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Nefrocarnit Lösung Zum Einnehmen 1g/3,3ml

Document: 06.04.2005   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)



1. Bezeichnung des Arzneimittels

Nefrocarnit Lösung zum Einnehmen 1 g/3,3 ml

Wirkstoff: Levocarnitin


2. Qualitative und quantitative ZUSAMMENSETZUNG

3,3 ml Nefrocarnit®Lösung zum Einnehmen (= 1 Messbecher) enthalten: 1 g Levocarnitin


Sonstige Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1


3. Darreichungsform

Lösung zum Einnehmen

Klare, farblose Lösung



4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Behandlung des Levocarnitinmangels bei Patienten mit Dialyse-bedingtem Levocarnitinmangel (DCD=Dialysis-related carnitine disorder).


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Zum Einnehmen.

1 g Levocarnitin (3,3 ml Nefrocarnit®Lösung zum Einnehmen = 1 Messbecher) pro Tag. An Tagen mit Hämodialysebehandlung soll Levocarnitin nach Abschluss der Hämodialyse eingenommen werden.


Die Behandlung des dialysebedingten Levocarnitinverlustes ist eine Langzeittherapie.



4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung

Der Nachweis und die Diagnose des Dialyse-bedingten Levocarnitinmangels (DCD) und die Dauerbehandlung müssen auf den klinischen Anzeichen und Symptomen beruhen. Das Ansprechen auf die Behandlung sollte in dreimonatigen Abständen überprüft werden. Sollte sich innerhalb von 9 bis 12 Monaten keine klinische Besserung einstellen, ist die Therapie zu beenden.

Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz sollten Nefrocarnit®Lösung zum Einnehmen nicht einnehmen.

Nefrocarnit Lösung zum Einnehmen enthält als Konservierungsmittel Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat.

Diese können (auch verzögert) allergische Reaktionen auslösen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Pivalat erhöht die renale Levocarnitin-Elimination. Valproat, Emetin und Zidovudin können ebenfalls einen Levocarnitinmangel hervorrufen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Zur Anwendung von Levocarnitin bei Schwangeren liegen keine ausreichenden Daten vor. Die tierexperimentellen Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität sind unzureichend (siehe Abschnitt 5.3). Das mögliche Risiko für den Menschen ist unbekannt. Während der Schwangerschaft sollte Nefrocarnit deshalb nur angewendet werden, falls dies unbedingt notwendig escheint.


Levocarnitin ist ein physiologischer Bestandteil der Muttermilch. Auch hier liegen keine Studien an stillenden Müttern vor, so dass die erhöhte Aufnahme von Levocarnitin gegen den therapeutischen Nutzen für die Mutter abgewogen werden muss.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Nefrocarnit Lösung zum Einnehmen hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen.


4.8 Nebenwirkungen

Bei therapeutisch üblichen Dosierungen von 1-3 g Levocarnitin werden gelegentlich (0,1% - <1%) Übelkeit und Erbrechen beobachtet. In sehr seltenen Fällen (<0,01%, einschließlich Einzelfälle) sind nach oraler oder intravenöser Gabe von Levocarnitin Konvulsionen aufgetreten. Bei Patienten mit vorbestehender Krampfneigung wurde über Frequenz- und Intensitätssteigerung berichtet.

In sehr seltenen Fällen (<0,01%, einschließlich Einzelfälle) kann nach längerer Anwendung und hoher Dosis ein fischähnlicher Körpergeruch auftreten.


4.9 Überdosierung

Keine spezifischen Maßnahmen erforderlich.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminosäuren und Derivate

ATC-Code: A16AA01


Levocarnitin ist ein L-Aminosäurederivat, ein sogenanntes biogenes Amin.


Im menschlichen Organismus ist es eine physiologischerweise vorkommende quaternäre Ammoniumverbindung. Seine Hauptfunktion ist der Transport der aktivierten langkettigen Fettsäuren über die innere Mitochondrienmembran in die Mitochondrien, wo sie der Beta-Oxidation zugeführt werden.

Außerdem spielt es eine wichtige Rolle in der Ketogenese der Leber.


Hämodialyse führt zu Levocarnitinverlusten, welche Mangelerscheinungen wie Myopathien, Kardiomyopathien, Muskelkrämpfen oder Arrhythmien auslösen.

Die Substitution mit Levocarnitin bei Carnitinmangel führt zu einer vermehrten Fettsäureoxidation, dadurch zu einem insgesamt verbesserten Energiestoffwechsel, der sich klinisch auch in einer Zunahme der Muskelkraft und einer Verringerung der Mangelerscheinungen zeigt. Durch die Bildung von Carnitinestern können überschüssige kurz- und verzweigtkettige Acylgruppen aus den Mitochondrien ins Cytosol transportiert werden. Bei einigen angeborenen Stoffwechselstörungen können dadurch vermehrt pathologische Metaboliten ausgeschieden, Coenzym A regeneriert und der Energiestoffwechsel verbessert werden.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Das pharmakokinetische Profil von Levocarnitin, als physiologischer Bestandteil des menschlichen Organismus, ist von organspezifischen Pools abhängig. Deshalb müssen konventionelle kinetische Daten mit Vorsicht interpretiert werden, da die Plasmaspiegel keine verlässlichen Rückschlüsse auf das in den Zellen verfügbare freie Carnitin zulässt.


Da der Großteil des Körper-Carnitins (> 90 %) in langsam ausgleichenden Geweben wie Skelettmuskeln gespeichert wird, korreliert auch ein intrazellulärer Carnitinspiegel nicht notwendigerweise mit erniedrigten Plasmaspiegeln obwohl Langzeithämodialyse zu konstant erniedrigten Plasmaspiegeln an freiem Levocarnitin (< 30 µmol/l) führt.


Durch die Hämodialyse wird Levocarnitin aus dem Plasma abfiltriert, was zu deutlich reduzierten Plasmaspiegeln unmittelbar nach der Dialyse führt. Die erniedrigten Plasmaspiegel werden innerhalb einiger Stunden durch Entleerung der Speicher ausgeglichen. Langzeitdialyse kann daher zu einem Mangel an Levocarnitin in den Geweben führen, obwohl die Plasmaspiegel lange konstant bleiben. Die orale Substitution mit Levocarnitin führt bei Hämodialysepatienten zu einer Normalisierung, oder dosisabhängig auch zu einer Erhöhung, der Levocarnitinspiegel in Plasma und Gewebe.


Die orale Bioverfügbarkeit von Levocarnitin ist sehr stark dosisabhängig und bei niedrigen (physiologischen) Dosen fast vollständig. Maximale Plasmakonzentrationen werden 2-6 Stunden nach Einnahme erreicht.


Levocarnitin wird rasch im Organismus verteilt mit Bevorzugung von Leber, Herz und Skelettmuskeln. Es wird auch in hoher Konzentration nicht an Plasmaprotein oder Albumin gebunden. Levocarnitin wird nur geringfügig metabolisiert und wird über die Nieren (falls diese funktionsfähig sind) ausgeschieden.


Bei terminaler Niereninsuffizienz kann die Levocarnitin-Substitution zu erhöhten Plasmaspiegeln führen, welche nach einigen Wochen ein steady-state erreichen. Diese erhöhten Plasmaspiegel scheinen keinen klinischen oder toxikologischen Einfluss zu haben.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Die Toxizität von Levocarnitin liegt im Bereich der von freien Aminosäuren (LD50ca. 10 g/kg). Systemische Untersuchungen zur Reproduktions- und Entwicklungstoxikologie liegen nicht vor. Eine Studie an Ratten zur Fertilität und zur embryofetalen Entwicklung ergab keine Hinweise auf toxische Eigenschaften von Levocarnitin.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Sonstige Bestandteile

Gereinigtes Wasser, Sorbitol-Lösung 70 % (nicht kristallisierend), Salzsäure 36% (zur pH-Einstellung), Methyl-4-hydroxybenzoat, Propyl-4-hydroxybenzoat


6.2 Inkompatibilitäten

Keine bekannt


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


Haltbarkeit nach Anbruch:

3 Monate

6.4 Besondere Lagerungshinweise

Nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren.

Flaschen nach Anbruch gut verschlossen aufbewahren.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Braune Glasflaschen (hydrolytische Klasse III) mit einem Tropfeinsatz aus Polyethylen, Polypropylen Schraubverschluss und einem Messbecher aus Polystyrol mit 50 ml Lösung zum Einnehmen.


Einzelpackung mit 1 x 50 ml Flasche

Bündelpackung mit 3 x 50 ml Flaschen


Hinweise für die Handhabung und Entsorgung


Keine besonderen Anforderungen.

7. Pharmazeutischer Unternehmer

MEDICE

Arzneimittel

Pütter GmbH & Co. KG

Kuhloweg 37

58638 Iserlohn

Germany

Telefon: 02371/937-0

Telefax: 02371/937-329

www.medice.de

e-mail: info@medice.de



8. Zulassungsnummer

2143.00.01


9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

23.02.2005

10. Stand der Information

April 2005


11. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht

Apothekenpflichtig