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Ospolot 200 Mg

Document: 20.11.2008   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Ospolot200 mg, Filmtabletten

Ospolot50 mg, Filmtabletten

Wirkstoff: Sultiam


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Ospolot 200 mg

1 Filmtablette enthält 200 mg Sultiam.

Ospolot50 mg

1 Filmtablette enthält 50 mg Sultiam.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Filmtabletten

Ospolot200 mg

Weiße, runde, bikonvexe Filmtablette mit Bruchkerbe auf einer Seite, andere Seite Prägung “200”.

Ospolot50 mg

Weiße, runde, bikonvexe Filmtablette mit Prägung “50” auf einer Seite.


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Alternativ-Behandlung der Rolando-Epilepsie, wenn die Behandlung mit anderen Antiepileptika erfolglos war.


Hinweise:

Die Behandlung mit Ospolotsollte nur von in der Epilepsiebehandlung erfahrenen Neuropädiatern durchgeführt werden.

Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Ospolotim o. g. Anwendungsgebiet wurde nicht in kontrollierten Studien untersucht. Vor Beginn einer Behandlung mit Sultiam ist ein sorgfältiges differentialdiagnostisches Vorgehen gegenüber anderen Epilepsieformen im Kindesalter angezeigt. Die Rolando-Epilepsie zeigt eine hohe Rate an Spontanremissionen und besitzt - auch ohne medikamentöse Behandlung - zumeist einen guten Verlauf und eine gute Prognose.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung ist individuell durch den Arzt festzulegen und zu kontrollieren. Die Erhaltungsdosis beträgt ca. 5 bis 10 mg/kg Körpergewicht/Tag. Sie sollte stufenweise (einschleichend) über eine Woche erreicht werden. Für den langsamen Aufbau der optimalen Dosis istOspolot 50 mg geeignet.Ospolot 200 mg Filmtabletten verfügen über eine Bruchrille.

Die Tagesdosis sollte aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Sultiam möglichest auf drei Einzelgaben verteilt werden. Bei entsprechender zeitlicher Verteilung der Tagesdosis sind konstante Plasmaspiegel nach fünf bis sechs Tagen zu erwarten. Therapeutische Plasmakonzentrationen für Sultiam wurden bislang nicht bestimmt.


Art und Dauer der Anwendung

Die Filmtabletten werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit (ca. ein Glas Wasser), möglichst auf 3 Einzelgaben verteilt, eingenommen.

Die Umstellung von einer anderen Medikation oder von einer Kombinationsbehandlung sollte schrittweise erfolgen. Ospolotsollte nicht plötzlich abgesetzt werden. Über die Einstellung, Behandlungsdauer und das Absetzen sollte im Einzelfall ein in der Epilepsiebehandlung erfahrener Neuropädiater entscheiden.

Bei ausbleibendem Therapieerfolg sollte die Behandlung mit Sultiam nach ca. einem bis zwei Monaten abgebrochen werden.

Es empfiehlt sich, Blutbild und Nierenfunktionsparameter zunächst vor der Behandlung mit Ospolot, dann in wöchentlichen Abständen im ersten Monat der Behandlung, danach in monatlichen Abständen, zu kontrollieren. Nach sechsmonatiger Behandlung reichen zwei- bis viermalige Kontrollen im Jahr aus.


4.3 Gegenanzeigen

Ospolotdarf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Sultiam oder andere Sulfonamide oder sonstige Bestandteile des Arzneimittels.

Sultiam sollte nicht eingesetzt werden

- bei bekannter akuter Porphyrie

- bei Patienten mit Hyperthyreose oder arterieller Hypertonie.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Sultiam sollte nicht oder nur mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden

- bei Patienten mit gestörter Nierenfunktion

- bei vorbestehenden psychiatrischen Erkrankungen.


Hinweise:

In regelmäßigen Zeitabständen sollten Blutbild und Urin kontrolliert werden (s.a. Abschnitt 4.2).


Über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Sultiam nicht aus.


Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden. Patienten (und deren Betreuern) sollte geraten werden medizinische Hilfe einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.


Lactose-Intoleranz1

Dieses Arzneimittel enthält Lactose-Monohydrat. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Der Patient sollte vor der Behandlung mit Ospolot befragt werden, welche anderen Arzneimittel - auch freiverkäufliche - von ihm angewendet werden.

Bei Kombination von Sultiam mit Phenytoin kann der Plasmaspiegel von Phenytoin bedeutend erhöht sein. Diese Kombination erfordert besonders strenge Überwachung und häufige Kontrollen des Phenytoinplasmaspiegels, besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion. In Einzelfällen wurde beobachtet, dass es auch bei Kombination mit Lamotrigin zu einer Erhöhung des Lamotriginspiegels im Blut kommen kann. Die Lamotriginspiegel sollten daher zum Anfang einer solchen Behandlung häufiger kontrolliert werden.

Bei einer Kombination von Sultiam mit Primidon kann die Intensität der Sultiam-Nebenwirkungen zunehmen; insbesondere bei Kindern können Schwindel, Gangunsicherheit und Schläfrigkeit auftreten.

Es gibt Hinweise darauf, dass die Serumkonzentration von Sultiam bei gleichzeitiger Einnahme von Carbamazepin vermindert wird. Die gleichzeitige Einnahme von Sultiam und anderen Carboanhydrase-Inhibitoren (z.B. Topiramat, Acetazolamid) kann das Risiko von Nebenwirkungen durch Carboanhydrase-Hemmung verstärken (s.a. Abschnitt 4.8)

Während einer Behandlung mit Sultiam sollte auf den Genuss von Alkohol verzichtet werden, da Sulfonamide eine dem Disulfiram ähnliche Wirkung besitzen und Sultiam als Sulfonamid-Derivat theoretisch eine ähnliche Wirkung entfalten könnte. Diese Symptomatik umfasst eine sehr unangenehme, i.d.R. jedoch selbstlimitierende, systemische Reaktion auf der Basis einer Vasodilatation mit Pulsationskopfschmerz, Atemdepression, Übelkeit, Erbrechen, Tachykardie, Hypotonus, Amblyopie, Verwirrtheit, Schockreaktionen, Arrhythmien, Bewusstlosigkeit sowie Anfällen. Die Symptome können in sehr unterschiedlicher Ausprägung und Dauer auftreten.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Ospolotdarf während der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht angewendet werden, da dafür keine ausreichenden Untersuchungen zur Sicherheit vorliegen (s.a. Abschnitt 5.3 d).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Diese Arzneimittel können auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch - besonders zu Beginn der Behandlung - das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig ( 1/10)

Häufig ( 1/100 bis 1/10)

Gelegentlich ( 1/1.000 bis 1/100

Selten ( 1/10.000 bis 1/1.000)

Sehr selten ( 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Bei ca. 10 % der Patienten können Magenbeschwerden auftreten.

Häufig treten dosisabhängig Parästhesien in den Extremitäten und im Gesicht sowie Tachypnoe, Hyperpnoe, Dyspnoe, Schwindel, Kopfschmerzen, Stenokardie, Tachykardie, Doppelbilder, Singultus, Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit auf.

Gelegentlich können Halluzinationen, Angst, myasthenische Erscheinungen, Antriebsarmut, Gelenkschmerzen, ein Grand-mal-Status oder Anfallshäufung ausgelöst werden.

In Einzelfällen besteht der Verdacht, dass Sultiam mit der Auslösung eines akuten Nierenversagens, eines Stevens-Johnson-Syndroms, eines Lyell-Syndroms oder einer Polyneuritis im Zusammenhang stehen könnte.

In einem Fall führte die Anwendung von Ospolotzu progredienter Schwäche der Glieder, Hypersalivation, verwaschener Sprache, zunehmender Schläfrigkeit bis zum Eintreten eines Komas. Die Symptome bildeten sich innerhalb von Stunden nach Absetzen von Ospolot zurück.

Sultiam ist ein Carboanhydrase-Inhibitor. Daher sind Nebenwirkungen der Carboanhydrase-Hemmung, wie Nierensteinbildung, metabolische Azidose, Hämodilution und Veränderung der Serumelektrolytwerte unter Einnahme von Sultiam nicht auszuschließen (s.a. Abschnitt 4.5).

Hinweise:

Der Patient bzw. die Eltern sind dazu anzuhalten, beim Auftreten von Fieber, Halsschmerzen, allergischen Hautreaktionen mit Lymphknotenschwellungen und/oder grippeähnlichen Beschwerden unter der Behandlung mit Ospolotunverzüglich den behandelnden Arzt aufzusuchen. Aufgrund der genannten möglichen Nebenwirkungen sowie allergischen Reaktionen sind Blutbild und Nierenfunktion regelmäßig zu kontrollieren. Progrediente Thrombopenie oder Leukopenie, die von klinischen Symptomen, wie z.B. Fieber oder Halsschmerzen, begleitet sind, erfordern die Unterbrechung der Behandlung. Bei schweren allergischen Reaktionen ist Ospolotsofort abzusetzen. Die Behandlung sollte ebenfalls unterbrochen werden, wenn es zu einem andauernden Anstieg des Kreatinins kommt.


4.9 Überdosierung

a) Symptome einer Intoxikation

Kopfschmerzen, Schwindel, Ataxie, Bewusstseinsstörung, metabolische Azidose, Kristalle im Urin. Sultiam besitzt eine geringe Toxizität. Überdosierungen von 4 bis 5 g Sultiam wurden überlebt. Die Einnahme von ca. 20 g Sultiam in suizidaler Absicht bei Erwachsenen führte in einem Fall zum Exitus letalis. In einem anderen Fall kam es zu einer Restitutio ad integrum.


b) Therapie von Intoxikationen

Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Übliche Maßnahmen (Magenspülung und Aktivkohle) zur Verminderung der Resorption und zur Erhaltung der Vitalfunktionen sollten durchgeführt werden. Zur Behandlung der Azidose kann Natriumbicarbonat infundiert werden. Zur Verhinderung von Nierenschäden und Kristallurie wird eine alkalisierende Diuresetherapie empfohlen.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika

ATC-Code: N03AX03

Sultiam gehört in die Gruppe der Carboanhydrase-Hemmer und zeigt eine antikonvulsive Wirkung im Elektrokrampftest (Ratte und Maus) und im Krampftest mit Pentamethylentetrazol (Maus).


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Pharmakokinetik von Sultiam wurde nicht systematisch in den verschiedenen Abschnitten des Kindes- und Jugendalters untersucht.



Resorption, Plasmaspiegel

Nach oraler Gabe wird Sultiam rasch und vollständig, bevorzugt aus dem oberen Dünndarmabschnitt, resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach 1 - 5 Stunden gemessen.


Verteilung, Plasmaproteinbindung

Im Plasma ist der Wirkstoff zu etwa 29 % an Proteine gebunden.


Metabolisierung, Elimination

Die Ausscheidung erfolgt zu 80 bis 90 % mit dem Urin, zu 10 bis 20 % nach biliärer Sekretion mit den Faeces. Innerhalb von 24 Stunden wurden 32 % der eingenommenen Dosis unverändert über die Nieren ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

a) Akute Toxizität

Siehe dazu Abschnitt 4.9


b) Chronische Toxizität

Langzeituntersuchungen an verschiedenen Tierspezies (Ratte, Hund) ergaben keine Hinweise auf substanzbedingte toxische Veränderungen. Bei hohen Dosen traten Nierenschäden durch Auskristallisation der Substanz auf.


c) Mutagenes und kanzerogenes Potential

Sultiam besaß in drei verschiedenen In-vitro- und In-vivo-Versuchsanordnungen kein mutagenes Potential.

Langzeituntersuchungen zur Kanzerogenität wurden nicht durchgeführt.


d) Reproduktionstoxizität

Sultiam ist unzureichend auf reproduktionstoxische Eigenschaften geprüft. In einer Embryotoxizitätsstudie an Ratten wurden bei der niedrigsten untersuchten Dosis (30 mg/kg/Tag) embryotoxische Effekte festgestellt. Untersuchungen auf Fertilitätsstörungen und auf Auswirkungen auf die peri- und postnatale Entwicklung der Nachkommen fehlen. Es liegen keine systematischen Erfahrungen beim Menschen über die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit vor.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Ospolot200 mg, Ospolot 50 mg

Gelatine, Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 4000, Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich], Maisstärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Titandioxid (E 171).


6.2 Inkompatibilitäten

Bisher keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit fürOspolot 200 mg und Ospolot 50 mg beträgt 3 Jahre.


Das Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden (s. Faltschachtel).


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Das Behältnis der Ospolot®Filmtabletten gut verschlossen halten.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Faltschachteln mit 50 [N 1] und 200 [N 3] Filmtabletten in braunen Rillengläsern mit kindergesichertem Stopfen.
Klinikpackung zu 250 (5 x 50 Filmtabletten).


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine.



7. Inhaber der Zulassung

DESITIN ARZNEIMITTEL GMBH

Weg beim Jäger 214

22335 Hamburg

Telefon: (040)5 91 01-525

Telefax: (040) 5 91 01-377


8. Zulassungsnummer(n)

Ospolot200 mg: 29803.00.00

Ospolot 50 mg: 29803.01.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

03.07.1998


10. Stand der Information

November 2008


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig


1 Diese Änderung wurde von uns bereits am 15.04.2008 angezeigt. Versehentlich haben wir diesen Hinweis in der Fachinformation nicht aufgeführt und diesen Fehler hier korrigiert.