Neuro-Vibolex 200
Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Neuro-Vibolex® 200
Filmtabletten
Thiaminchloridhydrochlorid 100 mg / Pyridoxinhydrochlorid 200 mg
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
1 Filmtablette enthält 100 mg Thiaminchloridhydrochlorid (Vitamin B1) und 200 mg Pyridoxinhydrochlorid (Vitamin B6).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
Runde, weiße Filmtabletten
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Neuro-Vibolex® 200 dient der Behandlung von neurologischen Systemerkrankungen, die durch einen nachgewiesenen Mangel der Vitamine B1 und B6 hervorgerufen sind.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung beträgt, soweit nicht anders verordnet, bei Erwachsenen 1 - 2 Filmtabletten Neuro-Vibolex® 200 pro Tag (entsprechend 100 - 200 mg Thiaminchloridhydrochlorid und 200 - 400 mg Pyridoxinhydrochlorid pro Tag).
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.
Die Dauer der Therapie ist von Art und Ausprägung der Erkrankung abhängig.
Nach Ablauf von spätestens 4 Wochen sollte der behandelnde Arzt entscheiden, ob die Gabe von Vitamin B6und Vitamin B1in der hier vorliegenden hohen Konzentration weiter indiziert ist. Gegebenenfalls sollte auf ein Präparat mit niedrigerer Wirkstoffstärke umgestellt werden, um das mit Vitamin B6assoziierte Neuropathierisiko zu senken.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei bekannter Thiamin-Überempfindlichkeit sollte Thiamin oral nur unter strengster Indikationsstellung und nur unter ärztlicher Aufsicht gegeben werden.
Bei langfristiger Einnahme von Tagesdosen über 50 mg Vitamin B6 sowie bei kurzfristiger Einnahme von Dosen im Grammbereich wurden periphere sensorische Neuropathien beobachtet. Beim Auftreten von Anzeichen einer peripheren sensorischen Neuropathie (Parästhesien) ist die Dosierung zu überprüfen und das Arzneimittel gegebenenfalls abzusetzen.
Notfallmaßnahmen
Sollte es zu Schockzuständen kommen, sind die einschlägig bekannten Notfallmaßnahmen angezeigt (z. B. Adrenalin i.v., dann Volumensubstitution, dann Glukokortikoide i.v. sowie weitere gebräuchliche Notfallmaßnahmen).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Thiamin wird durch 5-Fluoruracil inaktiviert, da 5-Fluoruracil kompetitiv die Phosphorylierung von Thiamin zu Thiaminpyrophospat hemmt.
Antazida, Alkohol und schwarzer Tee vermindern die Resorption von Thiamin.
Thiamin kann bei gleichzeitigem Genuss sulfithaltiger Getränke, wie z. B. Wein, abgebaut werden.
Bei Langzeitbehandlung mit Furosemid kann ein Thiamindefizit durch vermehrte renale Ausscheidung entstehen.
Die gleichzeitige Gabe von Pyridoxinantagonisten (z. B. Hydralazin, Isoniazid (INH), Cycloserin, D-Penicillamin) kann den Bedarf an Vitamin-B6erhöhen.
Vitamin B6 in Tagesdosen ab 5 mg kann die Wirkung von L-Dopa herabsetzen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft und Stillzeit beträgt die empfohlene tägliche Zufuhr für Vitamin B11,5 - 1,7 mg, für Vitamin B62,4 - 2,6 mg. Bisher sind keine Risiken bei der Anwendung von Vitamin B1und Vitamin B6in den für Neuro-Vibolex® 200 empfohlenen Dosierungen bekannt geworden. Systematische Untersuchungen zur Anwendung von Vitamin B1und Vitamin B6in Dosierungen oberhalb des angegebenen Tagesbedarfs liegen nicht vor. Eine Anwendung dieses Präparates während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt entschieden werden.
Vitamin B1und Vitamin B6gehen in die Muttermilch über.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Neuro-Vibolex® 200 hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Sehr selten (< 0,01 %) kann es zu allergischen Überempfindlichkeitsreaktionen (Urtikaria, Exanthem, Schockzustände) kommen.
Nervensystem
Bei langfristiger Einnahme von Tagesdosen über 50 mg Pyridoxinhydrochlorid (Vitamin B6) sowie bei kurzfristiger Einnahme von Dosen im Grammbereich wurden periphere sensorische Neuropathien beobachtet (siehe Abschnitt 4.4).
4.9 Überdosierung
Bei täglicher Einnahme von mehr als 5 Tabletten über 2 Monate können Nervenschädigungen auftreten. Vitamin B6 kann jedoch schon in Tagesdosen ab 50 mg über längere Zeit (Monate bis Jahre) Neuropathien hervorrufen.
Falls Sensibilitätsstörungen auftreten, sollte daher ein Arzt aufgesucht werden. In diesen Fällen sollten die B-Vitamine abgesetzt und gegebenenfalls symptomorientierte Maßnahmen ergriffen werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Vitamine
ATC-Code: A11DB01
Thiamin wird im Organismus zu dem biologisch aktiven Thiaminpyrophosphat (TPP) und Thiamintriphosphat (TTP) phosphoryliert. Den aktiven Derivaten kommen zentrale koenzymatische Funktionen im Kohlenhydratstoffwechsel zu. TPP ist das Koenzym der Pyruvat-Decarboxylase, der 2-Oxoglutarat-Dehydrogenase und der Transketolase.
Vitamin B6 wird durch Phosphorylierung aktiviert und ist Koenzym im nichtoxidativen Aminosäurestoffwechsel. Es ist an zahlreichen Decarboxylierungsreaktionen zur Bildung aktiver Amine, an Transaminierungen und an verschiedenen Spaltungen und Synthesen von Aminosäuren beteiligt. Darüber hinaus greift Vitamin B6in den Tryptophan-Stoffwechsel und in die Synthese des Blutfarbstoffes Hämoglobin ein.
Für Vitamin B1 wurde eine antinozizeptive Wirkung tierexperimentell nachgewiesen. Die Effektivität hochdosierter Gaben von Vitamin B1 bei der Wernicke-Enzephalopathie wird als Hinweis auf eine ZNS-Aktivität des Vitamins gewertet. Vitamin B6 beeinflusst die Kalt-Warm-Perzeption und hat einen positiven Einfluss bei Ausfällen motorischer, sensibler und vegetativer Nervenfasern.
Vitamin B1 und B6 zählen zu den kritischen Vitaminen des B-Komplexes, deren Versorgung in Risikogruppen häufig nicht sichergestellt ist. Durch die engen Verknüpfungen des Stoffwechsels bestehen Wechselwirkungen zwischen den Vitaminen B1 und B6.
Vitamin-B1Mangelerscheinungen
Vitamin B1-Mangelerscheinungen können - neben anderen Mangelerscheinungen - auftreten bei:
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Mangel- und Fehlernährung (z. B. Beriberi), parenteraler Ernährung über lange Zeit, Hämodialyse, Malabsorption,
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chronischem Alkoholismus (alkoholtoxische Kardiomyopathie, Wernicke-Enzephalopathie, Korsakow-Syndrom) und
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gesteigertem Bedarf.
Die Symptome des voll ausgeprägten Vitamin-B1-Mangels (Beriberi) sind periphere Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche, zentralbedingte Koordinationsstörungen, Ataxie, Paresen sowie psychische, gastrointestinale und kardiovaskuläre Störungen. Man unterscheidet die trockene Form der Vitamin-B1-Avitaminose von der feuchten Form. Bei der letztgenannten finden sich zusätzlich ausgedehnte Ödeme. Beim chronischen Alkoholismus kann Vitamin-B1-Mangel zu Kardiomyopathie mit Dilatation des rechten Ventrikels, Polyneuropathie, Wernicke-Enzephalopathie und zum Korsakow-Syndrom beitragen.
Anhaltspunkte für Vitamin-B1-Mangel sind u. a.:
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erniedrigte Thiamin-Konzentration in Vollblut, Plasma und Blutzellen,
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verminderte Thiamin-Ausscheidung im Urin und verminderte Transketolase-Aktivität sowie
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erhöhter Transketolase-Aktivierungskoeffizient der Erythrozyten (alphaETK).
Vitamin-B6-Mangelerscheinungen
Ein reiner Vitamin-B6-Mangel ist beim Menschen selten. Die Vitamin-B6-Bedarfsdeckung ist bei verschiedenen Risikogruppen, wie z. B. Jugendlichen, Schwangeren, Senioren nicht immer gesichert. Ein Vitamin-B6-Mangel ist häufig verbunden mit einer Unterversorgung weiterer Vitamine des B-Komplexes. Die klinischen Symptome sind recht unterschiedlich. Folgende Erkrankungen können durch Vitamin-B6-Mangel mitbedingt sein:
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seborrhoische, dermatitisartige Veränderungen, Blepharokonjunktivitis
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hypochrome Anämie
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periphere Neuritiden
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Hyperoxalurie mit Steinbildung im Bereich der ableitenden Harnwege
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zerebrale Krämpfe
Anhaltspunkte für einen Vitamin-B6-Mangel sind u.a.:
erhöhte Xanthurensäureausscheidung nach Tryptophanbelastung
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verminderte Ausscheidung von 4-Pyridoxinsäure
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erniedrigte Serumwerte für Pyridoxal-5’-phosphat
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erniedrigte erythrozytäre Glutamat-Oxalacetat-Transaminase Aktivität
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Vitamin B1
Für die Resorption oral zugeführten Thiamins wird ein dosisabhängiger dualer Transportmechanismus angenommen, und zwar eine aktive Resorption bei einer applizierten Menge bis zu 2 µmol und eine passive Diffusion bei höheren Dosen.
Nach Untersuchungen mit markiertem Thiamin ist die Resorption in der Duodenalschleife am größten, geringer im oberen und mittleren Dünndarm. Im Magen bzw. in distalen Dünndarmabschnitten erfolgt fast keine Resorption. Das durch die Dickdarmflora gebildete Thiamin wird nicht resorbiert. Oral verabreichtes Thiamin wird rasch resorbiert und hat in einer Dosis von 50 mg bei gesunden Probanden eine Bioverfügbarkeit von 5,3%. Es wird mit einer Halbwertzeit von 1,0 h für die ß-Phase ausgeschieden. Die Hauptausscheidungsprodukte sind Thiamincarbonsäure, Pyramin, Thiamin und eine Reihe bisher nicht identifizierter Metabolite. Je höher die Thiamin-Zufuhr, desto mehr unverändertes Thiamin wird innerhalb von 4 - 6 h ausgeschieden. Die renale Clearance ist bei physiologischen Konzentrationen sehr niedrig und liegt unter der Kreatinin-Clearance.
Vitamin B6
Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin werden hauptsächlich im oberen Magen-Darm-Trakt rasch resorbiert und mit einem Maximum zwischen 2 und 5 Stunden ausgeschieden. Das Hauptausscheidungsprodukt ist die 4-Pyridoxinsäure. Voraussetzung für die Funktion als Coenzym ist die Phosphorylierung der CH2OH-Gruppe in 5-Stellung (PALP). PALP ist im Blut zu nahezu 80 % an Proteine gebunden.
Der Körperbestand an Vitamin B6beträgt 40 mg - 150 mg, die tägliche renale Ausscheidung 1,7 mg - 3,6 mg und die tägliche Turnover-Rate 2,2 % - 2,4 %.
Pharmakokinetik der Kombination von Vitamin B1und B6
Die Pharmakokinetik der Kombination Vitamin B1und B6entspricht den Kinetiken der Einzelvitamine.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute, subchronische und chronische Toxizität
Siehe auch Punkt 4.9 Überdosierung und Punkt 4.8 Nebenwirkungen.
Vitamin B1 besitzt allgemein eine sehr große therapeutische Breite.
Die orale Verabreichung von 150 - 200 mg Vitamin B6 (Pyridoxinhydrochlorid)/kg KG/Tag über einen Zeitraum von 100 - 107 Tagen verursachte bei Hunden Ataxien, Muskelschwäche, Gleichgewichtsstörungen sowie degenerative Veränderungen der Axone und Myelinscheiden. Ferner sind im Tierversuch nach hohen Vitamin-B6-Dosen Konvulsionen und Koordinationsstörungen aufgetreten.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Unter den Bedingungen der klinischen Anwendung sind mutagene Wirkungen von Vitamin B1 und Vitamin B6 nicht zu erwarten.
Langzeitstudien am Tier zum tumorerzeugenden Potential von Vitamin B1 und Vitamin B6 liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Vitamin B1 wird aktiv in den Fetus transportiert. Die Konzentrationen in Fetus und Neugeborenen liegen über den maternalen Vitamin-B1-Konzentrationen. Es liegen keine systematischen Untersuchungen mit Vitamin B1 in Dosierungen oberhalb des angegebenen Tagesbedarfs in Schwangerschaft und Stillzeit vor.
Vitamin B6 ist plazentagängig und die fetalen Konzentrationen sind höher als die maternalen. Vitamin B6 ist im Tierversuch unzureichend geprüft.
In einer Embryotoxizitätsstudie an der Ratte ergaben sich keine Hinweise auf ein teratogenes Potential.
Bei männlichen Ratten führte die Gabe von sehr hohen Dosen von Vitamin B6 zu Spermatogeneseschäden.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Stärkehydrolysat, Methylcellulose, mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Methacrylsäure-Methylmethacrylat-Copolymer (1:1) (Ph. Eur.) ((MW: ca. 125000)), Triethylcitrat, Titandioxid (E 171), Macrogol 6000
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackung
Neuro-Vibolex® 200 ist in Packungen zu 20, 50 und 100 Filmtabletten erhältlich.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
CNP Pharma GmbH
Marienplatz 10 - 12
94081 Fürstenzell
Tel.: 08502/ 9184 - 200
Fax: 08502/ 9184 - 491
8. ZULASSUNGSNUMMER
6156564.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
17.06.2004
10. STAND DER INFORMATION
Januar 2012
Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig