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Oxytocin 10 I.E. Carino

Document: 14.12.2010   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


OXYTOCIN 3 I.E. Carino Injektionslösung

OXYTOCIN 10 I.E. Carino Injektionslösung


Wirkstoff: Oxytocin


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


OXYTOCIN 3 I.E. Carino Injektionslösung: 1 Ampulle mit 1 ml enthält 3 I.E. Oxytocin

OXYTOCIN 10 I.E. Carino Injektionslösung: 1 Ampulle mit 1 ml enthält 10 I.E. Oxytocin


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Injektionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


OXYTOCIN Carino wird angewendet


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Anwendung von Oxytocin sollte nur nach strenger Indikationsstellung aus medizinischen Gründen, nur in der Klinik und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Für die individuelle Dosierung ist eine sorgfältige Überwachung der Geburt erforderlich (CTG, Blutdruck und Puls der Mutter).


OXYTOCIN Carino wird i.m., i.v. oder intramural injiziert oder als i.v.-Infusion verabreicht.


Wenden Sie dieses Arzneimittel entsprechend der nachfolgenden Dosierungs­empfehlung an.


Geburtseinleitung aus medizinischen Gründen am Termin, primäre und sekundäre Wehenschwäche:


Bei der Geburtseinleitung oder zur Wehenverstärkung darf OXYTOCIN Carino nur als intravenöse Dauerinfusion und niemals als subkutane, intramuskuläre oder intravenöse Einzelinjektion verabreicht werden.


OXYTOCIN Carino wird als intravenöse Tropfinfusion oder, vorzugsweise, mittels einer Infusionspumpe mit variabler Geschwindigkeit verabreicht. Für die Tropfinfusion empfiehlt es sich, 1 I.E. Oxytocin in 100 ml einer physiologischen Elektrolyt-Infusionslösung (z. B. Natriumchlorid 0,9 %) zu verdünnen. Bei Patientinnen, die kein Natriumchlorid erhalten sollen, kann dazu 5%ige Glukose-Infusionslösung verwendet werden (siehe aber Abschnitt 4.4).


Die anfängliche Infusionsgeschwindigkeit soll 0,5-2 x 10-3I.E./Min., d. h. 0,05‑0,2 ml entsprechend 1-4 Tropfen/Min. betragen. Die Dosierung kann je nach Wehentätigkeit in Zeitabständen von nicht weniger als 15 Minuten schrittweise um 1-2 x 10-3I.E./Min. gesteigert werden, bis ein mit einer spontanen Wehentätigkeit vergleichbares Kontraktionsmuster vorliegt. Am Geburtstermin oder kurz zuvor wird dies häufig mit einer Infusion von weniger als 10 x 10-3I.E./Min. (1 ml entsprechend 20 Tropfen/Min.) erreicht. Bei normalen Geburtswehen sollte die Infusionsmenge nicht weiter gesteigert werden. Die empfohlene maximale Infusionsgeschwindigkeit beträgt 20-30 x 10-3I.E./Min. (2-3 ml, entsprechend 40‑60 Tropfen/Min.).


Wenn nach der Infusion von 500 ml (5 I.E.) noch keine regelmäßigen Kontraktionen der Gebärmutter eingesetzt haben, sollte der Versuch der Geburtseinleitung abgebrochen werden. Am folgenden Tag kann im Allgemeinen ein erneuter Versuch unternommen werden.


Während der ganzen Infusionsdauer müssen die Häufigkeit, Stärke und Dauer der Kontraktionen sowie die fetale Herzfrequenz sorgfältig überwacht werden. Sobald eine angemessene Wehentätigkeit erreicht ist, kann die Infusionsgeschwindigkeit vermindert werden. Bei übermäßiger Wehentätigkeit und/oder Anzeichen für eine plazentare Mangelversorgung (fetal distress) ist die Infusion sofort abzubrechen.


Während eines Kaiserschnitts nach der Entwicklung des Kindes:


Unmittelbar nach Extraktion des Kindes können 5 I.E. intramural oder langsam i.v. injiziert oder als Infusion (30 x 10-3I.E./Min.) prophylaktisch appliziert werden.


Nachgeburtsperiode (atonische Blutungen):


5-10 I.E. i.m. oder 5-6 I.E. langsam i.v.

Wenn OXYTOCIN Carino in der Nachgeburtsperiode zur Prophylaxe oder Behandlung von Blutungen als intravenöse Injektion verabreicht wird, soll die Injektion langsam erfolgen, da es sonst zu einem akuten Blutdruckabfall kommen kann.


Wegen der die Wasserausscheidung hemmenden (antidiuretischen) Wirkung von OXYTOCIN Carino (siehe Abschnitt 4.8) sind bei der Verabreichung von OXYTOCIN Carino in hohen Dosen folgende Maßnahmen zu beachten:


Es soll eine elektrolythaltige Infusionslösung (nicht Glukose) verwendet werden, wobei das infundierte Flüssigkeitsvolumen niedrig gehalten werden muss. Gleichzeitig ist die orale Flüssigkeitsaufnahme einzuschränken und die Flüssigkeitsbilanz zu überwachen. Bei Verdacht auf ein gestörtes Elektrolyt-Gleichgewicht müssen die Serumelektrolyte kontrolliert werden.


Zur Ausräumung nach Aborten:


3-6 I.E. Oxytocin i.v. oder i.m.


4.3 Gegenanzeigen



Bei intrauterinem Fruchttod und bei Vorliegen von mekoniumhaltigem Fruchtwasser muss im Hinblick auf das Risiko einer Fruchtwasserembolie eine hyperaktive (gesteigerte) Wehentätigkeit vermieden werden.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bei Patientinnen mit Wehenschwäche, die auf Oxytocin ungenügend ansprechen, und bei Patientinnen mit schweren kardiovaskulären Störungen soll OXYTOCIN Carino nicht über längere Zeit angewendet werden.


Bei Überdosierung oder zu schneller Applikation von Oxytocin können hypertone Wehen (Druckanstieg) bis zum Tetanus uteri (Dauerkontraktion der Gebärmutter) sowie Uterusruptur (Gebärmutterriss), fetale Asphyxie (akuter schwerwiegender Sauerstoffmangel beim Kind) und „fetal distress“ (plazentare Mangelversorgung) bis hin zum Tod des Kindes auftreten.


Es gibt Hinweise darauf, dass bei einer Geburtseinleitung mit Oxytocin das Risiko für das Auftreten einer postpartalen disseminierten intravasalen Gerinnung (DIG, eine ausgedehnte Blutgerinnungsstörung in den Gefäßen), einer seltenen Komplikation, erhöht ist.


Dieses erhöhte Risiko ist von größerer Bedeutung für Frauen im Alter von 35 Jahren und älter, für Frauen mit Komplikationen während der Schwangerschaft und für Frauen mit einem Schwangerschaftsalter über 40 Wochen.


Bei diesen Frauen sollte die Anwendung von OXYTOCIN Carino mit besonderer Vorsicht erfolgen. Der behandelnde Arzt sollte Anzeichen einer möglichen DIG (z. B. Fibrinolyse) besondere Aufmerksamkeit schenken.


Weil Oxytocin eine, wenn auch geringe, antidiuretische Aktivität besitzt, kann es bei lang dauernder, hochdosierter intravenöser Infusion in Verbindung mit großen Flüssigkeitsvolumina zu einer Wasserintoxikation, verbunden mit Hyponatriämie, kommen.

Der antidiuretische Effekt von Oxytocin, kombiniert mit der i.v.-Applikation einer Flüssigkeit, kann zu einer hämodynamischen Form eines akuten pulmonalen Ödems ohne Hyponatriämie führen.


Um diese seltenen Komplikationen zu vermeiden, sind folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, wenn hohe Oxytocin-Dosen über einen längeren Zeitraum verabreicht werden:


Es soll eine elektrolythaltige Infusionslösung (nicht Glukose) verwendet werden, wobei das infundierte Flüssigkeitsvolumen niedrig gehalten werden muss. Gleichzeitig ist die orale Flüssigkeitsaufnahme einzuschränken und die Flüssigkeitsbilanz zu überwachen. Bei Verdacht auf ein gestörtes Elektrolyt-Gleichgewicht müssen die Serumelektrolyte kontrolliert werden.


Besondere Kontrolle von Mutter und Kind ist erforderlich bei:



Die Grenze von 16 x 10-3I.E./Min. sollte nur kurzfristig überschritten werden, da nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass bei länger dauernder höherer Dosierung beim Kind eine Hyperbilirubinämie (vermehrter Gehalt des Blutes an Bilirubin, einem Gallenfarbstoff) gefördert wird. Ferner kommt es bei hyperaktiver Wehentätigkeit sehr häufig zu kindlichen Netzhautblutungen.


Bei intrauterinem Fruchttod und/oder bei Vorliegen von mekoniumhaltigem Fruchtwasser muss im Hinblick auf das Risiko einer Fruchtwasserembolie eine forcierte Wehentätigkeit vermieden werden.


OXYTOCIN Carino sollte nicht gleichzeitig parenteral mit Oxytocin-haltigen Präparaten zur Laktationsförderung angewendet werden.


OXYTOCIN Carino enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle, d. h., es ist nahezu „natriumfrei“.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von OXYTOCIN Carino?


Prostaglandine können die Wirkung von OXYTOCIN Carino verstärken, da sie zu einer Sensibilisierung des Myometriums (Muskelschicht der Gebärmutterwand) für Oxytocin führen. Da diese synergistische Wirkung nicht vorhersehbar und steuerbar ist, sollte die gleichzeitige Anwendung von Oxytocin und Prostaglandinen vermieden werden. Als Mindestabstand zwischen der Prostaglandin-Applikation und der nachfolgenden Oxytocin-Applikation wird ein Intervall von sechs Stunden empfohlen.


Der uteruskontrahierende Effekt von Oxytocin wird durch Methylergometrin verstärkt.


Welche anderen Arzneimittel können in ihrer Wirkung durch OXYTOCIN Carino beeinflusst werden?


Blutdrucksteigernde Sympathomimetika und Oxytocin verursachen zusammen eine prolongierte arterielle Hypertonie (verlängerter Druckanstieg). Auf Antihypertonika eingestellte Patientinnen müssen besonders sorgfältig überwacht werden, da unter Oxytocin die Wirkung dieser Substanzen gesteigert sein kann.


Halothan-Narkose und gleichzeitige Oxytocin-Gabe können einen starken Blutdruckabfall bewirken.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft


Es wurden keine Reproduktionsstudien mit Oxytocin an Tieren durchgeführt. Basierend auf der langjährigen Erfahrung mit dieser Substanz, ihrer chemischen Struktur und pharmakologischen Eigenschaften sind derzeit bei sachgerechter Anwendung keine fetalen Abnormitäten zu erwarten.


Stillzeit

Oxytocin kann in geringer Menge in die Muttermilch übergehen. Es sind jedoch keine schädlichen Auswirkungen auf das Neugeborene zu erwarten, da Oxytocin im Magen rasch inaktiviert wird.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Da OXYTOCIN Carino eine Geburt einleiten kann, ist beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten. Frauen mit Uteruskontraktionen (Gebärmutterkontraktionen) sollten nicht mehr Auto fahren oder Maschinen bedienen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:


Sehr häufig (> 10 %)

Häufig (> 1 % - < 10 %)

Gelegentlich (> 0,1 % - < 1 %)

Selten (> 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (<0,01 % oder unbekannt)


Herzerkrankungen:

Häufig:Herzrhythmusstörungen, Tachykardie (Herzjagen) oder Bradykardie (verlangsamte Herzschlagfolge) (insbesondere bei höheren Dosen)

Nicht bekannt:Bei schneller intravenöser Injektion (während der Nachgeburtsperiode) kann Oxytocin in Dosen von mehreren I.E. einen ausgeprägten Blutdruckabfall, verbunden mit Hautrötung und Steigerung der Herzfrequenz (Reflextachykardie), bewirken.


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:

Selten:Disseminierte intravasale Gerinnung (DIG, ausgedehnte Blutgerinnungsstörung in den Gefäßen, siehe Abschnitt 4.4)


Erkrankungen des Nervensystems:

Häufig:Kopfschmerzen (insbesondere bei höheren Dosen)

Sehr selten:Hirnödem, Krämpfe und Koma als Folge einer Wasservergiftung


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:

Selten:Dyspnoe (Atemnot) bei anaphylaktoiden Reaktionen (siehe „Erkrankungen des Immunsystems“)

Nicht bekannt:Hämodynamische Form eines akuten pulmonalen Ödems ohne Hyponatriämie, bedingt durch den antidiuretischen Effekt von Oxytocin kombiniert mit der i.v.-Applikation einer Flüssigkeit


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Häufig:Übelkeit und Erbrechen (insbesondere bei höheren Dosen)


Erkrankungen der Nieren und Harnwege:

Nicht bekannt:Verminderung der Wasserausscheidung


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:

Selten:Hautausschlag, Hautrötung (siehe „Herzerkrankungen“)


Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:

Sehr selten:Wasservergiftungen mit vermindertem Natriumgehalt des Blutserums (Hyponatriämie) bei Mutter und Kind, insbesondere bei i.v.-Infusion, die zu Hirnödem, zu Krämpfen und Koma führen können. Diese Ereignisse treten vor allem dann auf, wenn Oxytocin intravenös in sehr hohen Dosen und zusammen mit großer Flüssigkeitszufuhr über lange Zeit infundiert wird. Der Hyponatriämie kann vorgebeugt werden, wenn zur Infusion eine Elektrolytlösung verwendet wird (vgl. auch Abschnitte 4.2 und 4.4).


Gefäßerkrankungen:

Häufig:Blutdruckanstieg

Selten:Hypotonie oder Schock bei anaphylaktoiden Reaktionen (siehe „Erkrankungen des Immunsystems“)

Nicht bekannt:Ausgeprägter Blutdruckabfall bei schneller intravenöser Injektion (während der Nachgeburtsperiode) (siehe „Herzerkrankungen“)


Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen:

Sehr häufig:Zu starke Wehentätigkeit

Gelegentlich:Tetanus uteri (Dauerkontraktion der Gebärmutter) bei zu starker Wehentätigkeit und daraus resultierend eine kindliche Hypoxie (Sauerstoffmangel)


Erkrankungen des Immunsystems:

Gelegentlich:Allergische Reaktionen (bis zum anaphylaktischen Schock)

Selten:Anaphylaktoide Reaktionen (verbunden mit Dyspnoe [Atemnot], Hypotonie oder Schock)


4.9 Überdosierung


Die Symptome und Folgen einer Überdosierung sind in den Abschnitten 4.4 und 4.8 beschrieben. Außerdem wurde über Plazenta-Ablösung und/oder Fruchtwasserembolie als Folge einer uterinen Überstimulation berichtet.


Erste Maßnahme bei Überdosierung - einhergehend mit Dauerkontraktion der Gebärmutter (Tetanus uteri) - ist das Abstellen der Oxytocin-Infusion. Die Gebärende soll Sauerstoff erhalten. Danach können 2-adrenerge Agonisten oder Kalziumblocker gegeben werden.


Bei Wasserintoxikation soll die Flüssigkeitszufuhr eingeschränkt, die Diurese gefördert und die Elektrolytzusammensetzung korrigiert werden.


Zur Behandlung von Konvulsionen empfiehlt sich die vorsichtige Verabreichung von Diazepam.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Hypophysenhinterlappenhormon, ATC-Code: H01BB02


OXYTOCIN Carino enthält ein vollsynthetisches Hormon, das chemisch und pharmakologisch identisch ist mit dem im Hypophysenhinterlappen gespeicherten Oxytocin. Es ist ein aus neun Aminosäuren zusammengesetztes Peptid.


OXYTOCIN Carino ist frei von Vasopressin, jedoch besitzt Oxytocin eine geringe vasopressinartige antidiuretische Eigenwirkung.


OXYTOCIN Carino wirkt überwiegend auf die glatte Muskulatur der Gebärmutter, vor allem gegen Ende der Schwangerschaft, während der Wehentätigkeit, nach Geburt und im Wochenbett, d. h. in Zeiten, da die Zahl spezifischer Oxytocin-Rezeptoren im Myometrium erhöht ist.


Oxytocin stimuliert sowohl die Kontraktionsfrequenz als auch die kontraktile Kraft der Uterusmuskulatur bei nachfolgend normaler Relaxationsphase. Bei höherer Dosierung kann es zu einer Dauerkontraktion kommen.


Während des ersten und des zweiten Schwangerschaftsdrittels ist die Kontraktionsbereitschaft des menschlichen Uterus gering. Während des letzten Drittels nimmt sie rasch zu, um am Geburtstermin ein Maximum zu erreichen. Die Oxytocin-Empfindlichkeit der Gebärmuttermuskulatur geht dem Anstieg der Kontraktionsneigung parallel. Dementsprechend reichen relativ niedrige Dosierungen zur Auslösung effektiver Wehen am Geburtstermin aus. Die Ursache der Empfindlichkeitszunahme ist einerseits die sexualsteroidabhängige vermehrte Ausbildung von „gap junction, das eine koordinierte, leichtere Übertragung elektrischer Impulse ermöglicht, andererseits spielt die mit ansteigender Schwangerschaftsdauer zunehmende Bildung von Oxytocin-Rezeptoren eine wesentliche Rolle für die Wirkungsverstärkung des Oxytocin zum Geburtstermin. Beide Einflussgrößen werden wiederum durch die Aktivität bzw. Sensibilität von - und -Katecholamin-Rezeptoren kontrolliert und durch Prostaglandine beeinflusst.


Durch Oxytocin werden auch die myoepithelialen Zellen im Bereich der Brustdrüse kontrahiert.


In hoher Dosierung, besonders bei schneller intravenöser Injektion, bewirkt Oxytocin eine kurz dauernde Erschlaffung der Gefäßmuskulatur, welche mit Blutdruckabfall, Hautrötung und Reflextachykardie verbunden sein kann, vor allem bei Patientinnen in Halothan-Narkose.


In hoher Dosierung hat Oxytocin einen antidiuretischen Effekt, der die Zeichen einer Wasserintoxikation, vor allem in Kombination mit großer Volumenzufuhr, haben kann.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Absorption

Oxytocin ist nach oraler Zufuhr unwirksam.


Bei i.m. Anwendung gelangt Oxytocin innerhalb von Minuten in die Blutbahn und erreicht das Maximum seiner biologischen Wirksamkeit innerhalb von 30 Minuten.


Verteilung

Oxytocin wird in der Extrazellularflüssigkeit verteilt, wobei minimale Mengen zum Fetus gelangen. Nach i.v.-Injektion war das Verteilungsvolumen im Steady-State bei 6 gesunden männlichen Probanden 12,2 l oder 0,17 l/kg. Die Plasmaproteinbindung ist sehr gering. Oxytocin kann in sehr geringen Mengen in die Muttermilch übergehen.


Biotransformation

Oxytocinase, eine Glykoprotein-Aminopeptidase, wird während der Schwangerschaft produziert und erscheint im Plasma. Sie kann Oxytocin inaktivieren. Ihre Enzymaktivität steigt allmählich an bis zum Geburtstermin. Nach der Geburt nimmt die Enzymaktivität ab. Während dieser Zeit ist auch die Enzymaktivität in der Plazenta und im uterinen Gewebe hoch. Im Plasma, das von Männern, von nicht schwangeren Frauen und aus Nabelschnurblut stammt, wird Oxytocin kaum oder gar nicht inaktiviert.


Elimination

Die relative Einfachheit, mit welcher sich die Frequenz und Stärke der Uteruskontraktionen mittels i.v.-Infusion von OXYTOCIN Carino regulieren lassen, ist auf die kurze Halbwertzeit von Oxytocin zurückzuführen.


Die Angaben zur Serumhalbwertzeit von Oxytocin reichen von 1-4 Minuten bis zu 20 Minuten nach i.v.- und i.m.-Applikation. Oxytocin wird vorwiegend durch Leber und Nieren aus dem Serum eliminiert. Die metabolische Clearence beträgt sowohl bei Männern als auch bei schwangeren Frauen bis zu 20 ml/kg pro Minute. Weniger als 1 % einer verabreichten Dosis wird unverändert im Urin ausgeschieden.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Basierend auf konventionellen Einzeldosis-Studien zur akuten Toxizität, Genotoxizität und Mutagenität lassen die präklinischen Daten für Oxytocin keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.


Präklinische Effekte (Verlust von Feten bei Ratten) wurden in einer präklinischen Studie nur nach Expositionen beobachtet, die ausreichend über der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen. Die klinische Relevanz für den Menschen wird als gering bewertet.


Akute Toxizität


Bei der Prüfung der akuten Toxizität an der Maus erwiesen sich 200 I.E. Oxytocin/kg i.v. als indifferent; 300 I.E. Oxytocin/kg i.v. verursachten flüchtige Gleichgewichtsstörungen von einigen Minuten Dauer.


An Ratten und Mäusen wurden Einzeldosis-Toxizitätsstudien sowohl mit oraler, intravenöser als auch subkutaner Gabe durchgeführt. Die akute orale und subkutane Toxizität betrug bei Ratten 20,5 mg/kg und bei Mäusen 514 mg/kg Körpergewicht. Die letale intravenöse Dosis war bei Ratten 2,3 mg/kg und bei Mäusen 5,8 mg/kg Körpergewicht. Somit übersteigt die intravenöse letale Dosis bei Mäusen die übliche i.v.-Dosis beim Menschen um mehr als das 1.000-fache.


Akute Vergiftungen mit Oxytocin sind nicht bekannt. Bei länger dauernder sehr hoher Dosierung und überhöhter Flüssigkeitszufuhr kann die wasserretinierende Wirkung des OXYTOCIN Carino zu Wasserintoxikationen führen.


Chronische/subchronische Toxizität


Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen nicht vor.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potential


Es liegt eine In-vitro-Studie über die Genotoxizität bzw. Mutagenität von Oxytocin vor. Alle Untersuchungen waren sowohl in Bezug auf chromosomale Aberrationen als auch auf Schwesterchromatiden-Austausch in humanen peripheren Lymphozytenkulturen negativ. Der mitotische Index änderte sich nicht. Oxytocin hat keine genotoxischen Eigenschaften.


Aus der Struktur des Stoffes ergeben sich keine Verdachtsmomente auf mutagene Wirkungen.


Dementsprechend zeigten zytogenetische Untersuchungen an kultivierten Humanlymphozyten mit OXYTOCIN Carino negative Befunde.


Untersuchungen auf ein tumorerzeugendes Potential von OXYTOCIN Carino liegen nicht vor.


d) Karzinogenität, Teratogenität und Reproduktionstoxizität


Eine tausend Mal höhere Dosis, als sie für die Geburtseinleitung bei Frauen verwendet wird, verursachte bei Ratten in einem frühen Stadium der Trächtigkeit einen Abort; die Relevanz ist jedoch nicht bekannt.


Mit Oxytocin wurden keine standardisierten Teratogenitäts-, Reproduktionstoxizitäts- und Karzinogenitätsstudien durchgeführt.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Natriumchlorid, Essigsäure, Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten


Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf OXYTOCIN Carino nicht mit anderen Arzneimitteln, außer den genannten Infusionslösungen, gemischt werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.


Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Zubereitung wurde für 9 Stunden (bei Verdünnung mit Ringer-Lactat oder physiologischer Kochsalzlösung) bzw. 1 Stunde (bei Verdünnung mit Glucoselösung) bei 25 °C nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden. Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.


Nach Anbruch Rest verwerfen.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Im Kühlschrank (2 °C – 8 °C) und vor Licht geschützt lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


OPC-Glas-Ampullen (Klarglas Typ I gemäß Ph.Eur.)


Packungsgrößen

OXYTOCIN 3 I.E. Carino: Packung mit 10 Ampullen zu je 1 ml (= 3 I.E. Oxytocin)

OXYTOCIN 10 I.E. Carino: Packung mit 10 Ampullen zu je 1 ml (= 10 I.E. Oxytocin)


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


CARINOPHARM GmbH

Bahnhofstraße 18

31008 Elze


Telefon: 0180 2 1234-01

Telefax: 0180 2 1234-02

E-Mail: info@carinopharm.de


8. ZULASSUNGSNUMMER(N)


OXYTOCIN 3 I.E. Carino: 6209071.00.00

OXYTOCIN 10 I.E. Carino: 6209071.02.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


23.03.2004


10. STAND DER INFORMATION


01/2010


11. VERSCHREIBUNGSSTATUS / ABGABEPFLICHT


Verschreibungspflichtig

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