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Melneurin 100

Document: 22.11.2012   Fachinformation (deutsch) change

Zul.-Nr.: 38746.01.01/38746.00.01/38746.00.00



Fachinformation




1. Bezeichnung des Arzneimittels

Melneurin 25 mg Filmtabletten

Melneurin 100 mg Filmtabletten

Melneurin Lösung, 25 mg/5 ml Lösung zum Einnehmen



2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff: Melperonhydrochlorid


Melneurin 25

1 Filmtablette enthält 25 mg Melperonhydrochlorid.

Sonstiger Bestandteil: Lactose.


Melneurin 100

1 Filmtablette enthält 100 mg Melperonhydrochlorid.

Sonstiger Bestandteil: Lactose.


Melneurin Lösung

5 ml Lösung enthalten 25 mg Melperonhydrochlorid.

Sonstige Bestandteile:

5 ml Lösung enthalten 3,5 mg Methyl-4-hydroxybenzoat, 1,5 mg Propyl-4-hydroxybenzoat und 0,56 g Sorbitol.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform

Melneurin 25:

gelbe bis leicht bräunliche Filmtabletten mit Bruchkerbe


Melneurin 100:

gelbe bis hellbraune, runde „Snap-tab“-Filmtabletten mit einseitiger Kreuzbruchkerbe


Melneurin Lösung:

klare, farblose Lösung



4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung von Schlafstörungen, Verwirrtheitszuständen und zur Dämpfung von psychomotorischer Unruhe und Erregungszuständen, insbesondere bei Patienten der Geriatrie und Psychiatrie; bei Psychosen, Oligophrenie, organisch bedingter Demenz, Psychoneurosen (wenn Tranquilizer wegen Unverträglichkeit oder Abhängigkeitsgefahr nicht angewendet werden können) und Alkohol-Krankheit.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben

Dosierung und Darreichungsform müssen an die individuelle Reaktionslage, Alter und Gewicht des Patienten sowie Art und Schwere des Krankheitsbildes angepasst werden. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.


Für eine milde beruhigende und vorwiegend angstlösende Wirkung mit Verbesserung der Stimmungslage reichen 20-75 mg Melperonhydrochlorid/Tag aus.


Zur Erzielung eines stärker beruhigenden Effektes kann am Abend eine höhere Dosis gewählt werden.


Die Tagesdosis bei unruhigen und verwirrten Patienten beträgt zu Beginn 50-100 mg Melperonhydrochlorid, sie kann innerhalb mehrerer Tage erforderlichenfalls bis auf 200 mg Melperonhydrochlorid gesteigert werden. Bei schweren Unruhe- und Verwirrtheitszuständen mit Aggressivität sowie wahnhaften und halluzinatorischen Zuständen kann die Tagesdosis auf bis zu maximal 400 mg Melperonhydrochlorid heraufgesetzt werden.


Die Tagesdosis ist auf mehrere Einzelgaben zu verteilen, dabei kann zur Erzielung eines stärker beruhigenden Effektes eine höhere Dosis am Abend gewählt werden.


Bei gleichzeitiger Behandlung mit Lithium sollten beide Medikamente so niedrig wie möglich dosiert werden.


Art und Dauer der Anwendung

Die Tagesdosis ist auf mehrere Einzelgaben zu verteilen, die am besten nach den Mahlzeiten bzw. vor dem Schlafengehen eingenommen werden.


Eine Einnahme mit Kaffee, Tee und Milch ist zu vermeiden.


Zur Dosierung der Melneurin Lösung wird der beiliegende Messbecher bis zur entsprechenden Markierung gefüllt. Zur Dosierung von 40 ml werden 2mal 20 ml, zur Dosierung von 60 ml werden 3mal 20 ml und zur Dosierung von 75 ml werden 3mal 20 ml und 1mal 15 ml gegeben.


Die Therapie mit Melperonhydrochlorid kann normalerweise zeitlich unbegrenzt fortgeführt werden. Die erwünschten antipsychotischen Effekte treten manchmal erst nach einer 2-3wöchigen Therapie auf; im Einzelfall kann dann eine Dosisreduzierung vorgenommen werden.


4.3 Gegenanzeigen

Darf nicht angewendet werden bei

- bekannter Überempfindlichkeit gegen Melperonhydrochlorid, Methyl-4-hydroxybenzoat/Propyl-4-hydroxybenzoat, andere Butyrophenone oder einen der sonstigen Bestandteile

- akuten Vergiftungen und komatösen Zuständen durch Alkohol, Opiate, Hypnotika oder zentral dämpfende Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium)

- hochgradiger Leberinsuffizienz

- hereditärer Fructose-Intoleranz.


Kinder unter 12 Jahren sind von der Behandlung mit Melperonhydrochlorid auszuschließen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei

- kardialer Vorschädigung

- nicht-pharmakogenen Parkinson-Syndromen

- schwerer Hypotonie bzw. orthostatischer Dysregulation

- Veränderungen des Blutbildes (Leukopenie, Thrombopenie)

- prolaktinabhängigen Tumoren, z. B. Mamma-Tumoren.


Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen

Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.


Aufgrund dieser Risiken ist im Einzelfall durch den behandelnden Arzt zu prüfen, ob Melneurin zur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenzerkrankungen zusammen hängen, angewendet werden soll.


Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen

In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Melneurin sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfall-risiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.


Patienten/Pflegepersonal sollten dazu angehalten werden, dass sie Anzeichen für ein mögliches zerebrovaskuläres Ereignis wie plötzliche Erschlaffung, Taubheit in Gesicht, Armen oder Beinen sowie Sprach- oder Sehstörungen unverzüglich an den behandelnden Arzt berichten sollen. Unverzüglich sind alle Behandlungsmöglichkeiten oder ein Abbruch der Therapie mit Melneurin in Betracht zu ziehen.


Thromboembolie-Risiko

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Melneurin identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.


Vorsichtsmaßnahmen bei Risikopatienten

Im Tierversuch (bei hohen Dosen) wies Melperon antikonvulsive Eigenschaften auf, so dass eine Erniedrigung der Krampfschwelle bei der therapeutischen Anwendung am Menschen nicht zu erwarten ist. Klinische Hinweise zeigen, dass Melperon bei Krampfzeichen im EEG sowie bei klinischer Krampfanamnese eine die antikonvulsive Therapie unterstützende Wirkung hat. Anfallskranke sollten dennoch nur unter Beibehaltung der antikonvulsiven Therapie mit Melperonhydrochlorid behandelt werden.


Eine Pharmakotherapie ist bei geriatrischen Patienten aufgrund der meist höheren Empfindlichkeit auf Medikamente vorsichtig durchzuführen. Oft reicht eine niedrige Dosis aus.

Über Spätdyskinesien im zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung von Melperon, gemeinsam mit anderen potentiell Spätdyskinesien auslösenden Pharmaka, wurde nur in Einzelfällen berichtet.


Obgleich die Prävalenz von Spätdyskinesien durch Anwendung noch nicht hinreichend erforscht ist, scheint es so, dass ältere Patienten, insbesondere ältere Frauen, dafür besonders prädisponiert sind. Das Risiko der Spätdyskinesien und besonders das der Irreversibilität nimmt vermutlich mit der Therapiedauer und der Höhe der neuroleptischen Dosierung zu. Allerdings kann sich eine Spätdyskinesie auch schon nach kurzer Behandlungsdauer und niedriger Dosierung entwickeln. Die neuroleptische Behandlung selbst kann die Symptome einer beginnenden Spätdyskinesie zunächst maskieren. Nach Absetzen der Medikation tritt diese dann sichtbar in Erscheinung.


Methyl-4-hydroxybenzoat/Propyl-4-hydroxybenzoat kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.


5 ml Melneurin Lösung enthalten 0,56 g Sorbitol (eine Quelle für 0,14 g Fructose) entsprechend ca. 0,05 Broteinheiten (BE).

Sorbitol kann eine leicht laxierende Wirkung haben. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz sollten Melneurin Lösung nicht einnehmen.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Melneurin Filmtabletten nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Melperonhydrochlorid kann zu einer Verstärkung der Alkoholwirkung führen.


Bei kombinierter Anwendung mit zentral-dämpfenden Pharmaka (Schlafmittel, Schmerzmittel, andere Psychopharmaka, Antihistaminika) kann es zu verstärkter Sedierung oder Atemdepression kommen. Bei gleichzeitiger Gabe mit trizyklischen Antidepressiva kann es zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung kommen.


Die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten kann bei gleichzeitiger Einnahme von Melperonhydrochlorid verstärkt werden.


Bei gleichzeitiger Behandlung mit Dopaminagonisten (z. B. Levodopa) kann die Wirkung des Dopaminagonisten abgeschwächt werden.


Bei kombinierter Anwendung von Neuroleptika und anderen Dopaminantagonisten (z. B. Metoclopramid) kann es zu einer Verstärkung der extrapyramidalmotorischen Wirkungen kommen.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Melperonhydrochlorid mit Medikamenten, die eine anticholinerge Wirkung besitzen (z. B. Atropin), kann diese Wirkung verstärkt werden. Dies kann sich in Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks, Mundtrockenheit, beschleunigtem Herzschlag, Verstopfung, Beschwerden beim Wasserlassen, Störungen der Speichelsekretion, Sprechblockade, Gedächtnisstörungen oder vermindertem Schwitzen äußern. Durch verminderte gastrointestinale Resorption kann die Wirkung von Melperonhydrochlorid abgeschwächt werden.


Butyrophenone können mit Kaffee, Tee und Milch schwerlösliche Komplexe bilden, welche die Resorption beeinträchtigen können.


Obwohl es durch Melperonhydrochlorid nur zu einer relativ geringen und kurzfristigen Erhöhung des Prolaktin-Spiegels kommt, kann die Wirkung von Prolaktinhemmern, wie z. B. Gonadorelin, abgeschwächt werden. Diese Wechselwirkung wurde unter Melperonhydrochlorid zwar bisher nicht beobachtet, kann aber nicht ausgeschlossen werden.


Die folgenden Wechselwirkungen wurden unter Melperonhydrochlorid bisher nicht beobachtet, können aber aufgrund der -adrenergen Wirkung nicht ausgeschlossen werden:


Stimulantien vom Amphetamin-Typ

Verminderung des stimulierenden Effektes des Amphetamins; Verminderung des antipsychotischen Effektes von Melperonhydrochlorid


Epinephrin (Adrenalin)

Paradoxe Hypotension,Tachykardie


Phenylephrin

Wirkungsabschwächung von Phenylephrin


Dopamin

Die periphere Vasodilatation (z. B. A. renalis) bzw. bei hoher Dosis von Dopamin die Vasokonstriktion kann durch Melperonhydrochlorid antagonisiert werden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Melperonhydrochlorid sollte in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da keine ausreichenden Untersuchungen zur Sicherheit für das ungeborene Kind vorliegen.


Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Melperon) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.

Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.


Da nicht bekannt ist, in welchem Ausmaß der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, sollte abgestillt werden, wenn eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich ist.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, das Bedienen von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten - zumindest während der ersten Phase der Behandlung - ganz unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.


4.8 Nebenwirkungen

Therapeutische Dosen haben in der Regel keinen oder nur einen geringen Einfluss auf Atmung, Kreislauf, Verdauung, Harnausscheidung und Leberfunktion.


Müdigkeit kann insbesondere zu Beginn der Behandlung auftreten, ferner seltener Hypotonie bzw. orthostatische Dysregulation und eine reflektorische Beschleunigung der Herzfrequenz. Bei Patienten mit Erkrankungen des Herzens sollten regelmäßige EKG-Kontrollen durchgeführt werden, da in Einzelfällen über Herzrhythmusstörungen berichtet wurde.


Insbesondere bei hoher Dosierung oder bei besonderer individueller Reaktionsbereitschaft können Störungen im Bereich der unwillkürlichen Bewegungsabläufe (extrapyramidale Begleitsymptome) auftreten, die sich in Form von Frühdyskinesien (krampfartiges Herausstrecken der Zunge, Verkrampfung der Schlundmuskulatur, okulogyre Krisen, Schiefhals, Versteifungen der Rückenmuskulatur, Kiefermuskelkrämpfe), einem Parkinson-Syndrom und Akathisie manifestieren können.


Frühdyskinesien und Parkinson-Syndrome sind durch Dosisreduktion und/oder Verabreichung von anticholinergen Antiparkinson-Mitteln (z. B. Akineton) beherrschbar. Diese Symptome sind nach Absetzen des Neuroleptikums vollständig reversibel. Die Behandlung der Akathisie ist schwierig; zunächst kann eine Dosisreduktion versucht werden, bei Erfolglosigkeit kann ein Therapieversuch mit Sedativa, Biperiden, Hypnotika oder Beta-Rezeptorenblockern durchgeführt werden.


Einzelfälle von Spätdyskinesien sind im zeitlichen Zusammenhang mit der Behandlung mit Melperonhydrochlorid aufgetreten. Jedoch wurde in allen Fällen gleichzeitig oder früher mit anderen Arzneimitteln behandelt, für die diese Nebenwirkung bekannt ist. Eine gesicherte Therapie dieser Nebenwirkung ist derzeit nicht bekannt.


Selten können passagere Erhöhungen der Leberenzymaktivitäten, Abflussstörungen der Galle (intrahepatische Cholestase) und Ikterus auftreten.


Selten ist unter der Therapie mit Butyrophenonen über allergische Hautreaktionen berichtet worden (Exanthem).


Blutzellschäden in Form von Leukopenie, Thrombopenie und Panzytopenie, sehr selten Agranulozytose, können in Ausnahmefällen vorkommen.


Sehr selten kann es unter der Behandlung mit vor allem hochpotenten Neuroleptika zu einem lebensbedrohlichen malignem neuroleptischem Syndrom kommen (Fieber über 40 °C, Muskelstarre, vegetative Entgleisung mit Herzjagen und Bluthochdruck, Bewusstseinseintrübung bis zum Koma), das das sofortige Absetzen der Medikation erfordert. In diesem Fall sind ebenso wie bei Überdosierung intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.


Vereinzelt können Menstruationsstörungen, Galaktorrhö, Gynäkomastie, sexuelle Funktionsstörungen und Gewichtszunahme auftreten.


Nicht bekannt:Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6.)


Das Auftreten von Kopfschmerzen, Regulationsstörungen der Körpertemperatur, Akkommodationsstörungen, Mundtrockenheit, Gefühl der verstopften Nase, Erhöhung des Augeninnendruckes, Obstipation und Miktionsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Appetitverlust kann nicht ausgeschlossen werden.


Häufigkeit: Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar):

Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fälle von Lungenembolie und Fälle von tiefer Venenthrombose).

Bei Immobilisierung, Bettlägerigkeit und/oder entsprechender Prädisposition ist bei allen sedierenden Psychopharmaka, so auch bei Melperonhydrochlorid, die Gefahr einer Blutpfropfbildung (Thrombose) in Bein- und Beckenvenen zu beachten.


Zusätzlich für Melneurin Lösung

Methyl-4-hydroxybenzoat/Propyl-4-hydroxybenzoat kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.


Hinweise

Vor einer Behandlung mit Melperonhydrochlorid ist das Blutbild (einschließlich des Differentialblutbildes sowie der Thrombozytenzahl) zu kontrollieren. Bei von der Norm abweichenden Blutwerten darf eine Behandlung mit Melperonhydrochlorid nur bei zwingender Notwendigkeit und unter häufigen Blutbildkontrollen erfolgen.


Der Patient sollte angehalten werden, bei Fieber, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen, Halsschmerzen oder eitriger Angina sowie grippeähnlichen Symptomen, insbesondere, wenn diese Symptome innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn der medikamentösen Behandlung auftreten, keine Selbstmedikation mit Analgetika durchzuführen, sondern sofort seinen behandelnden Arzt aufzusuchen.

Bei anamnestisch bekannten Nieren-, Leber- und Kreislauffunktionsstörungen sollte Melperonhydrochlorid vorsichtig dosiert und die entsprechenden Funktionen in regelmäßigen Abständen überprüft werden.


Bei Auftreten von hohem Fieber und Muskelstarre ist an ein malignes neuroleptisches Syndrom zu denken (siehe oben unter dieser Ziffer), welches nicht selten als Katatonie fehldiagnostiziert wird. Da hier eine erneute Neuroleptika-Gabe lebensbedrohliche Konsequenzen haben kann, ist die Differentialdiagnose von entscheidender Bedeutung (Medikamentenanamnese, Prüfung auf Rigor, Fieber sowie CK-Anstieg im Blut oder Harn).


4.9 Überdosierung

Wegen der großen therapeutischen Breite von Melperonhydrochlorid treten Intoxikationen nur bei massiver Überdosierung auf. Nicht alle aufgeführten Symptome wurden bei einer Intoxikation mit Melperonhydrochlorid beobachtet, können aber aufgrund des Wirkprofiles nicht ausgeschlossen werden.


Symptome einer Intoxikation

- Somnolenz bis Koma, mitunter Erregung und delirante Verwirrtheit

- anticholinerge Effekte: verschwommenes Sehen, Glaukomanfall, Ausbleiben der Darmmotilität, Urinretention

- kardiovaskulär: Hypotension, Tachykardie oder Bradykardie, ventrikuläre Tachyarrhythmie, Herz- und Kreislaufversagen

- Hyperthermie oder Hypothermie

- schwere extrapyramidale Störungen: akute dyskinetische oder dystone Symptome, Zungen-Schlund-Syndrom, Blickkrämpfe, laryngeale oder pharyngeale Spasmen

- selten respiratorische Komplikationen: Zyanose, Atemdepression, Atemstillstand, Aspiration, Pneumonie


Therapiemaßnahmen bei Intoxikationen

Die Therapie erfolgt symptomatisch und unterstützend, orientiert an den allgemeinen Prinzipien der Vorgehensweise bei Überdosierungen, mit folgenden Besonderheiten:

- Wegen der schnellen Resorption ist eine Magenspülung nur in früh erkannten Fällen sinnvoll. Forcierte Diurese oder Dialyse sind wenig hilfreich.

- Bei schweren extrapyramidalen Symptomen Antiparkinsonmittel, z. B. Biperiden i.v.. Eine Verkrampfung der Schlundmuskulatur kann die Intubation erschweren, in diesem Fall kann ein kurzwirksames Muskelrelaxans angewendet werden.

- Bei Hypotonie wegen der paradoxen Verstärkung keine epinephrinartig wirkenden Kreislaufmittel, sondern norepinephrinartig wirkende Mittel (z. B. Norepinephrin-Dauertropfinfusion) geben. Beta-Agonisten sollten vermieden werden, weil sie die Vasodilatation erhöhen.

- Anticholinerge Symptome lassen sich ggf. durch die Gabe von Physostigminsalicylat (1-2 mg i.v.) behandeln (eventuell wiederholen). Von einer routinemäßigen Anwendung muss jedoch wegen der schweren Nebenwirkungen abgeraten werden.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika, Butyrophenon-Derivate

ATC-Code: N05AD03


Melperon ist ein schwach bis mittelstark wirkendes Neuroleptikum aus der Reihe der Butyrophenone. Wie im Tierversuch gezeigt wurde, rufen Butyrophenone eine Blockade der Dopaminrezeptoren hervor und verringern dadurch die Wirkung des Dopamin als Überträgersubstanz. Melperon zeigt bei in-vitro-Versuchen eine um etwa den Faktor 200 schwächere Affinität zu D2-Rezeptoren als Haloperidol. In vitro zeigt Melperon eine im Vergleich zur antidopaminergen Wirkung starke Antiserotonin-Wirkung.

Sowohl die zentrale, als auch die periphere anticholinerge und antihistaminerge Wirkung von Melperon ist kaum messbar.


Melperon führt dosisabhängig zunächst zu einer affektiven Entspannung mit erhöhter Schlafbereitschaft. Erst bei höheren Dosierungen tritt eine antipsychotische Wirkung im Sinne einer Beeinflussung von Sinnestäuschungen, Wahnvorstellungen und Autismus ein.

Neben diesen für schwach potente Neuroleptika typischen Hauptwirkungen sind für Melperon muskelrelaxierende sowie antiarrhythmische Wirkungen beschrieben worden.


Im Gegensatz zu anderen Neuroleptika hat Melperon in therapeutischen Dosen keinen negativen Einfluss auf die Höhe der zerebralen Krampfschwelle. Untersuchungen deuten darauf hin, dass es bei Anwendung im therapeutischen Dosisbereich eher zu einer geringgradigen Anhebung der Krampfschwelle kommt.


Die Wirkung auf das extrapyramidal-motorische System ist bei Melperon nur schwach ausgeprägt.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Melperon wird nach oraler Gabe rasch und vollständig resorbiert und unterliegt einem hohen First-pass-Effekt.


Maximale Plasmakonzentrationen wurden bei oraler Verabreichung nach 1-11/2 Stunden gemessen. Nach intramuskulärer Injektion werden maximale Plasmaspiegel bereits nach 30 Minuten erreicht.


Höhere Dosen führen zu einem nicht-linearen, relativ stärkeren Anstieg der maximalen Plasmakonzentration, der wahrscheinlich auf eine Sättigung der hepatischen Metabolisierung zurückzuführen ist.


Die Plasmaeiweißbindung liegt bei 50 % (davon 18 % an Serumalbumin). Das Verteilungsvolumen nach intravenöser Gabe beträgt 7-10 l/kg KG.


Resorption und Serumkonzentration werden durch Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt.

Melperon wird rasch und nahezu vollständig in der Leber metabolisiert; im Tierversuch konnten im Urin eine Reihe von Metaboliten nachgewiesen werden. 5-10 % der Substanz werden renal unverändert eliminiert. Die Eliminationshalbwertszeit nach oraler Applikation wurde bei Einmalgabe mit 4-6 Stunden ermittelt, bei wiederholter Gabe steigt die Eliminationshalbwertszeit auf etwa 6-8 Stunden an. Nach intramuskulärer Applikation liegt die Plasma-Halbwertszeit bei ca. 6 Stunden.


Es liegen keine Angaben darüber vor, ob die Metabolisierung von Melperon durch enzyminduzierende Substanzen (z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin) beschleunigt wird, wie das von anderen Butyrophenonderivaten bekannt ist.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

Die akute Toxizität (LD50) liegt nach oraler Gabe für die Maus bei 230 mg/kg KG/Tag und für die Ratte bei 330 mg/kg KG/Tag; nach intravenöser Applikation bei 35 mg/kg KG/Tag (Maus) bzw. 40 mg/kg KG/Tag (Ratte). Das Vergiftungsbild ist geprägt durch Reflexverlust und Hypothermie.


Chronische Toxizität

Die chronische Toxizität wurde an Ratten und Hunden über 13 bzw. 26 Wochen untersucht. Dabei erhielten Ratten maximal 120 mg/kg KG/Tag und Hunde max. 100 mg/kg KG/Tag oral.


Der „no-effect-level“ konnte mit 10 mg/kg KG/Tag bestimmt werden. An der Ratte trat nach 40 mg/kg KG/Tag ein Abfall der Körpergewichtsentwicklung auf. Nach Gabe von 120 mg/kg KG/Tag wurden zusätzlich Sedierung, Salivation, Ptosis, Ataxie und vereinzelt Hypothermie, Hyperpnoe und Kollaps beobachtet. Am Hund traten nach 80 mg/kg KG/Tag Sedierung, Ptosis, Salivation, Koordinationsstörungen und vereinzelt Krämpfe auf.


Substanzbedingte pathologische Abweichungen der hämatologischen und klinisch-chemischen Parameter sowie morphologische Veränderungen wurden nicht registriert.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Melperon wurde nur unzureichend bezüglich mutagener Wirkungen geprüft. Ein Ames-Test und ein Chromosomenmutationstest in vivo verliefen negativ.


Aus Kanzerogenitätsstudien an Mäusen und Ratten ergab sich kein Hinweis auf ein tumorerzeugendes Potential.


Reproduktionstoxizität

Embryotoxizitätsuntersuchungen an Ratten und Kaninchen haben keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergeben. Eine Fertilitätsstudie mit Beurteilung der postnatalen Entwicklung der Nachkommen an Ratten ergab eine verminderte Paarungsbereitschaft ab der niedrigsten Dosisgruppe (3 mg/kg KG/Tag) und eine Verlängerung der Tragezeit bei den mit 10 oder 30 mg/kg KG/Tag behandelten Elterntieren. Die Fertilität war weder bei den Elterntieren noch bei den Nachkommen beeinträchtigt. Die Jungtiere zeigten normale Wachstums- und Überlebensraten.


Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit vor.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Melneurin 25/- 100

Cellulose

Lactose

Magnesiumstearat

Hypromellose

Carboxymethylstärke-Natrium (Ph.Eur.)

Macrogol 4000

Siliciumdioxid

Farbstoffe Titandioxid (E 171), Eisenoxid (E 172)


Melneurin Lösung

Methyl-4-hydroxybenzoat

Propyl-4-hydroxybenzoat

Carmellose-Natrium

Citronensäure

D-Glucitol (Sorbitol)

gereinigtes Wasser

Aromastoffe


Hinweis für Diabetiker

Melneurin 25

1 Filmtablette enthält 0,01 BE.


Melneurin 100

1 Filmtablette enthält 0,02 BE.


Melneurin Lösung

5 ml Lösung enthalten 0,56 g Sorbitol, entsprechend 0,05 BE.



6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Melneurin 25/-100

5 Jahre


Melneurin Lösung

3 Jahre.

Die Lösung ist nach dem Öffnen der Flasche 8 Wochen haltbar.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Melneurin 25/- 100

Originalpackungen mit 20 (N1), 50 (N2) und 100 (N3) Filmtabletten


Melneurin Lösung

Originalpackungen mit 200 ml (N1) und 300 ml (N1) Lösung


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.



7. Inhaber der Zulassung

HEXAL AG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Telefon: (08024) 908-0

Telefax: (08024) 908-1290

E-Mail: medwiss@hexal.com



8. Zulassungsnummern

Melneurin 25

38746.01.01


Melneurin 100

38746.00.01


Melneurin Lösung

38746.00.00



9. Datum der Erteilung der Zulassung

Melneurin 25

29.06.1998


Melneurin 100

29.06.1998


Melneurin Lösung

29.06.1998



10. Stand der Information

November 2012



11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

Stand: 11/2012 ÄA Seite 18 von 18