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Infectocillin 1,5 Mega Filmtabletten

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Fachinformation

1. Bezeichnung des Arzneimittels

INFECTOCILLIN®1 Mega Filmtabletten

1 Million Einheiten


Wirkstoff: Phenoxymethylpenicillin-Kalium


INFECTOCILLIN®1,5 Mega Filmtabletten

1,5 Millionen Einheiten


Wirkstoff: Phenoxymethylpenicillin-Kalium


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten

1 Filmtablette enthält 1 Million (1 Mega) Einheiten, entsprechend 653,6 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 590,0 mg Phenoxymethylpenicillin.


INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten

1 Filmtablette enthält 1,5 Millionen (1,5 Mega) Einheiten, entsprechend

980,35 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 885 mg Phenoxymethylpenicillin.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Filmtablette

Weiße bis schwach cremefarbene Tablette mit beidseitiger Bruchrille.


Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Infektionen, die durch Phenoxymethylpenicillin-sensible Erreger bedingt und einer oralen Penicillin-Therapie zugänglich sind, wie z. B.


- Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches (Pharyngitis, Tonsillitis, Sinusitis, Otitis media),

- Infektionen der tiefen Atemwege (Bronchitis, Bronchopneumonie, Pneumonie),

- Infektionen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich,

- Endokarditisprophylaxe bei Eingriffen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich oder am oberen Respirationstrakt,

- Infektionen der Haut (Pyodermie, Furunkulose, Phlegmone),

- Lymphadenitis, Lymphangitis,

- Infektionen verursacht durch -hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, z. B. Scharlach, Erysipel, Rezidivprophylaxe bei rheumatischem Fieber.


Gegebenenfalls ist eine Kombination mit einem weiteren geeigneten Antibiotikum möglich.


Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antibakteriellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von INFECTOCILLIN zu berücksichtigen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Dosierung mit Einzel- und Tagesangaben

Die antibakterielle Aktivität des Phenoxymethylpenicillin wird sowohl auf der Basis von Einheiten als auch auf Masse (Gewichts)-Basis festgelegt. Dabei gilt folgende Beziehung:


1 mg Phenoxymethylpenicillin (freie Säure) entspricht 1695 Einheiten und

1 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium entspricht 1530 Einheiten.


500.000 Einheiten entsprechen ungefähr 295 mg Phenoxymethylpenicillin bzw. 326,8 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.


Dosierung (generelle Rahmenempfehlungen):

Üblicherweise wird die Tagesdosis in 3 bis 4 Einzeldosen gleichmäßig über den Tag verteilt – möglichst im Abstand von 6 bis 8 Stunden – verabreicht.

Bei Infektionen des Hals-, Nasen-, Ohrenbereichs ist die Verabreichung der Tagesdosis in nur zwei Einzeldosen – vorzugsweise im Abstand von 12 Stunden – möglich.


Zur Beachtung:

Alle Milligramm-Angaben in den folgenden Ausführungen beziehen sich auf Phenoxymethylpenicillin (freie Säure).


Erwachsene und Kinder über 12 Jahren

Diese erhalten je nach Schwere und Lo­kali­sation der Infektion üblicherweise 3- bis 4-mal täglich jeweils 295 bis 885 mg Phen­oxy­methylpenicillin (0,5–1,5 Millionen Einheiten).


Kinder unter 12 Jahren

Reife Neugeborene, ältere Säuglinge, Kleinkinder und ältere Kinder bis zum Alter von 12 Jahren erhalten eine auf das jeweilige Körpergewicht und Lebensalter abgestimmte Tagesdosis.


Für Säuglinge und Kleinkinder stehen niedriger dosierbare, flüssige Darreichungsformen (INFECTOCILLIN 250 /300 /400 /500 Saft) zur Verfügung.


Spezielle Dosierungsangaben für einzelne Altersgruppen:

Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:


INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten:

Erwachsene und Kinder ab 30 kg Körpergewicht:

3 x täglich 1 Filmtablette

Kinder (20-30 kg Körpergewicht):

3 x täglich ½ Filmtablette


INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten:

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre:

3 x täglich 1 Filmtablette

Kinder von 6-12 Jahren (30-50 kg Körpergewicht):

3 x täglich ½ Filmtablette


Bei schweren Fällen bzw. bei minderemp­findlichen Erregern oder ungünstig gelegenem Infektionsort kann die Tagesdosis auf das Doppelte und mehr gesteigert werden.


Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:

Bis zu einer Kreatininclearance von 30-15 ml/min ist es bei einem Dosierungsintervall von 8 Stunden im Allgemeinen nicht er­forderlich, die Dosis von Phenoxymethylpenicillin zu verringern.

Art der Anwendung

INFECTOCILLIN sollte jeweils etwa 1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um eine möglichst hohe Resorptionsquote zu erreichen.

Um Kindern die regelmäßige Einnahme zu erleichtern, können sie INFECTOCILLIN auch während der Mahlzeiten einnehmen.


Die Filmtabletten sind unzerkaut (schlechter Geschmack des Wirkstoffes) mit reichlich Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) einzu­nehmen.


Dauer der Anwendung

INFECTOCILLIN soll in der Regel 7(-10) Tage lang eingenommen werden, mindestens bis 2-3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen.


Die Behandlungsdauer ist vom Ansprechen der Erreger bzw. dem klinischen Erscheinungsbild abhängig. Sollte nach 3-4 Tagen ein Therapieeffekt nicht erkennbar sein, so ist eine erneute Sensibilitätsbe­stimmung durchzuführen und gegebenenfalls das Antibiotikum zu wechseln.


Die Behandlung der akuten Otitis media mit INFECTOCILLIN sollte auf 5 Tage begrenzt werden. Bei Patienten, bei denen möglicherweise mit Komplikationen zu rechnen ist, kann jedoch eine Behandlungsdauer von 5-10 Tagen angezeigt sein.


Bei der Behandlung von Infektionen mit -hämolysierenden Streptokokken sollte die Therapiedauer 10 Tage betra­gen, um Spätkomplikationen (rheumatisches Fieber) vorzubeugen.


4.3 Gegenanzeigen

Wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks darf INFECTOCILLIN bei Patienten mit erwiesener Überempfindlichkeit gegen Penicillin oder einen der sonstigen Bestandteile nicht angewandt werden. Eine mögliche Kreuzallergie mit anderen -Laktam-Antibiotika kann bestehen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Anaphylaktische Reaktionen:

Bei anaphylaktischen Reaktionen muss die Behandlung mit INFECTOCILLIN sofort abgebrochen werden und die üblichen Sofortmaßnahmen (z. B. die Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden, Sympathomimetika und ggf. Durchführung einer Beatmung) müssen eingeleitet werden.


Pseudomembranöse Enterokolitis:

Hier ist eine Beendigung der Therapie mit INFECTOCILLIN in Abhängigkeit von der Indikation zu erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einzuleiten (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert.


Bei Patienten mit allergischer Reaktionsbereitschaft (z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale) ist das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht, weshalb INFECTOCILLIN in solchen Fällen mit besonderer Vorsicht angewandt werden sollte.


Bei Patienten mit schweren Magen-Darmstörungen mit Erbrechen und Durchfällen sollte von der Behandlung mit Phenoxymethylpenicillin abgesehen werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist. (Hier empfiehlt sich eine parenterale Therapie, z. B. mit Benzylpenicillin oder einem anderen geeigneten Antibiotikum.)


Langfristige und wiederholte Anwendung von INFECTOCILLIN kann zu Superinfektionen mit resistenten Keimen oder Sprosspilzen führen.


Zahnverfärbungen, die durch die Einnahme von INFECTOCILLIN entstehen können, sind normalerweise durch intensive Mundhygiene während der Behandlung zu vermeiden.


Bei Patienten mit Herzerkrankungen oder schweren Elektrolytstörungen anderer Genese sollte auf die Kaliumzufuhr durch das Präparat geachtet werden.


INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten enthalten 1,68 mmol (65,8 mg) Kalium.


INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten enthalten 2,52 mmol (98,7 mg) Kalium.


Der Kaliumgehalt ist zu berücksichtigen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sowie Personen unter Kalium-kontrollierter Diät.


Einfluss auf Laboruntersuchungen:

Unter einer Therapie mit INFECTOCILLIN können nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung ein positives Resultat ergeben. Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

INFECTOCILLIN sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (z. B. Tetracycline, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da ein antagonistischer Effekt möglich ist.


Die gleichzeitige Gabe von Probenecid führt als Folge einer Hemmung der renalen Ausscheidung zu höheren und längeranhaltenden Phenoxymethylpenicillin-Konzentrationen im Serum und in der Galle. Auch Indometacin, Phenylbutazon, Salicylate und Sulfinpyrazon führen zu erhöhten und verlängerten Serumspiegeln.


Die Resorption oral applizierter Penicilline kann bei unmittelbar vorausgegangener oder andauernder Darmsterilisation mit nicht resorbierbaren Aminoglykosiden (z. B. Neomycin) reduziert sein.


Bei gleichzeitiger Einnahme von INFECTOCILLIN und oralen Kontrazeptiva kann eine Wirksamkeitsminderung der hormonellen Kontrazeptiva nicht ausgeschlossen werden. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.


Phenoxymethylpenicillin kann die Ausscheidung von Methotrexat vermindern und dadurch zu höheren Methotrexat-Plasmaspiegeln und gesteigerter Methotrexat-Toxizität führen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Beobachtungen am Menschen haben bisher keinen Hinweis auf Schädigung des im Mutterleib befindlichen Kindes ergeben. Experimentelle Studien haben keine fruchtschädigende Wirkung erkennen lassen.


Da bisher keinerlei schädigende Wirkungen von Phenoxymethylpenicillin bekannt geworden sind, ist eine Anwendung von INFECTOCILLIN während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit bei entsprechender Indikation möglich.


Phenoxymethylpenicillin wird in die Muttermilch ausgeschieden. Die maximalen Milchspiegel betragen etwa 50 % der maximalen Serumspiegel. Beim gestillten Säugling ist die Möglichkeit einer Sensibilisierung bzw. einer Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Auftreten von Durchfall oder Sprosspilz-Besiedlung zu beachten.


4.7 Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


INFECTOCILLIN hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)



Häufig

Selten

Sehr selten

Häufigkeit nicht bekannt

Infektionen und parasitäre Erkrankungen




Superinfektion mit resistenten Keimen

oder Sprosspilzen (s. auch Abschnitt 4.4)


Herzerkrankungen



Tachykardie


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems



Granulozytopenie

Agranulozytose

Thrombozytopenie

Panzytopenie

hämolytische Anämie

Eosinophilie


Erkrankungen des Nervensystems



Geschmacks­störungen

aseptische Meningitis


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums



Larynxödem

Luftnot



Erkrankungen des Gastroin­testinaltrakts

Übelkeit

Erbrechen

Appetitlosigkeit

Magendrücken

Bauchschmerzen

Flatulenz

weiche Stühle

Durchfall

reversible Zahnverfärbung

Pseudomembranöse Enterokolitis (s. Abschnitt 4.4)

trockener Mund



Erkrankungen der Nieren und Harnwege



Interstitielle Nephritis


Erkankungen der Haut und des Unter­hautzellgewebes

Exantheme

Urtikaria

Juckreiz

Schleimhaut­entzündungen (besonders Glossitis, Stomatitis)

schwarze Haarzunge

Allergisches angioneurotisches Ödem



Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochen­erkrankungen



Arthralgie


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort



Arzneimittelfieber


Erkrankungen des Immunsystems



Bronchospasmus

Serumkrankheit

allergische Vaskulitis

Blutdruckabfall

anaphylaktischer Schock (s. Abschnitt 4.4) Stevens-Johnson-Syndrom

Lyell-Syndrom



4.9 Überdosierung

Die Toxizität von Phenoxymethylpenicillin ist äußerst gering, die therapeutische Breite ist außerordentlich groß.


Wie bei anderen Penicillinen ist die einma­lige orale Aufnahme mehrfach therapeu­tischer Dosen von Phenoxymethylpenicil­lin nicht akut toxisch.

Bei oraler Verabreichung ist es praktisch unmöglich, Konzentrationen zu erreichen, die zur Auslösung neurotoxischer Symp­tome führen.


Notfallmaßnahmen:

Spezielle Maßnahmen bei Überdosierung, außer dem Absetzen des Medikaments, sind nicht erforderlich.


Eine Elimination von Phenoxymethylpenicillin kann mittels Hämodialyse erzielt werden.


Pharmakolgische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe

Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) ist ein biosynthetisches, säurestabiles, nicht Betalaktamase-festes Betalaktam-Antibiotikum.

ATC-Code:J01CE02



Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Phenoxymethylpenicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.

Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der MHK des Erregers liegt.

Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Phenoxymethylpenicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

Eine partielle oder vollständige Kreuzresistenz von Phenoxymethylpenicillin besteht mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.



Grenzwerte

Die Testung auf Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin erfolgt mit Hilfe von Benzylpenicillin unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:



EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Staphylococcus spp.

0,12 mg/l

> 0,12 mg/l

Streptococcus spp.

(Gruppen A, B, C, G)

0,25 mg/l

> 0,25 mg/l

Streptococcus pneumoniae

0,06 mg/l

> 2 mg/l

Streptokokken der „Viridans“-Gruppe

0,25 mg/l

> 2 mg/l

Neisseria gonorrhoeae

0,06 mg/l

> 1 mg/l

Neisseria meningitidis

0,06 mg/l

> 0,25 mg/l

Gram-negative Anaerobier

0,25 mg/l

> 0,5 mg/l

Gram-positive Anaerobier

0,25 mg/l

> 0,5 mg/l

Nicht speziesspezifische Grenzwerte*

0,25 mg/l

> 2 mg/l



* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin anzustreben.

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2011):



Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Actinomyces israelii°

Corynebacterium diphtheriae°

Erysipelothrix rhusiopathiae°

Gardnerella vaginalis°

Streptococcus agalactiae

Streptococcus pneumoniae

Streptococcus pyogenes

Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilis°
(Streptokokken der Gruppen C & G)

Streptokokken der „Viridans“-Gruppe°^

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Borrelia burgdorferi°

Eikenella corrodens°$

Haemophilus influenzae°$

Anaerobe Mikroorganismen

Clostridium perfringens°

Clostridium tetani°

Fusobacterium spp.°

Peptoniphilus spp.°

Peptostreptococcus spp.°

Veillonella parvula°

Andere Mikroorganismen

Treponema pallidum°

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecalis$

Staphylococcus aureus+

Staphylococcus epidermidis+

Staphylococcus haemolyticus+

Staphylococcus hominis+


Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecium

Nocardia asteroides

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Alle Enterobacteriaceae-Spezies

Moraxella catarrhalis

Pseudomonas aeruginosa

Anaerobe Mikroorganismen

Bacteroides spp.

Andere Mikroorganismen

Chlamydia spp.

Chlamydophila spp.

Legionella pneumophila

Mycoplasma spp.



° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

$ Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.

+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.

^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Soweit nicht ausdrücklich erwähnt, beziehen sich die folgenden Angaben ausschließlich auf Phenoxymethylpenicillin-Kalium.


Resorption:

Phen­oxymethylpenicillin wird aufgrund seiner Säurestabilität nach weitgehend verlustfreier Magenpassage in den oberen Dünndarmabschnitten resorbiert. Die Resorptionsquote beträgt etwa 60 %. Das Ausmaß der Resorption hängt auch von der galenischen Form ab. Feste Darreichungs­formen sind unproblematischer als Granulate zur Zubereitung einer Suspension. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme führt zu einer Verminderung der Resorption. Maximale Serumkonzentrationen werden nach ca. 30-60 Minuten erreicht. Nach oraler Gabe von 0,4 g, 1 g, 2 g und 3 g Phenoxymethylpenicillin wurden mittlere Spitzenkon­zentrationen von 6,1; 15; 26,3 und 35,5 mg/l gemessen. In dem Dosisbereich von 0,12 bis 3 g be­steht eine annähernd lineare Be­ziehung zwischen der Höhe der Dosis und der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC). Nach Gabe von Phenoxymethylpenicillin-Calcium in Form von Tab­letten waren die mittleren Serumkonzentrationen niedriger als nach Gabe einer gleich hohen Dosis des Kalium-Salzes.

Die Bioverfügbarkeit des Phenoxymethylpenicillins ist am geringsten nach Verabreichung des Benzathin-Salzes. Die Resorption scheint verzögert zu sein wie bei einer retardierten Formulierung und die Serumspitzenkonzentrationen sind 3 bis 4-mal niedriger als beim Kaliumsalz. Der limitierende Faktor bei der Resorption des Benzathin-Salzes ist wahrscheinlich die geringe Lösungsgeschwindigkeit und nicht die Resorptionskapazität der Dünndarmmukosa.


Verteilung:

Phenoxymethylpenicillin ist gut gewebegängig, und in verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten werden therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht. Die Liquorgängigkeit von Phenoxymethylpenicillin ist auch bei entzündeten Meningen gering.


Die Serumproteinbindung von Phenoxymethylpenicillin liegt bei 75 ± 14 % und ist damit höher als die des Benzylpenicillin mit 48 %. Das scheinbare Verteilungsvo­lumen beträgt 15,3 ± 1,17 l.


Plazentagängigkeit/Übergang in die Muttermilch:

29 Schwangere erhielten Phenoxymethylpenicillin unter der Geburt. Die fetalen Blutspiegel betrugen 44 % der Konzentrationen im mütterlichen Blut. Im Fruchtwasser wurden 58 % der mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht. Nach einmaliger Einnahme von Phenoxymethylpenicillin lag der Quotient aus Milchkonzentrationen und korrespondierenden Serumkonzentrationen zwischen 0,05 und 1,02 mit einem Mittelwert von 0,15. Etwa 0,2 % der Dosis, die eine stil­lende Mutter einnimmt, gelangen durch das Stillen in den kindlichen Organismus.


Elimination:

Etwa 34 ± 20 % einer Dosis werden in Form von inaktiven Umwandlungsprodukten (z. B. Penicilloinsäure) im Urin aufgefunden. Die Exkretion von unverändertem Phenoxymethylpenicillin und seinen Umwandlungsprodukten erfolgt fast ausschließlich über die Nieren. Phenoxymethylpenicillin wird durch glomeruläre Filtration und tubuläre Sekretion ausgeschieden. Innerhalb von 12 Stunden werden 29 bis 43 % der verab­reichten Dosis in unveränderter mikrobiologisch aktiver Form im Urin wiedergefunden. Innerhalb von 24 Stunden wird praktisch die gesamte resorbierte Menge in Form der Muttersubstanz und der Umwandlungsprodukte mit dem Urin ausgeschieden.


Bei Nierengesunden liegt die Serum-Halbwertszeit bei 30 bis 45 Minuten. Die Halbwertszeit ist dosisabhängig. Bei Untersuchungen der Halbwertszeit fand sich nach Gabe einer 0,4-g-Dosis eine Halbwertszeit von 0,5 Stunden und nach einer 3-g-Dosis eine Halbwertszeit von 1,1 Stunden. Bei Neugeborenen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung verzögert.


Für die totale Clearance von Phenoxymethylpenicillin wurde nach i. v.-Gabe ein Wert von ca. 800 ml/min ermittelt und in einer anderen Untersuchung ein niedrigerer Wert von 476 236 ml/min.


Bioverfügbarkeit


INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten

Eine im Jahr 1995 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 16 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat (orale wässrige Lösung):



INFECTOCILLIN

1 Mega Filmtabletten

Vergleichspräparat

Cmax mg/l

7,53 3,24

8,69 2,94

tmax h

0,71 0,27

0,45 0,12

AUC

hmg/l

8,40 2,45

8,80 2,45


Cmax maximale Plasmakonzentration

tmax Zeitpunkt der maximalen Plasma­konzentration

AUC0-inf Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve

Angabe der Werte als Mittelwert und Streubreite.


Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:


INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten

Eine im Jahr 1999 durchgeführte Biover­fügbarkeitsuntersuchung an 22 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:



INFECTOCILLIN

1,5 Mega Filmtabletten

Vergleichspräparat

Cmax mg/l

9,30 3,71

9,09 3,87

tmax h

0,66 0,20

0,71 0,43

AUC 0-inf

hmg/l

13,50 4,42

14,37 4,35


Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Bisherige Genotoxizitätsuntersuchungen von Phenoxymethylpenicillin ergaben keine Hinweise auf klinisch relevante Effekte. Langzeituntersuchungen an Ratten und Mäusen ergaben keine Anhaltspunkte für ein tumoriges Potential von Phenoxymethylpenicillin.

Untersuchungen an verschiedenen Tierspezies haben keine Hinweise auf teratogene Wirkung von Phenoxymethylpenicillin ergeben.


Pharmazeutische Angaben

Liste der sonstigen Bestandteile

Talkum

Povidon (25)

Maltodextrin

Macrogol (6000)

Hypromellose

Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]

Titandioxid

Pfefferminzöl

Saccharin-Natrium.


Inkompatibilitäten

Bisher keine bekannt.

Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 4 Jahre.

Das Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °Clagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.


Art und Inhalt des Behältnisses

Blister bestehend aus PVC/PVDC- und Alufolie.


Packungsgrößen:

INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten:

Packungen mit 10, 12, 20, 24 und 30 Filmtablet­ten.

INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten:

Packungen mit 10, 20 und 30 Filmtabletten.


Möglicherweise werden nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung

InfectopharmArzneimittel und Consilium GmbH

Von-Humboldt-Str. 1

64646 Heppenheim

Tel. 0 62 52/95-7000

Fax 0 62 52/95-8844

Internet: www.infectopharm.com

E-Mail: kontakt@infectopharm.com


Zulassungsnummer

INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten: 6149647.00.00

INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten: 42954.01.00


Datum der ERTEILUNG DER Zulassung/Verlängerung DER ZULASSUNG

INFECTOCILLIN 1 Mega Filmtabletten

Zulassung: 27.01.1997

Verlängerung der Zulassung: 20.06.2005

INFECTOCILLIN 1,5 Mega Filmtabletten

Zulassung: 04.02.1999

Verlängerung der Zulassung: 27.01.2004


Stand der Information

Juni 2012


VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

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