Penicillin V Acis Saft
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Fachinformation
Bezeichnung des Arzneimittels
Penicillin V acis®Saft
300.000 I.E./5 ml
Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen
Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Phenoxymethylpenicillin-Kalium
1 Flasche mit 60 g Granulat zum Herstellen von 100 ml Lösung enthält 3,92 g (entsprechend 6.000.000 I.E.) Phenoxymethylpenicillin-Kalium.
5 ml Lösung enthalten 196 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium (entsprechend 300.000 I.E.).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
Darreichungsform
Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen.
Schwach pinkfarbenes Pulver, nach Zubereitung rote Lösung.
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Infektionen, die durch Phenoxymethylpenicillin-empfindliche Erreger bedingt sind und einer oralen Penicillin-Behandlung zugänglich sind, wie z. B.
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Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches, z. B. Infektionen des Rachenraumes und der Rachenmandeln (Tonsillitis, Pharyngitis), Mittelohrentzündungen (Otitis media), Nebenhöhlenentzündungen (Sinusitis)
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Infektionen der tiefen Atemwege, z. B. Bronchitiden und Lungenentzündungen
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Infektionen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich
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zur Vorbeugung einer bakteriell bedingten Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditisprophylaxe) bei Eingriffen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich oder am oberen Respirationstrakt
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Infektionen der Haut (Pyodermie, Furunkulose, Phlegmone).
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Bakteriell bedingte entzündliche Lymphknotenschwellung (Lymphadenitis) und Lymphgefäßentzündung (Lymphangitis)
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Infektionen, verursacht durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, z. B. Scharlach, Wundrose (Erysipel), zur Vorbeugung eines Rückfalls bei rheumatischem Fieber
Gegebenenfalls ist eine Kombination mit einem weiteren geeigneten Antibiotikum möglich.
Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Penicillin V acis Saft zu berücksichtigen.
Dosierung und Art der Anwendung
Die antibakterielle Aktivität des Phenoxymethylpenicillins wird sowohl auf der Basis von Internationalen Einheiten (I.E.) als auch auf Masse (Gewichts)-Basis festgelegt. Dabei gilt folgende Beziehung:
1 mg Phenoxymethylpenicillin (freie Säure) entspricht 1.695 I.E. und
1 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium entspricht 1.530 I.E..
300.000 I.E. (5 ml der fertigen Lösung) entsprechen ungefähr 177 mg Phenoxymethylpenicillin bzw. 196 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.
Dosierung (generelle Rahmenempfehlungen):
Üblicherweise wird die Tagesdosis in 3 - 4 Einzeldosen gleichmäßig über den Tag verteilt - möglichst im Abstand von 6 - 8 Stunden - verabreicht. Bei Infektionen des Hals-, Nasen-, Ohrenbereichs ist die Verabreichung der Tagesdosis in nur zwei Einzeldosen - vorzugsweise im Abstand von 12 Stunden - möglich.
Zur Beachtung
Alle Milligramm-Angaben in den folgenden Ausführungen beziehen sich auf Phenoxymethylpenicillin (freie Säure).
Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre
Diese erhalten je nach Schwere und Lokalisation der Infektion üblicherweise 3 - 4mal täglich jeweils 295 mg - 885 mg Phenoxymethylpenicillin (0,5 - 1,5 Millionen I.E.).
Hierfür stehen andere Darreichungsformen mit höherem Wirkstoffgehalt zur Verfügung.
Kinder unter 12 Jahren
Reife Neugeborene, ältere Säuglinge, Kleinkinder und ältere Kinder bis zum Alter von 12 Jahren erhalten eine auf das jeweilige Körpergewicht und Lebensalter abgestimmte Tagesdosis.
Der Packung liegt eine Dosierspritze zum Abmessen der Lösung (Angaben in ml) bei.
Spezielle Dosierungsangaben für einzelne Altersgruppen
Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:
Reife Neugeborene und Säuglinge bis zu 1 Monat (3 - 4 kg Körpergewicht)
3mal täglich 1 ml (entsprechend 94,4 - 124 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 160.000 bis 210.000 I.E.; 45.000 bis 60.000 I.E./kg Körpergewicht).
Säuglinge im 2. und 3. Monat (4 - 5 kg Körpergewicht)
3mal täglich 1 - 1,5 ml (entsprechend 106,2 - 171 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 180.000 bis 290.000 I.E.; 40.000 bis 64.000 I.E./kg Körpergewicht).
Kinder ab dem 4. Monat bis zu 1 Jahr (bis 10 kg Körpergewicht)
3mal täglich 2,5 - 3 ml (entsprechend 236 - 354 mg Phenoxymethylpenicillin, ca. 400.000 bis 600.000 I.E.).
Kleinkinder 1 - 2 Jahre (10 - 15 kg Körpergewicht)
3mal täglich 3,5 - 5 ml (entsprechend 354 - 531 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 600.000 bis 900.000 I.E.).
Kinder 2 - 4 Jahre (15 - 22 kg Körpergewicht)
3mal täglich 5 - 7,5 ml (entsprechend 531 - 826 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 900.000 bis 1,4 Millionen I.E.).
Kinder 4 - 8 Jahre (22 - 30 kg Körpergewicht)
3mal täglich 7 - 10 ml (entsprechend 708 - 1062 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 1,2 bis 1,8 Millionen I.E.).
Kinder von 8 - 12 Jahre (über 30 kg Körpergewicht)
3mal täglich 7 - 13 ml (entsprechend 708 - 1416 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 1,2 bis 2,4 Millionen I.E.).
Bei schweren Fällen bzw. bei minderempfindlichen Erregern oder ungünstig gelegenem Infektionsort kann die Tagesdosis auf das Doppelte und mehr gesteigert werden.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bis zu einer Kreatinin-Clearance von 30 - 15 ml/min ist es bei einem Dosierungsintervall von 8 Stunden im Allgemeinen nicht erforderlich, die Dosis von Phenoxymethylpenicillin zu verringern.
Art und Dauer der Anwendung
Penicillin V acisSaft sollte jeweils etwa 1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um eine möglichst hohe Resorptionsquote zu erreichen. Um Kindern die regelmäßige Einnahme zu erleichtern, können sie Penicillin V acisSaft auch während der Mahlzeiten einnehmen.
Herstellung einer Lösung
Schütteln Sie das Granulat vor Wasserzugabe in der geschlossenen Flasche kurz auf.
Füllen Sie dann die Flasche bis unterhalb des Markierungsringes (Glasrille) mit frischem Leitungswasser und schütteln kräftig.
Füllen Sie nach Absetzen des auftretenden Schaumes mit frischem Leitungswasser bis zum Markierungsring auf und schütteln kräftig.
Die Lösung ist jetzt gebrauchsfertig.
Drücken Sie den beiliegenden Stopfen (Adapter) als Verbindungsstück zwischen Flasche und Dosierspritze in den Flaschenhals. Der Stopfen bleibt im Flaschenhals.
Die Lösung ist nach der Herstellung der Lösung bei Aufbewahrung im Kühlschrank (2 – 8 °C) zu lagern. So ist die Lösung 12 Tage voll wirksam und unverändert im Geschmack.
Entnahme der zubereiteten Lösung
Die Flasche muss vor jedem Gebrauch kräftig geschüttelt werden.
Zum Abmessen der richtigen Dosis verwenden Sie die beiliegende Dosierspritze.
Einnahme der zubereiteten Lösung
Die zubereitete Lösung kann entweder direkt aus der Dosierspritze eingenommen oder zunächst auf einen Löffel gegeben werden.
Nach jedem Gebrauch ist die Flasche gut zu verschließen und die Dosierspritze durch mehrmaliges Füllen und Entleeren mit klarem Wasser zu reinigen.
Dauer der Anwendung
Penicillin V acisSaft soll in der Regel 7 (- 10) Tage lang eingenommen werden, mindestens bis 2 - 3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen.
Die Behandlungsdauer ist vom Ansprechen der Erreger bzw. dem klinischen Erscheinungsbild abhängig. Sollte nach 3 - 4 Tagen ein Therapieeffekt nicht erkennbar sein, so ist eine erneute Sensibilitätsbestimmung durchzuführen und gegebenenfalls das Antibiotikum zu wechseln.
Bei der Behandlung von Infektionen mit ß-hämolysierenden Streptokokken sollte die Therapiedauer mindestens 10 Tage betragen, um Spätkomplikationen (rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis) vorzubeugen.
Die Behandlungsdauer der akuten Otitis media sollte auf 5 Tage begrenzt werden. Bei Patienten mit einem Risiko für Komplikationen kann eine Behandlungsdauer von 5 bis 10 Tagen empfehlenswert sein.
Gegenanzeigen
Wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks darf Penicillin V acisSaft bei Patienten mit erwiesener Penicillin-Überempfindlichkeit nicht angewandt werden. Eine mögliche Kreuzallergie mit anderen ß-Laktam-Antibiotika kann bestehen. Bei Patienten mit allergischer Reaktionsbereitschaft (z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale) ist das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht, weshalb Penicillin V acisSaft in solchen Fällen mit besonderer Vorsicht angewandt werden sollte.
Penicillin V acisSaft darf ferner nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber Azorubin (E122), Methyl-4-hydroxybenzoat oder einem der sonstigen Bestandteile.
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei gleichzeitiger Einnahme von Penicillin V acisSaft und oralen Kontrazeptiva kann eine Wirksamkeitsminderung der hormonellen Kontrazeptiva nicht ausgeschlossen werden. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.
Bei Patienten mit schweren Magen-Darm-Störungen mit Erbrechen und Durchfällen sollte von der Behandlung mit Phenoxymethylpenicillin abgesehen werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist (hier empfiehlt sich eine parenterale Therapie, z. B. mit Benzylpenicillin oder einem anderen geeigneten Antibiotikum).
Langfristige und wiederholte Anwendung von Penicillin V acisSaft kann zu Superinfektion mit resistenten Keimen oder Sprosspilzen führen.
Bei Patienten mit Herzerkrankungen oder schweren Elektrolytstörungen anderer Genese sollte auf die Kaliumzufuhr durch das Präparat geachtet werden.
Wichtige Informationen über bestimmte sonstige Bestandteile von Penicillin V acisSaft
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollen Penicillin V acisSaft nicht einnehmen.
5 ml Lösung enthalten 2,64 g Sucrose (Zucker) entsprechend ca. 0,22 Broteinheiten (BE). Dies ist bei Patienten mit Diabetes mellitus zu berücksichtigen.
5 ml Lösung enthalten 0,42 mmol (ca. 10 mg) Natrium. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/kochsalzarmer) Diät.
Macrogolglycerolhydroxystearat kann Magenverstimmung und Durchfall hervorrufen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Penicillin V acisSaft sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (z. B. Tetracycline, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da ein antagonistischer Effekt möglich ist.
Die gleichzeitige Gabe von Probenecid führt als Folge einer Hemmung der renalen Ausscheidung zu höheren und längeranhaltenden Phenoxymethylpenicillin-Konzentrationen im Serum und in der Galle. Auch Indometacin, Phenylbutazon, Salicylate und Sulfinpyrazon führen zu erhöhten und verlängerten Serumspiegel.
Die Resorption oral applizierter Penicilline kann bei unmittelbar vorausgegangener oder andauernder Darmsterilisation mit nicht resorbierbaren Aminoglykosiden (z. B. Neomycin) reduziert sein.
Einfluss auf Laboruntersuchungen
Unter der Therapie mit Penicillin V acis Saft können nichtenzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung ein positives Resultat ergeben.
Ebenso kann der Urobilinogen-Nachweis gestört werden.
Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Beobachtungen am Menschen haben bisher keinen Hinweis auf Schädigung des im Mutterleib befindlichen Kindes ergeben. Experimentelle Studien haben keine fruchtschädigende Wirkung erkennen lassen.
Da bisher keinerlei schädigende Wirkungen von Phenoxymethylpenicillin bekannt geworden sind, ist eine Anwendung von Penicillin V acisSaft während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit bei entsprechender Indikation möglich.
Phenoxymethylpenicillin wird in die Muttermilch ausgeschieden. Die maximalen Milchspiegel betragen etwa 50 % der maximalen Serumspiegel.
Beim gestillten Säugling ist die Möglichkeit einer Sensibilisierung bzw. einer Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Auftreten von Durchfall oder Sprosspilzbesiedlung zu beachten.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Penicillin V acis Saft hat normalerweise keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen.
Durch das Auftreten von Nebenwirkungen kann jedoch ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden (s. a. Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).
Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100, <1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000, <1/100)
Selten (≥ 1/10.000, <1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Sehr selten: Blutbildveränderungen (Granulozytopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Panzytopenie, hämolytische Anämie, Eosinophilie).
Diese Erscheinungen sind reversibel.
Erkrankungen des Immunsystems
Häufig: allergische Reaktionen, meist in Form von Hautreaktionen (z. B. Exantheme, Juckreiz, Urtikaria).
Eine urtikarielle Sofortreaktion deutet meist auf eine echte Penicillin-Allergie hin und zwingt zum Therapieabbruch.
Sehr selten: schwerwiegende allergische Reaktionen als Folge einer Sensibilisierung gegen die 6-Amino-Penicillansäure-Gruppe, z. B. in Form von Arzneimittelfieber, Gelenkschmerzen, angioneurotischem Ödem, Larynxödem, Bronchospasmen, Herzjagen, Luftnot, Serumkrankheit, allergischer Vaskulitis sowie Blutdruckabfall bis hin zu bedrohlichem Schock.
Überempfindlichkeitsreaktionen aller Schweregrade - bis zum anaphylaktischen Schock - sind auch nach oraler Gabe von Penicillinen beobachtet worden. Schwere anaphylaktoide Reaktionen, die nach oraler Gabe von Penicillinen wesentlich seltener auftreten als nach intravenöser oder intramuskulärer Gabe, erfordern unter Umständen entsprechende Notfallmaßnahmen. (s. a. Abschnitt 4.9 Überdosierung).
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Magendrücken, Bauchschmerzen, Flatulenz und Durchfällen.
Diese Störungen sind meist leichter Natur und klingen häufig während, sonst nach Absetzen der Therapie ab.
Selten: Ausbildung einer schwarzen Haarzunge.
Sehr selten: pseudomembranöse Enterokolitis, meist verursacht durch Clostridium difficile (s. a. Abschnitt 4.9 Überdosierung).
Nicht bekannt: vorübergehend trockener Mund und Geschmacksveränderungen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Hautausschläge (Exantheme) und Schleimhautentzündungen, besonders im Bereich des Mundes (Glossitis, Stomatitis).
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Sehr selten: interstitielle Nephritis.
Azorubin (E122) kann allergische Reaktionen hervorrufen.
Methyl-4-hydroxybenzoat kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: http://www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/form/functions/formpv-node.htmlanzuzeigen.
Überdosierung
Die Toxizität von Phenoxymethylpenicillin ist äußerst gering, die therapeutische Breite ist außerordentlich groß.
Wie bei anderen Penicillinen ist die einmalige orale Aufnahme mehrfach therapeutischer Dosen von Phenoxymethylpenicillin nicht akut toxisch.
Bei oraler Verabreichung ist es praktisch unmöglich, Konzentrationen zu erreichen, die zur Auslösung neurotoxischer Symptome führen.
Notfallmaßnahmen
Spezielle Maßnahmen bei Überdosierung, außer dem Absetzen des Medikamentes, sind nicht erforderlich.
Anaphylaktische Reaktionen
Bei anaphylaktischen Reaktionen muss die Behandlung mit Penicillin V acis Saft sofort abgebrochen werden und die üblichen Sofortmaßnahmen (z. B. die Gabe von Antihistaminika, Corticosteroiden, Sympathomimetika und ggf. Durchführung einer Beatmung) müssen eingeleitet werden.
Pseudomembranöse Enterokolitis
Hier ist eine Beendigung der Therapie mit Penicillin V acis Saft in Abhängigkeit von der Indikation zu erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einzuleiten (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert.
Eine Elimination von Phenoxymethylpenicillin kann mittels Hämodialyse erzielt werden.
Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) ist ein biosynthetisches, säurestabiles, nicht Betalaktamase-festes Betalaktam-Antibiotikum.
ATC-Code: J01CE02
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Phenoxymethylpenicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der Penicillin-bindenden Proteine (PBPs) wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der MHK des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Phenoxymethylpenicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
-
Inaktivierung durch Betalaktamasen: Phenoxymethylpenicillin ist nicht Betalaktamase-fest und wirkt daher nicht gegen Betalaktamase-bildende Bakterien (z. B. Staphylokokken oder Gonokokken).
-
Reduzierte Affinität von PBPs gegenüber Phenoxymethylpenicillin: Die erworbene Resistenz bei Pneumokokken und einigen anderen Streptokokken gegenüber Phenoxymethylpenicillin beruht auf Modifikationen vorhandener PBPs als Folge einer Mutation. Für die Resistenz bei Methicillin (Oxacillin)-resistenten Staphylokokken hingegen ist die Bildung eines zusätzlichen PBPs mit verminderter Affinität gegenüber Phenoxymethylpenicillin verantwortlich.
-
Unzureichende Penetration von Phenoxymethylpenicillin durch die äußere Zellwand kann bei Gram-negativen Bakterien dazu führen, dass die PBPs nicht ausreichend gehemmt werden.
-
Durch Effluxpumpen kann Phenoxymethylpenicillin aktiv aus der Zelle transportiert werden.
Eine partielle oder vollständige Kreuzresistenz von Phenoxymethylpenicillin besteht mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.
Grenzwerte
Die Testung auf Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin erfolgt mit Hilfe von Benzylpenicillin unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte:
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Staphylococcus spp. |
≤ 0,12 mg/l |
> 0,12 mg/l |
Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G) |
0,25 mg/l |
> 0,25 mg/l |
Streptococcus pneumoniae |
0,06 mg/l |
> 2 mg/l |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe |
0,25 mg/l |
> 2 mg/l |
Neisseria gonorrhoeae |
0,06 mg/l |
> 1 mg/l |
Neisseria meningitidis |
0,06 mg/l |
> 0,25 mg/l |
Gram-negative Anaerobier |
0,25 mg/l |
> 0,5 mg/l |
Gram-positive Anaerobier |
0,25 mg/l |
> 0,5 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* |
0,25 mg/l |
> 2 mg/l |
* basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2012):
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Actinomyces israelii° |
Corynebacterium diphtheriae° |
Erysipelothrix rhusiopathiae° |
Gardnerella vaginalis° |
Streptococcus agalactiae |
Streptococcus pneumoniae |
Streptococcus pyogenes |
Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilis° (Streptokokken der Gruppen C & G) |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe°^ |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Borrelia burgdorferi° |
Eikenella corrodens°$ |
Haemophilus influenzae$ |
Anaerobe Mikroorganismen |
Clostridium perfringens° |
Clostridium tetani° |
Fusobacterium spp.° |
Peptoniphilus spp. ° |
Peptostreptococcus spp.° |
Veillonella parvula° |
Andere Mikroorganismen |
Treponema pallidum° |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecalis $ |
Staphylococcus aureus+ |
Staphylococcus epidermidis+ |
Staphylococcus haemolyticus+ |
Staphylococcus hominis+ |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Neisseria gonorrhoeae $ |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus faecium |
Nocardia asteroides |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Alle Enterobacteriaceae-Spezies |
Moraxella catarrhalis |
Pseudomonas aeruginosa |
Anaerobe Mikroorganismen |
Bacteroides spp. |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia spp. |
Chlamydophila spp. |
Legionella pneumophila |
Mycoplasma spp. |
° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$ Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Soweit nicht ausdrücklich erwähnt, beziehen sich die folgenden Angaben ausschließlich auf Phenoxymethylpenicillin-Kalium. Phenoxymethylpenicillin wird aufgrund seiner Säurestabilität nach weitgehend verlustfreier Magenpassage in den oberen Dünndarmabschnitten resorbiert. Die Resorptionsquote beträgt etwa 60 %. Das Ausmaß der Resorption hängt auch von der galenischen Form ab. Feste Darreichungsformen sind unproblematischer als Granulate zur Zubereitung einer Lösung/Suspension. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme führt zu einer Verminderung der Resorption. Maximale Serumkonzentrationen werden nach ca. 30 - 60 Minuten erreicht. Nach oraler Gabe von 0,4 g, 1 g, 2 g und 3 g Phenoxymethylpenicillin wurden mittlere Spitzenkonzentrationen von 6,1; 15; 26,3 und 35,5 mg/l gemessen. Im Dosisbereich von 0,12 bis 3 g besteht eine annähernd lineare Beziehung zwischen der Höhe der Dosis und der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC). Nach Gabe von Phenoxymethylpenicillin-Calcium in Form von Tabletten waren die mittleren Serumkonzentrationen niedriger als nach Gabe einer gleich hohen Dosis des Kalium-Salzes.
Die Bioverfügbarkeit des Phenoxymethylpenicillins ist am geringsten nach Verabreichung des Benzathin-Salzes. Die Resorption scheint verzögert zu sein wie bei einer retardierten Formulierung, und die Serumspitzenkonzentrationen sind 3 - 4mal niedriger als beim Kalium-Salz. Der limitierende Faktor bei der Resorption des Benzathin-Salzes ist wahrscheinlich die geringe Lösungsgeschwindigkeit und nicht die Resorptionskapazität der Dünndarmmukosa.
Verteilung
Phenoxymethylpenicillin ist gut gewebegängig, und in verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten werden therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht. Die Liquorgängigkeit von Phenoxymethylpenicillin ist auch bei entzündeten Meningen gering.
Die Serumproteinbindung von Phenoxymethylpenicillin liegt bei 75 14 % und ist damit höher als die des Benzylpenicillin mit 48 %. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt 15,3 1,17 l.
Plazentagängigkeit/Übergang in die Muttermilch:
29 Schwangere erhielten Phenoxymethylpenicillin unter der Geburt. Die fetalen Blutspiegel betrugen 44 % der Konzentrationen im mütterlichen Blut. Im Fruchtwasser wurden 58 % der mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht. Nach einmaliger Einnahme von Phenoxymethylpenicillin lag der Quotient aus Milchkonzentrationen und korrespondierenden Serumkonzentrationen zwischen 0,05 und 1,02 mit einem Mittelwert von 0,15. Etwa 0,2 % der Dosis, die eine stillende Mutter einnimmt, gelangen durch das Stillen in den kindlichen Organismus.
Elimination
Etwa 34 20 % einer Dosis werden in Form von inaktiven Umwandlungsprodukten (z. B. Penicilloinsäure) im Urin aufgefunden. Die Exkretion von unverändertem Phenoxymethylpenicillin und seinen Umwandlungsprodukten erfolgt fast ausschließlich über die Nieren. Phenoxymethylpenicillin wird durch glomeruläre Filtration und tubuläre Sekretion ausgeschieden. Innerhalb von 12 Stunden werden 29 bis 43 % der verabreichten Dosis in unveränderter mikrobiologisch aktiver Form im Urin wiedergefunden. Innerhalb von 24 Stunden wird praktisch die gesamte resorbierte Menge in Form der Muttersubstanz und der Umwandlungsprodukte mit dem Urin ausgeschieden.
Bei Nierengesunden liegt die Serum-Halbwertszeit bei 30 bis 45 Minuten. Die Halbwertszeit ist dosisabhängig. Bei Untersuchungen der Halbwertszeit fand sich nach Gabe einer 0,4 g-Dosis eine Halbwertszeit von 0,5 Stunden und nach einer 3 g-Dosis eine Halbwertszeit von 1,1 h. Bei Neugeborenen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung verzögert. Für die totale Clearance von Phenoxymethylpenicillin wurde nach i. v.-Gabe ein Wert von ca. 800 ml/min ermittelt und in einer anderen Untersuchung ein niedrigerer Wert von 476 ± 236 ml/min.
Präklinische Daten zur Sicherheit
Bisherige Genotoxizitätsuntersuchungen von Phenoxymethylpenicillin ergaben keine Hinweise auf klinisch relevante Effekte. Langzeituntersuchungen an Ratten ergaben keine Anhaltspunkte für ein tumoriges Potential von Phenoxymethylpenicillin.
Untersuchungen an Tierspezies haben keine Hinweise auf teratogene Wirkung von Phenoxymethylpenicillin ergeben.
Pharmazeutische Angaben
Liste der sonstigen Bestandteile
Sucrose, Macrogolglycerolhydroxystearat, Natriumcyclamat, Natriumbenzoat, hochdisperses Siliciumdioxid, Methyl-4-hydroxybenzoat Natriumsalz, Natriumcitrat 2 H2O, wasserfreie Citronensäure, Aprikosenaroma, Azorubin (E122).
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
Haltbarkeit nach Herstellung der gebrauchsfertigen Lösung
Die zubereitete Lösung ist bei Aufbewahrung im Kühlschrank (2 – 8 °C) 12 Tage haltbar.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Granulat zur Herstellung einer Lösung nicht über 25 ºC lagern.
Zubereitete Lösung im Kühlschrank (2 – 8 °C) lagern.
Art und Inhalt des Behältnisses
Packung mit 60 g Granulat zur Herstellung von 100 ml Lösung.
Packung mit 2 x 60 g Granulat zur Herstellung von 2 x 100 ml Lösung.
Inhaber der Zulassung
acis Arzneimittel GmbH
Lil-Dagover-Ring 7
82031 Grünwald
Telefon: 089 / 44 23 246 0
Telefax: 089 / 44 23 246 66
E-Mail: info@acis.de
Zulassungsnummer
32605.00.00
Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
05.09.1996/27.04.2005
Stand der Information
April 2013
Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
d76bf948bd36f8dfc21004e5ca5cdb7e.rtf Seite 14 von 14