoxinmethansulfonat.
3.3 Sonstige Bestandteile
Gelatine, Lactose, Maisstärke (Ph.Eur.), Stearinsäure (Ph.Eur.)
4. Anwendungsgebiete
Hirnleistungsstörungen im Alter mit folgender Leitsymptomatik:
Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit, Befindlichkeit, Motivation und sozialen Interaktion. Die Bedingungen (z. B. das therapeutische Milieu), unter denen günstige Wirkungen erwartet werden können, sind jedoch nicht vorhersehbar; es ist auch nicht sicher, welche Krankheitserscheinungen beim einzelnen Patienten günstig zu beeinflussen sind.
Zur Zielgruppe gehören Patienten mit hirnorganischem Psychosyndrom sowie demenziellen Erkrankungen (primär degenerative Demenz, Multiinfarktdemenz).
Hinweis
Bevor die Behandlung mit Hydergin forte Tabletten begonnen wird, sollte geklärtwerden, ob die Krankheitserscheinungen nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankungberuhen.
Hypertonie bei älteren Patienten.
5. Gegenanzeigen
Hydergin forte Tabletten dürfen nicht angewendet werden:
-
bei Überempfindlichkeit gegenüber Mutterkornalkaloiden bzw. einem anderen Bestandteil des Arzneimittels,
-
in Schwangerschaft oder Stillzeit.
Hydergin forte Tabletten dürfen nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
- nicht körperlich begründbaren Psychosen,
- Hypotonie.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Dihydroergotoxinmethansulfonat ist auf Grund seiner potenziellen Uterus-kontrahierenden und vasokonstriktiven Wirkung und der damit verbundenen Gefahr einer verminderten Plazentadurchblutung und der Auslösung vorzeitiger Wehen während der gesamten Schwangerschaft kontraindiziert. Es liegen keine ausreichenden Untersuchungen zu einer Anwendung beim Menschen während der Schwangerschaft vor.
Mutterkornalkaloide hemmen über eine Inhibierung der Prolaktinsekretion die Milchproduktion. Da Dihydroergotoxin in die Muttermilch ausgeschieden wird und beim gestillten Säugling unerwünschte Wirkungen wie Durchfall, Erbrechen und Krämpfe auftreten können, darf das Arzneimittel während der Stillzeit nicht eingenommen werden.
6. Nebenwirkungen
Aufgrund der blutdrucksenkenden Wirkung von Hydergin forte Tablettenkann es, insbesondere bei Patienten mit Hypotonie, zu Gangunsicherheit, Schwindelgefühl, orthostatischen Kreislaufstörungenund leichten Kopfschmerzen kommen. Erforderlichenfalls sind deshalb regelmäßig Kreislaufkontrollen durchzuführen.
Häufig (> 1 % bis < 10 %) können auftreten:
- Übelkeit oder Erbrechen,
Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit.
Gelegentlich (> 0,1 % bis < 1 %) können auftreten:
- Gefühl einer verstopften Nase,
- Schlafstörungen,
- Hyperaktivität,
- Bradykardie,
-
nach längerer Behandlungsdauer (3 bis 4 Wochen): Verstärkung oder Auftreten von pektanginösen Beschwerden,
-
Parästhesien.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Die Behandlung des Bluthochdrucks mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Da Dihydroergotoxin die Thrombozyten-Aggregation hemmt und die Blutviskosität verringert, sollten bei entsprechend prädisponierten Patienten häufigere Kontrollen der Blutgerinnungsparameter vorgenommen werden.
Dihydroergotoxin soll nicht gleichzeitig mit anderen Mutterkornalkaloiden verordnet werden (Gefahr von additiven Effekten, Ergotismus).
Die Wirkung von Antihypotonika kann abgeschwächt, die von Antihypertonika verstärkt werden. Analog sind synergistische resp. antagonistische Wechselwirkungen mit allen Arzneistoffen möglich, die ihrerseits den Blutdruck beeinflussen. So kann z. B. die gleichzeitige Einnahme von Glyceroltrinitrat die Wirkung von Dihydroergotoxin verstärken.
8. Warnhinweise
Keine
9. Wichtigste Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt
10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben
- Bei Hirnleistungsstörungen 2- bis 3-mal täglich 1 Tablette (entsprechend 4-6 mg Wirkstoff pro Tag). Zu Beginn der Therapie und in besonders schweren Fällen: Morgens und abends jeweils 2 Tabletten (entsprechend 8 mg Wirkstoff pro Tag).
- Bei erhöhtem Blutdruck bei älteren Patienten: Morgens 2 Tabletten (4 mg Wirkstoff). Falls erforderlich, morgens und abends jeweils 2 Tabletten (entsprechend 8 mg Wirkstoff pro Tag).
11. Art und Dauer der Anwendung
Hydergin forte Tabletten werden mit etwas Flüssigkeit vor dem Essen eingenommen. Für magenempfindliche Patienten empfiehlt sich die Einnahme zu den Mahlzeiten oder nach dem Essen.
Die Anwendungsdauer von Hydergin forte Tabletten ist bei bestimmungsgemäßer Dosierung zeitlich nicht begrenzt. In geeigneten Abständen, mindestens jedoch alle 6 Monate, sollte überprüft werden, ob die Therapie mit Hydergin forte Tabletten weiterhin angezeigt ist.
12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel
Die Anzeichen einer Überdosierung von Hydergin forte Tabletten können sehr vielfältig und u. U. widersprüchlich sein. Individuell unterschiedlich können die unter „Nebenwirkungen“ aufgeführten Symptome verstärkt auftreten, sowie Sehstörungen, Angst, Dyspnoe, Erregungszustände, Verwirrtheit, Krämpfe, Brady- oder Tachykardie und Blutdrucksenkung bis hin zu Koma und Atemlähmung. Je nach Ausgangslage des Gefäßsystems ist auch ein Auftreten von Gefäßspasmen mit Blutdrucksteigerung und nachfolgendem Kältegefühl, Parästhesien sowie Schmerzen in den Extremitäten möglich.
Bei der Therapie stehen symptomatische Maßnahmen im Vordergrund:
Bei erhaltenem Bewusstsein sollte möglichst frühzeitig Erbrechen ausgelöst werden. Weitere Maßnahmen zur Verringerung der Resorption: Gegebenenfalls Magenspülung, Gabe von Aktivkohle und Beschleunigung der Magen-Darm-Passage (Natriumsulfat). Bei Blutdruckabfall sind Volumensubstitution, indirekte, ggf. auch direkte -Sympathomimetika, bei Gefäßspasmen gefäßerweiternde Mittel (je nach Situation und Befund b-Blocker, Kalzium-Antagonisten, Theophyllin) angezeigt. In jedem Falle sind regelmäßige Kreislaufkontrollen erforderlich.
Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind
13.1 Pharmakologische Eigenschaften
Die Hauptwirkung von Dihydroergotoxin besteht in einer zentralen und peripheren -Sympatholyse. Dies führt u. a. zu einer Abnahme des Gefäßtonus und damit zu einer Blutdrucksenkung. Diese Wirkung ist um so ausgeprägter, je stärker die Katecholamin-induzierte Vasokonstriktion zuvor war.
Dihydroergotoxin besitzt zentrale dopaminerge und serotoninerge Eigenschaften. Über seinen Noradrenalin-Antagonismus und seine gleichzeitig hemmende Wirkung auf die membranständige cAMP-Phosphodiesterase ökonomisiert Dihydroergotoxin den neuronalen Stoffwechsel und hält die Funktionalität des Neurons aufrecht.
Schließlich hemmt Dihydroergotoxin die Adrenalin-induzierte Thrombozyten-Aggregation und verbessert die Fließeigenschaften des Blutes, speziell im Mikrozirkulationsbereich.
Für Dihydroergotoxin sind eine Reihe klinisch-pharmakologischer Wirkungen ermittelt worden, die als Indikatoren für die therapeutische Wirksamkeit zur Behandlung von Hirnleistungsstörungen im Alter gewertet werden können.
Klinisch-pharmakologisch ist ein Einfluss auf die Vigilanz, gemessen mit quantitativen elektroenzephalographischen Methoden, festzustellen. Die Richtung der Vigilanzänderung ist von der Art der Patienten und von den Untersuchungsbedingungen abhängig. Bei älteren Patienten mit okzipitalem -EEG und verlangsamter dominanter -Frequenz wurde eine -Beschleunigung beobachtet. Die klinische Bedeutung dieser Reaktion ist nicht gesichert. Demgegenüber sind entsprechende EEG-Veränderungen bei Patienten ohne verlangsamte dominante -Frequenz oder bei so genannten β-Trägern nicht nachgewiesen.
In Leistungstests zeigten sich bei einigen Untersuchungen Effekte, die als Beschleunigung geistiger und psychomotorischer Vorgänge („Speed-Komponente“) gedeutet werden können. Die Bedingungen, unter denen es zu einer solchen Wirkung kommt, sind nicht befriedigend definiert.
Statistisch signifikante Befindlichkeitsveränderungen treten im Wesentlichen als Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens (positiv betonte Grundstimmung und leistungsbezogene Aktivität) in Erscheinung. Sie gehören aber nicht zu den regelmäßig auftretenden Wirkungen von Dihydroergotoxin.
13.2 Toxikologische Eigenschaften
Die Toxizität der hydrierten Mutterkornalkaloide einschließlich Dihydroergotoxin ist beträchtlich geringer als die der natürlichen Mutterkornalkaloide.
In-vitro-und In-vivo-Tests zur Mutagenität verliefen meist negativ bzw. zeigten ein schwach mutagenes Potenzial in extrem hohen Dosen, die weit über denen bei therapeutischer Anwendung liegen.
Langzeitstudien auf ein tumorerzeugendes Potenzial liegen für Dihydroergotoxinmethansulfonat nicht vor.
Dihydroergotoxinmethansulfonat führt im Tierversuch zu einer Nidationshemmung, die auf einer Störung der für eine normale Corpus-luteum-Funktion notwendigen Prolaktinsekretion beruht. Die orale ED50für diese Wirkung beträgt 30 mg/kg KG. Nach der Implantation, wenn die Plazenta den nötigen Spiegel an luteotropem Hormon aufrechterhält, kann eine Unterbrechung der Gravidität nicht mehr ausgelöst werden. Dosierungen von 10–35 mg/kg KG i.v. 2-mal wöchentlich während der Trächtigkeit hatten bei Ratten keinen Einfluss auf Trächtigkeit, Geburt und die Entwicklung der Jungtiere.
Bei subkutaner Verabreichung von Dihydroergotoxinmethansulfonat an die Muttertiere vom 4. bis 8. Tag nach der Geburt traten eine Senkung des Prolaktinspiegels und eine Laktationshemmung auf. Die einmalige Gabe von 250 mg/kg KG i.p. hatte bei Mäusen keinen Einfluss auf die Fertilität, ausreichende Untersuchungen zur Fertilität mit längerer Verabreichungsdauer sind jedoch nicht durchgeführt worden.
13.3 Pharmakokinetik
Dihydroergotoxinmethansulfonat wird nach oraler Gabe rasch aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Die enterale Gesamtresorption beträgt etwa 25 % (gemessen mit Tritium-markiertem Wirkstoff).
Dihydroergotoxin wird zu ca. 80 % an Plasmaproteine gebunden. Nach Einnahme von Hydergin forte Tabletten wurden maximale Plasmaspiegel nach ca. 0,9 Stunden erreicht.
Der Wirkstoff unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Metabolismus; die Metaboliten werden hauptsächlich (> 90 %) mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Nur ein geringer Anteil wird renal eliminiert.
Die Elimination erfolgt in zwei Phasen: Die kürzere a-Phase weist eine Halbwertszeit von etwa 2 Stunden, die längere b-Phase eine von etwa 13–20 Stunden auf.
13.4 Bioverfügbarkeit
Die absolute Bioverfügbarkeit unterliegt individuellen Schwankungen und wird durch einen ausgeprägten First-pass-Effekt bestimmt; sie liegt im Mittel bei etwa 9 %.
14. Sonstige Hinweise
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Siehe unter Abschnitt 6. „Nebenwirkungen“.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Hydergin forte Tabletten dürfen während Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden (siehe Abschnitt. 5 „Gegenanzeigen“).
15. Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise
Keine
16a. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung von nicht verwendeten Arzneimitteln
Keine
17. Darreichungsformen und Packungsgrößen
Hydergin forte 2 mg Tabletten
Originalpackung mit 100 (N3) Tabletten
18. Stand der Information
März 2008
19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
Defiante Farmacêutica, S.A..
Rua dos Ferreiros, 260
9000-082 Funchal
Madeira, Portugal
Telefon: 00351-291-214090
Fax: 00351-291-214095
E-mail: info@defiante.com
Für den Vertrieb
in Deutschland verantwortlich:
sigma-tau Arzneimittel GmbH,
Schadowstraße 44,
40212 Düsseldorf
Telefon: 0211-68 77 17-0,
Fax: 0211-161527
E-mail: info@sigma-tau.de
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