iMedikament.de

Morphin Painbreak Akut 20 Mg Brausetabletten

Document: 13.05.2009   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation Seite 1/5


PAINBREAK®,20 mg, Brausetabletten


1. Bezeichnung des Arzneimittels


PAINBREAK®


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


Wirkstoff:

1 Brausetablette enthält 20 mg Morphinsulfat (Ph.Eur.), entsprechend 15 mg Morphin.


Sonstige Bestandteile: Enthält Aspartam (15 mg pro Brausetablette entsprechend 8,42 mg Phenyl­alanin), Kaliumhydrogenphosphat und Natriumverbindungen, siehe Abschnitt 4.4.


Die vollständige Auflistung der sons­tigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform


Brausetablette mit beidseitiger Bruchkerbe. Die Brausetablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.


4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


Starke und stärkste Schmerzen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Dosierung von PAINBREAK® muss der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten an­gepasst werden.

Der empfohlene Bereich der Einzel- und Tagesdosen für Jugendliche und Erwachsene ist in den folgenden Tabellen angegeben auf der Grundlage einer Einzelgabe von 0,2 bis 0,3 mg Morphinsulfat / kg Körpergewicht:

Einzeldosis für 20 mg Brausetabletten:


Alter

Einzeldosis

Jugendliche 13 – 16 Jahre

½ - 1 Brausetablette entspr. 10 - 20 mg Morphinsulfat

Jugendliche über 16 Jahre und Erwachsene

½ - 3 Brausetablette(n) entspr. 10 - 60 mg Morphinsulfat

Tagesdosis für 20 mg Brausetabletten:


Alter

Tagesdosis

Jugendliche 13 – 16 Jahre

3 - 6 Brausetabletten entspr. 60 - 120 mg Morphinsulfat

Jugendliche über 16 Jahre und Erwachsene

bis 18 Brausetabletten entspr. bis 360 mg Morphinsulfat


Die Einzeldosen können bei nachlassender Wirkung nach 4 - 6 Stunden wiederholt werden. Die maximalen Tagesdosen sollten das 4 - 6-Fache der Einzeldosen nicht überschreiten.


Sind höhere Tagesdosen erforderlich, sind bei der Anwendung andere entsprechend geeignete Wirkstoffstärken alternativ oder in Kombination mit PAINBREAK® einzubeziehen.


Dosierungsanleitung für Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen


Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sowie bei Verdacht auf verzögerte Magen-Darm-Passage soll PAINBREAK® besonders vorsichtig dosiert werden.


Ältere Patienten


Patienten im höheren Lebensalter (im Regelfall ab 75 Jahren) und Patienten mit schlechtem körperlichem Allgemeinzustand können empfindlicher auf Morphin reagieren. Daher ist darauf zu achten, dass die Dosis­einstellung vorsichtiger erfolgt und/ oder längere Dosisintervalle zu wählen sind. Ggf. ist auf geringere Wirkstoffstärken auszuweichen.


Besondere Hinweise zur Dosiseinstellung:


Für eine Neueinstel­lung der Dosis kommen ggf. Darreichungsformen mit geringe­rem Wirkstoffgehalt zur Anwendung, eventuell auch zusätz­lich zu einer bestehenden Therapie mit Retardtabletten.

Grundsätzlich sollte eine ausreichend hohe Dosis gegeben werden und gleichzeitig die im Einzelfall kleinste schmerzlindernd wirksame Dosis angestrebt werden.

Bei der Behandlung chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.

Bei Patienten, die einer anderen zusätzlichen Schmerztherapie (z. B. Operation, Plexusblockade) unterzogen werden, ist nach der Maßnahme die Dosis neu einzustellen.


Art und Dauer der Anwendung


Die Brausetabletten werden vor der Einnahme in einem Glas mit Wasser aufgelöst. Die Einnahme kann von den Mahlzeiten unabhängig erfolgen.

Die Tabletten können mit Hilfe der Bruchkerbe in zwei gleich große Stücke geteilt werden, sofern die gewünschte Dosierung dies erfordert.


Über die Dauer der Behandlung entscheidet der Arzt in Abhängigkeit von den Schmerzbeschwerden.

PAINBREAK® sollte auf keinen Fall länger als un­bedingt notwendig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine länger dauernde Schmerz­behandlung mit PAINBREAK® erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (ggf. durch Anwen­dungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erforder­nis weiter besteht. Gegebenenfalls ist auf geeignetere Darreichungsformen auszuweichen. Bei chronischen Schmerzzuständen ist einem festen Dosierungsschema der Vorzug zu geben.

Da das Risiko des Auftretens von Entzugserscheinungen bei plötzlichem Behandlungsabbruch größer ist, sollte die Dosierung nach Absetzen der Behandlung schrittweise verringert werden.


4.3 Gegenanzeigen


PAINBREAK® darf nicht eingenommen werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Morphin oder einen der sonstigen Bestandteile von PAINBREAK®

  • Ileus

  • akutem Abdomen.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung und ggf. Dosisreduktion ist erforderlich bei:

  • Abhängigkeit von Opioiden

  • Bewusstseinsstörungen

  • Krankheitszuständen, bei denen eine Störung des Atemzentrums und der Atemfunktion vorliegt oder vermieden werden muss

  • Cor pulmonale

  • Zuständen mit erhöhtem Hirndruck, wenn nicht eine Beatmung durchgeführt wird

  • Hypotension bei Hypovolämie

  • Prostatahyperplasie mit Restharnbildung (Gefahr der Blasenruptur durch Harnverhalten)

  • Harnwegsverengungen oder Koliken der Harnwege

  • Gallenwegserkrankungen

  • obstruktiven und entzündlichen Darmerkrankungen

  • Phäochromozytom

  • Pankreatitis

  • Hypothyreose

  • epileptischen Anfallsleiden oder erhöhter Neigung zu Krampfanfällen

  • Kindern unter 13 Jahren.

Eine Atemdepression ist die bedeutsamste Gefährdung einer Opioid­überdosierung.

Die Anwendung von Morphin kann zur Entwicklung körperlicher Abhängigkeit führen. Das Absetzen nach wiederholter Anwendung oder Applikation eines Opiatantagonisten kann ein typisches Entzugsbild (Entzugssyndrom) auslösen.

Bei bestimmungsgemäßer Anwendung bei chronischen Schmerz­patienten ist das Risiko psychischer Abhängigkeit deutlich reduziert bzw. differenziert zu bewerten.

PAINBREAK® ist prä- und postoperativ wegen des gegenüber Nicht­operierten in der postoperativen Phase höheren Risikos eines Ileus oder einer Atemdepression nur mit Vorsicht anzuwenden.

Aufgrund der analgetischen Wirkung von Morphin können schwerwiegende intraabdominelle Komplikationen wie z. B. eine Darmperforation mas­kiert werden.

Bei bestehender Nebennierenrindeninsuffizienz (z. B. Morbus Addison) sollte die Plasmakortisolkonzentration kontrolliert und gegebenenfalls Kortikoide substituiert werden.

Wegen der mutagenen Eigenschaften von Morphin sollte dieser Wirkstoff Männern und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Verhütung sichergestellt ist (siehe Abschnitt 4.6).


Das Arzneimittel ist zur Behandlung von Patienten unter 13 Jahren aufgrund des Wirkstoffgehaltes nicht geeignet.


Die Anwendung von PAINBREAK® kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Die Anwendung von PAINBREAK® als Dopingmittel kann zu einer Gefährdung der Gesundheit führen.


Eine Brausetablette enthält 1,37 mmol (53,6 mg) Kalium. Dies ist zu berücksichtigen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion so­wie Personen unter Kalium kontrollierter Diät.


Eine Brausetablette enthält 2,83 mmol (65,1 mg) Natrium. Dies ist zu berücksichtigen bei Patienten unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/kochsalzarmer) Diät.


Enthält Aspartam als Quelle für Phenylalanin und kann schädlich sein für Patienten mit Phenylketonurie.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müssen beachtet werden:

Die gleichzeitige Anwendung von Morphin und anderen zentral dämpfend wirkenden Arzneimitteln wie Tranquilizer, Anästhetika, Hypnotika und Sedativa, Neuroleptika, Barbiturate, Antidepressiva, Antihistaminika/Antiemetika und anderer Opioide oder Alkohol kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen von Morphin bei üblicher Dosierung führen. Dies betrifft insbesondere die Möglichkeit einer Atemdepression, Sedierung, Hypotonie oder auch eines Komas.

Arzneimittel mit anticholinerger Wir­kung (z. B. Psycho­pharmaka, Antihistaminika, Antiemetika, Arzneimittel bei Morbus Parkinson) können anticholinerge Nebenwirkungen von Opioiden verstärken (z. B. Obstipa­tion, Mundtrockenheit oder Störungen beim Wasserlassen).

Durch Cimetidin und andere den Leberstoffwechsel belastende Arzneimittel können durch Hemmung des Abbaus erhöhte Plasmakonzentrationen von Morphin auftreten.

Durch Morphin kann die Wirkung von Muskelrelaxantien verstärkt werden.

Bei Vorbehandlung von Patienten mit bestimmten Antidepres­siva (MAO-Hemmstoffen) innerhalb der letzten 14 Tage vor der Opioid-Anwendung sind lebensbedrohende Wechselwirkungen auf Zentralnervensystem, Atmungs- und Kreislauffunktion mit Pethidin beobachtet worden. Dies ist auch mit Morphin nicht auszuschließen.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Rifampicin kann es zu einer Abschwächung der Morphinwirkung kommen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

Beim Menschen liegen keine ausreichenden Daten vor, die die Bewertung eines möglichen teratogenen Risikos erlauben würden. Über einen möglichen Zusammenhang mit einer erhöhten Häufigkeit von Leistenbrüchen wurde berichtet. Morphin pas­siert die Plazentaschranke. Untersuchungen an Tieren zeigten ein Schädigungspotential für die Nachkommen während der gesamten Dauer der Trächtigkeit (siehe Abschnitt 5.3). Morphin darf daher in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Nutzen für die Mutter das Risiko für das Kind klar überwiegt. Wegen der mutagenen Eigenschaften von Morphin sollte es Männern und Frauen im zeugungs- und gebärfähigen Alter nur dann verabreicht werden, wenn eine wirksame Verhütung sichergestellt ist.

Bei Neugeborenen wurden Entzugserscheinungen nach längerer Morphinanwendung während der Schwangerschaft beschrieben.


Entbindung

Morphin kann die Dauer der Wehentätigkeit verlängern oder verkürzen. Neugeborene, deren Mütter während der Entbindung Opioidanalgetika erhalten, sollten auf Anzeichen einer Atemdepression oder eines Entzugssyndroms überwacht und gegebenenfalls mit einem spezifischen Opioidantagonisten behandelt werden.


Stillzeit

Morphin wird in die Muttermilch ausgeschieden und erreicht dort höhere Konzentrationen als im mütterlichen Plasma. Da beim Säugling klinisch relevante Konzentrationen erreicht werden können, ist vom Stillen abzuraten.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Morphin kann Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beein­trächtigt oder nicht mehr gegeben ist.

Dies ist insbesondere bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol oder der Einnahme von Beruhigungsmitteln zu erwarten.

Die Beurteilung der jeweils individuellen Situation ist durch den behandelnden Arzt vorzunehmen. Bei einer stabilen Therapie ist ein generelles Fahrverbot nicht zwingend erforderlich.


4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde ge­legt:


Sehr häufig: (≥ 1/10)

Häufig: (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich: (≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten: (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten: (< 1/10.000)

Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Nervensystem

Morphin führt dosisabhängig zu einer Atemdämpfung und Sedierung in unterschiedlichem Ausmaß von leichter Müdigkeit bis zur Benommenheit.

Häufig: Kopfschmerzen, Schwin­del.

Sehr selten: Tremor, unwillkürliches Muskelzucken, epileptische Krampfanfälle.

Insbesondere in hoher Dosierung Hyperalgesie oder Allodynie, die nicht auf eine weitere Dosiserhöhung von Morphin ansprechen (ggf. Dosisreduktion oder Opioidrotation erforderlich!)


Psychische Störungen

Morphin zeigt vielfältig psychische Nebenwirkungen, die hinsichtlich Stärke und Art individuell unterschiedlich (je nach Persönlichkeit und Behandlungsdauer) in Erscheinung treten.

Sehr häufig: Stimmungsveränderun­gen, meist Euphorie aber auch Dysphorie.

Häufig: Veränderungen der Ak­tiviertheit (meist Dämpfung, aber auch Steigerung oder Erregungszustände), Schlaflosigkeit und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. Denk­­störungen, Wahrnehmungsstörungen/ Hal­luzinationen, Verwirrtheit).

Sehr selten: Abhängigkeit (siehe auch Abschnitt 4.4), Verminderung der Libido oder Potenzschwäche.

Augen

Sehr selten: Verschwommenes Se­hen, Doppeltsehen und

Augenzittern.

Pupillenverengung ist ein typischer Begleiteffekt.


Gastrointestinaltrakt

Dosisabhängig können Übelkeit und Mundtrockenheit auf­treten.

Bei Dauerbehandlung ist Verstopfung ein typischer Begleiteffekt.

Häufig: Erbrechen (besonders zu Beginn der Behand­lung), Appetitlosigkeit, Dyspepsie und Geschmacksveränderungen.

Selten: Erhöhung der Pankreasenzyme bzw. Pan­kreatitis.

Sehr selten: Darmverschluss, Bauchschmerzen.


Leber- und Gallenerkrankungen

Selten: Gallenkoliken.

Sehr selten: Erhöhung leberspe­zi­fi­scher Enzyme.


Nieren und Harnwege

Häufig: Störungen bei der Bla­senentleerung.

Selten: Nierenkoliken.


Bewegungsapparat

Sehr selten: Muskelkrämpfe, Mus­kelstarre.


Atemwege

Selten: Bronchospasmen.

Sehr selten: Dyspnoe.

Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten sind nicht-kardiogen be­dingt­e Lungenödeme beobachtet worden.

Haut, allergische Reaktionen

Häufig: Schwitzen, Überempfindlichkeitsreaktionen wie Urticaria, Pruritus.

Sehr selten: Andere Hautausschläge wie Exantheme und periphere Ödeme (bilden sich nach Absetzen zurück).

Es kann zu anaphylaktischen oder anaphylaktoiden Reaktionen kommen.


Herz-Kreislauf-System

Gelegentlich: Klinisch bedeutsa­mer Abfall als auch Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz.

Es können Gesichtsrötungen, Herzklopfen, allgemeine Schwäche bis hin zum Ohnmachtsanfall und Herz­versagen auftreten.


Allgemeine Erkrankungen

Es kann zu einer Toleranzentwicklung kommen.


Selten: Entzugserscheinungen.

Sehr selten: Asthenie, Unwohlsein, Schüttelfrost, Amenor­rhoe. Zahnveränderungen, wobei jedoch ein ursächlicher Zusammenhang zur Morphin-Therapie nicht hergestellt werden konnte.

Endokrine Störungen

Sehr selten: Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH; Leitsymptom: Hyponatriämie).


4.9 Überdosierung


Symptome der Intoxikation

Da die Empfindlichkeit auf Morphin individuell stark schwankt, können Intoxikationserscheinungen beim Er­wachsenen ab Einzeldosen auftreten, die einer subkutanen und intravenösen Gabe von ca. 30 mg entsprechen. Bei Karzinompatienten werden diese Werte oft überschritten, ohne gravierende Nebenwirkungen hervor­zurufen.

Die Opiatvergiftung äußert sich durch die Trias: Miosis, Atemdepression und Koma: Die Pupillen sind zunächst stecknadelkopfgroß. Bei starker Hypoxie dilatieren sie jedoch. Die Atmung ist stark reduziert (bis auf 2 - 4 Atemzüge pro Minute). Der Patient wird zyanotisch.

Überdosierung mit Morphin führt zu Benommenheit und Stupor bis hin zum Koma. Der Blutdruck bleibt zunächst normal, fällt jedoch bei fortschreitender Intoxikation rapide ab. Anhaltender Blutdruckabfall kann in einen Schockzustand übergehen. Tachykardie, Bradykardie und Rhabdomyoloyse kön­nen auftreten. Die Körpertemperatur fällt ab. Die Skelett­muskulatur wird relaxiert, gelegentlich können, insbesonde­re bei Kindern, generalisierte Krämpfe auf­treten. Der Tod tritt meist durch Ateminsuffizienz oder durch Komplikatio­nen wie z. B. pulmonales Ödem ein.

Therapie von Intoxikationen

Bei bewusstlosen Patienten mit Atemstillstand sind Beat­mung, Intubation und die intravenöse Gabe eines Opiatanta­gonisten (z. B. 0,4 mg Naloxon i.v.) angezeigt. Bei anhal­tender Ateminsuffizienz muss die Einzeldosis 1 - 3-mal in dreiminütigen Abständen wiederholt werden, bis die Atemfre­quenz normalisiert ist und der Patient auf Schmerzreize reagiert.

Strenge Überwachung (mind. 24 Stunden) ist notwendig, da die Wirkung des Opiatantagonisten kürzer ist als die des Morphins, so dass mit einem erneuten Auftreten der Atemin­suffizienz gerechnet werden muss.

Die Dosis des Opiatantagonisten beträgt bei Kindern pro Einzeldosis 0,01 mg pro kg Körpergewicht.

Ferner können Maßnahmen zum Schutz vor Wärmeverlusten und zur Volumentherapie erforderlich sein.


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioide

ATC-Code: N02AA01


Morphin ist ein Phenantren-Alkaloid aus Schlafmohn (Papaver somniferum) mit opiatagonistischen Eigen­schaften. Es zeigt eine ausgeprägte Affinität zu -Rezeptoren.


Zentrale Wirkungen

Morphin wirkt analgetisch, antitussiv, sedierend, tran­quillisierend, atemdepressiv, miotisch, antidiuretisch, emetisch und antiemetisch (Späteffekt) und geringgradig Blutdruck und Herzfrequenz senkend.


Periphere Wirkungen:

Obstipation, Kontraktion der Sphinkteren im Bereich der Gallenwege, Steigerung des Tonus der Harnblasenmuskulatur und des Blasenschließmuskels, Verzögerung der Magenentleerung durch Pylorus­konstriktion, Hautrötung, Urtikaria und Juckreiz durch Histaminfreisetzung sowie bei Asthmatikern Bronchospasmus, Beeinflussung der hypophysär-hypothala­mischen Ach­se und damit Beeinflussung der Hormonwirkung von Kortikoiden, Sexualhormonen, Prolactin und anti­diuretischem Hormon. Eine Manifestation klinischer Symptome aufgrund dieser Hormonveränderungen kann möglich sein.

Der Wirkungseintritt nach oraler Applikation erfolgt nach 30 - 90 Minuten. Die Wirkdauer beträgt ca. 4 - 6 Stunden und ist bei retardierter Wirkstofffreisetzung erheblich verlängert.

Der Wirkungseintritt nach intramuskulärer oder sub­kutaner Applikation erfolgt nach 15 - 30 Minuten, nach intravenöser Gabe in wenigen Minuten. Die Wirkdauer beträgt unabhängig von diesen Applikationsarten ca. 4 - 6 Stunden. Nach epi­duraler und intrathekaler Gabe sind lokal begrenzte anal­getische Wirkungen bereits nach wenigen Minuten nachweis­bar. Die Wirkdauer beträgt bei epiduraler Anwendung ca. 12 Stunden und geht bei intra­thekaler Gabe noch darüber hinaus.

In vitro- und Tierstudien zeigen unterschiedliche Effekte natürlicher Opioide, wie Morphin, auf Komponenten des Immunsystems. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist nicht bekannt.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Morphin wird nach oraler Applikation relativ rasch - vorwiegend aus dem oberen Dünndarm und geringfügig auch aus dem Magen - resorbiert. Die geringe absolute Bioverfügbar­keit (20 % - 40 %) ist auf einen ausgeprägten first-pass-Effekt zurückzuführen.

Morphin wird zu ca. 20 - 35 % an Plasmaproteine, bevorzugt an die Albuminfraktion, gebunden.

Das Verteilungsvolumen von Morphin wird mit 1,0 - 4,7 l/kg nach i.v. Einmalgabe von 4 - 10 mg angegeben. Hohe Gewebe­konzentrationen findet man in der Leber, Niere, im Gastro­intestinaltrakt und im Muskel. Morphin überwindet die Blut-Hirnschranke.

Morphin wird vorwiegend in der Leber, aber auch im Darm­epithel metabolisiert. Der wesentliche Schritt ist die Glucuronidierung der phenolischen Hydroxylgruppe mittels der hepatischen UDP-Glukuronyl­transferase und N-Demethylierung.

Hauptmetabolite sind vor allem Morphin-3-glucuronid und in geringerer Menge Morphin-6-glucuronid. Außerdem entstehen unter anderem Sulfatkonjugate sowie oxidative Stoffwechselprodukte wie Normorphin, Morphin-N-oxid und ein in 2-Stellung hydroxiliertes Morphin. Die Halbwertszeit der Glucuronide ist erheblich länger als die des freien Morphins. Das Morphin-6-glucuronid ist biolo­gisch wirksam. Es ist möglich, dass eine verlängerte Wirkung bei Patienten mit Niereninsuffizienz auf diesen Metaboliten zurückzuführen ist.

Im Harn werden nach oraler oder parenteraler Applika­tion ca. 80 % des verabreichten Morphins wieder­gefunden (10 % unverändertes Mor­phin, 4 % Normorphin und 65 % als Glucuronide, davon Morphin-3-glucu­ronid : Morphin-6-glucuronid (10 : 1)). Die Eliminationshalbwertszeit von Morphin unterliegt großen interindividuellen Schwankungen. Sie liegt nach parenteraler Gabe durchschnittlich zwischen 1,7 und 4,5 Stunden, gele­gentlich wurden auch Werte um 9 Stunden gefunden. Etwa 10 % der Morphin-Glucuronide werden über die Galle mit den Faeces ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Bei fortgesetzter Anwendung von Morphin nimmt die Empfindlichkeit des ZNS gegenüber Morphin ab. Diese Gewöhnung kann so ausgeprägt sein, dass Dosen vertragen werden, die bei erstmaliger Anwendung infolge Atem­depression toxisch wirken. Aufgrund der euphorischen Wir­kungskomponente des Mor­phins besteht Suchtgefahr (siehe auch Abschnitt 4.4).

Es liegen zur Mutagenität klar positive Befunde vor, die darauf hindeuten, dass Morphin klastogen wirkt und eine solche Wirkung auch auf Keimzellen ausübt. Daher ist Morphin als mutagen wirksame Substanz anzusehen; eine derartige Wirkung muss auch im Menschen angenommen werden.

Morphin sollte nur unter sicherem Konzeptionsschutz eingenommen werden.

Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Po­tential von Morphin liegen nicht vor.

Untersuchungen an Tieren zeig­ten ein Schädigungspotential für die Nachkommen während der gesamten Dauer der Trächtigkeit (ZNS-Missbildungen, Wachs­tums­retar­die­rung, Testisatrophie, Veränderungen bei Neurotransmittersystemen und Verhaltensweisen, Abhängigkeit). Daneben hatte Morphin bei verschiedenen Tierspezies Aus­wir­kungen auf das männliche Sexualverhalten und die weibliche Fertilität.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Kaliumdihydrogenphosphat, Natriumhydrogencarbonat, Natriumchlorid, Aspartam, Macrogol 6000, Povidon K 25, Magnesiumstearat (Ph.Eur.)


6.2 Inkompatibilitäten


Keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Durchdrückpackung aus Aluminium/Aluminium-Folie


OP zu 20 Brausetab­letten [N1]

OP zu 50 Brausetabletten [N2]

OP zu 100 Brausetabletten [N3]


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung


Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung


RIEMSER Arzneimittel AG

An der Wiek 7

17493 Greifswald - Insel Riems

Tel.: +49 (0) 38351 / 76-0

Fax: +49 (0) 38351 / 308

E-mail: info@RIEMSER.de

Internet: www.RIEMSERgroup.com


8. Zulassungsnummer


51778.00.00


9. Datum der Verlängerung der Zulassung


02.03.2009

10. Stand der Information


Mai 2009


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig entsprechend der Betäubungsmittel-Ver­schreibungsverordnung.