Nifical Retard 20mg
Fachinformation
Nifical® retard 20 mg
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Nifical® retard 20 mg
Retardtabletten
Wirkstoff: Nifedipin
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Retardtablette enthält 20 mg Nifedipin.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:
Enthält Lactose (siehe Abschnitt 4.4).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Retardtablette.
Rosa, runde, konvexe Retardtablette.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
-
Chronisch stabile Angina Pectoris
-
Vasospastische Angina Pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)
-
Essenzielle Hypertonie
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die Behandlung soll möglichst individuell nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem Ansprechen des Patienten durchgeführt werden.
In Abhängigkeit vom jeweiligen Krankheitsbild sollte die Richtdosis einschleichend erreicht werden.
Patienten mit schwerer zerebrovaskulärer Erkrankung sollten mit einer niedrigen Dosis behandelt werden. Bluthochdruckpatienten mit schwerer zerebrovaskulärer Erkrankung und Patienten, die aufgrund ihres geringen Körpergewichts oder einer Mehrfachbehandlung mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln eine übermäßige Reaktion auf die Nifedipin-Gabe erwarten lassen, sollten mit Nifedipin 10 mg in retardierter Darreichungsform behandelt werden. Auch Patienten, deren Nebenwirkungen auf die Nifedipin-Behandlung eine feinere Dosisabstufung wünschenswert erscheinen lassen, sollten individuell mit Nifedipin 10 mg retardiert eingestellt werden.
Soweit nicht anders verordnet, gelten die folgenden Dosierungsangaben für Erwachsene:
Chronisch stabile Angina Pectoris
2-mal täglich 1 Retardtablette Nifical retard 20 mg (2-mal täglich 20 mg Nifedipin).
Bei Bedarf kann die Dosis auf 2-mal täglich 40 mg Nifedipin erhöht werden.
Vasospastische Angina Pectoris (Prinzmetal-Angina, Variant-Angina)
2-mal täglich 1 Retardtablette Nifical retard 20 mg (2-mal täglich 20 mg Nifedipin).
Bei Bedarf kann die Dosis auf 2-mal täglich 40 mg Nifedipin erhöht werden.
Essenzielle Hypertonie
2-mal täglich 1 Retardtablette Nifical retard 20 mg (2-mal täglich 20 mg Nifedipin).
Bei Bedarf kann die Dosis auf 2-mal täglich 40 mg Nifedipin erhöht werden.
Bei der gleichzeitigen Gabe von Mitteln, die das Cytochrom-P450-3A4-System hemmen oder induzieren, kann es erforderlich sein, die Nifedipin-Dosis anzupassen oder ggf. ganz auf die Anwendung von Nifedipin zu verzichten (siehe Abschnitt 4.5).
Zusätzliche Informationen zu bestimmten Patientengruppen
Kinder und Jugendliche
Nifical retard 20 mg wird nicht empfohlen für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Nifedipin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurden nicht untersucht. Derzeit verfügbare Daten zur Anwendung von Nifedipin bei Hypertonie werden in Abschnitt 5.1. beschrieben.
Ältere Patienten
Die Pharmakokinetik von Nifical retard 20 mg ist bei älteren Menschen verändert, sodass geringere Erhaltungsdosen Nifedipin erforderlich sein können als bei jüngeren Patienten.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollten sorgfältig überwacht werden; ggf. kann in schweren Fällen eine Dosisreduktion erforderlich sein.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Ausgehend von den pharmakokinetischen Daten ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion keine Dosisanpassung notwendig (siehe Abschnitt 5.1).
Art der Anwendung
In der Regel wird Nifical retard 20 mg nach den Mahlzeiten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) am besten morgens und abends, möglichst immer zur selben Uhrzeit, eingenommen.
Nifical retard 20 mg darf nicht mit Grapefruitsaft eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.5).
Es wird empfohlen, für Nifical retard 20 mg zwischen den Einzeldosierungen einen Zeitabstand von 12 Stunden einzuhalten, jedoch nicht weniger als 4 Stunden.
Das Absetzen von Nifical retard 20 mg – insbesondere bei hoher Dosierung – sollte schrittweise erfolgen.
Wegen der Lichtempfindlichkeit des Wirkstoffes Nifedipin sollen die Retardtabletten nicht geteilt werden, da sonst der durch die Lackierung erreichte Lichtschutz nicht mehr gewährleistet ist.
4.3 Gegenanzeigen
Nifical retard 20 mg darf nicht eingenommen werden bei:
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Überempfindlichkeit gegen Nifedipin oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,
-
Herz-Kreislauf-Schock,
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höhergradiger Aortenstenose,
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instabiler Angina Pectoris,
-
akutem Myokardinfarkt (innerhalb der ersten 4 Wochen),
-
gleichzeitiger Anwendung mit Rifampicin (siehe Abschnitt 4.5)
sowie in der Schwangerschaft vor der 20. Woche und in der Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei:
-
schwerer Hypotonie mit weniger als 90 mmHg systolisch,
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dekompensierter Herzinsuffizienz,
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Dialysepatienten mit maligner Hypertonie und Hypovolämie (ein deutlicher Blutdruckabfall durch Vasodilatation kann auftreten),
-
Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.3 und 4.6).
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollten sorgfältig überwacht werden. In schweren Fällen kann eine Dosisverringerung erforderlich sein.
Nifedipin wird über das Cytochrom-P450-3A4-System metabolisiert. Daher können Wirkstoffe, von denen bekannt ist, dass sie dieses Enzymsystem beeinflussen, den First-Pass-Metabolismus oder die Ausscheidung von Nifedipin verändern (siehe Abschnitt 4.5).
Die Plasmaspiegel von Nifedipin können z. B. durch folgende Arzneimittel, die als Inhibitoren dieses Enzymsystems bekannt sind, erhöht werden:
- Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin),
- Anti-HIV-Arzneimittel, Proteaseinhibitoren (z. B. Ritonavir),
- Antimykotika vom Imidazol-Typ (z. B. Ketoconazol),
- Antidepressiva: Nefazodon und Fluoxetin,
- Quinupristin/Dalfopristin,
- Valproinsäure,
- Cimetidin.
Wenn Nifical retard 20 mg gleichzeitig mit einem dieser Arzneimittel angewendet wird, sollte der Blutdruck überwacht werden und, falls erforderlich, eine Verringerung der Nifedipin-Dosis in Betracht gezogen werden.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Nifical retard 20 mg nicht einnehmen.
Zur Anwendung bei besonderen Patientengruppen siehe Abschnitt 4.2.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Arzneimittel, die Nifedipin beeinflussen:
Nifedipin wird über das Cytochrom-P450-3A4-System metabolisiert. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die dieses System induzieren oder hemmen, grundsätzlich zu Wechselwirkungen dieser Arzneimittel mit Nifedipin führen.
Sowohl das Ausmaß wie auch die Dauer der Interaktionen sollten in Betracht gezogen werden, wenn Nifical retard 20 mg zusammen mit den nachfolgend aufgeführten Arzneimitteln verabreicht werden soll.
Arzneimittel, die das Cytochrom-P450-3A4-System hemmen:
Bei gleichzeitiger Anwendung von Nifedipin und den nachfolgend aufgeführten Wirkstoffen, die als schwache oder mittelmäßige Inhibitoren dieses Enzymsystems bekannt sind, sollte der Blutdruck überwacht und ggf. die Nifedipin-Dosis angepasst werden (siehe Abschnitt 4.4):
- Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin),
- Fluoxetin,
- Nefazodon,
- Anti-HIV-Arzneimittel, Proteaseinhibitoren (z. B. Ritonavir),
- Antimykotika vom Imidazol-Typ (z. B. Ketoconazol).
Trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren
Der antihypertensive Effekt kann verstärkt werden.
Quinupristin/Dalfopristin
Die gleichzeitige Anwendung von Quinupristin/Dalfopristin und Nifedipin kann erhöhte Plasmakonzentrationen von Nifedipin bewirken.
Valproinsäure
Bei gleichzeitiger Anwendung von Nifedipin mit Valproinsäure ist aufgrund von Erfahrungen mit Nimodipin eine Erhöhung der Plasmakonzentration und damit eine verstärkte Wirkung von Nifedipin zu erwarten.
Cimetidin
Cimetidin kann zu einer Erhöhung des Nifedipin-Plasmaspiegels und somit zu einer verstärkten Nifedipin-Wirkung führen.
Arzneimittel, die das Cytochrom-P450-3A4-System induzieren:
Antiepileptika (z. B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin)
Bei gleichzeitiger Anwendung von Phenytoin und Nifedipin wird die Bioverfügbarkeit von Nifedipin vermindert und so seine Wirksamkeit geschwächt. Wenn beide Präparate gleichzeitig angewendet werden, sollte die klinische Reaktion auf Nifedipin beobachtet und gegebenenfalls eine Steigerung der Nifedipin-Dosis erwogen werden. Eine Dosisanpassung nach Beendigung der Phenytoin-Therapie kann erforderlich sein.
Formale Studien zur Untersuchung möglicher Interaktionen zwischen Nifedipin und Carbamazepin oder Phenobarbital wurden nicht durchgeführt. Nach Erfahrungen mit dem strukturell ähnlichen Calciumantagonisten Nimodipin kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin oder Phenobarbital, aufgrund ihrer enzyminduzierenden Wirkung, zu verringerten Plasmakonzentrationen und damit zu einer abgeschwächten Wirkung von Nifedipin führen kann.
Rifampicin
Aufgrund seiner enzyminduzierenden Wirkung beschleunigt Rifampicin die Metabolisierung von Nifedipin. Rifampicin darf nicht gleichzeitig mit Nifical retard 20 mg angewendet werden, da keine wirksamen Plasmaspiegel von Nifedipin erreicht werden (siehe Abschnitt 4.3).
Wirkungen von Nifedipin auf andere Arzneimittel:
Blutdrucksenkende Arzneimittel
Durch Nifedipin kann der blutdrucksenkende Effekt von gleichzeitig verabreichten Antihypertensiva verstärkt werden, wie z. B.:
- Diuretika,
- Betarezeptorenblocker,
- ACE-Inhibitoren,
- Angiotensin-(AT1-)Rezeptorantagonisten,
- andere Calciumantagonisten,
- Alpharezeptorenblocker,
- PDE-5-Inhibitoren,
- Alphamethyldopa.
Betarezeptorenblocker
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Betarezeptorenblockern wurde gelegentlich das Auftreten bzw. eine Verschlechterung einer Herzinsuffizienz beobachtet. Die Patienten sollten deshalb sorgfältig überwacht werden.
Digoxin, Theophyllin
Nifedipin kann eine Erhöhung des Digoxin- und Theophyllin-Plasmaspiegels bewirken. Der Patient soll auf Symptome einer Digoxin-Überdosierung überwacht und der Plasmaspiegel kontrolliert werden, ggf. ist die Glykosiddosis zu verringern.
Vincristin
Nifedipin vermindert die Ausscheidung von Vincristin, wodurch die Nebenwirkungen von Vincristin zunehmen können. Eine Dosisverminderung von Vincristin sollte daher in Betracht gezogen werden.
Cephalosporine
Bei gleichzeitiger Gabe von Cephalosporinen (z. B. Cefixim) und Nifedipin wurden erhöhte Cephalosporin-Plasmaspiegel beobachtet.
Chinidin
In Einzelfällen bewirkt Nifedipin einen Abfall des Chinidin-Plasmaspiegels bzw. das Absetzen von Nifedipin einen deutlichen Anstieg des Chinidin-Plasmaspiegels, sodass bei kombinierter Therapie die Kontrolle des Chinidin-Plasmaspiegels empfohlen wird. In anderen Fällen wurde über einen Anstieg der Nifedipin-Plasmakonzentration infolge von Chinidin berichtet. Bei der gleichzeitigen Anwendung der beiden Arzneimittel wird deshalb empfohlen, den Blutdruck sorgfältig zu überwachen und ggf. die Nifedipin-Dosis zu verringern.
Tacrolimus
Die gleichzeitige Anwendung von Tacrolimus und Nifedipin kann zu erhöhten Tacrolimus-Plasmaspiegeln führen, sodass die Tacrolimus-Dosis im Einzelfall reduziert werden sollte. Eine regelmäßige Plasmaspiegelkontrolle von Tacrolimus wird empfohlen.
Andere Arten von Wechselwirkungen:
Die spektrometrische Bestimmung von Vanillinmandelsäure im Urin kann unter Nifedipin zu falsch erhöhten Werten führen; die Bestimmung mittels HPLC bleibt unbeeinflusst.
Interaktionen mit Nahrungsmitteln und Getränken:
Grapefruitsaft
Durch Grapefruitsaft wird das Cytochrom-P450-3A4-System gehemmt. Aufgrund eines verringerten First-Pass-Metabolismus und einer verlangsamten Ausscheidung kann der Blutspiegel von Nifedipin erhöht und die Wirkungsdauer verlängert sein, wodurch die blutdrucksenkende Wirkung verstärkt sein kann. Dieser Effekt hält über mindestens 3 Tage nach der letzten Einnahme von Grapefruitsaft an. Im zeitlichen Zusammenhang mit der Nifedipin-Behandlung ist deshalb der Genuss von Grapefruit bzw. Grapefruitsaft zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.2).
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Nifical retard 20 mg ist in der Schwangerschaft vor der 20. Woche kontraindiziert.
Erfahrungen aus geeigneten und kontrollierten klinischen Studien mit Schwangeren liegen nicht vor. Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben Hinweise auf eine embryotoxische, plazentotoxische und fetotoxische Wirkung infolge der Nifedipin-Einwirkung während oder nach der Organogenese (siehe Abschnitt 5.3).
Aus der klinischen Erfahrung ist kein spezifisches pränatales Risiko erkennbar, obwohl über eine Zunahme von Fällen mit perinataler Asphyxie, Kaiserschnittentbindung sowie Frühreife und intrauteriner Wachstumsverzögerung berichtet wurde. Es ist unklar, ob diese Beobachtungen auf den zugrunde liegenden Bluthochdruck, seine Behandlung oder auf einen spezifischen Effekt des Wirkstoffs zurückzuführen sind.
Der derzeitige Erkenntnisstand ist nicht geeignet, schädliche Arzneimittelwirkungen auf das Ungeborene und den Säugling auszuschließen. Daher sollte jegliche Anwendung von Nifedipin ab der 20. Schwangerschaftswoche erst nach sehr sorgfältiger individueller Nutzen-Risik-Bewertung erfolgen und nur dann in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht infrage kommen oder sich als ineffektiv erwiesen haben.
Wenn Nifical retard 20 mg zusammen mit intravenös verabreichtem Magnesiumsulfat angewendet wird, muss der Blutdruck sorgfältig überwacht werden, da ein übermäßiger, sowohl die Mutter wie auch den Fetus schädigender Blutdruckabfall auftreten kann.
Stillzeit
Während der Stillzeit darf Nifedipin nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und nur unzureichende Erfahrungen mit einer Anwendung in der Stillperiode vorliegen. Ist eine Behandlung mit Nifedipin während der Stillzeit zwingend erforderlich, muss abgestillt werden.
In-vitro-Fertilisation
In Einzelfällen von In-vitro-Fertilisation wurden Calciumantagonisten wie Nifedipin mit reversiblen biochemischen Veränderungen in der Kopfregion von Spermatozoen in Verbindung gebracht, die zu einer Beeinträchtigung der Spermienfunktion führen können. In Fällen, bei denen wiederholte In-vitro-Fertilisationen erfolglos blieben, ohne dass eine andere Erklärung dafür gefunden werden kann, sollten Calciumantangonisten wie Nifedipin als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Die Behandlung mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann das Reaktionsvermögen so weit verändert sein, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatwechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Die Häufigkeit der unter Nifedipin gemeldeten unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist in der nachstehenden Tabelle zusammengefasst. Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben. Die Häufigkeit ist dabei folgendermaßen definiert:
Sehr häufig |
(> 1/10) |
Häufig |
(> 1/100 bis < 1/10) |
Gelegentlich |
(> 1/1.000 bis < 1/100) |
Selten |
(> 1/10.000 bis < 1/1.000) |
Sehr selten |
(< 1/10.000) |
Nicht bekannt |
(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) N |
Systemorganklasse (MedDRA) |
Sehr häufig |
Häufig |
Gelegentlich |
Selten |
Sehr selten |
Nicht bekannt |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
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Leukopenie, Anämie, Thrombopenie, thrombozytopenische Purpura |
Agranulozytose |
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Erkrankungen des Immunsystems |
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Allergische Reaktionen, allergisches Ödem/Angioödem (einschließlich Larynxödem1), Pruritus, Exanthem |
Urtikaria |
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Anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen |
Psychiatrische Erkrankungen |
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Angstreaktionen, Schlafstörungen |
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Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen |
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Hyperglykämie |
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Erkrankungen des Nervensystems |
Kopfschmerzen |
Schwindel, Benommenheit, Schwächegefühl |
Migräne, Tremor, Par-/ Dysästhesie, Schläfrigkeit/Müdigkeit, Nervosität |
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Hypästhesie |
Augenerkrankungen |
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Sehstörungen |
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Augenschmerzen |
Herzerkrankungen |
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Palpitationen |
Tachykardie, Schmerzen im Brustraum (Angina Pectoris2) |
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Myokardinfarkt2 |
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Gefäßerkrankungen |
Periphere Ödeme |
Vasodilatation (z. B. Flush) |
Hypotonie, Synkope |
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Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
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Nasenbluten, verstopfte Nase, Dyspnoe |
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
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Obstipation, Nausea |
Gastrointestinale Schmerzen und Bauchschmerzen, Dyspepsie, Flatulenz, Mundtrockenheit |
Gingivahy-perplasie, Anorexie, Völlegefühl, Aufstoßen |
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Emesis, Ösophagitis |
Leber- und Gallenerkrankungen |
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Vorübergehender Anstieg der Leberenzymwerte |
Ikterus |
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
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Erythromelalgie, insbesondere zu Beginn der Behandlung, Schwitzen |
Erythem |
Allergische Photosensitivität, palpable Purpura |
Exfoliative Dermatitis |
Toxische epidermale Nekrolyse |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
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Muskelkrämpfe, geschwollene Gelenke, Myalgie |
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Arthralgie |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
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Polyurie, Dysurie; bei Niereninsuffizienz vorübergehende Verschlechterung der Nierenfunktion möglich |
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Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse |
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Erektile Dysfunktion |
Gynäkomastie, die nach Absetzen von Nifedipin reversibel ist |
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
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Allgemeines Unwohlsein |
Unspezifische Schmerzen, Schüttelfrost |
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1Kann zu lebensbedrohlichem Verlauf führen.
2Gelegentlich kann es, insbesondere zu Beginn der Behandlung, zum Auftreten von Angina-Pectoris-Anfällen bzw. bei Patienten mit bestehender Angina Pectoris zu einer Zunahme von Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der Anfälle kommen.
Vereinzelt ist das Auftreten eines Herzinfarkts beschrieben worden.
Bei Dialysepatienten mit maligner Hypertonie und Hypovolämie kann infolge der Vasodilatation ein deutlicher Blutdruckabfall auftreten.
4.9 Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Folgende Symptome werden bei einer schweren Vergiftung mit Nifedipin beobachtet:
Bewusstseinstrübung bis zum Koma, Blutdruckabfall, tachykarde/bradykarde Herzrhythmusstörungen, Hyperglykämie, metabolische Azidose, Hypoxie, kardiogener Schock mit Lungenödem.
Therapie von Intoxikationen
Therapeutisch stehen die Giftelimination und die Wiederherstellung stabiler Herz-Kreislauf-Verhältnisse im Vordergrund.
Nach oraler Ingestion ist eine ausgiebige Magenspülung – evtl. in Kombination mit einer Darmspülung – indiziert.
Insbesondere bei einer Vergiftung mit Retardpräparaten ist eine möglichst vollständige Elimination, auch aus dem Dünndarm, anzustreben, um die sonst unvermeidliche Nachresorption der Wirksubstanz zu verhindern.
Bei der Gabe von Laxanzien ist allerdings die Hemmung der Darmmuskulatur bis zur Darmatonie unter Calciumantagonisten zu beachten. Nifedipin ist nicht dialysierbar; eine Plasmapherese (hohe Plasmaeiweißbindung, relativ kleines Verteilungsvolumen) wird jedoch empfohlen.
Bradykarde Herzrhythmusstörungen werden symptomatisch mit Atropin und/oder Betasympathikomimetika behandelt, bei bedrohlichen bradykarden Herzrhythmusstörungen ist eine temporäre Schrittmachertherapie erforderlich.
Die Hypotonie als Folge von kardiogenem Schock und arterieller Vasodilatation wird mit Calcium (1 bis 2 g Calciumgluconat intravenös), Dopamin (bis 25 µg je kg Körpergewicht je Minute), Dobutamin (bis 15 µg je kg Körpergewicht je Minute), Epinephrin bzw. Norepinephrin behandelt. Die Dosierung dieser Arzneimittel orientiert sich allein an der erzielten Wirkung. Der Serumcalciumspiegel sollte hochnormal bis leicht erhöht sein.
Die zusätzliche Flüssigkeits- und Volumenzufuhr sollte zurückhaltend und wegen der drohenden kardialen Überlastung unter hämodynamischer Kontrolle erfolgen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Calciumantagonist, 1,4-Dihydropyridin-Derivat,
ATC-Code: C08CA05.
Nifedipin ist ein Calciumantagonist vom 1,4-Dihydropyridintyp. Calciumantagonisten hemmen den Calciumionen-Einstrom durch den langsamen Calciumkanal in der Zelle. Nifedipin wirkt vor allem an den glatten Muskelzellen der Koronararterien und an den peripheren Widerstandsgefäßen. Dieser Effekt hat eine Vasodilatation zur Folge. In therapeutischen Dosen hat Nifedipin praktisch keine direkte Wirkung auf das Myokard.
Am Herzen erweitert Nifedipin vor allem die großen Koronararterien durch Erniedrigung des Muskeltonus, wodurch die Durchblutung verbessert werden kann. Der periphere Widerstand wird gesenkt.
Zu Beginn der Behandlung mit dem Calciumantagonisten kann es reflektorisch zu einer Zunahme der Herzfrequenz und des Herzminutenvolumens kommen. Diese Zunahme ist jedoch nicht ausgeprägt genug, um die Vasodilatation zu kompensieren.
Bei Langzeitbehandlung mit Nifedipin kehrt das anfangs erhöhte Herzminutenvolumen wieder auf den Ausgangswert zurück. Eine besonders deutliche Blutdruckabnahme nach Nifedipin ist beim Hypertoniker zu beobachten.
Kinder und Jugendliche
Es liegen begrenzte Informationen zu Nifedipin in verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungen sowohl für akute als auch für chronische Hypertonie im Vergleich zu anderen Antihypertensiva vor. Es wurden antihypertensive Wirkungen von Nifedipin gezeigt, aber Dosierungsempfehlungen, Langzeitdaten zur Unbedenklichkeit und zu Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System wurden nicht untersucht. Pädiatrische Darreichungsformen fehlen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Der Wirkstoff Nifedipin wird nach peroraler Nüchterneinnahme nahezu vollständig resorbiert. Nifedipin unterliegt einem First-Pass-Effect in der Leber, sodass die systemische Verfügbarkeit oral verabreichten Nifedipins bei 50 bis 70 liegt. Maximale Plasma- bzw. Serumkonzentrationen werden bei Gabe einer Nifedipin-haltigen Lösung nach ca. 15 Minuten, bei Gabe anderer Zubereitungen mit nicht retardierter Freisetzung nach 30 bis 85 Minuten erreicht.
Nifedipin wird zu 95 bis 98 an Plasmaeiweiß (Albumin) gebunden. Für Nifedipin wurde ein mittleres Verteilungsvolumen Vssvon 0,77 bis 1,12 l/kg gefunden.
Nifedipin wird in der Leber nahezu vollständig (hoher First-Pass-Effect) vor allem über oxidative Prozesse metabolisiert. Diese Metaboliten zeigen keine pharmakodynamischen Aktivitäten. Weder die unveränderte Substanz noch der Metabolit M-1 werden in nennenswertem Maße renal eliminiert (< 0,1 der Dosis). Die polaren Metaboliten M-2 und M-3 werden zu etwa 50 der Dosis im Urin gefunden (zum Teil in konjugierter Form), wobei der überwiegende Teil innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden wird. Der Rest wird mit den Faeces ausgeschieden.
Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 1,7 bis 3,4 Stunden (nicht retardierte Zubereitung).
Eine Kumulation der Substanz bei Dauertherapie nach üblicher Dosierung wurde nicht beschrieben.
Bei eingeschränkter Leberfunktion kommt es zu einer deutlichen Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit und zu einer Verminderung der Gesamt-Clearance. Eine Dosisreduzierung kann gegebenenfalls erforderlich sein (siehe Abschnitt 4.4).
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die präklinischen Daten, die auf konventionellen Studien zur akuten Toxizität, chronischen Toxizität und zum mutagenen und tumorerzeugenden Potenzial basieren, lassen keine besondere Gefährdung für den Menschen erkennen.
In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen zur Mutagenität verliefen negativ, sodass eine mutagene Wirkung im Menschen hinreichend sicher ausgeschlossen werden kann.
Eine Langzeituntersuchung (2 Jahre) an der Ratte ergab keine Hinweise auf tumorerzeugende Effekte von Nifedipin.
Experimentelle Studien haben bei drei Tierspezies (Ratte, Kaninchen, Maus) Hinweise auf teratogene Effekte ergeben, einschließlich digitaler Anomalien, Fehlbildungen der Extremitäten, Gaumenspalten, Brustbeinspalten und Fehlbildungen der Rippen. Die digitalen Anomalien und die Fehlbildungen der Extremitäten sind möglicherweise auf die eingeschränkte uterine Durchblutung zurückzuführen; sie traten aber auch bei Tieren auf, die Nifedipin nur nach der Organogenese erhalten hatten.
Infolge der Nifedipin-Gabe traten verschiedene embryotoxische, plazentotoxische und fetotoxische Effekte auf, einschließlich verkrüppelter Feten bei Ratten, Mäusen und Kaninchen, kleiner Plazenten und unterentwickelter Chorionzotten bei Affen, Absterben von Embryonen und Feten bei Ratten, Mäusen und Kaninchen sowie verlängerter Trächtigkeiten und verringerter Überlebensraten bei neugeborenen Ratten (andere Tierarten wurden hierauf nicht untersucht). Alle Dosen, die in experimentellen Untersuchungen teratogene, embryotoxische und fetotoxische Effekte zur Folge hatten, wirkten auch toxisch auf die Muttertiere und waren um ein Mehrfaches höher als die empfohlene Höchstdosis für den Menschen (siehe Abschnitt 4.6).
5.4 Bioverfügbarkeit
Am 03.02.1995 wurde eine Bioäquivalenzstudie durchgeführt. Die randomisierte cross-over-Studie an 24 gesunden Probanden mit Mehrfachdosis ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
Variable |
Testpräparat 2 x 10 mg Nifical® retard 2 x 10 mg |
Referenzpräparat 1 x 20 mg |
Max.Plasma-konzentration (cmax ng/ml) |
35,1 +/-11,7 |
37,2 +/- 13,6 |
Zeitpunkt der max. |
1,3 +/- 0,7 |
2,0 +/- 1,1 |
Fläche unter der Konz.-Zeit-Kurve |
199,3 +/- 82,5 |
207,9 +/- 64,6 |
Angabe der Werte als Mittelwert und Standardabweichung.
Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu Referenzpräparaten im Konzentrations-Zeit-Diagramm: