Paveron N
Stand: 30.01.2012 Seite 8 Zul.-Nr.: 57433.00.00
1.1.1.1Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels / SPC)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Paveron N 25mg/ml Injektionslösung
Wirkstoff: Papaverinhydrochlorid
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 50mg Papaverinhydrochlorid
Hilfsstoffe siehe unter Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Injektionslösung
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete
Intraluminale Anwendung in der Koronarchirurgie (Koronarrevaskularisation) zur Verhinderung vasaler Spasmen bei der Gewinnung und Anastomisierung arterieller Grafts.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
In der Regel wird Paveron N in physiologischer NaCl-Lösung folgendermaßen verdünnt:
1 Ampulle mit 2 ml Paveron N, entsprechend 50 mg Papaverinhydrochlorid, wird mit 48 ml NaCl 0,9%ig versetzt, so dass sich eine Endverdünnung von 50 mg/50 ml bzw. 1 mg/ 1ml ergibt.
Üblicherweise werden 3 ml (entsprechend 3 mg Papaverinhydrochlorid) der endverdünnten Lösung langsam unter Abklemmung in das distale Ende des abgesetzten arteriellen Blutgefässes instilliert. Eine Anhebung der Temperatur der Papaverinlösung auf 37°C kann zu einer Steigerung des angestrebten Effektes führen.
Die Lösung wird in der Regel einmalig im Rahmen einer Gefäßtransplantation angewendet.
Über die Wirksamkeit und Sicherheit der Anwendung von Paveron N an Kindern liegen keine Untersuchungen vor, deshalb können hier keine Dosierungsempfehlungen gegeben werden.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Papaverin oder sonstige Inhaltsstoffe.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die intraluminale Gabe von Paveron N im Rahmen der Koronarrevaskularisation darf nur unter Aufsicht von in der Koronarchirurgie bzw. Kardioanästhesie erfahrenen Ärzten unter kontinuierlicher Überwachung des EKG und des arteriellen Blutdrucks erfolgen. Die medikamentösen und apparativen Möglichkeiten zur Kreislaufstabilisierung müssen unmittelbar verfügbar sein.
Besondere Vorsicht ist geboten bei der Anwendung von Paveron N an Patienten mit Leberfunktionsstörungen, Glaukom oder Arrhythmien (siehe auch unter 4.8 Nebenwirkungen).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Grundsätzlich sind bei Papaverin pharmakodynamische Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Anwendung eines blutdrucksenkenden Mittels zu beachten; kann ein verstärkter hypotoner Effekt resultieren. Die Wirkung von L-Dopa kann durch Papaverin vermindert werden. Im Tierversuch führte Papaverin zu schock-equivalenten Zuständen in Kombination mit Sulfonamiden. Bei bestimmungsgemäßer, d.h. lokaler (intraluminaler) Anwendung dürften Interaktionsrisiken relativ gering sein.
4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Anwendung während der Schwangerschaft
Es liegen keine Erfahrungen mit einer Anwendung von Paveron N in der Schwangerschaft vor. In Tierversuchen wurde Papaverin nur unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht. Papaverin führte zu teratogenen Effekten (u.a. Neuralrohrdefekte) in in-vitro-Untersuchungen an verschiedenen Tierspecies. Es ist nicht bekannt, ob Paveron N plazentagängig ist. Paveron N darf daher nur bei zwingender Indikation in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Anwendung während der Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Paveron N in die Muttermilch übergeht. In der Stillzeit sollte Paveron N daher nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Die Anwendung erfolgt intraoperativ im Rahmen von Koronarrevaskularisationen, die per se keine unmittelbare Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen erlauben.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der intraluminalen Anwendung von Paveron N im Rahmen der Koronarrevaskularisation können auftreten:
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Hypotonie
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Flush
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Herzrhythmusstörungen
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Torsade de points Tachykardien
Darüber hinaus wurden bei systemischer Anwendung höherer Dosen von Paveron N folgende Nebenwirkungen beobachtet:
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ZNS: Schwindel, Kopfschmerz, Müdigkeit.
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Herz-Kreislauf-Gefäße: Hypotension, Tachykardie, kardiale Reizleitungsstörungen, Torsade de pointes, Arrhythmien.
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Blut/Milz: Langzeitanwendung von Papaverin kann zu Eosinophilie führen.
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Verdauungstrakt: Gastrointestinale Störungen.
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Leber: Bei Langzeitanwendung der Substanz können hepatotoxische Reaktionen wie Leberenzymveränderungen, Bilirubinerhöhung und Ikterus auftreten.
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Urogenitalsystem: Priapismus, Harnretention.
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Haut: Hautausschlag, Flush, vermehrtes Schwitzen.
4.9 Überdosierung
Im Rahmen der intraoperativen intraluminalen Anwendung sind Überdosierungen unwahrscheinlich. Bei systemischer hochdosierter Gabe kann es zu epileptischen Anfällen, schwerer Hypotension und Arrhythmien kommen. Die Therapie erfolgt symptomatisch.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Vasodilatator, Spasmolytikum
ATC-Code: C04A
Papaverin ist ein Alkaloid des Opiums, das sich chemisch von Benzylisochinolin ableitet. Seine Wirkung entfaltet Papaverin direkt an den Muskelzellen der glatten Gefäßmuskulatur. Wahrscheinlich hemmt Papaverin die cAMP-Phosphodiesterase und/oder den transmembranären Calciumeinstrom. Die damit verbundene Erhöhung der lokalen Konzentration von cAMP bewirkt eine Relaxation an der glatten Muskulatur. Dies führt zu einer Steigerung des Blutflusses in den entsprechenden Gefäßen.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Metabolisierung erfolgt nach hepatischer Extraktion sehr rasch, hauptsächlich durch Demethylierung zu weniger oder nicht wirksamen Metaboliten. Die Ausscheidung erfolgt vorwiegend über die Niere als Konjugat. Die Elimination ist bei Anurie aber nicht wesentlich verändert. Die Proteinbindung beträgt 97%. Nach i.v. Gabe von 1 mg/kg Papaverin beträgt das Verteilungsvolumen 1,52 ± 0,45 l/kg. Bei Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist das Verteilungsvolumen nach i.v. Gabe aber signifikant vergrößert. Dementsprechend ist auch die Halbwertszeit mit 2,8 ± 0,28 h gegenüber 1,3 ± 0,25 h ohne Herz-Lungen-Maschine verlängert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
Die akute i.v. Toxizität von Papaverin beträgt bei der Maus 200 mg/kg und bei der Ratte 17 mg/kg.
Chronische Toxizität
Eine orale Applikation von Papaverin an Ratten in den Konzentrationen von 50 mg/kg und 100 mg/kg über einen Zeitraum von 45 Tagen führte zu keinen relevanten klinischen, biochemischen oder pathologischen Veränderungen. Die wiederholte tägliche i.m. Injektion über 162 Tage von 10 mg/kg Papaverin an Hunden führte zu lokalen Irritationen, die mit Erhöhung der Leukozyten und einer Linksverschiebung einherging.
1.1.1.1.1.1Mutagenität
Papaverin war im In-vitro-Chromosomenaberrationstest (Chinese hamster fibroblasts) bei 0,34 mg/ml, einer Konzentration, die deutlich über der cytotoxischen liegt (0,125 mg/ml), positiv. Der AMES-Genmutationstest war negativ.
1.1.1.1.1.2Reproduktionstoxikologie
Die subkutane Anwendung von Papaverin bei Ratten zeigte keine teratologischen Effekte. Bei Mäuseembryos wurden bis zur 5-fachen Humandosis keine teratogenen Effekte beobachtet. In einer höheren Dosis induzierte die s.c. Applikation von 140 mg/kg an Mäuseembryos ZNS-Malformationen bei 5% der Tiere.
1.1.1.1.1.3Kanzerogenität
Papaverin zeigt keine Strukturanalogie mit bekannten Karzinogenen. Berichte über karzinogene Effekte bei therapeutischen Dosen liegen nicht vor.
6. Pharmazeutische Angaben
Hilfsstoffe
Natriumedetat, Wasser für Injektionszwecke
Inkompatibilitäten
Bei pH-Werten über 6,0 kann es zu Ausfällungen der Papaverinbase kommen.
Dauer der Haltbarkeit
18 Monate
Diese Packung darf nach diesem Datum nicht mehr verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Art und Inhalt des Behältnisses
Packungen mit 10 Ampullen zu 2 ml Injektionslösung.
Hinweise für die Handhabung und Entsorgung
Keine speziellen Hinweise
7. Pharmazeutischer Unternehmer
Linden Arzneimittel-Vertrieb-GmbH
Rodheimer Straße 90
35452 Heuchelheim
Tel. 0641-9626610
Fax 0641-62817
8. Zulassungsnummer
57433.00.00
9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
14.01.2004
Verlängerung am 11.04.2011
Stand der Information
Januar 2012
Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig