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Molsidomin 8 Retard Heumann

Document: 08.07.2005   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)


FC 1. Bezeichnung des Arzneimittels

Molsidomin 8 retard Heumann


Wirkstoff: Molsidomin



FD 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 Retardtablette enthält 8 mg Molsidomin.


Sonstige Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.



FE 3. Darreichungsform

Retardtablette



FG 4. Klinische Angaben


FH 4.1 Anwendungsgebiete

Prophylaxe und Langzeitbehandlung der Angina Pectoris, wenn andere Arzneimittel nicht angezeigt sind, nicht vertragen wurden oder nicht ausreichend wirksam waren, sowie bei Patienten in höherem Lebensalter.


Hinweis

Molsidomin 8 retard Heumann ist wegen des verzögerten Wirkeintritts nicht zur Kupierung eines akuten Angina-Pectoris-Anfalls geeignet.


FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und danach, wie der Patient auf die Behandlung anspricht.


Es gelten folgende Dosierungsrichtlinien:

In der Regel beträgt die Tagesdosis 1-2mal 1 Retardtablette (entsprechend 8-16 mg Molsidomin/Tag). Bei unzureichender Wirksamkeit kann die Dosis auf 3mal täglich 1 Retardtablette (entsprechend 24 mg Molsidomin/Tag) erhöht werden.

Bei bestimmten Patienten, z. B. Leber- und Nierenkranken oder Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz oder bei einer Begleitbehandlung mit anderen vasoaktiven Arzneimitteln, kann die Verabreichung einer niedrigeren Initialdosis empfehlenswert sein.


Art und Dauer der Anwendung

Die Retardtabletten sind in regelmäßigen Abständen unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. ein Glas Wasser) einzunehmen. Molsidomin 8 retard Heumann kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Die Dauer der Einnahme von Molsidomin 8 retard Heumann richtet sich nach Art, Schwere und Verlauf der Erkrankung.


FI 4.3 Gegenanzeigen

Molsidomin 8 retard Heumann darf nicht angewendet werden bei:


Molsidomin 8 retard Heumann und Arzneimittel zur Behandlung von Erektionsstörungen, die als arzneilich wirksamen Bestandteil Phosphodiesterase-5-Hemmer enthalten, wie z. B. Sildenafil, Vardenafil oder Tadalafil dürfen nicht gleichzeitig angewendet werden, da die Gefahr eines starken Blutdruckabfalls besteht, der schwerwiegende Folgen haben kann (z. B. Synkope, Myokardinfarkt).


FK 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Molsidomin 8 retard Heumann darf nur mit Vorsicht angewendet werden bei:


Patienten, bei denen die Gefahr eines Blutdruckabfalls in den hypotonen Bereich erhöht ist, müssen sorgfältig überwacht werden und die Dosis muss ggf. dem Zustand des Patienten angepasst werden.


Beim frischen Herzinfarkt darf Molsidomin 8 retard Heumann nur nach Kreislaufstabilisierung, unter strengster ärztlicher Überwachung und kontinuierlicher Kontrolle der Kreislaufverhältnisse angewendet werden.


FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müsse beachtet werden:

Bei gleichzeitiger Anwendung von Molsidomin 8 retard Heumann und anderen Arzneimittel, die blutdrucksenkend wirken (z. B. Vasodilatatoren wie Nitrate, Beta-Rezeptorenblocker, Calziumantagonisten, andere Antihypertensiva), oder Alkohol kann deren blutdrucksende Wirkung verstärkt werden.


Bei gleichzeitiger Gabe von Stickstoffmonooxid-Donatoren, wie z. B. dem Wirkstoff von Molsidomin 8 retard Heumann, und Arzneimittel zur Behandlung von Erektionsstörungen, die als arzneilich wirksamen Bestandteil Phosphodiesterase-5-Hemmer enthalten, wie z. B. Sildenafil, Vardenafil oder Tadalafil kann es zu einer erheblichen Verstärkung des blutdrucksenkenden Effektes kommen (siehe Abschnitt 4.3 “Gegenanzeigen”).


FL 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Molsidomin 8 retard Heumann nicht eingenommen werden, da über die Sicherheit einer Einnahme beim Menschen keine Erfahrungen vorliegen.


FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.


FJ 4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrundegelegt:


Sehr häufig: ≥ 10 %

Häufig: ≥ 1 % – < 10 %

Gelegentlich: ≥ 0,1 % – < 1 %

Selten: ≥ 0,01 % – < 0,1 %

Sehr selten: < 0,01 %, einschließlich Einzelfälle


Nervensystem

Häufig können zu Beginn der Behandlung mit Molsidomin 8 retard Heumann Kopfschmerzen auftreten, die im weiteren Verlauf der Therapie meist abklingen. Sehr selten wurde über Schwindel berichtet.


Haut

Selten wurde über allergische Reaktionen der Haut berichtet.


Verdauungstrakt

Selten wurde über Übelkeit berichtet.


Herz-Kreislauf-System

Der Ruheblutdruck wird unter Molsidomin 8 retard Heumann bei normalen Ausgangswerten kaum und bei erhöhten mäßig gesenkt. Unter der Behandlung mit Molsidomin 8 retard Heumann kann es zu Blutdruckabfall, selten bis hin zu Kollaps und Schock kommen. Dann kann eine Dosisreduktion oder das Absetzen des Arzneimittels erforderlich werden. Weiterhin kann es gelegentlich zu einer reflektorischen Tachykardie sowie orthostatischer Dysregulation kommen


Überempfindlichkeitsreaktionen

Selten wurde über Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. allergische Reaktionen der Haut, Bronchospasmus, Asthma) berichtet.

Sehr selten kann ein anaphylaktischer Schock auftreten.


Hinweis

In Tierversuchen hat Molsidomin, der Wirkstoff von Molsidomin 8 retard Heumann, in hohen Dosen Krebs hervorgerufen. Solange die Übertragbarkeit dieser Befunde auf den Menschen nicht geklärt ist, bleibt ein Verdacht Krebs erregender Wirkungen bestehen.


FO 4.9 Überdosierung

a) Symptome der Überdosierung:

Das klinische Bild zeigt abhängig vom Ausmaß der Überdosierung bzw. Intoxikation im Wesentlichen folgende Symptome:

Hypotonie, Bradykardie, Schwächegefühl, Schwindel, Benommenheit, Kollapszustände und Schock.


b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:

Neben allgemeinen Maßnahmen wie Magenspülung und Horizontallage des Patienten mit Hochlagern der Beine müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht und ggf. korrigiert werden. Bei ausgeprägter Hypotonie und/oder Schock sollte eine Volumensubstitution erfolgen; zusätzlich kann zur Kreislauftherapie Norepinephrin, Dobutamin bzw. Dopamin infundiert werden.

Die Gabe von Epinephrin und Substanzen mit vergleichbarer Wirkung ist kontraindiziert.



FF 5. Pharmakologische Eigenschaften


F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Koronartherapeutikum

ATC-Code: CO1DX12


Molsidomin besitzt eine vasodilatatorische Wirkung, die an den venösen Kapazitätsgefäßen (Reduktion der Vorlast) stärker als an den arteriellen Widerstandsgefäßen ausgeprägt ist. Als Folge nimmt der rechts-ventrikuläre Füllungsdruck des Herzens ab. Daraus kann eine Senkung des myokardialen Sauerstoffverbrauchs resultierten.


In hohen Dosen bewirkt Molsidomin eine Dilatation der Gefäßwände auch im arteriellen System.


Auf molekularer Ebene wirkt Molsidomin durch direkte Freisetzung von Stickstoffmonooxid (NO) aus seinem aktiven hepatischen Metaboliten SIN-1 und imitiert so die Wirkung des physiologischen endothelabhängigen Relaxationsfaktors (endothelial-derived relaxing factor; EDRF), welcher sowohl die glatte Gefäßmuskulatur relaxiert als auch die Plättchenfunktion hemmt.


In pharmakologischen Experimenten zeigte sich ein additiver Effekt auf die Plättchenaggregation bei gleichzeitiger Anwendung von Iloprost und Molsidomin, dessen Metabolit SIN-1 eine Plättchenaggregation über die Freisetzung von Stickstoffmonooxid (NO) inhibiert. Die klinische Bedeutung dieses Phänomens ist noch nicht geklärt.


F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Molsidomin ist ein Prodrug und wird erst in der Leber in seine eigentliche Wirkform, das aktive Derivat (SIN-1A) umgesetzt. Nach oraler Gabe wird Molsidomin zu über 90 % resorbiert, wodurch die maximale systemische Konzentration der Muttersubstanz und des aktiven Metaboliten SIN-1 innerhalb kurzer Zeit erreicht wird. Die Zeit bis zum Erreichen der Spitzenkonzentration im Plasma (tmax) beträgt 1-2 Stunden. Wegen des First-Pass-Metabolismus, aus dem der aktive Metabolit SIN-1 und schließlich das wirksame Endprodukt NO hervorgeht, werden nur 44-59 % der oralen Dosis von Molsidomin im Blut wiedergefunden.

Die Halbwertszeit (t1/2) für SIN-1 liegt bei 1-2 Stunden. Über 90 % der verabreichten Dosis werden renal ausgeschieden. Die Eiweißbindung der Muttersubstanz ist sehr gering (3-11 %).


Studien mit Einzeldosen (1, 2 und 4 mg) ergaben eine lineare Pharmakokinetik, und Studien mit Mehrfachapplikation (2 mg 3mal täglich über 7 Tage) an gesunden Probanden und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) (4 mg 4mal täglich über 4 Wochen) zeigten keine Substanzkumulation.


Eine an jungen und älteren Probanden durchgeführte Studie zeigte, dass der hepatische First-Pass-Effekt mit zunehmendem Lebensalter herabgesetzt und die Halbwertszeit verlängert ist, was zu einer Zunahme der Fläche unter den Konzentrations-Zeit-Kurven (AUC) für Molsidomin und SIN-1 führt. Die Clearance war bei Leberkranken ebenfalls herabgesetzt.


Bei Patienten mit Lebererkrankungen und dekompensierter Herzinsuffizienz wurden ähnliche Veränderungen beobachtet, bei Patienten mit KHK in wesentlich geringerem Umfang. Bei bestimmten Patienten, z. B. Leber- und Nierenkranken oder Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz oder bei einer Begleitbehandlung mit anderen vasoaktiven Arzneimitteln, kann die Verabreichung einer niedrigeren Initialdosis empfehlenswert sein.


F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Molsidomin wurde in mehreren in-vitro- und in-vivo-Tests zur Mutagenität geprüft. Die sehr ausführliche Prüfung ergab keinen relevanten Hinweis auf eine mutagene Wirkung.


Molsidomin wurde in Langzeituntersuchungen an Mäusen und Ratten getestet. Während bei Mäusen unter Molsidomin kein Anstieg von Tumoren gegenüber der Kontrollgruppe zu sehen ist, traten bei Ratten unter hohen Dosierungen und nach langen Expositionszeiten bösartige Tumore im Ethmoturbinalbereich der Nase auf. Ein genotoxischer Mechanismus konnte als Ursache ausgeschlossen werden, so dass eine Schwellendosis angenommen werden kann.


Untersuchungen an Ratten ergaben keine Hinweise auf Störungen der Fertilität bei Dosen bis 12 mg/kg. Bei Mäusen und Ratten wurden bis zur höchsten geprüften Dosis von 150 mg/kg bzw. 200 mg/kg keine Anzeichen für eine embryotoxische Wirkung gefunden. Bei Kaninchen traten bei maternal toxischen Dosen (ab 15 mg/kg) vereinzelt Fehlbildungen des Handskeletts auf.



FR 6. Pharmazeutische Angaben


F7 6.1 Sonstige Bestandteile

Povidon K 30, Stearinsäure , Mannitol, Poly[ethylacrylat-co-methylmethacrylat-co-(2-trimethylammonioethyl)methacrylchlorid] (1:2:0,1), Poly(ethylacrylat-co-methylmethacrylat) (2:1), Magnesiumstearat, Aluminiumoxid.


FS 6.2 Inkompatibilitäten

Keine bekannt.


FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre.


FX 6.4 Besondere Lagerungshinweise

Molsidomin, der Wirkstoff von Molsidomin 8 retard Heumann ist lichtempfindlich. Tabletten vor Licht schützen!


FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Blister bestehend aus Al/Al-Folie


Packungen mit 30 (N1), 60 (N2) und 100 (N3) Retardtabletten.
Klinikpackung mit 600 (10 x 60) Retardtabletten


F4 6.6 Hinweise für die Handhabung

Die Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG hat sich dem Rücknahme- und Verwertungssystem Vfw-REMEDICA angeschlossen. Dieses Arzneimittel soll daher nicht dem Restmüll beigefügt, sondern zusammen mit seiner Verpackung bei an Vfw-REMEDICA teilnehmenden Apotheken abgegeben werden.




FZ 7. Pharmazeutischer Unternehmer

HEUMANN PHARMA

GmbH & Co. Generica KG

Südwestpark 50

90449 Nürnberg



F5 8. Zulassungsnummer

48484.00.00



F6 9. Datum der Zulassung

12.06.2003



F10 10. Stand der Information

Juni 2005



F11 11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig