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Naloxon Inresa


Gebrauchsinformation und Fachinformation


Naloxon Inresa


Wirkstoff: Naloxonhydrochlorid-Dihydrat


Zusammensetzung

Arzneilich wirksamer Bestandteil:

1 ml Injektionslösung enthält:

0,44 mg Naloxonhydrochlorid·2H2O entsprechend 0,40 mg Naloxonhydrochlorid

Sonstige Bestandteile:

Natriumchlorid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke


Darreichungsform und Packungsgrößen

1 Ampulle bzw. 10 Ampullen mit je 1 ml Injektionslösung


Naloxon ist ein Gegenmittel (Opioidantagonist) gegen die unerwünschten Wirkungen von stark wirksamen Schmerzmitteln (Opioide), ohne selbst als Schmerzmittel zu wirken.


Inresa Arzneimittel GmbH

Obere Hardtstraße 18

79114 Freiburg

Telefon 0761/47 50 47

Telefax 0761/47 51 27


Hersteller:

B. Braun Melsungen AG

Mistelweg 2

12357 Berlin 47


Anwendungsgebiete

- Zur Aufhebung der durch Opioide ausgelösten Atemdämpfung nach

Operationsende

- Aufhebung von Bewusstlosigkeit und Atemdämpfung bei Vergiftung

mit Opioiden


Hinweis:

Die Wirkung von Naloxon Inresa zur Aufhebung der Wirkungen von Buprenorphin (einem bestimmten Opioid) ist unsicher, da Naloxon, der Wirkstoff von Naloxon Inresa, Buprenorphin nur schwer aus seinen Bindungsstellen verdrängen kann.


Gegenanzeigen

Wann darf Naloxon Inresa nicht angewendet werden?

- Bei Überempfindlichkeit gegen Naloxon.


Wann darf Naloxon Inresa nur mit besonderer Vorsicht angewendet

werden?

- Bei eingeschränkter Anpassungsmöglichkeit des Herz- Kreislaufsystems.


Was muss in der Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden?

Durch Gabe von 30 und 400 µg Naloxon intravenös und intramuskulär an Mütter unmittelbar vor der Geburt und Messung der Spiegel im Nabelschnurblut konnte gezeigt werden, dass ein rascher Übergang in den Mutterkuchen stattfindet. Bereits 1 bis 2 Minuten nach der Anwendung bestanden wirksame fötale Blutspiegel. Naloxon sollte daher während der Schwangerschaft nur bei lebensbedrohendem Zustand gegeben werden.

Mit einem Übertritt in die Muttermilch ist zu rechnen. Da jedoch Naloxon einer hohen Verstoffwechselung bei der ersten Leberpassage unterliegt und darüber hinaus die orale Bioverfügbarkeit in Versuchen mit Ratten mit lediglich 8% veranschlagt wurde, sind Effekte auf den Gesamtorganismus nicht zu erwarten.


Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Gabe von Naloxon an Neugeborene sollte keine Wiederbelebungsmaßnahmen ersetzen, sondern es sollte nur als zusätzliche Behandlung bei solchen Neugeborenen eingesetzt werden, die eine deutliche Atemdepression zeigen, deren Mütter während des Geburtsvorganges Opioide erhalten haben und bei denen Atemstörungen auftreten.


Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise

Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden?

Es muss darauf geachtet werden, dass die Wirkungsdauer von Opioiden länger sein kann als die von Naloxon, wodurch ein Wiederauftreten der Atemdepression möglich ist (Rebound). Eine sorgfältige Überwachung der Patienten ist daher unerlässlich. Bei vorbestehender oder vermuteter Abhängigkeit von Opioiden kann die Anwendung von Naloxon Inresa zum Auslösen eines akuten Entzugssyndroms führen. Die in solchen Situationen erforderliche Notfallbereitschaft ist sicherzustellen. Naloxon sollte an Patienten mit eingeschränkter Anpassungsmöglichkeit des Herz-Kreislaufsystems nur unter strengster Indikationsstellung verabreicht werden.


Was muss im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachtet werden?

Nach einer Vollnarkose darf der Patient 24 Stunden nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, eine Maschine bedienen oder ohne sicheren Halt arbeiten. Diese Warnung bezieht sich eher auf die gleichzeitig verwendeten Narkosemittel als auf Naloxon.


Wechselwirkungen mit anderen Mitteln

Welche anderen Mittel werden von Naloxon Inresa beeinflusst?

Naloxon schwächt die Wirkung von bestimmten Arzneimitteln zur Senkung eines erhöhten Blutdrucks (α2-Sympathomimetika) ab.


Wichtigste Inkompatibilitäten

Naloxon Inresa und Bisulfit, Metabisulfit, langkettige oder hochmolekulare Anionen und Lösungen mit alkalischem pH dürfen nicht gemischt werden, da sie chemisch unverträglich sind.


Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung

a) Postoperative Atemdämpfung.

Titrationsmethode zur Aufhebung der postoperativen Atemdämpfung: Es werden 0,05 bis 0,1 mg Naloxonhydrochlorid langsam i.v. injiziert. Zum Beispiel durch Verdünnen von 1 ml Injektionslösung mittels isotonischer, steriler Natriumchloridlösung auf 8 ml. 1 ml davon enthält dann 0,05 mg Naloxonhydrochlorid.

Im Anschluss daran wird die Dosis im Abstand von 2 bis 3 Minuten so lange gegeben, bis die Spontanatmung ausreichend ist; eventuell mit einer Nachinjektion nach 30 bis 90 Minuten ggf. auch i.m., je nach Ausmaß der Atemdämpfung und Art des Opioides. Höhere Einzeldosen können die postoperativ erwünschte Analgesie aufheben.

Kinder erhalten postoperativ fraktionierte Gaben von 1 bis 2 µg Naloxonhydrochlorid pro kg Körpergewicht i.v.


b) Opioidintoxikation.

Bei Opioidintoxikation erhalten Erwachsene 0,8 bis 1,2 mg Naloxonhydrochlorid langsam intravenös. Der Patient wird 3 Minuten lang beobachtet. Bessert sich der Zustand nur unzureichend, wird eine weitere Dosis von 0,4 mg verabreicht. Wenn nötig, folgen weitere Dosen alle 3 Minuten. Wenn nach Gabe von 10 mg keinerlei Wirkung beobachtet wird, sollte die Diagnose einer Opioidvergiftung in Frage gestellt werden. Kinder ab 5 Jahren erhalten je nach Bedarf Dosen von 0,2 bis 0,4 mg. Neugeborene und Kinder bis zu 5 Jahren erhalten 0,1 mg/kg Körpergewicht i.v. oder intratracheal mit Wiederholungen, falls nötig.

Die Dauer der Behandlung ergibt sich aus der Art und Menge des Opioids, das antagonisiert werden soll.


Überdosierung und andere Dosierungsfehler

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel

Zu hohe Dosen heben bei postoperativer Anwendung nicht nur die Atemdepression, sondern auch die Schmerzfreiheit auf. Eine vollständige Beendigung der Opioidwirkungen mit Naloxon bei abhängigen Patienten provoziert ein akutes Entzugssyndrom. Fälle mit Vergiftungssymptomen sind bisher nicht bekannt geworden.


Nebenwirkungen

Welche Maßnahmen sind bei Nebenwirkungen zu ergreifen?

Schnelle Injektion kann Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Dies kann durch langsame Gabe über ca. 30 Sekunden vermieden werden. Eine Dosis von mehr als 3 µg/kg Körpergewicht postoperativ bei abnehmender Atemfrequenz oder Atemstillstand kann zu Blutdruckanstieg führen. Bei Patienten mit Bluthochdruck ist daher eine engmaschige Blutdruckkontrolle erforderlich.

In seltenen Fällen wurden Lungenödem und Herzrhythmusstörungen

beobachtet.


Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit des Arzneimittels

Das Verfalldatum dieser Packung ist auf dem Behältnis und der äußeren Umhüllung aufgedruckt. Verwenden Sie diese Packung nicht mehr nach diesem Datum!


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre. Nach Anbruch Rest verwerfen.


Vor Licht geschützt lagern!


Achten Sie stets darauf, Naloxon Inresa so aufzubewahren, dass es für Kinder nicht zu erreichen ist!


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung von nicht verwendeten Arzneimitteln

Keine Maßnahmen erforderlich


Stand der Information

Juni 2006


Zulassungsnummer

32029.00.00


Zusätzliche Informationen für Fachkreise


Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig


Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften und Angaben über die Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit für die therapeutische Verwendung erforderlich


Pharmakologische Eigenschaften

Naloxon ist ein spezifischer Antagonist, der Koma und Atemdepression, die von Opioiden verursacht wurden, aufzuheben vermag. Das einzige derzeit verfügbare Opioid, dessen Wirkungen nicht aufgehoben werden können, scheint Buprenorphin zu sein. Naloxon wirkt als kompetitiver Antagonist an den Opioid-Rezeptoren.

Es existieren mehrere Rezeptor-Typen, die folgende Effekte vermitteln:

µ (mit Subtypen) - Hauptsächlich supraspinale Analgesie, Atemdepression, Miosis, gastro-intestinale Motilitätshemmung und Euphorie.

κ- Spinale Analgesie, weniger intensive Atemdepression und Miosis, Sedierung.

δ- Analgesie, selektiv für Enkephaline.

σ- Psychomimetische Effekte.

Naloxon bindet an µ-, δ- und κ-Rezeptoren. Die σ-Bindungsstellen scheinen für Naloxon nicht zugänglich zu sein.


Toxikologische Eigenschaften

Akute Toxizität

Bei Mäusen wird eine approximative LD50 gefunden, die i.v. zwischen 150 und 300 mg/kg liegt. Bei 150 mg/kg wurde keine Letalität beobachtet; 300 mg/kg waren jedoch 100 %ig letal. 150 mg/kg riefen bei 2/4 Tieren Dystonie der Hinterbeine und gesteigerte Perspiration hervor. 300 mg/kg verursachten "wet dog shakes", der Tod trat innerhalb von 3-5 Minuten ein. Bei intravenöser Verabreichung an Ratten wird eine LD50 von 126,9 mg/kg (Vertrauensgrenzen 116,8-140,1 p<0,05) gefunden. Toxische Dosen verursachen Erregung, Überaktivität, Salivation, Tremor und klonisch-tonische Krämpfe.


Lokale Verträglichkeit

Nach i.v. und i.a. Gabe von Naloxon an New Zealand White Kaninchen (A/V. auricularis) ergaben die pathologisch-histologischen Untersuchungen der exponierten Gefäße keine substanzspezifischen Veränderungen.


Subakute Toxizität

Subakute Untersuchungen bei Ratten und Affen (s.c. Applikation) und bei Hunden (i.v. Applikation) ergaben sehr geringe Toxizität und keine pathologischen Organbefunde. An Ratten wurden bei subkutaner Verabreichung von 10 mg Naloxon/kg Körpergewicht täglich über drei Wochen keine toxischen Effekte beobachtet. Bei 100 mg/kg Körpergewicht traten vorübergehend Salivation und teilweise Ptosis auf.


Mutagene Wirkungen

Genmutationstests in Bakterien und in Säugerzellen sowie Chromosomenaberrationstests in vitro und in vivo ergaben, dass Naloxon kein relevantes mutagenes Potential aufweist.


Kanzerogenität

Es liegen keine Untersuchungen vor.


Reproduktionstoxizität

Aus Untersuchungen an trächtigen Ratten und Kaninchen, denen Naloxon in Dosierungen bis zu 19,2 bzw. 10,8 mg/kg oral zusammen mit dem Agonisten Tilidin verabreicht wurde, ergaben sich keine Hinweise auf teratogene Eigenschaften. Embryoletale Wirkungen wurden bei Dosierungen im maternal-toxischen Bereich beobachtet.

Die Verabreichung von 1 bzw. 5 mg/kg Naloxonhydrochlorid subkutan an Ratten ab dem 14. Trächtigkeitstag führte nicht zu Schädigungen bei den Neugeborenen und Jungtieren.

Fertilitätsstörungen bei Ratten wurden nach Gabe von Naloxon nicht beobachtet.


Pharmakokinetik

Die Blut-Hirn-Schranke wird von Naloxon schnell überwunden. Die Wirkung tritt daher rasch ein. Die Gehirnspiegel fallen jedoch auch schnell ab, woraus eine kurze Wirkdauer resultiert. Im Vergleich mit Morphin erfolgt der Eintritt von Naloxon in das Gehirn 8-10 mal schneller.

Die maximale Morphinkonzentration wird jedoch länger aufrechterhalten als diejenige von Naloxon. Dies erklärt das mögliche Auftreten eines Rebound-Effektes.

Die Messung mittels Radioimmunoassay ergibt für Naloxon eine Plasmahalbwertszeit von 60 Minuten bei Erwachsenen. Sie liegt bei Frühgeborenen in gleicher Größenordnung (70 Minuten).


Naloxon wird mehrheitlich als Glucuronid ausgeschieden und zwar überwiegend mit dem Urin. In 72 Stunden werden ca. 70 % der applizierten Dosis als Naloxon-3-glucuronid wiedergefunden. Die Bindung der Glucuronsäure erfolgt in der Leber.



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