Mesna-Cell 100 Mg/Ml Injektionslösung
2013-05-07/CW
2013-05-07/US
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
MESNA-cell 100 mg/ml Injektionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Durchstechflasche [Ampulle] MESNA-cell mit 4 ml Injektionslösung enthält 400 mg Mesna.
1 Durchstechflasche MESNA-cell mit 10 ml Injektionslösung enthält 1000 mg Mesna.
1 Durchstechflasche MESNA-cell mit 50 ml Injektionslösung enthält 5000 mg Mesna.
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 1 ml Injektionslösung enthält 14,3 mg Natrium.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
Klare, farblose Lösung, frei von Partikeln.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Verhütung der Harnwegstoxizität von Oxazaphosphorinen (Ifosfamid, Cyclophosphamid, Trofosfamid) insbesondere bei Risikopatienten mit vorangegangener Strahlenbehandlung im Bereich des kleinen Beckens, Zystitis bei vorangegangener Ifosfamid-, Cyclophosphamid-, Trofosfamid-Therapie, Harnwegserkrankungen in der Anamnese.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet, wird üblicherweise MESNA-cell bei Erwachsenen in einer Dosis von je 20% der Oxazaphosphorin-Dosis zu den Zeitpunkten Null (Gabe des Oxazaphosphorins), nach 4 Stunden und nach 8 Stunden intravenös appliziert.
Beispiel für MESNA-cell-Gabe bei Oxazaphosphorin-Injektion:
Stunden (Uhrzeit) |
0 (8 Uhr) |
4 (12 Uhr) |
8 (16 Uhr) |
Oxazaphosphorin-Dosis |
40 mg/kg KG |
-- |
-- |
Mesna-Dosis |
8 mg/kg KG |
8 mg/kg KG |
8 mg/kg KG |
Therapeutische Erfahrungen bei Kindern zeigen, dass individuell eine häufigere (z.B. sechsmalige) und in kürzeren Intervallen (z.B. 3 h) durchgeführte Gabe sinnvoll ist
Bei einer Ifosfamid-Dauerinfusionhat es sich als zweckmäßig erwiesen, MESNA-cell nach einer Bolusinjektion (20%) zum Zeitpunkt Null (Beginn der Infusion Std. „0“) in einer Dosierung bis zu 100% der jeweiligen Ifosfamid-Dosis der Dauerinfusion zuzusetzen und den uroprotektiven Schutz nach Beendigung der Ifosfamid-Infusion noch über weitere 6 bis 12 Stunden mit bis zu 50% der jeweiligen Ifosfamid-Dosis aufrechtzuerhalten.
Beispiel für MESNA-cell-Gabe bei einer Ifosfamid-24-Stunden-Infusion:
Stunden |
0 h |
24 h |
30 h |
36 h |
||
Ifosfamid-Dosis |
5 g/m2 KOF (ca. 125 mg/kg KG) |
|
||||
Mesna-Bolus-Dosis |
1 g/m2 KOF (ca. 25 mg/kg KG) |
|
||||
Mesna-Zusatz zur Ifosfamid-Infusion |
bis 5 g/m2 KOF (ca. 125 mg/kg KG) |
|
||||
Mesna nach Ende der 24h-Ifosfamid-Infusion |
|
bis 2,5 g/m2 KOF(ca. 62,5 mg/kg KG) |
Art und Dauer der Anwendung
Die Dauer der Anwendung von MESNA-cell richtet sich nach der Dauer der Therapie mit Oxazaphosphorinen.
4.3 Gegenanzeigen
Bekannte Überempfindlichkeit gegen Mesna, andere Thiolverbindungen oder gegen einen der sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei Vorliegen einer Autoimmunerkrankung besteht ein erhöhtes Risiko, allergische bzw. anaphylaktoide Reaktionen zu erleiden (siehe auch unter Nebenwirkungen). Deshalb sollte ein Schutz der Harnwege mit MESNA-cell bei solchen Patienten nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung unter ärztlicher Beobachtung erfolgen.
Zur Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie zu anderen Vorsichts- und Begleitmaßnahmen siehe Abschnitt 4.6.
1 ml Injektionslösung enthält:14,3 mg Natrium. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/-kochsalzarmer) Diät.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Unter der Behandlung mit MESNA-cell kann es zu einem falsch positiven Nachweis von Ketonkörpern im Urin kommen. Der Farbton ist allerdings eher rotviolett als violett, er ist weniger stabil, und es kommt durch Zugabe von Eisessig zu einer sofortigen Entfärbung.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf embryotoxische oder teratogene Wirkungen für Mesna.
Da MESNA-cell zur Uroprotektion im Rahmen einer zytostatischen Therapie in Kombination mit Oxazaphosphorinen (Ifosfamid, Cyclophosphamid oder Trofosfamid) angewandt wird, gelten für den Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit die Kriterien dieser zytostatischen Therapien.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Bekannte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufreaktionen von MESNA-cell können auch bei bestimmungsgemäßen Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass z.B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Da MESNA-cell in Kombination mit Oxazaphosphorinen verabreicht wird, müssen zusätzlich deren Auswirkungen auf das Reaktionsvermögen beachtet werden.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: sehr häufig (>1/10), häufig (>1/100 bis <1/10), gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100), selten (>1/10.000 bis <1/1.000), sehr selten (<1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Häufig wurde über das Auftreten von anaphylaktoiden und anderen hyperergischen Reaktionen, z.B. in einigen Fällen in Zusammenhang mit einer Abnahme der Blutplättchenzahl, nach Anwendung von Mesna berichtet. Dieses Risiko ist bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen ca. 3,5-fach höher als bei Patienten mit Tumorerkrankungen (ohne Autoimmunerkrankungen).
Es zeigten sich Haut- und Schleimhautreaktionen wie Urticaria, Juckreiz, Exantheme bis hin zur Bläschenbildung, Enantheme, Lyell-Syndrom, Stevens-Johnson-Syndrom, lokale Gewebeschwellungen, Konjunktivitis sowie unspezifische Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Gesichtsrötung, Husten, Pharyngitis, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Arthralgie, Übelkeit und Erbrechen, Flatulenz, Diarrhö, Obstipation, Koliken (z.B. Unterbauchschmerzen), Anorexie, Influenza-ähnliche Symptome. Es wurden Kreislaufreaktionen wie Blutdruckabfall und Tachykardie (Pulsrate >100/min), Tachypnoe, Blutdruckerhöhung, ST-Hebung und Myalgie und auch ein vorübergehender Anstieg der Werte von verschiedenen Leberfunktionstests (wie z.B. Transaminasen) beobachtet. Gelegentlich traten lokale Ödeme und Venenreizung an der Injektionsstelle auf.
In einer Verträglichkeitsuntersuchung mit hohen intravenösen und oralen Mesna-Dosen traten ab einer auf einmal verabreichten Dosis von 60 mg/kg Körpergewicht Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen, Blutdruckabfall und Tachykardie, Hautreaktionen, Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Depressionen, Reizbarkeit und Exantheme auf. Während der Behandlung sind die o.g. Nebenwirkungen von denen der Oxazaphosphorine oder anderen Begleitmedikationen nicht immer klar abzugrenzen.
SOC |
Häufig |
Gelegentlich |
Selten |
Sehr selten |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
|
|
|
Pharyngitis |
Erkrankungen des Immunsystems |
Überempfindlichkeitsreaktionen, hyperergische Reaktionen |
|
anaphylaktoide Reaktionen, allergische Reaktionen |
|
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
|
|
|
Anorexie |
Psychiatrische Erkrankungen |
|
|
|
Reizbarkeit, Depressionen |
Erkrankungen des Nervensystems |
|
|
|
Kopfschmerzen |
Augenerkrankungen |
|
|
Konjunktivitis |
|
Herzerkrankungen |
|
|
|
Tachykardie |
Gefäßerkrankungen |
|
|
Blutdruckabfall, Blutdruckerhöhung, Gesichtsrötung, Kreislaufreaktionen |
|
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums |
|
|
|
Tachypnoe, Husten |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Übelkeit, Erbrechen |
|
Diarrhö |
Flatulenz, Obstipation, Koliken, Unterbauchschmerzen |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
Juckreiz, Exantheme, enantheme Hautreaktionen |
Urticaria |
|
Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom |
Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen |
|
lokale Gewebeschwellung |
Rückenschmerzen |
Arthralgie, Myalgie, Gliederschmerzen, Gelenkschmerzen |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Fieber |
Lokale Ödeme Venenreizung an der Injektionsstelle Schüttelfrost |
Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Schleimhautreaktionen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit |
Influenza-ähnliche Symptome |
Untersuchungen |
|
|
Anstieg der Werte von verschiedenen Leberfunktionstests |
Abnahme der Blutplättchenzahl, Pulsrate >100/min, ST-Hebung |
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen |
|
|
|
toxische Reaktionen |
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Abt. Pharmakovigilanz
Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3
D-53175 Bonn
Website: http://www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/form/functions/formpv-node.html
anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Therapie einer Intoxikation
Ein spezifisches Gegenmittel für Mesna ist nicht bekannt.
Symptome einer Intoxikation
Im Zusammenhang mit den unter Abschnitt 4.3 und 4.8 beschriebenen anaphylaktoiden Reaktionen bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen ist ggf. an die Bereitstellung geeigneter Notfallmedikationen zu denken.
Überdosierung kann zu den unter Abschnitt 4.8 (Überschreitung einer Einzeldosis von 60 mg/kg KG) beschriebenen Reaktionen führen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika, Antidot für Oxazaphosphorine
ATC-Code: V03AF01
Der Wirkungsmechanismus des Uroprotektors Mesna beruht einerseits auf der Stabilisierung der urotoxischen Hydroxy-Metaboliten der Oxazaphosphorine, andererseits auf der Bildung untoxischer Additionsverbindungen mit Acrolein. Über diese Reaktion wird eine regionale Detoxifizierung in der Niere und den ableitenden Harnwegen erreicht.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Im Serum findet eine schnelle Umwandlung des als freie Thiolverbindung applizierten Mesna in den Metaboliten Mesna-Disulfid statt, der nach glomerulärer Filtration zu einem erheblichen Teil wieder zur freien Thiolverbindung reduziert wird. Die Ausscheidung erfolgt fast ausschließlich über die Niere. Die renale Elimination beginnt bereits unmittelbar nach der Applikation. Während der ersten 4 Stunden nach Einmalapplikation erfolgt die Ausscheidung vorwiegend als freie SH-Verbindung, danach fast ausschließlich in Form des Disulfids. Nach ca. 8 Stunden ist die renale Elimination weitgehend abgeschlossen.
Im Hinblick auf den Schutz der Harnblase ist das relevante Kompartiment der Urin, wo nach intravenöser Gabe ca. 30% als freies SH-Mesna bioverfügbar sind.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Mesna ist eine pharmakologisch und physiologisch weitgehend inerte und untoxische Thiolverbindung, die sehr schnell über die Nieren ausgeschieden wird und die nicht gewebegängig ist. Der detoxifizierende Effekt
ist auf die Nieren und Harnwege begrenzt, die systemischen Nebenwirkungen
und die antitumorale Wirksamkeit der Oxazaphosphorine werden nicht beeinflusst. Tierexperimentell weist Mesna keine mutagenen, cancerogenen oder teratogenen Eigenschaften auf.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumedetat (Ph.Eur.), Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Mesna ist in vitro inkompatibel mit Carboplatin, Cisplatin und Stickstofflost
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Die chemische und physikalische Stabilität nach Verdünnung mit 5%iger Glucoselösung und Ifosfamid-haltiger Lösung wurde für 4 Tage bei +2°C bis +8°C sowie nach Verdünnung mit 0,9%iger Natriumchloridlösung und Ifosfamid-haltiger Lösung für 4 Tage bei +25°C nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Lösung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich. Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei +2°C bis +8°C aufzubewahren.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
MESNA-cell 100 mg/ml Injektionslösung; 400 mg
1, 10, 15, 20 bzw. 30 Durchstechflasch [Ampullen]
MESNA-cell 100 mg/ml Injektionslösung; 1000 mg
1 ,5 bzw. 10 Durchstechflaschen
MESNA-cell 100 mg/ml Injektionslösung; 5000 mg
1 , 5 bzw. 10 Durchstechflaschen
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Mesna-cell ist nur zur einmaligen Entnahme geeignet. Reste nach Anbruch verwerfen.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. Inhaber der Zulassung
cell pharm GmbH
Theodor-Heuss-Str. 52
61118 Bad Vilbel
Telefon: 0 61 01 / 30 42-0
Telefax: 0 61 01 / 30 42-11
8. Zulassungsnummern
46834.00.00
46835.00.00
46836.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
26.06.2002/16.01.2013
10. Stand der Information
Mai 2013
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
10
MESNA-cell 400 mg/1000 mg/5000mg Injektionslösung cell pharm FI/SPC