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Posifenicol C 1%

Document: 16.09.2014   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)

QIRSAPHARM

Posifenicol® C 1 %

1.    Bezeichnung des Arzneimittels Posifenicol® C 1 % Augensalbe

2.    Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Wirkstoff:

1 g Salbe enthält

Chloramphenicol    10 mg

Enthält Wollwachs.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3.    Darreichungsform

Augensalbe

4.    Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Schwere Bindehaut- und Hornhautinfektionen mit Chloramphenicol-empfindlichen Erregern.

Chloramphenicol sollte nur in seltenen Ausnahmefällen, wenn risikoärmere Antibiotika unwirksam oder kontraindiziert sind, angewendet werden.

Die lokale Anwendung am Auge erfordert eine sorgfältige Indikationsstellung und sollte so kurz wie möglich und nur in Ausnahmefällen länger als 2 Wochen erfolgen.

4.2    Dosierung und Art der Anwendung

Dosierung

Es wird ein 0,5 - 1 cm langer Salbenstrang alle 2 Stunden (in akuten Fällen stündlich) in den Bindehautsack appliziert.

Posifenicol C 1 % sollte nicht länger als 2 Wochen gegeben werden. Die Anwendungsdauer sollte so kurz wie möglich sein.

Art der Anwendung Zur Anwendung am Auge.

Augensalben sollten grundsätzlich so angewendet werden, dass ein Kontakt der Tubenspitze mit Auge oder Gesichtshaut vermieden wird.

4.3    Gegenanzeigen

Posifenicol® C 1 % darf nicht angewendet werden bei

♦ Überempfindlichkeit gegen Azidam-fenicol, Chloramphenicol, Thiamphenicol oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile

Stand: August 2014


♦    Erkrankungen des hämatopoetischen Systems

(z. B. aplastische Anämie, schwere akute intermittierende Porphyrie, hämolytischer Ikterus)

♦    schweren Leberfunktionsstörungen

♦    Säuglingen und Kleinkindern unter 3 Jahren

♦    Schwangerschaft und Stillzeit

4.4    Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Grundsätzlich dürfen bei der vorliegenden Erkrankung keine Kontaktlinsen getragen werden.

Wollwachs kann örtlich begrenzte Hautreaktionen (z. B. Kontaktdermati-tis) hervorrufen.

4.5    Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Es muss damit gerechnet werden, dass Posifenicol C 1 % die Wirkung anderer potenziell hämatotoxischer Substanzen auf das hämatopoetische System verstärkt (z. B. Phenazopyridin, Phenylbutazon, Sulfonamide, Diphenylhydanti-on).

4.6    Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und Stillzeit darf Posifenicol® C 1 % nicht gegeben werden, da es in den kindlichen Organismus und in die Muttermilch übergeht, und beim Neugeborenen und Säugling schwere Schäden wie Störungen der Blutbildung nicht auszuschließen sind.

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Nach der Anwendung von Posifenicol® C 1 % kommt es infolge des Salbenfilms auf der Hornhaut vorübergehend zu Schleiersehen, wodurch das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr, beim Bedienen von Maschinen oder beim Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird.

4.8    Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr Häufig (> 1/10)

Häufig (> 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 bis <1/100) Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Sehr selten kann eine Neuritis nervi optici auftreten. Es ist ein sofortiges Absetzen von Posifenicol® C 1 % erforderlich.

Obwohl die am Auge angewandten Chloramphenicoldosen sehr gering sind, ist sehr selten die bei der systemischen Therapie mit Chloramphenicol auftretende irreversible, dosisunabhängige Panzytopenie oder aplastische Anämie, Leukozytopenie und Thrombozytopenie (isoliert oder kombiniert vorkommend) gesehen worden. Die irreversible Form kann nach einer Latenzzeit von Wochen und Monaten auftreten.

Allergische Reaktionen sind möglich, z. B. Juckreiz, Brennen, Lidschwellung, Bindehautschwellung und -rötung.

Hinweise für die Behandlung:

Das Blutbild sollte regelmäßig kontrolliert werden (einschließlich Thrombozyten und Retikulozyten) insbesondere, wenn eine länger dauernde Behandlung erforderlich sein sollte. Bei der Anwendung kann Posifenicol® C 1 % zu Knochenmarksaplasie führen.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nut-zen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Webseite: www.bfarm.de anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Bei oraler Aufnahme von Chloram-phenicol oberhalb der drei- bis fünffachen systemischen Tagesdosis können ggf. resorptionsverhindernde Maßnahmen erforderlich werden. Diese Mengen werden jedoch bei Aufnahme des Inhaltes einer Tube Chloramphenicol-Augensalbe mit 50 mg Chloramphenicol nicht erreicht.

5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe:

Ophthalmika/Breitspektrumanti-

biotikum,

ATC-Code: S01AA01

Chloramphenicol ist ein natürliches Phenylalanin-Derivat aus Streptomyces venezuelae, das zur Strukturklasse der Phenicole zählt. Die Herstellung erfolgt heutzutage jedoch synthetisch.

Wirkungsweise

Der Wirkungsmechanismus von Chlo-ramphenicol beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese durch Bindung an das Peptidyltransferase-zentrum innerhalb der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hierbei wird die Bildung von Peptidbindungen zwischen den Aminosäuren unterdrückt. Chloramphenicol wirkt bakteriostatisch.

Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.

Resi stenzmechani smen Eine Resistenz gegenüber Chloramphe-nicol kann auf folgenden Mechanismen beruhen:

-    Enzymatische Inaktivierung: Übertragung einer Acetylgruppe durch Chloramphenicol-Acetyltransferasen (CATs), wodurch die Affinität von Chloramphenicol zu seinem riboso-malen Rezeptor deutlich vermindert wird.

-    Unzureichende Penetration von Chlo-ramphenicol in das Zellinnere durch Verlust oder Modifikation von Transportsystemen der äußeren Zellmembran

-    Ausschleusung von Chloramphenicol aus der Bakterienzelle mittels spezifischer Effluxpumpen oder unspezifischer Multidrug-Transportproteine

- Veränderung der Zielstruktur durch Modifikation der ribosomalen Bindungsstelle

Es besteht eine Kreuzresistenz mit verwandten Wirkstoffen aus der Phenicolgruppe wie Thiamphenicol und Azidamphenicol.

Grenzwerte

Die Testung von Chloramphenicol erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:

EUCAST (European Committee on Antimi-crobial Susceptibility Testing) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacteriaceae

< 8 mg/l

> 8 mg/l

Staphylococcus

spp.

< 8 mg/l

> 8 mg/l

Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G)

< 8 mg/l

> 8 mg/l

Streptococcus

pneumoniae

< 8 mg/l

> 8 mg/l

Haemophilus influenzae

< 1 mg/l

> 2 mg/l

Moraxella catarrhalis

< 1 mg/l

> 2 mg/l

CLSI (Clinical Laboratory Standards Institute) Grenzwerte __

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterococcus spp.

< 8 mg/l

> 32 mg/l

Streptokokken der „Viridans“-Gruppe

< 4 mg/l

> 16 mg/l

Stenotrophomonas

maltophilia

< 8 mg/l

> 32 mg/l

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf

Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Chloramphenicol in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Chloramphenicol anzustreben.

Die unten angegebenen Informationen stammen im Wesentlichen aus einer aktuellen Resistenztestungsstudie mit 1.391 Isolaten okulären Ursprungs (überwiegend externe Abstriche) aus 31 deutschen Zentren. Den Angaben liegen die o.g. Grenzwerte für die systemische Anwendung zugrunde. Bei lokaler Anwendung von Chloramphenicol am Auge werden lokal (meist) deutlich höhere Konzentrationen des Antibiotikums als bei der systemischen Anwendung erreicht, so dass eine klinische Wirksamkeit in den zugelassenen Indikationen auch bei Erregern gegeben sein kann, die in der in vitro Resistenzbestimmung als resistent definiert wurden.

Üblicherweise empfindliche Spezies Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Streptococcus pneumoniae_

Staphylococcus aureus_

Staphylococcus epidermidis_

Streptokokken der “Viridans”-Gruppe Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Enterobacter cloacae_

Haemophilus influenzae_

Moraxella catarrhalis_

Neisseria gonorrhoeae °_

Klebsiella oxytoca_

Klebsiella pneumoniae_

Stenotrophomonas maltophilia_

Anaerobe Mikroorganismen_

Bacteroides _ fragilis °_

Fusobacterium spp. °_

Peptoniphilus spp. °_

Peptostreptococcus spp. °_


Andere Mikroorganismen_

Chlamydia spp °_

Mycoplasma spp °_

Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der

Anwendung darstellen können_

Aerobe Gram-positive

Mikroorganismen_

Enterococcus _ faecalis_

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen_

Escherichia coli_

Proteus mirabilis_

Von Natur aus resistente Spezies Aerobe Gram-negative Mikroorganismen_

Acinetobacter baumannii_

Pseudomonas aeruginosa_

Serratia spp._

Andere Mikroorganismen_

Mycobacterium spp._

Nocardia spp._


° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Chloramphenicol penetriert gut in alle Gewebe. Bei lokaler Anwendung am Auge penetriert es die Kornea.

5.3    Präklinische Daten zur Sicherheit

a) Akute Toxizität

Die akute Toxizität von Chlora-mphenicol ist, außer bei neugeborenen Tieren, sehr gering (s. a. Ziffer

4.9 Überdosierung).

b)    Chronische Toxizität

Bei klinischer Anwendung kann Chloramphenicol zu einer Reihe von Zwischenfällen führen (s. a. Ziffer 4.8 Nebenwirkungen).

c)    Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Langzeituntersuchungen auf tumorerzeugendes Potential liegen nicht vor. Chloramphenicol induziert in Bakterien Genmutationen. Entsprechende Befunde an Säugerzellen liegen nicht vor. In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen zum Nachweis von Chromosomenmutationen ergaben widersprüchliche Ergebnisse. Wegen methodischer Mängel dieser Untersuchungen ist die Beurteilung der Relevanz vorhandener positiver Befunde für den Menschen gegenwärtig nicht möglich.

d) Reproduktionstoxikologie

Tierexperimentell wurden bei Ratte, Maus und Kaninchen embryoletale und retardierende Wirkungen festgestellt. Bei Ratten traten Umbili-kalhernien auf. Untersuchungen an 348 Mutter/Kind Paaren mit Exposition von 96 Müttern während der Frühschwangerschaft zeigten keine teratogenen Effekte durch Einfluss von Chloramphenicol. Die Entstehung des Grey-Syndroms bei Neugeborenen bei Einnahme während der späten Schwangerschaft und Störungen der Blutbildung ist nicht auszuschließen. Erbrechen, Blähungen und Schläfrigkeit sind bei Neugeborenen nach Verabreichung an stillenden Müttern beobachtet worden.

6. Pharmazeutische Angaben

6.1    Liste der sonstigen Bestandteile

1 g Salbe enthält

Weißes Vaselin, Dickflüssiges Paraffin, Wollwachs

6.2    Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre

Posifenicol® C 1 % soll nach Ablauf des Verfalldatums (siehe Umkarton oder Tube) nicht mehr angewendet werden.

Nach dem ersten Öffnen der Tube ist die Augensalbe höchstens 4 Wochen verwendbar.

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

Tube aus Aluminium mit Schraubverschluss aus Polyethylen.

Die folgende Packungsgröße ist erhältlich:

Faltschachtel mit 1 Tube zu 5 g

6.6    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

7. Inhaber der Zulassung

URSAPHARM Industriestraße 35 D-66129 Saarbrücken Telefon: (0 68 05) 92 92-0 Telefax:

Med.-wiss. Abteilung (0 68 05) 92 92-87 Vertrieb

(0 68 05) 92 92-222

8. Zulassungsnummer

6009047.00.00

9.    Datum der Erteilung der Zulas-sung/Verlängerung der Zulassung

Datum der Erteilung der Zulassung: 20.01.1997

Datum der Verlängerung der Zulassung 23.12.2008

10.    Stand der Information

August 2014

11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig

Keine besonderen Anforderungen.