Mirtazapin Stada 45 Mg Schmelztabletten
Fachinformation (Zusammenfassung der Produkteigenschaften/SPC)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Mirtazapin STADA® 15 mg Schmelztabletten Mirtazapin STADA® 30 mg Schmelztabletten Mirtazapin STADA® 45 mg Schmelztabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Mirtazapin STADA® 15 mg 1 Schmelztablette enthält 15 mg Mirtazapin.
Sonstiger Bestandteil: 1 Schmelztablette enthält 6 mg Aspartam.
Mirtazapin STADA® 30 mg 1 Schmelztablette enthält 30 mg Mirtazapin.
Sonstiger Bestandteil: 1 Schmelztablette enthält 12 mg Aspartam.
Mirtazapin STADA® 45 mg 1 Schmelztablette enthält 45 mg Mirtazapin.
Sonstiger Bestandteil: 1 Schmelztablette enthält 18 mg Aspartam.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Schmelztablette Mirtazapin STADA® 15 mg
Weiße oder cremefarbene, runde (Durchmesser: 8 mm), bikonvexe, nicht überzogene Tablette mit der Prägung „M1".
Mirtazapin STADA® 30 mg
Weiße oder cremefarbene, runde (Durchmesser: 10 mm), bikonvexe, nicht überzogene Tablette mit der Prägung „M2".
Mirtazapin STADA® 45 mg
Weiße oder cremefarbene, runde (Durchmesser: 12 mm), bikonvexe, nicht überzogene Tablette mit der Prägung „M4".
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Episoden einer Major Depression.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Um eine exakte Dosierung zu erleichtern, stehen Mirtazapin STADA® Schmelztabletten in 3 Stärken zur Verfügung.
Erwachsene
Die Anfangsdosis beträgt vorzugsweise 15 mg oder 30 mg und wird abends eingenommen. Die Erhaltungsdosis liegt in der Regel zwischen 15 mg und 45 mg pro Tag.
Ältere Patienten
Wie bei Erwachsenen. Änderungen, insbesondere Erhöhungen der Dosis, müssen vorsichtig und unter engmaschiger Überwachung erfolgen.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Mirtazapin sollte bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht angewendet werden, da die Wirksamkeit in zwei klinischen Kurzzeitstudien nicht nachgewiesen wurde (siehe Abschnitt 5.1) und Bedenken hinsichtlich der Sicherheit vorliegen (siehe Abschnitte 4.4, 4.8 und 5.1).
Eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion
Die Elimination von Mirtazapin kann bei Patienten mit eingeschränkter Nierenoder Leberfunktion verlangsamt erfolgen. Dies ist zu berücksichtigen, wenn Mirtazapin diesen Patienten verordnet wird.
Art der Anwendung
Zum Einnehmen.
Die Tablette wird mit trockenen Händen auf die Zunge gelegt, wo sie schnell zergeht. Schmelztabletten sollten mit Wasser eingenommen werden. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Mirtazapin STADA® Schmelztabletten können 1-mal täglich eingenommen werden, da die Halbwertszeit 20-40 Stunden beträgt. Das Arzneimittel sollte vorzugsweise als Einzeldosis unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Die Tagesdosis kann jedoch auch auf 2 Einzeldosen verteilt werden, die jeweils am Morgen und vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Die größere Dosis sollte abends eingenommen werden.
Dauer der Anwendung
Die antidepressive Wirkung von Mirtazapin tritt in der Regel nach 1-2-wöchiger Anwendung in Erscheinung. Die Behandlung mit einer ausreichenden Dosierung sollte innerhalb von 2-4 Wochen zu einem Therapieerfolg führen. Bei unzureichendem Ansprechen auf die Behandlung kann die Dosis bis zur empfohlenen Höchstdosis gesteigert werden. Wenn ein optimaler klinischer Effekt erzielt wird und der Patient symptomfrei ist, sollte die Behandlung für 4-6 Monate fortgesetzt werden, bevor erwogen werden kann, die Therapie ausschleichend zu beenden. Kommt es innerhalb von 2-4 Wochen nicht zu einem klinischen Ansprechen auf die Behandlung mit der höchsten empfohlenen Dosis, sollte die Behandlung schrittweise abgesetzt werden.
Eine ausschleichende Dosierung ist erforderlich, um das Auftreten von Entzugserscheinungen zu vermeiden.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Mirtazapin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Suizid/Suizidgedanken oder klinische Verschlechterung
Depressive Erkrankungen sind mit einem erhöhten Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken, selbstschädigendem Verhalten und Suizid (Suizid-bezogene Ereignisse) verbunden. Dieses erhöhte Risiko besteht, bis es zu einer signifikanten Linderung der Symptome kommt. Da diese nicht unbedingt schon während der ersten Behandlungswochen auftritt, sollten die Patienten daher bis zum Eintritt einer Besserung engmaschig überwacht werden. Die bisherige klinische Erfahrung zeigt, dass das Suizidrisiko zu Beginn einer Behandlung ansteigen kann.
Bei Patienten mit suizidalem Verhalten in der Anamnese oder solchen, die vor der Therapie ausgeprägte Suizidabsichten hatten, ist das Risiko für die Auslösung von Suizidgedanken oder -versuchen erhöht. Sie sollten daher während der Behandlung besonders sorgfältig überwacht werden. Eine Meta-Analyse von Plazebo-kontrollierten klinischen Studien zur Anwendung von Antidepressiva bei Erwachsenen mit psychiatrischen Störungen zeigte für Patienten unter 25 Jahren, die Antidepressiva einnahmen, ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten im Vergleich zu Plazebo.
Die Arzneimitteltherapie sollte mit einer engmaschigen Überwachung der Patienten, vor allem der Patienten mit hohem Suizidrisiko, insbesondere zu Beginn der Behandlung und nach Dosisanpassungen einhergehen. Patienten (und deren Betreuer) sind auf die Notwendigkeit einer Überwachung hinsichtlich jeder klinischen Verschlechterung, des Auftretens von suizidalem Verhalten oder Suizidgedanken und ungewöhnlicher Verhaltensänderungen hinzuweisen. Sie sollten unverzüglich medizinischen Rat einholen, wenn derartige Symptome auftreten.
Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren
Mirtazapin sollte nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18
Jahren angewendet werden. Suizidale Verhaltensweisen (Suizidversuche und Suizidgedanken) sowie Feindseligkeit (vorwiegend Aggression, oppositionelles Verhalten und Wut) wurden in klinischen Studien häufiger bei mit Antidepressiva behandelten Kindern und Jugendlichen beobachtet als bei Kindern und Jugendlichen, die mit Plazebo behandelt wurden. Sollte aufgrund klinischer Notwendigkeit dennoch die Entscheidung für eine Behandlung getroffen werden, ist der Patient im Hinblick auf das Auftreten suizidaler Symptome sorgfältig zu überwachen. Darüber hinaus fehlen Langzeitdaten zur Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Wachstum, Reifung sowie kognitive Entwicklung und Verhaltensentwicklung.
Bei Patienten, die mit Mirtazapin behandelt wurden, wurde über das Auftreten von Knochenmarksdepressionen berichtet, die sich in der Regel als Granulozytopenie oder Agranulozytose äußern. Diese Auswirkungen treten gewöhnlich nach einer Behandlungsdauer von 4-6 Wochen auf und klingen normalerweise nach Absetzen der Behandlung ab. In sehr seltenen Fällen kann eine Agranulozytose jedoch auch tödlich verlaufen. Auch in klinischen Studien mit Mirtazapin wurde in seltenen Fällen über das Auftreten einer reversiblen Agranulozytose berichtet. Nach der Markteinführung von Mirtazapin wurde über sehr seltene Fälle von Agranulozytose berichtet, die überwiegend reversibel waren, in einigen Fällen jedoch tödlich verliefen. Alle Todesfälle betrafen Patienten im Alter über 65 Jahre. Der behandelnde Arzt sollte bei Auftreten von Fieber, Halsschmerzen, Stomatitis und anderen Anzeichen und Symptomen einer Infektion an diese Möglichkeit denken. Bei Auftreten dieser Symptome muss die Behandlung abgebrochen und ein Differentialblutbild angefertigt werden.
Dieses Arzneimittel ist mit Vorsicht und unter engmaschiger Überwachung anzuwenden bei Patienten mit:
- Epilepsie und hirnorganischem Psychosyndrom: Obwohl klinische Erfahrungen zeigen, dass es während einer Behandlung mit Mirtazapin selten zu epileptischen Anfällen kommt, sollte die Einleitung der Therapie mit Mirtazapin, wie auch mit anderen Antidepressiva, bei Patienten mit anamnestisch bekannten Krampfanfällen besonders vorsichtig erfolgen. Treten bei Patienten Krampfanfälle auf oder kommt es zu einer Zunahme der Anfallshäufigkeit, muss die Behandlung abgebrochen werden. Antidepressiva sollten bei Patienten mit unzureichend eingestellten Krampflei-den/Epilepsien vermieden werden. Patienten mit stabil eingestellter Epilepsie müssen sorgfältig überwacht werden.
- Leber- oder Niereninsuffizienz
- Herzerkrankungen wie Erregungsleitungsstörungen, Angina pectoris oder kurz zurückliegender Myokardinfarkt, bei denen die gleichzeitige Anwendung anderer Arzneimittel entsprechende Vorsichtsmaßnahmen erforderlich macht
- Hypotonie.
Wie auch bei anderen Antidepressiva erfordert die Anwendung dieses Arzneimittels besondere Vorsicht bei Patienten mit:
- Miktionsstörungen, z.B. bei Prostatahyperplasie (auch wenn Mirtazapin nur eine schwache anticholinerge Wirkung besitzt)
- akutem Engwinkelglaukom und erhöhtem Augeninnendruck (aufgrund der schwachen anticholinergen Wirkung von Mirtazapin ist das Risiko für diese unerwünschten Wirkungen unter einer Mirtazapin-Behandlung sehr gering)
- gastrointestinaler Obstruktion oder Ileus (aufgrund der schwachen anticholinergen Wirkung von Mirtazapin ist das Risiko für diese unerwünschten Wirkungen unter einer Mirtazapin-Behandlung sehr gering)
- Diabetes mellitus. Bei Diabetikern können Antidepressiva die Blutzuckereinstellung verändern. Die Dosierungen von Insulin und/oder oralen Antidiabetika müssen gegebenenfalls angepasst werden, eine engmaschige Überwachung wird empfohlen.
Bei Auftreten einer Gelbsucht sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Wie bei anderen Antidepressiva sollte weiterhin Folgendes beachtet werden
- bei Patienten mit Schizophrenie oder mit anderen psychotischen Störungen können sich die psychotischen Symptome unter der Behandlung mit Antidepressiva verschlechtern. Paranoide Vorstellungen können verstärkt werden.
- Bei Behandlung der depressiven Phase einer bipolaren Störung kann ein Übergang in eine manische Phase eintreten. Im Fall einer manischen Episode sollte die Behandlung abgebrochen werden.
- Aufgrund des Suizidrisikos, insbesondere zu Beginn der Therapie, sollte den Patienten nur eine begrenzte Anzahl von Mirtazapin STADA® Schmelztabletten ausgehändigt werden.
- Auch wenn Antidepressiva keine Abhängigkeit erzeugen, kann es nach plötzlichem Absetzen einer längerfristigen Behandlung zu Angstzuständen, Erregung, Übelkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein kommen.
- Ältere Patienten reagieren oft intensiver, insbesondere hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen von Antidepressiva. In klinischen Studien mit Mirtazapin war die Inzidenz von Nebenwirkungen bei älteren Patienten nicht höher als in anderen Altersgruppen. Allerdings liegen bisher nur begrenzte Erfahrungen vor.
- Wechselwirkungen von Mirtazapin mit anderen serotonergen Arzneimitteln (z.B. SSRI) werden im Abschnitt 4.5 angegeben.
Ein Serotonin-Syndrom (charakterisiert durch eine komplexe Symptomatik mit z.B. Hyperthermie, Rigidität, Myoklonie sowie vegetative Instabilität mit möglicherweise kurzfristigen Schwankungen der Vitalparameter, Bewusstseinsstörungen einschließlich Verwirrtheit, Reizbarkeit und extremen Erregungszuständen, die bis zum Delirium oder Koma fortschreiten können) tritt bei Patienten, die mit Mirtazapin allein behandelt werden, nur sehr selten auf.
Mirtazapin STADA® Schmelztabletten enthält Aspartam als Quelle für Phenylalanin und kann schädlich sein für Patienten mit Phenylketonurie.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Pharmakodynamische Wechselwirkungen
Mirtazapin soll nicht gleichzeitig oder innerhalb von 2 Wochen nach Beendigung einer Behandlung mit MAO-Hemmern eingenommen werden.
Mirtazapin kann die sedierenden Wirkungen von Benzodiazepinen und anderen Sedativa verstärken. Wenn diese Arzneimittel zusammen mit Mirtazapin verordnet werden, ist entsprechende Vorsicht geboten, da es zu einer Verstärkung ihrer zentral dämpfenden Nebenwirkungen kommen kann.
Mirtazapin kann die zentral dämpfende Wirkung von Alkohol verstärken und umgekehrt. Die Patienten sollten daher angewiesen werden, alkoholische Getränke zu meiden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Mirtazapin mit anderen serotonergen Arzneimitteln (z.B. SSRI, SNRI wie z.B. Venlafaxin, tricyclische Antidepressiva und Tramadol) besteht das Risiko von Wechselwirkungen und als Folge kann es zur Ausbildung eines Serotonin-Syndroms kommen. Aufgrund der Erfahrungen nach Markteinführung scheint die Möglichkeit zu bestehen, dass sehr selten ein Serotonin-Syndrom bei Patienten auftritt, die mit Mirtazapin in Kombination mit SSRI oder Venlafaxin (SNRI) behandelt werden. Wenn eine Kombination als therapeutisch notwendig erachtet wird, sollten Dosisänderungen mit Vorsicht vorgenommen werden und es sollte eine ausreichend engmaschige Überwachung auf Anzeichen einer beginnenden Serotonin-Überstimulation durchgeführt werden.
Bei Patienten, die gleichzeitig Mirtazapin und Lithium einnahmen, wurden keine klinisch relevanten Wechselwirkungen oder Änderungen der pharmakokinetischen Eigenschaften beobachtet.
Pharmakokinetische Wechselwirkungen
Mirtazapin wird fast vollständig über Cytochrom P450 (CYP) 2D6 und CYP3A4, in geringerem Ausmaß auch durch CYP1A2 metabolisiert.
Eine Interaktionsstudie an gesunden Probanden zeigte, dass Paroxetin, ein CYP2D6-Hemmer, keinen Einfluss auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Mirtazapin im Steady State hat. Die gleichzeitige Gabe des starken CYP3A4-Inhibitors Ketoconazol erhöhte die Spitzen-Plasmakonzentrationen und AUC von Mirtazapin um ca. 40 % bzw. 50 %.
Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe von Mirtazapin und starken CYP3A4-Hemmern wie HIV-Proteaseinhibitoren, Azol-Antimykotika, Erythromycin oder Nefazodon.
Carbamazepin, ein CYP3A4-Induktor, bewirkte einen Anstieg der Mirtazapin-Clearance auf etwa das 2-fache und damit eine Verringerung der Mirtazapin-Plasmakonzentration um 45-60 %. Wird bei bestehender Mirtazapin-Therapie
Carbamazepin oder ein anderer Induktor des Lebermetabolismus (z.B. Rifampicin oder Phenytoin) angewendet, muss die Mirtazapin-Dosis gegebenenfalls erhöht werden. Nach Absetzen dieser anderen Arzneimittel ist die Mirtazapin-Dosis möglicherweise zu senken.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Mirtazapin mit Cimetidin kann die Bioverfügbarkeit von Mirtazapin um mehr als 50 % ansteigen. Zu Beginn einer gleichzeitigen Anwendung mit Cimetidin muss die Mirtazapin-Dosis gegebenenfalls gesenkt, bzw. nach Absetzen einer Cimetidin-Therapie gegebenenfalls gesteigert werden.
In /n-wVo-Interaktionsstudien zeigte Mirtazapin keinen Einfluss auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Risperidon (CYP2D6-Substrat) oder Paroxetin (CYP2D6-Substrat und -Inhibitor), Carbamazepin (CYP3A4-Substrat und Induktor), Amitriptylin oder Cimetidin.
Mirtazapin in einer 1-mal täglichen Dosierung von 30 mg verursachte eine geringfügige, aber statistisch signifikante Steigerung des international normalised ratio (INR)-Wertes bei Patienten, die mit Warfarin behandelt wurden. Bei höheren Dosierungen von Mirtazapin kann ein ausgeprägterer Effekt nicht ausgeschlossen werden. Es ist daher ratsam, bei gleichzeitiger Gabe von Mirtazapin und Warfarin die INR zu kontrollieren.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten zur Anwendung von Mirtazapin bei schwangeren Frauen vor. Tierexperimentelle Studien zeigten keine teratogenen Effekte oder klinisch relevante Reproduktionstoxizität (siehe Abschnitt 5.3). Das potenzielle Risiko beim Menschen ist nicht bekannt. Mirtazapin sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, außer es besteht hierfür nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung eine klare Indikation.
Daten aus epidemiologischen Studien deuten darauf hin, dass die Anwendung von Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) in der Schwangerschaft, insbesondere im späten Stadium einer Schwangerschaft, das Risiko für das Auftreten einer primären pulmonalen Hypertonie bei Neugeborenen (PPHN, auch persistierende pulmonale Hypertonie genannt) erhöhen kann. Obwohl es keine Studien gibt, die einen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Mirtazapin und dem Auftreten von PPHN untersucht haben, kann dieses potentielle Risiko für Mirtazapin STADA® Schmelztabletten nicht ausgeschlossen werden, wenn man den zugehörigen Wirkmechanismus (Anstieg der Serotonin-Konzentrationen) berücksichtigt.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Mirtazapin beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird. Tierexperimentelle Studien haben ergeben, dass Mirtazapin nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übertritt. Bei der Entscheidung darüber, ob weiter gestillt werden kann oder abgestillt werden muss, bzw. ob die Behandlung mit Mirtazapin fortgesetzt oder abgebrochen wird, muss der Nutzen des Stillens für das Kind gegen den Nutzen der Behandlung mit Mirtazapin für die Frau abgewogen werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Mirtazapin hat einen mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Mirtazapin kann die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit, insbesondere zu Behandlungsbeginn, mäßig beeinträchtigen. Dies sollte vor der Aufnahme von Tätigkeiten berücksichtigt werden, die besondere Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern, wie das Führen eines Fahrzeugs oder das Bedienen von gefährlichen Maschinen. Müdigkeit stellt als häufige Nebenwirkung ein zusätzliches Risiko dar.
4.8 Nebenwirkungen
Depressive Patienten zeigen eine Reihe von Anzeichen und Symptomen, die mit der Grunderkrankung im Zusammenhang stehen. Daher ist es manchmal schwierig zu beurteilen, welche Symptome durch die Erkrankung selbst und welche auf die Behandlung mit Mirtazapin zurückzuführen sind.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: sehr häufig (> 1/10), häufig (> 1/100 bis < 1/10), gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100), selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Blut und Lymphsystem
Selten: Knochenmarksdepression (Granulozytopenie, Agranulozytose, aplasti-sche Anämie und Thrombozytopenie; siehe Abschnitt 4.4), Eosinophilie.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen Häufig: Gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme.
Psyche
Selten: Agitation, psychomotorische Unruhe (einschließlich Akathisie, Hyperki-nesie), Manie, Verwirrtheit, Halluzinationen, Angstzustände*, Schlaflosigkeit* und Alpträume/lebhafte Träume.
Nicht bekannt: Suizidale Gedanken, suizidales Verhalten.
Fälle von suizidalen Gedanken oder suizidalem Verhalten während der Therapie mit Mirtazapin oder kurze Zeit nach Beendigung der Behandlung sind berichtet worden (siehe Abschnitt 4.4).
*Angstzustände und Schlaflosigkeit, mögliche Symptome einer Depression, können neu auftreten oder sich verstärken. Unter der Behandlung mit
Mirtazapin wurde in sehr seltenen Fällen über das Auftreten oder die Zunahme von Angstzuständen und Schlaflosigkeit berichtet.
Nervensystem
Häufig: Schläfrigkeit (kann die Aufmerksamkeit beeinträchtigen). Sie tritt in der Regel in den ersten Behandlungswochen auf (Anmerkung: eine Dosisreduktion führt in der Regel nicht zu einer geringeren Sedierung, kann jedoch die antidepressive Wirksamkeit gefährden), Schwindel und Kopfschmerzen.
Selten: Synkopen, Krämpfe (Krampfanfälle), Tremor, Myoklonus, Parästhesien und „restless legs-Syndrom".
Sehr selten: Serotonin-Syndrom, orale Parästhesien.
Gefäße
Selten: (Orthostatische) Hypotonie.
Gastrointestinaltrakt Gelegentlich: Übelkeit.
Selten: Mundtrockenheit und Durchfall, Erbrechen.
Sehr selten: Orale Hypästhesie, Mundödeme.
Leber- und Galle
Selten: Erhöhung der Lebertransaminasen-Spiegel.
Haut und des Unterhautzellgewebe Selten: Exantheme.
Muskel-Skelett-System, Bindegewebe und Knochen Selten: Arthralgie und Myalgie.
Allgemeine Störungen und Beschwerden am Verabreichungsort Häufig: Generalisierte oder lokale Ödeme und damit einhergehende Gewichtszunahme.
Selten: Erschöpfung.
Untersuchungen
Selten: Hyponatriämie. Die Mehrzahl der Fälle trat bei älteren Patienten auf.
Obwohl Mirtazapin keine Abhängigkeit verursacht, haben Erfahrungen nach der Markteinführung gezeigt, dass nach plötzlicher Beendigung einer Langzeitbehandlung manchmal Absetzsymptome auftreten können. Die Mehrzahl der Absetzsymptome sind leicht und selbstlimitierend. Unter einer Vielzahl von Absetzerscheinungen wurde am häufigsten über Übelkeit, Angst- und Erregungszustände berichtet. Gemäß den Anweisungen im Abschnitt 4.2 sollte die Behandlung mit Mirtazapin schrittweise abgesetzt werden.
Kinder und Jugendliche
Die folgenden Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien häufig bei Kindern beobachtet: Gewichtszunahme, Urtikaria und Hypertriglyzeridämie (siehe auch Abschnitt 5.1).
4.9 Überdosierung
Bisherige Erfahrungen mit der alleinigen Überdosierung von Mirtazapin haben gezeigt, dass normalerweise nur leichte Symptome auftreten. Es wurde über eine zentralnervöse Dämpfung mit Desorientierung und verlängerter Sedierung berichtet, die mit Tachykardie und leichter Hyper- oder Hypotonie einherging. Es besteht jedoch die Möglichkeit von schweren ausgeprägten Verläufen (einschließlich tödlich verlaufende) bei Dosierungen weit über der therapeutisch üblichen Dosierung, insbesondere bei Mischintoxikationen.
Die Behandlung einer Überdosierung besteht in der Gabe von Aktivkohle, Unterstützung der Vitalfunktionen und symptomatischer Behandlung. Falls erforderlich, kann eine Magenspülung in Erwägung gezogen werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Antidepressiva ATC-Code: N06AX11
Mirtazapin ist ein präsynaptischer a2-Antagonist, der die noradrenerge und se-rotonerge Neurotransmission im zentralen Nervensystem erhöht. Die sero-tonerge Wirkung wird spezifisch über 5-HT1-Rezeptoren vermittelt, da Mirtazapin 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren blockiert. Beide Mirtazapin-Enantiomere sind aktive Substanzen. Das S(+)-Enantiomer blockiert a2- und 5-HT2-Rezeptoren, das R(-)-Enantiomer 5-HT3-Rezeptoren.
Die sedierenden Eigenschaften von Mirtazapin sind auf die ^-antagonistische Wirkung zurückzuführen. Mirtazapin besitzt praktisch keine anticholinerge Wirkung und hat in therapeutischen Dosen nahezu keinen Einfluss auf das HerzKreislauf-System.
Kinder und Jugendliche
Zwei randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Studien an Kindern zwischen 7 und 18 Jahren mit einer depressiven Erkrankung (n=259), in denen in den ersten vier Wochen eine flexible Dosierung (15-45 mg Mirtazapin) und in den darauffolgenden vier Wochen eine feste Dosierung (15, 30 oder 45 mg Mirtazapin) angewendet wurde, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Mirtazapin und Plazebo im primären Endpunkt und in allen sekundären Endpunkten zeigen. Eine signifikante Gewichtszunahme (>7 %) wurde bei 48,8 % der mit Mirtazapin behandelten Patienten beobachtet im Vergleich zu 5,7 % im Plazebo-Arm. Urtikaria (11,8 % versus 6,8 %) und Hypertriglyzeridä-mie (2,9 % versus 0 %) wurden auch häufig beobachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Nach oraler Anwendung von Mirtazapin Schmelztabletten wird der Wirkstoff Mirtazapin schnell und gut resorbiert (Bioverfügbarkeit ca. 50 %), und Plasmaspitzenkonzentration werden nach etwa 2 Stunden erreicht. Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Mirtazapin.
Verteilung
Etwa 85 % der Substanz werden an Plasmaproteine gebunden. Steady-State-Konzentrationen werden nach 3-4 Tagen erreicht, wonach es zu keiner weiteren Akkumulation der Substanz kommt.
Mirtazapin zeigt im empfohlenen Dosisbereich eine lineare Pharmakokinetik. Metabolisierung und Elimination
Die Eliminations-Halbwertszeit beträgt durchschnittlich 20-40 Stunden; gelegentlich wurden auch längere Halbwertszeiten von bis zu 65 Stunden gemessen. Bei jüngeren Männern hingegen wurden kürzere Halbwertszeiten gefunden.
Mirtazapin wird in hohem Maße verstoffwechselt und innerhalb von wenigen Tagen über den Urin und Stuhl ausgeschieden. Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch Desmethylierung und Oxidation mit anschließender Konjugation. In v/'tro-Studien an menschlichen Lebermikrosomen zufolge sind die Cy-tochrom-P450-Enzyme CYP2D6 und CYP1A2 an der Bildung des 8-Hydroxy-Metaboliten von Mirtazapin beteiligt, während das Enzym CYP3A4 für die Bildung der N-Desmethyl- und N-Oxid-Metaboliten verantwortlich zu sein scheint. Der Desmethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und zeigt ein ähnliches pharmakokinetisches Profil wie die Muttersubstanz.
Spezielle Patientengruppen
Die Clearance von Mirtazapin kann bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörung verringert sein.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Kanzerogenität, Genotoxizität oder Reproduktionstoxizität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
In Studien zur chronischen Toxizität bei Ratten und Hunden und in Studien zur Reproduktionstoxizität bei Ratten und Kaninchen zeigte Mirtazapin keine klinisch relevanten Wirkungen. In Studien zur Reproduktionstoxizität an Ratten und Kaninchen wurden bei hochdosierter Gabe, entsprechend dem 20- und 17-fachen der humantherapeutischen Maximaldosis auf mg/m2 Basis, keine terato-genen Effekte beobachtet. Es zeigte sich jedoch eine Erhöhung der Verlustrate nach Implantation, eine Verringerung des Geburtsgewichtes und eine verringerte Überlebensrate der Nachkommen in den ersten 3 Tagen der Laktationszeit. Mirtazapin zeigte in einer Reihe von Tests zum Nachweis von Genmutationen sowie Chromosomen- und DNA-Schäden keine genotoxischen Effekte. Tumoren der Schilddrüse, die in Kanzerogenitätsstudien an Ratten gefunden wurden und hepatozelluläre Neoplasien, die in einer Kanzerogenitätsstudie an Mäusen gefunden wurden, wurden als Spezies-spezifische, nicht auf einem genotoxi-schen Wirkungsmechanismus basierende Befunde eingestuft, die unter Langzeitbehandlung mit hohen Dosen Leberenzym-induzierender Substanzen auftreten.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Aspartam, mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Guar (Ph.Eur.), Hyprolose, schweres basisches Magnesiumcarbonat, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Manni-tol (Ph. Eur.), Methionin, hochdisperses Siliciumdioxid, Orangenaroma.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre.
Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit und Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Perforierter Aluminium/Aluminium-Blister zur Abgabe von Einzeldosen mit Abziehfolie.
Mirtazapin STADA® 15 mg
Originalpackung mit 6, 48 und 96 Schmelztabletten Mirtazapin STADA® 30 mg
Originalpackung mit 18, 48 und 96 Schmelztabletten Mirtazapin STADA® 45 mg
Originalpackung mit 18, 48 und 96 Schmelztabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. Inhaber der Zulassung
STADApharm GmbH Stadastraße 2-18 61118 Bad Vilbel Telefon: 06101 603-0 Telefax: 06101 603-259 Internet: www.stada.de
8. Zulassungsnummern
73064.00. 00
73065.00. 00
73066.00. 00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
08.10.2008
10. Stand der Information
Oktober 2010
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig