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Pasconeural-Injektopas 1%

Fachinformation


PASCOE PASCONEURAL-Injektopas® 1 %


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

PASCONEURAL-Injektopas® 1 %

Wirkstoff: Procainhydrochlorid 10 mg pro ml Injektionslösung


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 ml Injektionslösung enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil

10 mg Procainhydrochlorid.

Sonstiger Bestandteil: Natriumchlorid.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Injektionslösung.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % wird ange­wendet im Rahmen neuraltherapeu-tischer Anwendungsprinzipien.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der An­wendung

Dosierung:

Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die gewünschte ausreichende Nerven­blockade erreicht wird. Die Dosierung ist entsprechend den Besonderheiten des Einzelfalles indivi­duell vorzunehmen.

Soweit nicht anders verordnet, gelten für die einzelnen Anwendungsarten folgende Dosie­rungsempfehlungen für Jugendliche über 15 Jahren und Erwachsene mit einer durch­schnittlichen Körpergröße:

Hautquaddeln: pro Quaddel bis zu 10 mg entsprechend 1 ml PASCONEURAL-Injektopas® 1 %.

Die empfohlene Maximaldosis bei einzeitiger Anwendung in Geweben, aus denen eine schnelle Aufnahme von Arzneistoffen er­folgt, beträgt 500 mg Procain (entsprechend 50 ml PASCONEURAL-Injektopas® 1 %). Bei Anwendung im Kopf-, Hals- und Genitalbereich beträgt die empfohlene einzeitige Maximaldosis 200 mg Procain (innerhalb von 2 Stunden).

Bei Patienten mit bestimmten Vorer­krankungen (Gefäßverschlüssen, Arterio­sklerose oder Nervenschädigung bei Zucker­krankheit) ist die Dosis ebenfalls um ein Drittel zu verringern. Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion können be­sonders bei wiederholter Anwendung erhöhte Plasmaspiegel auftreten. In diesen Fällen wird ebenfalls ein niedrigerer Dosisbereich empfohlen.

Kinder

Für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren liegen keine Anwendungserfahrungen vor, aus denen allgemeine Dosierungsempfehlungen abge­leitet werden können.

Ältere Menschen

Bei älteren Menschen wird eine Dosisan­passung entsprechend des jeweiligen Allgemeinzustands empfohlen.

Art und Dauer der Anwendung

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % wird intra­kutan injiziert.

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % sollte nur von Personen mit entspre­chenden Kennt­nissen zur erfolgreichen Durch­führung der jeweiligen Anwendung injiziert werden.

Grundsätzlich gilt, dass bei kontinuier­licher Anwendung nur niedrig konzen­trierte Lösungen von Procainhydrochlorid appliziert werden.

Eine wiederholte Anwendung dieses Arznei­mittels kann aufgrund einer Tachyphylaxie (rasche Toleranzent­wicklung gegenüber dem Arzneimittel) zu reversiblen Wirkungs­ein­bußen führen.

Die Injektionslösung ist nur zur ein­maligen Entnahme vorgesehen. Die Anwendung muss unmittelbar nach Öffnung des Behältnisses erfolgen. Nicht verbrauchte Reste sind zu verwerfen.


4.3 Gegenanzeigen

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % darf nicht angewendet werden

- bei bekannter Überempfindlichkeit gegen
Lokalanästhetika vom Ester-Typ, Sulfon­amide, Benzoesäure (Parabene) (siehe auch Abschnitt 4.4);

- bei bekanntem Mangel an Pseudo-
cholinesterase mit der Folge erheblich herab­gesetzter Enzym­aktiv­ität;

- zur intraarteriellen, periduralen oder
spinalen Injektion.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichts­maßnahmen für die Anwendung

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % darf nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden

- bei Myasthenia gravis

- bei Störungen des Herz-Reizleitungs-
systems

- bei Herzinsuffizienz

- zur Injektion in ein infiziertes Gebiet

Vor einer Lokalanästhesie ist grund­sätzlich auf eine gute Auffüllung des Kreislaufes zu achten. Bestehende Hypovolämien müssen behoben werden.

Ist eine Allergie gegen Procain bekannt, so kann eine Kreuzallergie gegenüber anderen Ester-Lokalanästhetika und chemisch ver­wandten Substanzen in Form einer Para­gruppen­allergie auf­treten. Chemische Basis dieser Gruppen­allergie ist eine an den Benzolring gebundene Amino- bzw. Hydroxylgruppe, die sich in Parastellung zu den anderen Resten befindet. Auch bei kutaner Form der Procain-Allergie kann sich eine Gruppenallergie ent­wickeln mit ent­sprechenden Symptomen auf Sulfon­amide, orale Antidiabetika, bestimmte Farbstoffe, Röntgenfilment­wickler usw. Bei bekannter Allergie gegen Sulfonamide ist eine kreuz­allergische Reaktion auf Procain nicht auszuschließen.

Bei Patienten mit Pseudocholinesterase-Mangel und erheblich herabgesetzter Enzym­aktivität muss verstärkt mit toxischen Symptomen bei Procain-Applikation ge­rechnet werden.

Grundsätzlich ist vor der Injektion eines Lokalanästhetikums darauf zu achten, dass das Instrumentarium zur Wieder­belebung (z.B. zur Freihaltung der Atemwege und zur Sauerstoffzufuhr) und die Nofallmedikation zur Therapie toxischer Reaktionen sofort verfügbar sind. Alle Maßnahmen zur Beatmung, anti­konvulsiven Therapie und Reanima­tion müssen vorhanden sein.

Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Gefährdungsgrad, weil das Risiko für zentralnervöse Intoxika­tionssymptome erhöht ist.

Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:

- bei Risikopatienten und bei Verwen-
dung höherer Dosierungen (mehr als 25% der maximalen Einzeldosis bei einzeitiger Gabe) intravenösen Zugang für Infusion anlegen (Volumen­substi­tution).

- Dosierung so niedrig wie möglich
wählen.

- In der Regel keinen Vasokonstriktor-
zusatz verwenden (s. Dosierungs­an­leitung).

- Korrekte Lagerung des Patienten
beachten.

- Vor Injektion sorgfältig in zwei
Ebenen aspirieren (Drehung der Kanüle).

- Vorsicht bei Injektion in infizierte
Bereiche (aufgrund verstärkter Resorp­tion bei herabgesetzter Wirksamkeit).

- Injektion langsam vornehmen.

- Blutdruck, Puls und Pupillenweite
kontrollieren.

- Allgemeine und spezielle Kontraindi-
kationen sowie Wechselwirkungen mit anderen Mitteln beachten.

Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutgerinnungshemmern (Antikoagulan­tien, wie z.B. Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmitteln nicht nur eine versehentliche Gefäß­verletzung im Rahmen der Schmerzbe­handlung zu ernsthaften Blutungen führen kann, sondern dass allgemein mit einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Ggf. sollten die Blutungszeit und die partielle Thrombo­plastinzeit (PTT), rsp. aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) bestimmt, der Quick-Test durchge­führt und die Thrombozytenzahl überprüft werden. Diese Untersuchungen sollten bei Risikopatienten auch im Falle einer Low-dose-Heparinprophylaxe (vorsorgliche Behand­lung mit dem Blutgerinnungs­hemmer Heparin in niedriger Dosis) vor der An­wendung von PASCONEURAL-Injektopas® 1 % durchgeführt werden. Gegebenen-falls ist die Anti­koagulan­tientherapie zeitig genug abzu­setzen.

Eine Injektion bei gleichzeitiger Vor­sorge­therapie zur Vermeidung von Thrombosen (Thromboseprophylaxe) mit niedermole­kularem Heparin sollte nur unter besonderer Vorsicht durchgeführt werden.

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 2 ml.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arznei­mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen von Procain mit anderen Arzneimitteln sind bekannt:

- Verlängerung der Wirkung durch
nichtdepolarisierende Muskelrelaxan­zien

- Verstärkung der Wirkung durch
Physostigmin

- Verminderung der Wirksamkeit der
Sulfonamide.

Procain sollte nicht gemeinsam mit Cholinesterase-Inhibitoren eingesetzt werden. Durch den Einfluss auf den Procain-Metabolismus kommt es zu einer Erhöhung der Procain-Toxizität. Andere pharma­ko­logische Eigenschaften der Cholin­esterase­hemmer könnten die Procain-Toxizität eben­falls beeinflussen.

Durch Zugabe kleiner Atropinmengen ist eine Verlängerung der Procain-Anästhesie möglich. Als Grundlage für den Effekt wurde die mögliche Erniedrigung der Gewebe­permeabilität diskutiert.

Physostigmin kann in niedrigen Dosierungen einen protektiven Effekt gegen toxische Procainwirkungen haben.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Bei 1340 Mutter-Kind-Paaren traten fetale Anomalien nach Anwendung von Procain im 1. Trimenon nicht überzufällig häufig auf. Bisher sind keine anderen relevanten epidemiologischen Studien verfügbar. In Tierstudien ist das reproduktions­toxiko­logische Potential von Procain nur unzu­reichend abgeklärt (siehe 5.3). Procain passiert die Plazenta schnell und gut. Das Risiko für den Fetus erscheint aber gering, da Procain rasch esterhydrolytisch gespalten wird. In der Schwangerschaft sollte Procain dennoch nur unter sorgfältiger Indika­tionsstellung zur Anwendung kommen, auch wenn besondere Risiken bisher nicht bekannt geworden sind.

Procain wird mit der Muttermilch ausge­schieden. Wegen der raschen Esterspaltung ist das Risiko von Auswirkungen auf das Neugeborene gering, doch ist die Plasma­halbwertszeit beim Neugeborenen verlängert. Da nachteilige Folgen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, wird bei kurzfristiger Anwendung eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich sein. Ist eine wiederholte Behandlung oder eine Behandlung mit höheren Dosen erforderlich, sollte abgestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Bei der Anwendung von PASCONEURAL-Injektopas® 1 % muss der Arzt im Einzelfall entscheiden, ob der Patient aktiv am Straßenverkehr teilnehmen darf, Maschinen bedienen oder Arbeiten ohne sicheren Halt durchführen kann.


4.8 Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Neben­wirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig ( 1/10)

Häufig ( 1/100 bis < 1/10 )

Gelegentlich ( 1/1.000 bis < 1/100)

Selten ( 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Wesentliche dosisabhängige Neben­wirkun­gen von Procain betreffen das Zentralnerven- und das Herz-Kreislauf-System.

Bei Plasmakonzentrationen, wie sie bei regelrechter Anwendung im Allgemeinen erreicht werden, wird der Blutdruck in der Regel nur geringgradig durch die positiv inotrope und positiv chronotrope Wirkung von PASCONEURAL-Injektopas® 1 % be­ein­flusst.

Procain kann EKG-Veränderungen (T-Welle abgeflacht, ST-Strecke verkürzt) auslösen.

Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein. Als zentralnervöse Störungen können periorale Missempfindungen, Unruhe, Delirium, tonisch-klonische Krämpfe ausgelöst werden (siehe auch 4.9 „Überdosierung“).

Allergische Reaktionen auf PASCO­NEURAL-Injektopas® 1 % in Form von Urtikaria, Ödem, Bronchospasmus oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen werden selten (≤0,1% - >0,01%) beschrieben.

Lokale Allergien und pseudoallergische Reaktionen in Form einer Kontakt­dermatitis mit Erythem, Pruritus bis hin zur Blasenbildung können bei Kontakt mit Ester-Lokalanästhetika auftreten.

Darüber hinaus können als lokale Reak­tionen bei subkutaner und intra­muskulärer Applikation Schwellungen, Ödeme, Erytheme und Hämatome vorkommen.


4.9 Überdosierung

a) Symptome einer Überdosierung

PASCONEURAL-Injektopas® 1 % wirkt in niedrigen toxischen Dosierun­gen als zentrales Nervenstimulans, in hohen toxischen Bereichen kommt es zur Depression der zentralen Funk­tionen. Die Procainhydrochlorid-Intoxi­kation verläuft in 2 Phasen:

1. Stimulation:

- ZNS: Periorale Missempfindungen,
Gefühl der tauben Zunge, Unruhe, Delirium, Krämpfe (tonisch­klonisch).

- Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht,
Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.

2. Depression:

- ZNS: Koma, Atemstillstand.

- Kardiovaskulär: Pulse nicht tastbar,
Blässe, Herzstillstand.

Patienten mit einer beginnenden Lokal­anästhetika-Intoxikation fallen zu­nächst durch exzitatorische Symptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störungen sowie Kribbeln, vor allem an Zunge und im Lippenbereich. Die Sprache ist ver­waschen, Schüttelfrost und Muskel­zuckungen sind Vorboten eines drohenden generalisierten Krampfanfalls. Subkon­vulsive Plasmaspiegel von Procain­hydrochlorid führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonischtonischer Form. Bei fort­schreitender ZNS-Intoxikation kommt es zu einer zunehmenden Funktions­störung des Hirnstammes mit den Symptomen Atemdepression und Koma bis hin zum Tod.

Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines toxischen Effekts auf das kardiovaskuläre System. Die Hypotension wird hauptsächlich durch eine Hemmung bzw. Blockade der kardialen Reizleitung verursacht. Die toxischen Wirkungen sind jedoch klinisch von relativ untergeordneter Bedeutung.

b) Notfallmaßnahmen und Gegenmittel

Bei Auftreten zentraler oder kardio­vaskulärer Symptome einer Intoxika­tion sind folgende Gegenmaßnahmen erfor­derlich:

- Sofortige Unterbrechung der Zufuhr
von PASCONEURAL-Injektopas®
1 %.

- Freihalten der Atemwege.

- Zusätzlich Sauerstoff zuführen; falls
notwendig mit reinem Sauerstoff assistiert oder kontrolliert beatmen.

- Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck,
Puls und Pupillenweite.

Diese Maßnahmen gelten auch für den Fall einer akzidentellen totalen Spinal­anästhesie, deren erste Anzeichen Unruhe, Flüster­stimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Bewusstlosigkeit und Atemstillstand übergehen.

Weitere mögliche Gegenmaßnahmen sind:

- Bei einem akuten und bedrohlichen
Blutdruckabfall sollte unverzüglich eine Flachlagerung des Patienten mit einer Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-Sympathomimetikum lang­sam intra­venös injiziert werden.

Zusätzlich ist eine Volumensubstitution vorzunehmen (z.B. mit kristalloiden Lösungen).

- Bei erhöhtem Vagotonus (Bradykardie)
wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i.v.) verab­reicht.

Bei Verdacht auf Herzstillstand sind die erforderlichen Maßnahmen der Reanima­tion durchzuführen.

- Konvulsionen werden mit Diazepam 5
bis 10 mg i.v. behandelt.

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauerstoff­beatmung zur Behandlung ausreicht.

Zentral wirkende Analeptika sind kontra­indiziert bei Intoxikation durch Lokal­anästhetika!


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Amino­benzoesäureester,

ATC-Code: N01BA02

Procainhydrochlorid ist ein Lokalanästhe­tikum vom Typ der basischen Ester. Die Base hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensorische, motorische und autonome Nervenfasern sowie die Er­regungs­leitung des Herzens. Procain­hydro­chlorid hebt reversibel und örtlich begrenzt das Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Nach der Schmerz­empfindung wird in fallender Reihenfolge die Empfindung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck herabgesetzt.

Procainhydrochlorid wirkt antiarrhyth­misch und tonussenkend an der glatten Muskulatur. Es zeigt außerdem eine schwache anti­histaminerge und para­sympatholytische Wirkung.

Procainhydrochlorid setzt die Membran­permeabilität für Kationen, insbesondere für Natriumionen und in höheren Kon­zen­trationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentrationsabhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbildung des Aktionspotentials notwendige, plötzliche Anstieg der Natrium­permeabilität ver­ringert ist. Die Membran­stabilisierung beruht auf einer Einlagerung der lipo­philen Lokalanästhetika in die Zellmem­bran. Dadurch tritt eine unspezi­fische Membranexpansion ein, wodurch Ionen­kanäle, besonders Natriumkanäle blockiert werden. Sekundär wird durch den hydrophilen Teil des Lokalanästhe­tikum-Moleküls, der in die wasser­führende Pore hineinragt, der Durchtritt der Elektrolyte beeinträchtigt. Daher ist die Wirkung vom pKa-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an ungeladener Base, die besser als die Kationen in die lipophile Nervenmembran permeieren kann. Der pKa-Wert für Procain­hydro­chlorid liegt bei 25 °C bei 9,1. Das Verhältnis von dissoziierter Form zu der lipidlöslichen Base wird durch den im Gewebe vorliegenden pH-Wert bestimmt.

Der Wirkstoff diffundiert zunächst durch die Nervenmembran zur Nervenfaser als basische Form, wirkt aber als Procain-Kation erst nach Reprotonierung. Bei niedrigen pH-Werten, z.B. im entzündlich veränderten Gewebe, liegen nur geringe Anteile in der basischen Form vor, so dass keine aus­reichende Anästhesie zustande kommen kann.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Resorption von Procainhydrochlorid ist abhängig von der Vaskularisierung bzw. Durchblutung des Injektionsge­bietes. Die Zeit bis zum Wirkungseintritt beträgt bei der Infiltration ein bis zwei Minuten, dagegen 15 bis 20 Minuten bei der Epiduralanästhesie. Die Wirkung dauert ein bis zwei Stunden an. Die Eiweißbildung wurde einschließlich der Erythrozyten-Bindung zu 6 % bestimmt. Der Verteilungskoeffizient (Lipid/Wasser) beträgt 0,6 und das Verteilungsvolumen im Steady-state 65 l.

Die Substanz überwindet die Plazenta­schranke ab einer Dosierung von 4 mg/kg Körpergewicht nach intra­venöser Injektion.

Metabolisiert wird Procainhydrochlorid vor allem durch im Plasma befindliche, unspezifische Esterasen unter Bildung von p-Aminobenzoesäure, die sensibi­lisierend wirken kann. In der Leber wird nur ein geringer Anteil Procainhydro­chlorid bio­transformiert. Die Halbwerts­zeit der Esterhydrolyse beträgt 0,84 Minuten, beim Neugeborenen bzw. bei Patienten mit Nierenschäden 1,4 Minuten und ist bei Leberinsuffizienz auf bis zu 2,3 Minuten verlängert. In der Spinalflüssigkeit wurde nur eine geringe Biotransformation festgestellt. Hier traten neben 97 % unveränderter Substanz 2 % p-Aminobenzoesäure und 0,5 % N-Acetyl-Procainhydrochlorid auf. Innerhalb von 24 Stunden wurden nach i.v. Applikation im Urin 2 % unverändertes

Procainhydrochlorid, 80 % p-Amino­benzoe­säure und deren Konjugate sowie Diethylaminoethanol gefunden. Diethyl­amino­ethanol wirkt gefäßerweiternd und wird überwiegend in der Leber abgebaut. Nach Procainhydrochloridanästhesie konnte im Harn kein Procainhydrochlorid mehr nachgewiesen werden; neben 2 % p-Aminobenzoesäure und 30 % Diethyl­aminoethanol traten verschiedene Konjugate in nicht näher untersuchter Menge auf.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Langzeit-Untersuchungen zur Beurtei­lung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor. In-vitro-Untersuchungen zur Genotoxi­zität verliefen mit Procain negativ.

Das reproduktionstoxikologische Poten­tial von Procain ist nur unzureichend abgeklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass Procain in Rattenfeten zur Bildung von Katarakten führen kann.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Natriumchlorid, Citronensäure-Mono­hydrat, Natriumhydroxid, Wasser für Injektions­zwecke.


6.2 Inkompatibilitäten

Procain sollte nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden, da eine Änderung des pH-Wertes oder der Elektrolytkonzentration zur Ausfällung des Wirkstoffes führen kann.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

18 Monate.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern!


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Originalpackungen mit

10 Ampullen 2 ml (N3)

100 Ampullen 2 ml (Klinikpackung)

1000 Ampullen 2 ml (Klinikpackung)


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine speziellen Vorgaben.


7. INHABER DER ZULASSUNG

PASCOE

pharmazeutische Präparate GmbH

Schiffenberger Weg 55

D-35394 Giessen

bzw. Großempfängerpostleitzahl

D-35383 Giessen

Telefon +49 (0)641/79 60-0

Telefax +49 (0)641/79 60-1 09

Internet: www.pascoe.de

E-Mail: info@pascoe.de


8. ZULASSUNGSNUMMER

6889746.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

12. Mai 2003


10. STAND DER INFORMATION

08 / 2007


11. VERKAUFSABGRENZUNG

Apothekenpflichtig.