Naftilong 200 Mg
Zul. Nr. 23852.01.00
Fachinformation
1. Bezeichnung der Arzneimittel
Naftilong®200 mg,
Hartkapseln, retardiert
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Hartkapsel, retardiert enthält:
Naftidrofuryloxalat 200 mg
Sonstiger Bestandteil: Sucrose (Zucker)
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Hartkapsel, retardiert
Naftilong 200 mg sind Hartkapseln mit einem opak rot-braunen Kapselober- und -unterteil. Sie enthalten weiß-graues bis leicht gelbliches Granulat.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Verlängerung der Gehstrecke bei Patienten mit chronischer peripherer arterieller Verschlusskrankheit im Stadium II nach Fontaine (Claudicatio intermittens), wenn andere Therapiemaßnahmen wie z.B. Gehtraining, gefäßlumeneröffnende und/oder rekonstruktive Verfahren nicht durchzuführen bzw. nicht angezeigt sind.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Normaldosierung:
Soweit nicht anders verordnet, wird 3-mal täglich 1 retardierte Hartkapsel (à 200 mg Naftidrofuryloxalat) Naftilong 200 mg (entsprechend 600 mg Naftidrofuryloxalat pro Tag) eingenommen.
Dosierung bei Niereninsuffizienz:
Bei schwerer Niereninsuffizienz sollte eine Dosisreduzierung vorgenommen werden.
Die retardierten Hartkapseln sollen unzerkaut mit viel Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) eingenommen werden.
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt in regelmäßigen Abständen (z. B. alle 3 Monate), je nach Therapieerfolg.
4.3 Gegenanzeigen
Naftidrofuryloxalat darf nicht angewendet werden bei:
-
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Naftidrofuryloxalat oder einen der sonstigen Bestandteile
-
akutem Herzinfarkt
-
dekompensierter Herzinsuffizienz
-
schweren Überleitungsstörungen im Herzen
-
schwerer Angina pectoris
-
arteriellen Blutungen
-
sehr niedrigem Blutdruck (< 90 mmHg systolisch)
-
orthostatischer Dysregulation
-
frischem hämorrhagischen Insult
-
Leberfunktionsstörungen
-
zerebralen Krampfanfällen in der Anamnese
bekannter Hyperoxalurie oder calciumhaltigen Nierensteinen
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vor der ersten Verabreichung sollte ein EKG geschrieben werden, um Patienten mit Herzrhythmusstörungen von der Therapie auszuschließen.
Eine besonders sorgfältigeärztliche Überwachung ist erforderlich bei Patienten mit Koronarsklerose.
Während der Behandlung sollte eine genügende Flüssigkeitszufuhr erfolgen, um eine ausreichende Diurese zu gewährleisten.
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz,
Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Naftilong 200 mg nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müssen beachtet werden:
Antiarrhythmika
Naftilong 200 mg kann die Wirkung von Antiarrhythmika verstärken.
Beta-Rezeptorenblocker
Naftilong 200 mg kann die Wirkung von Beta-Rezeptorenblockern verstärken.
Antihypertensiva
Naftilong 200 mg kann die blutdrucksenkende Wirkung von Antihypertensiva verstärken.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Da für
den Menschen keine Informationen über die Gabe von
Naftidrofuryloxalat während der Schwangerschaft vorliegen, sollte
Naftilong 200 mg während der Schwangerschaft aus
Sicherheitserwägungen und
-gründen nicht angewendet werden.
Stillzeit
Da für den Menschen keine Informationen über die Gabe von Naftidrofuryloxalat während der Stillzeit vorliegen, sollte Naftilong 200 mg während der Stillzeit aus Sicherheitserwägungen und -gründen nicht angewendet werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Unter Naftilong 200 mg-Therapie wurden bislang keine negativen Effekte auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen beobachtet. Trotzdem sollte das Vorliegen von Begleiterkrankungen und eine individuelle Arzneimittelsensibilität bei der Ausübung von Tätigkeiten, die einer erhöhten Aufmerksamkeit und Konzentration bedürfen, berücksichtigt werden.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10000 bis < 1/1000)
Sehr selten (< 1/10000)
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:
Häufig: Erhöhung des Blutzuckers.
Erkrankungen des Nervensystems:
Häufig: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Unruhe, Schwindel, Müdigkeit
Gelegentlich: Benommenheit
Selten: zerebrale Krampfanfälle, Parästhesien.
Herzerkrankungen:
Gelegentlich: Herzrhythmusstörungen
Selten: Angina pectoris.
Gefäßerkrankungen:
Häufig: Blutdrucksenkung, orthostatische Dysregulation
Selten: periphere Ödeme, Synkopen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Sehr häufig: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Beschwerden, Diarrhö
Häufig: Ösophagitis.
Leber- und Gallenerkrankungen:
Selten: Hepatitis, cholestatischer Ikterus, akute Leberzellnekrosen, Anstieg der Leberenzyme.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:
Häufig: Urtikaria
Selten: Angioödem.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
Selten: Miktionsbeschwerden, calciumoxalat-haltige Nierensteine.
4.9 Überdosierung
Symptome einer Überdosierung
Bei Verabreichung von Naftidrofuryloxalat kann es, vor allem bei hoher Dosierung, zu AV-Blockierungen, Bradykardie und Hypotension kommen. Ferner können durch Senkung der Krampfschwelle cerebrale Krampfanfälle auftreten.
Bei Naftidrofuryloxalat-Akkumulation im Blut wurde im Einzelfall eine Torsade de pointes-Tachykardie beschrieben.
Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Falls die Überdosierung noch nicht lange zurückliegt, kann eine Magenspülung vorgenommen werden. Zur Vermeidung von Komplikationen kann eine intensivmedizinische Überwachung erforderlich sein.
Sympathomimetika werden neben allgemeinen Maßnahmen zur Behandlung der kardialen Symptome angewendet.
Diazepam i.v. ist zur krampfhemmenden Therapie angezeigt.
Naftidrofuryloxalat ist dialysierbar.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: periphere Vasodilatatoren
ATC-Code: C04AX21
Naftidrofuryloxalat erhöht als antivasokonstriktiver Arzneistoff den Blutfluss durch eine Senkung des Arteriolentonus.
Auf Gewebsebene wirkt Naftidrofuryloxalat den vasokonstriktiven und Thrombozyten-aggregierenden Effekten des Serotonins durch eine Blockade der Serotonin-5-HT2-Rezeptoren entgegen. Dieser Wirkmechanismus erklärt die klinisch zu beobachtende antivasokonstriktive und thrombozytenaggregationshemmenden Effekte von Naftidrofuryloxalat. Naftidrofuryloxalat besitzt außerdem lokalanästhetische Eigenschaften.
Studien zur Untersuchung des Effektes von Naftidrofuryloxalat auf die kardio-/cerebrovaskuläre Mortalität/Morbidität liegen nicht vor.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach oraler Verabreichung von Naftidrofuryloxalat erfolgt ein verzögerter Anstieg der Plasmakonzentration. Die systemische Verfügbarkeit nach oraler Gabe beträgt ca. 33 %.
Naftidrofuryloxalat wird im Plasma durch unspezifische Cholinesterasen sowie in der Leber hydrolysiert. Nach anschließender Hydroxylierung und Konjugation werden die Metaboliten hauptsächlich renal eliminiert. Ein enterohepatischer Kreislauf ist beschrieben, die quantitative Bedeutung jedoch unklar.
Die Plasmaproteinbindung liegt bei 65 %.
Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 60 min.
Bei eingeschränkter Leberfunktion ist eine verminderte Biotransformation beschrieben, die zu einer verlängerten Plasmahalbwertszeit führt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
Siehe Ziffer 4.9 „Überdosierung“
Chronische Toxizität
Aus Langzeituntersuchungen von Ratten und Hunden ergaben sich keine Hinweise auf toxische Effekte.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Vorläufige Untersuchungen zur Mutagenität verliefen negativ. Ein mutagenes Risiko kann nicht ausgeschlossen werden, da die Prüfung unvollständig ist.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potential von Naftidrofuryloxalat sind nicht durchgeführt worden.
Reproduktionstoxizität
Untersuchungen an Ratten und Kaninchen, die während der Gestationsperiode Naftidrofuryloxalat erhielten, ergaben maximale non-effective doses von 180 mg/kg KG (Ratte) bzw. 100 mg/kg KG (Kaninchen) nach intragastrischer Verabreichung.
Bei höheren Dosierungen traten Verhaltensbeeinträchtigungen wie Ataxie und Respirationsstörungen bei den Muttertieren, eine Verzögerung der Gestationsperiode und Wachstumsverlangsamung bei den F1-Nachkommen auf. Auswirkungen auf die Überlebensrate, die Organogenese oder das reproduktive System der Nachkommen wurde nicht beobachtet (Ratte).
Nach intravenöser Gabe von bis zu 2 mg/kg KG wiesen Kaninchen keinerlei Toxizitätssymptome auf, bei intragastrischer Applikation von mehr als 100 mg/kg KG zeigten sich Allgemeinsymptome wie Verminderung der Nahrungsaufnahme, Inaktivität und Tachypnoe bei den Muttertieren sowie eine Beeinträchtigung des fetalen Wachstums und ein Ansteigen der embryonalen Frühtodrate. Organ-, Skelett- oder äußere Missbildungen traten auch bei höchsten Dosen nicht auf.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Gelatine, Maisstärke, Sucrose, Schellack, Talkum, Eisen(III)-oxid (E 172), Titandioxid (E 171)
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 4 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/PVDC-Aluminium-Blister
OP mit 20, 50, 100 Hartkapseln, retardiert
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnamen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
7. Inhaber der Zulassung
Sandoz Pharmaceuticals GmbH
Raiffeisenstraße 11
83607 Holzkirchen
Mitvertrieb
HEXAL AG
Industriestraße 25
83607 Holzkirchen
Telefon: (08024) 908-0
Telefax: (08024) 908-1290
E-Mail: service@hexal.com
8. Zulassungsnummer
23852.01.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
30.11.1993 / 25.08.2003
10. Stand der Information
August 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
ÄA Bezeichnung, Mitvertrieb August 2012