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Oxazepam Al 10

Document: 16.12.2009   Fachinformation (deutsch) change


Fachinformation Oxazepam AL


Bezeichnung des Arzneimittels

Oxazepam AL 10

Oxazepam 10 mg pro Tablette

Wirkstoff: Oxazepam

Qualitative und quantitative Zu­sammensetzung

1 Tablette enthält: 10 mg Oxazepam

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1

Darreichungsform

Tabletten

Weiße, runde Tablette mit einseitiger Bruch­rille.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete

Zur symptomatischen Behandlung von akuten und chronischen Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen.

Zur symptomatischen Behandlung von Durchschlafstörungen.

Dosierung, Art und Dauer
der Anwendung

Dosierung und Anwendungsdauer sind im Einzelfall von der individuellen Reaktions­lage, Art und Schwere des Krankheits­bildes abhängig. Hierbei gilt der Grundsatz, die Dosis so gering und die Behandlungs­dauer so kurz wie möglich zu halten.

Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:

Angst-, Spannungs- und Erregungszu­stände

In der Regel beträgt die Tagesdosis bei ambulanter Behandlung für Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre 2 bis 3 Tab­letten Oxazepam AL 10 (entspr. 20-30 mg Oxazepam/Tag).

Erwachsene erhalten morgens und abends je 1 Tablette Oxazepam AL 10 oder abends 2 Tabletten Oxazepam AL 10 (entspr. 20 mg Oxazepam/Tag) oder morgens 1 Tablette und abends 2 Tabletten Oxazepam AL 10 (entspr. 30 mg Oxazepam/Tag).

Wenn bei dieser Dosierung die ge­wünschten Wirkungen nicht erzielt werden können, kann die Dosis auf bis zu 60 mg Oxazepam/Tag gesteigert werden. Ge­gebenenfalls ist auf ein Präparat mit ge­eigneterem Wirkstoffgehalt auszuweichen.

Höhere Dosierungen sind nur in seltenen Fällen notwendig und erfolgen in der Regel nur im Krankenhaus.

Ältere und geschwächte Patienten sowie Patienten mit hirnorganischen Verände­rungen, Kreislauf- und Atmungsschwäche erhalten in der Regel die Hälfte der oben angegebenen Dosierung, d.h. anfangs 1 Tablette Oxazepam AL 10 (entspr. 10 mg Oxazepam/Tag) bis maximal 3 Tabletten Oxazepam AL 10 (entspr. 30 mg Oxaze­pam/Tag). Höhere Tagesdosen sollten nicht verordnet werden.

Im Allgemeinen erhalten Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre 0,5-1,0 mg Oxazepam/kg Körpergewicht, verteilt auf 3-4 Einzelgaben, gegebenenfalls mit einer größeren Dosis zur Nacht.

Kinder von 7 bis 14 Jahren erhalten z.B. morgens und mittags je ½ Tablette Oxaze­pam AL 10 und abends 1 Tablette Oxaze­pam AL 10 (entspr. 20 mg Oxazepam/ Tag).

Kinder unter 7 Jahren sollten wegen einge­schränkter Erfahrungen mit dieser Alters­gruppe nicht mit Oxazepam behandelt werden.

Durchschlafstörungen

Erwachsene erhalten als Einzeldosis abends 1 Tablette Oxazepam AL 10 (ent­spr. 10 mg Oxazepam). Im Bedarfsfall kann diese Dosis auf 2 Tabletten bis höchs­tens 3 Tabletten Oxazepam AL 10 (entspr. 20 bzw. 30 mg Oxazepam/Tag) erhöht werden.

Ältere oder geschwächte Patienten sowie Patienten mit hirnorganischen Verände­rungen, Kreislauf- und Atmungsschwäche erhalten in der Regel die Hälfte der oben angegebenen Dosierung, d.h. zur Nacht ½ Tablette Oxazepam AL 10 (entspr. 5 mg Oxazepam/Tag). Im Bedarfsfall kann die Dosis auf 1 bis 1½ Tabletten Oxazepam AL 10 (entspr. 10-15 mg Oxazepam/Tag) er­höht werden.

Art der Anwendung

Die Tabletten sind teilbar und werden unabhängig von den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen.

Abends sollte die Einnahme nicht auf vollen Magen erfolgen, da sonst mit ver­zögertem Wirkungseintritt und - abhängig von der Schlafdauer - mit verstärkten Nach­wirkungen (z.B. Müdigkeit, Konzentrations­störungen) am nächsten Morgen gerechnet werden muss.

Dauer der Anwendung

Die Dauer der Anwendung wird vom Arzt bestimmt und ist bei akuten Krankheits­bildern auf eine Einzelgabe bzw. auf wenige Tage zu beschränken.

Bei chronischen Krankheitsbildern richtet sich die Dauer der Anwendung nach dem Verlauf. In solchen Fällen sollte der behandelnde Arzt nach mehrwöchiger (ca. 2 Wochen) Einnahme überprüfen, ob die Indikation zur weiteren Behand­lung mit Oxazepam noch gegeben ist. Eine maximale Behandlungsdauer von 4 Wochen sollte nicht überschritten werden.

Zu beachten ist, dass nach längerer An­wendungsdauer (länger als 1 Woche) und nach plötzlichem Absetzen der Therapie Angst-, Erregungs- und Spannungszustände, innere Unruhe vorübergehend verstärkt wieder auftreten können (siehe Abschnitt 4.4).

Daher sollte die Behandlung nicht plötz­lich - insbesondere bei hoch dosierter Ein­nahme sowie bei nicht bestimmungsge­mäßem Gebrauch - sondern durch schritt­weise Verringerung der Dosis beendet werden.

Bei einer Langzeitbehandlung werden Kontrollen des Blutbildes und der Leber- und Nierenfunktion empfohlen.

Gegenanzeigen

Oxazepam AL 10 darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Oxazepam, andere Benzodiazepine oder gegen einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

  • Abhängigkeitsanamnese (Alkohol, Arz­neimittel, Drogen).

  • akuter Alkohol-, Schlafmittel-, Schmerz­mittel(Opiattyp)- sowie Psychopharmaka­vergiftung (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium).

  • Myasthenia gravis.

  • spinalen und zerebellaren Ataxien.

Besondere Warnhinweise und Vor­sichtsmaßnahmen für die Anwendung

Oxazepam darf nur unter besonderer Vor­sicht bei chronischer Ateminsuffizienz (obstruktive Atemwegserkrankungen) oder Schlaf-Apnoe-Syndrom angewandt werden.

Besondere Patientengruppen

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Benzodiazepine sollten nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens an Kinder gegeben werden. Die Anwendung sollte so kurz wie möglich erfolgen.

Nicht alle Angst-, Spannungs- und Er­regungszustände oder Schlafstörungen bedürfen einer medikamentösen Behand­lung. Sie sind häufig Folgeerscheinungen körperlicher oder seelischer Erkrankungen und können durch andere Maßnahmen oder gezielte Behandlung der Grund­krankheiten behoben werden.

Toleranzentwicklung

Nach Einnahme von Benzodiazepinen über einige Wochen kann es zu einem Ver­lust der Wirksamkeit (Toleranz) kommen.

Bei vorbestehender Alkohol- oder Barbi­turatabhängigkeit ist Kreuztoleranz mög­lich.

Abhängigkeit

Die Anwendung von Benzodiazepinen kann zur Entwicklung von psychischer und physischer Abhängigkeit führen. Dies gilt nicht nur für missbräuchliche Anwendung besonders hoher Dosen, sondern auch bereits für den thera­peutischen Dosierungsbereich. Das Risiko einer Abhängigkeit steigt mit der Dosis und der Dauer der Behandlung und ist insbesondere bei Patienten mit Alkohol-, Arzneimittel- oder Drogenmissbrauch in der Anamnese erhöht.

Wenn sich eine körperliche Abhängig­keit entwickelt hat, wird ein plötzlicher Abbruch der Behandlung von Entzugs­symptomen begleitet (siehe unten).

Absetzerscheinungen/Entzugssymptome

Beim Beenden insbesondere einer län­geren Behandlung kann es zu Entzugs­symptomen kommen.

Diese können sich in Schlafstörungen, vermehrtem Träumen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Angst, innerer Unruhe, Schwitzen, Zittern, Spannungs­zuständen, Stimmungswechsel, Verwirrt­heit und Reizbarkeit äußern.

In schweren Fällen können außerdem folgende Symptome auftreten: Verwirrt­heitszustände, Depersonalisation, De­realisation, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und körperlichen Kon­takt, Taubheit und Parästhesien in den Extremitäten, Halluzinationen oder epi­leptische Anfälle.

Auch beim Beenden einer kürzeren Be­handlung kann es zu Absetzerscheinungen (Rebound-Phänomenen) kommen, wo­bei die Symptome, die zu einer Behand­lung mit Benzodiazepinen führten, vor­übergehend in verstärkter Form wieder auftreten können. Als Begleitreaktionen sind Stimmungswechsel, Angstzustände und Unruhe möglich.

Da das Risiko von Entzugs- bzw. Ab­setzsymptomen nach plötzlichem Be­enden der Therapie höher ist, wird empfohlen, die Behandlung durch schritt­weise Reduktion der Dosis zu beenden.

Amnesie

Benzodiazepine können anterograde Am­nesien verursachen. Das bedeutet, dass nach erfolgter Medikamenteneinnahme unter Umständen Handlungen ausge­führt werden, an die sich der Patient später nicht mehr erinnern kann.

Dieses Risiko steigt mit der Höhe der Dosierung und kann durch eine aus­reichend lange, ununterbrochene Schlaf­dauer (7-8 h) verringert werden.

Psychische und „paradoxe” Reaktionen

Bei der Anwendung von Benzodiazepinen kann es, insbesondere bei älteren Pa­tienten oder Kindern, zu psychischen sowie „paradoxen” Reaktionen kommen (siehe Abschnitt 4.8). In diesen Fällen sollte die Behandlung mit diesem Präparat beendet werden.

Risikopatienten

Zu Beginn der Therapie sollte die indivi­duelle Reaktion des Patienten auf das Arzneimittel kontrolliert werden, um z.B. eine relative Überdosierung möglichst schnell erkennen zu können. Dies gilt insbesondere für die aufgeführten Risiko­patienten.

Bei normaler Atemfunktion wirkt Oxaze­pam nicht atemdämpfend, jedoch ist die Anwendung bei Patienten mit akuter oder chronischer respiratorischer Insuffi­zienz, wie z.B. chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, sorgfältig abzu­wägen.

Bei älteren und geschwächten Patienten sowie bei Patienten mit Herzinsuffizienz und/oder Hypotonie, die auf Benzodia­zepine oft stärker als erwünscht an­sprechen, sowie Patienten mit hirn­organischen Veränderungen, ist die Ver­ordnung sorgfältig abzuwägen. Dies gilt auch für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Gegebenenfalls sollte die Dosis verringert oder Oxazepam abge­setzt werden (siehe Abschnitt 4.2).

Obwohl eine Blutdrucksenkung nicht häufig auftritt, sollte Oxazepam mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, bei denen ein Blutdruckabfall kardiale Komplika­tionen auslösen könnte. Dies gilt insbe­sondere für ältere Patienten.

Benzodiazepine werden zur primären Behandlung von Psychosen nicht emp­fohlen.

Benzodiazepine sollten nicht zur alleinigen Behandlung von Depressionen oder Angst­zuständen, die von Depressionen be­gleitet sind, angewandt werden. Unter Um­ständen kann die depressive Sympto­matik verstärkt und so das Risiko eines Suizids erhöht werden. In diesem Fall sollte die Dosierung reduziert oder die Behandlung mit Oxazepam beendet werden.

Bei Patienten mit Epilepsie können durch plötzliches Absetzen von Oxazepam Krampfanfälle ausgelöst werden.

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Oxazepam AL 10 nicht einnehmen.

Wechselwirkungen mit anderen Arznei­mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Oxa­ze­pam mit folgenden Arzneimitteln kann es zu gegenseitiger Verstärkung der zentral­dämpfenden Wirkung kommen:

  • Sedativa, Hypnotika, Narkotika, An­ästhetika.

  • Opiat-Analgetika.

  • Antiepileptika.

  • Neuroleptika.

  • Anxiolytika, Antidepressiva, Lithium.

  • Sedierende Antihistaminika.

  • Betarezeptorenblocker.

Dies gilt insbesondere auch für den gleichzeitigen Alkoholgenuss, durch den die Wirkungen in nicht vorhersehbarer Weise verändert und verstärkt werden können.

Die Kombination mit Opiat-Analgetika kann durch Verstärkung der euphorisie­renden Wirkung die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit fördern.

Bei gleichzeitiger Gabe von Muskelre­laxantien wird die relaxierende Wirkung verstärkt.

Bei Patienten, die unter Dauerbehand­lung mit anderen Arzneimitteln, wie z.B. Antihypertonika oder Antidiabetika stehen, sind Art und Umfang von Wechsel­wirkungen nicht sicher vorhersehbar. Da­her sollte der behandelnde Arzt vor Be­ginn der Behandlung abklären, ob ent­sprechende Dauerbehandlungen bestehen. In solchen Fällen ist, insbesondere vor Beginn der Behandlung, besondere Vor­sicht geboten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Oxazepam sollte während der Schwanger­schaft nur bei zwingender Indikation an­gewandt werden.

Oxazepam passiert die Plazenta. Im Nabel­schnurblut wurde eine annähernd gleiche Konzentration wie im maternalen Blut ge­messen. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft über längere Zeit Benzodiazepine eingenommen haben, können eine körperliche Abhängigkeit ent­wickeln. Diese Kinder zeigen Entzugs­symptome in der Postpartalphase.

Wenn aus zwingenden Gründen Oxaze­pam in hohen Dosen während der Spät­schwangerschaft oder während der Ge­burt verabreicht wird, sind Auswirkungen auf das Neugeborene wie Ateminsuffi­zienz, Hypothermie, herabgesetzte Muskel­spannung und Trinkschwäche („floppy infant syndrome”) zu erwarten. Falls Oxazepam einer Patientin im reproduktionsfähigen Alter verschrieben wird, sollte diese da­rauf hingewiesen werden, sich unver­züglich mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen, wenn sie schwanger zu werden wünscht, oder eine Schwangerschaft vermutet.

Das Missbildungsrisiko beim Menschen nach Einnahme therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in der Frühschwanger­schaft scheint gering zu sein, obwohl einige epidemiologische Studien Anhalts­punkte für ein erhöhtes Risiko für Gaumen­spalten ergaben.

Fallberichte über Fehlbildungen und geistige Retardierung der pränatal exponierten Kinder nach Überdosierungen und Ver­giftungen mit Benzodiazepinen liegen vor.

Stillzeit

Oxazepam geht in die Muttermilch über. Die Halbwertszeit von Oxazepam im Neu­geborenen beträgt ca. 22 Stunden. Auf­grund der möglichen Akkumulation im Säugling muss bei wiederholter Gabe abgestillt bzw. das Stillen unterbrochen werden.

Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei be­stimmungsgemäßem Gebrauch das Re­aktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird (Sedierung, Amnesie, verminderte Konzentrations­fähigkeit, beeinträchtigte Muskelfunktion). Dies gilt in verstärktem Maße im Zu­sammenwirken mit Alkohol oder nach unzureichender Schlafdauer.

Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefährliche Tätigkeiten ganz, zumindest jedoch während der ersten Tage der Be­handlung unterbleiben. Die Entscheidung trifft der behandelnde Arzt unter Berück­sichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind häufig dosisab­hängig unterschiedlich stark ausgeprägt und treten vor allem in den ersten Tagen der Behandlung bzw. bei älteren Patienten auf. Sie können durch sorg­fältige und individuelle Einstellung der Tagesdosen vermindert oder vermieden werden.

Die möglichen Nebenwirkungen sind ge­mäß ihrer geschätzten Häufigkeit aufge­führt, wobei die häufigsten zuerst genannt werden:

  • Sedierung, Schläfrigkeit, verlängerte Reaktionszeit und Konzentrationsstö­rungen, Verwirrtheit und Benommen­heit (diese Erscheinungen können auch am Folgetag noch fortbestehen).

  • Schwindelgefühl, Kopfschmerzen.

  • Niedergeschlagenheit.

  • Anterograde Amnesie (siehe Abschnitt 4.4).

  • Ataxie.

  • Blutdrucksenkung.

  • Zu- oder Abnahme des sexuellen Ver­langens.

Weniger häufig wurden beobachtet:

  • Leichte Übelkeit, Mundtrockenheit.

  • Appetitsteigerung oder -abnahme.

  • Leberstörungen einschließlich Ikterus.

  • Hautreaktionen.

  • Muskelschwäche (Sturzgefahr!).

  • Atemdepression, vor allem bei be­stehender Atemwegsobstruktion und bei Patienten mit hirnorganischen Ver­änderungen.

  • Leukopenie.

Eine bereits vorhandene Depression kann während der Anwendung von Benzo­diazepinen demaskiert werden (siehe Ab­schnitt 4.4).

Weiterhin können, insbesondere bei älteren Patienten und Kindern, psychische Reak­tionen (z.B. Halluzinationen, Alpträume, Psychosen, unangemessenes Verhalten und andere Verhaltensstörungen) sowie „paradoxe Reaktionen“ (z.B. Unruhe, Reiz­barkeit, Aggressivität, akute Erregungszu­stände, Angst, Wut, Suizidalität, Muskel­krämpfe und Schlafstörungen) auftreten. In diesen Fällen sollte die Behandlung mit Oxazepam beendet werden.

Oxazepam besitzt ein primäres Abhängig­keitspotenzial. Bereits bei täglicher Ein­nahme über wenige Wochen besteht die Gefahr einer Abhängigkeitsentwick­lung (siehe Abschnitt 4.4).

Beim Beenden der Behandlung mit Oxa­zepam können Absetzerscheinungen (z.B. Rebound-Phänomene) bzw. Entzugs­symptome auftreten (siehe Abschnitt 4.4).

Beim Auftreten von Artikulationsstörungen, Bewegungs- und Gangunsicherheit ist die Dosis vor wiederholter Anwendung zu verringern.

Obwohl folgende Nebenwirkungen bis­her nicht für Oxazepam berichtet wurden, sind sie unter ähnlichen Wirkstoffen auf­getreten: Zyklusstörungen, EEG-Verän­derungen, Blutbildveränderungen ein­schließlich Agranulozytose, verschwom­menes Sehen, Doppelbilder, Inkontinenz, Fieber, Stupor, Orientierungsstörungen und Euphorie.

Überdosierung

Wie auch bei anderen Benzodiazepinen ist eine Überdosierung von Oxazepam im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, es sei denn, dass es zusammen mit anderen ZNS-wirksamen Substanzen - ein­schließlich Alkohol - eingenommen wurde.

Symptome einer Überdosierung

Intoxikationen mit Benzodiazepinen sind gewöhnlich - in Abhängigkeit von der auf­genommenen Dosis - durch verschiedene Stadien der zentralen Dämpfung ge­kennzeichnet.

Symptome leichter Überdosierung können z.B. Benommenheit, Somnolenz, geistige Verwirrung, Lethargie, Sehstörungen, un­deutliches Sprechen, muskuläre Störungen (Dystonie, Ataxie, Dyskinesie) und Blut­druckabfall sein.

In Fällen hochgradiger Intoxikation können zentrale Atem- und Kreislauf-Depression (Zyanose, komatöse Bewusstseinstrübung) auftreten.

In der Abklingphase der Intoxikation wurden hochgradige Erregungszustände beo­bachtet.

Maßnahmen bei Überdosierung

Patienten mit leichteren Vergiftungser­scheinungen sollten unter Atem- und Kreislaufkontrolle ausschlafen.

In schwereren Fällen können weitere Maßnahmen (Magenspülung, Kreislauf­stabilisierung, Intensivüberwachung) er­forderlich werden.

Auf Grund der hohen Plasma-Eiweiß-Bindung und des großen Verteilungs­volumens dürften forcierte Diurese oder Hämodialyse bei reinen Oxazepam-Ver­giftungen nur von geringem Nutzen sein.

Erforderlichenfalls steht als Antidot der spezifische Benzodiazepin-Antagonist Flumazenil zur Verfügung. Dabei ist - ins­besondere nach längerer Oxazepam-Behandlung - das mögliche Auftreten von Krampfanfällen zu beachten.

Pharmakologische Eigenschaften

Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Klassifizierung

Anxiolytika/Benzodiazepine

ATC-Code: N05BA04

Oxazepam ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit angst-, spannungs- und erregungs­dämpfenden Eigenschaften sowie se­dierenden und hypnotischen Effekten. Darüber hinaus zeigt Oxazepam in hohen Dosen den Muskeltonus dämpfende und antikonvulsive Wirkungen.

Oxazepam bindet mit mittelstarker Affinität an spezifische Rezeptoren im Zentral­nervensystem, den Benzodiazepinrezep­toren des GABA-ergen Transmittersystems. Nach Bindung an den Benzodiazepinre­zeptor verstärkt Oxazepam die hemmende Wirkung der GABA-ergen Übertragung.

Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Oxazepam wird nach oraler Gabe lang­sam, aber nahezu vollständig resorbiert. Die Resorptionshalbwertszeit wurde in verschiedenen Studien auf durchschnitt­lich 34-48 min (8-93 min) eingestuft. Der First-pass-Effekt scheint gering zu sein. Harnausscheidungsraten des Glucuronids lassen auf eine Bioverfügbarkeit von 80-90% aus dem Magen-Darm-Trakt schließen.

Verteilung

Oxazepam wird zu etwa 95-98% an Plasmaproteine gebunden.

Maximale Plasmaspiegel sind in der Mehr­zahl der Fälle in 1-3 h erreicht. Nach einer Einzeldosis von 15 mg beträgt der maxi­male Plasmaspiegel an freiem Oxazepam im Mittel 250-350 ng/ml. Nach oraler Gabe von 30 mg Oxazepam wurden in ver­schiedenen Studien mittlere Werte für die Plasmakonzentrationen von 622-837 ng/ml gefunden (Werte von 427-1265 ng/ml) nach etwa 2-3 h (0,5-8 h). Die Höhe der Plasmakonzentrationen korreliert mit der verabreichten Dosis. Eine Korrelation zwischen Plasmakon­zentration und klinischer Wirksamkeit wurde nicht festgestellt.

Das Verteilungsvolumen beträgt 0,6-2 l/kg Körpergewicht, bei Niereninsuffizienz und Hämodialyse-Patienten 5,8 bzw. 3,4 l/kg Körpergewicht.

Metabolismus

Oxazepam wird in der Leber (40% in 6 h) zum inaktiven Hauptmetabolit Oxazepam-O-Glucuronid transformiert. Daneben wurden 6 weitere, zum Teil glucuronidierte, inaktive Metaboliten in geringen Mengen gefunden.

Metabolismus und Elimination des Oxaze­pams werden durch bestehende Leberer­krankungen (z.B. Hepatitis und Zirrhose) nicht signifikant verändert. Eine Ver­ringerung der Plasmaeiweißbindung bei gleichzeitiger Erhöhung des Verteilungs­volumens und einer damit einhergehenden Verringerung der totalen Plasmaspiegel, wodurch die Plasmaspiegel des freien Oxazepams im Normalbereich bleiben, wurde beobachtet.

Elimination

Die Ausscheidung erfolgt fast ausschließ­lich renal (mehr als 80%).

Der Plasmaverlauf ist biexponentiell. Die terminale Plasmahalbwertzeit wurde interindividuell und methodenabhängig schwankend zwischen 6 und 25 h an­gegeben. Sie war bei weiblichen Pro­banden länger (Durchschnitt 9,7 h) als bei männlichen Probanden (Durchschnitt 7,8 h). Die Clearance liegt bei etwa 0,8-2,1 ml/min/kg.

Innerhalb von 72 h wurden etwa 80% vom Wirkstoff als Oxazepam-O-Glucuronid und weniger als 1% als freies Oxazepam im Urin wiedergefunden. Freies Oxazepam sowie die 6 inaktiven Metabolite summieren sich zu ca. 5% der verabreichten Dosis im Urin.

In den Faeces wurden durchschnittlich weniger als 10% Gesamt-Oxazepam ge­funden.

Bei bestehender Niereninsuffizienz bleiben die metabolische Clearance von Oxaze­pam sowie die Plasmaspiegel des nicht-proteingebundenen Oxazepams im Normal­bereich, das Oxazepamglucuronid kumuliert durch verlängerte Eliminationshalbwerts­zeit. Die fäkale Elimination steigt mit dem Grad der Niereninsuffizienz.

Während einer 6-stündigen Dialyse wurde praktisch kein Oxazepam und etwa 8% der gegebenen Dosis in Form des Oxaze­pamglucuronids eliminiert.

Pharmakokinetik in Schwangerschaft und Stillzeit

Oxazepam und Oxazepamglucuronid passieren die Plazenta. Der Fötus in­aktiviert das Oxazepam ebenfalls durch Glucuronidierung, jedoch langsamer als die Mutter. 70-100% der mütterlichen Kon­zentration konnten in der Spätschwanger­schaft im Plasma des Föten nachgewiesen werden. Die Eliminationshalbwertszeit beim Neugeborenen beträgt etwa 22 h, nach einigen Tagen erfolgt die Metabolisierung mit fast der gleichen Geschwindigkeit wie beim Erwachsenen.

Die Konzentration in der Muttermilch be­trägt rund 10% der mütterlichen Plasma­spiegel. Bei einer maximalen Trinkmenge von 1 l/Tag nimmt der Säugling maximal 1/1000 der absoluten mütterlichen Gesamt­dosis in Form von freiem Oxazepam und des Oxazepam-Glucuronid auf. Unter Berücksichtigung der altersabhängigen Trinkmenge kann davon ausgegangen werden, dass ein Säugling nicht mehr als 1/100 (auf kg KG bezogen) der Er­wachsenendosis aufnimmt.

Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute toxikologische Wirkungen von Oxazepam betreffen vorwiegend das zentrale Nervensystem (siehe Abschnitt 4.9).

Die chronische Verabreichung verursachte bei Ratten eine dosisabhängige zentri­lobuläre Hypertrophie der Leberzellen und reversible Fetteinlagerungen bei sehr hohen Dosierungen. Bei Ratten traten weiterhin Nephropathien und nichtneo­plastische Läsionen im Magen und Dünn­darm auf. Bei Hunden führten Dosie­rungen bis zu 960 mg/kg vereinzelt zur Prostata-Atrophie. Die Relevanz für den Menschen ist unklar.

Die Ergebnisse einer umfangreichen Muta­genitätsprüfung mit Oxazepam ergaben keine für die therapeutische Anwen­dung relevanten Hinweise auf ein geno­toxisches Potential.

In Langzeitstudien an Ratten und Mäusen traten dosisabhängig Leberadenome und -karzinome sowie follikuläre Schilddrüsen­adenome auf. Sie werden als Konse­quenz der für Benzodiazepine beschrie­benen Enzyminduktion in der Leber von Nagern gewertet.

Oxazepam passiert die Plazenta. Im Nabel­schnurblut wurde eine annähernd gleiche Konzentration wie im maternalen Blut ge­messen.

Oxazepam zeigte bei Untersuchungen an Ratte, Kaninchen und Maus keine Hinweise auf teratogene Eigenschaften. Es gibt Hinweise auf Verhaltensstörungen der Nachkommen von benzodiazepin­exponierten Muttertieren.

Pharmazeutische Angaben

Liste der sonstigen Bestandteile

Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Povidon, Talkum, Magnesiumstearat (Ph. Eur.)

Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.

Arzneimittel sollen nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.

Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern.

Art und Inhalt der Behältnisse

PVC/PVDC/Al-Blisterpackungen

OP mit 20 Tabletten (N2)

OP mit 50 Tabletten (N3)

Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Beseitigung

Keine speziellen Hinweise.

Inhaber der Zulassung

ALIUD PHARMA GmbH
Gottlieb-Daimler-Straße 19
D-89150 Laichingen

Telefon: 07333/9651-0
Telefax: 07333/21499
Internet: www.aliud.de
E-Mail: info@aliud.de

Zulassungsnummer

3121.00.00

Datum der Erteilung der Zulassung/
Verlängerung der Zulassung

02.02.1983/03.04.2006

Stand der Information

Dezember 2009

Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig


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Empfehlungen des Sachverständigen­ausschusses der Bundesregierung für den Arzt zur sachgerechten Anwendung von Benzodiazepinhaltigen Arzneimitteln


Benzodiazepine sind Arzneistoffe, die über­wiegend zur vorübergehenden Behand­lung schwerer Angstzustände und Schlaf­störungen eingesetzt werden.

Nach bisherigen Erkenntnissen werden Benzodiazepine zu häufig und über eine zu lange Zeit verordnet, was zu einer Abhängigkeitsentwicklung führen kann. Dieses Risiko steigt mit der Höhe der Dosis und der Dauer der Anwendung an.

Neben ihrem Abhängigkeitspotential haben Benzodiazepine weitere unerwünschte Arz­neimittelwirkungen, z.B. Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens, verstärktes Wiederauftreten der ursprünglichen Symp­tomatik nach Absetzen der Medikation, Gedächtnisstörungen, neuropsychiatrische Nebenwirkungen sowie Änderung der Halb­wertszeiten anderer Arzneistoffe. Neben der Abhängigkeitsentwicklung gibt auch der Missbrauch von Benzodiazepinen seit längerem Anlass zur Besorgnis.

Deshalb sind von den verordnenden Ärzten die folgenden Richtlinien zu beachten, die unter Berücksichtigung von Veröffent­lichungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft und der Arbeits­gemeinschaft Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie formuliert wurden:


Sorgfältige Indikationsstellung!

Bei Patienten mit einer Abhängigkeits­anamnese ist besondere Vorsicht ge­boten. In der Regel keine Verschreibung.

In der Regel kleinste Packungseinheit verordnen.

In möglichst niedriger, aber ausrei­chender Dosierung verordnen. Dosis möglichst frühzeitig reduzieren bzw. Dosierungsintervall vergrößern.

Therapiedauer am Behandlungsbeginn mit dem Patienten vereinbaren und Behandlungsnotwendigkeit in kurzen Zeitabständen überprüfen. Es gibt Ab­hängigkeit auch ohne Dosissteigerung sowie die sogenannte „Niedrigdosis-Abhängigkeit“!

Innerhalb der Therapiedauer möglichst frühzeitig schrittweise Dosisreduktion bzw. Vergrößerung des Dosierungs­intervalls, um Entzugssymptome, wie z.B. Unruhe, Angst, Schlafstörungen, delirante Syndrome oder Krampfan­fälle zu vermeiden.

Aufklärung des Patienten, dass Benzo­diazepine keinesfalls an Dritte weiter­zugeben sind.

Benzodiazepin-Verordnungen sollten vom Arzt stets eigenhändig ausgestellt und dem Patienten persönlich ausge­händigt werden.

Beachtung der Fach- und Gebrauchs­information sowie der einschlägigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Alle Abhängigkeitsfälle über die jewei­ligen Arzneimittelkommissionen der Kammern der Heilberufe dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Kenntnis bringen.



ALIUD® PHARMA 1209-00 Seite 11