Nefrocarnit Injektionslösung 1 G/5 Ml
Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Nefrocarnit Injektionslösung 1 g/5 ml
Wirkstoff: Levocarnitin
2. Qualitative und quantitative ZUSAMMENSETZUNG
5 ml Injektionslösung (= 1 Ampulle) enthalten 1 g Levocarnitin
Sonstige Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Injektionslösung
Klare, farblose Lösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung des Levocarnitinmangels bei Patienten mit Dialyse-bedingtem Levocarnitinmangel (DCD=Dialysis-related carnitine disorder).
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zur intravenösen Anwendung.
Am Ende jeder Hämodialysebehandlung werden über die liegende Rücklaufkanüle langsam 20 mg/kg Levocarnitin intravenös verabreicht. In der Regel werden 1 bis 2 Ampullen benötigt.
Die Behandlung des dialysebedingten Levocarnitinverlustes ist eine Langzeittherapie.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile.
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung
Der Nachweis und die Diagnose des Dialyse-bedingten Levocarnitinmangels (DCD) und die Dauerbehandlung müssen auf den klinischen Anzeichen und Symptomen beruhen. Das Ansprechen auf die Behandlung sollte in dreimonatigen Abständen überprüft werden. Sollte sich innerhalb von 9 bis 12 Monaten keine klinische Besserung einstellen, ist die Therapie zu beenden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Pivalat erhöht die renale Levocarnitin-Elimination. Valproat, Emetin und Zidovudin können ebenfalls einen Levocarnitinmangel hervorrufen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Zur Anwendung von Levocarnitin bei Schwangeren liegen keine ausreichenden Daten vor. Die tierexperimentellen Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität sind unzureichend (siehe Abschnitt 5.3). Das mögliche Risiko für den Menschen ist unbekannt. Während der Schwangerschaft sollte Nefrocarnit deshalb nur angewendet werden, falls dies unbedingt notwendig erscheint.
Levocarnitin ist ein physiologischer Bestandteil der Muttermilch. Auch hier liegen keine Studien an stillenden Müttern vor, so dass die erhöhte Aufnahme von Levocarnitin gegen den therapeutischen Nutzen für die Mutter abgewogen werden muss.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Nefrocarnit Injektionslösung hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei therapeutisch üblichen Dosierungen von 1-3 g Levocarnitin werden gelegentlich (0,1% - <1%) Übelkeit und Erbrechen beobachtet. In sehr seltenen Fällen (<0,01%, einschließlich Einzelfälle) sind nach oraler oder intravenöser Gabe von Levocarnitin Konvulsionen aufgetreten. Bei Patienten mit vorbestehender Krampfneigung wurde über Frequenz- bzw. Intensitätssteigerung berichtet.
In sehr seltenen Fällen (<0,01%, einschließlich Einzelfälle) kann nach längerer Anwendung und hoher Dosis ein fischähnlicher Körpergeruch auftreten.
4.9 Überdosierung
Keine spezifischen Maßnahmen erforderlich.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminosäuren und Derivate
ATC-Code: A16AA01
Levocarnitin ist ein L-Aminosäurederivat, ein sogenanntes biogenes Amin.
Im menschlichen Organismus ist es eine physiologischerweise vorkommende quaternäre Ammoniumverbindung. Seine Hauptfunktion ist der Transport der aktivierten langkettigen Fettsäuren über die innere Mitochondrienmembran in die Mitochondrien, wo sie der Beta-Oxidation zugeführt werden.
Außerdem spielt es eine wichtige Rolle in der Ketogenese der Leber.
Hämodialyse führt zu Levocarnitinverlusten, welche Mangelerscheinungen wie Myopathien, Kardiomyopathien, Muskelkrämpfe oder Arrhythmien auslösen.
Die Substitution mit Levocarnitin bei Carnitinmangel führt zu einer vermehrten Fettsäureoxidation, dadurch zu einem insgesamt verbesserten Energiestoffwechsel, der sich klinisch auch in einer Zunahme der Muskelkraft und einer Verringerung der Mangelerscheinungen zeigt. Durch die Bildung von Carnitinestern können überschüssige kurz- und verzweigtkettige Acylgruppen aus den Mitochondrien ins Cytosol transportiert werden. Bei einigen angeborenen Stoffwechselstörungen können dadurch vermehrt pathologische Metaboliten ausgeschieden, Coenzym A regeneriert und der Energiestoffwechsel verbessert werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Das pharmakokinetische Profil von Levocarnitin, als physiologischer Bestandteil des menschlichen Organismus, ist von organspezifischen Pools abhängig. Deshalb müssen konventionelle kinetische Daten mit Vorsicht interpretiert werden, da die Plasmaspiegel keine verlässlichen Rückschlüsse auf das in den Zellen verfügbare freie Carnitin zulässt.
Da der Großteil des Körper-Carnitins (> 90 %) in langsam ausgleichenden Geweben wie Skelettmuskeln gespeichert wird, korreliert auch ein intrazellulärer Carnitinmangel nicht notwendigerweise mit deutlich erniedrigten Plasmaspiegeln obwohl Langzeithämodialyse zu konstant erniedrigten Plasmaspiegeln an freiem Levocarnitin (< 30 µmol/l) führt.
Durch die Hämodialyse wird Levocarnitin aus dem Plasma abfiltriert, was zu deutlich reduzierten Plasmaspiegeln unmittelbar nach der Dialyse führt. Die erniedrigten Plasmaspiegel werden innerhalb einiger Stunden durch Entleerung der Speicher ausgeglichen. Langzeitdialyse kann daher zu einem Mangel an Levocarnitin in den Geweben führen, obwohl die Plasmaspiegel lange konstant bleiben.
Die i.v. - Substitution mit Levocarnitin führt bei Hämodialysepatienten zu einer Normalisierung, oder dosisabhängig auch zu einer Erhöhung, der Levocarnitinspiegel in Plasma und Gewebe.
Levocarnitin wird rasch im Organismus verteilt mit Bevorzugung von Leber, Herz und Skelettmuskeln. Es wird auch in hoher Konzentration nicht an Plasmaprotein oder Albumin gebunden. Levocarnitin wird nur geringfügig metabolisiert und wird über die Nieren (falls diese funktionsfähig sind) ausgeschieden.
Bei terminaler Niereninsuffizienz kann die Levocarnitin-Substitution zu erhöhten Plasmaspiegeln führen, welche nach einigen Wochen ein steady-state erreichen. Diese erhöhten Plasmaspiegel scheinen keinen klinischen oder toxikologischen Einfluss zu haben.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die Toxizität von Levocarnitin liegt im Bereich von freien Aminosäuren (LD50ca. 10 g/kg).
Systematische Untersuchungen zur Reproduktions- und Entwicklungstoxikologie liegen nicht vor. Eine Studie an Ratten zur Fertilität und zur embryofetalen Entwicklung ergab keine Hinweise auf toxische Eigenschaften von Levocarnitin.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Sonstige Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke
Salzsäure 36 % (zur pH-Einstellung)
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
Haltbarkeit nach Anbruch:
Aus mikrobiologischer Sicht soll das Produkt sofort angewendet werden, es sei denn, eine mikrobielle Kontamination kann durch die Methode des Öffnens ausgeschlossen werden. Falls das Produkt nicht sofort verabreicht wird, ist der Anwender für Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Keine besonderen Anforderungen an die Lagerung.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Farblose Glasampullen (OPC, Hydrolytische Klasse 1) mit jeweils 5 ml Injektionslösung.
Packungsgrößen:
Packung mit 10 Ampullen
Packung mit 25 Ampullen
Klinikpackung (KP) mit 100 Ampullen
Hinweise für die Handhabung und Entsorgung
Es dürfen nur klare Lösungen ohne sichtbare Schwebeteilchen verwendet werden. Falls eine Mischung Veränderungen wie z.B. Verfärbungen, Trübungen oder Niederschläge zeigt, ist die Lösung unbrauchbar und zu verwerfen.
Nur zur einmaligen Anwendung.
Reste in den Ampullen sind zu verwerfen.
7. Pharmazeutischer Unternehmer
MEDICE
Arzneimittel
Pütter GmbH & Co. KG
Kuhloweg 37
58638 Iserlohn
Germany
Telefon: 02371/937-0
Telefax: 02371/937-329
www.medice.de
e-mail: info@medice.de
8. Zulassungsnummer
2143.00.00
9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
23.02.2005
10. Stand der Information
März 2005
11. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig