Nanocoll
GE Healthcare
Fachinformation:
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
NANOCOLL
0,5 mg
Kit für ein radioaktives Arzneimittel/Pulver zur Herstellung einer Injektionssuspension
2. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung
Der Wirkstoff ist: Albumin vom Menschen, denaturiert
Eine Durchstechflasche enthält:
0,5 mg Albumin vom Menschen, denaturiert.
NANOCOLL ist ein Nanokolloid aus menschlichem Serumalbumin, das sich durch eine sehr kleine Teilchengröße auszeichnet, welche derjenigen von Au-198-Kolloid ähnlich ist. Die typische Teilchengröße von 99mTc-Albumin-Nanokolloid liegt zu 95% im Bereich von 80 nm (0,08 µm; bestimmt mittels Mikrofiltration durch Nucleopore-Filter).
NANOCOLL wird nach Markierung durch eine geeignete Natrium[99mTc]pertechnetat-Lösung verwendet. Das Radionuklid ist nicht in diesem Kit enthalten.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Kit für ein radioaktives Arzneimittel/Pulver zur Herstellung einer Injektionssuspension.
4. Klinische Angaben
4.1 Therapeutische Anwendungsgebiete
Dieses Arzneimittel ist nur für diagnostische Zwecke bestimmt.
NANOCOLL wird nach Markierung mit Natrium[99mTc]pertechnetat-Injektionslösung Ph.Eur. in folgenden Anwendungsgebieten eingesetzt:
-
Szintigraphie des Knochenmarks. Das Arzneimittel eignet sich nicht zur Untersuchung der hämatopoetischen Aktivität des Knochenmarks.
-
Szintigraphie von Entzündungen. Zur Untersuchung von Entzündungen im Abdomen ist das Arzneimittel nicht geeignet.
Lymphszintigraphie zum Nachweis der Integrität des Lymphsystems, auch zur Ermittlung des Wächterlymphknotens (Sentinel) bei malignen Erkrankungen wie Mamakarzinom, Melanom, u.a. und zur Differenzierung zwischen venösen und lymphatischen Obstruktionen.
Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Bei Erwachsenen (70 kg) werden folgende Aktivitäten empfohlen:
Intravenöse Anwendung:
Szintigraphie des Knochenmarks: 185 - 500 MBq.
Darstellung von Entzündungen: 370 - 500 MBq.
Subkutane Anwendung:
Lymphszintigraphie mit subkutaner (interstitieller) Einzel- oder Mehrfachinjektion: 18,5 - 110 MBq pro Injektionsstelle. Die erforderliche Aktivität ist abhängig von der untersuchten anatomischen Region und von der Zeitspanne zwischen Injektion und Darstellung. Das injizierte Volumen sollte 0,2 - 0,3 ml je Injektionsstelle nicht übersteigen; auf keinen Fall darf mehr als ein Volumen von 0,5 ml je Injektionsstelle appliziert werden.
Die Injektion wird subkutan verabreicht, nachdem durch Aspiration überprüft wurde, dass kein Blutgefäß versehentlich punktiert wurde.
Sentinel-Lymphknoten-Szintigraphie und intraoperative Detektion:
Melanom:intradermale Injektion: 15 - 111 MBq, verabreicht in vier Dosen in der Nähe der primären Läsion oder der Biopsienarbe. Die erfoderliche Aktivität ist abhängig von der Zeitspanne zwischen Bildgebung und der Operation.
Brustkrebs:NANOCOLL kann bei oberflächlichen Tumoren mittels intradermaler, subdermaler oder periareolarer Injektionen verabreicht werden, bei tiefliegenden Tumoren mittels intratumoraler und peritumoraler Injektion. Pro Injektionsstelle werden 5 - 20 MBq in mehreren Dosen bis zu 20 - 370 MBq verabreicht, abhängig von unterschiedlichen Faktoren (Zeitpunkt der Operation, oberflächlicher oder tiefliegender Tumor).
Anwendung bei Kindern
Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen muss die klinische Notwendigkeit sorgfältig geprüft werden. Eine besonders sorgfältige Abwägung zwischen dem zu erwartenden Nutzen und dem mit der Strahlenexposition verbundenen Risiko ist bei dieser Patientengruppe erforderlich.
Bei Kindern sollte die Aktivität aus dem für Erwachsene empfohlenen Aktivitätsbereich unter Berücksichtigung von Körpergewicht oder Körperoberfläche berechnet werden.
Die Arbeitsgruppe Pädiatrie der European Association of Nuclear Medicine (Paediatric Task Group of the EANM) empfiehlt jedoch, dass die Aktivität anhand der in nachstehender Tabelle dem Körpergewicht zugeordneten Faktoren als Bruchteil der Aktivität für einen Erwachsenen berechnet wird:
3 kg = 0,10 |
22 kg = 0,50 |
42 kg = 0,78 |
4 kg = 0,14 |
24 kg = 0,53 |
44 kg = 0,80 |
6 kg = 0,19 |
26 kg = 0,56 |
46 kg = 0,82 |
8 kg = 0,23 |
28 kg = 0,58 |
48 kg = 0,85 |
10 kg = 0,27 |
30 kg = 0,62 |
50 kg = 0,88 |
12 kg = 0,32 |
32 kg = 0,65 |
52-54 kg = 0,90 |
14 kg = 0,36 |
34 kg = 0,68 |
56-58 kg = 0,92 |
16 kg = 0,40 |
36 kg = 0,71 |
60-62 kg = 0,96 |
18 kg = 0,44 |
38 kg = 0,73 |
64-66 kg = 0,98 |
20 kg = 0,46 |
40 kg = 0,76 |
68 kg = 0,99 |
Bei Kleinkindern (bis zu 1 Jahr) ist eine Mindestdosis von 20 MBq (bei Knochenmarkszintigraphien) erforderlich, damit Aufnahmen von ausreichender Qualität erzielt werden können.
Für die Anwendung bei Kindern kann 99mTc-Albumin-Nanokolloid bis zu 1:50 mit 0,9 % Natriumchlorid-Injektionslösung verdünnt werden.
Art der Anwendung
Dieses Arzneimittel muss vor der Anwendung am Patienten rekonstituiert werden.
Injektionssuspension für die intravenöse, intradermale, subdermale, periareolare, intratumorale, peritumoraleund subkutane Anwendung.
Das Arzneimittel wird normalerweise einmaligoderdurch mehrfache Injektion intravenös oder subkutan injiziert.
Anweisungen zur Zubereitung des Arzneimittels vor Verabreichung am Patienten, siehe Abschnitt 12.
Bildgebung
Intravenöse Anwendung:
Szintigraphie des Knochenmarks: Die Aufnahmen können 45 - 60 Minuten nach der Injektion angefertigt werden. Um die Streuung durch Leber und Milz möglichst gering zu halten, wird eine asymmetrische Fenstereinstellung von +10/-5 % empfohlen. Dies dient der Verminderung der Kleinwinkel-Compton-Streuung durch Nutzung des oberen Anteils der 140 keV-Photopeaks.
Die Knochenmarkszintigraphie mit 99mTc-NANOCOLL eignet sich zur Darstellung von Knochenmarkdefekten, ungleichförmiger Knochenmarkverteilung bzw. Ausdehnung von aktivem Knochenmark in die langen Röhrenknochen bei hämolytischer Anämie, myelo-proliferativen Störungen oder Myelofibrose. Die Knochenmarkszintigraphie unterstützt ferner die Auswahl von Biopsiestellen und ist wertvoll für die Früherkennung von Skelettmetastasen.
Darstellung von Entzündungen: Die dynamische Darstellung wird sofort durchgeführt. Statische Aufnahmen werden in der Frühphase, 15 Minuten nach der Injektion, und in der Washout-Phase, 30 - 60 Minuten nach der Injektion, angefertigt.
Subkutane Anwendung:
Lymphszintigraphie mit subkutaner (interstitieller) Einzel- oder Mehrfachinjektion: Bei der Darstellung der unteren Gliedmaßen werden die dynamischen Bilder sofort nach der Injektion und die statischen Bilder 30 - 60 Minuten später aufgenommen.
Bei der parasternalen Lymphdarstellung können wiederholte Injektionen und zusätzliche Aufnahmen erforderlich sein. Die Strahlung der Restaktivität an der Injektionsstelle sollte abgedeckt werden, wenn sie im Aufnahmefeld der Kamera liegt.
Die Lymphszintigraphie mit 99mTc-NANOCOLL eignet sich zum Nachweis der Obstruktion oder Okklusion zuführender Lymphgefäße, zum Nachweis der anatomischen Verdrängung, Abwesenheit oder gestörten Funktion der retikulohistiozytären Elemente von Lymphknoten. In der Strahlentherapie dient die Lymphszintigraphie zur Auswahl und Abgrenzung von Bestrahlungsfeldern sowie der Verlaufskontrolle lymphatischer Folgeerscheinungen, sowohl nach der externen als auch nach der endolymphatischen Strahlenbehandlung.
Sentinel-Lymphknoten-Detektion:
Melanom:Die lymphszintigraphischen Bilder werden sofort nach der Injektion und anschließend in regelmäßigen Abständen bis zur Visualisierung der Sentiel-Lymphknoten aufgenommen.
Mammakarzinom:Die lymphszintigraphischen Bilder (Scans) der Brust und der Achselregion können 15 -30 Minuten und bis zu 3 Stunden nach der Injektion aufgenommen werden.
Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der sonstigen Bestandteile. Insbesondere ist die Anwendung von 99mTc-markiertem denaturiertem Humanalbumin kontraindiziert bei Patienten mit nachgewiesener Überempfindlichkeit gegen Humanalbumin.
- Während der Schwangerschaft ist die Lymphszintigraphie aufgrund der möglichen Konzentration in den Pelvislymphknoten strengstens kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6)
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung
Schwangerschaft, siehe Abschnitt 4.6.
Bei Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich anaphylaktischer Reaktionen, darf keine weitere Zufuhr des Arzneimittels erfolgen. Falls notwendig, sind entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Um im Notfall unverzüglich reagieren zu können, sollten entsprechende Instrumente (u. a. Trachealtubus und Beatmungsgerät) und Medikamente griffbereit sein.
Nutzen/Risiko Abwägung
Bei jedem Patienten ist sorgfältig zwischen dem zu erwartenden diagnostischen Nutzen und dem mit der Strahlenexposition verbundenen Risiko abzuwägen. Um die Strahlendosis so gering wie möglich zu halten, darf die zu verabreichende Aktivität nicht höher bemessen werden als für den Erhalt der diagnostischen Information erforderlich ist.
Anwendung bei Kindern
Anwendung bei Kindern, siehe Abschnitt 4.2.
Vorbereitung des Patienten
Patienten sollen vor der Untersuchung ausreichend trinken. Um die Strahlenexposition zu reduzieren, müssen die Patienten aufgefordert werden, während der ersten Stunden nach der Untersuchung so oft wie möglich die Blase zu entleeren.
Allgemeine Warnhinweise
Radioaktive Arzneimittel dürfen nur von dazu berechtigten Personen in speziell dafür bestimmten klinischen Bereichen in Empfang genommen, gehandhabt und verabreicht werden. Umgang und Anwendung sowie Transport und Entsorgung unterliegen den Bestimmungen der örtlich zuständigen Aufsichtsbehörde und/oder entsprechenden Genehmigungen.
Radioaktive Arzneimittel dürfen nur unter Vorkehrungen zum Schutz vor ionisierenden Strahlen und unter Beachtung pharmazeutischer Qualitätsanforderungen zubereitet und angewendet werden.
Der Inhalt der Durchstechflasche ist nur zur Präparation von NANOCOLL bestimmt und darf dem Patienten ohne vorherige Präparation nicht direkt verabreicht werden.
Besondere Warnhinweise
Bei Patienten mit völliger Lymphobstruktion ist eine Lymphszintigraphie wegen der Gefahr des Entstehens von Strahlennekrosen an der Injektionsstelle nicht ratsam.
NANOCOLL enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Durchstechflasche, d. h. es ist nahezu „natriumfrei“.
Die Möglichkeit von Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich schwerwiegender, lebensbedrohlicher oder tödlicher anaphylaktischer oder anaphylaktoider Reaktionen muss stets in Betracht gezogen werden.
Das in NANOCOLL enthaltene Humanalbumin entspricht den Anforderungen der "Note for Guidance on Plasma Derived Products", CPMP/BWP/269/95, rev. 2. Für die Herstellung von NANOCOLL wird ausschließlich Humanalbumin aus Plasma von Spendern, deren Blut anlässlich jeder Spende individuell mit geeigneten Methoden auf HBsAg und Antikörper gegen HIV-1, HIV-2 und HCV überprüft und als nicht reaktiv befunden wurde, verwendet. Blut oder Plasma von Spendern aus einem Land, in dem mehrere Fälle der vCJK aufgetreten sind, wird für die Herstellung des Humanalbumins nicht verwendet.
Bisher wurde kein einziger Fall von viraler Kontamination durch die Anwendung von Humanserumalbumin, das nach den Spezifikationen der europäischen Pharmacopoeia, durch etablierte Prozesse hergestellt wurde, gemeldet. Dennoch kann das Risiko einer Übertragung infektiöser Krankheitserreger bei einer Verabreichung von Arzneimitteln, die Blutbestandteile enthalten, nicht mit endgültiger Sicherheit ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für Krankheitserreger, deren Natur heute noch unbekannt ist.
Bei der Verabreichung von NANOCOLL wird, wie bei anderen Blutprodukten, empfohlen, die jeweilige Chargenbezeichnung in der Patientendokumentation festzuhalten.
Hinweise zur Vermeidung von Gefahren für die Umwelt, siehe Abschnitt 6.6.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Für Lymphangiographien verwendete iodierte Kontrastmittel können die Lymphszintigraphie mit 99mTc-Albumin-Nanokolloid beeinträchtigen.
Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Frauen im gebärfähigen Alter
Falls es erforderlich ist, einer Frau im gebärfähigen Alter ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen, ist festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn eine Menstruation ausgeblieben ist. Im Zweifelsfall müssen alternative Untersuchungsmethoden, bei denen keine ionisierende Strahlung angewendet wird, in Betracht gezogen werden.
Schwangerschaft
Subkutane Anwendung während der Schwangerschaft:Während der Schwangerschaft ist die subkutane Anwendung von 99mTc-Albumin-Nanokolloid für die Lymphszintigraphie aufgrund der möglichen Konzentration in den Pelvislymphknoten strengstens kontraindiziert. Im Zweifelsfalle ist ein Schwangerschaftstest durchzuführen.
Intravenöse Anwendung während der Schwangerschaft:Nuklearmedizinische Untersuchungen bei Schwangeren beinhalten auch eine Strahlenexposition des Feten. Daher sollten während der Schwangerschaft nur absolut unerlässliche Untersuchungen durchgeführt werden, bei denen der zu erwartende Nutzen das Risiko für Mutter und Kind übersteigt.
Die intravenöse Verabreichung von 500 MBq 99mTc-Albumin-Nanokolloid ergibt eine im Uterus absorbierte Dosis von 0,9 mGy. Strahlendosen über 0,5 mGy werden als potentielles Risiko für den Feten betrachtet.
Stillzeit
Vor Verabreichung eines radioaktiven Arzneimittels an eine stillende Mutter ist zu prüfen, ob die Untersuchung nicht auf einen Zeitpunkt nach dem Abstillen verschoben werden kann und ob die Wahl eines Radiopharmakons im Hinblick auf die Aktivitätsausscheidung in die Muttermilch wirklich die beste Untersuchungsmethode darstellt. Falls eine Anwendung während der Stillzeit unumgänglich ist, muss das Stillen bis mindestens 13 Stunden nach Injektion unterbrochen und die abgepumpte Muttermilch verworfen werden.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nach Anwendung von 99mTc-Albumin-Nanokolloid sind keine Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beschrieben worden.
Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten |
Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten |
Selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10 000 Behandelten |
Sehr selten: weniger als 1 von 10 000 Behandelten |
Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar |
Erkrankung des Immunsystems
Nicht bekannt: Überempfindlichkeit, Anaphylaxie
Bei Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen darf keine weitere Zufuhr des Arzneimittels erfolgen. Falls erforderlich ist über einen venösen Zugang eine gezielte Therapie einzuleiten. Um im Notfall unverzüglich reagieren zu können, sollten entsprechende Instrumente (u. a. Trachealtubus und Beatmungsgerät) und Medikamente griffbereit sein.
Ionisierende Strahlen können Krebs und Erbgutveränderungen verursachen. Da die effektive Strahlendosis bei Gabe der maximalen empfohlenen Aktivität von 500 MBq bei 2,5 mSv liegt, sind diese Effekte mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Sicherheitsaspekte hinsichtlich übertragbarer Krankheitserreger, siehe Abschnitt 4.4.
Überdosierung
Da 99mTc-Albumin-Nanokolloid kaum durch Urin und Fäzes ausgeschieden wird, kann keine praktische Maßnahme empfohlen werden, mit der nach Verabreichung einer Überdosis an Radioaktivität die Strahlenbelastung der Gewebe zufrieden stellend vermindert werden könnte.
Die Strahlenexposition, die durch freies Technetium-99m bedingt ist, kann durch forcierte Diurese und häufige Blasenentleerung reduziert werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Leber- und Retikuloendothelialsystem, [99mTc]Technetium, Partikel und Kolloide, Nanokolloid
(ATC Code: V09DB01).
Bei den für diagnostische Zwecke verabreichten Substanzmengen sind keine pharmakodynamischen Wirkungen durch 99mTc-Albumin-Nanokolloid zu erwarten.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Injektion werden die 99mTc-Albumin-Nanokolloidpartikel durch die Retikuloendothelialzellen in der Leber, der Milz und im Knochenmark phagozytiert. Die maximale Konzentration wird im Knochenmark nach 6 Minuten, in der Leber und in der Milz nach ca. 30 Minuten erreicht. Die Proteolyse des Kolloids beginnt sofort nach der Aufnahme in das RES, die Abbauprodukte werden renal ausgeschieden.
Nach subkutaner Injektion in das Bindegewebe werden 30 – 40 % der verabreichten 99mTc Albumin-Nanokolloidpartikel in die Lymphkapillaren gefiltert, entlang der Lymphgefäße zu den regionären Lymphknoten und Hauptlymphstämmen transportiert und von den Retikularzellen der funktionstüchtigen Lymphknoten aufgenommen. Ein Teil der injizierten 99mTc-Albuminkolloidpartikel wird an der Injektionsstelle durch Histiozyten phagozytiert. Ein weiterer Teil gelangt in die Blutbahn und wird vorwiegend in den RES-Zellen von Leber, Milz und Knochenmark gespeichert. Spuren der verabreichten Dosis werden renal ausgeschieden.
Präklinische Daten zur Sicherheit
Nach intravenöser Injektion von 800 bzw. 950 mg/kg KG NANOCOLL, das mit 0,9 % Natriumchlorid-Injektionslösung rekonstituiert wurde,wurden bei Mäusen bzw. Ratten weder Todesfälle noch bedeutende pathologische Veränderungen bei der Nekropsie festgestellt.
Bei subkutaner Injektion von 1 g/kg KG NANOCOLL, das mit 0,9 % Natriumchlorid-Injektionslösung rekonstituiert wurde, wurden bei Mäusen und Ratten keine lokalen Reaktionen beobachtet.
Diese Dosen entsprechen etwa der Verabreichung des Inhalts von 50 Durchstechflaschen des Arzneimittels je kg/Körpergewicht. Sie betragen somit ungefähr das 3500fache der maximalen Humandosis, die in der diagnostischen Nuklearmedizin verwendet wird.
Mutagenitätsstudien sowie Langzeitstudien zur Karzinogenese wurden nicht durchgeführt.
Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität liegen nicht vor.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Zinn(II)-chlorid-Dihydrat, 0,2 mg; D-Glucose; Poloxamer 238; Dinatriumhydrogenphosphat; Dodecanatriumfitat.
Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien vorliegen, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Dauer der Haltbarkeit
Die Haltbarkeit beträgt 12 Monate ab Herstellungsdatum. Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Die rekonstituierte Injektionssuspension nicht über 25 °C aufbewahren und nicht einfrieren, sie ist innerhalb von 6 Stunden aufzubrauchen.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Bei 2 – 8 °C im Kühlschrank lagern.
Lagerungsbedingungen der rekonstituierten Suspension siehe Abschnitt 6.3.
Die nationalen Vorschriften für die Lagerung radioaktiven Materials sind einzuhalten.
Art und Inhalt des Behältnisses
Das Produkt wird in einer 10-ml-Durchstechflasche aus Klarglas, verschlossen mit einem Butylgummistopfen und einer Aluminiumbördelkappe, geliefert.
Packungen mit 5 Durchstechflaschen.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Entsorgung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Der Inhalt des Kits vor der Präparation ist nicht radioaktiv. Nach Rekonstitution muss eine adequate Abschirmung der fertigen Präparation gewährleistet sein.
Mit radioaktiven Arzneimitteln behandelte Patienten stellen einen Risikofaktor für andere Personen aufgrund der vom Patienten ausgehenden Strahlung oder aufgrund von Ausscheidungen der Patienten dar. Zur Vermeidung der Exposition von Dritten und zur Vermeidung von Kontaminationen sind geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Dieses Arzneimittel wird mit Technetium-99m verwendet. Für den Umgang mit radioaktiven Stoffen ist eine Genehmigung der örtlich zuständigen Aufsichtsbehörde erforderlich. Die Bestimmungen für den Umgang mit radioaktivem Material sind einzuhalten.
Radioaktive Abfälle müssen gemäß den national und international gültigen Vorschriften entsorgt werden.
Gesetzliche Bestimmungen
”Verordnung für die Umsetzung von EURATOM-Richtlinien zum Strahlenschutz” vom 20.7.2001, Bundesgesetzblatt I, Nr. 38, S. 1714ff (2001).
“Strahlenschutz in der Medizin. Richtlinie nach der Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzverordnung – StrlSchV)” vom 24.6.2002, Bundesanzeiger, Nr. 207a (2002).
7. INHABER DER ZULASSUNG
GE Healthcare Buchler GmbH & Co. KG
Gieselweg 1
38110 Braunschweig
Telefon 05307/930-0
Durchwahl Auftragsannahme
Telefon 05307/930-71 gebührenfrei: 0800/100 70 87
Telefax 05307/930-276 gebührenfrei: 0800/100 70 86
8. ZULASSUNGSNUMMER
7795.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Zulassung: 10. November 1986
Datum der Verlängerung: 28. Januar 2009
10. STAND DER INFORMATION
September 2012
11. DOSIMETRIE
Technetium-99m wird mittels eines 99Mo/99mTc-Generators hergestellt und zerfällt unter Emission von Gammastrahlung mit einer Energie von 140 keV und einer Halbwertszeit von 6,02 Stunden zu Technetium-99, das aufgrund seiner langen Halbwertszeit von 2,13 x 105Jahren als quasi stabil zu betrachten ist.
Die Strahlenbelastung wurde nach der MIRD - Methode berechnet.
Die Strahlenexposition eines Patienten mit 70 kg Körpergewicht nach intravenöser Injektion von 99mTc-Humanalbumin-Kolloidpartikeln ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich.
Organ |
Absorbierte Dosis (mGy/MBq) |
Leber |
0,078 |
Harnblasenwand |
0,025 |
Milz |
0,018 |
Rotes Knochenmark |
0,014 |
Ovarien |
0,0032 |
Hoden |
0,0011 |
Ganzkörper |
0,0051 |
Nach intravenöser Verabreichung von 500 MBq an einen Erwachsenen mit 70 kg Körpergewicht beträgt die effektive Dosis 2,5 mSv.
Bei einer verabreichten Aktivität von 500 MBq beträgt die typische Strahlenexposition des kritischen Organs, der Leber, 23 mGy und die typische Strahlenexposition des Zielorgans, des roten Knochenmarks, 0,75 mGy.
Die Strahlenexposition eines Patienten mit 70 kg Körpergewicht nach subkutaner Injektion von 99mTc Humanalbumin-Kolloidpartikeln ist aus nachstehender Tabelle ersichtlich.
Organ |
Absorbierte Dosis (mGy/MBq) |
Injektionsstelle |
12,0 |
Lymphknoten |
0,59 |
Leber |
0,016 |
Milz |
0,0041 |
Harnblasenwand |
0,0097 |
Rotes Knochenmark |
0,0057 |
Ovarien |
0,0059 |
Hoden |
0,0035 |
Ganzkörper |
0,0046 |
Nach subkutaner Verabreichung von 110 MBq an einen Erwachsenen mit 70 kg Körpergewicht beträgt die effektive Dosis 0,44 mSv.
Bei einer verabreichten Aktivität von 110 MBq beträgt die typische Strahlenexposition des kritischen Organs, der Injektionsstelle, 183 mGy und die typische Strahlenexposition des Zielorgans, der Lymphknoten, 8,1 mGy.
12. ANWEISUNGEN ZUR ZUBEREITUNG VON RADIOAKTIVEN ARZNEIMITTELN
Radioaktive Arzneimittel dürfen nur unter Vorkehrungen zum Schutz vor ionisierenden Strahlen und unter Beachtung pharmazeutischer Qualitätsanforderungen zubereitet und angewendet werden.
Vorgehen bei der Markierung:
Durchstechflasche mit NANOCOLL in eine geeignete Bleiabschirmung stellen.
185 bis 5550 MBq (1 - 5 ml) Natrium[99mTc]pertechnetat-Injektionslösung Ph.Eur. mit steriler Injektionsspritze unter Vermeidung von Luftzutritt in das Fläschchen geben.
Keine Entlüftungsnadel verwenden!
Mit der eingestochenen Spritze Überdruck in der Durchstechflasche durch Entnahme des gleichen Volumens Schutzgas ausgleichen.
Trockensubstanz durch wiederholtes Schwenken lösen, 30 Minuten bei Raumtemperatur stehen lassen.
Unmittelbar vor der Injektion durch leichtes Schütteln homogenisieren.
Anmerkungen:
Eigenschaften der fertigen Suspension:
Volumen |
1 - 5 ml |
Farbe |
weiß |
99mTc-Nanocolloid (mittels Chromatographie) |
≥ 95% |
Partikelgröße |
80 nm |
Der pH-Wert der gebrauchsfertigen Injektionslösung liegt zwischen 7 und 8.
Die Zubereitung enthält keine Konservierungsstoffe. Sie sollte auf keinen Fall mit Luft in Kontakt kommen. Die Bildung des 99mTc-Albumin-Nanokolloid-Komplexes hängt davon ab, dass das Zinn im reduzierten Zustand gehalten wird. Jedes Vorgehen, durch das ein Oxidationsmittel zugeführt wird (z. B. das Stehen lassen an der Luft), kann die Qualität der Zubereitung ungünstig beeinflussen.
Überprüfung der Markierungsausbeute
Die radiochemische Reinheit der gebrauchsfertigen Injektionslösung kann mit einer der beiden folgenden Methoden überprüft werden.
|
Aufsteigende Papierchromatographie |
Dünnschichtchromatographie |
Träger |
Papier Whatman No. 1 |
TLC-SA (2 x 12 cm Streifen; einen kleinen Tropfen gebrauchsfertige Lösung ca. 2,5 cm vom unteren Ende auftragen) |
Eluent |
Methanol : Wasser, 85 : 15 (V/V) |
Methanol : Wasser, 85 : 15 (V/V) |
Zeit |
1 Stunde |
25-30 Minuten (Streifen aus der Kammer nehmen und trocknen lassen; Laufmittelfront befindet sich ca. 7 cm vom Ausgangspunkt) |
99mTc- Nanocolloid |
Rf 0,0 % |
Rf 0,0 - 0,1 |
Die gebrauchsfertige Lösung sollte nicht mehr als 5 % freies 99mTc-Pertechnetat enthalten und muss innerhalb von 6 Stunden verwendet werden.
WEITERE INFORMATIONEN
Hersteller
GIPHARMA S.r.l.
Via Crescentino
IT - 13040 Saluggia (VC)
Italien
VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
GE und GE Monogram sind Marken der General Electric Company
12