Nanocis
Gebrauchsinformation und Fachinformation
NANOCIS0,24 mg
Kit für ein radioaktives Arzneimittel
Wirkstoff: Rheniumsulfid
Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, bevor Sie sich das Arzneimittel durch Ihren Arzt verabreichen lassen.
Dieses Arzneimittel darf nur durch Ihren Arzt angewendet werden.
Heben Sie bitte die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später
nochmals lesen.
Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt.
Wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie
Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben
sind, informieren Sie bitte Ihren Arzt.
Die Packungsbeilage beinhaltet:
1. Was ist NANOCIS und wofür wird es angewendet?
2. Was müssen Sie vor der Anwendung vonNANOCISbeachten?
3. Wie ist NANOCIS anzuwenden?
4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?
5. Wie istNANOCIS aufzubewahren?
6. Weitere Informationen
7. Weitere Angaben für Fachkreise
1. WAS IST NANOCIS UND WOFÜR WIRD ES ANGEWENDET?
NANOCIS wird nach Rekonstitution des Kits und Markierung durch Zusatz einer geeigneten Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung, verwendet. Durch die Markierung entsteht eine kolloidale Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Injektionslösung (Nanokolloid).
Nach Rekonstitution und Markierung mit Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung wird NANOCIS angewendet zur Lymphszintigraphie mit dem Ziel der Darstellung des regionalen Lymphsystems.
Die folgenden klinischen Anwendungen sind ausreichend dokumentiert:
- Darstellung von Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) bei soliden Tumoren wie z. B. beim Mammkarzinom und malignen Melanom.
- Darstellung des regionalen Lymphabflusses zur individualisierten Strahlentherapie.
- Lymphabstromszintigrahie zur Diagnostik von Lymphödemen der Extremitäten.
WAS MÜSSEN SIE VOR DER ANWENDUNG VON NANOCIS BEACHTEN?
NANOCIS darf nicht angewendet werden
wenn Sie überempfindlich (allergisch) gegen Rheniumsulfid, einen der sonstigen Bestandteile von NANOCIS oder Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung sind.
Besondere Vorsicht bei der Anwendung von NANOCIS ist erforderlich
Lymphszintigraphien sind bei Patienten mit vollständiger Blockierung des Lymphsystems (z. B. nach Kontrastlymphangiographie), insbesondere in den unteren Gliedmaßen, aufgrund des potentiellen Strahlenrisikos an den Injektionsstellen nicht ratsam.
Radioaktive Arzneimittel dürfen nur von dazu berechtigen Personen in speziell dafür bestimmten nuklearmedizinischen Kontrollbereichen in Empfang genommen, gehandhabt, verabreicht und entsorgt werden. Die Entgegennahme, Lagerung, Anwendung sowie der Transport und die Entsorgung unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen und/ oder den entsprechenden Genehmigungen der zuständigen lokalen Behörden.
Bei allen Patienten muss die Strahlenexposition durch den zu erwartenden diagnostischen Nutzen gerechtfertigt sein. Die verabreichte Aktivität muss so berechnet werden, dass mit der geringstmöglichen Strahlendosis das gewünschte diagnostische Ergebnis erzielt werden kann.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen ist der zu erwartende diagnostische Nutzen besonders sorgfältig gegen das in dieser Altersgruppe erhöhte Risiko der Strahlenbelastung abzuwägen.
Der Arzt muss berücksichtigen, dass die effektive Dosis pro MBq bei Kindern höher ist als bei Erwachsenen (siehe Abschnitt 3. Wie ist NANOCIS anzuwenden?).
Bei Anwendung von NANOCIS mit anderen Arzneimitteln
Bitte informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie andere Arzneimittel anwenden bzw. vor kurzem angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
Bei Anwendung von Lokalanästhetika oder Hyaluronidase vor der Verabreichung des markierten Präparats wird die Aufnahme in die Lymphbahnen gestört.
Eine Östrogen- oder Androgentherapie kann das RES stimulieren. Eine Veränderung der Bioverteilung ist dabei nicht auszuschließen.
Aluminiumionen (z. B. vom 99mTc/99Mo-Generator) können mit Kolloiden unter Bildung von Makroaggregaten reagieren. Diese können bei subkutaner Injektion dazu führen, dass die Kolloide nicht in den Wächter-Lymphknoten gelangen.
Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Falls es erforderlich ist, einer Frau im gebärfähigen Alter ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen, ist festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn eine Menstruation ausgeblieben ist. Im Zweifelsfall muss die Strahlenexposition auf das für die benötigte klinische Information unumgängliche Mindestmaß verringert werden. Alternative Untersuchungsmethoden, bei denen keine ionisierenden Strahlen angewendet werden, müssen in Erwägung gezogen werden. Nuklearmedizinische Untersuchungen bei Schwangeren beinhalten auch eine Strahlenexposition des Fetus.
Natriumpertechnetat (99mTc) ist plazentagängig. Mit Natriumpertechnetat (99mTc) markierte Arzneimittel dürfen daher während einer Schwangerschaft nur angewendet werden bei vitaler Indikation und wenn der zu erwartende Nutzen das Risiko für Mutter und Kind übersteigt. Bei Anwendung von NANOCIS im Bereich der unteren Extremitäten ist eine Anreicherung von Radioaktivität in den Beckenlymphknoten (Pelvislymphknoten) zu berücksichtigen.
Stillzeit
Bevor ein mit Natriumpertechnetat (99mTc) markiertes Arzneimittel verabreicht wird, ist zu prüfen, ob eine Verschiebung der Untersuchung auf einen Zeitpunkt nach Beendigung der Stillperiode klinisch zu verantworten ist. Natriumpertechnetat (99mTc) tritt in die Muttermilch über. Falls eine Anwendung erforderlich ist, muss das Stillen für mindestens 12 Stunden (48 Stunden im Falle der Anwendung des Produkts im Brustgewebe) unterbrochen und die Muttermilch verworfen werden.
Fragen Sie vor der Anwendung aller Arzneimittel Ihren Arzt um Rat.
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Gefahren für die Umwelt
Radioaktive Arzneimittel dürfen vom Anwender nur unter Vorkehrungen zum Schutz vor ionisierenden Strahlen und unter Berücksichtigung pharmazeutischer Qualitätsanforderungen vorbereitet und angewendet werden. Aseptisches Arbeiten ist nach den Richtlinien für eine gute pharmazeutische Herstellungspraxis erforderlich.
Mit radioaktiven Arzneimitteln behandelte Patienten stellen einen Risikofaktor für andere Personen aufgrund der äußeren Strahlenexposition oder Kontamination durch Verschütten von Urin, Erbrechen usw. dar. Daher sind die den nationalen Strahlenschutzverordnungen entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Eine Kontamination durch die vom Patienten ausgeschiedene Radioaktivität ist zu vermeiden.
Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt.
3. WIE IST NANOCIS ANZUWENDEN?
Dosierung
Lymphszintigraphie:
Erwachsene
Die Dosierung der kolloidalen Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Injektionslösung bei Erwachsenen ist abhängig von der gegebenen Indikation, den anatomischen Bereichen, die untersucht werden sollen, und dem Zeitintervall zwischen Injektion und Bildgebung. 20 ‑ 300 MBq können durch subkutane (interstitielle) Einzel- oder Mehrfachinjektion(en) appliziert werden; andere Dosen können jedoch gerechtfertigt sein.
Die Menge des radioaktiven Arzneimittels liegt im Allgemeinen unter 20 MBq pro Injektionsstelle, ein Höchstvolumen von 1,5 ml pro Injektionsstelle sollte nicht überschritten werden. Die empfohlenen Volumina betragen 0,05 ‑ 1,5 ml.
Kinder und Jugendliche
Die Dosis pro Injektionsstelle kann bei Kindern geringer sein.
Bei Kindern und Jugendlichen wird entsprechend den Empfehlungen der „Paediatric and Dosimetry Committees“ der EANM die anzuwendende Aktivität mit folgender Formel und einem Faktor entsprechend dem Körpergewicht des Kindes (siehe Tabelle 1) ermittelt:
Zu injizierende Radioaktivität [MBq] = 2,8 MBq x Faktor (Tabelle 1) |
Tabelle 1
3 kg 3 kg |
= |
1 *) |
22 kg |
= |
5,29 |
42 kg |
= |
9,14 |
4 kg |
= |
1,14 *) |
24 kg |
= |
5,71 |
44 kg |
= |
9,57 |
6 kg |
= |
1,71 *) |
26 kg |
= |
6,14 |
46 kg |
= |
10,00 |
8 kg |
= |
2,14 *) |
28 kg |
= |
6,43 |
48 kg |
= |
10,29 |
10 kg |
= |
2,71 *) |
30 kg |
= |
6,86 |
50 kg |
= |
10,71 |
12 kg |
= |
3,14 *) |
32 kg |
= |
7,29 |
52-54 kg |
= |
11,29 |
14 kg |
= |
3,57 *) |
34 kg |
= |
7,72 |
56-58 kg |
= |
12,00 |
16 kg |
= |
4,00 |
36 kg |
= |
8,00 |
60-62 kg |
= |
12,71 |
18 kg |
= |
4,43 |
38 kg |
= |
8,43 |
64-66 kg |
= |
13,43 |
20 kg |
= |
4,86 |
40 kg |
= |
8,86 |
68 kg |
= |
14,00 |
*) Falls nach dieser Berechnung die zu injizierende Radioaktivität < 10 MBq beträgt, sollte die empfohlene Mindestaktivität von 10 MBq verabreicht werden, um Aufnahmen von ausreichender Qualität zu erzielen.
Art und Dauer der Anwendung
Zur subkutanen Anwendung nach Radiomarkierung.
Die Injektionsstelle wird nach dem zu untersuchenden anatomischen Bereich ausgewählt. Die Injektion erfolgt ohne Druck in das lockere Bindegewebe, das ausreichend vaskularisiert sein sollte. Vor der Injektion sollte stets ein Aspirationsversuch zum Ausschluss einer versehentlichen Gefäßpunktion durchgeführt werden.
Die nuklearmedizinische Bildgebung kann in Abhängigkeit von der klinischen Fragestellung direkt im Anschluss an die Injektion begonnen werden.
Wenn bei Ihnen eine größere Menge NANOCIS angewendet wurde, als vorgesehen
Bei Verabreichung einer Strahlenüberdosis kann die vom Patienten während einer Lymphszintigraphie aufgenommene Dosis aufgrund der geringen Ausscheidung des Radionuklids aus dem Körper nicht reduziert werden.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt.
4. WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND MÖGLICH?
Wie alle Arzneimittel kann NANOCIS Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 Behandelter von 10 |
Häufig: 1 bis 10 Behandelte von 100 |
Gelegentlich: 1 bis 10 Behandelte von 1000 |
Selten: 1 bis 10 Behandelte von 10 000 |
Sehr selten: weniger als 1 Behandelter von 10 000 |
Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Die Injektion der hypertonischen kolloidalen Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Injektionslösung kann an der Injektionsstelle Schmerzen verursachen.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Allergische Reaktionen. Daher müssen während der Untersuchung stets geeignete Medikamente und Notfallausrüstungen bereitstehen.
Bösartige Neubildungen
Da die verabreichten Wirkstoffmengen sehr gering sind, liegen die Risiken der Anwendung im Wesentlichen bei der Strahlenexposition. Ionisierende Strahlen können Krebs und Erbgutveränderungen verursachen. Da die meisten nuklearmedizinischen Untersuchungen mit niedrigen effektiven Strahlendosen von weniger als 20 mSv durchgeführt werden, sind diese Effekte mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Die effektive Strahlendosis liegt bei Gabe der maximalen empfohlenen Aktivität dieses Arzneimittels bei 2 mSv.
Informieren Sie bitte Ihren Arzt, wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.
5. WIE IST NANOCIS AUFZUBEWAHREN?
Dauer der Haltbarkeit
6 Monate.
Das Arzneimittel darf nach dem auf der Außenverpackung und jeder Durchstechflasche nach „Verwendbar bis“ angegebenen Verfalldatum nicht mehr verwendet werden. Das Verfalldatum bezieht sich auf den letzten Tag des Monats.
Aufbewahrungsbedingungen
Das Kit und das markierte Produkt im Kühlschrank lagern (2 °C - 8 °C).
Die Lagerung muss in Übereinstimmung mit den nationalen Bestimmungen für radioaktives Material erfolgen.
Hinweis auf Haltbarkeit nach Anbruch oder Zubereitung
Das mit (99mTc)-radiomarkierte Produkt ist bis zu 4 Stunden nach Markierung haltbar.
Angaben zur Entsorgung
Sämtliche nicht verbrauchte Reste des radiomarkierten Produktes oder Abfälle müssen in Übereinstimmung mit den geltenden nationalen und internationalen Vorschriften entsorgt werden.
6. WEITERE INFORMATIONEN
Was NANOCIS enthält
Jedes Kit besteht aus einer Lösung (Durchstechflasche A) und einem Pulver (Durchstechflasche B) zur Herstellung einer kolloidalen, mit Technetium (99mTc)-markierten, Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Injektionslösung (Nanokolloid).
Der Wirkstoff ist: Rheniumsulfid.
Jede Durchstechflasche A mit 1 ml Lösung enthält 0,24 mg Rheniumsulfid (Re2S7), entsprechend 0,15 mg elementares Rhenium als Wirkstoff, unter Stickstoffatmosphäre. Die Lösung ist steril und pyrogenfrei.
Die sonstigen Bestandteile sind:
Durchstechflasche A:
- Gelatine
-
Ascorbinsäure
-
Salzsäure 37 %
-
Natriumhydroxid
-
Wasser für Injektionszwecke
Durchstechflasche B :
-
Natriumdiphosphat 10 H2O
-
Zinn(II)-chlorid-Dihydrat
-
Salzsäure 37 %
-
Natriumhydroxid
Das sterile, pyrogenfreie, gefriergetrocknete Produkt unter Stickstoffatmosphäre enthält keine antimikrobiellen Konservierungsmittel.
Physikalische Eigenschaften des Radionuklids Technetium (99mTc):
Technetium (99mTc) zerfällt unter Gammastrahlenemission mit einer Energie von 141 keV und einer Halbwertszeit von 6 Stunden zu Technetium (99Tc), das als quasi stabil angesehen werden kann.
Wie NANOCIS aussieht und Inhalt der Packung
NANOCIS besteht aus einer dunkelbraunen, kolloidalen Lösung (Durchstechflasche A) und einem gefriergetrockneten, weißen Pulver (Durchstechflasche B).
NANOCIS wird nach Zubereitung (Rekonstitution des Kits und Markierung durch Technetium (99mTc)) verwendet. Durch die Markierung entsteht eine dunkelbraune kolloidale Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Lösung.
Mehr als 70 % der Partikel haben eine Größe im Bereich zwischen 31,6 nm und 178 nm.
Der prozentuale Anteil der Technetium (99mTc)-Aktivität, die an das Rheniumsulfid-Kolloid gebunden vorliegt, beträgt 95 %.
Die zur Markierung benötigte Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung ist nicht Bestandteil des Kits.
NANOCIS ist in Packungen mit 5 Durchstechflaschen A zu je 1 ml Lösung und 5 Durchstechflaschen B zu je 3,5 mg Pulver erhältlich.
Pharmazeutischer Unternehmer
CIS bio GmbH
Member of IBA group
Alt-Moabit 91d
D-10559 Berlin
Tel. 01804 247 246
Fax 01804 247 329
Hersteller
CIS bio international
B.P. 32
F-91192 GIF SUR YVETTE CEDEX
FRANKREICH
7. WEITERE ANGABEN FÜR FACHKREISE
PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Nuklearmedizinisches Diagnostikum des Retikuloendothelialen Systems
ATC-Code: V09 DB 06
Kolloidales Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid hat bei Anwendung innerhalb der empfohlenen Dosierungen für die diagnostischen Verfahren keine pharmakodynamischen Wirkungen.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Kolloidales Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid wird durch subkutane (interstitielle) Injektion verabreicht, im Allgemeinen im Bereich der Interdigitalräume der Hände oder Füße bzw. im Randbereich eines Tumors.
Die Lymphkapillaren haben eine nicht kontinuierliche, mit Poren ausgestattete Wand und keine Basalmembran, so dass die Kolloide auf Grund ihrer geringen Größe rasch aus der Interstitialflüssigkeit in die Lymphkapillaren aufgenommen werden können. Beim Transport der Lymphe durch den Lymphknoten wird eine Teilfraktion der Kolloid-Partikel durch die Belegzellen des Retikuloendothelialsystems des Lymphknotens phagozytiert. Dies wiederholt sich von einem Lymphknoten zum nächsten.
Das Radiopharmakon ist ein Metallkolloid, welches teilweise bereits in der ersten Lymphknotengruppe phagozytiert und gespeichert wird.
Nach Migration aus dem interstitiellen Gewebe zu den entsprechenden Lymphgefäßen werden diese Partikel zu den zwischengeschalteten Lymphknoten transportiert, in denen sie mechanisch (Trapping) und/ oder durch Phagozytose verbleiben. Kolloide sind für solche Untersuchungen prädestiniert, weil sie sich hervorragend für phagozytotische Mechanismen in den Lymphknoten eignen. Zudem ist das Ausmaß des kolloidalen (Ab-)Transportes durch die Lymphkanäle direkt von deren Partikelgröße abhängig.
Neben physikalischen Parametern (z. B. Oberflächenbeschaffenheit, Konzentration, Stabilität) ist insbesondere die prozentuale Verteilung der kolloidalen Partikelgröße bei der Entscheidung für ein Radiopharmazeutikum zum szintigraphischen Mapping zu berücksichtigen. Partikelgröße und Verteilung sind die wichtigsten Faktoren hinsichtlich der in-vivo-Kinetik. Je geringer die Partikelgröße, desto schneller erfolgt die Migration von der Injektionsstelle. Von zu kleinen Partikeln werden die Kapillarmembranen penetriert. Als ideale Radiokolloidpartikelgröße wird ein Durchmesser von 10-200 nm angegeben.
Der Übergang in die Blutgefäße während der ersten Stunde nach Verabreichung ist unbedeutend.
Untersuchungsergebnisse zeigen eine Harn- und Leberausscheidung des injizierten Produkts.
11 % der injizierten Aktivität werden nach 3 Stunden im Leberparenchym wieder gefunden. Die Blasenbindung nimmt allmählich zu und erreicht in der 60. Minute 14,6 % der injizierten Aktivität.
Präklinische Daten zur Sicherheit
Substanzbedingt toxische Effekte von NANOCIS sind wegen der geringen eingesetzten Substanzmenge bei bestimmungsgemäßer Anwendung nicht zu erwarten. Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität sowie zur Mutagenität und Kanzerogenität liegen nicht vor.
ZULASSUNGSNUMMER
6820921.00.00
DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/ VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
23. November 2005
STAND DER INFORMATION
November 2008
DOSIMETRIE
Strahlenexposition
Technetium (99mTc) zerfällt unter Gammastrahlenemission mit einer Energie von 141 keV und einer Halbwertszeit von 6 Stunden zu Technetium (99Tc), das als quasi stabil angesehen werden kann.
Die von einem Patienten (70 kg Körpergewicht) nach subkutaner Verabreichung von kolloidalem Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid aufgenommenen Strahlendosen werden nach einem dosimetrischen Modell unter der Annahme einer subkutanen Injektion in die Brust und eines lymphogenen Abstroms von 20 % der Aktivität berechnet.
Die maximale Dosis an der Injektionsstelle bei einer Aktivität von 250 MBq, verteilt in einem Gewebevolumen von 0,2 ml, beträgt 5,6 Gy.
Mit Hilfe der untenstehenden Dosimetrietabelle (Tabelle 2) kann die Strahlenbelastung abgeschätzt werden. Die Schätzwerte der Strahlenbelastung beruhen auf Modellberechnungen unter Annahme der Anreicherung der abgeströmten Kolloide im RES entsprechend den Werten der ICRP 53 und einem Injektionsdepot im Bereich der Brust.
Tabelle 2: Von den Organen aufgenommene Strahlendosis (mGy/MBq injizierte Aktivität) und Effektivdosis (mSv/MBq injizierte Aktivität) nach subkutaner Injektion in die Brust
Organ |
Aufgenommene Dosis pro injizierter Aktivität aus dem Injektionsdepot (mGy/MBq) |
Aufgenommene Dosis pro injizierter Aktivität aus lymphogenen Abstrom (mGy/MBq/% Abstrom) |
Aufgenommene Dosis bei injizierterAktivität von 300 MBq und einem lymphogenen Abstrom von 20 % |
Bauchspeicheldrüse |
0,00234 |
0,000167 |
1,704 |
Blasenwand |
0,0000786 |
0,0000127 |
0,100 |
Brust |
0,0560 |
0,0000258 |
16,955 |
Dünndarm |
0,000305 |
0,0000507 |
0,396 |
Gallenblase |
0,00139 |
0,000240 |
1,857 |
Gehirn |
0,000102 |
0,00000809 |
0,079 |
Haut |
0,00280 |
0,0000153 |
0,932 |
Herz |
0,0104 |
0,0000836 |
3,622 |
Hoden |
0,0000100 |
0,00000392 |
0,027 |
Knochenbildende Zellen |
0,00297 |
0,000110 |
1,551 |
Leber |
0,00277 |
0,000891 |
6,177 |
Lunge |
0,00785 |
0,0000770 |
2,817 |
Magenwand |
0,00249 |
0,0000817 |
1,237 |
Milz |
0,00161 |
0,000866 |
5,679 |
Muskulatur |
0,00169 |
0,0000330 |
0,705 |
Nebennieren |
0,00188 |
0,000151 |
1,470 |
Nieren |
0,000771 |
0,000114 |
0,915 |
Oberer Dickdarm |
0,000472 |
0,0000684 |
0,552 |
Ovarien |
0,000111 |
0,0000292 |
0,209 |
Rotes Knochenmark |
0,00185 |
0,000104 |
1,179 |
Schilddrüse |
0,00122 |
0,0000102 |
0,427 |
Thymus |
0,00994 |
0,0000256 |
3,136 |
Unterer Dickdarm |
0,000113 |
0,0000226 |
0,170 |
Uterus |
0,000121 |
0,0000239 |
0,180 |
Ganzkörper |
0,00406 |
0,0000613 |
1,586 |
|
mSv/MBq |
mSv/MBq /% Abstrom |
mSv |
Effektive Dosis |
0,0047 |
0,0000959 |
1,9854 |
Nach subkutaner Applikation von 300 MBq (maximale Aktivität) in Erwachsenen und einem angenommenen lymphogenen Abstrom von 20 % beträgt die effektive Dosis 1,98 mSv.
Die absorbierte Dosis im Zielorgan (Lymphknoten) beträgt 480 mGy und in den kritischen Organen Brust 17,0 mGy, Leber 6,1 mGy, Milz 5,7 mGy, Lungen 2,8 mGy, Gallenblase 1,9 mGy, rotes Knochenmark 1,2 mGy, Nieren 0,9 mGy und Blasenwand 0,1 mGy.
ANWEISUNGEN ZUR ZUBEREITUNG VON RADIOAKTIVEN ARZNEIMITTELN
1) Zubereitungsvorschrift
Die üblichen Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Sterilität und Strahlenschutz sind einzuhalten.
Eine Durchstechflasche B aus dem Kit nehmen und mit einer hypodermischen Spritze 2 ml Wasser für Injektionszwecke durch den aseptischen Gummistopfen hindurch in die Durchstechflasche einbringen (keine Belüftungsnadeln verwenden). Das Fläschchen schütteln, um das Produkt aufzulösen.
Ohne Belüftungsnadel 0,5 ml der Lösung aus der Durchstechflasche B in die Durchstechflasche A geben. Behutsam schütteln.
Die Durchstechflasche A in eine geeignete Bleiabschirmung stellen. Ohne Belüftungsnadel 1 bis 2 ml einer geeigneten Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung mit einer Aktivität von 370 bis 5550 MBq eingeben.
Die Natriumpertechnetat (99mTc)-Lösung sollte den Spezifikationen des Europäischen Arzneibuchs entsprechen.
Die Durchstechflasche A 15 bis 30 Minuten ohne Bleiabschirmung in ein abgeschirmtes kochendes Wasserbad stellen.
Anschließend die Durchstechflache A unter fließendem Wasser abkühlen.
Die Durchstechflasche mit der fertigen kolloidalen Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Lösung darf auf keinen Fall geöffnet werden und muss abgeschirmt gehandhabt werden.
Falls erforderlich kann die fertige kolloidale Technetium (99mTc)-Rheniumsulfid-Lösung mit 0,9%iger Natriumchlorid oder Wasser für Injektionszwecke bis zu einem maximalen Endvolumen von 7 ml verdünnt werden.
Der Inhalt der Durchstechflasche sollte unter aseptischen Bedingungen nach Durchstechen des zuvor desinfizierten Stopfens mit einer sterilisierten Einwegnadel auf eine Spritze gezogen werden.
2) Qualitätskontrolle
Die Markierungsqualität (radiochemische Reinheit) kann nach folgendem Verfahren überprüft werden:
Methode
Aufsteigende Papierchromatographie
Material und Reagenzien
Chromatographie-Papier
Whatman 1 Streifen von ausreichender Länge und einer Breite von mindestens 2,5 cm.
Zwei cm von den Enden des Papierstreifens eine feine Linie einzeichnen, die "Auftragslinie" genannt wird, sowie eine andere, 10 cm von der "Auftragslinie" entfernt, die "Frontlinie" genannt wird.
2. Mobile Phase
Methylethylketon
3. Glasbehälter
Ein Glasbehälter von ausreichender Größe für das verwendete Chromatographie-Papier; oben geschliffen, mit dicht schließendem Deckel. Im oberen Teil des Behälters befindet sich eine Vorrichtung zur Aufhängung des Chromatographie-Papiers, die sich nach unten absenken lässt, ohne dass eine Öffnung der Kammer erforderlich wäre.
4. Sonstiges
Pinzetten, Scheren, Spritzen, Nadeln, geeignetes Zählgerät.
Durchführung
Das Herstellungsverfahren wird weiter oben unter dem Punkt ”Zubereitungsvorschrift” beschrieben.
1. Eine 2 cm tiefe Schicht der mobilen Phase in den Glasbehälter eingeben.
2. Mit einer Spritze und einer Nadel einen Fleck des Präparats auf die "Auftragslinie" des Papierstreifens aufbringen, an der Luft trocknen lassen.
3. Mit einer Pinzette den Streifen in den Behälter eingeben und den Deckel schließen. Das Papier in die mobile Phase absenken und das Fließmittel bis zur "Frontlinie" wandern lassen.
4. Den Streifen mit der Pinzette wieder entnehmen und an der Luft trocknen lassen.
5. Die Verteilung der Radioaktivität mit einem geeigneten Detektor bestimmen. Jeden radioaktiven Fleck durch Berechnung des Rf-Wertes bestimmen. Der Rf-Wert des kolloidalen Technetium (99mTc)-Komplexes ist 0, derjenige der Verunreinigungen (Technetium (99mTc)-Pertechnetat) liegt bei 1.
Die Radioaktivität jedes Flecks durch Peak-Integration messen.
6. Berechnungen
Den Prozentsatz des kolloidalen Technetium (99mTc) (radiochemische Reinheit) errechnen.
% kolloidales Technetium (99mTc) = x 100
Den Prozentsatz an Verunreinigungen errechnen:
% Verunreinigungen = x 100
7. Der prozentuale Anteil der Technetium (99mTc)-Aktivität, die an das Rheniumsulfid-Kolloid gebunden vorliegt, sollte ≥ 95 % sein.
VERKAUFSABGRENZUNG
Apothekenpflichtig.
2008-11-14 16