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Magneven

Document: 26.08.2010   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Magneven® Infusionslösung


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


500 ml Infusionslösung enthalten:


Magnesiumsulfat 7 H2O 24,0 g

(entsprechend 97,4 mmol Magnesium)


theor. Osmolarität 389 mosm/l

Titrationsazidität < 1 mmol NaOH/l

pH Wert 5,0 – 6,0


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Infusionslösung



4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Frühgeburtsbestrebungen in der 25. bis 35. Schwangerschaftswoche.


Präeklampsie und Eklampsie.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Dosierung


Bei Frühgeburtsbestrebungen in der 25. bis 35. Schwangerschaftswoche:

Intravenöse Infusion von 1 – 2 g Magnesiumsulfat pro Stunde, entsprechend 21 – 42 ml pro Stunde.


Bei intravenöser Magnesiumsulfat-Therapie sollten engmaschige Überwachungsmaßnahmen durchgeführt werden (siehe Abschnitt 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).


Bei Präeklampsie und Eklampsie:

Zur antikonvulsiven Therapie Magnesiumsulfat 4 – 6 g i.v. mittels Perfusor oder Kurzinfusion über 15 – 20 Minuten. Erhaltungsdosis 1 – 2 g/h bis 24 – 48 h post partum.


Bitte beachten Sie Kapitel 4.4 „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“.


Art der Anwendung


Zur intravenösen Anwendung.

Zur Verabreichung von Magneven®können Dauerinfusionsgeräte verwendet werden.


Dauer der Anwendung


Die Dauer der Infusionsbehandlung richtet sich nach den klinischen Erfordernissen und ist vom Arzt zu bestimmen. Die Therapiedauer richtet sich nach dem erforderlichen Zeitgewinn zur Geburtsverzögerung. Eine Therapiefortsetzung über längere Zeiträume sollte immer unter sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung für den Fetus erfolgen.


Die Therapie sollte – insbesondere über eine Dauer von 48 Stunden hinaus – nur unter strenger Nutzen/Risiko-Abwägung angewendet werden wegen der Möglichkeit fetaler Kalzifikationsstörungen.



4.3 Gegenanzeigen


Magneven®sollte bei Patienten mit AV-Block I.-III. Grades oder anderen kardialen Überleitungsstörungen nicht gegeben werden.

Magnesium sollte nicht gleichzeitig mit Barbituraten, Narkotika oder anderen Hypnotika wegen des Risikos der Atemdepression gegeben werden.


Darüber hinaus sollte Magneven®nicht angewendet werden bei Myasthenia gravis und mitochondrialer Myopathie.


Bestehen allgemeine Kontraindikationen gegen ein Verbleiben des Fetus in utero, z. B. bei Amnioninfektionssyndrom (AIS), dekompensierter fetaler Wachstumsretardierung, fetalen Asphyxiezeichen, fortgeschrittener Geburt oder gynäkologischer Blutung, so darf keine Therapie mit Magneven®erfolgen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Vorsichtige Dosierung ist erforderlich bei Patienten mit renaler Funktionseinschränkung.


Überwachungsmaßnahmen bei hochdosierter Magnesiumsulfat-Therapie sind:


Die Patellarsehnenreflexe müssen erhalten bleiben. Sind sie nicht mehr auslösbar, ist die Dosis zu reduzieren.

Die Atemfrequenz soll 16 Atemzüge/Min. nicht unterschreiten.

Die Urinausscheidung soll mindestens 25 ml/h betragen, ist sie geringer, besteht die Gefahr der Hypermagnesiämie.

Als Antidot müssen Ampullen mit Calcium bereitgehalten werden.

Wenn das Antidot nicht ausreicht, sind intensivmedizinische Maßnahmen durchzuführen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Magnesium sollte nicht gleichzeitig mit Barbituraten, Narkotika oder anderen Hypnotika wegen des Risikos der Atemdepression gegeben werden.


Die Wirkung von Magnesiumsulfat wird durch gleichzeitige Gabe von Calciumsalzen vermindert bzw. aufgehoben.


Muskelrelaxantien vom Curaretyp verstärken die Magnesiumwirkung an der motorischen Endplatte. Daher sollten Magnesiumsulfat-Infusionen nicht gleichzeitig mit solchen Muskelrelaxantien angewendet werden.


Die gleichzeitige Gabe von Magnesium und Aminoglykosid-Antibiotika sollte während der Schwangerschaft, und ebenso unmittelbar postnatal für das Neugeborene, vermieden werden.


Die gleichzeitige Gabe von Magnesium und Calciumantagonisten darf nur unter Intensivbedingungen erfolgen, da es zu einer Potenzierung blutdrucksenkender Effekte kommen kann.


4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit


Die Anwendung von Magnesium zur Therapie von Frühgeburtsbestrebungen stellt nach bisherigen Erkenntnissen in der Regel kein besonderes Risiko für das Kind dar. Wird Magnesium kurz vor der Geburt verabreicht, sollte das Neugeborene während der ersten 24 – 48 Lebensstunden auf Anzeichen von Toxizität (neurologische Depression mit Atemdepression, Muskelschwäche, Verlust von Reflexen) überwacht werden. Die Gabe von Aminoglykosid-Antibiotika sollte in diesem Zeitraum vermieden werden, da Hinweise auf Wechselwirkungen vorliegen.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Nicht zutreffend.


4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Bei intravenöser Applikation von Magnesiumsulfat tritt allgemein ein Wärmegefühl und Flush auf.

Eine zu schnelle Infusion kann vorübergehend zu Erbrechen, Kopfschmerzen, Kribbeln, Schwitzen, vereinzelt starkem Schwindelgefühl, Mundtrockenheit, Übelkeit, Agitiertheit, Erregung oder Tremor führen.

Darüber hinaus kann es zu Bradykardien, zu Überleitungsstörungen und zu peripheren Gefäßerweiterungen kommen.

Ebenso können Atemstörungen – auch beim Neugeborenen – auftreten. Eine mögliche Nebenwirkung ist die Blutdrucksenkung.

Die intravenöse Anwendung von Magnesiumsulfat kann zu einer leichten, jedoch reversiblen Venenreizung führen.


4.9 Überdosierung


Symptome der Intoxikation

Folgende Intoxikationserscheinungen treten bei Überdosierung auf:


Im EKG sieht man bei Magnesiumspiegeln zwischen 2,5 und 5 mmol/l verlängerte PQ-Intervalle, eine Verlängerung der QRS-Dauer sowie einen Anstieg der T-Welle (Angaben zum Erregungsablauf am Herzen). Bei einem Magnesiumspiegel zwischen 3 und 5 mmol/l können die Sehnenreflexe (z. B. Patellarsehnenreflex) erlöschen und Bewusstseinsstörungen auftreten. Atemdepression tritt zwischen 5 und 7,5 mmol/l auf, ein Ausfallen des Kornealreflexes bzw. Herzstillstand tritt etwa bei 10 mmol/l auf.


Bei Einhaltung der Dosierungsempfehlungen sind Zeichen einer Überdosierung bei Nierengesunden in der Regel nicht zu erwarten. Höhere Magnesiumzufuhr über längere Zeit ohne Kontrolle der Serum-Magnesium-Werte sollte generell vermieden werden.


Therapie von Intoxikationen

Reduzierung der Dosis bzw. Absetzen der Medikation führt zu einem raschen Abklingen der Nebenwirkungen. Intoxikationserscheinungen bei Überdosierungen sind mit einer langsamen intravenösen Calciumzufuhr (100 – 200 mg Calcium über 5 – 10 Minuten) zu behandeln.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralstoffe, ATC-Code: A12 CC02


Durch die parenterale Anwendung von Magnesiumsulfat können auf besonders rasche Weise die calciumantagonistischen Wirkungen des Magnesiums erzielt werden. Hierzu gehört vor allem die relaxierende Wirkung auf die Skelettmuskulatur sowie auf die glatte Muskulatur, z. B. der Gefäße und des Uterus.


Eine gegen vasospastische Effekte gerichtete Wirkung von Magnesium wird als in der Schwangerschaft hilfreich angesehen. Die Absenkung des Uterustonus führt zur Perfusionsverbesserung, da uterine Kontraktionen die uterine Durchblutung beeinträchtigen. Kontraktionshemmung bei der Therapie von Frühgeburtsbestrebungen führt somit in doppelter Hinsicht zu einer Verbesserung der uterinen Durchblutung (Vasodilatation und Kontraktionsunterdrückung) und damit der Versorgung des Feten.


Magnesium ist ein wichtiger Kofaktor für rund 300 körpereigene Enzyme und dadurch an einer Vielzahl von Steuerungsprozessen beteiligt. So greifen magnesiumabhängige Enzyme in den Stoffwechsel der Proteine, Aminosäuren, Purine, Kohlenhydrate, Fette und Steroidhormone ein. Das Kation Magnesium katalysiert ATP-abhängige Reaktionen unter Bildung eines Magnesium-ATP-Komplexes, der sich an die Substratbindungsstelle des Enzyms anlagern kann.


Magnesium kommt in Ribosomen vor, wirkt auf Nukleinsäuren sowie auf Phospholipide, das Zytoplasma und die Mitochondrienmembran. Magnesium gewährleistet einen normalen Ablauf der Glykolyse, der Alphadecarboxylierung der Fettsäuren, des Citronensäurezyklus und die Atmungsketten-Phosphorylierung. Magnesium stabilisiert biologische Membranen durch Komplexbildung mit Phospholipiden und ATP-Komplexierung, vermindert die Membranfluidität, und ist aufgrund seiner Fähigkeit, Chelate zu bilden, maßgeblich an der Proteinbiosynthese und der Teilungsfähigkeit der Zelle beteiligt. Magnesium verschiebt das Thromboxan-Prostaglandin-Verhältnis zugunsten des Prostaglandins. Magnesium spielt eine bedeutende Rolle bei der Hemmung aller geregelten Erregungs- und Sekretionsvorgänge, z. B. bei der Acetylcholin-Freisetzung an den Nervenendplatten. Magnesium wirkt an der Zellmembran als physiologischer Calciumantagonist.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Parenteral zugeführtes Magnesium wird ausschließlich renal ausgeschieden. Während normalerweise nur etwa 3 – 5% des glomerulär filtrierten Magnesiums (ca. 54 – 90 mg) durch den Urin verloren gehen, erhöht sich die Ausscheidung nach parenteraler Magnesiumgabe deutlich, wobei von einer Halbwertszeit von ca. 4 Stunden auszugehen ist. Die Serumhalbwertszeit von intravenös appliziertem Magnesium beträgt in Abhängigkeit von der Dosis 5 – 10 Minuten. Magnesium weist eine hohe Affinität zu intrazellulären Strukturen (Zellkern, Mikrosomen und Mitochondrien) im Allgemeinen und zu bestimmten Organen (Herz, Niere, Plazenta) im Besonderen auf. Bedingt durch die Tatsache, dass zunächst sog. „deep compartiments“ aufgefüllt werden, ist es möglich, dass große Dosen von Magnesium bei der ersten Applikation selbst bei schwersten Gestosen mit Oligurie sicher verabreicht werden können. Erst bei wiederholten Gaben tritt der Effekt einer eingeschränkten Nierenausscheidung in den Vordergrund, und es kann zu toxischen Erscheinungen kommen.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Angaben zu einer mutagenen, karzinogenen oder teratogenen Wirkung von Magnesium liegen nicht vor. Aufgrund der Kenntnisse über die Wirkungsweise der Substanz sind jedoch keine mutagene, karzinogene und teratogene Wirkungen bei Gabe therapeutischer Dosierungen zu erwarten. Obwohl die klinische Bedeutung von in Einzelfällen beobachteten und prinzipiell reversiblen Verknöcherungsstörungen bei Neugeborenen nach längerfristiger Therapie mit Magnesium noch unklar ist, sollte die Behandlung mit Magnesium über einen längeren Zeitraum nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Wasser für Injektionszwecke

Salzsäure


6.2 Inkompatibilitäten


Beim Zumischen weiterer Medikamente zu Magneven®sollte auf hygienisch einwandfreies Zuspritzen, gute Durchmischung und vor allem auf Kompatibilität geachtet werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


36 Monate


Magneven®soll nach Ablauf des auf der Packung aufgedruckten Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Haltbarkeit nach Anbruch des Behältnisses

Angebrochene Behältnisse sind zum sofortigen Gebrauch bestimmt. Nach einem Anwendungsgang nicht verbrauchte Infusionslösung ist zu verwerfen.


Haltbarkeit nach Mischen mit anderen Komponenten

Nach Zubereitung durch Verdünnen mit dem Infusionslösungskonzentrat von 0,005 %‑iger Fenoterolhydrobromid-Lösung beträgt die Haltbarkeitsdauer maximal 24 Stunden bei Raumtemperatur. Nicht verwendete Lösungen sind sofort zu verwerfen.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Glasflasche mit 500 ml

Packung mit 10 x 500 ml


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Keine besonderen Anforderungen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


Fresenius Kabi Deutschland GmbH

D – 61346 Bad Homburg v.d.H.

Tel.-Nr.: +49 6172 686 – 0

Fax-Nr.: +49 6172 686 8119

e-mail: Kundenberatung@fresenius-kabi.de



8. ZULASSUNGSNUMMER(N)


39556.00.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


27.09.2000



10. STAND DER INFORMATION


September 2010


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Apothekenpflichtig

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