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Minoplus

Document: 19.12.2008   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation

Minoplus®

Minocyclinhydrochlorid



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEI­MITTELS

Minoplus®

Minocyclinhydrochlorid

Filmtabletten


2. QUALITATIVE UND QUANTI­TATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Filmtablette enthält 58,11 mg Minocyclinhydrochlorid 2 H2O, entsprechend 50 mg Mi­nocyclin

Sonstige Bestandteile:

Enthält Lactose und Sorbitol.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Ab­schnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Gelbe Filmtablette


4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Minocyclin ist angezeigt bei In­fekti­onen, die durch gegen Mino­cyclin empfindliche Krankheitser­reger verursacht sind, insbeson­dere bei

- Infektionen der Atemwege und des HNO-Bereiches:

akute Schübe chronischer Bron­chitis

Sinusitis

Otitis media

Pneumonien durch Mykoplas­men, Rickettsien und Chlamy­dien

- Infektionen des Urogenitaltrak­tes:

Urethritis durch Chlamydien und Ureaplasma urealyticum

akute Prostatitis

unkomplizierte Gonorrhoe (ins­be­sondere bei gleichzeitiger Chlamydieninfektion)

Infektionen der weiblichen Ge­schlechtsorgane

Syphilis bei Penicillin-Allergie

- Infektionen und anderen Erkran­kungen des Magen-Darm-Trak­tes:

Cholera

Yersinien- und Campylobacter-Infektionen

Shigellen bei Nachweis der Emp­findlichkeit

Malabsorptions-Syndrome wie tropische Sprue und Morbus Whipple

- ambulanter Therapie von Gal­len­wegsinfektionen

- Hauterkrankungen, auch infi­zier­ten schweren Formen der Akne vulgaris und Rosacea

- Chlamydien-Konjunktivitis und Trachom

- Borreliosen wie Erythema chro­ni­cum migrans und Lyme-Di­sease

- seltenen Infektionen wie Brucel­lose, Ornithose, Bartonellose, Li­steriose, Rickettsiose, Melioi­dose, Pest, Granuloma ingui­nale und andere

- Umgebungsprophylaxe von Me­ningokokken-Meningitiden.


Nachgewiesene Infektionen durch Streptokokken und Pneu­mokok­ken sollten mit Minocyclin nicht behandelt werden, weil die Re­sistenzsituation ungünstig ist (siehe auch Abschnitt 5.1).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsricht­li­nien:


Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht neh­men als erste Dosis 200 mg Mi­nocyclin und an den folgenden Tagen je 2 Filmtabletten Mi­noplus® (entsprechend 100 mg Minocyclin) alle 12 Stunden ein.


Kinder ab 8 Jahren erhalten initial 4 mg/kg Körper­gewicht und an den folgenden Tagen je 2 mg Mi­nocyclin/kg Körpergewicht alle 12 Stunden.


Sonderdosierungen:

Akute gonorrhoische Urethritis des Mannes:

Täglich 2 mal 2 Filmtabletten Mi­noplus® (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über 7 Tage.


Akute Gonokokken-Epididymitis:

Täglich 2 mal 2 Filmtabletten Mi­noplus® (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über 10 Tage.


Akute Gonokokkeninfektion der Frau:

Täglich 2 mal 2 Filmtabletten Mi­noplus® (entsprechend 2mal 100 mg Minocyclin pro Tag) über mindestens 7 Tage.


Syphilis (primäre und sekundäre Form bei Penicillinallergie):

Initial 4 Filmtabletten Minoplus® (entsprechend 200 mg Minocyc­lin), dann alle 12 Stunden 2 Filmtabletten (entsprechend 100 mg Minocyclin) 15 Tage lang.


Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Akne vulga­ris und Rosacea:

Täglich 2 mal 1 Filmtablette Mi­noplus® (entsprechend 2mal 50 mg Minocyclin), in der Regel 7 - 21 Tage.


Umgebungsprophylaxe der Me­nin­gokokken-Meningitis:

Erwachsene initial 4 Filmtabletten Minoplus® (entsprechend 200 mg Minocyclin), dann alle 12 Stunden je 2 Filmtabletten Minoplus® (entsprechend 100 mg Minocyc­lin) über 3 Tage.

Kinder ab 8 Jahren initial 4 mg/kg, dann alle 12 Stunden 2 mg/kg über 3 Tage.


Der Behandlungserfolg einer The­rapie gegen Gonokokkenin­fektion sollte durch eine kulturelle Kontrolle 3 bis 4 Tage nach Be­handlungsende überprüft werden.


Art und Dauer der Anwendung:

Minoplus® sollte regelmäßig mor­gens und abends zusammen mit einer Mahlzeit mit reichlich Flüs­sigkeit (keine Milch) eingenom­men werden. Die Einnahme wäh­rend einer Mahlzeit kann die Häufigkeit von Magen-Darm-Stö­rungen verringern.


Bei üblichen bakteriellen Infekti­onserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Norma­lerweise ist eine Behandlungs­dauer von 5 - 21 Tagen ausrei­chend.


Falls bei nachgewiesener Emp­find­lichkeit Infektionen mit ß‑hämolysierenden Streptokok­ken behandelt werden, muss dies mindestens 10 Tage lang erfol­gen, um Spätschäden (z. B. rheumatisches Fieber oder Glo­merulonephritis) vorzubeugen.


Zur Behandlungsdauer bei den Sonderdosierungen siehe oben.


4.3 Gegenanzeigen

Minoplus® darf nicht angewandt werden:

  • bei Überemp­findlichkeit ge­genüber Minocyclin­hydro­chlorid, Tetracyclinen oder einem der sonstigen Be­standteile.

  • bei schweren Funktions­stö­rungen der Leber.


An Kinder unter 8 Jahren sollte Minocyclin nicht verabreicht wer­den, da es vor Abschluss der Dentitionsphase durch Ablage­rung von Calcium-Or­tho­phosphat-Komplexen zu blei­ben­den Zahnverfärbungen und Zahnschmelzdefekten kommen kann. Außerdem kann es zu einer Verzögerung des Knochen­wachstums kommen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Patienten mit der seltenen heredi­tären Fructose-Intoleranz sollten Minoplus® nicht einnehmen.

Patienten mit der seltenen heredi­tären Galactose-Intoleranz, Lac­tase-Mangel oder Glucose-Ga­lactose-Malabsorption sollten Minoplus® nicht einnehmen.


Vor Beginn und wöchentlich wäh­rend einer Therapie mit Tetrazyklinen sollte das Se­rumkreatinin bestimmt werden.


Bei Langzeitanwendung (d.h. mehr als 21 Tage) sollten regel­mäßig Blut-, Nieren- und Le­beruntersuchungen durchgeführt werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Arzneimittel, die die Aufnahme von Minocyclin beeinträchtigen können:

Aluminium-, Calcium- und Mag­ne­sium-Salze in Antazida sowie Ei­senpräparate, medizinische Kohle und Colestyramin vermin­dern die Aufnahme von Mi­no­plus® in den Körper. Diese Arz­neimittel sollten deshalb im­mer 2 bis 3 Stunden vor oder nach Mi­noplus® einge­nommen werden.


Arzneimittel zur Behandlung von Anfallsleiden:

Barbiturate und andere antikon­vul­siv wirkende Arzneimittel (z. B. Carbamazepin, Diphenylhydan­toin und Primidon) können durch sog. Enzyminduktion den Abbau von Minoplus® in der Leber be­schleunigen, so dass unter übli­cher Dosierung keine wirksamen Minocyclin-Blutspiegel erreicht werden.


Antibiotika:

Die gleichzeitige Einnahme von Minoplus® und Betalaktam-Anti­biotika, wie z. B. Penicilline oder Cefalosporine sollte vermieden werden, da es zu einer gegensei­tigen Verminderung der antibak­teriellen Wirksamkeit kommen kann.


Isotretinoin:

Kurz vor, während und kurz nach einer Akne-Behandlung mit Isotretinoin ist von einer Behand­lung mit Minoplus® Abstand zu nehmen, da beide Arzneimittel in seltenen Fällen vorübergehende Drucksteigerungen in der Schä­delhöhle (Pseudotumor cerebri) bewirken können.


Theophyllin:

Bei gleichzeitiger Einnahme von Theophyllin und Tetracyclinen können vermehrt Magen-Darm-Beschwerden auftreten.


Blutzuckersenkende und gerin­nungshemmende Arzneimittel:

Minoplus® kann die Wirkung von oralen Sulfonylharnstoff-Antidia­betika und Antikoa­gulantien vom Cumarin-Typ ver­stärken.


Ciclosporin A:

Die schädigende Wirkung von Ciclosporin A wird durch Doxy­cyclin verstärkt. Da Minoplus® zur gleichen Stoffklasse gehört, kann nicht ausgeschlossen wer­den, dass diese Wechselwirkung auch mit Minoplus® auftritt.


Methotrexat:

Bei gleichzeitiger Anwendung kann die schädigende Wirkung von Methotrexat verstärkt wer­den.


Methoxyfluran und andere nie­ren­schädigende Arzneimittel:

Die gemeinsame Verabreichung von Minoplus® mit einer Metho­xyfluran-Narkose oder anderen Stoffen, die die Niere schädigen können, kann zu Nierenversagen führen.


Die in Milch und Milchprodukten enthaltenen Calcium-Salze be­einträchtigen die Aufnahme von Minocyclin. Deshalb ist Mi­noplus® ca. 2 bis 3 Stunden vor oder nach der Einnahme von Milch und Milchprodukten einzu­nehmen.


Bei ständigem Alkoholmiss­brauch kann der Abbau von Mi­noplus® in der Leber beschleu­nigt sein (sog. Enzyminduktion), so dass unter üblicher Dosierung keine wirksa­men Minocyclin-Blut­spiegel er­reicht werden.


Hinweis:

Es ist nicht auszuschließen, dass unter der Therapie mit Minocyclin in seltenen Fällen die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wir­kung von hormonellen Kontra­zeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein kann. Es empfiehlt sich des­halb, zusätzlich nichthormonelle empfängnisverhütende Maßnah­men anzuwenden.


Störung von Laboruntersuchun­gen:

Der Nachweis von Harnzucker, ‑eiweiß und Urobilinogen sowie der Nachweis von Katecholami­nen im Urin kann durch Ein­nahme von Tetracyclinen gestört werden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangere und stillende Frauen sollten Minocyclin nur in Aus­nah­mefällen einnehmen.


Während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Säuglingen und Kindern bis zum 8. Lebens­jahr dürfen Tetracycline nur bei vitaler Indikation angewendet werden, da bei Feten vom 4. Le­bensmonat an, bei Säuglingen und Kindern bis zum 8. Lebens­jahr durch die Einlagerung von Tetracyclinen Zahnverfärbungen, Schmelzdefekte und eine Verzö­gerung des Knochenwachstums auftreten können.


Minocyclin ist plazentagängig und erscheint in der Muttermilch. Die Konzentration in der Muttermilch beträgt etwa 50-100 % der müt­terlichen Plasmakonzentra­tion.


4.7 Auswirkungen auf die Ver­kehrstüchtigkeit und die Fä­higkeit zum Bedienen von Ma­schinen

Minocyclin kann auch bei bestim­mungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit ver­ändern, dass z. B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Stra­ßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwir­kungen werden folgende Häufig­keiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 10 %)

Häufig (≥ 1 % - < 10 %)

Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)

Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (< 0,01 %)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).


Magen-Darm-Trakt

Während der Behandlung mit Mi­nocyclin treten häufig gastroin­testinale Störungen auf in Form von Sod­brennen, Magendruck, Erbre­chen, Meteorismus, Fett­stühlen und leichten Diarrhoen. Die Ein­nahme der Substanz nach oder mit den Mahlzeiten kann diese unerwünschten Wir­kungen zu ei­nem gewissen Grad reduzieren; die Resorptionsquote wird da­durch nur unwesentlich beein­trächtigt. Milchprodukte und Ant­azida sind zu vermeiden, da sie durch Tetrazyklin-Calcium-Che­latbildung (Komplexbildung) die Resorption hemmen können (siehe auch Abschnitt 4.5).


Ebenfalls häufig treten Neben­wirkungen auf, die den gesamten gastrointestinalen Trakt betreffen können, wie bei­spielsweise Sto­matitis, Glossitis (schwarze Haarzunge), Ösopha­gitis und Pruritus ani (kolo-ge­nito-anorek­tales Syndrom).


Unter einer Therapie mit Minocyc­lin kann es durch Selek­tion zu einer Candida-Besiede­lung der Schleimhäute (insbe­sondere der Mund- und Darm­schleimhäute) kommen mit Sym­p­tomen wie Mund- und Ra­chen­schleimhautentzündung (Glossi­tis, Stomatitis) sowie Pru­ritus ani.


Sehr selten wurden Heiserkeit und Schluckbe­schwerden beo­bachtet.


Bei gastro-ösophagealem Reflux und ösophagealer Passagebe­hinderung wurden Ösophage­al­ulzera durch haftende Kapseln oder Tabletten ausgelöst. Daher sollten Tetrazykline nicht abends vorm Schlafengehen und nicht im Liegen eingenommen werden. Außerdem sollte nach der Ein­nahme mit viel Flüssigkeit nach­gespült werden.


Beim Auftreten von schweren und anhaltenden Durchfällen während oder nach der Therapie sollte der Arzt verständigt wer­den, weil sich dahinter eine ernstzunehmende Darmerkran­kung (pseudomembranöse Ente­ro­colitis) verbergen kann, die sofort behandelt werden muss.


Nervensystem

Unter einer Therapie mit Minocyc­lin treten signifikant häu­figer zentralnervöse Nebenwir­kungen auf als bei anderen Tetrazyklinen. Dabei kommt es vorwiegend durch Vestibularisto­xizität zu Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, Ataxie und Müdigkeit. Man nimmt an, dass aufgrund der hohen Lipophilie von Minocyclin eine selektive An­reicherung im ZNS stattfindet. Frauen weisen höhere Serum­spiegel auf als Männer und sind daher häufiger von diesen Neben­wirkungen betroffen.


Selten wird eine intrakranielle Drucksteige­rung (Pseudotumor cerebri) beo­bachtet, die nach Beendigung der Therapie rever­sibel ist. Sie äußert sich durch Kopfschmer­zen, Übelkeit, Erbre­chen und möglicherweise durch ein Papil­lenödem.


Eine Myasthenie kann durch Tetracycline verstärkt werden.


Sinnesorgane

Gelegentlich ist eine vorüberge­hende Myopie unter Einnahme von Tetracycli­nen beobachtet worden.


Pigmentablagerungen in der Konjunktiva des Auges (konjunk­tivale Zysten) wurden unter Mi­nocyclin-Therapie beschrieben.


Haut und Hautanhangsgebilde

Allergische Hautreaktionen auf Minocyclin treten häufig auf (siehe Abschnitt Überem­pfind­lichkeits­erscheinungen). Unter Sonnen­einstrahlung kann es zu phototo­xischen Reaktionen der belich­teten Hautareale kommen mit Erythem, Hautödem, Blasen­bil­dung und seltener auch mit Na­gelablösung und -verfärbung. Sonnenbaden im Freien oder in Solarien sollte daher während ei­ner Therapie mit Minocyclin ver­mieden werden.


Im Bereich vorausgegangener entzündlicher Hautver­änderun­gen können bei Langzeittherapie mit Minocyclin blaugraue Hyper­pigmentierungen auftreten. Nach längerer hochdosierter Therapie mit Minocyclin sind sehr selten schwärzliche Verfär­bungen der Nägel beschrieben worden.


Unter einer Therapie mit Minocyc­lin kann es durch Selek­tion zu einer Candida-Besiede­lung der Haut oder Schleimhäute kommen.


Blut und Blutkörperchen

Selten kön­nen wie bei jeder Tetracyclin-Therapie folgende Veränderun­gen im Blut ausgelöst werden, die reversibel sind: Leu­kopenien, Thrombopenien, Anä­mien, Leu­kozytosen, Eosinophi­lie, atypi­sche Lympho­zyten und toxische Granulationen der Gra­nulozyten. Diese Neben­wirkun­gen treten vorwiegend bei Lang­zeittherapie auf.


Bei Vorliegen eines tubulären Nie­renschadens kann es zu Hy­pokaliämie und Hypophosphatä­mie kommen.


Nieren und Harnwege

Gelegentlich ma­nifestieren sich Nierenschä­den durch pathologi­sche Sedi­mentbefunde und Re­tention harnpflichtiger Substan­zen.


Als Komplikation eines tubulären Schadens kann es zu Hypokali­ämie und Hypophosphatämie kommen.


Unter einer Therapie mit Minocyc­lin kann es durch Selek­tion zu einer Candida-Besiede­lung des Genitaltraktes kommen mit akuten Entzündungen der äußeren Geschlechtsorgane und der Scheide bei der Frau (Vulvo­vaginitis) sowie Pruritus ani.

Leber- und Gallenwege

Bei Überdosierungen besteht die Gefahr einer Pankreatitis und von Leberschäden. Beschrieben wurden vorwiegend Fettleber und Leberzellnekrosen bis hin zur re­aktiven Hepatitis.

Überempfindlichkeitserscheinun­gen

Allergische Reaktionen unter Mi­nocyclin sind häufig beobachtet wor­den. Dazu gehören generali­sierte Exantheme, Ery­theme, Hautju­cken, Urtikaria und Asthma, sel­tener Angio­ödem, Erythema ex­sudativum multi­forme, fixes Arz­neimit­tel­exanthem an den Geni­talien und anderen Körperregio­nen und eine Serumkrankheit-ähnliche Reaktion mit Fieber, Kopf­schmerzen und Gelenk­schmer­zen.


Weiterhin ist über eosinophile Lungeninfiltrate, Perikarditis so­wie über eine Verschlimmerung eines systemischen Lupus erythematodes berichtet worden.


Schwere akute Überempfindlich­keitserscheinungen sind selten möglich. Sie können sich äußern als: Ge­sichtsödem, Zungen­schwellung, innere Kehlkopf­schwellung mit Einengung der Luftwege, Herzja­gen, Luftnot, (Atemnot), Blut­druckabfall bis hin zu bedrohli­chem Schock. Beim Auftreten dieser Erscheinungen ist unter Umständen sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.


Selten ist im zeitlichen Zusam­menhang mit einer Minocyclin-Therapie über schwere Hauter­scheinungen mit lebensbedrohli­chen Allgemeinre­aktionen (wie z. B. exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom) be­richtet worden.

Innerhalb der Tetracyclin-Gruppe besteht eine komplette Kreuzal­lergie.


Sonstige Nebenwirkungen

In einem Fall wurde das Auftre­ten eines Tonsillenkarzinoms unter Langzeittherapie mit Mino­cyclin beschrieben.


Bei Verabreichung von Minocyc­lin an Kinder unter 8 Jahren ist gelegentlich eine irreversible Zahnverfärbung und Zahn­schmelz­schädigung sowie eine reversible Knochenwachs­tums­verzögerung beobachtet worden (siehe auch Abschnitt 4.3).


Auch bei Erwachsenen sind nach längerer hochdosierter The­rapie mit Minocyclin gelegentlich schwärzliche Verfärbungen von Zähnen, Nä­geln, Knochen und der Schild­drüse beschrieben worden.

4.9 Überdosierung

Minocyclin ist bei einmaliger ora­ler Aufnahme in mehrfachen the­rapeutischen Dosen nicht akut to­xisch. Akute Minocyclin-Intoxikati­onen sind in der Literatur bisher nicht beschrieben. Bei Überdosie­rung besteht jedoch die Gefahr von parenchymatösen Leber- und Nierenschädigungen sowie einer Pankreatitis.


Bei einer oralen Überdosis von Mi­nocyclin sollte durch Induktion von Erbrechen oder Magenspü­lung versucht werden, die noch nicht resorbierten Anteile der Substanz aus dem Magen zu entfernen. Die noch verbleiben­den Reste von Minocyclin können durch Gabe von Antazida oder Calcium- und Magnesium-Salzen zu nicht resorbierbaren Chelat­komplexen gebunden werden. Minocyclin ist nicht ausreichend dialysabel, so dass eine Hämo- oder Peritonealdialyse wenig ef­fektiv ist.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigen­schaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Minocyclin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline.

ATC-Code: J01AA08


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Minocyclin beruht auf einer Hemmung der Proteinbiosyn­these durch reversible Blockade der Bindungsstelle der Amino­acyl-t-RNS an der 30S-Unterein­heit des Ribosoms, wodurch die Elongation der Peptidkette unter­brochen wird. Hieraus resultiert eine vorwiegend bakteriostati­sche Wirkung.


Beziehung zwischen Pharmakoki­netik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im wesent­lichen von dem Quotien­ten aus AUC (Area under the curve, Fläche unterhalb der Kon­zentrations-Zeit-Kurve) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Mino­cyclin kann auf folgenden Me­chanismen beruhen:

- Zumeist beruht die Resistenz auf dem Vorhandensein von Effluxpumpen, die Tetracyc­line aktiv aus der Zelle trans­portieren.

- Als weiterer Mechanismus sind ribosomale Schutzprote­ine beschrieben, die eine Bin­dung von Minocyclin an das Ribosom verhindern.

- Ein selten vorkommender Me­chanismus ist die enzymati­sche Inaktivierung von Mino­cyc­lin.

Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz von Minocyclin mit anderen Tetracyclinen. Tetracyc­lin-intermediäre/-resistente Stämme können empfindlich ge­genüber Mino­cyclin sein.


Grenzwerte

Die Testung von Minocyclin er­folgt unter Benutzung der übli­chen Verdünnungsreihe. Fol­gende minimale Hemmkonzen­trationen für sensible und resis­tente Keime wurden festgelegt:


DIN (Deutsches Institut für Nor­mung) Grenzwerte


Erreger

Sensibel

Resistent

Alle Bakterien einschl. Anaero­bier

1 mg/l

> 4 mg/l


CLSI (US Clinical Laboratory Stan­dards Institute) Grenzwerte


Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacteriaceae

4 mg/l

16 mg/l

Pseudomonas spp.

4 mg/l

16 mg/l

Acinetobacter spp.

4 mg/l

16 mg/l

Burkholderia cepa­cia

4 mg/l

16 mg/l

Stenotrophomonas maltophilia

4 mg/l

16 mg/l

Stapylococcus spp.

4 mg/l

16 mg/l

Enterococcus spp.

4 mg/l

16 mg/l

Neisseria meningi­tidis

2 mg/l

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Prävalenz der erworbenen Resis­tenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Re­sistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit va­riieren. Deshalb sind - insbeson­dere für die adäquate Behand­lung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resis­tenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenz­situation die Wirksamkeit von Mi­nocyclin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt wer­den. Insbesondere bei schwer­wiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikro­biologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und des­sen Empfindlichkeit gegenüber Minocyclin anzustreben.


Prävalenz der erworbenen Re­sistenz in Deutschland auf Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwach­ungsprojekten und - studien (Stand: 19.12.2006):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Actinomyces israelii°

Listeria monocytogenes°1

Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme)

Tropheryma whippelii°

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Bartonella henselae°

Borrelia burgdorferi°

Burkholderia cepacia

Burkholderia mallei°

Burkholderia pseudomallei°

Brucella spp.°

Francisella tularensis°

Haemophilus influenzae

Moraxella catarrhalis

Pasteurella multocida°

Vibrio parahaemolyticus°

Yersinia enterocolitica°

Anaerobe Mikroorganismen

Propionibacterium acnes°

Andere Mikroorganismen

Chlamydia trachomatis°

Chlamydophila pneumoniae°

Chlamydophila psittaci°

Ehrlichia spp

Leptospira spp.°

Mycoplasma hominis°

Mycoplasma pneumoniae°

Rickettsia spp.

Treponema pallidum°

Ureaplasma urealyticum°

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus faecalis$+

Enterococcus faecium$

Streptococcus agalactiae+

Streptococcus pneumoniae2

Streptococcus pyogenes

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Campylobacter jejuni

Citrobacter freundi

Enterobacter aerogenes$

Enterobacter cloacae$

Escherichia coli

Klebsiella oxytoca

Klebsiella pneumoniae

Morganella morganii$

Serratia marcescens$

Shigella spp.+

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Proteus spp.

Pseudomonas aeruginosa


Die angegebenen Kate­gorisie­rungen basieren auf Daten zu Doxycyclin und Tetracyclin.

° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standard­werken und Therapie­empfehlun­gen wird von einer Empfindlichkeit ausge­gangen.

$ Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im inter­medi­ären Bereich.

+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.

Nur bei Penicillinallergie

1 Minocyclin ist nur zur Therapie okuloglandulärer oder kutaner Listeriosen bei Penicillinallergie geeignet.

2 Minocyclin ist nicht Mittel der Wahl zur Therapie der Pneumokokken-Pneumonie und systemischer Pneumokokken-Infektionen.


5.2 Pharmakokinetische Eigen­schaften

Nach oraler Applikation wird Mi­no­cyclin aus dem oberen Teil des Dünndarms fast vollständig re­sorbiert. Relevante Plasmaspie­gel werden bereits nach 30 Minuten erreicht; maximale Plasmaspiegel von 2 - 3 mg/l lie­gen bei oraler Anwendung nach 1 - 2 Stunden vor (nach einer Ein­zeldosis von 100 mg). Nach einer einmaligen intravenösen Dosis von 200 mg Minocyclin werden Spitzenkonzentrationen im Plasma von 4 - 7 mg/l erreicht. Mit einer einmaligen Gabe von 200 mg per os werden Serum­spiegel von ca. 4 mg/l nach 1 Stunde und noch ca. 1,4 mg/l nach 12 Stunden gemessen.

Die Plasmahalbwertzeit beträgt beim gesunden Menschen ca. 14- 22 Stunden; sie kann bei ein­ge­schränkter Nierenfunktion ge­ring, bei Lebererkrankungen er­heblich verlängert sein. Die Pro­teinbin­dung von Minocyclin be­trägt 70 - 75 %.


Die Verteilung erfolgt rasch im ge­samten Organismus. Hohe Ge­webekonzentrationen werden ins­besondere in der Gallenblase und in der Leber erreicht.


Die Penetration der Substanz durch die Meningen ist verglichen mit anderen Tetracyclinen gut: es werden Liquorspiegel erreicht, die bei entzündeten Meningen 25 - 30 - (50) % der Plasmaspiegel betragen können.


Minocyclin wird im menschlichen Organismus zu etwa 50 % zu in­aktiven Abbauprodukten metabo­lisiert. Die Elimination der aktiven Anteile erfolgt im wesentlichen über den Darm (über die Galle und durch direkte Sekretion aus dem Blut in das Lumen des Darmtraktes) und zu einem gerin­gen Anteil über die Nieren (etwa 10- 15 %).


5.3 Präklinische Daten zur Sicher­heit

Akute Toxizität

Untersuchungen zur akuten Toxi­zität an Ratte und Maus haben keine Hinweise auf eine beson­dere Empfindlichkeit ergeben (siehe auch Abschnitt 4.9).


Chronische Toxizität

In Untersuchungen zur chroni­schen Toxizität an verschiedenen Tierspezies wurden eine Vergrö­ßerung und Verfärbung der Schilddrüse sowie gelbe Verfär­bung der Zähne und Knochen beobachtet.


Tumorerzeugendes und mutage­nes Potential

In einer Langzeituntersuchung an der Ratte wurden vermehrt be­nigne Thyroidhyperplasien beob­achtet.


Minocyclin wurde bisher nicht be­züglich mutagener Wirkungen geprüft.

Reproduktionstoxizität

Ausgedehnte Tierversuche an Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise für teratogene Effekte von Tetracyclinen. In der Literatur wird von Patientinnen mit chronischer Bronchitis be­richtet, die unter einer Langzeit­therapie mit Tetracyclinen ge­sunde Kinder zur Welt brachten.


Gelegentlich werden in Einzelka­suistiken kindliche Missbildungen mit der Einnahme von Tetracyc­lin-Derivaten in Verbindung ge­bracht. So wurde 1977 von einer 33jährigen Primipara berichtet, die unter Therapie einer Akne mit Clomocyclin (in der Bundesrepu­blik Deutschland nicht im Handel) schwanger wurde; ihr Neugebo­renes wies multiple Skelettab­normitäten sowie mangelhafte Muskelentwicklung, Herzvergrö­ßerung, genitale Hypoplasie und Klumpfüße auf. Weiterhin wurde von einer Patientin berichtet, die in der Frühschwangerschaft kurz­fristig Tetracycline erhalten hatte; sie wurde von einem Kind mit bi­lateraler Deformität der Hände entbunden.


Auch wenn die genannten Einzel­beobachtungen keine endgülti­gen Aussagen bezüglich der te­ratogenen Eigenschaften der Tetracycline zulassen, sollte ihr Einsatz in der Gravidität nur unter strenger Indikation erfolgen (auch im Hinblick auf die Gefahr der Leberschädigung bei der Mutter und der Zahn- und Knochen­schädigung des Kindes).


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Be­stand­teile

Mikrokristalline Cellulose, Sorbitol (Ph. Eur.), Povidon, Crospovidon, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), hy­driertes Rizinusöl, basisches Butylmethacrylat-Copolymer (Ph. Eur.), Talkum, Lactose-Monohy­drat, Macrogol 6000, Titandioxid (E 171), Chinolingelb (E 104


6.2 Inkompatibilitäten

Minocyclin kann mit zwei- und dreiwertigen Kationen Chelate bilden, die im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert werden.

6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre

6.4 Besondere Vorsichtsmaßnah­men für die Aufbewahrung

Nicht über 25°C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blisterpackungen zu:

20 Filmtabletten (N2)

50 Filmtabletten (N3)

100 Filmtabletten (N3)


7. INHABER DER ZULASSUNG

Chephasaar

Chem.-pharm. Fabrik GmbH

Mühlstraße 50

66386 St. Ingbert


Mitvertrieb

Rosen Pharma GmbH

Kirkeler Straße 41

66440 Blieskastel

Tel: 06842/9617-0

Fax: 06842/9617-550

Vertrieb

MIP Pharma GmbH

Kirkeler Straße 41

66440 Blieskastel


8. ZULASSUNGSNUMMER

6136194.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/ VERLÄNGERUNG DER ZU­LAS­SUNG

08.12.2004


10. STAND DER INFORMATION

Dezember 2008


VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig