Jutamox 500 Mg Tabletten
alt informationenFACHINFORMATION
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Jutamox 500 mg Tabletten
Jutamox 750 mg Tabletten
Jutamox 1000 mg Tabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Jutamox 500 mg Tabletten
1 Tablette enthält 574 mg Amoxicillin-Trihydrat, entsprechend 500 mg Amoxicillin.
Jutamox 750 mg Tabletten
1 Tablette enthält 861 mg Amoxicillin-Trihydrat, entsprechend 750 mg Amoxicillin.
Jutamox 1000 mg Tabletten
1 Tablette enthält 1148 mg Amoxicillin-Trihydrat, entsprechend 1000 mg Amoxicillin.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Tabletten
Für Jutamox 500 mg und 750 mg Tabletten:
Weiße bis leicht gelbliche Oblongtablette mit beidseitiger Bruchkerbe.
Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.
Für Jutamox 1000 mg Tabletten:
Weiße bis leicht gelbliche Oblongtablette mit einseitiger Bruchkerbe.
Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von akuten und chronischen Infektionen unterschiedlicher Lokalisation und Intensität, die durch Betalaktamase-negative, Amoxicillin-empfindliche (bzw. Ampicillin-empfindliche), Gram-positive und Gram-negative Krankheitserreger verursacht werden und einer oralen Therapie zugänglich sind.
Infektionen
des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs
-
Otitis media
-
Sinusitis
-
Tonsillitis
-
Pharyngitis
-
der oberen und unteren Atemwege (einschließlich Pertussis)
-
der Niere und der ableitenden Harnwege
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der Geschlechtsorgane (einschließlich Gonorrhoe)
-
der Gallenwege
-
des Magen-Darm-Trakts (einschließlich der gesicherten Helicobacter pylori-Infektion in Form einer Tripel-Therapie)
-
der Haut und der Weichteile
-
Endokarditisprophylaxe
-
Typhus abdominalis (einschließlich der Sanierung von Dauerausscheidern) immer dann, wenn Fluorochinolone nicht anwendbar sind
-
Osteitis, Osteomyelitis
-
Listeriose
National und international anerkannte Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Jutamox 500 mg, Jutamox 750 mg und Jutamox 1000 mg Tabletten zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Höhe der Dosis von Amoxicillin ist abhängig von Alter, Gewicht und Nierenfunktion des Patienten, vom Schweregrad und Ort der Infektion sowie von den vermuteten oder nachgewiesenen Erregern.
Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)
Bei oraler Anwendung erhalten Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht 1500 mg – 3000 mg Amoxicillin/Tag in 3 bis 4 Einzeldosen. Eine Aufteilung der gesamten Tagesdosis in zwei Einzelgaben (Dosierungsintervall alle 12 Stunden) ist ebenfalls möglich. Hierbei sollte jedoch die Tagesdosis im höheren Bereich liegen, um einen ausreichenden Wirkstoffspiegel von Amoxicillin kontinuierlich zu gewährleisten. Bei schweren Infektionen ist eine Steigerung auf 4000 mg – 6000 mg Amoxicillin/Tag möglich.
Kinder bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahren)
Kinder bis 40 kg Körpergewicht erhalten 50-100 mg (Tageshöchstdosis 2000 mg) Amoxicillin/kg Körpergewicht pro Tag in 3-4 Einzelgaben. Feste Arzneizubereitungen, die unzerkaut geschluckt werden müssen, wie z.B. Tabletten, sind für Kinder unter 6 Jahren ungeeignet.
Hierfür sind andere geeignetere Darreichungsformen anzuwenden.
Für die Dosierung ist grundsätzlich das Körpergewicht des Patienten maßgebend, auch wenn dieses im Einzelfall nicht mit dem angegebenen Lebensalter übereinstimmt.
Besondere Dosierungen
Dosierung zur Therapie von gesicherten Helicobacter pylori-Infektionen:
Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)
erhalten 2 x 1000 mg Amoxicillin pro Tag für 7 Tage in Form einer Tripel-Therapie in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (in der Regel Clarithromycin oder Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (wie beispielsweise Omeprazol).
Kinder bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahren)
erhalten 50 mg Amoxicillin/kg Körpergewicht pro Tag (Tageshöchstdosis 2000 mg Amoxicillin) aufgeteilt in 2 Einzelgaben (alle 12 Stunden) für einen Zeitraum von 7 Tagen. Die Behandlung ist in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (in der Regel Clarithromycin, oder Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (wie beispielsweise Omeprazol) als Tripel—Therapie durchzuführen.
Die erfolgreiche Eradikation von Helicobacter pyloriist 4-6 Wochen nach Beendigung der Therapie durch geeignete Untersuchungen zu sichern.
Bei erfolgloser Eradikation ist vor einem weiteren Behandlungszyklus die Gewinnung einer Magenschleimhautbiopsie zur Bestimmung der Resistenzlage erforderlich.
Dosierung bei unkomplizierter Harnwegsinfektion der Frau:
Bei unkomplizierter Harnwegsinfektion der Frau ist die einmalige Einnahme von 3000 mg Amoxicillin möglich.
Bei unkomplizierter Gonorrhoe hat sich die einmalige Verabreichung von 3000 mg Amoxicillin ggf. zusammen mit Probenecid bewährt.
Endokarditisprophylaxe
Erwachsene, Jugendliche und Kinder über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)
sollten zur Endokarditisprophylaxe in Abhängigkeit vom Körpergewicht und vom Endokarditisrisiko 1 Stunde vor dem Eingriff 2000 - 3000 mg Amoxicillin einnehmen.
Bei besonders hohem Endokarditisrisiko sollten 6 Stunden nach dem Eingriff zusätzlich 3000 mg Amoxicillin oral verabreicht werden.
Bei hospitalisierten Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern über 40 kg Körpergewicht (ab ca. 12 Jahren)
ist die parenterale Gabe von 2000 mg Amoxicillin 1 Stunde vor dem Eingriff, gefolgt von 1000 mg Amoxicillin nach 6 Stunden, ggf. jeweils in Kombination mit einem weiteren Antibiotikum (z.B. 1,5 mg/kg Gentamycin i.v.) möglich.
Kinder unter 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahren)
erhalten zur Endokarditisprophylaxe 1 Stunde vor dem Eingriff oral 50 mg/kg Körpergewicht (maximal 2000 mg) Amoxicillin.
Bei besonders hohem Endokarditisrisiko sollten zusätzlich 6 Stunden nach dem Eingriff oral 15 mg/kg (maximal 1000 mg) Amoxicillin verabreicht werden.
Bei hospitalisierten Kindern bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahren)
wird die parenterale Gabe von 25 mg/kg Körpergewicht (maximal 2000 mg) Amoxicillin 1 Stunde vor dem Eingriff, gefolgt von 15 mg/kg (maximal 1000 mg) Amoxicillin nach 6 Stunden empfohlen.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion mit einer glomerulären Filtrationsrate unter 30 ml/min ist eine Reduzierung der Folgedosen zu empfehlen, da mit einer Kumulation von Amoxicillin gerechnet werden muss. Bei einer Kreatinin-Clearance von 20 bis 30 ml/min sollte die Normdosis auf 2/3 , bei einer Kreatinin-Clearance unter 20 ml/min auf 1/3 reduziert werden. Ggf. ist auch eine Verlängerung des Dosierungsintervalls unter Kontrolle der Wirkspiegel im Blut möglich.
Dosierung bei eingeschränkter Leberfunktion:
Bei eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich, sofern die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt ist.
Art der Anwendung
Die Einzelgaben sind möglichst gleichmäßig über den Tag zu verteilen; d. h. bei 3-mal täglicher Einnahme alle 8 Stunden; bei 2-mal täglicher Einnahme, alle 12 Stunden.
Bei Kindern bis 40 kg Körpergewicht (bis ca. 12 Jahren)wird normalerweise die Aufteilung der gesamten Tagesdosis auf 3 Einzelgaben (jeweils alle 8 Stunden 1 Gabe) empfohlen.
Die Tablette soll unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser) eingenommen werden. Die Einnahme während der Mahlzeiten beeinträchtigt die Wirksamkeit von Amoxicillin nicht.
Hinweis:
Amoxicillin besitzt einen wirkstoffspezifischen Eigengeruch, der unterschiedlich stark in Erscheinung treten kann und keinen Einfluss auf die Wirksamkeit hat.
Amoxicillinpräparate können einen produktspezifischen Eigengeschmack besitzen, der unterschiedlich in Erscheinung treten kann und keinen Einfluss auf die Wirksamkeit hat.
Dauer der Anwendung
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Amoxicillin soll in der Regel 7 (–10) Tage lang eingenommen werden, mindestens bis 2 – 3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen (siehe auch Abschnitt 4.2 “Besondere Dosierungen”).
Bei der Behandlung von Infektionen mit Streptococcus pyogenes(-hämolysierende Streptokokken) ist die Einnahme von Amoxicillin für mindestens 10 Tage erforderlich, um Spätkomplikationen vorzubeugen (z.B. rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis).
4.3 Gegenanzeigen
Bei Überempfindlichkeit gegen Amoxicillin, Penicillin oder einen der sonstigen Bestandteile darf das Arzneimittel wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks nicht angewendet werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Allergische Diathese
Eine Kreuzallergie mit anderen Betalaktam-Antibiotika (u.a. Cephalosporine) kann bestehen.
Zwischen Pilzen und Penicillin kann Antigengemeinschaft bestehen, so dass bei vorbestehender Mykose auch nach erstmaliger Penicillingabe allergische Reaktionen auftreten können.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Eine Dosisanpassung ist erforderlich
(s. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der
Anwendung).
Infektiöse Mononukleose, chronische lymphatische Leukämie
Bei viralen Infektionen, insbesondere mit Mononucleosis infectiosa, sowie bei lymphatischer Leukämie sollten gleichzeitige bakterielle Infektionen nur mit Vorsicht mit Amoxicillin behandelt werden, da das Risiko erythematöser Hautreaktionen erhöht ist.
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie):
Hier muss die Behandlung mit Jutamox 500 mg, Jutamox750 mg und Jutamox 1000 mg sofort abgebrochen und die erforderlichen Notfallmaßnahmen eingeleitet werden.
Pseudomembranöse Kolitis
Hier muss der Arzt eine Beendigung der Therapie mit Jutamox 500 mg, Jutamox 750 mg und Jutamox 1000 mg in Abhängig von der Indikation erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einleiten.
Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, dürfen nicht eingenommen oder verabreicht werden.
Zahnverfärbung
Zahnverfärbungen bei Kindern kann durch intensive Mundhygiene während der Behandlung vorgebeugt werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bakteriostatische Antibiotika bzw. Chemotherapeutika
Amoxicillinsollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (wie z.B. Tetracycline, Makrolide, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da in vitroein antagonistischer Effekt beobachtet wurde.
Probenecid
Die gleichzeitige Gabe von Probenecid hemmt die tubuläre Sekretion von Amoxicillin und führt zu höheren und länger anhaltenden Amoxicillinspiegeln.
Allopurinol
Die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol während der Therapie mit Amoxicillin kann das Auftreten von allergischen Hautreaktionen begünstigen.
Diuretika
Diuretika beschleunigen die Ausscheidung von Amoxicillin. Dies führt zu einem Absinken der Wirkstoffkonzentration im Blut.
Digoxin
Während einer Amoxicillintherapie ist eine Resorptionserhöhung von gleichzeitig verabreichtem Digoxin möglich.
Antikoagulantien
Bei gleichzeitiger Gabe von Antikoagulantien vom Cumarin-Typ kann die Blutungsneigung verstärkt werden.
Hormonale Kontrazeptiva
Unter der Therapie mit Amoxicillin kann in seltenen Fällen die Wirksamkeit von hormonalen Kontrazeptiva beeinträchtigt sein. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.
Clavulansäure bzw. hepatotoxische Substanzen
In Einzelfällen wurde bei gleichzeitiger Anwendung von Amoxicillin und Clavulansäure oder anderen hepatotoxischen Substanzen über akutes Leberversagen berichtet.
Einfluss auf labordiagnostische Untersuchungen
Nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung können ein falsch-positives Resultat ergeben.
Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört sein.
Bei Schwangeren, die mit Ampicillintherapiert wurden, wurden vorübergehend erniedrigte Plasmakonzentrationen von Estradiol und seinen Konjungaten diagnostiziert. Dieser Effekt ist ggf. auch bei Amoxicillin möglich.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Vorsichtshalber sollte die Anwendung von Amoxicillin in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt erfolgen.
Amoxicillin erreicht den Embryo bzw. Fetus über die Plazenta. Nach Anwendung an schwangeren Frauen sind bisher keine nachteiligen Wirkungen von Amoxicillin auf den Embryo/Fetus oder das Neugeborene beobachtet worden.
Lediglich in einer Einzelstudie an Frauen mit vorzeitigem Blasensprung wurde berichtet, dass die prophylaktische Behandlung mit Amoxicillin und Clavulansäure mit einem höheren Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis bei Neugeborenen in Zusammenhang gebracht werden kann.
In tierexperimentellen Studien zeigte Amoxicillin keine teratogenen Effekte (siehe Abschnitt 5.3).
Stillzeit
Amoxicillin geht in die Muttermilch über. Beim gestillten Säugling können deshalb Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute auftreten, so dass unter Umständen abgestillt werden muss. An die Möglichkeit einer Sensibilisierung sollte gedacht werden.
Amoxicillin darf jedoch nach entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung während der Stillzeit angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nach bisherigen Erfahrungen hat Amoxicillin im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Durch das Auftreten von Nebenwirkungen kann jedoch ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol (s. a. Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>1/10)
Häufig (>1/100 bis <1/10)
Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Langfristige und/oder wiederholte Anwendung kann zu Superinfektionen und Kolonisation mit resistenten Bakterien oder Pilzen führen.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Leukopenie, Thrombozytopenie, Verlängerung der Blutungs- und Prothrombinzeit, thrombozytopenische Purpura, (hämolytische) Anämie, Panzytopenie, Agranulozytose, Eosinophilie
Erkrankungen des Nervensystems
Übererregbarkeit oder Benommenheit, Angst, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Krampfanfälle.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig ( 10 %) und dosisabhängig treten gastrointestinale Störungen auf: Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, weiche Stühle, Diarrhöe. Es können Geschmacksstörungen, Stomatitis, Zahnverfärbungen (bei Kindern) und pseudomembranöse Kolitis (s. 4.4 Warnhinweise) auftreten.
Leber- und Gallenerkrankungen
Anstieg von Transaminasen, Leberfunktionsstörungen und Cholestase mit und ohne Ikterus, Hepatitis, akutes Leberversagen bei Kombinationstherapie mit Clavulansäure oder anderen hepatotoxischen Substanzen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig (≥ 1% - < 10%) sind allergische Hautreaktionen wie Exantheme, Juckreiz, Urtikaria. Außerdem können auftreten: anaphylaktische Reaktionen (z.B. Quincke-Ödem), anaphylaktischer Schock, Serumkrankheit, hämolytische Anämie, allergische Vaskulitis oder Nephritis, exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Akute interstitielle Nephritis, akutes Nierenversagen mit Kristallurie.
4.9 Überdosierung
a) Symptome einer Überdosierung
Die Symptome bei Überdosierung entsprechen im Wesentlichen dem Nebenwirkungsprofil (s. 4.8 Nebenwirkungen). Insbesondere gastrointestinale und zentralnervöse Symptome sowie oligurisches Nierenversagen können auftreten.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Bei Überdosierung gibt es kein spezifisches Antidot. Die Behandlung besteht aus symptomatischen Maßnahmen. Amoxicillin kann durch Hämodialyse eliminiert werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Amoxicillin ist ein halbsynthetisches, nicht Betalaktamase-festes Aminopenicillin.
ATC-Code
J01CA04
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Amoxicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Amoxicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
-
Inaktivierung durch Betalaktamasen: Amoxicillin verfügt nur über eine geringe Betalaktamase-Stabilität, so dass es nicht gegen Betalaktamase-bildende Bakterien wirkt. Von einigen Bakterienspezies bilden nahezu alle Stämme Betalaktamase. Diese Spezies sind somit von Natur aus gegen Amoxicillin resistent (z. B. Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae).
-
Reduzierte Affinität von PBPs gegenüber Amoxicillin: Die erworbene Resistenz bei Pneumokokken und anderen Streptokokken beruht auf Modifikationen vorhandener PBPs als Folge einer Mutation. Für die Resistenz bei Methicillin (Oxacillin)-resistenten Staphylokokken hingegen ist die Bildung eines zusätzlichen PBPs mit verminderter Affinität gegenüber Amoxcillin verantwortlich.
-
Unzureichende Penetration von Amoxcillin durch die äußere Zellwand kann bei Gram-negativen Bakterien dazu führen, dass die PBPs nicht ausreichend gehemmt werden.
-
Durch Effluxpumpen kann Amoxicillin aktiv aus der Zelle transportiert werden.
Eine vollständige Kreuzresistenz von Amoxicillin besteht mit Ampicillin sowie teilweise mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.
Grenzwerte
Die Testung von Amoxicillin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility
Testing)
Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Enterobacteriaceae |
- |
> 8 mg/l |
Enterococcus spp. |
4 mg/l |
> 8 mg/l |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe |
0,5 mg/l |
> 2 mg/l |
Haemophilus influenzae |
1 mg/l |
> 1 mg/l |
Moraxella catarrhalis |
1 mg/l |
> 1 mg/l |
Neisseria meningitidis |
0,12 mg/l |
> 1 mg/l |
Gram-negative Anaerobier |
0,5 mg/l |
> 2 mg/l |
Gram-positive Anaerobier |
4 mg/l |
> 8 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* |
2 mg/l |
> 8 mg/l |
* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Für Staphylococcusspp., Streptococcusspp. (Gruppen A, B, C, G), Streptococcus pneumoniae undNeisseria gonorrhoeae wird das Testergebnis von Penicillin G übernommen.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Amoxicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Amoxicillin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand:Dezember 2008):
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecalis |
Listeria monocytogenes° |
Staphylococcus aureus (Penicillin-sensibel) |
Streptococcus pneumoniae (inkl. Penicillin-intermediärer Stämme) |
Streptococcus pyogenes |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe^° |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Helicobacter pylori° |
Anaerobe Mikroorganismen |
Fusobacterium nucleatum° |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecium+ |
Staphylococcus aureus+ |
Staphylococcus epidermidis+ |
Staphylococcus haemolyticus+ |
Staphylococcus hominis+ |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Campylobacter jejuni∞ |
Escherichia coli+ |
Hemophilus influenzae |
Moraxella catarrhalis+ |
Neisseria gonorrhoeae |
Proteus mirabilis |
Salmonella enterica (Enteritis-Salmonellen) |
Shigella spp. |
Anaerobe Mikroorganismen |
Prevotella spp.° |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Staphylococcus aureus (Penicillin-resistent) |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Enterobacter cloacae |
Klebsiella pneumoniae |
Pseudomonas aeruginosa |
Anaerobe Mikroorganismen |
Bacteroides spp. |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia spp. |
Chlamydophila spp. |
Legionella pneumophila |
Mycoplasma spp. |
° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
∞ Keine aktuellen Daten vorhanden; in Studien (älter als 5 Jahre) wird der Anteil resistenter Stämme mit 10% angegeben.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Amoxicillin ist ein Breitspektrumpenicillin für die orale, intramuskuläre und intravenöse Anwendung.
Amoxicillin ist säurestabil und wird nach oraler Gabe deutlich besser resorbiert als Ampicillin. Nach oraler Gabe liegt die Bioverfügbarkeit bei 72 –94 %.
Gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst nicht die Resorptionsquote.
Nach oraler Gabe einer Einzeldosis von 500 mg bzw. von 3000 mg werden nach 1 Stunde Serumspitzenkonzentrationen von ca. 9 –14 mg/l bzw. von 27 mg/l erreicht. Nach intramuskulärer Injektion einer 500-mg-Einzeldosis wurden nach 1 Stunde Serumkonzentrationen von 14 mg/l gemessen. Nach i.v. Bolusinjektion von 500 mg bzw. 1000 mg wurden Serumspitzenkonzentrationen von 62,5 mg/l bzw. von 142,7 mg/l gemessen.
Verteilung
Amoxicillin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und wird zu einem geringen Prozentsatz in die Muttermilch ausgeschieden. Bei entzündeten Meningen penetriert Amoxicillin in den Liquorraum. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt etwa 0,3 –0,4 l/kg und die Bindung an Serumproteine ca. 17–20 %.
Elimination
Amoxicillin wird überwiegend renal ausgeschieden (52±15 % einer Dosis in unveränderter Form innerhalb von 7 Stunden) zu einem kleineren Anteil biliär. Etwa 10 –30 % einer oralen Dosis werden in Form von Umwandlungsprodukten (Penicilloate) ausgeschieden. Die totale Clearance beträgt etwa 250 bis 370 ml/min. Die Serumhalbwertszeit beträgt bei Nierengesunden etwa 1 Stunde (0,9 –1,2 h), bei einer Kreatinin-Clearance von 10 bis 30 ml/min ca. 6 Stunden und bei Anurie 10 –15 Stunden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In Untersuchungen zur akuten und chronischen Toxizität war Amoxicillin relativ gut verträglich.
In vitro und in vivo Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential liegen nicht vor.
In Untersuchungen an Ratten und Mäusen wurden keine Einflüsse auf die Trächtigkeit, embryotoxische Effekte oder Fehlbildungen festgestellt. In einer Prä-/Postnatalstudie an der Ratte lag das Geburtsgewicht exponierter Ratten deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Missbildungen und Anomalien wurden jedoch nicht beobachtet.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Macrogol 6000, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Hochdisperses Siliciumdioxid
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Jutamox 500 mg, 750 mg und 1000 mg Tabletten sind erhältlich in Blisterstreifen aus PVC/PVDC und Aluminiumfolie in Packungsgrößen mit 10 und 20 Tabletten.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Juta Pharma GmbH
Gutenbergstr. 13
24941 Flensburg
Tel.: 0461/39936
Fax: 0461/39956
Mitvertrieb:
Q-Pharm AG
Bahnhofstr. 1-3
23795 Bad Segeberg
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Jutamox 500 mg: 34561.00.00
Jutamox 750 mg: 32716.01.00
Jutamox 1000 mg: 25277.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN
19.04.2004
10. STAND DER INFORMATION
Februar 2009
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.
Seite 24