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Navelbine 50mg/ 5ml

Document: 09.07.2008   Fachinformation (deutsch) change

Pierre Fabre Pharma GmbH NAVELBINE 10mg/1ml, 50mg/5ml ENR. 2133071, 2133073


FACHINFORMATION



1. Bezeichnung der Arzneimittel


NAVELBINE 10 mg / 1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Injektionslösung

NAVELBINE 50 mg / 5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Injektionslösung



2. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung


Arzneilich wirksamer Bestandteil

Stärke


10 mg / 1 ml

50 mg / 5 ml

Vinorelbin bis [(R, R)-tartrat] [mg]

13,85

69,25

entsprechend Vinorelbinbase [mg]

10,00

50,00



Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform


Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Klare, farblose bis blassgelbe Lösung



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete


- Zur Anwendung als Monotherapie oder in Kombination mit Cisplatin zur Behandlung des fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (Stadium III oder IV) bei Patienten in gutem Allgemeinzustand.


- Zur Behandlung des fortgeschrittenen anthrazyklinresistenten Mammakarzinoms bei Patientinnen in gutem Allgemeinzustand.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Streng intravenös über ein Infusionssystem nach vorheriger Verdünnung.

Eine intrathekale Gabe ist kontraindiziert.


Verdünnungsvorschrift


250 ml isotonische Natriumchloridlösung oder 5%ige Glukoselösung als Infusionslösung bereithalten. Davon 50 - 100 ml als Vorlauf intravenös infundieren. NAVELBINE mit 50 (‑ 100) ml Infusionslösung verdünnen und als Kurzinfusion innerhalb 6 - 10 Minuten infundieren. Danach ist die Vene mit der restlichen Infusionslösung gut nachzuspülen.




Erwachsene:

- Die normale Dosis beträgt 25-30 mg Vinorelbin/m2Körperoberfläche einmal wöchentlich.


Bei Kombinationen mit anderen Zytostatika ist die exakte Dosierung Behandlungsprotokollen zu entnehmen, die sich in der Therapie der Erkrankung als wirksam erwiesen haben.


Dosierungsänderungen

Eine Behandlung ist unter engmaschiger hämatologischer Kontrolle durchzuführen.

Gegebenenfalls kann eine toxizitätsbedingte Modifizierung der Dosis notwendig sein (siehe 4.4).


Dosierungsänderungen bei besonderen Patientengruppen siehe 4.4.


In klinischen Studien wurden keine relevanten Unterschiede bei älteren Patienten gefunden, doch kann eine erhöhte Empfindlichkeit einzelner älterer Patienten nicht ausgeschlossen werden.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von NAVELBINE bei Kindern wurden nicht geprüft.


Die Behandlungsdauer wird vom Arzt festgelegt und richtet sich nach dem Zustand des Patienten und nach dem gewählten Therapieschema.



4.3 Gegenanzeigen


NAVELBINE 10 mg/1 ml und 50 mg/5 ml dürfen nicht angewendet werden:


- bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Vinorelbin oder andere Vinca-Alkaloide

- in der Schwangerschaft


NAVELBINE kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit NAVELBINE behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monate danach kein Kind zu zeugen.



4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Da die Knochenmarkdepression das mit der Gabe von NAVELBINE verbundene Hauptrisiko ist, sind bei der Behandlung engmaschige hämatologische Kontrollen notwendig (Bestimmung des Hämoglobingehaltes, der Anzahl von Leukozyten, Neutrophilen und Thrombozyten vor jeder neuen Verabreichung).

Der dosisbegrenzende toxische Effekt ist meistens eine Neutropenie.

Dieser Effekt ist nicht kumulativ, hat seine stärkste Ausprägung zwischen dem 7. und 14. Tag nach Anwendung und ist schnell reversibel innerhalb von 5-7 Tagen.


Bei einer Neutropenie (<1500/mm3 ) oder Thrombozytopenie (<75.000/mm3 ) ist mit der Behandlung bis zur Erholung zu warten (Anzahl der Neutrophilen >1500/mm3 und der Thrombozyten >75.000/mm3).


Zeigt der Patient Zeichen einer Infektion, soll eine sofortige Untersuchung erfolgen.


Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen in der Vorgeschichte.


Bei Patienten mit einer mittelgradigen bis schweren Leberinsuffizienz ändern sich die pharmakokinetischen Daten von NAVELBINE nicht. Trotzdem wird eine konservative Vorgehensweise mit einer Dosisreduktion um 1/3 und eine enge Überwachung der hämatologischen Parameter bei Patienten mit einer schweren Leberinsuffizienz empfohlen, da die maximale Dosis, die bei dieser Patientengruppe verabreicht wurde, 20 mg/m2beträgt.

Eine Änderung der Dosis bei eingeschränkter Nierenfunktion ist aus pharmakologischer Sicht nicht erforderlich, da NAVELBINE nur zu einem sehr geringen Teil über die Nieren ausgeschieden wird.


Eine Behandlung mit NAVELBINE soll nicht gleichzeitig mit einer Strahlentherapie durchgeführt werden, wenn die Leber im bestrahlten Feld liegt.


Bei einer gleichzeitigen Radiatio des Beckens, der Wirbelsäule oder der Röhrenknochen bei Vinorelbin-Gabe ist mit erhöhter Myelotoxizität zu rechnen. Gleiches gilt auch für eine vorhergehende Bestrahlungsbehandlung (<3 Wochen) der genannten Regionen.


Neurologische Untersuchungen (ggf. auch EMG-Kontrollen) sind bei andauernder Behandlung mit NAVELBINE bzw. bei Patienten mit erhöhtem Risiko vorzunehmen.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen


Wird NAVELBINE mit anderen Substanzen mit bekannter Knochenmarkstoxizität kombiniert, muss mit einer Verstärkung der myelosuppressiven Wirkung gerechnet werden. Da CYP 3A4 an der Metabolisierung von NAVELBINE wesentlich beteiligt ist, können Induktoren oder Inhibitoren dieses Isoenzyms die Pharmakokinetik von NAVELBINE verändern. Die Kombination von NAVELBINE und Cisplatin zeigt keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen. Allerdings ist die Inzidenz einer Granulozytopenie bei kombinierter Anwendung von Cisplatin und NAVELBINE höher als bei einer Monotherapie mit NAVELBINE.


Es gibt Hinweise, dass die 5 - Fluorouracil induzierte Mukosatoxizität durch NAVELBINE verstärkt werden kann; insbesondere, wenn 5 - Fluorouracil in hohen Dosen und als Dauerinfusion in Kombination mit Folinsäure angewendet wird. Die Kombination von hochdosiertem Vinorelbin mit Mitomycin C scheint in Einzelfällen zu Zeichen einer erhöhten Lungentoxizität (Bronchospasmen, Atemnot) zu führen, wofür eine allergische Genese diskutiert wird. Da Mitomycin C auch die potentielle Lungentoxizität anderer Vinca-Alkaloide gelegentlich verstärkt, ist bei gleichzeitiger Anwendung von NAVELBINE und Mitomycin C bei Patienten mit allergischer Prädisposition (Asthma bronchiale, bekannte Allergien) eine besondere Vorsicht geboten.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


NAVELBINE darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da es im Tierversuch teratogen und embryoletal wirkte.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen vor Beginn und während der Therapie mit NAVELBINE eine sichere Kontrazeption durchführen. Tritt während der Behandlung mit NAVELBINE dennoch eine Schwangerschaft ein, so soll die Möglichkeit einer genetischen Beratung angeboten werden. Vinorelbinbistartrat ist genotoxisch, daher wird auch bei Kinderwunsch nach einer Therapie eine genetische Beratung empfohlen.


Es ist nicht bekannt, ob NAVELBINE in die Muttermilch übergeht, daher ist vor einer Behandlung mit NAVELBINE abzustillen.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Es wurden keine Untersuchungen zur Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt.



4.8 Nebenwirkungen


Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:


Sehr häufig (>1/10)

Häufig (>1/100 bis <1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Infektionen und parasitäre Erkrankungen

häufig:

Bakterielle, virale und Pilz-Infektionen an unterschiedlichen Stellen (Respirations-, Harnwegs-, GI-Trakt u.a.) in leichter bis mäßiger Ausprägung und bei entsprechender Behandlung gewöhnlich reversibel.


Klinisch relevante Infektionen (G3-4: 2,9%).



Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

sehr häufig:

Knochenmarkdepression, die hauptsächlich zu einer Neutropenie führt, welche innerhalb von 5-7 Tagen reversibel und nicht kumulativ ist und deren stärkste Ausprägung zwischen dem 7. und 14. Tag nach Anwendung liegt. Nach Erholung der Neutrophilenzahl kann die Behandlung fortgeführt werden.


häufig:

Anämie (G3-4: 7,4%), Thrombozytopenie (G3-4: 2,5%).



Erkrankungen des Immunsystems

selten:

Systemische allergische Reaktionen (Anaphylaxie, Angioödem).


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

selten:

Schwere Hyponatriämie, Anorexie.


sehr selten:

Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH).



Erkrankungen des Nervensystems:

häufig:

Neurologische Störungen (G3-4: 2,7%), einschließlich Ausfall der tiefen Sehnenreflexe.

Schwäche in den unteren Extremitäten nach längerer Anwendung.


Schwere Parästhesien mit sensorischen und motorischen Symptomen (G2: 3,6%, G3: 2,6%, G4: 0,1%).


sehr selten:

In einem Einzelfall wurde nach Vinorelbin-Gabe das Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms beobachtet.



Herzerkrankungen

gelegentlich

Kardiale Ischämien (Angina pectoris oder Myokardinfarkt), Tachykardie und Herzrhythmusstörungen.


selten:

reversible EKG-Veränderungen, Palpitationen.



Gefäßerkrankungen

gelegentlich:

Hypotonie, Hypertonie, Flush und Kälte der Extremitäten.


selten:

Schwere Hypotonie und Kollaps.



Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

gelegentlich:

Dyspnoe und Bronchospasmen, wie bei einer Therapie mit anderen Vinca-Alkaloiden.



selten:

Interstitielle Pneumopathien, insbesondere bei Patienten, die eine Kombination von NAVELBINE mit Mitomycin erhielten.


sehr selten:

Es gibt einen Einzelfall, in dem unter Vinorelbin-Gabe eine akute respiratorische Insuffizienz mit Todesfolge bei vorausgegangener Bestrahlungstherapie beobachtet wurde.



Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

sehr häufig:

Stomatitis, Übelkeit und Erbrechen. Die Inzidenz dieser Reaktionen kann erhöht werden, wenn NAVELBINE mit anderen Chemotherapeutika kombiniert wird. Antiemetische Therapie kann das Auftreten dieser Symptome reduzieren.


häufig:

Obstipation, die gelegentlich zu einem paralytischen Ileus führt.

Diarrhöen in gewöhnlich milder bis mäßiger Ausprägung.


gelegentlich:

Paralytischer Ileus. Nach Normalisierung der Darmtätigkeit kann die Behandlung fortgesetzt werden.

Schwere Diarrhöen.


Selten:

Pankreatitis.



Leber- und Gallenerkrankungen

sehr häufig:

Vorübergehende Erhöhung der Leberwerte ohne klinische Symptome.



Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

sehr häufig:

Alopezie leichter Ausprägung.


häufig:

Stärker ausgeprägte Alopezie.


gelegentlich:

Generalisierte Hautreaktionen.



Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

häufig:

Arthralgien einschließlich Kieferschmerzen und Myalgien.



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

häufig:

Müdigkeit, Fieber, Schmerzen an verschiedenen Stellen einschließlich thorakaler und Tumorschmerzen.

Wie andere Vinca-Alkaloide kann NAVELBINE eine mäßige Venenreizung hervorrufen.

Reaktionen an der Injektionsstelle können Erytheme, brennende Schmerzen, eine Verfärbung der Vene und eine lokale Phlebitis sein.


selten:

Lokale Nekrose. Durch exaktes Positionieren der Injektionsnadel und gute Nachspülung der Vene kann diese Wirkung begrenzt werden. Gelegentlich kann es erforderlich sein, einen zentral venösen Zugang zu legen.



4.9 Überdosierung


- Über versehentliche akute Überdosierung beim Menschen wurde berichtet. Es kommt dabei zu einer Knochenmarkhypoplasie bis hin zur -aplasie auch in Verbindung mit Fieber und Infektionen. Auch ein paralytischer Ileus ist möglich.

Da ein spezifisches Antidot nicht bekannt ist, sind bei jeder Überdosierung symptomatische Maßnahmen erforderlich. Zu diesen Maßnahmen zählen:


Infektionsbedingte Komplikationen können mit Breitbandantibiotika behandelt werden, ein paralytischer Ileus durch Dekompression über eine Sonde.



5. Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Vinca-Alkaloide und Analoga, ATC-Code: L01C A04



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Vinorelbin ist eine antineoplastische Substanz aus der Gruppe der Vinca-Alkaloide. Vinorelbin, der Wirkstoff von NAVELBINE, unterscheidet sich von den anderen Vertretern dieser Substanzgruppe durch einen strukturell veränderten Catharantin-Anteil im Molekül.

Vinorelbin wirkt auf das Tubulin-Mikrotubulussystem der Zelle. Es verhindert die Polymerisation von Tubulin, wobei es sich vorzugsweise an mitotische Mikrotubuli anlagert. Axonale Mikrotubuli werden nur bei hohen Wirkstoffkonzentrationen beeinflusst. Der zu einer Spiralisierung von Tubulin führende Effekt ist bei Vinorelbin geringer ausgeprägt als bei Vincristin. Vinorelbin führt zu einer Blockierung der Mitose in der G2- u. M-Phase, wobei es in der Interphase oder der darauf folgenden Mitosephase zum Zelltod kommt.



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die mittleren pharmakokinetischen Parameter wurden im Blut ermittelt.


Verteilung

Das Verteilungsvolumen ist im Fließgleichgewicht mit durchschnittlich 21,2 l/kg (Bereich: 7,5-39,7 l/kg) hoch und zeigt eine beträchtliche Gewebeverteilung an.

Die Bindung an Plasmaproteine ist schwach (13,5%). Allerdings bindet Vinorelbin stark an Blutzellen, insbesondere an Thrombozyten (78%).

Vinorelbin reichert sich im Lungengewebe an. In einer Untersuchung an bioptisch gewonnenem Material ist die Konzentration im Lungengewebe 300-mal höher als im Serum. Vinorelbin wird im zentralen Nervensystem nicht nachgewiesen.


Intravenös verabreichtes Vinorelbin weist bis zu Dosen von 45 mg/m2eine lineare Pharmakokinetik auf.


Metabolismus

Vinorelbin wird vorwiegend durch CYP3A4, eine Isoform des Cytochrom P450, metabolisiert. Alle Metabolite wurden identifiziert und mit Ausnahme von 4-O-Deacetylvinorelbin, dem Hauptmetaboliten im Blut, sind alle inaktiv. Glukuronidierung und Sulfatierung sind an der Metabolisierung von Vinorelbin nicht beteiligt.


Elimination

Nach intravenöser Bolusinjektion oder Infusion beim Menschen wird Vinorelbin aus dem Blut triexponentiell eliminiert. Darauf folgt eine langsame Eliminationsphase mit einer langen terminalen Halbwertszeit.

Die terminale Halbwertszeit beträgt durchschnittlich 40 Stunden. Die Blutclearance war hoch, sie erreichte nahezu den Wert für die Leberdurchblutung und betrug durchschnittlich 0,72 l/h/kg (Bereich: 0,32 – 1,26 l/h/kg).

Die renale Elimination von unverändertem Vinorelbin ist gering (<20% der Dosis). Die biliäre Ausscheidung stellt sowohl für die Metaboliten als auch für unverändertes Vinorelbin (die hauptsächlich wiedergefundene Verbindung) den vorherrschenden Eliminationsweg dar.


Besondere Patientengruppen

Nieren- und Leberfunktionsstörung

Die Auswirkungen von Nierenfunktionsstörungen auf die Pharmakokinetik von Vinorelbin wurden nicht untersucht. Aufgrund der geringen renalen Ausscheidung ist jedoch die Notwendigkeit einer Dosisreduzierung bei Niereninsuffizienz nicht gegeben.


In einer ersten Studie wurde über die Auswirkungen einer Leberfunktionsstörung auf die Pharmakokinetik von Vinorelbin berichtet. Diese Studie wurde an Mammakarzinom-Patientinnen mit Lebermetastasen durchgeführt und hat ergeben, dass es erst bei einer Beteiligung der Leber von über 75% zu einer Veränderung der durchschnittlichen Clearance von Vinorelbin kommt. Bei Karzinom-Patienten mit hepatischer Dysfunktion wurde eine dosisangepasste Pharmakokinetik-Studie der Phase 1 durchgeführt: 6 Patienten mit mäßiger hepatischer Dysfunktion (Bilirubin <2 x UNL und Transaminasen <5 x UNL) wurden mit bis zu 25 mg/m2 behandelt, und 8 Patienten mit schwerer hepatischer Dysfunktion (Bilirubin >2 x UNL und/oder Transaminasen >5 x UNL) erhielten bis zu 20 mg/m2. In diesen beiden Patientenuntergruppen entsprach die mittlere Gesamtclearance derjenigen im Fall von Patienten mit normaler Leberfunktion. Daraus lässt sich schließen, dass die Pharmakokinetik von Vinorelbin bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung nicht beeinträchtigt ist. Trotzdem wird im Fall einer schweren Leberfunktionsstörung als konservative Vorgehensweise eine Verminderung der Dosis um ein Drittel und eine engmaschige Überwachung der hämatologischen Parameterempfohlen, da die in dieser Patientenuntergruppe verabreichte Höchstdosis 20 mg/m2betrug.


Es wurde ein enger Zusammenhang zwischen der Konzentration im Blut und der Verminderung von Leukozyten bzw. Neutrophilen gezeigt.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Akute und chronische Toxizität


Bei Untersuchungen zur akuten und chronischen Toxizität zeigt sich bei mehreren Tierarten eine dosisabhängige Myelotoxizität, die sich auf alle Zellen des Knochenmarks auswirken kann. Gleichzeitig kann eine Atrophie der Lymph- und Milzfollikel auftreten. Bei hohen Dosierungen kann es im Tierversuch zum Ansteigen der Leberenzyme als Anzeichen einer Hepatotoxizität kommen.

Bei paravenöser Verabreichung zeigt sich eine ausgeprägte Gewebetoxizität.

Zur kardiovaskulären Verträglichkeit der Vinca-Alkaloide sind aus der Literatur mit niedriger Inzidenz Ereignisse wie Angina pectoris und Myokardinfarkt bekannt. In EKG-Studien an Hunden wurden unter Vinorelbin wie bei anderen Vinca-Alkaloiden leichte Rückbildungsstörungen im EKG festgestellt. In einer Untersuchung über 39 Wochen an Primaten bei wiederholter Gabe von Vinorelbin sind keine Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System festgestellt worden.


Symptome einer Überdosierung zeigen sich bei den Versuchstieren als Piloarrektion, Verhaltensabnormalitäten (Erschöpfung, Schläfrigkeit), Lungenschäden, Gewichtsverlust und mehr oder weniger stark ausgeprägte Knochenmarkshypoplasie.


Mutagenes und kanzerogenes Potential


Die Interaktion von Vinorelbin mit dem Spindelapparat während der Zellteilung kann zu einer Fehlverteilung von Chromosomen führen. Vinorelbin induzierte im Tierversuch Aneuploidien sowie Polyploidien in Dosierungen, die auch therapeutisch eingesetzt werden. Es ist davon auszugehen, dass Vinorelbin auch im Menschen mutagene Wirkungen (Induktion von Aneuploidien und Polyploidien) auslösen kann.

Die Kanzerogenitätsstudien wurden nach einem speziellen Protokoll durchgeführt, um eine hohe Mortalitätsrate durch die bekannten toxischen Wirkungen der Substanz und schwere Läsionen zu vermeiden. Das Ergebnis dieser Studien war negativ.


Reproduktionstoxikologie


Vinorelbin erwies sich im Tierversuch an Ratte und Kaninchen als embryo-fetoletal und teratogen.

Nach peri-postnataler Applikation zeigte sich bei Ratten nach Dosen von 1,0 mg/kg alle drei Tage i.v. appliziert, eine verzögerte Gewichtsentwicklung der Nachkommen bis zur 7. Lebenswoche.



6. Pharmazeutische Angaben



6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Wasser für Injektionszwecke



6.2 Inkompatibilitäten


NAVELBINE darf nicht mit alkalischen Lösungen verdünnt werden (Präzipitationsgefahr).

Das Arzneimittel darf, außer mit den unter 4.2 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Es sind keine Inkompatibilitäten zwischen NAVELBINE und farblosem Neutralglas, PVC-Beutel, Vinylacetatbeutel oder PVC-Infusionsbestecken bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


- der Arzneimittel im unversehrten Behältnis:

3 Jahre.


- nach Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung in Neutralglasflaschen, PVC- oder Vinylacetatbeuteln (siehe unter 6.6) bezüglich der chemisch-physikalischen Stabilität:
8 Tage bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank (2°C bis 8°C), vor Licht geschützt.


- nach Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung (siehe unter 6.6) unter mikrobiologischen Gesichtspunkten:

Nicht länger als 24 Stunden bei 2°C bis 8°C, vorausgesetzt, die Lösung wurde unter kontrollierten und aseptischen Bedingungen hergestellt.



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Bei 2°C - 8°C vor Licht geschützt lagern.

Nicht einfrieren.



Art und Inhalt des Behältnisses


NAVELBINE 10 mg/1 ml:


Packungen mit 1 Durchstechflasche (Glastyp I) zu 1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Packungen mit 10 Durchstechflaschen (Glastyp I) zu je 1 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung


NAVELBINE 50 mg/5 ml:


Packungen mit 1 Durchstechflasche (Glastyp I) zu 5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Packungen mit 10 Durchstechflaschen (Glastyp I) zu 5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

Packungen mit 3 x 10 Durchstechflaschen (Glastyp I) zu 5 ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Die Herstellung und Verabreichung von NAVELBINE soll von Fachkräften durchgeführt werden. Geeigneter Augenschutz, Einmalhandschuhe, Gesichtsmaske und Einmalschürze sollen getragen werden. Verschüttete oder ausgelaufene Substanz soll aufgewischt werden. Jeglicher Kontakt mit den Augen soll streng vermieden werden. Nach Augenkontakt ist sofort eine gründliche Spülung mit isotonischer Natriumchloridlösung vorzunehmen. Zusätzlich soll jede exponierte Stelle gründlich sauber gemacht sowie Hände und Gesicht gewaschen werden.


NAVELBINE hat einen gelblichen Farbton. Die Intensität kann variieren, dies hat aber keinen Einfluss auf die Qualität.


Vor Beginn der Infusion muss sichergestellt sein, dass die Injektionskanüle korrekt intravenös platziert ist. Gelangt NAVELBINE während der Infusion in das paravasale Gewebe, kann es zu einer starken Lokalreaktion kommen. In diesem Fall ist die Infusion zu unterbrechen und die verbleibende Dosis nach Punktion einer anderen Vene zu verabreichen. Die sofortige intravenöse Gabe von Glucocorticoiden kann das Risiko einer Phlebitis verringern.

Nach der Infusion mit Navelbine soll die Vene reichlich mit isotonischer Lösung gespült werden (siehe 4.2).



Entsorgung:


Nicht verwendete Arzneimittel sowie Durchstechflasche und Injektionszubehör nach Gebrauch sind als Sondermüll zu entsorgen.



7. Inhaber der Zulassung


PIERRE FABRE PHARMA GmbH

Jechtinger Straße 13

D-79111 Freiburg



8. Zulassungsnummern


33071.00.00

33071.02.00



9. Datum der eRTEILUNG DER Zulassung/ vERLÄNGERUNG DER zULASSUNG


07.12.1995



10. Stand der Information


Mai 2008



11. vERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

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Juni 2008 bc975c3aef124701e64ebd038e4a548a.rtf 21