iMedikament.de

alt informationen

Piracetam-Ratiopharm 400 Mg Hartkapseln

alt informationen

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben


Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)





1. Bezeichnung des Arzneimittels



Piracetam-ratiopharm®400 mg Hartkapseln





2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung



Jede Hartkapsel enthält 400 mg Piracetam.



Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.





3. Darreichungsform



Hartkapseln



Aussehen:

Hartkapsel mit schokoladenbraunem Oberteil, gelbem Unterteil und dem Aufdruck Pir.400.





4. Klinische Angaben



4.1 Anwendungsgebiete



- Zur symptomatischen Behandlung von chronischen hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei dementiellen Syndromen mit der Leitsymptomatik: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Denkstörungen, vorzeitige Ermüdbarkeit und Antriebs- und Motivationsmangel, Affektstörungen. Zur primären Zielgruppe gehören Patienten mit dementiellem Syndrom bei primär degenerativer Demenz, Multiinfarktdemenz und Mischformen aus beiden.
Das individuelle Ansprechen auf die Medikation kann nicht vorausgesagt werden.
Hinweis:
Bevor die Behandlung mit Piracetam begonnen wird, sollte geklärt werden, ob die Krankheitserscheinungen nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen.

- zur unterstützenden Behandlung von postkommotionellen Syndromen mit den Leitsymptomen Schwindel und Kopfschmerzen (Zustand nach Gehirnerschütterung)

- zur adjuvanten Behandlung von Myoklonus-Syndromen kortikalen Ursprungs

- zur unterstützenden Behandlung von Kindern mit Lese-/Rechtschreibstörungen (Legasthenie), die nicht durch eine intellektuelle Retardierung (Minderbegabung), mangelnde Schulbildung oder unzureichende familiäre/soziale Verhältnisse erklärt werden können

Hinweis:

Die medikamentöse Behandlung dieser Störung mit Piracetam-ratiopharm®400 mg im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes, das die bei dieser Störung erprobten Trainings- und Bildungsprogramme beinhaltet, sollte nur von Ärzten mit besonderer Fachkunde in der Diagnostik und Behandlung der Legasthenie verordnet werden.



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung



Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere des Krankheitsbildes und dem Ansprechen des Patienten auf die Therapie.



Für Erwachsene gelten zur Behandlung dementieller Syndrome folgende Dosierungsrichtlinien:



3-mal täglich werden 2 Hartkapseln (entsprechend 2,4 g Piracetam) eingenommen. Auf besondere Anordnung des Arztes kann die Dosis auf 3-mal täglich 4 Hartkapseln (entsprechend 4,8 g Piracetam) erhöht werden.



Für Erwachsene gelten zur Behandlung postkommotioneller Syndrome folgende Dosierungsrichtlinien:



3-mal täglich 2 Hartkapseln (entsprechend 2,4 g Piracetam). Auf besondere Anordnung des Arztes kann die Dosis auf 3-mal täglich 4 Hartkapseln (entsprechend 4,8 g Piracetam) erhöht werden.



Für Erwachsene gelten zur adjuvanten Behandlung von Myoklonus-Syndromenkortikalen Ursprungs folgende Dosierungsrichtlinien:



Während der Einstellungsphase 8-12 g Piracetam täglich, verteilt auf 2-3 Einzelgaben. Nach 7-14 Tagen erfolgt über einen längeren Zeitraum in ausschleichender Dosierung die Weiterbehandlung mit Piracetam, bis keine Myokloni mehr auftreten.

Die primäre Behandlung mit anderen, den Myoklonus beeinflussenden Wirkstoffen soll zunächst in unveränderter Dosierung fortgeführt werden. Abhängig vom klinischen Erfolg kann diese Medikation dann schrittweise reduziert werden.



Für Kinder und Jugendliche gelten zur unterstützenden Behandlung von Lese-/Rechtschreibstörungenfolgende Dosierungsrichtlinien:



2-mal täglich 4 Hartkapseln (entsprechend 3,2 g Piracetam).



Leberinsuffizienz

Piracetam wird nicht in der Leber metabolisiert. Es gelten für Patienten mit verminderter Leberfunktion keine anderen Dosierungshinweise.



Niereninsuffizienz

Da Piracetam ausschließlich über die Nieren ausgeschieden wird, kann es bei verminderter Nierenfunktion zu erhöhten Plasmaspiegeln kommen. Es wird folgendes empfohlen: Bei leichter bis mittelschwerer Niereninsuffizienz (Serum-Kreatinin bis 3 mg/dl) sollte nur die Hälfte der therapeutischen Dosis gegeben werden, bei schwerer, nicht dialysepflichtiger Niereninsuffizienz (Serum-Kreatinin zwischen 3 und 8 mg/dl) ¼-⅛ der therapeutischen Dosis.

Bei terminaler Niereninsuffizienz ist Piracetam kontraindiziert.



Art und Dauer der Anwendung

Die Hartkapseln sollten mit einem Glas Flüssigkeit (z. B. Wasser) zweckmäßigerweise zu oder unmittelbar nach den Mahlzeiten eingenommen werden.



Über die Dauer der Behandlung muss der Arzt individuell entscheiden.



Bei der unterstützenden Behandlung dementieller Syndrome ist nach 3 Monaten zu überprüfen, ob eine Weiterbehandlung noch angezeigt ist.



Die unterstützende Behandlung postkommotioneller Syndrome sollte über mindestens 3 Monate erfolgen.



Die Dauer der adjuvanten Behandlung von Myoklonus-Syndromenkortikalen Ursprungs richtet sich nach dem klinischen Verlauf. Wenn keine Muskelzuckungen (Myokloni) mehr auftreten, kann die Therapie mit Piracetam-ratiopharm®400 mg ausschleichend beendet werden.



Zur unterstützenden Behandlung von Lese-/Rechtschreibstörungenwird eine Therapiedauer von 3 Monaten empfohlen. Nach 3 Monaten ist zu überprüfen, ob eine Weiterbehandlung noch angezeigt ist.



4.3 Gegenanzeigen



Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Piracetam, andere Pyrrolidon-Derivate oder einen der sonstigen Bestandteile.



Piracetam darf nicht angewendet werden bei Patienten mit zerebralen Blutungen (z. B. hämorrhagischem Insult).



Bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz darf Piracetam nicht angewendet werden.



Piracetam darf nicht angewendet werden bei Patienten mit Chorea Huntington.



4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung



Piracetam darf nur unter Berücksichtigung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei psychomotorischer Unruhe.



Aufgrund des Einflusses von Piracetam auf die Plättchenaggregation ist Vorsicht geboten, wenn Piracetam bei Patienten mit Störungen der Hämostase, großen operativen Eingriffen oder schweren Blutungen angewendet wird.



Bei Patienten mit Niereninsuffizienz empfiehlt sich eine genaue Überwachung der Rest-Stickstoff- bzw. Kreatininwerte.



4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen



Aufgrund der hämostaseologischen Wirkung von Piracetam kann möglicherweise die Wirkung von Cumarin-Derivaten verstärkt werden.



Möglicherweise werden die Wirkungen von Medikamenten, die das Zentralnervensystem stimulieren, von Neuroleptika sowie von Schilddrüsenhormonen bei Unterfunktion (Hypothyreose) verstärkt.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit



Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit einer Anwendung von Piracetam in der Schwangerschaft vor. Piracetam passiert die Plazenta. Im fetalen Plasma fanden sich ca. 70‑90 % der maternalen Plasmakonzentration. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität haben keine Hinweise auf teratogene oder andere embryotoxische Eigenschaften von Piracetam ergeben.

Piracetam sollte in der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden.

Piracetam geht in die Muttermilch über und sollte nicht während der Stillzeit angewendet werden.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen



Aufgrund möglicher, individuell unterschiedlicher Reaktionen einzelner Patienten sollte zu Beginn der Behandlung und bei Dosiserhöhung auf eine etwaige Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens geachtet werden.



4.8 Nebenwirkungen



In Abhängigkeit von der individuellen Empfindlichkeit und der eingenommenen Dosis können folgende Nebenwirkungen auftreten:



Häufig (≥1/100 bis <1/10)

- Allgemein:

Gewichtszunahme

- Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

Übelkeit, Brechreiz, Abdominalbeschwerden, Diarrhoe

- Psychiatrische Erkrankungen:

gesteigerte psychomotorische Aktivität, Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, Nervosität, depressive Verstimmtheit, Angst, Aggressivität



Gelegentlich (≥1/1.000 bis <1/100)

- Allgemein:

Schwindel, Asthenie, Libidozunahme, gesteigerte Sexualität

- Gefäßerkrankungen:

Blutdrucksenkung oder –steigerung



Sehr selten (<1/10.000)

- Allgemein:

allergische Reaktionen (wie anaphylaktische Reaktionen, Urtikaria, Hautrötungen und Hitzegefühl, Juckreiz, Schweißausbrüche)

- Psychiatrische Erkrankungen:

Somnolenz, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen

- Erkrankungen des Nervensystems:

Kopfschmerzen, Ataxie, Gleichgewichtsstörungen



Die Nebenwirkungen bei Erwachsenen wurden bei Dosen von etwa 5 g Piracetam täglich mitgeteilt. Bei Kindern wurden vergleichbare Nebenwirkungen bei Dosierungen um 3 g Piracetam täglich beobachtet.



Hinweis:

Die erwünschte Synchronisation und Förderung der elektrischen Aktivität des Gehirns kann bei besonders disponierten Patienten (neuronale Übererregbarkeit) in Ausnahmefällen zu einer Erniedrigung der Krampfschwelle führen.



Bei Patienten, die Antikonvulsiva benötigen, sollte darauf geachtet werden, dass diese Therapie beibehalten wird, auch wenn unter der Behandlung mit Piracetam eine subjektive Besserung resultiert.



4.9 Überdosierung



Piracetam ist als weitestgehend ungiftig anzusehen. Selbst nach Maximaldosen von 14 g Piracetam/Tag oral oder 24 g Piracetam/Tag intravenös wurden keine Intoxikationszeichen beobachtet. Möglicherweise treten die im Abschnitt 4.8 aufgeführten Nebenwirkungen verstärkt auf.



Im Fall einer Überdosierung sollte die Therapie symptomatisch erfolgen; im Weiteren wird zu allgemeinen Therapiemaßnahmen geraten. Piracetam wird während einer 4-stündigen Dialyse zu 50-60 % entfernt.





5. Pharmakologische Eigenschaften



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften



Pharmakotherapeutische Gruppe: Nootropika

ATC-Code: N06BX03



Beim Menschen konnte experimentell eine Durchblutungszunahme und Steigerung der Sauerstoffumsatzrate und Sauerstoffextraktionsrate in ischämischen Hirnarealen sowie eine Zunahme der Glukoseumsatzrate in primär ischämisch geschädigten Hirnarealen gefunden werden. In EEG-Untersuchungen zeigte sich eine Verstärkung der alpha-Komponenten bei gleichzeitiger Verminderung der theta- und delta-Komponenten.



Beim Patienten beeinflusst Piracetam die gestörte Lern- und Gedächtnisfunktion.



Darüber hinaus weist Piracetam hämostaseologische und -rheologische Effekte auf durch Verbesserung der Erythrozytenverformbarkeit, Abnahme der Erythrozytenaggregation, Senkung der Plasmaviskosität, Abnahme der Fließschubspannung und Hemmung der Thrombozytenaggregation.



5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften



Piracetam wird nach oraler Gabe rasch und vollständig resorbiert. Die relative systemische Bioverfügbarkeit beträgt im Vergleich mit AUC-Werten nach intravenöser Applikation 100 % (800 mg Piracetam als Einzeldosis). Die Cmaxwird nach 30 min (tmax) erreicht und beträgt 15‑19 µg/ml. Die Halbwertszeit liegt unabhängig von der Applikationsart im Plasma bei durchschnittlich 5,2 h (4,4-7,1 h) bzw. 7,7 h im Liquor cerebrospinalis. Nach In-vitro-Untersuchungen ist Piracetam zu ca. 15 % an Plasmaeiweiß gebunden. Das Verteilungsvolumen liegt bei etwa 0,6 l/kg. Die totale Plasma-Clearance liegt bei ca. 120 ml/min. Metabolite wurden bislang nicht gefunden.



Bei Niereninsuffizienz ist die Ausscheidung verzögert, so dass zur Vermeidung von Kumulationseffekten eine Dosisreduzierung gemäß den Rest-Stickstoff- bzw. Kreatininwerten nötig wird. Piracetam ist zu 50-60 % dialysierbar.



Piracetam überwindet die Plazentaschranke und ist im fetalen Plasma sowie in der Amnionflüssigkeit nachweisbar (43 Patientinnen; 2,4 bzw. 6 g Piracetam 2-3 h vor der Geburt). Die Konzentration im fetalen Plasma war ca. 10-30 % niedriger als die im maternalen. Dosisunabhängig war die Plasmahalbwertszeit bei Neugeborenen jedoch mit 200 min fast doppelt so lang wie die der Mutter (98-112 min). Piracetam geht in die Muttermilch über.



Bioverfügbarkeit:

Piracetam ist bei oraler Anwendung zu 100 % bioverfügbar.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit



Präklinische Daten auf der Grundlage von Untersuchungen zur Sicherheitspharmakologie und zur Toxikologie einschließlich der Prüfung auf Genotoxizität, Karzinogenität und Reproduktionstoxizität lassen kein besonderes Gefährdungspotenzial für den Menschen erkennen.





6. Pharmazeutische Angaben



6.1 Liste der sonstigen Bestandteile



Talkum, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur), Gelatine, Indigocarmin, Titandioxid (E 171), Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Schellack, Propylenglycol, Eisen(II,III)-oxid (E 172), Ammoniak-Lösung, Kaliumhydroxid.



6.2 Inkompatibilitäten



Nicht zutreffend



6.3 Dauer der Haltbarkeit



5 Jahre



Das Arzneimittel sollte nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.



6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung





Nicht über 30 °C lagern.



6.5 Art und Inhalt des Behältnisses



Packung mit 30 Hartkapseln

Packung mit 50 Hartkapseln

Packung mit 100 Hartkapseln



6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung



Keine besonderen Anforderungen.





7. INHABER DER ZULASSUNG



ratiopharm GmbH

Graf-Arco-Str. 3

89079 Ulm





8. Zulassungsnummer



3922.00.00





9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG



Datum der Erteilung der Zulassung: 26. August 1985

Datum der Verlängerung der Zulassung: 30. August 2006





10. Stand der Information



November 2012




11. Verkaufsabgrenzung



Verschreibungspflichtig



12