iMedikament.de

Lidocain-"Presselin" 1 %

Fachinformation


Lidocain-Presselin®1 %


Bezeichnung des Arzneimittels

Lidocain-Presselin®1 %


Zusammensetzung nach Wirkstoffen

1 ml Injektionslösung Lidocain-Presselin®1 % enthält 10 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O


Darreichungsform

Injektionslösung


Klinische Angaben


Anwendungsgebiete


Lidocain-Presselin®1 % ist angezeigt zur intrakutanen Anwendung an der gesunden

Haut im Rahmen neuraltherapeutischer Anwendungsprinzipien.


Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:


Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die ge-

wünschte ausreichende Anästhesie erreicht wird. Die Dosierung ist entsprechend den

Besonderheiten des Einzelfalles individuell vorzunehmen.


Bei Applikation in Gewebe, aus denen eine schnelle Resorption von Substanzen erfolgt,

sollte eine Einzeldosierung von 300 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O ohne Vasokonstrik-

torzusatz oder 500 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O mit Vasokonstriktorzusatz nicht über-

schritten werden. Bei Kindern und älteren Patienten muss eine Dosisanpassung vorge-

nommen werden.

Als Einzeldosen für Jugendliche über 15 Jahren und Erwachsene mit einer durch-schnittlichen Körpergröße gilt folgende Empfehlung:


Anwendungsart

Einzeldosis

Konzentration

Hautquaddeln

pro Quaddel

Bis zu 20 mg

0,5-1 %


Bei Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand bzw. veränderter Plasmaeiweißbindung

(z.B. Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, Karzinomerkrankungen, Schwangerschaft)

müssen grundsätzlich kleinere Dosen angewendet werden.


Bei Patienten mit Niereninsuffizienz wird eine verkürzte Wirkzeit der Lokalanästhetika be-

obachtet. Dies wird auf einen beschleunigten Transport des Lokalanästhetikums in die

Blutbahn durch Azidose und gesteigertes Herz-Zeit-Volumen zurückgeführt.


Bei Lebererkrankungen ist die Toleranz gegen Säureamid-Lokalanästhetika herabge-

setzt. Verantwortlich hierfür wird ein verminderter hepatischer Metabolismus gemacht

sowie eine verringerte Proteinsynthese mit einer daraus resultierenden niedrigeren

Plasmaproteinbindung von Lokalanästhetika. In diesen Fällen wird ebenfalls eine er-

niedrigte Dosis empfohlen.


Bei Patienten mit zerebralem Anfallsleiden muss verstärkt auf die Manifestation zentral-

nervöser Symptome geachtet werden. Auch bei nicht hohen Lidocain-Dosen muss mit

einer gesteigerten Krampfbereitschaft gerechnet werden. Beim Melkersson-Rosenthal-

Syndrom können allergische und toxische Reaktionen des Nervensystems auf Lokal-

anästhetika vermehrt auftreten.


Bei Patienten mit Zeichen einer Herzinsuffizienz oder klinisch relevanten Störungen der

kardialen Erregungsbildung und –ausbreitung ist die Dosis zu reduzieren und eine stete

Kontrolle der Funktionsparameter erforderlich, auch nach Wirkungsende des Lokal-

anästhetikums. Nichtsdestoweniger kann die lokale oder regionale Nervenblockade das

anästhesiologische Verfahren der Wahl sein.


Für Kinder sind Dosierungen individuell unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht zu

berechnen.


Für ältere Menschen sind Dosierungen individuell unter Berücksichtigung von Alter und

Gewicht zu berechnen.


Art und Dauer der Anwendung

Lidocain-Presselin®1 % wird in die gesunde Haut (intrakutan) eingespritzt.


Lidocain Presselin®1 % sollte nur von Personen mit entsprechenden Kenntnissen zur

erfolgreichen Durchführung der Neuraltherapie angewendet werden.


Grundsätzlich gilt, dass bei kontinuierlicher Anwendung nur niedrig konzentrierte

Lösungen von Lidocainhydrochlorid 1 H2O appliziert werden.


Die Injektionslösung ist nur zur einmaligen Entnahme vorgesehen. Die Anwendung muss

unmittelbar nach Öffnung des Behältnisses erfolgen. Nicht verbrauchte Reste sind zu

verwerfen.


Gegenanzeigen


Lidocain- Presselin®1 % darf nicht angewendet werden,



Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Lidocain-Presselin®1 % darf nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden bei



Vor einer Lokalanästhesie ist grundsätzlich auf eine ausreichende Volumensubstitution

zu achten. Bestehende Hypovolämien müssen behoben werden.


Ist eine Allergie gegen Lidocain bekannt, so muss mit einer Kreuzallergie gegen andere Säureamid-Lokalanästhetika gerechnet werden.


Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Gefährdungsgrad, weil das Risiko für zentralnervöse Intoxikationssymptome erhöht ist.


Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:

Bei Risikopatienten und bei Verwendung höherer Dosierungen (mehr als 25 %

der maximalen Einzeldosis bei einzeitiger Gabe) intravenösen Zugang für Infusion anlegen (Volumensubstitution).

gesetzter Wirksamkeit).

Mitteln beachten.


Vor der Injektion eines Lokalanästhetikums ist darauf zu achten, dass das Instrumen-tarium zur Wiederbelebung (z.B. zur Freihaltung der Atemwege und zur Sauerstoff-zufuhr) und die Notfallmedikation zur Therapie toxischer Reaktionen sofort verfügbar sind.


Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutgerinnungshemmern (Antikoagu-lanzien, wie z.B. Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmitteln nicht nur eine versehentliche Gefäßverletzung im Rahmen der Schmerzbehandlung zu einer ernsthaften Blutung führen kann, sondern dass allgemein mit einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Gegebenenfalls sollten die Blutungszeit und die partielle Thromboplastinzeit (PTT), resp. aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) bestimmt, der Quick-Test durchgeführt und die Thrombozytenzahl überprüft werden.

Diese Untersuchungen sollten bei Risikopatienten auch im Falle einer Low-dose-Heparin-

Prophylaxe (vorsorgliche Behandlung mit dem Blutgerinnungshemmer Heparin in niedriger Dosis) vor der Anwendung von Lidocain-Presselin®1 % durchgeführt werden.

Gegebenenfalls ist die Antikoagulanzientherapie zeitig genug abzusetzen.


Eine Anästhesie bei gleichzeitiger Vorsorgetherapie zur Vermeidung von Thrombosen

(Thromboseprophylaxe) mit niedermolekularem Heparin sollte nur unter besonderer

Vorsicht durchgeführt werden.


Bei bestehender Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (z.B. Acetylsalicyl-

säure) wird in den letzten fünf Tagen vor der geplanten rückenmarksnahen Injektion

eine Bestimmung der Blutungszeit als notwendig angesehen.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Die gleichzeitige Gabe gefäßverengender Arzneimittel führt zu einer längeren Wirkdauer

von Lidocain-Presselin®1 %.


Bei gleichzeitiger Gabe von Lidocain-Presselin®1 % und Secale-Alkaloiden (wie z.B. Ergotamin) oder Epinephrin kann ein ausgeprägter Blutdruckabfall auftreten.



Vorsicht ist geboten bei Einsatz von Sedativa, die ebenfalls die Funktion des Zentral-

nervensystems beeinflussen und die toxische Wirkung von Lokalanästhetika verändern können. Es besteht ein Antagonismus zwischen Lokalanästhetika einerseits und Sedativa und Hypnotika andererseits. Die beiden letztgenannten Medikamentengruppen heben die Krampfschwelle des ZNS an.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Aprindin und Lidocain Lidocain-Presselin®1 % ist eine Summation der Nebenwirkungen möglich. Aprindin hat aufgrund der chemischen Strukturähnlichkeit mit Lokalanästhetika ähnliche Nebenwirkungen.


Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Therapie mit Propranolol, Diltiazem und Verapamil.

Durch eine Abnahme der Lidocain-Clearance kommt es zu einer deutlichen Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit mit Kumulationsgefahr. Kombinationen verschiedener Lokalanästhetika rufen additive Wirkungen an kardiovaskulärem System und ZNS hervor.


Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe des H2-Antagonisten Cimetidin. Durch eine Abnahme der Leberdurchblutung und Hemmung mikrosomaler Enzyme können bereits

nach Interkostalblockade toxische Lidocain-Plasmaspiegel auftreten.


Die Wirkung nicht depolarisierender Muskelrelaxantien wird durch Lidocain-Presselin®

1 % verlängert.


Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Eine Anwendung von Lidocain während der Schwangerschaft soll nur erfolgen, wenn es

unbedingt erforderlich ist. Kontrollierte Untersuchungen an Schwangeren liegen nicht vor.

Daten über eine begrenzte Anzahl von exponierten Schwangeren geben keinen Hinweis

auf kongenitale Effekte durch Lidocain. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktions-toxizität gezeigt. (siehe 5.3).


Lidocain passiert die Plazenta rasch. Bei Neugeborenen mit hohen Plasmakonzentra-

tionen kann Lidocain eine Dämpfung des ZNS und damit eine Senkung des APGAR-Score bewirken.

Lidocain ist in der Geburtshilfe nicht in Konzentrationen über 1 % anzuwenden.


Die Verwendung von Lidocain bei der Parazervikalblockade kann zu einer Tachykardie oder Bradykardie des Fetus führen. Eine akzidentelle Injektion in die Subkutis des Fetus während einer Parazervikal- oder Perinealblockade kann zu Apnoe, Hypotonie und Krampfanfällen führen und stellt ein lebensbedrohendes Risiko für das Neugeborene dar.


Stillzeit

Lidocain geht in geringer Menge in die Muttermilch über. Eine Gefahr für den Säugling

erscheint bei therapeutischen Dosen unwahrscheinlich.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Bei operativer oder großflächiger Anwendung von Lidocain-Presselin®1 % muss vom Arzt im Einzelfall entschieden werden, ob der Patient aktiv am Straßenverkehr teil-

nehmen oder Maschinen bedienen darf.



Nebenwirkungen


Die möglichen Nebenwirkungen nach Anwendung von Lidocain-Presselin®1 % ent-sprechen weitgehend denen anderer Lokalanästhetika vom Säureamid-Typ. Uner-wünschte, systemische Wirkungen, die bei Überschreiten eines Blutplasmaspiegels von 5 bis 10 µgLidocain pro ml auftreten können, sind methodisch (aufgrund der Anwendung), pharmakodynamisch oder pharmakokinetisch bedingt und betreffen das Zentralnerven- und das Herzkreislaufsystem.


Bei Plasmakonzentrationen, wie sie bei regelrechter Anwendung im Allgemeinen erreicht

werden, wird der Blutdruck in der Regel nur gering gradig durch die positiv inotrope und positiv chronotrope Wirkung von Lidocain-Presselin®1 % beeinflusst.


Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein.


Die Auslösung einer malignen Hyperthermie ist, wie bei anderen Lokalanästhetika, auch

für Lidocain nicht auszuschließen. Im Allgemeinen wird jedoch der Einsatz von Lidocain bei Patienten mit maligner Hyperthermie für sicher gehalten, auch wenn über das Auftreten einer malignen Hyperthermie bei einem Patienten, der Lidocain zur Epidural-anästhesie erhalten hatte, berichtet wurde.


Allergische Reaktionen auf Lidocain in Form von Urtikaria, Ödem, Bronchospasmus oder eines Atemnotsyndroms sowei Kreislaufreaktionen werden gelegentlich (kleiner 1 % aber größer 0,1 %) beschrieben.


Überdosierung


Symptome einer Überdosierung


Lidocain wirkt in niedrigen toxischen Dosierungen als zentrales Nervenstimulans,

in hohen toxischen Bereichen kommt es zu Depression der zentralen Funktionen. Die Lidocain-Intoxikation verläuft in 2 Phasen:


Stimulation

ZNS: Periorale Missempfindungen, Gefühl der tauben Zunge, Unruhe, Delirium, Krämpfe

(tonisch-klonisch).


Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht (beschleunigter Herzschlag), Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.


Depression

ZNS: Koma, Atemstillstand.


Kardiovaskulär: Puls nicht tastbar, Blässe, Herzstillstand.


Patienten mit einer beginnenden Lokalanästhetika-Intoxikation fallen zunächst durch

exzitatorische Symptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störungen sowie Kribbeln, vor allem an Zunge und Lippenbereich. Die Sprache ist verwaschen, Schüttelfrost und Muskelzuckungen sind Vorboten eines

drohenden generalisierten Krampfanfalls. Subkonvulsive Plasmaspiegel von Lidocain führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonischtonischer Form. Bei fortschreitender ZNS-Intoxikation kommt es zu einer zunehmenden Funktionsstörung des Hirnstammes mit den Symptomen Atemdepression und Koma bis hin zum Tod.


Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines toxischen Effekts auf das kardio-vaskuläre System. Die Hypotension wird hauptsächlich durch eine Hemmung bzw.

Blockade der kardialen Reizleitung verursacht. Die toxischen Wirkungen sind jedoch

klinisch von relativ untergeordneter Bedeutung.


Notfallmaßnahmen und Gegenmittel

Bei Auftreten zentraler oder kardiovaskulärer Symptome einer Intoxikation sind folgende

Gegenmaßnahmen erforderlich:


kontrolliert beatmen (zunächst über Maske und mit Beatmungsbeutel, dann erst über

einen Trachealtubus). Die Sauerstofftherapie darf nicht bereits bei Abklingen der Symptome, sondern erst dann abgesetzt werden, wenn alle Vitalfunktionen zur Norm

zurückgekehrt sind.

Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck, Puls und Pupillenweiten.


Diese Maßnahmen gelten auch für den Fall einer akzidentellen totalen Spinalanästhesie,

deren erste Anzeichen Unruhe, Flüsterstimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Be-

wußtlosigkeit und Atemstillstand übergehen.


Weitere mögliche Gegenmaßnahmen sind:


Bei einem akuten und bedrohlichen Blutdruckabfall sollte unverzüglich eine Flach-lagerung des Patienten mit einer Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-

Sympathomimetikum langsam intravenös injiziert werden (z.B. 10 bis 20 Tropfen

pro Minute einer Lösung von 1 mg Isoprenalin in 200 ml Glukoselösung 5 %).


Zusätzlich ist eine Volumensubstitution vorzunehmen (z.B. mit kristalloiden Lösungen).


Bei erhöhtem Vagotonus (Bradykardie) wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i.v.) verabreicht.


Bei Verdacht auf Herzstillstand sind die erforderlichen Maßnahmen der Reanimation

durchzuführen.


Konvulsionen werden mit kleinen, wiederholt verabreichten Dosen ultrakurz-wirken-

der Barbiturate (z.B. Thiopental-Natrium 25 bis 50 mg) oder mit Diazepam 5 bis 10 mg i.v. behandelt; dabei werden die Dosen fraktioniert bis zum Zeitpunkt der sicheren Kontrolle verabreicht.


Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauerstoffbeatmung zur Behandlung ausreicht.


Bei anhaltenden Krämpfen werden Thiopental-Natrium (250 mg) und ein kurzwirk-sames Muskelrelaxans verabreicht, und nach Intubation wird mit 100 % Sauerstoff beatmet.


Zentral wirkende Analeptika sind kontraindiziert bei Intoxikation durch Lokal-anästhetika!



Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakodynamische Eigenschaften


Lidocain ist ein Lokalanästhetikum vom Säureamid-Typ. Die Base hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensorische, motorische und autonome Nervenfasern sowie die Erregungsleitung des Herzens.

Lidocain hebt reversibel und örtlich begrenzt das Leitungsvermögen der sensiblen

Nervenfasern auf. Nach der Schmerzempfindung wird in dieser fallenden Reihenfolge die Empfindung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck herabgesetzt.


Lidocain wirkt außerdem antiarrhythmisch. Es zeigt zusätzlich eine schwache antihista-

minerge und parasympatholytische Wirkung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lokalanästhetika besitzt Lidocain keine gefäßerweiternde Wirkung.


Lidocain setzt die Membranpermeabilität für Kationen, insbesondere für Natriumionen, in

höheren Konzentrationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentrationsab-

hängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbildung des Aktionpotentials notwendige, plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität verringert ist.

Lidocain dringt vom Zellinneren in den geöffneten Na-Kanal der Zellmembran ein und

blockiert durch Besetzung einer spezifischen Bindungsstelle dessen Leitfähigkeit. Eine

direkte Wirkung des in die Zellmembran eingelagerten Lidocain ist demgegenüber von

untergeordneter Bedeutung. Da Lidocain jedoch, um an seinen Wirkort zu gelangen, zunächst in die Zellen eindringen muss, ist die Wirkung vom PKA-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an ungeladener Base, die besser als die Kationen in die lipophile Nervenmembran permeieren kann. Im entzündeten Gewebe ist die Wirkung aufgrund des dort vorliegenden sauren pH-Werts herabgesetzt.


Nach intravenöser Gabe verteilt sich die Substanz schnell in stark durchbluteten Organen (Herz, Leber, Lunge), gefolgt von einer Umverteilung in die Skelettmuskulatur und das Fettgewebe.


Die Wirkdauer beträgt ca. 30. Minuten.


Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Halbwertszeit der alpha-Verteilungsphase liegt bei 6 bis 9 Minuten.


Nach intramuskulärer Injektion von 400 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O (Interkostalblock)

wurde Cmax im Plasma mit 6,48 µg Lidocain/ml bestimmt. Die tmax nach intramuskulärer Applikation wurde zu 5 bis 15 min ermittelt, bei Dauerinfusion wird der Steady-state-Plasmaspiegel erst nach 6 h (Bereich 5 bis 7 h) erreicht. Therapeutische Wirkspiegel stellen sich aber bereits nach 15 bis 60 min ein. Im Vergleich hierzu lagen die Cmax-Werte nach subkutaner Gabe bei 4,91 µg Lidocain/ml (Vaginalapplikation), bzw. 1,95 µg

Lidocain/ml (Abdominalapplikation). In einer Studie mit 5 gesunden Probanden wurde

30 min nach maxillar-buccaler Infiltrationsanästhesie mit 36 mg Lidocainhydrochlorid

1 H2O in 2%iger Lösung ein Cmax-Wert von durchschnittlich 0,31 µg Lidocain/ml erreicht.

Bei Injektion in den Epiduralraum scheint die gemessene maximale Plasmakonzentration

nicht linear abhängig von der applizierten Dosis zu sein. 400 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O führten hier zu Cmax-Werten von 4,27 µg Lidocain/ml bzw. 2,65 µg Lidocain/ml.


Zum pharmakokinetischen Verhalten nach intrathekaler Applikation liegen keine Daten vor.


Die Bioverfügbarkeit nach oraler Aufnahme wurde aufgrund des First-pass-Effektes mit

35 % bestimmt.

Das Verteilungsvolumen (VD) beträgt bei Gesunden 1,5 l/kg (Bereich 1,3 bis 1,7 l/kg), ist bei Herzinsuffizienz erniedrigt auf 0,8 bis 1,0 l/kg und bei Leberinsuffizienz erhöht auf etwa 2,3 l/kg. Bei Neugeborenen liegt VD bei 2,7 l/kg.


Lidocain und sein Metabolit Monoethylglycinxylidid passieren langsam die Blut-Hirn-Schranke. Lidocain wird an alpha1-saures Glycoprotein gebunden (60 bis 80 %).

Lidocain wird in der Leber durch Monooxygenasen rasch metabolisiert. Hauptrichtung der Biotransformation sind die oxidative Entalkylierung, Ringhydroxylierung und Amidhydro-

lyse. Hydroxyderivate werden konjugiert. Insgesamt werden etwa 90 % der verabreichten Dosis zu 4-Hydroxy-2,6-xylidin, 4-Hydroxy-2,6-xylidinglucuronid und in geringerem Maß zu den noch wirksamen Metaboliten Monoethylglycinxylidid und Glycinxylidid meta-

bolisiert, die aufgrund ihrer längeren Halbwertszeit besonders bei längerdauernden Infusionen und bei Niereninsuffizienz kumulieren können. Bei Lebererkrankungen kann die Metabilisierungsrate auf 10 bis 50 % des Normalwerts abfallen.


Lidocain und seine Metaboliten werden renal eliminiert. Der Anteil an unveränderter Substanz beträgt etwa 5 bis 10 %.


Die Eliminationshalbwertzeit liegt bei 1,5 bis 2 h bei Erwachsenen bzw. 3 h bei Neuge-

borenen. Sie kann bei schwerer Herzinsuffizienz auf 4 bis 10 (bis 12) h, bei chronisch

akoholgeschädigter Leber auf 4,5 bis 6 h verlängert sein. Die Halbwertzeiten der beiden noch wirksamen Metaboliten Monoethylglycinxylidid und Glycinxylidid liegen bei 2 bzw.

10 h. Die Halbwertzeiten von Lidocain und Monoethylglycinxylidid verlängern sich bei

Patienten mit Myokardinfarkt, ebenso die Halbwertzeit von Glycinxylidid bei Herzinsuffi-

zienz nach einem Herzinfarkt.


Bei Niereninsuffizienz wurden Plasmahalbwertzeiten für Glycinxylidid von etwa 10 h, für Lidocain von 2 bis 3 h gemessen. Bei wiederholter intravenöser Applikation von Lidocain besteht in den genannten Fällen die Gefahr einer Kumulation.


Die Eliminationsgeschwindigkeit ist pH-abhängig und wird durch Ansäuern des Harns er-

höht. Die Clearance liegt bei 0,95 l/min.


Lidocain passiert die Plazenta mittels einfacher Diffusion und erreicht wenige Minuten nach Applikation den Feten. Das Verhältnis der fetalen zur maternalen Serumkonzen-tration liegt nach epiduraler Applikation bei 0,5 bis 0,7. Nach Infiltration des Perineums und parazervikaler Blockade wurden deutlich höhere Konzentrationen im Nabelschnur-blut gemessen. Die Eliminationshalbwertzeit von Lidocain bei Neugeborenen nach Epi-

duralanästhesie der Mutter beträgt ungefähr drei Stunden, nach Infiltration des Peri-

neums und parazervikaler Blockade war Lidocain noch über 48 Stunden im Urin des

Neugeborenen nachweisbar.


Lidocain wird mit der Muttermilch ausgeschieden.


Präklinische Daten zur Sicherheit


Es liegen zahlreiche Untersuchungen an unterschiedlichen Tierarten zur akuten Toxizität

von Lidocain vor. Anzeichen einer Toxizität waren ZNS-Symptome. Dazu zählten auch

Krampfanfälle mit tödlichem Ausgang. Die beim Menschen ermittelte toxische (kardiovas-

kuläre oder zentralnervöse Symptome, Krämpfe) Plasmakonzentration von Lidocain wird

mit 5 µg/ml bis > 10 µg/ml Blutplasma angegeben.


Mutagenitätsuntersuchungen mit Lidocain verliefen negativ. Dagegen gibt es Hinweise,

dass ein bei der Ratte, möglicherweise auch beim Menschen aus Lidocain entstehendes Stoffwechselprodukt, 2,6-Xylidin, mutagene Wirkungen haben könnte. Diese Hinweise ergeben sich aus In-vitro-Tests, in denen dieser Metabolit in sehr hohen, fast toxischen Konzentrationen eingesetzt wurde. Darüber hinaus zeigte 2,6-Xylidin in einer Kanzero-genitätsstudie an Ratten mit transplazentarer Exposition und nachgeburtlicher Behandlung der Tiere über 2 Jahre ein tumorigenes Potential. In diesem hochemp-findlichen Testsystem wurden bei sehr hohen Dosierungen bösartige und gutartige Tumoren vor allem in der Nasenhöhle (Ethmoturbinalia) beobachtet. Da eine Relevanz dieser Befunde für den Menschen nicht hinreichend sicher auszuschliessen ist, sollte Lidocain nicht über längere Zeit in hohen Dosen verabreicht werden.


Studien zur Reproduktionstoxizität ergaben keine Hinweise auf teratogene Eigen-

schaften. Allein eine Reduzierung des Fetalgewichtes wurde beobachtet. Bei Nach-

kommen von Ratten, die während der Trächtigkeit eine Dosis Lidocain erhielten, die fast der für den Menschen empfohlenen Maximaldosis entspricht, wurde von Verhaltens-änderungen berichtet.


Pharmazeutische Angaben


Liste der sonstigen Bestandteile

Wasser für Injektionszwecke


Inkompatibilitäten

Bestimmte Zubereitungen mit Lidocainhydrochlorid 1 H2O sind mit alkalischen Lösungen

(z.B. Natriumhydrogencarbonathaltige Lösungen) inkompatibel und dürfen daher nicht mit diesen gemischt werden.


Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Das Behältnis im Umkarton aufbewahren. Nur klare Lösungen in unversehrten Behältnissen verwenden.


Art und Inhalt des Behältnisses
Packungen mit 5 und 50 Ampullen zu 2 ml


Hinweise für die Handhabung und Entsorgung

Keine besonderen Anforderungen


Pharmazeutischer Unternehmer/Inhaber der Zulassung

Combustin Pharmazeutische Präparate GmbH

Offinger Straße 7, 88525 Hailtingen

Tel. 07371 / 965356 Fax 07371 / 965358

info@combustin.de, www.presselin.de


Zulassungsnummer

6463972.00.00


Datum der Zulassung

10.11.2003


Stand der Information

Februar 2008


Verkaufsabgrenzung

Apothekenpflichtig


19


58d13319d941499fa2450e40fc8a3450.rtf