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Lidocain-"Welk" 1 %

Document: 11.08.2004   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


Lidocain-“WELK“1 % Pharmafrid Arzneimittel GmbH


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Lidocain-“WELK“ 1 %



2. Arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge

Lidocainhydrochlorid 1 H2O 10 mg pro ml.

(entsprechend 8,11 mg Lidocain)


3. Darreichungsform

1 ml Injektionslösung enthält 10 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O.


4. Klinische Angaben

Anwendungsgebiete

Lidocain-“WELK“1 % ist angezeigt zur lokalen und regionalen Nervenblockade.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die gewünschte ausreichende Anästhesie erreicht wird. Die Dosierung ist entsprechend den Besonderheiten des Ein­zelfal­les individuell vorzunehmen:

Bei Applikation in Gewebe, aus denen eine schnelle Resorption von Substanzen erfolgt, sollte eine Einzeldosierung von 300 mg Lido­cainhydrochlorid 1 H2O ohne Vasokonstriktorzusatz oder 500 mg Lidocainhydrochloroid 1 H2O mit Vaso­konstriktorzusatz nicht überschritten werden. Bei Kindern und älte­ren Patienten muss eine Dosisanpassung vorgenommen werden.


Für die einzelnen Anwendungsarten gelten als Einzeldosen für Ju­gendliche über 15 Jahren und Erwachsene mit einer durchschnittli­chen Körpergröße folgende Empfehlungen:


Oberflächenanästhesie bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Hautquaddeln pro Quaddel bis zu 20 mg (= 2 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Infiltration bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

periphere Nervenblockade bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Stellatum-Blockade bis zu100 mg (= 10 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Grenzstrang-Blockade bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Paravertebralanästhesie bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Epiduralanästhesie bis zu 300 mg (= 30 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)

Feldblock bis zu 500 mg (= 50 ml Lidocain-”WELK®” 1 %)


Bei der Periduralanästhesie ist altersabhängig zu dosieren. Für den Lumbalbereich gelten folgende Richtwerte:


5jährige: 0,5 ml pro Segment

10jährige 0,9 ml pro Segment

15jährige 1,3 ml pro Segment

20jährige 1,5 ml pro Segment

40jährige 1,3 ml pro Segment

60jährige 1,0 ml pro Segment

80jährige 0,7 ml pro Segment


Lidocainhydrochlorid 1 H2O kann außer zur intravenösen Regio­nalanästhesie mit einem vasokonstriktorischen Zusatz, wie z. B. Epinephrin, zur Wirkungsverlängerung kombiniert werden; bewährt hat sich ein Epinephrinzusatz von 1 : 100 000 bis 1 : 200 000. Besonders im Bereich der Zahnheilkunde kann die Verwendung eines vasokonstruktorhaltigen Lokalanästhetikums bei Einsatz von kurz- bis mittellangwirkenden Substanzen unverzichtbar sein. Li­docainhydrochlorid 1 H2O mit Epinephrinzusatz sollte nur für An­ästhesien im Gesichtsbereich (Zahn, Mund, Kiefer) eingesetzt werden.


Bei Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand bzw. veränder­ter Plasmaeiweißbindung (z. B. Niereninsuffizienz, Leberinsuffi­zienz, Karzinomerkrankungen, Schwangerschaft) müssen grundsätzlich kleinere Dosen angewendet werden.

Bei Patienten mit Niereninsuffizienz wird eine verkürzte Wirkzeit der Lokalanästhetika beobachtet. Dies wird auf einen beschleu­nigten Transport des Lokalanästhetikums in die Blutbahn, durch Azidose und gesteigertes Herz-Zeit-Volumen zurückgeführt.

Bei Lebererkrankungen ist die Toleranz gegen Säureamid-Lo­kal­anästhetika herabgesetzt. Verantwortlich hierfür wird ein ver­min­derter hepatischer Metabolismus gemacht sowie eine verrin­gerte Proteinsynthese mit einer daraus resultierenden niedrige­ren Plas­maproteinbindung von Lokalanästhetika. In diesen Fäl­len wird ebenfalls eine erniedrigte Dosis empfohlen.

Bei Patienten mit zerebralem Anfallsleiden muss verstärkt auf die Manifestation zentralnervöser Symptome geachtet werden. Auch bei nicht hohen Lidocainhydrochlorid 1 H2O-Dosen muss mit einer gesteigerten Krampfbereitschaft gerechnet werden. Beim Melkersson-Ro­sen­thal-Syndrom können allergische und toxische Reaktionen des Nerven­systems auf Lokalanästhetika vermehrt auftreten.

Bei Patienten mit Zeichen einer Herzinsuffizienz oder klinisch rele­vanten Störungen der kardialen Erregungsbildung und -aus­breitung ist die Dosis zu reduzieren und eine stete Kontrolle der Funktions­parameter erforderlich, auch nach Wirkungsende des Lokalan­ästhetikums. Nichtsdestoweniger kann die lokale oder regionale Nervenblockade das anästhesiologische Verfahren der Wahl sein.

Für Kinder sind Dosierungen individuell unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht zu berechnen. Für die Anwendung zur Anästhesie bei Kindern sollten niedrig konzentrierte Lidocainhydrochlorid 1 H2O-Lösungen (0,5%) gewählt werden. Zur Erreichung von vollständigen motorischen Blockaden kann die Verwendung von höher konzentrierten Lidocainhydrochlorid 1 H2O-Lösungen (1%) erforderlich sein.

Für ältere Menschen sind Dosierungen individuell unter Berücksichtigung von Alter und Gewicht zu berechnen.

Vornehmlich bei älteren Patienten kann eine plötzliche arterielle Hypotensoin als Komplikation bei Periduralanästhesie mit Lidocain-“WELK“ 1 % auftreten.

In der geburtshilflichen Peridualanästhesie ist wegen der veränderten anatomischen Verhältnisse eine Dosisreduktion um etwa ein Drittel erforderlich.



Art und Dauer der Anwendung

Lidocain-“WELK®“ 1 % wird in Abhängigkeit vom jeweiligen An­ästhe­sieverfahren intrakutan, subkutan, zur Regio­nalanästhesie intravenös oder zur rückenmarksnahen Leitungsanästhesie pe­ridural injiziert, in einem umschriebenen Bezirk in das Gewebe ein­gespritzt (Infiltration) oder in Abhängigkeit von den anatomischen Verhältnissen nach gezielter Punktion lokal appliziert.

Lidocain-“WELK®“ 1 % sollte nur von Personen mit entspre­chen­den Kenntnissen zur erfolgreichen Durchführung der jewei­ligen Anästhesieverfahren angewendet werden.

Grundsätzlich gilt dass bei kontinuierlicher Anwendung nur nied­rig konzentrierte Lösungen von Lidocainhydrochlorid 1 H2O appliziert werden.

Die Injektionslösung ist nur zur einmaligen Entnahme vorgesehen. Die Anwendung muss unmittelbar nach Öffnen des Behältnisses erfol­gen. Nicht verbrauchte Reste sind zu verwerfen.


4.3 Gegenanzeigen

Lidocain-“WELK“ 1 % darf nicht angewendet werden

  • bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Lokalanästhetika vom Säure­amid-Typ,

  • bei schweren Störungen des Herz-Reizleitungssystems,

  • bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz,

  • bei kardiogenem oder hypovolämischen Schock,

  • in der Geburtshilfe bei einer drohenden oder bereits bestehenden Blutung zur Epiduralanästhesie.


Zusätzlich sind die speziellen Gegenanzeigen für die Spi­nal- und die Periduralanästhesie zu beachten, wie z. B.

  • nicht korrigierter Mangel an Blutvolumen,

  • erhebliche Störungen der Blutgerinnung,

  • erhöhter Hirndruck.

Zur Durchführung einer rückenmarksnahen Anästhesie unter den Bedingungen einer Blutgerinnungsprophylaxe siehe unter „Vorsichtsmaßnahmen“.


Hinweis

Das Risiko postspinaler Kopfschmerzen, das bei Jugendlichen und Erwachsenen bis ca. 30 Jahren bei der Durchführung der Spinalanästhesie gegeben ist, lässt sich durch die Wahl geeigneter dünner Injektionskanülen deutlich senken.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Lidocain-“WELK®“ 1 % darf nur mit besonderer Vorsicht ange­wendet werden bei

  • Nieren- oder Lebererkrankung,

  • Myasthenia gravis,

  • Injektion in ein entzündetes (infiziertes) Gebiet.


Vor einer Lokalanästhesie ist grundsätzlich auf eine ausreichende Volumensubstitution des Kreislaufes zu achten. Bestehende Hypovolämien müssen behoben werden.

Ist eine Allergie gegen Lidocain bekannt, so muss mit einer Kreuzallergie gegen andere Säureamid-Lokalanästhetika ge­rechnet werden.

Eine intravenöse Injektion oder Infusion darf nur unter sorgfälti­ger Kreislaufüberwachung erfolgen. Alle Maßnahmen zur Beat­mung, antikonvulsiven Therapie und Reanimation müssen vor­handen sein.

Bei Lösen der Blutsperre im Rahmen der intravenösen Regio­nalanästhesie ist das Risiko von Nebenwirkungen erhöht. Daher sollte das Lokalanästhetikum fraktioniert abgelassen werden.

Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Ge­fährdungsgrad, weil das Risiko für zentralnervöse Intoxikations­symptome erhöht ist.

Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Bei Risikopatienten und bei Verwendung höherer Dosierun­gen (mehr als 25 % der maximalen Einzeldosis bei einzeiti­ger Gabe) intravenösen Zugang für Infusion anlegen (Volumensubstitution).

  • Dosierung so niedrig wie möglich wählen.

  • In der Regel keinen Vasokonstriktorzusatz verwenden (s. Dosierungsanleitung).

  • Korrekte Lagerung des Patienten beachten.

  • Vor Injektion sorgfältig in zwei Ebenen aspirieren (Drehung der Kanüle).

  • Vorsicht bei Injektion in infizierte Bereiche (aufgrund ver­stärkter Resorption bei herabgesetzter Wirksamkeit).

  • Injektion langsam vornehmen.

  • Blutdruck, Puls und Pupillenweite kontrollieren.

  • Allgemeine und spezielle Kontraindikationen sowie Wech­selwir­kungen mit anderen Mitteln beachten.


Vor der Injektion eines Lokalanästhetikums ist darauf zu achten, dass das Instrumentarium zur Wiederbelebung (z. B. zur Freihal­tung der Atemwege und zur Sauerstoffzufuhr) und die Notfallmedi­kation zur Therapie toxischer Reaktionen sofort ver­fügbar sind.

Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutgerinnungs­hemmern (Antikoagulantien, wie z. B. Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmitteln nicht nur eine versehent­liche Gefäßverletzung im Rahmen der Schmerzbehandlung zu ernsthaften Blutungen führen kann, sondern dass allgemein mit ei­ner erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Ggf. soll­ten die Blutungszeit und die partielle Thromboplastinzeit (PTT), resp. aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) be­stimmt, der Quick-Test durchgeführt und die Thrombozytenzahl überprüft wer­den. Diese Untersuchungen sollten bei Risikopati­enten auch im Falle einer Low-dose-Heparinprophylaxe (vorsorgliche Behandlung mit dem Blutgerinnungshemmer He­parin in niedriger Dosis) vor der Anwendung von Lidocain-“WELK®“ 2 % durchgeführt werden.

Eine Anästhesie bei gleichzeitiger Vorsorgetherapie zur Vermei­dung von Thrombosen (Thromboseprophylaxe) mit niedermole­kula­rem Heparin sollte nur unter besonderer Vorsicht durchge­führt werden.

Bei bestehender Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheuma­tika (z. B. Acetylsalicylsäure) wird in den letzten fünf Tagen vor der ge­planten rückenmarksnahen Injektion eine Bestimmung der Blu­tungszeit als notwendig angesehen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Gabe gefäßverengender Arzneimittel führt zu einer längeren Wirkdauer von Lidocain-“WELK®“ 1 %.

Bei gleichzeitiger Gabe von Lidocain-“WELK®“ 1 % und Secale-Alkaloiden (wie z. B. Ergotamin) oder Epinephrin kann ein aus­geprägter Blutdruckabfall auftreten.

Vorsicht ist geboten bei Einsatz von Sedativa, die ebenfalls die Funktion des ZNS beeinflussen und die toxische Wirkung von Lokalanästhetika verändern können. Es besteht ein Antagonis­mus zwischen Lokalanästhetika einerseits und Sedativa und Hypnotika andererseits. Die beiden letztgenannten Medikamen­tengruppen heben die Krampfschwelle des ZNS an.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Aprindin und Lidocain-“WELK®“ 1 % ist eine Summation der Nebenwirkungen möglich. Aprindin hat aufgrund der chemischen Strukturähnlichkeit mit Lokalanästhetika ähnliche Nebenwirkungen.

Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Therapie mit Propranolol, Diltiazem und Verapamil. Durch eine Abnahme der Lidocain-hydrochlorid 1 H2O-Clearance kommt es zu einer deutlichen Verlängerung der Eli­minationshalbwertszeit mit Kumulationsgefahr.

Kombinationen verschiedener Lokalanästhetika rufen additive Wirkungen an kardiovaskulärem System und ZNS hervor.

Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe des H2-Antagonisten Cimetidin. Durch eine Abnahme der Leberdurchblutung und Hemmung mikrosomaler Enzyme können bereits nach Interkostalblockade toxische Lidocain-Plasmaspiegel auftreten.

Die Wirkung nicht depolarisierender Muskelrelaxantien wird durch Lidocain-“WELK“ 1 % verlängert.


Wichtigste Inkompatibilitäten

Lidocain-“WELK“ 1 % darf nicht mit alkalischen Lösungen (z. B. Natriumhydrogencarbonat-Lösung) gemischt werden, da Inkompa­tibilitäten auftreten.


4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Anwendung von Lidocain während der Schwangerschaft soll nur erfolgen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Kontrollierte Untersuchungen an Schwangeren liegen nicht vor. Daten über eine begrenzte Anzahl von exponierten Schwangeren geben keinen Hinweis auf kongenitale Effekte durch Lidocain. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (s. 5.3).

Lidocain passiert die Plazenta rasch. Bei Neugeborenen mit hohen Plasmakonzentrationen kann Lidocain eine Dämpfung des ZNS und damit eine Senkung des Apgar-Score bewirken.

Lidocain ist in der Geburtshilfe nicht in Kon­zentrationen über 1 % anzu­wenden.

Kontraindiziert ist die Periduralanästhesie mit Lidocain in der Geburtshilfe bei einer drohenden oder bereits bestehenden Blutung.


Die Verwendung von Lidocain bei der Parazervikalblockade kann zu einer Tachykardie oder Bradykardie des Fötus führen. Eine akzidentelle Injektion in die Subkutis des Fötus während einer Parazervikal- oder Perinealblockade kann zu Apnoe, Hypotonie und Krampfanfällen führen und stellt ein lebensbedrohendes Risiko für das Neugeborene dar.

Stillzeit: Lidocain geht in geringer Menge in die Muttermilch über. Eine Gefahr für den Säugling erscheint bei therapeutischen Dosen unwahrscheinlich.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Bei operativer, zahnärztlicher oder großflächiger Anwendung von Lidocain-“WELK®“ 1 % muss vom Arzt im Einzelfall entschieden werden, ob der Patient aktiv am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen darf.


4.8. Nebenwirkungen

Die möglichen Nebenwirkungen nach Anwendung von Lidocain-“WELK®“ 1 % entsprechen weitgehend denen anderer Lokalan­ästhetika vom Säureamid-Typ. Unerwünschte, systemische Wirkungen, die bei Überschreiten eines Blutplasmaspiegels von 5 bis 10 µg Lidocain pro ml auftreten können, sind methodisch (aufgrund der Anwendung), pharmakodynamisch oder pharmakokinetisch bedingt und be­treffen das Zentralnerven- und das Herzkreislaufsystem.

Bei Plasmakonzentrationen, wie sie bei regelrechter Anwendung im allgemeinen erreicht werden, wird der Blutdruck in der Regel nur gering gradig durch die positiv inotrope und positiv chro­notrope Wirkung von Lidocain-“WELK®“ 1 % gesteigert.

Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein.

Die Auslösung einer malignen Hyperthermie ist, wie bei anderen Lokalanästhetika, auch für Lidocainhydrochlorid 1 H2O nicht auszuschließen. Im allgemeinen wird jedoch der Einsatz von Lidocainhydrochlorid 1 H2O bei Patienten mit maligner Hyperthermie für sicher gehalten, auch wenn über das Auftreten einer malignen Hyperthermie bei einem Patienten, der Lidocainhydrochlorid 1 H2O zur Epiduralanästhesie erhalten hatte, berichtet wurde.


Allergische Reaktionen auf Lidocain-“WELK®“ 1 %in Form von Urtikaria, Ödem, Bronchospasmus oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen wurden gelegentlich (<0,1% aber >0,01%) beschrieben.


4.9 Überdosierung

a) Symptome einer Überdosierung

Lidocain-“WELK®“ 1 % wirkt in niedrigen toxischen Dosierungen als zentrales Nervenstimulans, in hohen toxischen Bereichen kommt es zu Depression der zentralen Funktionen. Die Lido­cain-Intoxikation verläuft in 2 Phasen:

1. Stimulation

- ZNS: Periorale Missempfindungen, Gefühl der tauben Zunge, Un­ruhe, Delirium, Krämpfe (tonisch-klonisch).

- Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht (beschleunigter Herzschlag), Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.

2. Depression

- ZNS: Koma, Atemstillstand.

- Kardiovaskulär: Pulse nicht tastbar, Blässe, Herzstillstand.


Patienten mit einer beginnenden Lokalanästhetika-Intoxikation fallen zunächst durch exzitatorische Symptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störun­gen sowie Kribbeln, vor allem an Zunge und Lippenbereich. Die Sprache ist verwaschen, Schüttelfrost und Muskelzuckungen sind Vorboten ei­nes generalisierten Krampfanfalls. Subkon­vul­sive Plasmaspiegel von Lidocainhydrochlorid 1 H2O führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonisch-tonischer Form. Bei fortschreitender ZNS-Intoxikation kommt es zu einer zunehmenden Funktionsstörung des Hirn­stam­mes mit den Symptomen Atemdepression und Koma bis hin zum Tod.

Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines toxischen Ef­fekts auf das kardiovaskuläre System. Die Hypotension wird haupt­sächlich durch eine Hemmung bzw. Blockade der kardialen Reiz­leitung verursacht. Die toxischen Wirkungen sind jedoch klinisch von relativ untergeordneter Bedeutung.


b) Notfallmaßnahmen und Gegenmittel

Bei Auftreten zentraler oder kardiovaskulärer Symptome einer Intoxikation sind folgende Gegenmaßnahmen erforderlich:

  • Sofortige Unterbrechung der Zufuhr von Lidocain-“WELK®“ 1 %.

  • Freihalten der Atemwege.

  • Zusätzlich Sauerstoff zuführen; falls notwendig mit reinem Sau­erstoff assistiert oder kontrolliert beatmen (zunächst über Maske und mit Beatmungsbeutel, dann erst über einen Tra­chealtubus). Die Sauerstofftherapie darf nicht bereits bei Ab­klingen der Symptome, sondern erst dann abgesetzt wer­den, wenn alle Vitalfunktionen zur Norm zurückgekehrt sind.

  • Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck, Puls und Pupillen­weiten.

Diese Maßnahmen gelten auch für den Fall einer akzidentellen tota­len Spinalanästhesie, deren erste Anzeichen Unruhe, Flü­ster­stimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Bewusstlosig­keit und Atemstillstand übergehen.


Weitere mögliche Gegenmaßnahmen sind:

Bei einem akuten und bedrohlichen Blutdruckabfall sollte sofort eine Flachlagerung des Patienten mit Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-Sympathomimetikum lang­sam intravenös injiziert werden (z. B. 10 bis 20 Tropfen pro Minute einer Lö­sung von 1 mg Isoprenalin in 200 ml Glukoselösung 5 %).

Zu­sätzlich ist eine Volumensub­stitution vorzunehmen (z. B. mit kristalloiden Lösungen).

Bei erhöhtem Vagotonus (Bradykardie) wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i. v. ) verabreicht.

Bei Verdacht auf Herzstillstand sind die erforderlichen Maß­nahmen durchzuführen.

Konvulsionen werden mit kleinen, wiederholt verabreichten Do­sen ultrakurz-wirkender Barbiturate (z. B. Thiopental-Natrium 25 bis 50 mg) oder mit Diazepam 5 bis 10 mg i. v. behandelt; dabei werden die Dosen fraktioniert bis zum Zeit­punkt der si­cheren Kontrolle verabreicht.

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauerstoffbeatmung zur Behandlung ausreicht.

Bei anhaltenden Krämpfen werden Thiopental-Natrium (250 mg) und ein kurzwirksames Muskelrelaxans verabreicht, und nach Intubation wird mit 100 % Sauerstoff beatmet.


Zentral wirkende Analeptika sind kontraindiziert bei Intoxikation durch Lokalanästhetika!


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Lidocainhydrochlorid 1 H2O ist ein Lokalanästhetikum vom Säureamid-Typ. Die Base hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensori­sche, motorische und autonome Nervenfasern sowie die Erregungslei­tung des Herzens. Lidocain hebt reversibel und örtlich begrenzt das Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Nach der Schmerzempfindung wird in dieser fallenden Rei­henfolge die Emp­findung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck herabge­setzt.

Lidocain wirkt außerdem antiarrhythmisch. Es zeigt zusätzlich eine schwache antihistaminerge und parasympatholytische Wir­kung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lokalanästhetika besitzt Lido­cain keine gefäßerweiternde Wirkung.

Lidocain setzt die Membranpermeabilität für Kationen, insbe­son­dere für Natriumionen, in höheren Konzentrationen auch für Kalium­ionen, herab. Dies führt konzentrationsabhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbil­dung des Aktionspotentials notwendige, plötzliche Anstieg der Natrium­permeabilität verringert ist. Die Membranstabilisierung beruht auf einer Einlagerung der lipophilen Lokalanästhetika in die Zellmem­bran. Dadurch tritt eine unspezifische Membranex­pansion ein, wo­durch Ionenkanäle, besonders Natriumkanäle blockiert werden. Se­kundär wird durch den hydrophilen Teil des Lokalanästhetikum-Moleküls, der in die wasserführende Pore hineinragt, der Durchtritt der Elektrolyte beeinträchtigt. Daher ist die Wirkung vom Pka-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an ungeladener Base, die besser als die Kationen in die lipo­phile Nervenmembran per­meieren kann. Im entzündeten Gewebe ist die Wirkung aufgrund des dort vorliegenden sauren pH-Werts herabgesetzt.

Nach intravenöser Gabe verteilt sich die Substanz schnell in stark durchbluteten Organen (Herz, Leber, Lunge), gefolgt von einer Um­verteilung in die Skelettmuskulatur und das Fettge­webe.

Die Wirkdauer beträgt ca. 30 Minuten.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Halbwertszeit der alpha-Verteilungsphase liegt bei 6 bis 9 Minuten.

Nach intramuskulärer Injektion von 400 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O (Interkostalblock) wurde Cmax im Plasma mit 6,48 µg Lido­cain/ml bestimmt. Die tmax nach intramuskulärer Applikation wurde zu 5 bis 15 min ermittelt, bei Dauerinfusion wird der Steady-state-Plasmaspiegel erst nach 6 h (range 5 bis 7 h) erreicht. Therapeuti­sche Wirkspiegel stellen sich aber bereits nach 15 bis 60 min ein. Im Vergleich hierzu lagen die Cmax-Werte nach subkutaner Gabe bei 4,91 µg Lidocain/ml (Vaginalapplikation), bzw. bei 1,95 µg Li­docain/ml (Abdominalapplikation). In einer Studie mit 5 gesunden Probanden wurde 30 min nach maxillar-buccaler Infiltrationsanäs­thesie mit 36 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O in 2%iger Lösung ein Cmax-Wert von durchschnittlich 0,31 µg Lidocain/ml erreicht. Bei Injektion in den Epiduralraum scheint die gemessene maximale Plasmakonzentration nicht linear abhängig von der applizierten Do­sis zu sein. 400 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O führten hier zu Cmax-Werten von 4,27 µg Lidocain/ml bzw. 2,65 µg Lidocain/ml.

Zum pharmakokinetischen Verhalten nach intrathekaler Applikation liegen keine Daten vor.

Die Bioverfügbarkeit nach oraler Aufnahme wurde aufgrund des first-pass-Effektes mit 35 % bestimmt.

Das Verteilungsvolumen beträgt bei Gesunden 1,5 l/kg (range 1,3 bis 1,7 l/kg), ist bei Herzinsuffizienz erniedrigt auf 0,8 bis 1,0 l/kg und bei Leberinsuffizienz erhöht auf etwa 2,3 l/kg. Bei Neugebore­nen liegt VD bei 2,7 l/kg.

Lidocain und sein Metabolit Monoethylglycinxylidid passieren lang­sam die Blut-Hirn-Schranke. Lidocain wird an alpha1-saures Gly­coprotein gebunden (60 bis 80 %).

Lidocain wird in der Leber durch Monooxygenasen rasch metaboli­siert. Hauptrichtung der Biotransformation sind die oxidative Ental­kylierung, Ringhydroxylierung und Amidhydrolyse. Hydroxyderivate werden konjugiert. Insgesamt werden etwa 90% der verabreichten Dosis zu 4-Hydroxy-2,6-xylidin, 4-Hydroxy-2,6-xylidinglucuronid und in geringerem Maß zu den noch wirksamen Metaboliten Mo­noethylglycinxylidid und Glycinxylidid metabolisiert, die aufgrund ih­rer längeren Halbwertszeit besonders bei längerdauernden Infusio­nen und bei Niereninsuffizienz kumulieren können. Bei Leberer­krankungen kann die Metabolisierungsrate auf 10 bis 50% des Normalwerts abfallen.

Lidocain und seine Metaboliten werden renal eliminiert. Der Anteil an unveränderter Substanz beträgt etwa 5 bis 10 %.

Die Eliminationshalbwertzeit liegt bei 1,5 bis 2 h bei Erwachsenen bzw. 3 h bei Neugeborenen. Sie kann bei schwerer Herzinsuffizi­enz auf 4 bis 10 (bis 12) h, bei chronisch alkoholgeschädigter Le­ber auf 4,5 bis 6 h verlängert sein. Die Halbwertzeiten der beiden noch wirksamen Metaboliten Monoethylglycinxylidid und Glycinxyli­did liegen bei 2 bzw. 10 h. Die Halbwertzeiten von Lidocain und Monoethylglycinxylidid verlängern sich bei Patienten mit Myokard­infarkt, ebenso die Halbwertzeit von Glycinxylidid bei Herzinsuffizi­enz nach einem Herzinfarkt.

Bei Niereninsuffizienz wurden Plasmahalbwertzeiten für Glycinxyli­did von etwa 10 h, für Lidocain von 2 bis 3 h gemessen. Bei wie­derholter intravenöser Applikation von Lidocain besteht in den ge­nannten Fällen die Gefahr einer Kumulation.

Die Eliminationsgeschwindigkeit ist pH-abhängig und wird durch Ansäuern des Harns erhöht. Die Clearance liegt bei 0,95 l/min

Lidocain passiert die Plazentaschranke mittels einfacher Diffusion und erreicht wenige Minuten nach Applikation den Feten. Das Ver­hältnis der fetalen zur maternalen Serumkonzentration liegt nach epiduraler Applikation bei 0,5 – 0,7. Nach. Infiltration des Peri­neums und parazervikaler Blockade wurden deutlich höhere Kon­zentrationen im Nabelschnurblut gemessen. Die Eliminationshalb­wertzeit von Lidocain beim Neugeborenen nach Epiduralanästhesie der Mutter beträgt ungefähr drei Stunden, nach Infiltration des Pe­rineums und parazervikaler Blockade war Lidocain noch über 48 Stunden im Urin des Neugeborenen nachweisbar.

Lidocain wird mit der Muttermilch ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Es liegen zahlreiche Untersuchungen an unterschiedlichen Tierar­ten zur akuten Toxizität von Lidocain vor. Anzeichen einer Toxizität waren waren ZNS-Symptome. Dazu zählen auch Krampfanfälle mit tödlichem Ausgang. Die beim Menschen ermittelte toxische (kardiovaskuläre oder zentralnervöse Symptome, Krämpfe) Plasmakonzentration von Lidocain wird mit 5 µg/ml bis > 10 µg/ml Blutplasma angegeben.

Mutagenitätsprüfungen mit Lidocain verliefen negativ.

Dagegen gibt es Hinweise, dass ein bei der Ratte, möglicherweise auch beim Menschen aus Lidocain entstehendes Stoffwech­selprodukt, 2,6-Xylidin, mutagene Wirkungen haben könnte. Diese Hinweise ergeben sich aus in-vitro-Tests, in denen dieser Metabolit in sehr hohen, fast toxischen Konzentrationen eingesetzt wurde. Darüber hinaus zeigte 2,6-Xylidin in einer Kanzerogenitätsstudie an Ratten mit transplazentarer Exposition und nachgeburtlicher Behandlung der Tiere über 2 Jahre ein tumoriges Potential.

In diesem hochempfindlichen Testsystem wurden bei sehr hohen Dosierungen bösar­tige und gutartige Tumoren vor allem in der Nasenhöhle (Ethmo­turbinale) beobachtet.

Da eine Relevanz dieser Befunde für den Menschen nicht hinreichend sicher auszuschließen ist, sollte Lidocain nicht über längere Zeit in hohen Dosen verabreicht werden.


Studien zur Reproduktionstoxizität ergaben keine Hinweise auf teratogene Eigenschaften. Allein eine Reduzierung des Fetalgewichtes wurde beobachtet. Bei Nachkommen von Ratten, die während der Trächtigkeit eine Dosis Lidocain erhielten, die fast der für den Menschen empfohlenen Maximaldosis entspricht, wurde von Verhaltensänderungen berichtet.




Pharmazeutische Angaben

6.1 Hilfsstoffe

Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten

Inkompatibel mit alkalischen Lösungen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Die Haltbarkeit von Lidocain-“WELK“ 1 % beträgt 5 Jahre.


6.4 Besondere Lagerhinweise

Keine.


6.5 Art und Inhalt der Behältnisse

OP mit 5, 50 und 100 Ampullen zu 2 ml, 5 ml und 10 ml Injektionslösung mit 10 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O pro ml.


7. Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unter­nehmers

Pharmafrid Arzneimittel GmbH

Pfaffenrieder Straße 7

82515 Wolfratshausen

Telefon (0 81 71) 40 98 35

Telefax (0 81 71) 40 98 36


Zulassungsnummer

6138543.00.00


Datum der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

Zulassung verlängert am 10.11.2003

10. Stand der Information

08.01.2003


Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht

Apothekenpflichtig