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Neuro-Medivitan

Document: 26.08.2005   Fachinformation (deutsch) change



Fachinformation



1. Bezeichnung des Arzneimittels

Medivitan®N Neuro


2. Qualitative und quantitative ZUSAMMENSETZUNG

1 Filmtablette enthält 100 mg Thiaminchloridhydrochlorid (Ph.Eur.), 100 mg Pyridoxinhydrochlorid

Hilfsstoffe siehe unter 6.1


3. Darreichungsform

Filmtablette

4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Neurologische Systemerkrankungen durch nachgewiesenen Mangel der Vitamine B1 und B6.


Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene 3 x täglich 1 Filmtablette Medivitan®N Neuro unzerkaut nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit ein.


Soweit nicht anders verordnet, wird Medivitan®N Neuro unzerkaut nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
Nach Ablauf von spätestens 4 Wochen sollte der behandelnde Arzt entscheiden, ob die Gabe von Vitamin B6 und Vitamin B1 in der hier vorliegenden hohen Konzentration weiter indiziert ist. Gegebenenfalls sollte auf ein Präparat mit niedrigerer Wirkstoffstärke umgestellt werden, um das mit Vitamin B6 assoziierte Neuropathierisiko zu senken.


4.3 Gegenanzeigen

Verdacht auf Thiamin-Überempfindlichkeit.

4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung

Beim Auftreten von Anzeichen einer peripheren sensorischen Neuropathie (Parästhesien) ist die Dosierung zu überprüfen und das Medikament ggfs. abzusetzen. Periphere sensorische Neuropathien wurden bei langfristiger Einnahme (mehr als 6 - 12 Monate) von Tagesdosen über 50 mg Vitamin B6 sowie bei langfristiger Einnahme (länger als 2 Monate) von Dosen über 1 g Vitamin B6/Tag beobachtet.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Medivitan®N Neuro nicht einnehmen.


Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Therapeutische Dosen von Vitamin B6 können die Wirkung von L-Dopa abschwächen. Weitere Wechselwirkungen bestehen mit INH, D-Penicillamin, Cycloserin.


Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit ist dieses Arzneimittel aufgrund seiner Wirkstoffmenge nur zur Behandlung eines nachgewiesenen Vitamin B1-und B6-Mangels sinnvoll. Daher darf Medivitan®N Neuro nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt anwendet werden. In der Schwangerschaft und Stillzeit beträgt die empfohlene tägliche Zufuhr für Vitamin B1 1.4 - 1.6 mg und für Vitamin B6 2.4 - 2.6 mg. Die Sicherheit einer Anwendung höherer als der täglich empfohlenen Dosen ist bislang nicht belegt.

Vitamin B1 und B6 gehen in die Muttermilch über. Hohe Dosen von Vitamin B6 können die Milchproduktion hemmen.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Medivitan®N Neuro hat keine bekannte Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.


Nebenwirkungen

Häufigkeitsschätzungen:
Sehr häufig > 10 %, häufig 1 % - 10 %, gelegentlich 0,1 % - 1 %, selten 0,01 % - 0,1 %, sehr selten < 0,01 %.


Sehr selten sind nach Vitamin B1-Gaben Schweißausbrüche, Tachykardie, Hautreaktionen mit Juckreiz und Urtikaria beschrieben worden.

Bei längerfristiger Überdosierung von Vitamin B6 (länger als 2 Monate in einer Dosierung über 1 g/Tag) können neurotoxische Wirkungen auftreten.

Die langfristige Einnahme (mehr als 6 - 12 Monate) von Tagesdosen über 50 mg Vitamin B6 kann eine periphere sensorische Neuropathie hervorrufen (s. 4.4 “Warnhinweise).

4.9 Überdosierung

Symptome der Intoxikation

Vitamin B1
Thiamin besitzt eine große therapeutische Breite. Sehr hohe Dosen (über 10 g) haben eine ganglienblockierende Wirkung und unterdrücken curareähnlich die neuronale Reizübertragung.
Vitamin B6
Das toxische Potential von Vitamin B6 ist als sehr gering anzusehen. Erst bei kontinuierlicher Anwendung von Vitamin B6 über 2 Monate hinaus, in Dosen von über 1 g/Tag, können neurotoxische Nebenwirkungen auftreten.

Bei Menschen, die mehr als 2 g Vitamin B6 täglich eingenommen haben, sind folgende Symptome beobachtet worden: Neuropathien mit Ataxie, Sensibilitätsstörungen, zerebrale Konvulsionen mit Änderungen des EEG, hypochrome Anämie und seborrhoische Dermatitis.

Therapie von Intoxikationen

Bei Intoxikationen gibt es keine substanzspezifischen Gegenmaßnahmen; es muss symptomatisch behandelt werden.

5. Pharmakologische Eigenschaften

Pharmakodynamische Eigenschaften

Thiamin wird im Organismus zum biologisch wirksamen Thiaminpyrophosphat (TPP) und Thiamintriphosphat (TTP) phosphoryliert. TPP greift als Coenzym in wichtige Funktionen des Kohlenhydratstoffwechsels ein. Es ist das Coenzym der Pyruvat-Decarboxylase der 2-Oxoglutarat-Dehydrogenase und der Transketolase. Im Pentosephosphatzyklus ist TPP an der Übertragung von Aldehydgruppen beteiligt.

Aufgrund tierexperimenteller Ergebnisse kann bei Vitamin B1 eine antinozizeptive Wirkung erwartet werden. Aus der Behandlung von Alkoholikern ist ein positiver Einfluss auf Transketolasen als Aktivierungsfaktoren bekannt.

Vitamin B6 ist in seiner phosphorylierten Form (Pyridoxal-5-phosphat, PALP) das Coenzym einer Vielzahl von Enzymen, die in den gesamten nichtoxidativen Stoffwechsel der Aminosäuren eingreifen. Sie sind durch Decarboxylierung an der Bildung physiologisch aktiver Amine (z.B. Adrenalin, Histamin, Serotonin, Dopamin, Tyramin) durch Transaminierung an anabolen und katabolen Stoffwechselvorgängen sowie an verschiedenen Spaltungen und Synthesen der Aminosäuren beteiligt. Vitamin B6 greift an vier verschiedenen Stellen in den Tryptophanstoffwechsel ein. Im Rahmen der Synthese des Blutfarbstoffes katalysiert Vitamin B6 die -Amino-ß-Ketoadininsäurebildung.

Vitamin B6 beeinflusst die Kalt-Warm-Perzeption und hat einen positiven Einfluss bei Ausfällen motorischer, sensibler und vegetativer Nervenfasern.


Pharmakokinetische Eigenschaften

Für oral zugeführtes Vitamin B1 wird ein dosisabhängiger dualer Transportmechanismus angenommen, eine aktive Resorption bis zu Konzentrationen < 2 µmol und eine passive Diffusion bei Konzentrationen > 2 µmol. Für die Passage durch die Darmmukosa wird ein Carrier-Mechanismus vermutet, während der Übergang von der Serosaseite in das Blut Na+-bzw. ATPase-abhängig ist. Zur Resorption müssen von den phoshorylierten Thiamin-Derivaten durch Phosphatasen die Phosphatreste abgespaltet werden. Die Resorption ist in der Duodenalschleife am größten, geringer im oberen und mittleren Dünndarm. Hauptausscheidungsprodukte sind Thiamincarbonsäure, Pyramin, Thiamin und eine Reihe bisher nicht identifizierter Metaboliten. Je höher die orale Vitaminzufuhr, desto mehr Thiamin wird innerhalb von 4 - 6 Stunden eliminiert.

Vitamin B6 und seine Derivate werden hauptsächlich im oberen Magen-Darm-Trakt rasch über eine passive Diffusion resorbiert und innerhalb von 2 bis 5 Stunden ausgeschieden. Im Blutplasma sind Pyridoxal-5-phosphat und Pyridoxal an Albumin gebunden. Die Transportform ist Pyridoxal. Zur Passage der Zellmembran wird an Albumin gebundenes Pyridoxal-5-phosphat durch eine alkalische Phosphatase zu Pyridoxal hydrolysiert. Für beide Vitamine ist bei oraler Gabe eine ausreichende Resorption nachgewiesen. Die Wirksamkeit hoch dosierter Gaben von Vitamin B1 bei der Wernicke-Enzephalopathie wird hervorgehoben und als Hinweis auf eine Wirkung des Vitamins im ZNS gewertet. Andererseits wird festgestellt, dass bei fortbestehender Einwirkung der Noxe die Gabe von Vitamin B1 keinen Einfluss hat.


Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

Die Toxizität von Vitamin B1 und Vitamin B6 ist gering (Vitamin B1: LD50ca. 3,7g/kg, Vitamin B6: LD50ca. 4g/kg).


Chronische Toxizität

Beim Tier bewirken sehr hohe Dosen von Vitamin B1 Bradykardien. Daneben treten Symptome einer Blockade der vegetativen Ganglien und Muskelendplatten auf. Die orale Verabreichung von 150 - 200 mg Vitamin B6 (Pyridoxinhydrochlorid) pro kg KG/Tag über einen Zeitraum von 100 - 107 Tagen verursachte bei Hunden Ataxien, Muskelschwäche, Gleichgewichtsstörungen sowie degenerative Veränderungen der Axone und Myelinscheiden. Ferner sind im Tierversuch nach hohen Vitamin B6-Dosen Konvulsionen und Koordinationsstörungen aufgetreten.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Unter den Bedingungen der klinischen Anwendung sind mutagene Wirkungen von Vitamin B1 und B6 nicht zu erwarten.

Langzeitstudien am Tier zum tumorerzeugenden Potential von Vitamin B1 und Vitamin B6 liegen nicht vor.


Reproduktionstoxizität

Vitamin B1 wird aktiv in den Fetus transportiert. Die Konzentrationen im Feten und Neugeborenen liegen über den maternalen Vitamin B1-Konzentrationen. Zu Auswirkungen von höheren Dosen als der empfohlenen Tageszufuhr von Vitamin B1 auf Embryonal- und Fetalentwicklung des Menschen liegen bislang keine Erfahrungen vor.

Hohe Dosen von Vitamin B1 wurden im Tierversuch unzureichend untersucht.

Vitamin B6 ist plazentagängig und die fetalen Konzentrationen sind höher als die maternalen. Vitamin B6 ist im Tierversuch unzureichend geprüft. In einer Embryotoxizitätsstudie an der Ratte ergaben sich keine Hinweise auf ein teratogenes Potential. Bei männlichen Ratten führte die Gabe von sehr hohen Dosen von Vitamin B6 zu Spermatogeneseschäden.

6. Pharmazeutische Angaben

Hilfsstoffe

Lactose-Monohydrat, Povidon K30, Crospovidon, Macrogol 6000, Magnesiumsterat (Ph.Eur.), Poly(vinylalkohol), Macrogol 4000, Talkum, Farbstoffe: E 171, E 172


6.2 Inkompatibilitäten

Bisher nicht bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

48 Monate


6.4 Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25° C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

PVC-Aluminium-Blister


Packung zu 50 Filmtabletten

Packung zu 100 Filmtabletten

7. Pharmazeutischer Unternehmer

MEDICE

Arzneimittel

Pütter GmbH & Co. KG

Kuhloweg 37

58638 Iserlohn

Germany


8. Zulassungsnummer

6159806.00.00

9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

12.02.2004

10. Stand der Information

August 2005

11. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht

Apothekenpflichtig