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Pancuronium Inresa

Document: 19.07.2005   Fachinformation (deutsch) change




Fachinformation



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Pancuronium Inresa


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Wirkstoff: Pancuroniumbromid


1 ml Injektionslösung enthält 2 mg Pancuroniumbromid.


Hilfsstoffe siehe unter 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Injektionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN

Pancuronium Inresa ist ein langwirksames nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans.


4.1 Anwendungsgebiete

Muskelrelaxierung einschließlich Präcurarisierung im Rahmen der Allgemeinanästhesie


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis ver­abreicht werden darf, mit der die gewünschte Muskel­relaxation erreicht werden kann.


Es besteht eine große interindividuelle Schwankungs­breite hinsichtlich der neuromuskulären Empfindlich­keit gegenüber Pancuroniumbromid. Dieser Streuung ist durch Dosisfindung mittels Nervenstimulator angemessen Rechnung zu tragen.


Falls hierzu die Möglichkeit nicht besteht, sind die nachfolgenden Dosierungsempfehlungen als allgemeine Richtlinie für Erwachsene und Kinder zu verstehen:



Intubation und anschließende Operation:

Nach i.v. Injektion von 0,1 mg/kg KG (zweifache ED951)entwickeln sich in 90-120 s klinisch ausreichende Intubationsbedingungen, bei 0,08 mg/kg KG in 120-180 s.

Eine vollständige neuromuskuläre Blockade ist nach 2-4 bzw. 4-6 min zu erwarten. Die WD252 beträgt danach 100 bzw. 75 min.


Repetitionsdosis:

Durch Gabe von 0,01-0,02 mg/kg KG im Abstand von 30-45 min kann die vollständige neuromuskuläre Blockade aufrecht erhalten werden.


Präcurarisierung:

Zur Vermeidung des Auslösens von Muskelkontraktionen durch Suxamethoniumhalogenid oder zur Verkürzung der Anschlagszeit3 von nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien kann die Vorgabe von 0,01 bis 0,02 mg Pancuroniumbromid/kg KG indiziert sein.


Eine Dosisreduktion kann erforderlich sein bei:


- Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (s. 4.4)

- Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen (s. 4.4)

- adipösen und sehr alten Patienten

- gleichzeitiger Anwendung von Inhalationsanästhetika


Mit einem erhöhten Bedarf an Pancuronium Inresa ist zu rechnen bei:

Patienten mit Verbrennungen, Hypergammaglobu­linämie oder Lebererkrankungen (s. 4.4)


Kinder:

Der Dosisbedarf für Neugeborene (0-1 Monat) und Säuglinge (1-12 Monate) entspricht dem des Erwachsenen. Aufgrund der interindividuell unterschiedlichen Empfindlichkeit gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien empfiehlt sich bei Neugeborenen eine initiale Testdosis von 0,01-0,02 mg/kg. Kinder zwischen 1 und 14 Jahren benötigen ca. 25% höhere Dosierungen.


Ältere Patienten:

Im hohen Alter muss mit einer Verlängerung der Wirk­dauer gerechnet werden. Ursache ist die Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit durch die im Alter redu­zierte Nierenfunktion.


Pancuronium Inresa wird ausschließlich intravenös appliziert. Die Injektion sollte entweder langsam zur laufenden Infusion oder als Dauerinfusion erfolgen.


4.3 Gegenanzeigen


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Bei allergischer Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxanzien darf Pancuronium Inresa nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden.


Pancuronium Inresa darf nur von Ärzten angewendet werden, die die Methoden und Techniken der Intubation, künstlichen Be­atmung und Wiederbelebung beherrschen und die mit den Wirkungen von Pancuronium Inresa vertraut sind. Weitere Voraussetz­ung für die Anwendung von Pancuronium Inresa ist die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung.


Pancuronium Inresa lähmt die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Pancuronium Inresa erst nach Gabe hypnotisch wirkender Pharmaka angewendet werden. Ein Antidot sollte unmittelbar zur Verfügung stehen.


Die neuromuskuläre Funktion sollte intraoperativ mit­tels eines Nervenstimulators überwacht werden. Die Dosierung kann so den operativen Erfordernissen genau angepasst und das Risiko einer Überdosierung minimal gehalten werden, insbesondere bei neuromuskulären Er­krankungen, bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie bei allen Erkrankungen, die den Arzneistoffwech­sel beeinflussen.


Nach vorheriger Gabe von Suxamethonium zur Intubation sollte vor Gabe von Pancuronium Inresa zunächst eine Erholung auf 25 % der neuromuskulären Blockade abgewartet werden.


Bei Patienten, bei denen eine Tachykardie vermieden werden sollte (z.B. bei kardiovaskulären Erkrankungen), darf Pancuronium Inresa nur niedrig dosiert werden.


Schwere Elektrolytstörungen und Störungen des Säure-Basen-Haushaltes sollten, wenn möglich, vor Anwendung von Pancuronium Inresa ausgeglichen werden. Hypokaliämie, Hypermagnesiämie oder (respiratorische) Azidose können zu einer Verstärkung der neuromuskulären Blockade führen.


Erkrankungen, die mit einer langsamen Kreislaufzeit einhergehen (z.B. Herzinsuffizienz), können zu einer Verlängerung der Anschlagszeit führen.


Pancuronium Inresa sollte bei allen Erkrankungen des neuromuskulären Systems mit größter Vorsicht eingesetzt werden, da bei diesen Patienten die Reaktion auf neuromuskulär blockierende Substanzen erheblich verändert sein kann. Ausmaß und Richtung dieser Veränderung können stark variieren.


Bei Patienten mit Myasthenia gravis oder Eaton-Lam­bert-Syndrom (auch wenn diese klinisch noch nicht manifest sind) können die im Rahmen der Präcurarisierung applizierten normalerweise nur unterschwellig wirksamen Dosen von Pancuronium Inresa eine vollständige Lähmung der Skelettmuskulatur bewirken.


Da die Elimination von Pancuronium Inresa überwiegend renal er­folgt, ist bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer verlängerten Wirkungsdauer zu rechnen.


Bei einer Lebererkrankung besteht die Möglichkeit eines langsamen Wirkungseintritts, eines höheren Gesamtdosisbedarfs sowie einer Verlängerung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit.


Die Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung von Pancuronium Inresa durch Neostigmin (in Kombination mit Atropin) kann bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen erschwert oder unmöglich sein.


Patienten mit Verbrennungen entwickeln eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Pancuronium Inresa und anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien (unter anderem auch durch eine Zunahme der Acetylcholin-Rezeptoren).


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die Wirkung von Pancuronium Inresa wird durch die Gabe von Inhalationsnarkotika (z.B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran, Desfluran),Ketamin, Etomidate, anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien, Benzodiazepinen, Antibiotika (insbesondere durch Aminoglykoside, Polymyxine, Tetrazykline und Lincosamide), Magnesium, Lithium und Kalziumkanal-Blockern verstärkt.


Nach vorheriger Gabe von Suxamethonium kann die Anschlagszeit verkürzt, die Wirkung verstärkt oder die Wirkdauer von Pancuronium Inresa verlängert sein.


Durch Cholinesterasehemmer (z.B. Neostigmin, Pyridostigmin) kann die Wirkung von Pancuronium Inresa abgeschwächt oder aufgehoben werden (s. 4.9).


Bei einer Langzeittherapie mit trizyklischen Antidepressiva (z. B. Imipramin) sollte Pancuronium Inresa wegen der Gefahr schwerer Herzrhythmusstörungen nicht gegeben werden. Das Risiko ist bei gleichzeitiger Anwendung von Halothan erhöht.


Bei gleichzeitiger Aminophyllin-Zufuhr kann Pancuronium Inresa sehr selten ( 1/10000) eine tachykarde Rhythmusstörung auslösen. Darüber hinaus schwächt Aminophyllin vermutlich über eine verstärkte Freisetzung von Acetylcholin die Wirkung von Pancuroniumbromid ab.


Eine Vorgabe von Pancuronium Inresa kann die Wirkdauer kurzwirksamer Muskelrelaxanzien wie Mivacurium und Atracurium erheblich verlängern und deren Anschlagszeit verkürzen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft darf Pancuronium Inresa nur kurzfristig für Narkosen eingesetzt werden. Ausreichende Erfahr­ungen mit der Anwendung am Menschen liegen nicht vor. Eine eventuelle Unverträglichkeit der Schwangeren gegen Muskelrelaxanzien sollte vor der Narkose ausge­schlossen werden.


Eine Antagonisierung der durch Pancuronium Inresa induzierten neu­romuskulären Blockade kann bei Patientinnen, die Ma­gnesiumsulfat wegen einer Schwangerschaftstoxikose er­halten, unzureichend sein, weil Magnesiumsalze eine neuromuskuläre Blockade verstärken. In solchen Fällen sollte die Dosierung reduziert werden.


Bei einer geburtshilflichen Narkose tritt Pancuronium nur in minimaler Menge durch die Plazenta über; klini­sche Auswirkungen auf das Neugeborene sind nicht beob­achtet worden.


Es ist nicht bekannt, ob Pancuronium in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der pharmakokinetischen Eigenschaften von Pancuronium ist aber davon auszugehen, dass nur geringe Mengen in die Muttermilch übergehen. Da Pancuronium nach oraler Aufnahme kaum resorbiert wird, ist mit unerwünschten Wirkungen auf den Säugling nicht zu rechnen.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Pancuronium Inresa sollte wegen der langen Wirkungsdauer nicht für Narkosen bei ambulanten Patienten gegeben werden. Nach der Gabe von Pancuronium Inresa im Rahmen einer Allgemeinanästhesie dürfen die Patienten 24 Stunden nicht aktiv am Stra­ßenverkehr teilnehmen und keine Maschinen bedienen. Diese Warnung bezieht sich eher auf die gleichzeitig verwendeten Narkosemittel als auf das Muskelrelaxans.


4.8 Nebenwirkungen

Pancuronium Inresa bewirkt dosisabhängig einen mäßigen Herzfrequenzanstieg, der von einer Zunahme des Herzzeitvolumens und des Blutdrucks begleitet wird. Oft maskieren gleichzeitig angewendete bradykard wirkende Medikamente (z.B. Opioide) diese Nebenwirkung.


Pancuronium Inresa hemmt sehr stark die unspezifische Plasma­cholinesterase; die klinische Bedeutung ist unklar.


Selten (> 1/10000 1/1000) kann es nach Anwendung von Pancuronium Inresa oder anderen nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien zu einer prolongierten neuromuskulären Blockade kommen.


Pancuronium Inresa kann in geringem Maße wie andere nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien durch Histaminfreisetzung lokale Hautreaktionen (Erythem, Juckreiz) hervorrufen. Sehr selten ( 1/10000) können schwere, ggf. tödliche anaphylaktische Reaktionen wie Bronchospasmus, kardiovaskuläre Reaktionen (Hypotension, Tachykardie, Kreislaufinsuffizienz/Schock) oder Hautreaktionen wie Angiödem oder Urtikaria auftreten.


4.9 Überdosierung

Überdosierung führt zu verlängerter peripherer Atem­insuffizienz. Bis zum Wiedereintritt ausreichender Spontanatmung ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Zusätzlich kann ein Cholinesterasehemmstoff, z.B. Neostigmin (gemeinsam mit Atropin) eingesetzt werden, vorausgesetzt, es sind bereits erste motorische Anzeichen einer beginnenden Spontanatmung erkennbar.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


ATC-Code: M03A


Pancuronium Inresa ist ein Muskelrelaxans vom kompetitiven oder nicht-depolarisierenden Typ. In Konkurrenz mit Acetyl­cholin besetzt es die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade).


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Ausscheidung erfolgt überwiegend in unveränderter Form mit dem Urin, in etwa 5 bis 20 % mit der Galle. In der Leber werden etwa 10 bis 15 % durch Deacetylie­rung metabolisiert. Das 3-Hydroxy-Derivat hat noch eine etwa halb so starke neuromuskuläre Wirksamkeit wie die Ausgangssubstanz. Entsprechend ist bei einer Nierenfunktionsstörung mit einer verzögerten Ausschei­dung und verlängerter Wirkung zu rechnen.


Die Wirkdauer der neuromuskulären Blockade wird primär durch Umverteilung im Organismus bestimmt. Die wich­tigsten pharmakokinetischen Parameter:


Verteilungsvolumen (ml/kg) 220 - 300

Eliminationshalbwertszeit (min) 110 - 160

Clearance (ml/kg/min) 0,8-3,0


Die neuromuskuläre Blockade ist quantifizierbar anhand der Reaktion des M. adductor pollicis auf indirekte supramaximale Reizung mittels eines Nervenstimulators. Nach intravenöser Injektion einer Einzeldosis (ED90-951= 0,05-0,07 mg/kg KG) ergeben sich folgende Richtwerte:


Anschlagszeit3 4 bis 6 min

WD252 28 bis 40 min

WD902 62 bis 84 min

Erholungsindex4 32 min


1ED90-95: effektive Dosis, bei der eine 90-95%ige neuromuskuläre Blockade erzielt wird

2WD25(90): Wirkdauer vom Injektionsbeginn bis zur 25%igen (90%igen) Erholung der neuromuskulären Blockade

3Anschlagszeit: Zeit vom Beginn der Injektion bis zur maximalen Wirkung

4Erholungsindex: Erholung der neuromuskulären Blockade von 25 auf 75% des Kontrollwertes


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Bedingt durch die pharmakologische Wirkungsweise (neuromuskuläre Blockade) führte Pancuroniumbromid bei verschiedenen Tierspezies bereits nach sehr niedrigen Dosierungen ohne gleichzeitige künstliche Beatmung zum Tod durch Atemstillstand.


Mutagenitätsuntersuchungen mit Pancuronium Inresa sowie strukturell verwandten Stoffen verliefen negativ. Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potential wurden nicht durchgeführt.


Pancuroniumbromid ist unzureichend auf reproduktionstoxische Wirkungen geprüft. Am Kaninchen traten embryotoxische Effekte nach Gabe von 4 mg/kg Körpergewicht/Tag auf. Hinweise auf ein Missbildungspotential ergaben sich im Tierversuch nicht.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Hilfsstoffe


Natriumacetat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke, Essigsäure


6.2 Inkompatibilitäten


Es wird nicht empfohlen, Pancuronium Inresa mit anderen Lösungen oder Arzneimitteln in derselben Spritze oder Infu­sionsflasche zu mischen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


2 Jahre


6.4 Besondere Lagerungshinweise

Bei +2 bis +8 °C lagern (im Kühlschrank)


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Ampulle mit 2 ml Injektionslösung



F 7. Pharmazeutischer Unternehmer


Inresa Arzneimittel GmbH

Obere Hardtstraße 18

79114 Freiburg

Tel.: (0761) 47 50 47

Fax: (0761) 47 51 27


8. Zulassungsnummer


34409.00.00


9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung


16.09.1996/16.09.2001


10. Stand der Information


Juni 2005


11. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht


Verschreibungspflichtig



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