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Pasconeural Injektopas 2% 2 Ml

Document: 08.02.2006   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


PASCOE PASCONEURAL-Injektopas 2 % 2 ml


1. Bezeichnung des Arzneimittels

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml


2. Qualitative und quantitative Zusam­mensetzung

1 ml Injektionslösung enthält als arznei­lich wirksamen Bestandteil

20 mg Procainhydrochlorid.


Hilfsstoffe siehe unter 6.1.


3. Darreichungsform

Injektionslösung.


4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml wird angewendet im Rahmen neural­thera­peutischer Anwendungsprinzipien


4.2 Dosierung, Art und Dauer der An­wendung

Dosierung:

Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die gewünschte ausreichende Nerven­blockade erreicht wird. Die Dosierung ist entsprechend den Besonderheiten des Einzelfalles individuell vorzunehmen.

Soweit nicht anders verordnet, gelten für die einzelnen Anwendungsarten folgende Dosierungsempfehlungen für Jugendliche über 15 Jahren und Erwachsene mit einer durchschnittlichen Körpergröße:

Hautquaddeln: pro Quaddel bis zu 10 mg entsprechend 0,5 ml PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml

Die empfohlene Maximaldosis bei einzeitiger Anwendung in Geweben, aus denen eine schnelle Aufnahme von Arzneistoffen erfolgt, beträgt 500 mg Procain (entsprechend 25 ml PASCO­NEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml). Bei Anwendung im Kopf-, Hals- und Genitalbereich beträgt die empfohlene einzeitige Maximaldosis 200 mg Procain (innerhalb von 2 Stunden).

Bei Patienten mit bestimmten Vorer­krankungen (Gefäßverschlüssen, Arterio­sklerose oder Nervenschädigung bei Zuckerkrankheit) ist die Dosis ebenfalls um ein Drittel zu verringern. Bei eingeschränkter Leber- oder Nieren­funktion können besonders bei wieder­holter Anwendung erhöhte Plasmaspiegel auftreten. In diesen Fällen wird ebenfalls ein niedrigerer Dosisbereich empfohlen.

Kinder

Für die Anwendung bei Kindern liegen keine Anwendungserfahrungen vor, aus denen allgemeine Dosierungs­empfehlun­gen abgeleitet werden können.

Ältere Menschen

Bei älteren Menschen wird eine Dosisan­passung entsprechend des jeweiligen Allgemeinzustands empfohlen.



Art und Dauer der Anwendung

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml wird intrakutan injiziert.

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml sollte nur von Personen mit entspre­chenden Kenntnissen zur erfolgreichen Durchführung der jeweiligen Anwendung injiziert werden.

Grundsätzlich gilt, dass bei kontinuier­licher Anwendung nur niedrig konzen­trierte Lösungen von Procainhydrochlorid appliziert werden.

Eine wiederholte Anwendung dieses Arzneimittels kann aufgrund einer Tachyphylaxie (rasche Toleranzent­wicklung gegenüber dem Arzneimittel) zu reversiblen Wirkungseinbußen führen.

Die Injektionslösung ist nur zur ein­maligen Entnahme vorgesehen. Die Anwendung muss unmittelbar nach Öffnung des Behältnisses erfolgen. Nicht verbrauchte Reste sind zu verwerfen.


4.3 Gegenanzeigen

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml darf nicht angewendet werden

- bei bekannter Überempfindlichkeit
gegen Lokalanästhetika vom Ester-Typ, Sulfonamide, Benzoesäure (Parabene) (siehe auch Abschnitt 4.4);

- bei bekanntem Mangel an
Pseudocholinesterase mit der Folge erheblich herabgesetzter Enzym­aktiv­ität;

- zur intraarteriellen, periduralen oder
spinalen Injektion.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaß­nahmen für die Anwendung

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml darf nur mit besonderer Vorsicht ange­wendet werden

- bei Myasthenia gravis

- bei Störungen des Herz-Reizleitungs-
systems

- bei Herzinsuffizienz

- zur Injektion in ein infiziertes Gebiet

Vor einer Lokalanästhesie ist grund­sätzlich auf eine gute Auffüllung des Kreislaufes zu achten. Bestehende Hypovolämien müssen behoben werden.

Ist eine Allergie gegen Procain bekannt, so kann eine Kreuzallergie gegenüber anderen Ester-Lokalanästhetika und chemisch verwandten Substanzen in Form einer Paragruppenallergie auf­treten. Chemische Basis dieser Gruppen­allergie ist eine an den Benzolring gebundene Amino- bzw. Hydroxylgruppe, die sich in Parastellung zu den anderen Resten befindet. Auch bei kutaner Form der Procain-Allergie kann sich eine Gruppenallergie ent­wickeln mit entsprechenden Symptomen auf Sulfonamide, orale Antidiabetika, bestimmte Farbstoffe, Röntgenfilment­wickler usw. Bei bekannter Allergie gegen Sulfonamide ist eine kreuz­allergische Reaktion auf Procain nicht auszuschließen.

Bei Patienten mit Pseudocholinesterase-Mangel und erheblich herabgesetzter Enzymaktivität muss verstärkt mit toxischen Symptomen bei Procain-Applikation gerechnet werden.

Grundsätzlich ist vor der Injektion eines Lokalanästhetikums darauf zu achten, dass das Instrumentarium zur Wieder­belebung (z.B. zur Freihaltung der Atemwege und zur Sauerstoffzufuhr) und die Nofallmedikation zur Therapie toxischer Reaktionen sofort verfügbar sind. Alle Maßnahmen zur Beatmung, anti­konvulsiven Therapie und Reanima­tion müssen vorhanden sein.

Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Gefährdungsgrad, weil das Risiko für zentralnervöse Intoxikationssymptome erhöht ist.

Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:

- bei Risikopatienten und bei
Verwendung höherer Dosierungen (mehr als 25% der maximalen Einzeldosis bei einzeitiger Gabe) intravenösen Zugang für Infusion anlegen (Volumensubstitution).

- Dosierung so niedrig wie möglich
wählen.

- In der Regel keinen Vasokonstrik-
torzusatz verwenden (s. Dosierungs­anleitung).

- Korrekte Lagerung des Patienten
beachten.

- Vor Injektion sorgfältig in zwei
Ebenen aspirieren (Drehung der Kanüle).

- Vorsicht bei Injektion in infizierte
Bereiche (aufgrund verstärkter Resorption bei herabgesetzter Wirksamkeit).

- Injektion langsam vornehmen.

- Blutdruck, Puls und Pupillenweite
kontrollieren.

- Allgemeine und spezielle Kontraindi-
kationen sowie Wechselwirkungen mit anderen Mitteln beachten.

Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutgerinnungshemmern (Antikoagulantien, wie z.B. Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmitteln nicht nur eine versehentliche Gefäßverletzung im Rahmen der Schmerzbehandlung zu ernsthaften Blutungen führen kann, sondern dass allgemein mit einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Ggf. sollten die Blutungszeit und die partielle Thrombo­plastinzeit (PTT), rsp. aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) bestimmt, der Quick-Test durchgeführt und die Thrombozytenzahl überprüft werden. Diese Untersuchungen sollten bei Risikopatienten auch im Falle einer Low-dose-Heparinprophylaxe (vorsorgliche Behandlung mit dem Blutgerinnungs­hemmer Heparin in niedriger Dosis) vor der Anwendung von PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml durchgeführt werden. Gegebenenfalls ist die Anti­koagulantientherapie zeitig genug abzu­setzen.

Eine Injektion bei gleichzeitiger Vor­sorgetherapie zur Vermeidung von Thrombosen (Thromboseprophylaxe) mit niedermolekularem Heparin sollte nur unter besonderer Vorsicht durchgeführt werden.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder anderen Mitteln

Folgende Wechselwirkungen von Procain mit anderen Arzneimitteln sind bekannt:

- Verlängerung der Wirkung durch
nichtdepolarisierende Muskelrelaxan­zien

- Verstärkung der Wirkung durch
Physostigmin

- Verminderung der Wirksamkeit der
Sulfonamide.

Procain sollte nicht gemeinsam mit Cholinesterase-Inhibitoren eingesetzt werden. Durch den Einfluss auf den Procain-Metabolismus kommt es zu einer Erhöhung der Procain-Toxizität. Andere pharmakologische Eigenschaften der Cholinesterasehemmer könnten die Procain-Toxizität ebenfalls beeinflussen.

Durch Zugabe kleiner Atropinmengen ist eine Verlängerung der Procain-Anästhesie möglich. Als Grundlage für den Effekt wurde die mögliche Erniedrigung der Gewebepermeabilität diskutiert.

Physostigmin kann in niedrigen Dosierungen einen protektiven Effekt gegen toxische Procainwirkungen haben.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Bei 1340 Mutter-Kind-Paaren traten fetale Anomalien nach Anwendung von Procain im 1. Trimenon nicht überzufällig häufig auf. Bisher sind keine anderen relevanten epidemiologischen Studien verfügbar. In Tierstudien ist das reproduktionstoxikologische Potential von Procain nur unzureichend abgeklärt (siehe 5.3). Procain passiert die Plazenta schnell und gut. Das Risiko für den Fetus erscheint aber gering, da Procain rasch esterhydrolytisch gespalten wird. In der Schwangerschaft sollte Procain dennoch nur unter sorgfältiger Indikationsstellung zur Anwendung kommen, auch wenn besondere Risiken bisher nicht bekannt geworden sind.

Procain wird mit der Muttermilch ausgeschieden. Wegen der raschen Esterspaltung ist das Risiko von Auswirkungen auf das Neugeborene gering, doch ist die Plasmahalbwertszeit beim Neugeborenen verlängert. Da nachteilige Folgen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, wird bei kurzfristiger Anwendung eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich sein. Ist eine wiederholte Behandlung oder eine Behandlung mit höheren Dosen erforderlich, sollte abgestillt werden


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­keit und das Bedienen von Maschinen

Bei der Anwendung von PASCO­NEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml muss der Arzt im Einzelfall entscheiden, ob der Patient aktiv am Straßenverkehr teilnehmen darf, Maschinen bedienen oder Arbeiten ohne sicheren Halt durchführen kann.


4.8 Nebenwirkungen

Wesentliche dosisabhängige Neben­wirkungen von Procain betreffen das Zentralnerven- und das Herz-Kreislauf-System.

Bei Plasmakonzentrationen, wie sie bei regelrechter Anwendung im Allgemeinen erreicht werden, wird der Blutdruck in der Regel nur geringgradig durch die positiv inotrope und positiv chronotrope Wirkung von PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml beeinflusst.

Procain kann EKG-Veränderungen (T-Welle abgeflacht, ST-Strecke verkürzt) auslösen.

Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein. Als zentralnervöse Störungen können periorale Missempfindungen, Unruhe, Delirium, tonisch-klonische Krämpfe ausgelöst werden (siehe auch 4.9 „Überdosierung“).

Allergische Reaktionen auf PASCO­NEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml in Form von Urtikaria, Ödem, Bronchospasmus oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen werden selten ( 0,1% - >0,01%) beschrieben.

Lokale Allergien und pseudoallergische Reaktionen in Form einer Kontakt­dermatitis mit Erythem, Pruritus bis hin zur Blasenbildung können bei Kontakt mit Ester-Lokalanästhetika auftreten.

Darüber hinaus können als lokale Reak­tionen bei subkutaner und intra­muskulärer Applikation Schwellungen, Ödeme, Erytheme und Hämatome vorkommen.


4.9 Überdosierung

a) Symptome einer Überdosierung

PASCONEURAL-Injektopas® 2 % 2 ml wirkt in niedrigen toxischen Dosierun­gen als zentrales Nervenstimulans, in hohen toxischen Bereichen kommt es zur Depression der zentralen Funk­tionen. Die Procainhydrochlorid-Intoxi­kation verläuft in 2 Phasen:

1. Stimulation:

- ZNS: Periorale Missempfindungen,
Gefühl der tauben Zunge, Unruhe, Delirium, Krämpfe (tonisch­klonisch).

- Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht,
Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.

2. Depression:

- ZNS: Koma, Atemstillstand.

- Kardiovaskulär: Pulse nicht tastbar,
Blässe, Herzstillstand.

Patienten mit einer beginnenden Lokalanästhetika-Intoxikation fallen zu­nächst durch exzitatorische Symptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störungen sowie Kribbeln, vor allem an Zunge und im Lippenbereich. Die Sprache ist verwaschen, Schüttelfrost und Muskelzuckungen sind Vorboten

eines drohenden generalisierten Krampf­anfalls. Subkonvulsive Plasmaspiegel von Procainhydrochlorid führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonischtonischer Form. Bei fortschreitender ZNS-Intoxikation kommt es zu einer zunehmenden Funktions­störung des Hirnstammes mit den Symptomen Atemdepression und Koma bis hin zum Tod.

Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines toxischen Effekts auf das kardiovaskuläre System. Die Hypotension wird hauptsächlich durch eine Hemmung bzw. Blockade der kardialen Reizleitung verursacht. Die toxischen Wirkungen sind jedoch klinisch von relativ untergeordneter Bedeutung.

b) Notfallmaßnahmen und Gegenmittel

Bei Auftreten zentraler oder kardio­vaskulärer Symptome einer Intoxika­tion sind folgende Gegenmaßnahmen erforderlich:

- Sofortige Unterbrechung der Zufuhr
von PASCONEURAL-Injektopas®
2 % 2 ml.

- Freihalten der Atemwege.

- Zusätzlich Sauerstoff zuführen;
falls notwendig mit reinem Sauerstoff assistiert oder kontrolliert beatmen.

- Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck,
Puls und Pupillenweite.

Diese Maßnahmen gelten auch für den Fall einer akzidentellen totalen Spinal­anästhesie, deren erste Anzeichen Unruhe, Flüsterstimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Bewusstlosigkeit und Atemstillstand übergehen.

Weitere mögliche Gegenmaßnahmen sind:

- Bei einem akuten und bedrohlichen
Blutdruckabfall sollte unverzüglich eine Flachlagerung des Patienten mit einer Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-Sympathomimetikum lang­sam intravenös injiziert werden.

Zusätzlich ist eine Volumensubstitution vorzunehmen (z.B. mit kristalloiden Lösungen).

- Bei erhöhtem Vagotonus (Bradykardie)
wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i.v.) verabreicht.

Bei Verdacht auf Herzstillstand sind die erforderlichen Maßnahmen der Reanimation durchzuführen.

- Konvulsionen werden mit Diazepam 5
bis 10 mg i.v. behandelt.

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauerstoff­beatmung zur Behandlung ausreicht.

Zentral wirkende Analeptika sind kontra­indiziert bei Intoxikation durch Lokal­anästhetika!


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Amino­benzoesäureester, ATC-Code: N01BA02

Procainhydrochlorid ist ein Lokalanästhe­tikum vom Typ der basischen Ester. Die Base hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensorische, motorische und autonome Nervenfasern sowie die Erregungsleitung des Herzens. Procain­hydrochlorid hebt reversibel und örtlich begrenzt das Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Nach der Schmerzempfindung wird in fallender Reihenfolge die Empfindung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck herabgesetzt.

Procainhydrochlorid wirkt antiarrhyth­misch und tonussenkend an der glatten Muskulatur. Es zeigt außerdem eine schwache antihistaminerge und para­sympatholytische Wirkung.

Procainhydrochlorid setzt die Membran­permeabilität für Kationen, insbesondere für Natriumionen und in höheren Kon­zen­trationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentrationsabhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Nervenfaser, da der zur Ausbildung des Aktionspotentials notwendige, plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität ver­ringert ist. Die Membranstabilisierung beruht auf einer Einlagerung der lipo­philen Lokalanästhetika in die Zellmem­bran. Dadurch tritt eine unspezifische Membranexpansion ein, wodurch Ionen­kanäle, besonders Natriumkanäle blockiert werden. Sekundär wird durch den hydrophilen Teil des Lokalanästhe­tikum-Moleküls, der in die wasser­führende Pore hineinragt, der Durchtritt der Elektrolyte beeinträchtigt. Daher ist die Wirkung vom pKa-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an ungeladener Base, die besser als die Kationen in die lipophile Nervenmembran permeieren kann. Der pKa-Wert für Procain­hydro­chlorid liegt bei 25 °C bei 9,1. Das Verhältnis von dissoziierter Form zu der lipidlöslichen Base wird durch den im Gewebe vorliegenden pH-Wert bestimmt.

Der Wirkstoff diffundiert zunächst durch die Nervenmembran zur Nervenfaser als basische Form, wirkt aber als Procain-Kation erst nach Reprotonierung. Bei niedrigen pH-Werten, z.B. im entzündlich veränderten Gewebe, liegen nur geringe Anteile in der basischen Form vor, so dass keine ausreichende Anästhesie zustande kommen kann.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Resorption von Procainhydrochlorid ist abhängig von der Vaskularisierung bzw. Durchblutung des Injektionsge­bietes. Die Zeit bis zum Wirkungseintritt beträgt bei der Infiltration ein bis zwei Minuten, dagegen 15 bis 20 Minuten bei der Epiduralanästhesie. Die Wirkung dauert ein bis zwei Stunden an. Die Eiweißbildung wurde einschließlich der Erythrozyten-Bindung zu 6 % bestimmt. Der Verteilungskoeffizient (Lipid/Wasser) beträgt 0,6 und das Verteilungsvolumen im Steady-state 65 I.

Die Substanz überwindet die Plazenta­schranke ab einer Dosierung von 4 mg/kg Körpergewicht nach intra­venöser Injektion.

Metabolisiert wird Procainhydrochlorid vor allem durch im Plasma befindliche, unspezifische Esterasen unter Bildung von p-Aminobenzoesäure, die sensibi­lisierend wirken kann. In der Leber wird nur ein geringer Anteil Procainhydro­chlorid biotransformiert. Die Halbwerts­zeit der Esterhydrolyse beträgt 0,84 Minuten, beim Neugeborenen bzw. bei Patienten mit Nierenschäden 1,4 Minuten und ist bei Leberinsuffizienz auf bis zu 2,3 Minuten verlängert. In der Spinalflüssigkeit wurde nur eine geringe Biotransformation festgestellt. Hier traten neben 97 % unveränderter Substanz 2 % p-Aminobenzoesäure und 0,5 % N-Acetyl-Procainhydrochlorid auf. Innerhalb von 24 Stunden wurden nach i.v. Applikation im Urin 2 % unverändertes

Procainhydrochlorid, 80 % p-Amino­benzoe­säure und deren Konjugate sowie Diethylaminoethanol gefunden. Diethyl­amino­ethanol wirkt gefäßerweiternd und wird überwiegend in der Leber abgebaut. Nach Procainhydrochloridanästhesie konnte im Harn kein Procainhydrochlorid mehr nachgewiesen werden; neben 2 % p-Aminobenzoesäure und 30 % Diethyl­aminoethanol traten verschiedene Konjugate in nicht näher untersuchter Menge auf.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Langzeit-Untersuchungen zur Beurtei­lung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor. In-vitro-Untersuchungen zur Genotoxizität verliefen mit Procain negativ.

Das reproduktionstoxikologische Poten­tial von Procain ist nur unzureichend abgeklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass Procain in Rattenfeten zur Bildung von Katarakten führen kann.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Hilfsstoffe

Natriumchlorid, Citronensäure-Mono­hydrat, Natriumhydroxid, Wasser für Injektions­zwecke.


6.2 Inkompatibilitäten

Procain sollte nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden, da eine Änderung des pH-Wertes oder der Elektrolytkonzentration zur Ausfällung des Wirkstoffes führen kann.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

12 Monate.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


6.4 Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25 °C lagern!



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Originalpackungen mit

10 Ampullen 2 ml (N1)

100 Ampullen 2 ml (Klinikpackung)

1000 Ampullen 2 ml (Klinikpackung)


6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung

Keine speziellen Vorgaben.


7. Pharmazeutischer Unternehmer

PASCOE

pharmazeutische Präparate GmbH

Schiffenberger Weg 55

D-35394 Giessen

bzw. Großempfängerpostleitzahl

35383 Giessen

Telefon (0641) 79 60-0

Telefax (0641) 79 60-109

Internet: www.pascoe.de

E-Mail: info@pascoe.de


8. Zulassungsnummer

Zul.-Nr.: 6728121.00.00


9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

24. September 2003


10. Stand der Information

Februar 2006


11. Verschreibungsstatus/Apotheken­pflicht

Apothekenpflichtig.