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Nifedipin Al 20 Retard

Document: 13.02.2014   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)

1. Bezeichnung des Arzneimittels

Nifedipin AL 5

Nifedipin 5 mg pro Weichkapsel Nifedipin AL 10

Nifedipin 10 mg pro Weichkapsel

Nifedipin AL 20 retard Nifedipin 20 mg pro Retardkapsel

Nifedipin AL T 20 retard Nifedipin 20 mg pro Retardtablette

2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Nifedipin AL 5

1 Weichkapsel enthält 5 mg Nifedipin.

Nifedipin AL 10

1 Weichkapsel enthält 10 mg Nifedipin.

Nifedipin AL 20 retard

1 retardierte Hartkapsel enthält 20 mg Nifedipin.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 1 retardierte Hartkapsel enthält 20 mg Lactose-Monohydrat.

Nifedipin AL T 20 retard 1 Retardtablette enthält 20 mg Nifedipin.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1

3. Darreichungsform

Nifedipin AL 5 Weichkapsel

Braune, opake Weichkapsel mit schwachgelben Inhalt.

Nifedipin AL 10 Weichkapsel

Dunkelbraune, opake Weichkapsel mit flüssigem gelben Inhalt.

Nifedipin AL 20 retard Retardierte Hartkapsel

Caramelfarbene, opake Hartkapsel gefüllt mit gelben Pellets.

Nifedipin AL T 20 retard Retardtablette

Rotbraune, runde, bikonvexe Retardtablette.

4. Klinische Angaben

4.1    Anwendungsgebiete

•    Chronisch stabile Angina pectoris (Belastungsangina),

•    vasospastische Angina pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina).

Zusätzlich für Nifedipin AL 10

   Essenzielle Hypertonie,

•    Raynaud-Syndrom,

•    hypertensiver Notfall.

Zusätzlich für Nifedipin AL 20 retard / Nifedipin AL T 20 retard

•    Essenzielle Hypertonie.

Hinweis:

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10

Bei Patienten mit essenzieller Hypertonie oder chronischer Angina pectoris, die mit Nifedipin in schnell freisetzenden Darreichungsformen (Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10 gehören dazu) behandelt wurden, haben sich Hinweise auf einen dosisabhängigen Anstieg von Komplikationen des Herz-KreislaufSystems (z.B. Myokardinfarkt) und eine Erhöhung der Sterblichkeit ergeben. Daher ist Nifedipin AL 5 /-10 bei diesen beiden Erkrankungen nur dann einzusetzen, wenn andere Arzneimittel nicht angezeigt sind.

4.2    Dosierung und Art der Anwendung

Die Behandlung sollte möglichst individuell nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem Ansprechen des Patienten durchgeführt werden.

In Abhängigkeit vom jeweiligen Krankheitsbild sollte die Richtdosis einschleichend erreicht werden.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollten sorgfältig überwacht werden, ggf. kann eine Dosisreduktion notwendig sein.

Kinder und Jugendliche

Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Nifedipin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurden nicht untersucht. Derzeit verfügbare Daten zur Anwendung von Nifedipin bei Hypertonie werden in Abschnitt 5.1 beschrieben.

Zusätzlich für Nifedipin AL 5

Nifedipin AL 5 ist vor allem für Patienten mit schwerer cerebrovaskulärer Erkrankung und für Patienten geeignet, die aufgrund ihres geringen Körpergewichtes oder einer Mehrfachbehandlung mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln eine übermäßige Reaktion auf die Nifedipingabe erwarten lassen. Auch Patienten, deren Nebenwirkungen auf die Nifedipinbehandlung eine feinere Dosisabstufung wünschenswert erscheinen lassen, sollten individuell mit Nifedipin 5 mg eingestellt werden.

Zusätzlich für Nifedipin AL 10 / Nifedipin AL 20 retard/ Nifedipin AL T 20 retard Patienten mit schwerer cerebrovaskulärer Erkrankung sollten mit einer niedrigen Dosis behandelt werden.

Nifedipin AL 5

Chronisch stabile Angina pectoris

Vasospastische Angina pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)

3-mal täglich 5 mg Nifedipin (entspr. 3-mal täglich 1 Weichkapsel Nifedipin AL 5).

Falls höhere Dosierungen notwendig sind, ist eine stufenweise Erhöhung der Tagesdosis auf 3-mal 10 mg bis 3-mal 20 mg Nifedipin möglich.

Die maximale Tagesdosis beträgt 60 mg Nifedipin.

Nifedipin AL 10

Chronisch stabile Angina pectoris

Vasospastische Angina pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)

Essenzielle Hypertonie

Raynaud-Syndrom

3-mal täglich 10-20 mg Nifedipin (entspr. 3-mal täglich 1-2 Weichkapseln Nifedipin AL 10).

Die maximale Tagesdosis beträgt 60 mg Nifedipin.

Hypertensiver Notfall

10 mg Nifedipin oral (entspr. 1 Weichkapsel Nifedipin AL 10).

Da ein besonders rascher Wirkungseintritt notwendig ist, muss die Kapsel zerbissen und mit dem Inhalt sofort hinuntergeschluckt werden.

Bei ausbleibender oder ungenügender Wirkung kann frühestens nach ca. 30 Minuten eine erneute Gabe von 10 mg Nifedipin erfolgen. Bei kürzerem Einnahmeabstand und/oder höherer Dosierung können bedrohliche Erniedrigungen des Blutdrucks auftreten.

Nifedipin AL 20 retard / Nifedipin AL T 20 retard

Chronisch stabile Angina pectoris

Vasospastische Angina pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina) Essenzielle Hypertonie

2-mal täglich 20 mg Nifedipin (entspr. 2-mal täglich 1 retardierte Hartkapsel Nifedipin AL 20 retard bzw. 1 Retardtablette Nifedipin AL T 20 retard).

Bei Bedarf kann die Dosis auf 2-mal täglich 40 mg Nifedipin erhöht werden.

Art der Anwendung

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10

Nifedipin wird nach den Mahlzeiten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser, kein Grapefruitsaft!), am besten morgens, mittags und abends, möglichst immer zur selben Uhrzeit, eingenommen.

Nifedipin AL 20 retard / Nifedipin AL T 20 retard

Nifedipin wird nach den Mahlzeiten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Wasser, kein Grapefruitsaft!), am besten morgens und abends, möglichst immer zur selben Uhrzeit, eingenommen.

Gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann zu einer verzögerten, jedoch nicht verminderten Resorption führen.

Das Absetzen von Nifedipin - insbesondere bei hoher Dosierung - sollte schrittweise erfolgen.

Zusätzlich für Nifedipin AL 10 Hypertensiver Notfall

Die Kapsel muss zerbissen und mit dem Inhalt sofort hinuntergeschluckt werden.

Zusätzlich für Nifedipin AL T 20 retard

Wegen der Lichtempfindlichkeit des Wirkstoffes Nifedipin sollen die Retardtabletten nicht geteilt werden, da sonst der durch den Überzug erreichte Lichtschutz nicht mehr gewährleistet ist.

4.3 Gegenanzeigen

Nifedipin darf nicht eingenommen werden bei:

•    Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,

•    Herz-Kreislauf-Schock,

•    höhergradiger Aortenstenose,

•    instabiler Angina pectoris,

•    akutem Myokardinfarkt (innerhalb der ersten 4 Wochen),

•    gleichzeitiger Anwendung mit Rifampicin (siehe Abschnitt 4.5),

•    Schwangerschaft und Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6).

Zusätzlich für Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10

Diese Arzneimittel dürfen wegen des Gehalts an Racementhol nicht

angewendet werden bei:

•    Säuglingen und Kindern bis zu 2 Jahren,

•    Patienten mit Asthma bronchiale oder anderen Atemwegserkrankungen, die mit einer ausgeprägten Überempfindlichkeit der Atemwege einhergehen.

4.4    Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei:

•    schwerer Hypotension mit weniger als 90 mmHg systolisch,

•    dekompensierter Herzinsuffizienz,

•    Dialysepatienten mit maligner Hypertonie und Hypovolämie (ein deutlicher Blutdruckabfall durch Vasodilatation kann entstehen).

Die spektrophotometrische Bestimmung von Vanillinmandelsäure im Urin kann unter Nifedipin zu falsch erhöhten Werten führen; die Bestimmung mittels HPLC bleibt unbeeinflusst.

In Einzelfällen von In-vitro-Fertilisation wurden Calciumantagonisten wie Nifedipin mit reversiblen biochemischen Veränderungen in der Kopfregion von Spermatozoen in Verbindung gebracht, die zu einer Beeinträchtigung der Spermienfunktion führen können. In Fällen, bei denen wiederholte In-vitro-Fertilisationen erfolglos blieben, ohne dass eine andere Erklärung dafür gefunden werden kann, sollten Calciumantagonisten wie Nifedipin als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.

Wichtige Warnhinweise über bestimmte Bestandteile von Nifedipin AL 20 retard:

Nifedipin AL 20 retard enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Nifedipin AL 20 retard nicht einnehmen.

Nifedipin AL 20 retard enthält Sucrose (Saccharose). Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Nifedipin AL 20 retard nicht einnehmen.

4.5    Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen dieser Arzneimittel müssen beachtet werden: Antihypertensiva, trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren Verstärkung des antihypertensiven Effekts.

Betarezeptorenblocker

Verstärkte Blutdrucksenkung, gelegentlich Auftreten einer Herzinsuffizienz. Diltiazem

Diltiazem vermindert den Abbau von Nifedipin, evtl. Dosisreduktion von Nifedipin.

Chinidin

Abfall des Chinidin-Plasmaspiegels bzw. nach Absetzen von Nifedipin deutlicher Anstieg des Chinidin-Plasmaspiegels.

Digoxin, Theophyllin

Erhöhung des Digoxin- und Theophyllin-Plasmaspiegels (auf Symptome einer Digoxin-Überdosierung achten, evtl. nach Bestimmung des DigoxinPlasmaspiegels Reduktion der Glykosiddosis).

Quinupristin, Dalfopristin, Cimetidin Erhöhung des Nifedipin-Plasmaspiegels.

Rifampicin

Aufgrund seiner enzyminduzierten Wirkung beschleunigt Rifampicin die Metabolisierung von Nifedipin. Es werden keine wirksamen Blutspiegel von Nifedipin erreicht.

Vincristin

Verminderung der Ausscheidung von Vincristin, Dosisreduktion.

Cephalosporine

Erhöhung der Cephalosporin-Plasmaspiegel.

Phenytoin

Wirkungsabschwächung von Nifedipin, evtl. Dosiserhöhung.

Tacrolimus

Erhöhung des Tacrolimus-Plasmaspiegels.

Wechselwirkungen aufgrund von Cytochrom P450 Isoenzym 3A4 Nifedipin wird über das Cytochrom P450 3A4-System metabolisiert. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die dieses System induzieren oder hemmen, grundsätzlich zu Wechselwirkungen dieser Arzneimittel mit Nifedipin führen.

Inhibitoren des Cytochrom P450 3A4-Systems wie Makrolide (z.B. Erythromycin), Fluoxetin, Nefazodon, Protease-Inhibitoren (z.B. Amprenavir, Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir oder Saquinavir), Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol oder Fluconazol)

Erhöhung des Nifedipin-Plasmaspiegels.

Nach Erfahrungen mit dem Calciumantagonisten Nimodipin können folgende Wechselwirkungen mit Nifedipin nicht ausgeschlossen werden:

Carbamazepin, Phenobarbital Abnahme des Nifedipin-Plasmaspiegels.

Valproinsäure

Erhöhung des Nifedipin-Plasmaspiegels.

Grapefruitsaft hemmt den oxidativen Abbau von Nifedipin, sodass erhöhte Nifedipin-Plasmaspiegel auftreten können.

4.6    Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Nifedipin, insbesondere im 1. Trimester der Schwangerschaft, vor. Da tierexperimentelle Studien Hinweise auf teratogene Effekte ergeben haben (siehe Abschnitt 5.3), darf Nifedipin in der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation und wenn keine Alternativtherapie zur Verfügung steht, angewendet werden. Dabei sind Mutter und Kind sorgfältig zu überwachen. Sollte es zu einer Exposition während des 1. Trimesters gekommen sein, sollte der Schwangeren eine Ultraschallfeindiagnostik angeboten werden.

Stillzeit

Während der Stillzeit darf Nifedipin nicht angewendet werden, da der Wirkstoff Nifedipin in die Muttermilch übergeht und nur unzureichende Erfahrungen mit einer Anwendung in der Stillperiode vorliegen. Ist eine Behandlung mit Nifedipin während der Stillzeit zwingend erforderlich, muss abgestillt werden.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Die Behandlung mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann das Reaktionsvermögen so weit verändert sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.

4.8    Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (>1/10)

Häufig (>1/100 bis <1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten: Blutbildveränderungen wie Anämie, Leukopenie, Thrombopenie,

thrombozytopenische Purpura.

Sehr selten: Agranulozytose.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen Selten: Hyperglykämie.

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Kopfschmerzen, insbesondere zu Beginn der Behandlung.

Häufig: Schwindel, Benommenheit, Schwächegefühl.

Gelegentlich: Nervosität, Schlafstörungen oder Schläfrigkeit, Parästhesien, Hypästhesien, Tremor.

Augenerkrankungen

Gelegentlich: Geringfügige, vorübergehende Änderung der optischen Wahrnehmung.

Selten: Schwachsichtigkeit.

Herz-/Kreislauferkrankungen

Sehr häufig: Periphere Ödeme (aufgrund der Vasodilatation), insbesondere zu Beginn der Behandlung.

Häufig: Palpitationen.

Gelegentlich: Tachykardie, Synkopen, hypotone Kreislaufreaktion. Insbesondere zu Beginn der Behandlung kann es zum Auftreten von Angina pectoris-Anfällen bzw. bei Patienten mit bestehender Angina pectoris zu einer Zunahme von Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der Anfälle kommen.

Sehr selten: Myokardinfarkt.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Gelegentlich: Dyspnoe.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Übelkeit.

Gelegentlich: Magen-Darm-Störungen wie Dyspepsie, Diarrhoe, Bauchschmerzen, Obstipation, Blähungen, Erbrechen, Mundtrockenheit.

Selten: Völlegefühl, Aufstoßen und Anorexie.

Leber- und Gallenerkrankungen

Gelegentlich: Leberfunktionsstörungen (intrahepatische Cholestase, Transaminasenanstiege).

Selten: Ikterus.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Flush, Erythem, Erythromelalgie insbesondere zu Beginn der

Behandlung.

Gelegentlich: Hautüberempfindlichkeitsreaktionen wie Pruritus, Exanthem, eine Schwellung von Haut und Schleimhaut (Angioödem, Gesichtsödem),

Schwitzen.

Selten: Urtikaria, Photodermatitis, Purpura.

Unter längerer Behandlung mit Nifedipin kann es zu Zahnfleischveränderungen (z.B. Gingiva-Hyperplasie) kommen, die sich nach Absetzen der Therapie völlig zurückbilden.

Sehr selten: Exfoliative Dermatitis.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Gelegentlich: Myalgien, Arthralgien, Muskelkrämpfe.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Gelegentlich: Bei Niereninsuffizienz vorübergehende Verschlechterung der Nierenfunktion.

Vermehrter Harndrang sowie eine vermehrte tägliche Urinausscheidung.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse Selten: Gynäkomastie, die nach Absetzen von Nifedipin reversibel ist.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Gelegentlich: Müdigkeit, Unwohlsein.

Selten: Allergische Allgemeinreaktionen wie z.B. Fieber, Schwellung des Kehlkopfes (Kehlkopfödem), Krampfzustand der Bronchialmuskulatur bis hin zu lebensbedrohlicher Atemnot, die nach Absetzen der Therapie reversibel sind.

Zusätzlich für Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10

Racementhol kann bei Säuglingen und Kindern bis zu 2 Jahren einen

Laryngospasmus hervorrufen.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn Website: www.bfarm.de

anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Symptome der Intoxikation

Folgende Symptome werden bei einer schweren Vergiftung mit Nifedipin beobachtet:

Bewusstseinstrübung bis zum Koma, Blutdruckabfall, tachykarde/bradykarde Herzrhythmusstörungen, Hyperglykämie, metabolische Azidose, Hypoxie, kardiogener Schock mit Lungenödem.

Therapie von Intoxikationen

Therapeutisch stehen die Giftelimination und die Wiederherstellung stabiler Herz-Kreislauf-Verhältnisse im Vordergrund.

Nach oraler Ingestion ist eine ausgiebige Magenspülung - evtl. in Kombination mit einer Darmspülung - indiziert.

Insbesondere bei einer Vergiftung mit Retard-Präparaten ist eine möglichst vollständige Elimination, auch aus dem Dünndarm, anzustreben, um die sonst unvermeidliche Nachresorption der Wirksubstanz zu verhindern.

Bei der Gabe von Laxanzien ist allerdings die Hemmung der Darmmuskulatur bis zur Darmatonie unter Calciumantagonisten zu beachten. Nifedipin ist nicht dialysierbar; eine Plasmapherese (hohe Plasmaeiweißbindung, relativ kleines Verteilungsvolumen) wird jedoch empfohlen.

Bradykarde Herzrhythmusstörungen werden symptomatisch mit Atropin und/oder Beta-Sympathomimetika behandelt, bei bedrohlichen bradykarden Herzrhythmusstörungen ist eine temporäre Schrittmachertherapie erforderlich.

Die Hypotonie als Folge von kardiogenem Schock und arterieller Vasodilatation wird mit Calcium (1 - 2 g Calciumgluconat intravenös), Dopamin (bis 25 gg je kg Körpergewicht je Minute), Dobutamin (bis 15 gg je kg Körpergewicht je Minute), Epinephrin bzw. Norepinephrin behandelt. Die Dosierung dieser Arzneimittel orientiert sich allein an der erzielten Wirkung. Der Serum-Calcium-Spiegel sollte hochnormal bis leicht erhöht sein.

Die zusätzliche Flüssigkeits- und Volumenzufuhr sollte zurückhaltend und wegen der drohenden kardialen Überlastung unter hämodynamischer Kontrolle erfolgen.

5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: 1,4-Dihydropyridin-Derivat,

Calciumantagonist

ATC-Code: C08CA05

Nifedipin ist ein Calciumantagonist vom 1,4-Dihydropyridintyp. Calciumantagonisten hemmen den Calciumionen-Einstrom durch den langsamen Calciumkanal in der Zelle. Nifedipin wirkt vor allem an den glatten Muskelzellen der Koronararterien und an den peripheren Widerstandsgefäßen.

Dieser Effekt hat eine Vasodilatation zur Folge. In therapeutischen Dosen hat Nifedipin praktisch keine direkte Wirkung auf das Myokard.

Am Herzen erweitert Nifedipin vor allem die großen Koronararterien durch Erniedrigung des Muskeltonus, wodurch die Durchblutung verbessert werden kann. Der periphere Widerstand wird gesenkt.

Zu Beginn der Behandlung mit dem Calciumantagonisten kann es reflektorisch zu einer Zunahme der Herzfrequenz und des Herzminutenvolumens kommen. Diese Zunahme ist jedoch nicht ausgeprägt genug, um die Vasodilatation zu kompensieren.

Bei Langzeitbehandlung mit Nifedipin kehrt das anfangs erhöhte Herzminutenvolumen wieder auf den Ausgangswert zurück. Beim Hypertoniker ist eine besonders deutliche Blutdruckabnahme nach Nifedipin zu beobachten.

Kinder und Jugendliche

Es liegen begrenzte Informationen zu Nifedipin in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen sowohl für akute als auch für chronische Hypertonie im Vergleich zu anderen Antihypertensiva vor. Es wurden antihypertensive Wirkungen von Nifedipin gezeigt, aber Dosierungsempfehlungen, Langzeitdaten zur Unbedenklichkeit und zu Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System wurden nicht untersucht. Pädiatrische Darreichungsformen fehlen.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Der Wirkstoff Nifedipin wird nach peroraler Nüchterneinnahme rasch und nahezu vollständig resorbiert. Nifedipin unterliegt einem „First-Pass-Effekt“ in der Leber, sodass die systemische Verfügbarkeit oral verabreichten Nifedipins bei 50 - 70% liegt. Maximale Plasma- bzw. Serumkonzentrationen werden bei Gabe einer Nifedipin-haltigen Lösung nach ca. 15 Minuten, bei Gabe anderer Zubereitungen mit nicht retardierter Freisetzung nach 30 - 85 Minuten erreicht.

Nifedipin wird zu 95 - 98% an Plasmaeiweiß (Albumin) gebunden. Für Nifedipin wurde ein mittleres Verteilungsvolumen Vss von 0,77 - 1,12 l/kg gefunden.

Nifedipin wird in der Leber nahezu vollständig (hoher „First-Pass-Effekt“) vor allem über oxidative Prozesse metabolisiert. Diese Metabolite zeigen keine pharmakodynamischen Aktivitäten. Weder die unveränderte Substanz noch der Metabolit M-1 werden in nennenswertem Maße renal eliminiert (<0,1% der Dosis). Die polaren Metaboliten M-2 und M-3 werden zu etwa 50% der Dosis im Urin gefunden (zum Teil in konjugierter Form), wobei der überwiegende Teil innerhalb von 24 h ausgeschieden wird. Der Rest wird mit den Faeces ausgeschieden.

Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1,7 - 3,4 Stunden (nicht retardierte Zubereitung).

Eine Kumulation der Substanz bei Dauertherapie nach üblicher Dosierung wurde nicht beschrieben.

Bei eingeschränkter Leberfunktion kommt es zu einer deutlichen Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit und zu einer Verminderung der Gesamt-Clearance. Eine Dosisreduzierung kann gegebenenfalls erforderlich sein.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen zur Mutagenität verliefen negativ, sodass eine mutagene Wirkung im Menschen hinreichend sicher ausgeschlossen werden kann.

Eine Langzeituntersuchung (2 Jahre) an der Ratte ergab keine Hinweise auf tumorerzeugende Effekte von Nifedipin.

Experimentelle Studien haben bei 3 Tierspezies (Ratte, Kaninchen, Maus) Hinweise auf teratogene Effekte (Gaumenspalten, kardiovaskuläre und digitale Anomalien) ergeben. Die Behandlung von Affen führte zu kleinen Plazenten und einer Unterentwicklung der Chorionzotten. Hypoxien und Azidosen wurden bei dieser Tierart ebenfalls beobachtet.

6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Nifedipin AL 5

Gelatine, Glycerol, Macrogol 400, Racementhol, Saccharin-Natrium, Titandioxid (E 171),,Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Eisen(N,NI)-oxid (E 172).

Nifedipin AL 10

Gelatine, Glycerol, Macrogol 400, Racementhol, Saccharin-Natrium, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E 172), Eisen(IN)-oxid (E 172), Eisen(N,IN)-oxid (E 172).

Nifedipin AL 20 retard

Gelatine, Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Methacrylsäure-Methylmethacrylat-Copolymer (1:1) (Ph. Eur.), Povidon K 30, Sucrose (Saccharose), Talkum, Titandioxid (E 171), Eisen(IN)-hydroxid-oxid (E 172), Eisen(IN)-oxid (E 172),. Hinweis für Diabetiker

1 retardierte Hartkapsel enthält Kohlenhydrate, entspr. < 0,01 BE.

Nifedipin AL T 20 retard

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Macrogol 400, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Mannitol (Ph. Eur.), Natriumdodecylsulfat, Povidon K 25, Hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Titandioxid (E 171), Eisen(III)-oxid (E 172).

6.2    Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    Dauer der Haltbarkeit

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10 /Nifedipin AL 20 retard 5 Jahre.

Nifedipin AL T 20 retard 4 Jahre.

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10 Nicht über +30°C lagern.

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Nifedipin AL 20 retard

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Nifedipin AL T 20 retard

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10 PVC/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen Originalpackung mit 20, 30, 50 und 100 Weichkapseln

Nifedipin AL 20 retard PVC/Aluminium-Blisterpackungen

Originalpackung mit 30, 50 und 100 retardierten Hartkapseln

Nifedipin AL T 20 retard PVC/PVDC/Aluminium-Blisterpackungen Originalpackung mit 30, 50 und 100 Retardtabletten

6.6    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7. Inhaber der Zulassung

ALIUD PHARMA® GmbH Gottlieb-Daimler-Straße 19 D-89150 Laichingen Telefon: 07333/9651-0 Telefax: 07333/9651-6004 info@aliud.de

8. Zulassungsnummern

Nifedipin AL 5

21767.00. 00

Nifedipin AL 10 21767.01.00

Nifedipin AL 20 retard

35592.00. 00

Nifedipin T 20 retard

35297.00. 00

9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

Nifedipin AL 5 / Nifedipin AL 10 27. Februar 1992 / 07. Juni 2005

Nifedipin AL 20 retard / Nifedipin AL T 20 retard 21. Juli 1997 / 07. Juni 2005

10. Stand der Information

September 2013

11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig