Immucyst
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
ImmuCyst®, 81 mg BCG, Stamm Connaught
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Suspension zur intravesikalen Instillation mit 81 mg BCG, Stamm Connaught
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
®
ImmuCyst ist ein gefriergetrocknetes Produkt, hergestellt aus dem Stamm Connaught des Bacillus Calmette-Guerin (BCG). Hierbei handelt es sich um einen attenuierten Stamm des Mycobacterium bovis. Die Bakterien sind lyophilisiert (gefriergetrocknet) und nach der Rekonstitution lebensfähig. Das Arzneimittel enthält keine Konservierungsstoffe.
1 Durchstechflasche mit 231 mg Pulver enthält 81 mg BCG, Stamm Connaught (am Ende der Laufzeit mind. 1,8 x 108 vermehrungsfähige Einheiten).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Suspension zur intravesikalen Instillation
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
ImmuCyst® wird angewendet zur intravesikalen Instillation beim primären oder rezidivierenden Carcinoma in situ (CIS) der Harnblase, zur Prophylaxe des rezidivierenden CIS der Harnblase und zur Prophylaxe nach transurethaler Resektion (TUR) von primären oder rezidivierenden Stadien der papillären Tumore Ta und/oder T1 oder als Kombinationen dieser, unabhängig von vorausgegangenen intravesikalen Behandlungen.
ImmuCyst® ist nicht zur Schutzimpfung gegen Tuberkulose geeignet.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Erwachsene
Der Inhalt einer Durchstechflasche ImmuCyst® 81 mg entspricht einer Dosis von 81 mg BCG für die intravesikale Instillation.
Die intravesikale Therapie der Harnblase mit BCG sollte mindestens 14 Tage nach der transurethralen Resektion (siehe Abschnitt 4.3) bzw. der Biopsie eingeleitet werden und besteht aus einer Basis- und Erhaltungstherapie.
Soweit nicht anders verordnet, wird wie folgt verfahren:
Initial wird einmal pro Woche 1 Dosis ImmuCyst über einen Zeitraum von 6 Wochen in die Blase instilliert (Basistherapie). Dies entspricht insgesamt 6 Dosen.
Aufgrund von durchgeführten klinischen Studien mit ImmuCyst® wird die Erhaltungstherapie unbedingt empfohlen. Nach einer 6-wöchigen Pause sollte eine intravesikale Erhaltungstherapie mit 13 Instillationen im wöchentlichen Abstand zu folgenden Zeitpunkten durchgeführt werden: 3, 6, 12,
18, 24, 30 und 36 Monate, gerechnet ab Beginn der Basistherapie.
Kinder
Die Sicherheit und Wirksamkeit von ImmuCyst® bei Kindern ist nicht erwiesen.
Art der Anwendung
Die Dosis wird durch Rekonstitution des gefriergetrockneten BCGs mit konservierungsstofffreier Kochsalzlösung vorbereitet. Die Durchstechflasche mit rekonstituiertem BCG wird mit steriler, konservierungsstofffreier Kochsalzlösung auf ein Instillationvolumen von insgesamt 50 ml verdünnt (siehe Abschnitt 6.6).
ImmuCyst® (Für die Anwendung siehe Abschnitt 6.6) wird langsam über einen Katheter mit so wenig Druck wie möglich in die Blase instilliert. Eine Instillation bei zu hohem Druck kann zu Verletzungen der noch nicht völlig abgeheilten Mucosa nach einer TUR oder Biopsie führen. Das Risiko des Auftretens von Nebenwirkungen würde aufgrund der BCG-Therapie erhöht werden.
Je dünner der Katheter desto effektiver können Schädigungen der Harnröhre vorgebeugt werden (siehe Abschnitt 4.3 und 4.4).
Nach Abbrechen des Konus an der Spitze des Katheteradapters und Entfernung der blauen Kappe vom Katheteradapter wird das Ansatzstück in den Katheter eingeschoben. Der Katheter wird unter aseptischen Bedingungen gelegt, die Blase katheterisiert und dann die 50 ml ImmuCyst®-Suspension langsam mit Hilfe der Schwerkraft instilliert. Anschließend wird der Katheter entfernt.
Die BCG-Suspension sollte möglichst lange, bis zu etwa 2 Stunden in der Blase verbleiben. Während der ersten 15 Minuten nach der Instillation sollte der Patient auf dem Bauch liegen. Danach darf der Patient aufstehen. Am Ende der 2 Stunden entleert der Patient aus Gründen der Sicherheit für die Umgebung die Blase sitzend (siehe Abschnitt 4.4 und 4.6). Der Patient soll angewiesen werden, seine Trinkmenge zu erhöhen, um die Blase in den Stunden nach der BCG- Behandlung zu spülen, wenn dafür keine Kontraindikation vorliegt.
4.3 Gegenanzeigen
ImmuCyst® darf nicht angewendet werden bei:
- bekannter Überempfindlichkeit gegen BCG (Bacillus Calmette-Guerin), Stamm Connaught oder einen der sonstigen Bestandteile von ImmuCyst® (siehe Abschnitt 2 und 4.4) oder bei Überempfindlichkeitsreaktionen nach vorheriger Anwendung des Arzneimittels oder von anderen Arzneimitteln, die gleiche Substanzen enthalten
- aktiver Tuberkulose, aufgrund der Gefahr der Exazerbation oder begleitender systemischer BCG-Infektion; eine aktive Tuberkulose muss vor der Behandlung mit ImmuCyst® ausgeschlossen werden
- kongenitaler oder erworbener Immuninsuffizienz, entweder durch eine gleichzeitige Krankheit (z. B. HIV/AIDS, Leukämie, Lymphome) oder durch immunsuppresive Behandlung (z. B. Kortikosteroide, Krebsbehandlung) (siehe Abschnitt 4.5), da das Risiko einer ausgebreiteten BCG-Infektion besteht
- aktueller oder früherer systemischer BCG-Infektion (siehe Abschnitt 4.4)
- gleichzeitiger fiebriger Erkrankungen, Infektionen der Harnwege oder makroskopischer Hämaturie, die Behandlung mit ImmuCyst® muss dann bis nach deren Abheilung verschoben werden (siehe Abschnitt 4.4.)
- Patienten, bei denen in den letzten 14 Tagen eine Biopsie oder eine TUR durchgeführt wurde oder eine traumatische Katheterisierung vorlag (verbunden mit Hämaturie).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Nur zum intravesikalen Gebrauch.
Nicht zur subkutanen (s.c), intradermalen, intramuskulären (i.m.) oder intravenösen (i.v) Injektion, da sonst mit schweren Komplikationen zu rechnen ist.
Besondere Warnhinweise
Systemische BCG-Reaktion
Eine systemische BCG-Reaktion ist eine systemische granulomatöse Krankheit, die nach einer BCG-Behandlung (wenn auch selten) auftreten und tödlich verlaufen kann.
Da es für gewöhnlich schwierig ist, BCG-Bakterien von den betroffenen Organen zu isolieren, ist es oft unklar, in welchem Ausmaß so eine Reaktion durch einen Infektionsprozess oder eine entzündliche hypersensitive Reaktion hervorgerufen wurde, daher der Begriff „Systemische BCG- Reaktion“.
Aufgrund der letzten klinischen Erfahrungen mit intravesikaler BCG-Therapie kann die „Systemische BCG-Reaktion“ durch folgende Anzeichen definiert werden (wenn nicht andere Gründe dafür erkennbar sind):
Fieber > 39,5 °C über 12 Stunden, Fieber > 38,5 °C über 48 Stunden, Pneumonitis, Hepatitis, andere Dysfunktionen von Organen außerhalb des Urogenitalsystems mit Nachweis von granulomatösen Entzündungen durch Biopsie, klassische Anzeichen einer Sepsis mit Kreislaufversagen, akuter Atemnot, ausgebreiteter intravaskulärer Koagulation (siehe Abschnitt 4.8).
Obwohl selten, tritt eine BCG-Reaktion eher auf, wenn ImmuCyst® innerhalb einer Woche nach Biopsie, TUR oder einer traumatischen Blasenkatheterisierung (verbunden mit Hämaturie) gegeben wurde.
Infektion von Transplantaten und Organersatz
Das Risiko einer ektopischen Infektion konnte nicht bestimmt werden, wird aber als sehr gering eingeschätzt. Der Nutzen einer BCG-Therapie muss sorgfältig mit der Möglichkeit einer ektopischen Infektion bei Patienten mit arteriellem Aneurysma oder Prothesen jeglicher Art abgewogen werden.
Einige Infektionen des männlichen Urogenitaltraktes (Orchitis, Epididymitis) waren resistent gegenüber einer antituberkulostatischen Therapie mit multiplen Arzneimitteln und erforderten daher eine Orchiektomie.
Bakterielle Harnwegsinfektion
Wenn eine bakterielle Harnwegsinfektion während einer ImmuCyst®-Therapie auftritt, sollte die BCG-Therapie unterbrochen werden, bis die bakterielle Infektion komplett ausgeheilt ist. Die Kombination eines Harnwegsinfektes und einer BCG-induzierten Zystitis kann zu weiteren schweren Nebenwirkungen im Urogenitaltrakt führen. Außerdem reagieren BCG-Bakterien sensitiv auf einige Antibiotika. Eine antimikrobielle Gabe könnte daher die Wirksamkeit von ImmuCyst® verringern.
Besondere Patientengruppen
ImmuCyst® wird nicht für eine Prophylaxe nach TUR der papillären Tumore TaG1 empfohlen, es sei denn, diese werden mit einem hohen Risiko einer Rezidivierung eingestuft.
Bei Patienten mit einer kleinen Blasenkapazität liegt ein erhöhtes Risiko einer Schrumpfblase vor und sollte bei der Entscheidung für eine ImmuCyst®-Therapie berücksichtigt werden.
Bei Patienten, die eine mikrobielle Therapie aufgrund anderer Infektionen bekommen, muss geprüft werden, ob die Therapie die Wirkung von ImmuCyst® verringern könnte (siehe Abschnitt 4.5).
Immunsuppressive Therapien
Bei Patienten, bei denen in Zukunft eine Immunsuppression zwingend erforderlich sein könnte (z. B. zu erwartende Organtransplantation, Myasthenia gravis) sollte die Entscheidung mit ImmuCyst® zu therapieren, sorgfältig abgewägt werden.
Hypersensitivität
Sehr selten wurde nach intradermaler Injektion von BCG-Impfstoff zur Prävention von Tuberkulose eine akute allergische Reaktion beobachtet. Dies sollte bei Gabe von ImmuCyst® bedacht werden.
Der Stopfen der Durchstechflasche dieses Produktes enthält natürliches Latexgummi, welches allergische Reaktionen hervorrufen kann.
Weitere Warnungen
Die intravesikale Therapie mit ImmuCyst® kann eine positive Antwort bei PPD induzieren. Dies könnte spätere Interpretationen von Hauttests mit PPD erschweren, wenn diese für die Diagnose verdächtiger mikrobieller Infektionen genutzt werden.
Die Empfindlichkeit des Patienten auf PPD sollte vor der Gabe von ImmuCyst® festgestellt werden. Persistenz von BCG
Einzelfallberichte zeigten, dass BCG-Bakterien für mehr als 16 Monate im Harntrakt persistieren. Von einer verzögerten Manifestation mit Mycobakterium bovis assozierten Krankheiten in anderen Organen (außerhalb des Harntrakts), Monate/Jahre nach Ende der Therapie, wurde berichtet.
Patienten unter immunsuppressiver Therapie könnten ein höheres Risiko haben.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Enthält lebende attenuierte Mykobakterien. Als infektiös behandeln.
ImmuCyst® soll bei der Zubereitung und beim Umgang aseptisch behandelt (siehe Abschnitte 4.2 und 6.6) werden. Bei medizinischem Fachpersonal wurden durch den Umgang mit BCG Infektionen festgestellt.
Nosokomiale Infektionen wurden bei immunsupprimierten Patienten, denen parenterale Arzneimittel verabreicht wurden, beobachtet. Diese Arzneimittel wurden am gleichen Ort wie BCG zubereitet.
Auf schwerwiegende und schwere unerwünschte Ereignisse bezogene Vorsichtsmaßnahmen
Um schwerwiegende Infektionen, Trauma und/oder Infektionen im Harntrakt zu vermeiden, muss sichergestellt sein, dass mindestens eine 14-tägige Pause nach einer traumatischen Katheterisierung eingehalten wird (siehe Abschnitt 4.3). Der Therapieplan sollte anschließend fortgesetzt werden als ob keine Unterbrechung stattgefunden hat.
Nach jeder intravesikalen Behandlung sollten die Patienten auf Symptome und Anzeichen von Toxizität beobachtet werden. Wenn ein Patient persistierendes Fieber entwickelt oder einen akuten Fieberanfall im Zusammenhang mit einer BCG-Infektion zeigt, sollte BCG dauerhaft abgesetzt werden. Der Patient muss untersucht und gegen eine BCG-Infektion behandelt werden sowie Rücksprache mit einem Infektologen gehalten werden (siehe Abschnitt 4.8). Als Standardtherapie bei einer BCG-Infektion muss sofort mit der Gabe von zwei oder mehr antimycobakteriellen Arzneimitteln begonnen werden, während eine Diagnostik, einschließlich Kulturen, durchgeführt wird.
Die Verwendung eines einzelnen Antibiotikums wird nicht empfohlen. Negative Ergebnisse einer Kultur schließen nicht notwendigerweise eine Infektion aus.
Die BCG-Therapie sollte von Ärzten durchgeführt werden, die über die notwendigen Einrichtungen zur Kontrolle des Therapieverlaufs verfügen.
Ratschläge für den Patienten
Fieber, Kälteschauer, Unwohlsein, grippeähnliche Symptome, verstärkte Müdigkeit oder verstärkte Symptome, die Harnwege betreffend (wie Brennen oder Schmerzen beim Urinieren) können auftreten. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, ihren behandelnden Arzt zu informieren, wenn irgendein Symptom länger als 48 Stunden anhält oder sich verstärkt. Patienten sollen auch ihren behandelnden Arzt informieren, wenn Folgendes auftritt:
eine Verstärkung der Symptome, die die Harnwege betreffen (wie Drang und Häufigkeit des Urinierens, Blut im Urin), Gelenkschmerzen, Augenbeschwerden (Schmerzen, Irritationen oder Rötung), Husten, Hautausschlag, Gelbfärbung, Übelkeit oder Erbrechen.
Da ImmuCyst® lebende Mycobakterien enthält, kann der abgegebene Urin auch lebende Bakterien enthalten. Patienten sollten angewiesen werden, geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Familie vor Infektionen zu schützen.
ImmuCyst® verbleibt so lange wie möglich, bis zu 2 Stunden, in der Harnblase und wird dann ausgeschieden. Um eine Übertragung von BCG auf andere Menschen zu vermeiden, sollten Patienten die folgenden 6 Stunden nach der Behandlung im Sitzen urinieren, um ein Verspritzen des Urins zu vermeiden. Während dieser Zeit sollte der Urin mit dem gleichen Volumen eines handelsüblichen Bleichmittels für den Haushalt desinfiziert werden. Dazu wird das Bleichmittel in die Toilette gegeben und 15 Minuten stehen gelassen bevor gespült wird. Sofern nicht kontraindiziert, werden die Patienten angewiesen, ihre Trinkmenge für mehrere Stunden nach der Behandlung mit ImmuCyst® zu steigern, um so ihre Blase zu „spülen“. Nach der Behandlung könnte beim ersten Urinieren ein Brennen auftreten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimittel und sonstige Wechselwirkungen Immunsuppressive Behandlungen
Behandlungen mit Immunsuppressiva und/oder Bestrahlung beeinflussen die Immunantwort von ImmuCyst® und erhöhen das Risiko einer ausgebreiteten BCG- Infektion.
Antibakterielle Arzneimittel
Eine antibiotische Therapie bei der Behandlung von anderen Infektionen könnte die Wirksamkeit von ImmuCyst® beeinflussen. Daher sollte bei Patienten, die antibiotisch behandelt werden, geprüft werden, ob dadurch die Wirksamkeit der ImmuCyst®-Therapie beeinträchtigt wird.
Antituberkulostatische Arzneimittel
Um lokalen, irritativen Nebenwirkungen von ImmuCyst® vorzubeugen, sollten antituberkulostatische Arzneimittel nicht prophylaktsich eingesetzt werden. Es liegen keine Daten vor, dass lokale Symptome des Harntraktes auf eine mikrobielle Infektion des intravesikalen BCG zurückzuführen sind.
ImmuCyst® ist resistent gegenüber Pyrazinamid.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine Erfahrungen über die Anwendung von ImmuCyst® bei schwangeren Frauen vor. Tierversuche, die die Reproduktionstoxizität betreffen, sind unzureichend (siehe Abschnitt 5.3). Während der Schwangerschaft sollte ImmuCyst® nur eingesetzt werden, wenn es unbedingt erforderlich ist.
Gebärfähige Frauen müssen während der Therapie geeignete kontrazeptive Maßnahmen ergreifen. Es ist nicht bekannt, ob ImmuCyst® in die Muttermilch übergeht. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden, insbesondere wenn bei der Stillenden eine systemische BCG-Infektion vorliegt.
Während der Therapie mit ImmuCyst® sollte das Stillen unterbrochen werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zur Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
4.8 Nebenwirkungen
a) Zusammenfassung des Sicherheitprofils
Informationen zu Nebenwirkungen werden aus klinischen Studien und Erfahrungen aus weltweitem Postmarketing bezogen.
Die Gabe von ImmuCyst verursacht eine entzündliche Reaktion in der Blase und kann Anzeichen und Symptome einer Zystitis provozieren (siehe Tabelle 1). Diese Reaktionen sind in einem gewissen Maße als gewünschte Reaktion von BCG anzusehen, aber die Patienten sollten sorgfältig auf schwerwiegende Nebenwirkungen überwacht werden.
Bei ca. 50% der Patienten, die ImmuCyst erhielten, wurden Symptome einer gereizten Blase beobachtet. Diese beginnen typischerweise einige Stunden nach der Instillation und dauern 6 - 48 Stunden an. Die Symptome werden für gewöhnlich nach der 3. Instillation beobachtet und verstärken sich mit jeder weiteren Gabe.
Der Wirkmechanismus dieser irritativen Nebenwirkungen wurde noch nicht untersucht, entspricht aber größtenteils einer immunologischen Reaktion.
Es gibt keine Anhaltspunkte, dass eine Dosisreduzierung oder antituberkulostatische Therapie die irritativen Symptome von ImmuCyst vorbeugen oder diese vermindern können.
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig: (> 1/10)
Häufig: (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich: (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten: (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten: (< 1/10.000) (einschließlich Einzelfälle)
Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar). b) Tabellarische Liste der Nebenwirkungen
Die Informationen zur klinischen Sicherheit von ImmuCyst® basieren auf einem Datensatz von zwei klinischen Studien mit 699 Patienten, die mit ImmuCyst® behandelt wurden.
In Tabelle 1 sind die Häufigkeiten der Nebenwirkungen und deren Schweregrad, die während der Basis- und Erhaltungstherapie bzw. in der Studie SWOG mit 587 Patienten beobachtet wurden, dargestellt. Nebenwirkungen, die schwerwiegend (Grad >3; mit einer Häufigkeitsangabe: gelegentlich bzw. häufig) sind, wurden als Fußnoten markiert.
Tabelle 1: SWOG 8507 -Nebenwirkungen
Basistherapie |
Erhaltungstherapie | |
Infektion und Befall | ||
Harnwegsinfekt |
häufig |
häufig* |
Systemische Infektion |
gelegentlich1’ |
gelegentlich* |
Pulmonale Infektion |
gelegentlich1’ |
nicht berichtet |
Infektion |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Zystitis |
gelegentlich |
häufig* |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | ||
Anämie |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Leukopenie |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Koagulopathie / Thrombozytopenie |
gelegentlich1 |
nicht berichtet |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | ||
Anorexie |
häufig* |
häufig* |
Erkrankungen des Nervensystems | ||
Kopfschmerzen |
gelegentlich |
gelegentlich |
Schwindel |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Herzerkrankungen | ||
Herzerkrankungen (nicht klassifiziert) |
gelegentlich |
häufig |
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes | ||
Übelkeit/Erbrechen |
häufig* |
häufig* |
Diarrhö |
gelegentlich |
häufig* |
Bauchschmerzen |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Obstipation |
nicht berichtet |
gelegentlich |
Mukositis/Ulcus/Stomatitis |
gelegentlich |
nicht berichtet |
Erkrankungen der Leber und der Gallenblase | ||
Beteiligung der Leber |
gelegentlichf |
häufig |
Granulomatose Hepatitis |
gelegentlich* |
nicht berichtet |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | ||
Hautausschlag |
gelegentlich* |
häufig |
Hypersensitive Hautreaktion |
nicht berichtet |
gelegentlich* |
Abzess der Haut |
nicht berichtet |
gelegentlich |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | ||
Arthralgie/Myalgia/Arthritis |
gelegentlich |
häufig* |
Erkrankungen der Nieren und Harn wege | ||
Dysurie |
sehr häufig* |
sehr häufig* |
Hämaturie |
sehr häufig§ |
sehr häufig* |
Erhöhte Miktionsfrequenz |
sehr häufig* |
sehr häufig* |
Harndrang |
häufig* |
sehr häufig* |
Blasenkrämpfe/Schmerzen |
häufig* |
häufig* |
Inkontinenz |
gelegentlich* |
häufig* |
Renale Toxizität |
gelegentlich |
gelegentlich |
Schrumpfblase |
gelegentlich* |
häufig* |
Harnröhrenverengung |
gelegentlich* |
nicht berichtet |
Gewebeanteile im Urin |
nicht berichtet |
gelegentlich |
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | ||
Schmerzen im Genitalbereich |
gelegentlich |
NR |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | ||
Fieber |
sehr häufig* |
sehr häufig* |
Unwohlsein |
sehr häufig* |
sehr häufig* |
Schüttelfrost |
sehr häufig* |
sehr häufig* |
Fatigue |
häufig* |
gelegentlich |
* Diese Nebenwirkungen wurden mit einem Schweregrad = 3 mit der Häufigkeitsangabe: gelegentlich, gemeldet.
f Diese Nebenwirkungen wurden mit einem Schweregrad > 3 mit der Häufigkeitsangabe: gelegentlich, gemeldet.
* Diese Nebenwirkungen wurden mit einem Schweregrad = 3 mit der Häufigkeitsangabe: häufig, gemeldet.
§ Diese Nebenwirkungen wurden mit einem Schweregrad > 3 mit der Häufigkeitsangabe: häufig, gemeldet.
Die gleichen Nebenwirkungen, die in Tabelle 1 dargestellt werden, wurden auch in der Studie SWOG 8216 bei 112 Patienten beobachtet, sowie diese weiteren:
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Flankenschmerzen - Gelegentlich.
Die folgenden zusätzlichen Nebenwirkungen sind Spontanmeldungen, die während des Postmarketings von ImmuCyst® weltweit aufgenommen wurden. Da diese Nebenwirkungen freiwillig von einer nicht sicher zu bestimmenden Population gemeldet wurden, ist die Häufigkeit oder die kausale Beziehung der Exposition mit dem Produkt nicht immer zuverlässig zu bestimmen. Die Häufigkeit wird als nicht bekannt angegeben.
Infektion und Befall
BCG-Infektion: Bei intravesikaler Gabe kann BCG sich auszubreiten. Schwerwiegende Infektionen, einschließlich Sepsis mit assozierter Mortalität, sind beobachtet worden. BCG-Infektionen sind auch
im Auge, in der Lunge, in der Leber, im Knochen, im Knochenmark, in der Niere, in den regionalen Lymphknoten, im Peritoneum, im Urogenitaltrakt (Orchitis/Epididymitis) und in der Prostata (z. B. granulomatöse Prostatitis) beobachtet worden.
Von BCG-Infektionen bei Aneurysmen, Transplantaten (einschließlich Arterienersatz, Herzimplantaten und künstlichen Gelenken) wurde berichtet.
Von Gelenkerkrankungen (Arthritis, Arthralgie), Symptomen am Auge (einschließlich Konjunktivitis, Uveitis, Iritis, Keratitis, granulomatöse Chorionretinitis), Harnwegsbeschwerden (einschließlich Urethristis), Hautausschlag, allein oder in Kombination (Reiter-Syndrom), wurden nach der Gabe von ImmuCyst® berichtet. Bei HLA-B27 positiven Personen scheint das Reiter-Syndrom häufiger aufzutreten.
Nierenabzeß
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinum Pneumonie, interstitielle Lungenerkrankung.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Erythema nodosum.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Nierenversagen, Pyelonephritis, Nephritis (einschließlich tubulointestitiale Nephritis, interstitielle Nephritis und Glomerulonephritis).
Harnverhalt (einschließlich Blasentamponade und Restharngefühl)
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Grippeähnliche Symptome
Untersuchungen (Labortests)
Anormale/erhöhte Blutkreatininwerte oder Blut-Harnstoff-Stickstoffwerte (BUN).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel Paul-Ehrlich-Institut
Paul-Ehrlich-Str. 51 - 59
63225 Langen
Tel: + 49 6103 77 0
Fax: + 49 6103 77 1234
Website: www.pei.de
anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Keine dokumentierten Fälle.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische und immunmodulierendes Agens
ATC Code: L03AX03
Bei intravesikaler Gabe in der Krebstherapie ruft BCG eine lokale Entzündungsreaktion und subakute granulomatöse Reaktionen hervor. Dabei infiltrieren Makrophagen und Leukozyten das Urothel und die Lamina propia der Harnblase. Die lokalen entzündlichen Effekte sind mit einer Elimination oder Reduzierung nicht-invasiver kanzerogener Tumore der Harnblase assoziert (Ta/T1 papilläre Tumore und CIS). Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt, aber der Antitumor-Effekt scheint T-Lymphozyten abhängig zu sein.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Da ImmuCyst® lebende Mykobakterien enthält, kann der ausgeschiedene Urin auch lebende Bakterien enthalten (siehe auch Abschnitte 4.4 und 6.6).
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Daten aus Tierstudien zeigen keine zusätzlichen Gefährdungen, die nicht schon aus Studien mit Menschen berichtet wurden.
6. PHARMAZEUTISCHE EIGENSCHAFTEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumhydrogenglutamat-Monohydrat
Das Instillationssystem enthält 50 ml sterile, isotonische Natriumchloridlösung (0,45 g Natriumchlorid und Wasser für Injektionszwecke).
6.2 Inkompatibilitäten
Es wurden keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt, daher darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
Rekonstituiertes Produkt
Die gebrauchsfertige Suspension muss umgehend nach dem Zubereiten appliziert werden. Im Falle einer Verzögerung zwischen Rekonstitution und Gabe der Suspension kann die Suspension, vor Licht geschützt, bis zu 2 Stunden bei einer Temperatur von 2 °C - 25 °C aufbewahrt werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Im Kühlschrank lagern (2 °C - 8 °C) und in der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Lagerungsbedingungen des rekonstutierten Produkts siehe Abschnitt 6.3.
Zu keiner Zeit sollte das gefriergetrocknete oder rekonstituierte ImmuCyst® dem Sonnenlicht, direkt oder indirekt, ausgesetzt sein. Künstliches Licht sollte auf ein Minimum reduziert sein.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Ein ImmuCyst®-Set enthält:
1 Durchstechflasche (braun (Typ 1)), verschlossen mit einem grauen Butylsilikon-Stopfen, der durch eine Aluminiumabdeckung mit einem blauen Flip-off-Plastikdeckel verschlossen ist. Die Durchstechflasche enthält das Pulver zur Herstellung einer Suspension.
1 Instillationssystem mit steriler, isotonischer Natriumchloridlösung 1 Katheter 1 Entsorgungsbeutel 1 Gebrauchsinformation
1 Gebrauchsanweisung für das Instillationssystem.
ImmuCyst® ist in Packungen mit 1 (N1), 3 (N2) und 6 (N3) Sets erhältlich.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Rekonstitution des gefriergetrockneten Produkts
DEN GUMMISTOPFEN DER DURCHSTECHFLASCHE NICHT ENTFERNEN.
ALS INFEKTIÖSES MATERIAL BEHANDELN.
Die Zubereitung von ImmuCyst® sollte unter aseptischen Bedingungen erfolgen. Die Person, die die Suspension zubereitet, sollte eine geeignete Schutzausrüstung (z. B. Handschuhe und einen Mund-und Augenschutz) tragen, um der Inhalation oder einer versehentlichen Kontamination verletzter Haut mit BCG-Bakterien vorzubeugen.
Beim Umgang und Rekonstitution von ImmuCyst® sollte mit Vorsicht vorgegangen werden, um Nadelstichverletzungen zu vermeiden.
Immundefiziente Personen sollten nicht mit ImmuCyst® arbeiten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4).
Um eine angemessene Dispersion der Bakterien sicherzustellen, darf ImmuCyst® nur mit steriler, konservierungsfreier normaler Natriumchloridlösung gelöst werden. Für die Rekonstitution und weitere Verdünnung einer Dosis von ImmuCyst® ist eine 50 ml sterile, konservierungsstofffreie normale Natriumchloridlösung zu verwenden.
Die Rekonstitution von ImmuCyst® wird mit beiliegendem Instillationssystem durchgeführt:
■ Stellen Sie sicher, dass beide Klemmen des Instillationssystems geschlossen sind.
■ Nach Entfernung der Schutzkappe wischen Sie die Oberfläche der Durchstechflasche mit einem
geeigneten Antiseptikum ab.
■ Durch das Einstechen der Nadel des Applikationssytems in den Gummistopfen wird mit einer
leicht drehenden Bewegung eine Verbindung hergestellt.
■ Die Verbindung zwischen Pulver und Natriumchloridlösung im Applikationssystem wird durch
Brechen des Konus unterhalb der Nadel und Lösen der Schlauchklemme herbeigeführt.
■ Durch wiederholtes Pressen auf den Beutel wird das gefriergetrocknete Material rekonstituiert.
Durch Drehen des gesamten Systems wird die ImmuCyst®-Suspension im Applikationsbeutel (mit 50 ml Natriumchloridlösung) hergestellt und ist fertig für den Gebrauch.
■ Zeigt eine rekonstituierte Suspension Flocken oder Klumpen, die durch leichtes Schütteln nicht
aufgelöst werden können, sollte diese nicht verwendet werden.
Hinweise zur Entsorgung
Unbenutzte Durchstechflaschen, Verpackungen und jegliche Applikationssysteme und Material, welches für die Instillation von ImmuCyst® verwendet wurde (z . B. Spritzen, Katheter), werden in einem Behälter für biogefährdende Materialien gesammelt und nach lokalen Anforderungen für biogefährdende Materialien entsorgt.
Während der 6 Stunden nach der Instillation mit ImmuCyst® sollte der ausgeschiedene Harn mit gleichem Volumen einer 5%igen Hypochlorit-Lösung (unverdünntes Haushaltsbleichmittel) desinfiziert werden. Nach einer 15-minütigen Einwirkzeit kann die Toilettenspülung betätigt werden.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Sanofi Pasteur S.A.
2, avenue Pont Pasteur 69007 Lyon, France
Mitvertrieb:
APOGEPHA Arzneimittel GmbH
Kyffhäuserstraße 27
D-01309 Dresden
Tel: 0351 3363-3
Fax: 0351 3363-440
E-mail: info@apogepha.de
8. ZULASSUNGSNUMMER
89a/92
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
12.07.2007
10. STAND DER INFORMATION
September 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig v004de