Librium Tabs
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Librium®Tabs 25 mg Filmtabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff:
1 Filmtablette enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil 25 mg Chlordiazepoxid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtabletten.
Die Filmtabletten sind grau-grün und haben eine Kreuzbruchkerbe auf beiden Seiten.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur symptomatischen Behandlung von akuten und chronischen Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen.
Die Anwendung von Librium®Tabs bei behandlungsbedürftigen Schlafstörungen, die durch Angst, Spannung und Erregung bedingt sind, ist nur dann gerechtfertigt, wenn gleichzeitig tagsüber die Benzodiazepin-Wirkung erwünscht ist.
Hinweis:
Nicht alle Spannungs-, Erregungs- und Angstzustände bedürfen einer medikamentösen Therapie. Oftmals sind sie Ausdruck körperlicher oder seelischer Erkrankungen und können durch andere Maßnahmen oder eine Therapie der Grundkrankheit beeinflusst werden.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung und die Dauer der Anwendung richten sich nach der individuellen Reaktionslage sowie der Art und Schwere der Erkrankung. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so klein wie möglich zu halten.
Erwachsene nehmen täglich bis zu 2 ½ Filmtabletten ein (entsprechend 62,5 mg Chlordiazepoxid). Dabei sind die Einzeleinnahmen so zu verteilen, dass nicht mehr als 1 Filmtablette (entsprechend 25 mg Chlordiazepoxid) auf einmal genommen wird.
Ältere und geschwächte Patienten sowie Patienten mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislauf- und Atmungsschwäche sowie gestörter Leber- oder Nierenfunktion erhalten in der Regel die Hälfte der oben angegebenen Dosen.
Die Behandlung kann abends mit 1 Filmtablette begonnen werden.
Oft genügt auch die alleinige Einnahme 1 Filmtablette am Abend zur Normalisierung des Schlafes und Beschwerdefreiheit am darauffolgenden Tag. Die Teilbarkeit der Filmtablette ermöglicht die zusätzliche Einnahme ¼ oder ½ Filmtablette am Morgen und Mittag, falls zu Beginn der Behandlung die Wirkung 1 Filmtablette am Abend nicht ganz ausreicht, um am folgenden Tag Ausgeglichenheit und Beschwerdefreiheit zu erzielen.
Im höheren Alter empfiehlt sich eine einschleichende Behandlung, beginnend mit ½ Filmtablette am Abend und Steigerung um ¼ Filmtablette pro Tag bis zum Eintritt der gewünschten Wirkung.
Anhaltende Beschwerdefreiheit ohne weitere bzw. nur noch gelegentliche Einnahme des Medikamentes ist Nahziel der Behandlung.
Daher sollte nach stabiler Besserung über einen Zeitraum von 10 Tagen die Dosis versuchsweise täglich um ¼ Filmtablette vermindert werden.
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit (vorzugsweise ein Glas Trinkwasser) eingenommen.
Bei akuten Erkrankungen sollte die Anwendung von Librium®Tabs auf Einzelgaben oder wenige Tage beschränkt werden.
Bei chronischen Erkrankungen richtet sich die Dauer der Anwendung nach dem Therapieverlauf.
Nach zweiwöchiger täglicher Einnahme ist vom behandelnden Arzt unter schrittweiser Verringerung der Dosis abzuklären, ob die Gabe von Librium®Tabs weiterhin indiziert ist.
Die Behandlung wird durch langsam ausschleichende Dosierung beendet.
Librium®Tabs ist kontraindiziert bei Kindern (siehe Abschnitt 4.3).
4.3 Gegenanzeigen
Librium®Tabs darf nicht angewendet werden:
-
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile.
-
Bei einer Abhängigkeitsanamnese (Alkohol, Medikamente oder Drogen)
Librium®Tabs darf Kindern und Jugendlichen nicht verabreicht werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Librium®Tabs darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei
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Myasthenia gravis
-
Spinalen und zerebellaren Ataxien
-
Bei akuter Vergiftung mit zentraldämpfenden Mitteln (z. B. Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmitteln sowie Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium)
-
Bei schweren Leberschäden (z. B. cholestatischem Ikterus)
-
Bei Schlaf-Apnoe-Syndromen
Risikogruppen, Vorsichtsmaßnahmen
Zu Beginn der Behandlung sollte der behandelnde Arzt die individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament kontrollieren, um eventuelle relative Überdosierungen möglichst schnell erkennen zu können. Dies gilt insbesondere für ältere Patienten sowie Patienten in reduziertem Allgemeinzustand oder mit hirnorganischen Veränderungen sowie mit Kreislauf- oder Ateminsuffizienz.
Insbesondere bei eingeschränkter Leberfunktion ist mit einer Wirkungsverstärkung und
-verlängerung von Librium®Tabs zu rechnen.
Weiterhin sollten Patienten unter Berücksichtigung der spezifischen Lebenssituation (z. B. Berufstätigkeit, Möglichkeit des Eintritts einer Schwangerschaft) genaue Verhaltensanweisungen für den Alltag gegeben werden (siehe Hinweis unter Abschnitt 4.8 ,,Nebenwirkungen‘‘).
Chlordiazepoxid-haltige Arzneimittel dürfen nur nach ärztlicher Verschreibung und unter ständiger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Eine Weitergabe der für den persönlichen Gebrauch verschriebenen Arzneimittel an Dritte ist nicht zu verantworten.
Bei längerer Anwendungsdauer (mehr als 1 Woche) sollte beim Absetzen von Librium®Tabs die Dosis schrittweise reduziert werden. Hierbei ist das vorübergehende Auftreten möglicher Absetzphänomene zu berücksichtigen.
Besondere Warnung
Bei mehrwöchiger täglicher Anwendung auch therapeutischer Dosen besteht die Gefahr einer physischen und psychischen Abhängigkeitsentwicklung.
Eine fortgesetzte Anwendung sollte nur bei zwingender Indikation nach sorgfältiger Abwägung des therapeutischen Nutzens gegen das Risiko von Gewöhnung und Abhängigkeit erfolgen.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Librium®Tabs nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei Anwendung anderer zentral wirksamer Medikamente (z. B. Psychopharmaka, Schlafmittel, teils auch Schmerzmittel, Anästhetika und auch Antihistaminika) kann es zu einer gegenseitigen Verstärkung der Wirkung kommen. Dies gilt insbesondere auch für gleichzeitigen Alkoholgenuss, durch den die Wirkungen von Librium®Tabs in nicht voraussehbarer Weise verändert und verstärkt werden können.
Die Wirkung von Muskelrelaxantien, Analgetika und Lachgas kann verstärkt werden.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Cimetidin, Omeprazol und Disulfiram kann die Wirkung von Librium®Tabs verstärkt und verlängert werden.
Dies gilt auch für die Einnahme von Kontrazeptiva.
Bei Patienten, die unter Dauerbehandlung mit anderen Arzneimitteln stehen, (z. B. mit zentral wirksamen Antihypertonika, Beta- Rezeptorenblockern, Antikoagulantien und herzwirksamen Glykosiden) sind Art und Umfang der Wechselwirkungen nicht sicher vorhersehbar.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Librium®Tabs ist deshalb (besonders vor Beginn der Behandlung) besondere Vorsicht geboten, und der behandelnde Arzt sollte vor der Verabreichung von Librium®Tabs klären, ob entsprechende Dauerbehandlungen bestehen.
4.6 Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit
Librium®Tabs sollte in der Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen bei zwingender Indikation angewendet werden.
Der behandelnde Arzt sollte Patientinnen im gebärfähigen Alter auffordern, eine während der Behandlung mit Chlordiazepoxid eintretende Schwangerschaft sofort mitzuteilen, damit über die weitere Behandlung entschieden werden kann.
Librium®Tabs sollte nicht während der Stillzeit eingenommen werden, da Chlordiazepoxid in die Muttermilch übertritt. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Das Reaktionsvermögen kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Librium®Tabs soweit verändert werden, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen erheblich beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten ganz unterbleiben zumindest jedoch während der ersten Tage der Behandlung. Die Entscheidung ist individuell vom behandelnden Arzt unter Berücksichtigung der Reaktion des Patienten und der jeweiligen Dosierung zu treffen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
-
Sehr häufig (≥ 1/10)
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Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
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Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
-
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
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Sehr selten (< 1/10.000)
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Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Häufige Nebenwirkungen sind:
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Ataxie, unerwünscht starke Beruhigung am Tage, Kopfschmerzen, verlängerte Reaktionszeit, Verwirrtheit und anterograde Amnesie.
Am Morgen nach der abendlichen Einnahme kann die Reaktionsfähigkeit durch Überhangeffekte in Form von Konzentrationsstörungen und Restmüdigkeit beeinträchtigt werden.
Wegen der ausgeprägten muskelrelaxierenden Wirkung von Librium®Tabs ist insbesondere bei älteren Patienten Vorsicht geboten (Sturzgefahr).
Bei Frauen können Menstruationsstörungen bis hin zu Anovulation sowie Galaktorrhoe auftreten. Das geschlechtliche Bedürfnis kann abnehmen. Bei Männern ist Impotenz möglich.
Durch Steigerung des Appetits kann es zu einer Gewichtszunahme kommen.
In Einzelfällen treten allergische Reaktionen auf.
Eine atemdepressive Wirkung kann bei Atemwegsobstruktion, bei Hirnschädigung und bei Einnahme anderer zentral wirksamer Substanzen in Erscheinung treten.
Insbesondere bei hohen Dosen und bei Langzeitbehandlung können reversible Störungen wie verlangsamtes oder undeutliches Sprechen (Artikulationsstörungen), Bewegungs- und Gangunsicherheit sowie Sehstörungen (Diplopie, Nystagmus) auftreten.
Bei Auftreten von Halluzinationen sowie unerwarteter, ,,paradoxer‘‘ Reaktionen, wie z. B. akute Erregungszustände, Angst, Schlafstörungen, Suizidalität, Wutanfälle oder vermehrte Muskelspasmen, sollte die Behandlung beendet werden.
Nebenwirkungen bilden sich im Allgemeinen nach Dosisverringerung zurück und lassen sich in der Regel durch sorgfältige und individuelle Einstellung der Tagesdosierung vermeiden.
Hinweise für die Behandlung
Chlordiazepoxid hat ein primäres Abhängigkeitspotential.
Bereits bei täglicher Einnahme über wenige Wochen ist die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung gegeben. Dies gilt nicht nur für den missbräuchlichen Gebrauch besonders hoher Dosen, sondern auch für den therapeutischen Dosisbereich.
Nach längerer täglicher Einnahme von Librium®Tabs können durch plötzliches Absetzen der Therapie Schlafstörungen und vermehrtes Träumen auftreten. Angst, Spannungszustände, Erregung und innere Unruhe können sich verstärkt wieder einstellen.
Die Symptomatik kann sich in Zittern und Schwitzen äußern und sich bis zu bedrohlichen körperlichen und seelischen Reaktionen wie Krampfanfällen oder symptomatischen Psychosen (z. B. Entzugsdelir) steigern.
Die Behandlung ist daher ausschleichend zu beenden.
4.9 Überdosierung
Bei jeder Beurteilung einer Intoxikation sollte an das Vorliegen einer Mehrfachintoxikation durch Einnahme mehrerer Medikamente (z. B. suizidaler Absicht) gedacht werden.
Die Symptome einer Überdosierung treten verstärkt unter dem Einfluss von Alkohol und von anderen zentral dämpfenden Mitteln auf.
a) Symptome einer Überdosierung:
Eine Überdosierung mit Benzodiazepinen äußert sich gewöhnlich durch zentralnervöse Dämpfung unterschiedlicher Schweregrade von Benommenheit bis zu komatösen Zuständen.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:
Neben der Kontrolle der Vitalparameter (Atmung, Pulsfrequenz, Blutdruck) ist, vor allem im Frühstadium der Intoxikation, die weitere Resorption von Chlordiazepoxid zu verhindern (Induktion von Erbrechen bzw. Magenspülung, Gabe von Aktivkohle).
Neben intravenösem Flüssigkeitsersatz sowie allgemeinen unterstützenden Maßnahmen ist die Bereitstellung von Notfallmaßnahmen für eventuell eintretende Atemwegsobstruktion indiziert.
Eine Hypotension kann mit Plasmaersatzflüssigkeit und ggf. mit Sympathomimetika behandelt werden.
Für die Aufhebung der zentraldämpfenden Wirkungen von Benzodiazepinen ist Flumazenil angezeigt. Es wird u. a. bei folgendem Anwendungsgebiet verwendet: ,,Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedation im Rahmen therapeutischer Maßnahmen bei stationären Patienten“.‘
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Psycholeptika, Anxiolytika, Benzodiazepin-Derivate
ATC-Code: N05BA02
Chlordiazepoxid ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit spannungs-, erregungs- und angstdämpfenden Eigenschaften sowie sedierenden und hypnotischen Effekten. Darüber hinaus zeigt Chlordiazepoxid den Muskeltonus dämpfende und antikonvulsive Wirkungen.
Chlordiazepoxid besitzt eine geringe Affinität zu den Benzodiazepin-Rezeptoren. Nach Bindung an den Benzodiazepinrezeptor verstärkt Chlordiazepoxid die hemmende Wirkung der GABAergen-Übertragung.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die pharmakokinetischen Parameter zeigen große interindividuelle Unterschiede. Nach oraler Gabe erfolgt schnelle und vollständige Resorption. Die maximale Plasmakonzentration wird altersabhängig nach 0,5 bis 3,3 Stunden erreicht.
Da Chlordiazepoxid eine ,,low clearance drug‘‘ ist (hepatische Extraktion aus dem Plasma durchschnittlich 2,5 %), kommt es bei Dauermedikation zu Akkumulation, besonders der aktiven Metaboliten.
Die terminale Plasmahalbwertszeit liegt zwischen 6 und 37 Stunden, wobei eine Abhängigkeit von Alter und Geschlecht besteht.
Die Plasmaproteinbindung liegt bei 94 bis 97 %.
Chlordiazepoxid wird in der Leber metabolisiert, wobei N-Desmethyl-Chlordiazepoxid, Demoxepam und N-Desmethyldiazepam als pharmakologisch aktive Metaboliten entstehen. Diese Metaboliten tragen zum klinischen Effekt von Chlordiazepoxid bei.
N-Desmethyl-Chlordiazepoxid besitzt eine terminale Eliminationshalbwertszeit von etwa 18 Stunden, Demoxepam eine von etwa 37 Stunden und N-Desmethyldiazepam eine von etwa 44 Stunden.
Weniger als 1 % Chlordiazepoxid erscheinen innerhalb von 0 bis 48 Stunden unverändert im Urin.
Chlordiazepoxid passiert die Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.
Chlordiazepoxid erscheint relativ langsam in der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF); das Gleichgewicht zwischen CSF und Plasma wird nach etwa 2 Stunden erreicht.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität:
Siehe Abschnitt 4.9 „Überdosierung“
Chronische/subchronische Toxizität:
Siehe Abschnitt 4.3 „Gegenanzeigen‘‘
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential:
In-vivo und In-vitro-Untersuchungen mit Chlordiazepoxid ergeben deutliche Hinweise auf eine mutagene Wirkung, in gleichartigen Testsystemen liegen aber auch negative Befunde vor. Die Relevanz der positiven Befunde ist derzeit unklar.
In Kanzerogenitätsstudien traten bei Mäusen in hohen Dosen vor allem bei männlichen Tieren vermehrt Lebertumore auf, während bei Ratten keine Inzidenzerhöhung von Tumoren gesehen wurde.
Reproduktionstoxizität:
Chlordiazepoxid passiert die Plazentaschranke und tritt in die Muttermilch über.
Die Halbwertszeit beim Neugeborenen ist gegenüber adulten Werten um ca. 20 % erhöht.
Bisherige Beobachtungen am Menschen haben keine eindeutigen Hinweise auf eine teratogene Wirkung ergeben, jedoch sind in tierexperimentellen Studien Veränderungen des Urogenitaltraktes, Lungenanomalien und Fehlbildungen des Schädels (Exencephalie, Gaumenspalten) sowie Verhaltensstörungen bei den Nachkommen und neurochemische Veränderungen beobachtet worden. Das Missbildungsrisiko bei Einnahme therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in der Frühschwangerschaft scheint gering zu sein, obwohl einige epidemiologische Studien Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Gaumenspalten ergaben und einige Fallberichte über Fehlbildungen und geistige Retardierung pränatal exponierter Kinder nach Überdosierung und Vergiftungen vorliegen.
Ein längerfristiger Gebrauch von Chlordiazepoxid während der Schwangerschaft kann zu einem Entzugssyndrom des Neugeborenen führen.
Gaben größerer Dosen von Chlordiazepoxid unmittelbar vor oder während der Geburt können beim Säugling Hypothermie, Hypotonie, leichte Atemdepression und Trinkschwäche (sog. ,,floppy infant syndrom‘‘) auslösen.
Bisherige Angaben jetzt unter 4.4 und unter dem letzten Abschnitt „Empfehlungen des Sachverständigenausschusses der Bundesregierung für den Arzt….“
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat; Maisstärke; hochdisperses Siliciumdioxid; Hypromellose; Ethylcellulose; Magnesiumstearat; Dimeticon-alpha-Octadecyl-omega-hydroxypoly(oxyethylen)- x-Sorbinsäure-Wasser (35 : 1,5 : 0,1 : 63,4) ; Macrogol 400; Poly(methyl, phenylsiloxan), Viskosität: 15 – 25 mPa.·sec; Saccharin-Natrium 2 H2O; Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172); Indigocarmin (E 132).
6.2Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt im unversehrten Behältnis 5 Jahre.
Nach Ablauf des auf der Packung angegebenen Verfalldatums soll das Präparat nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Im Originalbehältnis lagern. Die Flasche fest verschlossen halten, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Librium®Tabs ist in Flaschen zu 10 (N 1), 20 (N2) und 50 (N3) Filmtabletten erhältlich.
7. Inhaber der Zulassung
MEDA Pharma GmbH & Co. KG
Benzstr. 1
D – 61352 Bad Homburg
Tel.: (06172) 888-01
Fax: (06172) 888-2740
Email: medinfo@medapharma.de
8. Zulassungsnummer
6044316.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung (Registrierung) / Verlängerung der Zulassung
22.07.1970 / 25.07.2007
10. Stand der Information
April 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Empfehlungen des Sachverständigenausschusses der Bundesregierung für den Arzt
zur sachgerechten Anwendung von Benzodiazepin-haltigen Arzneimitteln:
Benzodiazepine stellen einen Fortschritt in der Arzneitherapie von schweren Angstzuständen und den meisten medikamentös zu behandelnden Schlafstörungen dar. Neben der Prämedikation und der Sedierung bei schweren somatischen Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) sind sie kurzfristig (4 – 6 Wochen) bei ausgeprägten Angstzuständen, die durch ärztliches Gespräch nicht zu beheben sind, indiziert. Sie sind ggf. auch indiziert bei Einleitung einer antidepressiven Therapie sowie bei schweren reaktiven Ausnahmezuständen unter situativen Belastungen. Über das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer langfristigen Benzodiazepin-Medikation (über 2 Wochen) bei Patienten mit behandlungsbedürftigen chronischen Angstzuständen liegen bislang keine wissenschaftlich allgemein anerkannten Erkenntnisse vor.
Risiken sind Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens (z. B. Verkehrsgefährdung), paradoxe Reaktionen, Kumulationsneigung bestimmter Stoffe, insbesondere bei älteren Menschen.
Neuerdings geben Missbrauch und Abhängigkeit auch bei niedriger Dosierung Anlass zur Besorgnis. Benzodiazepine werden nach bisherigen Erkenntnissen nicht primär zu häufig, sondern über zu lange Zeit verordnet. Deshalb sind die Ärzte aufgerufen, folgende Richtlinien, die unter Berücksichtigung von Veröffentlichungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und der Arbeitsgemeinschaft Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie formuliert wurden, zu beachten:
Sorgfältige Indikationsstellung!
Bei Patienten mit einer Abhängigkeitsanamnese ist besondere Vorsicht geboten. In der Regel keine Verschreibung.
In der Regel kleinste Packungseinheit verordnen.
In möglichst niedriger aber ausreichender Dosierung verordnen: Dosis möglichst schon in der 1. Behandlungswoche reduzieren bzw. Dosierungsintervall vergrößern.
Therapiedauer vor Behandlungsbeginn mit dem Patienten vereinbaren und Behandlungsnotwendigkeit in kurzen Zeitabständen überprüfen. Es gibt Abhängigkeit auch ohne Dosissteigerung (so genannte ,,Niedrigdosis-Abhängigkeit‘‘)!
Schon ganz normale Dosen können zur Abhängigkeit führen.
Nach langfristiger Anwendung schrittweise
Dosisreduktion, um Entzugssymptome, wie z. B. Unruhe, Angst,
Schlafstörungen, Delir oder Krampfanfälle, zu vermeiden. Auch
leichte Entzugssymptome können zu
erneuter Einnahme führen.
Beachtung der Informationen des pharmazeutischen Unternehmers und der einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Aufklärung des Patienten, dass Benzodiazepine keinesfalls an Dritte weiterzugeben sind.
Alle Abhängigkeitsfälle über die jeweiligen Arzneimittelkommissionen der Kammern der Heilberufe dem Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Kenntnis bringen.
Benzodiazepin-Verschreibungen sollten vom Arzt stets eigenhändig ausgefertigt werden.
F I Librium Tabs; Stand: April 2009 Seite 12 von 12