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Procain Röwo 2% Ampulle 5ml

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Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben



Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 ml Injektionslösung enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil 20 mg Procainhydrochlorid.


Hilfsstoffe siehe unter 6.1.


3. Darreichungsform

Injektionslösung


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml ist angezeigt zur lokalen und regionalen Nervenblo­ckade in der Schmerztherapie und im Rahmen neuraltherapeutischer Anwendungsprinzipien


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verab­reicht werden darf, mit der die gewünschte ausrei­ch­ende Nervenblockade erreicht wird. Die Dosierung ist ent­sprechend den Besonderheiten des Einzelfalles indivi­duell vorzunehmen.

Soweit nicht anders verordnet, gelten für die einzelnen Anwendungsarten folgende Dosie­rungsempfehlungen für Jugendliche über 15 Jahren und Erwachsene mit ei­ner durchschnittlichen Körpergröße:


Lokale Infiltration bis zu 100 mg 0,5-2%

Hautquaddeln pro Quaddel bis zu 10 mg 0,5-2%

Nervenblockade an Extremitäten bis zu 500 mg 1-2%

Schmerzausschaltung an der

Wirbelsäule (Paravertebralanästhesie) bis zu 300 mg 1-2%

Grenzstrangblockade bis zu 400 mg 1-2%


Die empfohlene Maximaldosis bei einzeitiger Anwendung in Geweben, aus denen eine schnelle Aufnahme von Arzneistoffen erfolgt, beträgt 500 mg Procain (entsprechend 100 / 50 / 25 ml Procain 0,5 / 1 / 2 %). Bei Anwendung im Kopf-, Hals- und Geni­talbereich beträgt die empfohlene einzeitige Maximaldosis 200 mg Procain (innerhalb von 2 Stunden).


Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen (Gefäßver­schlüssen, Arteriosklerose oder Nervenschädigung bei Zu­ckerkrankheit) ist die Dosis ebenfalls um ein Drittel zu verringern. Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion können besonders bei wiederholter Anwen­dung erhöhte Plas­maspiegel auftreten. In diesen Fällen wird ebenfalls ein niedrigerer Dosis­bereich empfohlen.


Kinder

Für die Anwendung bei Kindern liegen keine Anwendungserfahrungen vor, aus denen allgemeine Dosierungsempfehlungen abgeleitet werden können.


Ältere Menschen

Bei älteren Menschen wird eine Dosisanpassung entsprechend des jeweiligen Allgemeinzustands empfohlen.


Art und Dauer der Anwendung

Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml wird in Abhängigkeit von der erforderlichen Nervenblockade intrakutan, subkutan injiziert, in einem umschriebe­nen Bezirk in das Gewebe eingespritzt (Infiltration) oder in Ab­hängigkeit von den anatomischen Verhältnissen nach gezielter Punktion lokal appliziert.

Eine intravenöse Injektion darf nur in besonderen Einzelfällen nach sorgfältiger Abschätzung von Nutzen und Risiko, insbesondere nach Ausschluss einer Gefährdung sensibilisierter Patienten, erfolgen.


Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml sollte nur von Personen mit entsprechenden Kenntnis­sen zur erfolgreichen Durchführung der je­weiligen Anwen­dungen injiziert werden.


Grundsätzlich gilt, dass bei kontinuierlicher Anwendung nur niedrig konzentrierte Lösungen von Procain­hydrochlorid ap­pliziert werden.


Eine wiederholte Anwendung dieses Arzneimittels kann auf­grund einer Tachyphylaxie (ra­sche Toleranzentwicklung ge­genüber dem Arzneimittel) zu reversiblen Wirkungseinbußen führen.


Die Injektionslösung ist nur zur einmaligen Entnahme vorge­sehen. Die Anwendung muss unmittelbar nach Öffnung des Be­hältnisses erfolgen. Nicht verbrauchte Reste sind zu ver­werfen.


4.3 Gegenanzeigen

Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml darf nicht angewendet werden

bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Lokal­anästhe­tika vom Ester-Typ, Sulfonamide, Benzoesäure (Pa­rabene) (siehe auch Abschnitt 4.4);

bei bekanntem Mangel an Pseudocholinesterase mit der Folge erheblich herabgesetzter Enzymaktivität;

zur intraarteriellen, periduralen oder spinalen Injektion


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml darf nur mit besonderer Vorsicht angewendet wer­den

bei Myasthenia gravis

bei Störungen des Herz-Reizleistungssystems

bei Herzinsuffizienz

zur Injektion in ein infiziertes Ge­biet


Vor einer Lokalanästhesie ist grundsätzlich auf eine gute Auffüllung des Kreislaufes zu achten. Bestehende Hypovolä­mien müssen behoben werden.


Ist eine Allergie gegen Procain bekannt, so kann eine Kreuz­allergie gegenüber anderen Ester-Lokalanästhe­tika und chemisch verwandten Substanzen in Form einer Paragrup­penallergie auftreten. Chemische Basis dieser Gruppenallergie ist eine an den Benzolring gebundene Amino- bzw. Hydroxylgruppe, die sich in Parastellung zu den anderen Resten befindet. Auch bei kutaner Form der Procain-Allergie kann sich eine Gruppenallergie entwickeln mit entspre­chenden Symptomen auf Sulfona­mide, orale Antidiabetika, bestimmte Farbstoffe, Rönt­genfilmentwickler usw. Bei bekannter Allergie gegen Sulfonamide ist eine kreuzallergische Reaktion auf Procain nicht auszuschließen.


Bei Patienten mit Pseudocholinesterase-Mangel und er­heblich herab­gesetzter Enzymaktivität muss verstärkt mit toxischen Symptomen bei Procain-Applikation ge­rechnet werden.


Grundsätzlich ist vor der Injektion eines Lokalanästhetikums darauf zu achten, dass das Instrumentarium zur Wie­derbelebung (z. B. zur Freihaltung der Atemwege und zur Sauerstoffzufuhr) und die Notfallmedikation zur Therapie toxischer Reaktionen so­fort verfügbar sind. Eine intrave­nöse Injektion oder Infusion darf nur unter sorgfältiger Kreislaufüberwachung erfolgen. Alle Maßnahmen zur Beatmung, antikonvulsiven Therapie und Reanimation müs­sen vorhanden sein.


Bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich besteht ein höherer Ge­fährdungsgrad, weil das Risiko für zentralnervöse Intoxika­tionssymptome erhöht ist.


Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten folgende Punkte beachtet werden:

Bei Risikopatienten und bei Verwendung höherer Do­sie­rungen (mehr als 25 % der maximalen Einzeldosis bei ein­zeitiger Gabe) intravenösen Zugang für Infu­sion anlegen (Volumensubstitution).

Dosierung so niedrig wie möglich wählen.

In der Regel keinen Vasokonstriktorzusatz verwenden .

Korrekte Lagerung des Patienten beachten.

Vor Injektion sorgfältig in zwei Ebenen aspirieren (Dre­hung der Kanüle).

Vorsicht bei Injektion in infizierte Bereiche (auf­grund verstärkter Resorption bei herabgesetzter Wirksamkeit).

Injektion langsam vornehmen.

Blutdruck, Puls und Pupillenweite kontrollieren.

Allgemeine und spezielle Kontraindikationen sowie Wech­selwirkungen mit anderen Mitteln beachten.


Es ist zu beachten, dass unter Behandlung mit Blutge­rin­nungshemmern (Antikoagulantien, wie z. B. Heparin), nichtsteroidalen Antirheumatika oder Plasmaersatzmit­teln nicht nur eine versehentliche Gefäßverletzung im Rahmen der Schmerzbehandlung zu ernsthaften Blutungen führen kann, sondern dass allgemein mit einer erhöhten Blutungsneigung gerechnet werden muss. Ggf. sollten die Blutungszeit und die partielle Thromboplastinzeit (PTT), rsp. aktivierte par­tielle Thromboplastinzeit (aPTT) bestimmt, der Quick-Test durchgeführt und die Thrombozytenzahl über­prüft werden. Diese Unter­suchungen sollten bei Risikopatienten auch im Falle einer Low-dose-Heparinprophylaxe (vorsorgliche Behand­lung mit dem Blutgerinnungshemmer Heparin in niedriger Do­sis) vor der Anwendung von Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml durch­geführt werden. Ge­gebenenfalls ist die Antikoagulan­tientherapie zeitig genug abzusetzen.


Eine Injektion bei gleichzeitiger Vorsorgetherapie zur Ver­meidung von Thrombosen (Thromboseprophylaxe) mit niedermo­lekularem Heparin sollte nur unter beson­derer Vorsicht durchgeführt werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Folgende Wechselwirkungen von Procain mit anderen Arz­neimitteln sind bekannt:

Verlängerung der Wirkung durch nichtdepolarisierende Muskel­relaxanzien

Verstärkung der Wirkung durch Physostigmin

Verminderung der Wirksamkeit der Sulfonamide.


Procain sollte nicht gemeinsam mit Cholinesterase-In­hibitoren eingesetzt werden. Durch den Einfluss auf den Procain-Metabolismus kommt es zu einer Erhöhung der Procain-Toxizität. Andere pharmakologische Eigenschaften der Cholineste­rasehem­mer könnten die Procain-Toxizität ebenfalls beeinflus­sen.


Durch Zugabe kleiner Atropinmengen ist eine Verlänge­rung der Procain-Anästhesie möglich. Als Grundlage für den Effekt wurde die mögliche Erniedrigung der Gewebe­permeabilität diskutiert.


Physostigmin kann in niedrigen Dosierungen einen pro­tektiven Ef­fekt gegen toxische Procainwirkungen ha­ben.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Bei 1340 Mutter-Kind-Paaren traten fetale Anomalien nach Anwendung von Procain im 1. Trimenon nicht überzufällig häufig auf. Bisher sind keine anderen relevanten epidemiologischen Studien verfügbar. In Tierstudien ist das reproduktionstoxikologische Potential von Procain nur unzureichend abgeklärt (siehe 5.3.). Procain passiert die Plazenta schnell und gut. Das Risiko für den Fetus erscheint aber gering, da Procain rasch esterhydrolytisch gespalten wird. In der Schwangerschaft sollte Procain dennoch nur unter sorgfältiger Indikationsstellung zur Anwendung kommen, auch wenn besondere Risiken bisher nicht bekannt geworden sind.


Procain wird mit der Muttermilch ausgeschieden. Wegen der raschen Esterspaltung ist das Risiko von Auswirkungen auf das Neugeborene gering, doch ist die Plasmahalbwertszeit beim Neugeborenen verlängert. Da nachteilige Folgen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, wird bei kurzfristiger Anwendung eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich sein. Ist eine wiederholte Behandlung oder eine Behandlung mit höheren Dosen erforderlich, sollte abgestillt werden.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Bei der Anwendung von Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml muss der Arzt im Einzelfall entscheiden, ob der Patient aktiv am Straßenverkehr teilnehmen darf, Maschinen bedienen oder Arbeiten ohne sicheren Halt durchführen kann.


4.8 Nebenwirkungen

Wesentliche dosisabhängige Nebenwirkungen von Procain betreffen das Zentralnerven- und das Herz-Kreislauf-System.


Bei Plasmakonzentrationen, wie sie bei regelrechter Anwendung im Allgemeinen erreicht werden, wird der Blutdruck in der Regel nur geringgradig durch die po­sitiv inotrope und positiv chronotrope Wirkung von Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml beeinflusst.


Procain kann EKG-Veränderungen (T-Welle abgeflacht, ST-Strecke verkürzt) auslösen.


Ein Blutdruckabfall kann ein erstes Zeichen für eine relative Überdosierung im Sinne einer kardiotoxischen Wirkung sein. Als zentralnervöse Störungen können periorale Missempfindungen, Unruhe, Delirum, tonisch-klonische Krämpfe ausgelöst werden (siehe auch 4.9 “Überdosierung”).


Allergische Reaktionen auf Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml in Form von Urtika­ria, Ödem, Bronchospasmus oder eines Atemnotsyndroms sowie Kreislaufreaktionen werden selten (0,1% - >0,01%) beschrieben.


Lokale Allergien und pseudoallergische Reaktionen in Form einer Kontaktdermatitis mit Erythem, Pruritus bis hin zur Blasenbildung können bei Kontakt mit Ester-Lokalanästhetika auftreten.


Darüber hinaus können als lokale Reaktionen bei subkutaner und intramuskulärer Applikation Schwellungen, Ödeme, Erytheme und Hämatome vorkommen.


4.9 Überdosierung

a) Symptome einer Überdosierung
Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml wirkt in niedrigen toxischen Dosierungen als zentrales Nervenstimulans, in hohen toxischen Be­reichen kommt es zu Depression der zentralen Funk­tionen. Die Procainhydrochlorid-Intoxikation verläuft in 2 Phasen:


1. Stimulation

- ZNS: Periorale Missempfindungen, Gefühl der tauben Zunge, Unruhe, Delirium, Krämpfe (tonisch-klo­nisch).

- Kardiovaskulär: Herzfrequenz erhöht, Blutdruck erhöht, Rötung der Haut.


2. Depression

- ZNS: Koma, Atemstillstand.

- Kardiovaskulär: Pulse nicht tastbar, Blässe, Herz­stillstand.


Patienten mit einer beginnenden Lokalanästhetika-In­toxika­tion fallen zunächst durch exzitatorische Sym­ptome auf. Sie werden unruhig, klagen über Schwindel, akustische und visuelle Störungen sowie Kribbeln, vor allem an Zunge und Lippenbereich. Die Sprache ist ver­waschen, Schüttelfrost und Muskelzuckungen sind Vor­boten eines drohenden genera­lisierten Krampfanfalls. Subkonvulsive Plasmaspiegel von Procain­hydrochlorid führen oft auch zu Schläfrigkeit und Sedierung der Patienten. Die Krampfanfälle sind zuerst von klonisch-tonischer Form. Bei fortschreitender ZNS-Intoxika­tion kommt es zu einer zunehmenden Funk­tionsstörung des Hirnstammes mit den Symptomen Atem­depression und Koma bis hin zum Tod.


Ein Blutdruckabfall ist häufig das erste Zeichen eines to­xischen Effekts auf das kardiovaskuläre System. Die Hypo­tension wird hauptsächlich durch eine Hemmung bzw. Blockade der kardialen Reizleitung verursacht. Die toxischen Wirkun­gen sind jedoch klinisch von relativ untergeordneter Bedeu­tung.


b) Notfallmaßnahmen und Gegenmittel
Bei Auftreten zentraler oder kardiovaskulärer Symptome einer Intoxikation sind folgende Gegen­maßnahmen erfor­derlich:

- Sofortige Unterbrechung der Zufuhr von Procain Röwo 2% Ampulle 5 ml.

- Freihalten der Atemwege.

- Zusätzlich Sauerstoff zuführen; falls notwendig mit reinem Sauerstoff assistiert oder kon­trolliert beat­men.

- Sorgfältige Kontrolle von Blutdruck, Puls und Pupil­lenweiten.


Diese Maßnahmen gelten auch für den Fall einer akzi­dentel­len totalen Spinalanästhesie, deren erste Anzeichen Unruhe, Flüsterstimme und Schläfrigkeit sind; letztere kann in Be­wusstlosigkeit und Atemstillstand übergehen.


Weitere mögliche Gegenmaßnahmen sind:

- Bei einem akuten und bedrohlichen Blutdruckabfall sollte unverzüglich eine Flachlagerung des Patienten mit einer Hochlagerung der Beine erfolgen und ein Beta-Sympathomi­metikum langsam intravenös injiziert werden.

Zusätzlich ist eine Volumensubstitution vorzunehmen (z. B. mit kristalloiden Lösungen).

- Bei erhöhtem Vagotonus (Bradykardie) wird Atropin (0,5 bis 1,0 mg i.v.) verabreicht.

Bei Verdacht auf Herzstillstand sind die erforder­lichen Maßnahmen der Reanimation durchzuführen.


- Konvulsionen werden mit Diazepam 5 bis 10 mg i.v. behandelt.

Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass in vielen Fällen bei Anzeichen von Krämpfen die obligate Sauer­stoffbeatmung zur Behandlung ausreicht.

Zentral wirkende Analeptika sind kontraindiziert bei Into­xikation durch Lokalanästhetika!


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminobenzoesäureester, ATC-Code: N01BA02


Procainhydrochlorid ist ein Lokalanästhetikum vom Typ der basischen Ester. Die Base hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen, wie sensorische, motorische und autonome Ner­venfasern sowie die Erregungsleitung des Herzens. Procain­hydrochlorid hebt reversibel und örtlich begrenzt das Lei­tungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Nach der Schmerzemp­findung wird in fallender Reihenfolge die Emp­findung für Kälte bzw. Wärme, für Berührung und Druck her­abgesetzt.

Procainhydrochlorid wirkt antiarrhythmisch und tonussenkend an der glatten Muskulatur. Es zeigt außerdem eine schwache anti­histaminerge und parasympatholytische Wirkung.

Procainhydrochlorid setzt die Membranpermeabilität für Ka­tionen, insbesondere für Natrium­ionen, in höheren Konzent­rationen auch für Kaliumionen, herab. Dies führt konzentra­tions­abhängig zu einer verminderten Erregbarkeit der Ner­venfaser, da der zur Ausbildung des Aktions­poten­tials notwendige, plötzliche Anstieg der Natriumpermeabilität verringert ist. Die Membran­stabilisierung beruht auf einer Einlagerung der lipophilen Lokalanästhetika in die Zell­membran. Dadurch tritt eine unspezifische Membranexpansion ein, wodurch Ionen­ka­näle, besonders Natriumkanäle blo­ckiert werden. Sekundär wird durch den hydrophilen Teil des Lokalanästhetikum-Moleküls, der in die wasserführende Pore hineinragt, der Durch­tritt der Elektrolyte beeinträchtigt. Daher ist die Wirkung vom pKa-Wert der Substanz und vom pH-Wert des Milieus abhängig, also vom Anteil an ungeladener Base, die besser als die Ka­tio­nen in die lipophile Ner­venmembran permeieren kann. Der pKa-Wert für Procain­hydro­chlo­rid liegt bei 25C bei 9,1. Das Verhältnis von dissozi­ierter Form zu der lipidlöslichen Base wird durch den im Gewebe vorliegenden pH-Wert bestimmt.

Der Wirkstoff diffundiert zunächst durch die Nervenmembran zur Nervenfaser als basische Form, wirkt aber als Procain-Kation erst nach Reprotonierung. Bei niedrigen pH-Werten, z.B. im entzündlich veränderten Gewebe, liegen nur geringe Anteile in der basischen Form vor, so dass keine ausrei­chende Anästhesie zustande kommen kann.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Resorption von Procainhydrochlorid ist abhängig von der Vaskularisierung bzw. Durch­blutung des Injektionsgebietes. Die Zeit bis zum Wirkungseintritt beträgt bei der Infiltra­tion ein bis zwei Minuten, dagegen 15 bis 20 Minuten bei der Epiduralanästhesie. Die Wirkung dauert ein bis zwei Stunden an. Die Eiweißbindung wurde einschließlich der Erythrozyten-Bindung zu 6% bestimmt. Der Verteilungskoeffi­zient (Lipid/Wasser) beträgt 0,6 und das Ver­teilungsvolu­men im Steady-state 65 l.

Die Substanz überwindet die Plazentaschranke ab einer Do­sierung von 4 mg/kg Körper­ge­wicht nach intravenöser In­jektion.

Metabolisiert wird Procainhydrochlorid vor allem durch im Plasma befindliche, unspezifische Esterasen unter Bildung von p-Aminobenzoesäure, die sensibilisierend wirken kann. In der Leber wird nur ein geringer Anteil Procainhydrochlo­rid biotransformiert. Die Halbwertszeit der Esterhydrolyse beträgt 0,84 Minuten, beim Neugeborenen bzw. bei Patienten mit Nieren­schäden 1,4 Minu­ten und ist bei Leberinsuffi­zienz auf bis zu 2,3 Minuten verlängert. In der Spinalflüs­sig­keit wurde nur eine geringe Biotransformation festge­stellt. Hier traten neben 97% unverän­derter Substanz 2% p-Aminobenzoesäure und 0,5% N-Acetyl-Procainhydro­chlorid auf.

Innerhalb von 24 Stunden wurden nach i.v. Applikation im Urin 2% unverändertes Procain­hydrochlorid, 80% p-Aminoben­zoesäure und deren Konjugate sowie Diethylaminoethanol ge­funden. Diethylaminoethanol wirkt gefäßerweiternd und wird überwiegend in der Leber abgebaut. Nach Procainhydrochlori­danästhesie konnte im Harn kein Procainhydrochlorid mehr nachgewiesen werden; neben 2% p-Aminobenzoesäure und 30% Diethylaminoethanol traten verschiedene Konjugate in nicht näher untersuchter Menge auf.



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Langzeit-Untersuchungen zur Beurteilung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor. In-vitro-Untersuchungen zur Genotoxizität verliefen mit Procain negativ.

Das reproduktionstoxikologische Potential von Procain ist nur unzureichend abgeklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass Procain in Rattenfeten zur Bildung von Katarakten führen kann.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1. Hilfsstoffe

Natriumhydroxid, Salzsäure, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten

Die Injektionslösung sollte nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden, da eine Änderung des pH-Wertes oder der Elektrolytkonzentration zu Ausfällungen führen kann.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


6.4 Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 25°C aufbewahren.

Das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schüt­zen.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

5 ml Braunglasampulle der Glasart I


7. Pharmazeutischer Unter­nehmer

Pharmakon Arzneimittel GmbH

Leininger Ring 64A

67278 Bockenheim

Telefon: 06359-943610

Telefax: 06359-943636




8. Zulassungsnummer


9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung


10. Stand der Information

September 2005


11. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht

Apothekenpflichtig


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