iMedikament.de

Oxytetracyclin-Augensalbe Jenapharm

Document: 09.06.2009   Fachinformation (deutsch) change

16





Fachinformation

____________________________________________________________________


mibe+ Logo Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®

____________________________________________________________________



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®


Oxytetracyclinhydrochlorid 10 mg/g



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Wirkstoff: Oxytetracyclinhydrochlorid


1 g Augensalbe enthält:

Oxytetracyclinhydrochlorid 10 mg



Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Augensalbe



4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Durch Oxytetracyclin-empfindliche Erreger hervorgerufene akute und chronische bakterielle Infektionen des vorderen Augenab­schnittes

- wie Konjunktivitis, Blepharitis und Hornhautulcus als Kompli­kation einer Keratitis

- in Folge von Verletzungen, Verätzungen und Verbrennungen.



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Dosierung


Soweit nicht anders verordnet, ist ein etwa 1 cm langer Sal­benstrang (entsprechend ca. 0,15 mg Oxytetracyclinhydrochlorid) 3- bis 6-mal täglich in den unteren Bindehautsack des erkrank­ten Auges einzubringen.



Art und Dauer der Anwendung


Nach Herabziehen des unteren Lides den Salbenstrang in den Bindehautsack einbringen und durch mehrere Lidschläge sowie Bewegung des Augapfels gleichmäßig verteilen.


Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung und wird individuell vom Arzt festgelegt. Die Behandlung soll nach Abklingen der klinischen Erscheinungen noch 3 Tage fortgesetzt werden. Nur in begründeten Fällen darf die Anwendungsdauer 14 Tage überschreiten. Hierzu ist eine Entscheidung des behandelnden Arztes erforderlich.




Gegenanzeigen


bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Tetracycline (Kreuzallergie) oder gegen einen der sonstigen Bestandteile von Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®


Augentuberkulose und Pilzerkrankungen am Auge (Gefahr der Verschlimmerung einer Infektion, ggf. Perforation der Horn­haut).


Schwangerschaft und Stillzeit.



Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Während der Anwendung von Oxytetracyc­lin-Augensalbe JENAPHARM®dürfen keine Kontaktlinsen getragen werden.


Kinder

Die systemische Anwendung tetracyclinhaltiger Arzneimittel kann während der Dentitionsphase bei Kindern unter 8 Jahren durch Ablagerung von Calcium-Orthophosphat-Komplexen zu blei­benden Zahnverfärbungen, zur Unterentwicklung des Zahnschmel­zes (Zahnschmelzhypoplasien) und zur Verzögerung der Knochen­entwicklung führen. Obwohl diese Effekte aufgrund der niedri­gen Dosis von Oxytetracyclin bei Anwendung der Oxytetracyc­lin-Augensalbe JENAPHARM®am Auge unwahrscheinlich sind, sollte ein mögliches Auftreten dieser Effekte in Betracht gezogen werden.




4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Es ist nicht auszuschließen, dass unter der Therapie mit Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®in seltenen Fällen die empfängnisverhütende Wirkung hormoneller Kontrazeptiva beeinträchtigt wird. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.



Schwangerschaft und Stillzeit


Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.


Beim ungeborenen Kind kann Oxytetracyclin, der Wirkstoff in Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®, zu nicht mehr rückbildungsfähigen Zahnschäden (Verfärbung, Defekte im Zahnschmelz, erhöhte Anfälligkeit für Karies) sowie zu einer rückbildungsfähigen Verzögerung des Knochenwachstums führen. Oxytetracyclin tritt in die Muttermilch über. Daher muss abgestillt werden, wenn eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich ist.


Es besteht besonders in der Schwangerschaft die Gefahr einer mütterlichen Leberschädigung, die dem Krankheitsbild nach der akuten Schwangerschaftshepatopathie ähnelt.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Unmittelbar nach Anwendung der Augensalbe kann durch Schlei­ersehen die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen­verkehr, zur Arbeit ohne sicheren Halt oder zum Bedienen von Maschinen zeitweilig beeinträchtigt sein.

In dieser Zeit sollten daher keine Maschinen bedient, nicht ohne sicheren Halt gearbeitet und nicht am Straßenverkehr teilgenommen werden.



4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 10 %)

Häufig (≥ 1 % bis < 10 %)

Gelegentlich (≥ 0,1 % bis < 1 %)

Selten (≥ 0,01 % bis < 0,1 %)

Sehr selten (< 0,01 %)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren

Daten nicht abschätzbar)


In seltenen Fällen können allergische Reaktionen sowie Photo­dermatosen bei empfindlichen Personen auftreten, was ein Absetzen des Präparates erforderlich macht.

Entsprechend anderen Antibiotika kann bei längerem Gebrauch eine Sekundärinfektion durch gegen Oxytetracyclin-resistente Bakterien oder Pilze auftreten.



4.9 Überdosierung


Akute Intoxikationen mit Oxytetracyclinhydrochlorid sind nicht bekannt.


Bei akzidenteller oraler Aufnahme der Augensalbe sind Intoxi­kationserscheinungen nicht zu erwarten.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe:Ophthalmika,

Antiinfektiva, Antibiotika

ATC-Code: S01AA04


Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Oxytetracyclin beruht auf einer Hemmung der Proteinbiosynthese durch reversible Blockade der Bindungsstelle der Aminoacyl-t-RNS an der 30S-Untereinheit des Ribosoms, wodurch die Elongation der Peptidkette unterbrochen wird. Hieraus resultiert eine vorwiegend bakteriostatische Wirkung.



Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik

Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus AUC (Area under the curve, Fläche unterhalb der Konzentrations-Zeit-Kurve) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.


Resistenzmechanismen

Eine Resistenz gegenüber Oxytetracyclin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:


Es besteht weitgehende Kreuzresistenz innerhalb der Gruppe von Tetracyclinen.


Grenzwerte

Die folgenden Angaben basieren auf der Testung von Tetracyclin unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:


EUCAST(European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Staphylococcus spp.

1 mg/l

> 2 mg/l

Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G)

1 mg/l

> 2 mg/l

Streptococcus pneumoniae

1 mg/l

> 2 mg/l

Haemophilus influenzae

1 mg/l

> 2 mg/l

Moraxella catarrhalis

1 mg/l

> 2 mg/l

Neisseria gonorrhoeae

0,5 mg/l

> 1 mg/l

Neisseria meningitidis

1 mg/l

> 2 mg/l



Prävalenz der erworbenenResistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Oxytetracyclin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Oxytetracyclin anzustreben.


Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: Dezember 2008):


Üblicherweise empfindliche Spezies

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Actinomyces israelii°

Listeria monocytogenes°1

Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme)

Tropheryma whippelii°

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Bartonella henselae°

Borrelia burgdorferi°

Burkholderia mallei°

Burkholderia pseudomallei°

Brucella spp.°

Francisella tularensis°

Haemophilus ducreyi°

Haemophilus influenzae

Moraxella catarrhalis

Pasteurella multocida°

Vibrio cholerae°

Vibrio parahaemolyticus°

Yersinia enterocolitica°

Yersinia pestis°

Anaerobe Mikroorganismen

Propionibacterium acnes°

Andere Mikroorganismen

Chlamydophila pneumoniae°

Chlamydophila psittaci°

Chlamydia trachomatis°

Ehrlichia spp.°

Leptospira spp.°

Mycoplasma hominis°

Mycoplasma pneumoniae°

Rickettsia spp.°

Treponema pallidum°

Ureaplasma urealyticum°

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können

Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Streptococcus agalactiae+

Streptococcus pneumoniae

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Campylobacter jejuni°

Von Natur aus resistente Spezies

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Proteus spp.

Pseudomonas aeruginosa

Die angegebenen Kategorisierungen basieren z. T. auf Daten zu Tetracyclin und Doxycyclin.


° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.



+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.


Nur bei Penicillinallergie


1 Oxytetracyclin ist nur zur Therapie okuloglandulärer oder cutaner Listeriosen bei Penicillinallergie geeignet.


Oxytetracyclin ist nicht Mittel der Wahl bei Infektionen durch Escherichia coli und andere Enterobacteriaceae-Spezies.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Die Salbe gewährleistet eine gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs auf der Augenoberfläche und bewirkt eine lang­anhaltende Freigabe.


Oxytetracyclin wird von den in unmittelbarem Kontakt mit der Salbe stehenden Geweben (Lider, Bindehaut, Hornhautepithel) sehr gut aufgenommen. Es permeiert jedoch schlecht durch die Hornhaut. Bei bestehenden Hornhautepitheldefekten, Hornhaut­narben und –entzündungen erhöht sich die Durchlässigkeit für diesen Wirkstoff.

Die systemische Verfügbarkeit von Oxytetracyclin nach Applikation am Auge ist nicht bekannt.



Präklinische Daten zur Sicherheit


Es liegen keine Daten zur Toxizität von Oxytetracyclin vor. Die systemische Verfügbarkeit von Oxytetracyclin nach Applikation am Auge ist nicht bekannt. Die toxikologische Beurteilung erfolgt daher auf der Basis von Tetracyclinen nach systemischer Anwendung. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die systemische Anwendung in hohen Dosen von 500 - 1250 mg/Tag, die lokale Anwendung von Oxytetracyclin-Augensalbe JENAPHARM®jedoch nur in Dosen von 0,45 - 1,8 mg/Tag (bei gleichzeitiger Behandlung beider Augen) erfolgt.


Akute Toxizität / Chronische und subchronische Toxizität


Präklinische Daten zur akuten und chronischen Toxizität von Tetracyclinen lassen keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Mutagenität und Kanzerogenität

Untersuchungen zum mutagenen Potenzial ergaben widersprüchliche Befunde. Es bestehen Hinweise auf eine mutagene Wirkung, deren Relevanz bisher nicht abgeklärt ist. Langzeituntersuchungen am Tier ergaben keine Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Tetracyclin.


Reproduktionstoxizität


Reproduktionstoxikologische Studien an verschiedenen Tierspezies mit Tetracyclinen ergaben Hinweise auf embryotoxische Effekte. Im therapeutischen Dosisbereich bei systemischer Anwendung gab es bei den Feten Hinweise auf eine Verzögerung des Knochenwachstums, Verfärbungen von Cornea und Linse sowie des Dentins durch Einlagerung von Tetracyclin.


Beim Menschen konnte bisher keine teratogene Wirkung der Tetracycline nachgewiesen werden.


Tetracycline sind placentagängig und erreichen im fetalen Kreislauf bis zu 100 % der mütterlichen Plasmakonzentrationen. Die Konzentration in der Muttermilch beträgt über 50 % der mütterlichen Plasmawerte. Durch Anreicherung und Bildung von Chelatkomplexen in Geweben mit einem hohen Calcium-Umsatz kann es unter Tetracyclinen bei Föten und Kindern unter 8 Jahren zu bleibenden Zahnschäden (Verfärbung, Schmelzdefekt, Kariesanfälligkeit) sowie zu einer reversiblen Verzögerung des Knochenwachstums kommen. Daher sollten Tetracycline an Schwangere, stillende Mütter sowie Kinder unter 8 Jahren nicht verabreicht werden.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Weißes Vaselin, dickflüssiges Paraffin



6.2 Inkompatibilitäten


Bisher sind keine bekannt.



Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


Nach Anbruch 4 Wochen verwendbar.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25°C lagern.

Die Augensalbe sollte bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, damit sie geschmeidig ist und besser aus der Tube austreten kann.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Augensalbe

Packung mit 1 Tube zu 5 g Augensalbe N 1



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Keine besonderen Anforderungen.


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.



7. INHABER DER ZULASSUNG

mibe GmbH Arzneimittel

Münchener Straße 15

06796 Brehna


Tel.: 034954/ 247-0

Fax: 034954/ 247-100



8. ZULASSUNGSNUMMER

3000279.00.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


20.05.2005 / 20.05.2005



10. STAND DER INFORMATION


Mai 2009



11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig