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Jatrosom 10 Mg Filmtabletten

FACHINFORMATION

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Jatrosom® 10 mg Filmtabletten

2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Wirkstoff: 1 Filmtablette enthält 10 mg Tranylcypromin als Tranylcyprominhemisulfat. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 1 Filmtablette enthält 85 mg Lactose. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3. DARREICHUNGSFORM

Filmtablette

Grüne Snap-Tab-Filmtabletten mit Bruchkerbe.

Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette, um das Schlucken zu erleichtern, und nicht zum Teilen in gleiche Dosen.

4. KLINISCHE ANGABEN

4.1    Anwendungsgebiete

Depressive Syndrome unabhängig ihrer nosologischen Einordnung.

4.2    Dosierung und Art der Anwendung Dosierung

Die Behandlung sollte mit 10 mg Tranylcypromin (1 Filmtablette Jatrosom® 10 mg) einmal täglich am Morgen begonnen werden. Mit dem Einsetzen der stimmungsaufhellenden bzw. depressionslösenden Wirkung ist in der Regel erst nach 1 bis 3 Wochen zu rechnen. Die Anfangsdosis kann in Abhängigkeit von Wirkung und Verträglichkeit pro Woche um 10 mg/Tag Tranylcypromin (1 Filmtablette Jatrosom® 10 mg) bis zu einer der individuellen Reaktionslage entsprechenden therapeutischen Dosis gesteigert werden.

Die übliche effektive Dosis ist 20 bis 40 mg/Tag (2 bis 4 Filmtabletten Jatrosom® 10 mg). Die individuelle Dosierung wird grundsätzlich gemäß der Reaktionslage und der Schwere der Erkrankung angepasst.

Therapieresistenz: Falls das therapeutische Ansprechen unzureichend ist, kann die Dosis unter stationären Bedingungen weiter in Schritten von 10 mg/Tag pro 1 bis 3 Wochen erhöht werden, bis zu einer maximalen Tagesdosis von 60 mg/Tag (6 Filmtabletten Jatrosom® 10 mg). Es stehen Filmtabletten mit 20 mg Tranylcypromin zur Verfügung (Jatrosom® 20 mg).

Die Gesamttagesdosis kann auf 1 bis 3 Einnahmezeitpunkte verteilt werden. Die letzte Einnahme des Tages sollte nicht später als 15 Uhr erfolgen, um Schlafstörungen zu vermeiden.

Als Erhaltungsdosis sind in vielen Fällen 10 bis 20 mg/Tag Tranylcypromin ausreichend (1 bis 2 Filmtabletten Jatrosom® 10 mg).

Die mittlere Dauer einer Behandlungsperiode bis zum Rückgang der Symptomatik beträgt im Allgemeinen mindestens 4 bis 6 Wochen. Nach Rückbildung der depressiven Symptomatik sollte die Behandlung mit Jatrosom® eventuell mit einer reduzierten Dosis für 4 bis 6 Monate weitergeführt werden.

Das plötzliche Absetzen einer längerfristigen Therapie mit Jatrosom® sollte vermieden werden, da Absetzphänomene wie Angst, Unruhe, Schlafstörungen, Benommenheit oder Delir auftreten können. Gegebenenfalls ist die Behandlung durch langsame Verminderung der Dosis vorzunehmen.

Beim Wechsel von einem anderen Antidepressivum auf Jatrosom® sollte im Allgemeinen eine Behandlungspause von mindestens 7 Tagen eingehalten und nach Behandlungsbeginn zumindest für die erste Woche nur 10 mg/Tag verordnet werden.

Kinder und Jugendliche

Jatrosom® ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert (siehe 4.3 „Gegenanzeigen“).

Ältere Patienten

Bei älteren Patienten ist eine langsamere Dosissteigerung unter regelmäßiger Blutdruckkontrolle vorzunehmen (siehe 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen

Für Jatrosom® liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Therapie von Patienten mit gestörter Nierenfunktion vor. Daher sollten Patienten mit schweren Störungen der Nierenfunktion nicht mit Jatrosom® behandelt werden. Andere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten sorgfältig überwacht werden (siehe 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Patienten mit Leberfunktionsstörungen

Jatrosom® ist bei Patienten mit gestörter Leberfunktion kontraindiziert (siehe 4.3 „Gegenanzeigen“). Art der Anwendung Zum Einnehmen.

Unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (vorzugsweise einem Glas Trinkwasser) einnehmen.

4.3 Gegenanzeigen

Jatrosom® darf nicht angewendet werden bei:

-    Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,

-    Phäochromozytom,

-    Karzinoid,

-    vaskulären Erkrankungen des Gehirns,

-    Gefäßfehlbildungen wie Aneurysmen,

-    schweren Formen von Hypertonie bzw. von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,

-    Leberfunktionsstörungen bzw. Lebererkrankungen,

-    schweren Nierenfunktionsstörungen bzw. Nierenerkrankungen,

-    Porphyrie,

-    Diabetes insipidus,

-    maligner Hyperthermie, auch in der Vorgeschichte,

-    akutem Delir,

-    akuter Vergiftung mit zentral-dämpfenden Pharmaka (wie z. B. Schlafmittel, Analgetika und Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium) sowie Alkohol.

Jatrosom® darf nicht Patienten gegeben werden, die gleichzeitig:

-    Arzneimittel mit einer ausgeprägten Serotonin-Wiederaufnahmehemmung, wie alle selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Clomipramin, Venlafaxin, Duloxetin, Milnacipran, Sibutramin,

-    L-Tryptophan,

-    Serotoninagonisten wie Triptane zur Behandlung der Migräne,

-    Buspiron,

-    Imipramin,

-    indirekte Sympathomimetika (enthalten z. B. in Mitteln, die den Blutdruck steigern, sowie in bestimmten Nasen-, Husten- oder Grippemitteln),

-    Amphetamine (sog. „Weckamine“ oder Appetitzügler),

-    Pethidin, Tramadol, Dextrometorphan (Dextrometorphan enthalten in Antitussiva),

-    Disulfiram,

-    Levodopa, sofern nicht mit Decarboxylase-Hemmstoffen (wie Benserazid oder Carbidopa) kombiniert,

erhalten (siehe auch 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“).

Jatrosom® ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert.

4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Tyraminreiche Kost darf in einem Zeitraum von 1 Tag vor bis 14 Tage nach einer Behandlung mit Jatrosom® nicht konsumiert werden (siehe auch 4.5.2 „Interaktionen mit Nahrungsmitteln“).

Patienten mit erhöhtem oder erniedrigtem Blutdruck bzw. Patienten mit einem erhöhten Risiko für hypertensive Reaktionen (z. B. bei Hyperthyreoidismus) sollten Jatrosom® nur unter regelmäßiger Kontrolle des Blutdruckes einnehmen.

Tranylcypromin zeichnet sich durch eine nicht unerhebliche akute Toxizität aus. Dies sollte auch bei Verordnung an suizidgefährdete Patienten bedacht werden.

Bei Auftreten einer manischen Verstimmung ist Jatrosom® sofort abzusetzen (siehe auch 4.8 „Nebenwirkungen“). Das Gleiche gilt für das Auftreten akut produktiver Symptome bei der Behandlung depressiver Syndrome im Verlauf schizophrener Erkrankungen.

Besondere Vorsicht ist geboten bei Drogen- oder Alkoholmissbrauch in der Vorgeschichte.

Jatrosom® kann die Krampfschwelle erniedrigen, daher kann es bei epileptischen Patienten zu einer erhöhten Anfallsbereitschaft kommen. Deshalb sollte Jatrosom® bei Patienten mit bekannter Epilepsie nur mit Vorsicht verwendet werden.

Bei Patienten mit Diabetes kann eine Behandlung mit Jatrosom® den Blutzucker beeinflussen. Die Dosierung von Insulin und/oder oralen Antidiabetika muss möglicherweise angepasst werden (siehe auch 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“).

Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galaktose-Intoleranz, Laktase-Mangel oder Glukose-Galaktose-Malabsorption sollten Jatrosom® nicht einnehmen.

Suizid/Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung

Depressive Erkrankungen sind mit einem erhöhten Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken, selbstschädigendem Verhalten und Suizid (Suizid-bezogene Ereignisse) verbunden. Dieses erhöhte Risiko besteht, bis es zu einer signifikanten Linderung der Symptome kommt. Da diese nicht unbedingt schon während der ersten Behandlungswochen auftritt, sollten die Patienten daher bis zum

Eintritt einer Besserung engmaschig überwacht werden. Die bisherige klinische Erfahrung zeigt, dass das Suizidrisiko zu Beginn einer Behandlung ansteigen kann.

Bei Patienten mit suizidalem Verhalten in der Anamnese oder solchen, die vor der Therapie ausgeprägte Suizidabsichten hatten, ist das Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken oder -versuchen erhöht. Sie sollten daher während der Behandlung besonders sorgfältig überwacht werden. Eine Meta-Analyse von placebokontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von Antidepressiva bei Erwachsenen mit psychiatrischen Störungen zeigte für Patienten unter 25 Jahren, die Antidepressiva einnahmen, ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten im Vergleich zu Placebo.

Die Arzneimitteltherapie sollte mit einer engmaschigen Überwachung der Patienten, vor allem der Patienten mit hohem Suizidrisiko, insbesondere zu Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassungen einhergehen. Patienten (und deren Betreuer) sind auf die Notwendigkeit einer Überwachung hinsichtlich jeder klinischen Verschlechterung, des Auftretens von suizidalem Verhalten oder Suizidgedanken und ungewöhnlicher Verhaltensänderungen hinzuweisen. Sie sollten unverzüglich medizinischen Rat einholen, wenn derartige Symptome auftreten.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen

Für Jatrosom® liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Therapie von Patienten mit gestörter Nierenfunktion vor. Daher sollten Patienten mit schweren Störungen der Nierenfunktion nicht mit Jatrosom® behandelt werden. Andere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten sorgfältig überwacht werden (siehe auch 4.2 „Dosierung und Art der Anwendung“).

Ältere Patienten

Bei der Behandlung älterer Patienten sollte die Tagesdosis unter regelmäßiger Kontrolle des Blutdrucks langsamer gesteigert werden. Die verabreichten Tagesdosen sollten so gering wie möglich gehalten werden (siehe auch 4.2 „Dosierung und Art der Anwendung“).

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

4.5.1 Interaktionen mit anderen Medikamenten

Zu beachten ist, dass für bestimmte Arzneimittel beim Übergang auf Jatrosom®, wie auch im umgekehrten Fall, eine Behandlungspause einzulegen ist. Bei Umstellung von einem nicht mit Jatrosom® kombinierbaren Medikament wird eine Auswaschphase von ca. 5-facher Dauer der Halbwertszeit des Wirkstoffes und dessen aktiver Metaboliten vor Behandlungsbeginn mit Jatrosom® empfohlen. Umgekehrt wird nach Absetzen von Jatrosom® eine 14-tägige Behandlungspause vor Beginn einer Behandlung mit einem Medikament, das mit Jatrosom® unverträglich ist, empfohlen.

Beeinflussung der Wirkung von Jatrosom®

Jatrosom® darf nicht gemeinsam mit folgenden Wirkstoffen eingenommen werden (siehe auch 4.3 „Gegenanzeigen“):

-    Arzneimittel mit einer ausgeprägten Serotonin-Wiederaufnahmehemmung, wie alle selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Clomipramin, Venlafaxin, Duloxetin, Milnacipran, Sibutramin (Gefahr der Auslösung eines Serotonin-Syndroms mit Symptomen wie Hypertension, Reizbarkeit, Hyperthermie mit z.T. tödlichem Ausgang)

-    L-Tryptophan (delirante Symptome können auftreten)

-    Serotoninagonisten wie Triptane zur Behandlung der Migräne (Gefahr eines SerotoninSyndroms, siehe erster Anstrich)

-    Buspiron (über einen starken Blutdruckanstieg wurde berichtet)

-    Imipramin (schwere Nebenwirkungen wie Reizbarkeit, Koma, Hyperthermie, Krampfanfälle und starke Blutdruckschwankungen, vor allem als Blutdruckanstieg, können auftreten)

-    indirekte Sympathomimetika (enthalten z. B. in Mitteln, die den Blutdruck steigern, sowie in bestimmten Nasen-, Husten- oder Grippemitteln [Gefahr des Auftretens schwerer hypertensiver Krisen])

-    Amphetamine (sog. „Weckamine“ oder Appetitzügler) (Gefahr des Auftretens schwerer hypertensiver Krisen)

-    Pethidin, Tramadol, Dextrometorphan (Dextrometorphan enthalten in Antitussiva) (lebensbedrohliche Nebenwirkungen im Bereich des ZNS bzw. lebensbedrohliche Beeinflussung der Atem- und Kreislauffunktion sind möglich)

-    Disulfiram (Delir möglich)

-    Levodopa, sofern nicht mit Decarboxylase-Hemmstoffen (wie Benserazid oder Carbidopa) kombiniert (Gefahr einer unkontrollierten Blutdrucksteigerung)

Die Kombination mit direkten Sympathomimetika (z. B. in Kreislaufmitteln zur Blutdrucksteigerung, zur Broncholyse oder in Nasentropfen) sollte vermieden werden. Die gewöhnlich niedrigen Konzentrationen an Adrenalin oder Noradrenalin in Lokalanästhetika oder Augentropfen stellen für mit Tranylcypromin behandelte Patienten kein besonderes Risiko dar, da ein alternativer Abbauweg über die Katechol-O-Methyltransferase möglich ist. Die Kombination mit selektiven ß 2-Sympathomimetika zur inhalativen Anwendung ist ebenfalls mit keinem besonderen Risiko verbunden.

Bei therapieresistenten Depressionen und unter Beachtung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ist unter langsamer Dosissteigerung eine zusätzliche Gabe von Jatrosom® bei vorbestehender Therapie mit trizyklischen Antidepressiva (nicht jedoch bei Clomipramin und parenteral applizierten Antidepressiva!) im Einzelfall möglich. Die meisten klinischen Erfahrungen liegen für die Kombination Tranylcypromin/Amitriptylin vor.

Beeinflussung der Wirkung anderer Medikamente

Die blutdrucksenkende Wirkung von Mitteln gegen zu hohen Blutdruck (z. B. Guanethidin, Methyldopa) kann durch Jatrosom® verstärkt werden; in einzelnen Fällen kann eine Blutdrucksteigerung (mit Erregungszuständen) ausgelöst werden.

Die Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika kann verstärkt werden (siehe auch 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Nebenwirkungen von Bupropion (bzw. Amfebutamon - Mittel zur Raucherentwöhnung) wie Krampfanfalle und Erregungszustände können durch die gleichzeitige Einnahme von Jatrosom® verstärkt werden. Diese Kombination soll daher unterbleiben.

Die Wirkung von zentral dämpfend wirkenden Arzneimitteln (Neuroleptika, Antidepressiva, Schmerzmittel, Benzodiazepine) kann bei gleichzeitiger Einnahme von Jatrosom® verstärkt werden.

Wechselwirkungen während Operationen und zahnärztlicher Behandlung 14 Tage vor einem planbaren operativen Eingriff unter Verwendung von Anästhetika bzw. bestimmten Schmerzmitteln sollte ein Absetzen von Jatrosom® in Betracht gezogen werden, da über Wechselwirkungen von irreversiblen MAO-Hemmern (wie z. B. Tranylcypromin) mit Narkosemitteln berichtet wurde, die in manchen Fällen schwerwiegend waren (instabiler Kreislauf, komatöse Zustände). Pethidin, ein starkes Schmerzmittel für z. B. die nachoperative Schmerztherapie, darf keinesfalls an mit Jatrosom® behandelte Patienten verabreicht werden (siehe auch 4.3 „Gegenanzeigen“).

Die Möglichkeit einer Übererregung des Sympathikus ist bei mit Jatrosom® behandelten Patienten immer gegeben.

Inhalationsnarkotika, mit Ausnahme von Äther, der nicht verwendet werden sollte, beinhalten kein Zusatzrisiko, das über das von Inhalationsnarkotika für sich hinausgeht.

Die gewöhnlich niedrigen Konzentrationen von Adrenalin oder Noradrenalin in Lokalanästhetika (z. B. bei zahnärztlichen Eingriffen) oder Augentropfen stellen für mit Jatrosom® behandelte Patienten kein besonderes Risiko dar.

Diese Wechselwirkungen gelten auch für eine nur kurzfristige Anwendung der oben genannten Arzneimittel.

4.5.2 Interaktionen mit Nahrungsmitteln (siehe auch 4.4 „Besondere Wamhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“)

Biogene Amine sind physiologische Substanzen in Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und Menschen, die für die Nervenfunktionen und als Hormone eine Rolle spielen. Außerdem können sie sich in Lebensmitteln durch mikrobielle Stoffwechselvorgänge anreichern: bei normalen Fermentationsverfahren im Herstellungsprozess, aber auch infolge von zu warmer Lagerung oder Verderbnis.

Werden biogene Amine im Übermaß (ca. 800 bis 2000 mg pro Mahlzeit, ohne MAO-Hemmer) mit der Nahrung aufgenommen, können toxische Erscheinungen vor allem in Form von Veränderungen des Blutdruckes bis hin zu einer hypertensiven Krise auftreten.

Während der Behandlung mit MAO-Hemmern sind unangenehme Wirkungen schon ab einem Gehalt von 6 mg Tyramin sowie 1 mg Phenylethylamin pro Mahlzeit möglich. Mit schweren Reaktionen muss ab einem Gehalt von 25 mg Tyramin pro Mahlzeit gerechnet werden.

Maßgeblich für eine mögliche Unverträglichkeit ist dabei nicht nur der Gehalt an Tyramin pro Gramm oder Milliliter eines bestimmten Lebensmittels, sondern auch die verzehrte Menge dieses Lebensmittels. Der absorbierte Anteil von Tyramin ist andererseits für kleine Mahlzeiten relativ erhöht, ebenso für gleichzeitigen Alkohol.

Tranylcypromin führt zur Hemmung eines Enzymsystems (MAO-Hemmung), das für die Entgiftung biogener Amine erforderlich ist. Deshalb sind 1 Tag vor, während und bis 14 Tage nach einer Behandlung mit Jatrosom® besondere Diätvorschriften einzuhalten (tyraminarme Diät), um Gesundheitsstörungen in Form von Übelkeit, Kopfschmerzen und Bluthochdruck zu verhüten.

Die Patienten sollen vollwertig und vielseitig ernährt werden. Alle Nahrungsmittel sind so frisch als möglich zu verwenden und nicht oder unvollständig gegarte Speisen sind am Tag der Zubereitung zu verzehren. Geöffnete Halbkonserven sowie aufgetaute Feinfrosterzeugnisse sind unverzüglich zu verbrauchen. Angebrochene Vollkonserven oder vollständig gegarte Speisen sind bei 4°C im Kühlschrank maximal 48 Stunden bis zum Verzehr aufzubewahren.

Unabhängig von der Dosis des MAO-Hemmers sind folgende Nahrungsmittel 1 Tag vor, während und bis 14 Tage nach einer Behandlung mit Jatrosom® verboten bzw. sind nur in geringen Mengen erlaubt:

Folgender Hinweis ist zu beachten: Pro Mahlzeit ist maximal nur ein Nahrungsmittel zu empfehlen, das in geringen Mengen erlaubt ist.

Verboten:

•    Salzlakengereifte Hartkäse (z. B. Emmentaler Käse, Bergkäse, Parmesan und ähnliche Schnitt-und Reibekäse aus Rohmilch)

•    Edelschimmelkäse, z. B. Roquefort, Camembert und ähnliche Sorten

•    Käse mit Schmierebildung, z. B. Limburger, Butterkäse, Rotschmierekäse, Harzer Käse, Handkäse

•    Schoko- und Nougateis

•    Rinder- und Geflügelleber

•    Nieren aller Schlacht- und Wildtiere

•    Suppen- und Brühwürfel

•    Handelsübliche Fertigsoßen

•    Wildfleisch mit starker Alterung und strengem Geruch

•    Hart ausgereifte Salami u.ä. Rohwürste, besonders mit Edelschimmelbelag

•    Salzhering, Matjeshering, Salzsardinen, Anchovis, Kaviar und verwandte salzkonservierte rohe Produkte

•    Kalt geräucherter Fisch (z. B. Lachshering, Lachsmakrele u.ä.)

•    Trockenfisch, Stockfisch, Klippfisch

•    Dorschleber

•    Kalmare (Tintenfische)

•    Fischsoßen, asiatische Soßen und Sojasoßen, gereifte Tofuprodukte u.ä.

•    Soleier

•    Marmite, Hefeextrakte, Hefehydrolysate (Hefeextrakte sind in handelsüblichen Fertigsoßen enthalten und werden in Großküchen zum Abrunden von Soßen, Eintöpfen und Bratenfonds verwendet, siehe „In geringer Menge erlaubt“)

•    Mit Hefen durch Gärung hergestellte Getränke (Bier, Wein, Sekt, Schaumwein, auch alkoholfreie Sorten) und hochprozentige alkoholische Getränke (Liköre, Weinbrände, Whiskey, Rum u.ä.)

•    Gerstenkeimlinge (Malz)

•    Reife braune Bohnen (z. B. Kidneybohnen), Puffbohnen (auch Pferdebohnen oder Saubohnen), weiße Bohnen

•    Bohnenkeimlinge

•    Bitterschokolade in massiven Tafeln oder in Figuren (siehe „In geringer Menge erlaubt“)

•    Cognacbohnen, Likörpralinen, Kakaolikör

•    Walnuss- oder undeklarierter Nougat

•    Hochreife Bananen, Birnen und Avocados, rote Pflaumen, Feigen (siehe „In geringer Menge erlaubt“)

•    Rumtopf

•    Rohes Sauerkraut

•    Rohe Salzgurken, Gewürzgurken aus dem Fass

•    Mixed Pickles, sauer eingelegte Pilze

•    Walnuss

•    Säfte mit hohem Birnen-, Bananen- oder Pflaumenanteil

•    Handelsübliche Pampelmusensäfte

•    Nektare aus Zitrusfrüchten

In geringer Menge erlaubt:

•    Halbfeste Schnittkäse (kurz und kalt aufbewahrt, wenig Geruch) aus pasteurisierter Milch (z. B. Gouda, Chester, Edamer) jeweils 1 Scheibe zu 20 g

•    Mozzarella oder Feta-artiger Käse jeweils aus pasteurisierter Milch mit Kuhmilchanteil bis 20 g

•    Joghurt, Kefir und ihre Zubereitungen ca. 100 ml

•    Vanille- und Fruchteis je 1 Kugel

•    Schweineleber maximal 100 g

•    Frische Knacker maximal 100 g (noch weich!)

•    Teewurst, Mettwurst, feine Braunschweiger bis 50 g

•    Saure Heringe, Rollmops bis 100 g

•    Heringshappen in Mayonnaise oder Gelee bis 100 g

•    Thunfischkonserven bis 50 g

•    Handelsübliche Fertigsoßen und Soßen u.ä. aus Großküchen mit geringem Anteil Hefeextrakt (< 10%)* bis 50 ml Soße

•    Handelsübliche Pulver zur Herstellung von Soßen mit geringem Anteil Hefeextrakt (< 10%)* bis 20 g Pulver

•    Handelsübliche Fertiggerichte mit geringem Anteil Hefeextrakt (< 10%)* in der Soße bis 50 ml Soße

•    Pralinen mit Sahne-, Frucht- oder Marzipanfüllungen bis 20 g

•    Haselnussnougat bis 20 g

•    Marzipan bis 20 g

•    Milchschokolade bis 20 g und Schokoriegel mit Milch-, Sahne- oder Marzipanfüllung bis 50 g (auch als weiße Schokolade)

•    Müsliriegel mit Schokoüberzug bis 20 g

•    Schokolade mit ganzen Haselnüssen, Cashewnüssen oder Mandeln bis 20 g

•    Handelsübliche Orangensäfte bis 100 ml

•    Schwarze Johannisbeeren bis 50 g, rote Trauben bis 250 g, V nicht hochreife Banane, Birne oder Avocado

•    Getrocknete Früchte bis 20 g

•    Pasteurisiertes Weinsauerkraut bis 100 g

•    Pasteurisierte Gewürzgurken bis 100 g

•    Karotten (d.h. Jungmöhren, meist kürzer und mit Laub) bis 20 g

* Recherchen ergaben, dass der Anteil von Hefeextrakt in diesen Produkten üblicherweise viel geringer als 10% ist. Auch beim Hersteller der Fertiggerichte/Fertigsoßen zu erfragen.

Die Wirkung von Alkohol kann bei gleichzeitiger Einnahme von Jatrosom® verstärkt werden.

4.6    Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Jatrosom® bei Schwangeren vor. Es wurden ebenfalls keine hinreichenden tierexperimentellen Studien zur Reproduktionstoxizität von Tranylcypromin durchgeführt (siehe 5.3). Negative Auswirkungen von Tranylcypromin in der Schwangerschaft sind aufgrund eines häufig vorgefundenen Hypertonus und verminderter Plazentaperfusion möglich. Jatrosom® sollte daher im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht und im zweiten und dritten Trimenon nur bei zwingender Indikation angewendet werden.

Falls Jatrosom® einer Patientin im reproduktionsfähigen Alter verschrieben wird, sollte diese darauf hingewiesen werden, sich unverzüglich mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen, wenn sie schwanger zu werden wünscht oder eine Schwangerschaft vermutet, damit sie rechtzeitig auf ein anderes Arzneimittel umgestellt werden kann.

Stillzeit

Es ist unbekannt, ob Tranylcypromin beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird. Tranylcypromin geht beim Tier in geringen Mengen in die Muttermilch über. Jatrosom® sollte nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Jatrosom® hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Dies gilt in verstärktem Maße bei Zufuhr von Alkohol bzw. in Kombination mit anderen auf das Zentralnervensystem wirkenden Substanzen. Daher sollten Patienten zu Behandlungsbeginn nicht Auto oder andere Fahrzeuge fahren, keine elektrischen Werkzeuge und Maschinen bedienen oder andere potentiell gefährliche Arbeiten ausführen. Das weitere Vorgehen hängt von der individuellen Reaktionsfähigkeit des einzelnen Patienten im Verlauf der Behandlung ab.

4.8    Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (> 1/10),

Häufig (> 1/100 bis < 1/10),

Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100),

Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000),

Sehr selten (< 1/10.000),

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Bei Auftreten einer manischen Verstimmung ist Jatrosom® sofort abzusetzen (siehe auch 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Mit folgenden Nebenwirkungen ist, besonders zu Beginn der Behandlung, sehr häufig zu rechnen: Schlafstörungen, Hypotonie, Orthostase-Reaktionen (orthostatische Dysregulation).

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten:    Anämien, Leukopenie, Neutropenie,    Agranulozytose, Thrombopenie

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig:    Angstzustände, Agitiertheit, Unruhe

Selten:    psychische Abhängigkeit

Selten/sehr selten: Halluzinationen, Verwirrtheit Nicht bekannt:    suizidale Gedanken, suizidales Verhalten*

* Fälle von suizidalen Gedanken oder suizidalem Verhalten während der Therapie mit Tranylcypromin oder kurze Zeit nach Beendigung der Behandlung sind berichtet worden (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig:    Schlaflosigkeit, Schlafstörungen

Häufig:    Schwindelgefühl, Mundtrockenheit, Müdigkeit

Selten:    zerebrale Krampfanfälle

Selten/sehr selten: Polyneuropathien

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Tremor, Schläfrigkeit und Benommenheit geführt hat.

Augenerkrankungen

Selten/sehr selten: Akkomodationsstörungen

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Tinnitus geführt hat.

Herzerkrankungen

Häufig:    Herzklopfen

Gefäßerkrankungen

Sehr häufig:    Hypotonie, Orthostase-Reaktion (orthostatische Dysregulation)

Häufig:    Hypertonie bis hin zu

Gelegentlich:    hypertensiven Krisen, die mit Tachykardie, Gesichtsrötung, Kopfschmerzen

(insbesondere Hinterhauptkopfschmerzen), Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Lichtscheu einhergehen können.

Sie können in Einzelfallen, insbesondere bei Nichtbeachtung der diätetischen Auflagen (siehe Punkt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“) oder bei medikamentösen Wechselwirkungen (siehe Punkt

4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“), zu intrakraniellen Blutungen führen.

Selten:    Ödeme

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Selten:    Obstipation,    Diarrhoe

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Übelkeit mit und ohne Erbrechen sowie unspezifischen Magen-Darm-Beschwerden geführt hat.

Leber- und Gallenerkrankungen

Selten/sehr selten: Leberfunktionsstörungen, Anstieg der Leberenzymaktivität

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Selten:    Schwitzen

Selten/sehr selten: allergische Hautausschläge Sehr selten:    Haarausfall

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Selten:    Muskelspasmen, Muskelschmerzen

Selten/sehr selten: Gelenkschmerzen

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Muskelzuckungen geführt hat. Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Sehr selten:    verminderte Harnbildung, die dem Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion

entspricht

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Dysurie geführt hat.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Selten:    Anorgasmie, erektile Impotenz, Ejakulationsstörungen

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Häufig:    Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, Schwäche

Selten/sehr selten: Hyperthermie

Es liegen Berichte vor, dass Tranylcypromin bei Patienten zu Brustschmerzen, Kälteempfindungen bzw. Erschöpfungszuständen geführt hat.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Tranylcypromin zeichnet sich durch eine nicht unerhebliche akute Toxizität aus.

a)    Symptome der Intoxikation

Lebensbedrohende Symptome einer Intoxikation mit Tranylcypromin betreffen das zentrale Nervensystem (Verwirrung, Übererregung bis zu Krampfanfällen, Bewusstseinseintrübungen bis zum Koma, dabei Fieberzustände, Hyperthermie), die Atemfunktion (bis zum Atemstillstand) und das Herz-Kreislauf-System (schwere Blutdruckschwankungen, Erregungsleitungsstörungen) sowie die Muskulatur (schwere Muskelkrämpfe). Die Symptome können unter Umständen erst mehrere Stunden nach der Einnahme der Überdosis auftreten.

b)    Therapie der Intoxikation

Die Behandlung einer Intoxikation mit Tranylcypromin muss unter intensivmedizinischen Bedingungen erfolgen. Neben sorgfältiger Kontrolle von Puls, Blutdruck, Atmung und Temperatur muss die Möglichkeit der Beatmung gegeben sein.

Wegen der raschen Resorption sind resorptionsverhindernde Maßnahmen (Magenspülung, Gabe von Aktivkohle) bei Monointoxikationen nur in früh erkannten Fällen sinnvoll. Grundsätzlich sollte immer an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation gedacht werden. Hämodialyse und Hämoperfusion sind nur innerhalb der ersten Stunden nach Einnahme indiziert und auch dann nur von unsicherem Wert. Eine Ansäuerung des Harns (z. B. durch die Gabe von Ammoniumchlorid) kann zwar zu einer erhöhten Ausscheidung von Tranylcypromin führen, zu beachten ist jedoch, dass die Elimination von Tranylcypromin keinen Einfluss auf die Symptome hat, da die Monoaminoxidase irreversibel gehemmt ist. Die Auswirkungen der Überdosierung müssen bis zur Neusynthese der Monoaminoxidase symptomatisch behandelt werden.

Die medikamentöse Therapie der einzelnen Symptome richtet sich nach dem klinischen Verlauf der Intoxikation.

Bei hypertensiven Krisen (z. B. akute Blutdruckerhöhung über 180/100 mmHg) sind Antihypertensiva wie z. B. Nifedipin oder Prazosin indiziert.

Eine bedrohliche Hypotension sollte bevorzugt mit Noradrenalin (Dauerinfusion) behandelt werden. Eine sorgfältige Blutdruckkontrolle ist dabei erforderlich.

Bei schwerer Erregung und/oder ausgeprägtem Rigor der Skelettmuskulatur werden Benzodiazepine empfohlen.

Bei schweren Muskelkrämpfen können eine Muskelrelaxation mit nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien (Pancuronium, Vecuronium) und eine kontrollierte Beatmung notwendig werden.

Wenn möglich, da nur als orale Darreichungsform verfügbar, kann bei Serotonin-Syndrom Cyproheptadin zur 5-HT-Blockade versucht werden.

Chlorpromazin kann bei Serotonin-Syndrom ebenfalls zur 5-HT-Blockade und bei agitierten Zuständen versucht werden, es sind dabei aber die Risiken einer möglichen Senkung der Krampfschwelle, Hemmung des Schwitzens, Blutdruckabfall und Dystonie zu bedenken.

Bei Hyperpyrexie ist eine Behandlung notwendig, sobald die Temperatur 40° C erreicht. In diesem Fall sind die üblichen intensivmedizinischen Maßnahmen (energische Kühlung, z. B. Körper-EisPackungen, Behandlung einer Azidose, ggf. Digitalisierung, Kortikoidgabe) zu ergreifen. Bei den seltenen extrapyramidal-motorischen Störungen sind Anticholinergika (z. B. Biperiden) anzuwenden.

Die Behandlung eines schwerwiegenden Serotonin-Syndroms aufgrund Wechselwirkungen mit serotonergen Pharmaka entspricht der Therapie der Monointoxikation.

Eine sorgfältige Blutdruckkontrolle ist zwingend geboten. Der Patient ist für wenigstens eine Woche nach Einnahme der Überdosis sorgfältig zu überwachen, da Überdosierungserscheinungen verzögert eintreten oder lange anhalten können.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidepressiva, nichtselektive Monoaminoxidase-Inhibitoren ATC-Code: N06AF04

Tranylcypromin gehört zur Gruppe der irreversiblen und nichtselektiven Monoaminoxidase (MAO)-Hemmstoffe ohne Hydrazinstruktur. Es hat einen schnell einsetzenden (innerhalb von 2 - 8 Tagen), stark antriebssteigernden und psychomotorisch aktivierenden Effekt, während sich die stimmungsaufhellende und antidepressive Wirkung langsamer entwickelt (ca. 3 - 5 Wochen).

Der Mechanismus der antidepressiven Wirkung ist nicht vollständig geklärt. Durch die innerhalb von zwei Stunden nach Verabreichung einsetzende nichtselektive Hemmung der MAO-A und -B wird die intrazelluläre und intraneurale Inaktivierung biogener Amine wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin verhindert. Dadurch steht eine größere Transmittermenge im ZNS zur Verfügung. Obwohl Tranylcypromin und seine Metabolite innerhalb von 24 Stunden nach der letzten Einnahme vollständig ausgeschieden werden, dauert es aufgrund der irreversiblen MAO-Hemmung 3 bis 5 Tage bis zur Wiederherstellung der vollen Enzymaktivität der Monoaminoxidase.

Längerfristig verringert sich die Dichte von ß-Adrenozeptoren und serotonergen 5-HT2-Rezeptoren.

Tranylcypromin ist ein Razemat aus (-)- und (+)-Isomeren: das (+)-Isomer besitzt eine stärkere Hemmwirkung auf die Monoaminoxidase, das (-)-Isomer kann zusätzlich die NoradrenalinWiederaufnahme hemmen.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Tranylcypromin wird nach oraler Verabreichung schnell resorbiert. Maximale Plasmaspiegel sind 0,5 bis 3,5 h nach Einnahme oraler Darreichungsformen zu erwarten.

Für Patienten mit chronischer Tranylcypromin-Einnahme wurde nach einer Einmaldosis von 20 mg Tranylcypromin ein maximaler Plasmaspiegel von im Mittel 112 ng/ml 2 h nach Einnahme gemessen.

Verteilung

Es kann ein Verteilungsvolumen von 1,1 - 5,7 l/kg Körpergewicht angenommen werden. Es ist bekannt, dass Tranylcypromin in die Muttermilch übergeht. Erkenntnisse über die Belastung des fetalen Kreislaufs sind nicht bekannt.

Biotransformation

Primäre Produkte einer hepatischen Biotransformation sind p-Hydroxytranylcypromin und N-Acetyltranylcypromin. Nur etwa 4% der Dosis sind als unverändertes Tranylcypromin im Urin enthalten. Auch nach Verabreichung hoher Dosen wurde beim Menschen kein Amphetamin als Metabolit im Urin oder Plasma gefunden.

Elimination

Eine Halbwertszeit von ca. 2,5 h wurde in einer Untersuchung mit depressiven Patienten nach einer Einmaldosis von 20 mg Tranylcypromin gefunden. Die Ausscheidung erfolgt zum größten Teil in Form von Metaboliten (Hippursäure und Benzoesäure) über die Galle und hauptsächlich die Niere. Die renale Tranylcypromin-Ausscheidung ist stark vom pH-Wert abhängig, niedrige pH-Werte begünstigen die Ausscheidung.

Stereoselektivität

Die Plasmakonzentration des (-)-Isomeren übersteigt stets diejenige des (+)-Isomeren. Maximale Blutspiegel werden in der Regel 0,5 bis 3,5 Stunden nach Verabreichung erreicht.

5.3    Präklinische Daten zur Sicherheit

Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. Die akute Toxizität von Tranylcypromin (relativ zur Tagesdosis bei Anwendung am Menschen) ist vergleichbar den trizyklischen Antidepressiva. Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen Daten zu Auswirkungen auf die Fertilität, zur Embryo-/Fetotoxizität und Peri-/Postnataltoxizität von Tranylcypromin vor.

Präklinische Effekte wurden nur nach Expositionen beobachtet, die ausreichend über der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen: In elektrophysiologischen und tierexperimentellen Studien zur zentralen Stimulation wurden Amphetamin-ähnliche Effekte beschrieben. Dabei unterscheidet sich aber insgesamt das pharmakologisch-stimulierende Profil von Tranylcypromin und Amphetamin. Die Relevanz für den Menschen wird als gering bewertet.

Nebenwirkungen, die nicht in klinischen Studien beobachtet wurden, aber bei Tieren nach Exposition im humantherapeutischen Bereich auftraten und als möglicherweise relevant für die klinische Anwendung zu bewerten sind, waren wie folgt: Bei Gabe von hohen Einzeldosen Tranylcypromin sowie bei moderaten Dosen über 6 Monate (ca. ein Viertel der Lebenszeit) war Natrium im Urin von Versuchstieren erhöht.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1    Liste der sonstigen Bestandteile

Tablettenkern

Lactose-Monohydrat

Maisstärke

Mikrokristalline Cellulose Hochdisperses Siliciumdioxid

Filmüberzug

Poly(vinylalkohol)

Macrogol 3350

Titandioxid

Talkum

Eisen(III)-hydroxid-oxid Eisen(n,III)-oxid Indigocarmin, Aluminiumsalz

6.2    Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

Blister (PVC/PE/ACLAR-Folie mit kindersicherer Aluminiumfolie oder PVC/PVDC-Folie mit kindersicherer Aluminiumfolie) mit 10 Filmtabletten.

Originalpackungen mit 20 (N1), 45 (N2), 50 (N2) und 100 (N3) Filmtabletten Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

7.    INHABER DER ZULASSUNG

Aristo Pharma GmbH Wallenroder Straße 8 - 10 13435 Berlin Tel.: +49 30 71094-4200 Fax: +49 30 71094-4250

8. ZULASSUNGSNUMMER 6348105.00.00

9.    DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Erteilung der Zulassung: 22.09.1999

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 27.09.2004

10.    STAND DER INFORMATION

Mai 2015

11.    VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig

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