Propafenon Sandoz 150mg Filmtabletten
Fachinformation
Bezeichnung der Arzneimittel
Propafenon Sandoz® 150 mg Filmtabletten
Propafenon Sandoz® 300 mg Filmtabletten
Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Propafenonhydrochlorid
Propafenon Sandoz 150 mg Filmtabletten
1 Filmtablette enthält 150 mg Propafenonhydrochlorid.
Propafenon Sandoz 300 mg Filmtabletten
1 Filmtablette enthält 300 mg Propafenonhydrochlorid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
Darreichungsform
Filmtablette
Propafenon Sandoz 150 mg Filmtabletten
Weiße, runde, bikonvexe Filmtablette mit einer Bruchkerbe auf einer Seite.
Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.
Propafenon Sandoz 300 mg Filmtabletten
Weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten mit einer Bruchkerbe auf einer Seite.
Die Tablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
symptomatische und behandlungsbedürftige tachykarde supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen, wie z. B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom oder paroxysmales Vorhofflimmern
schwerwiegende symptomatische ventrikuläre tachykarde Herzrhythmusstörungen, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohend sind.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Einstellung auf das Antiarrhythmikum bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen bedarf einer sorgfältigen kardiologischen Überwachung und darf nur bei Vorhandensein einer kardiologischen Notfallausrüstung sowie der Möglichkeit einer Monitorkontrolle erfolgen. Während der Behandlung sollten in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen vorgenommen werden (z. B. in Abständen von einem Monat mit Standard-EKG bzw. drei Monaten mit Langzeit-EKG und gegebenenfalls Belastungs-EKG).
Bei Verschlechterung einzelner Parameter, z. B. Verlängerung der QRS-Zeit bzw. QT-Zeit um mehr als 25 oder der PQ-Zeit um mehr als 50 bzw. einer QT-Verlängerung auf mehr als 500 ms oder einer Zunahme der Anzahl oder des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen, sollte eine Therapieüberprüfung erfolgen.
Die Dosierung sollte individuell festgelegt werden. Es gelten folgende Richtdosen:
Für die Einstellungsphase und die Erhaltungsbehandlung hat sich für Patienten mit einem Körpergewicht um 70 kg eine Tagesdosis von 450 - 600 mg Propafenonhydrochlorid täglich, und zwar 3-mal täglich 150 mg Propafenonhydrochlorid (entsprechend 450 mg Propafenonhydrochlorid pro Tag) bis 2-mal täglich 300 mg Propafenonhydrochlorid (entsprechend 600 mg Propafenonhydrochlorid pro Tag) bewährt.
Gelegentlich ist eine Steigerung der Tagesdosis auf 3-mal täglich 300 mg Propafenonhydrochlorid (entsprechend 900 mg Propafenonhydrochlorid pro Tag) erforderlich.
Bei geringerem Körpergewicht sind die Tagesdosen entsprechend zu reduzieren.
Eine Dosissteigerung sollte erst nach einem Intervall von 3-4 Tagen erfolgen.
Die Ermittlung der individuellen Erhaltungsdosis sollte unter mehrmaliger EKG- und Blutdruckkontrolle erfolgen (Einstellungsphase). Bei signifikanter Verbreiterung des QRS-Komplexes oder bei AV-Block II. oder III. Grades sollte die Dosierung reduziert werden.
Bei älteren Patienten oder bei Patienten mit nennenswert eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (LVEF < 35) bzw. strukturellen myokardialen Erkrankungen sollte die Therapie besonders vorsichtig (einschleichend) begonnen werden. Gleiches gilt für die Erhaltungstherapie.
Es wird empfohlen, eine therapeutisch notwendige Dosiserhöhung bei diesen Patienten erst nach etwa 5-8 Tagen vorzunehmen.
Bei eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion können übliche therapeutische Dosen zur Kumulation führen. Unter EKG-Kontrolle und Bestimmung der Plasmakonzentration können jedoch auch solche Fälle gut mit Propafenon Sandoz eingestellt werden.
Die Filmtabletten sollten ungelutscht und unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) nach dem Essen eingenommen werden.
Die Dauer der Behandlung bestimmt der behandelnde Arzt.
Gegenanzeigen
Propafenon Sandoz darf nicht eingenommen werden:
bei Überempfindlichkeit (Allergie) gegen den Wirkstoff Propafenonhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile von Propafenon Sandoz
bei manifester Herzinsuffizienz
bei kardiogenem Schock, außer wenn dieser durch eine Störung der Herzschlagfolge bedingt ist
bei schwerer symptomatischer Bradykardie
innerhalb der ersten drei Monate nach Myokardinfarkt oder bei eingeschränkter Herzleistung (linksventrikuläres Auswurfvolumen geringer als 35), außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen
bei ausgeprägten Reizleitungsstörungen (wie z. B. SA- bzw. AV-Block II. und III. Grades, Schenkelblock (ohne Schrittmacherimplantation))
bei Sinusknotensyndrom (ohne Schrittmacherimplantation)
bei ausgeprägter Hypotonie
bei manifesten Störungen des Elektrolythaushaltes (z. B. Kaliumstoffwechselstörungen)
bei schwerer obstruktiver Atemwegserkrankung
bei Myasthenia gravis.
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Filmtabletten mit 150 oder 300 mg Propafenonhydrochlorid sind in der Regel aufgrund des hohen Wirkstoffgehaltes für Kinder nicht geeignet.
Bei älteren Patienten oder Patienten mit stark geschädigtem Herzmuskel sollte in der Einstellungsphase besonders vorsichtig und einschleichend dosiert werden.
Bei der Behandlung des paroxysmalen Vorhofflimmerns ist beim Übergang von Vorhofflimmern auf Vorhofflattern die Entstehung einer 2:1- bzw. 1:1-Überleitung auf den Ventrikel mit daraus resultierender sehr schneller Herzkammerfrequenz (z. B. 180 Schlägen pro Minute) möglich.
Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann eine Veränderung der Pacing- und Sensingschwelle unter Propafenonhydrochlorid nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sollte die Funktion des Herzschrittmachers überprüft und, falls erforderlich, neu programmiert werden.
Wie bei anderen Klasse Ic-Antiarrhythmika können bei Patienten mit ausgeprägter struktureller Herzerkrankung schwere Nebenwirkungen unter der Therapie mit Propafenonhydrochlorid auftreten.
Hinweis:
Bei der Anwendung ist zu berücksichtigen, dass bisher für kein Antiarrhythmikum der Klasse I nachgewiesen werden konnte, dass eine Behandlung der Herzrhythmusstörungen eine Lebensverlängerung bewirkt.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen dieses Arzneimittels müssen beachtet werden:
Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln mit lokalanästhesierender Wirkung (z. B. bei Herzschrittmacherimplantation, chirurgischen oder zahnärztlichen Maßnahmen) sowie anderen Arzneimitteln, die eine Hemmung von Herzfrequenz und/oder Kontraktilität des Herzens bewirken (z. B. Betarezeptorenblocker, trizyklische Antidepressiva), kann die Wirkung von Propafenonhydrochlorid verstärkt werden.
Unter der Therapie mit Propafenonhydrochlorid wurden Erhöhungen der Propranolol-, Metoprolol-, Desipramin-, Ciclosporin- und Digoxin-Plasmaspiegel bzw. -Blutspiegel beschrieben. Dies kann zu einer Wirkungsverstärkung der vorgenannten Arzneimittel führen. In einem Fall wurde bei zusätzlicher Gabe von Propafenonhydrochlorid eine Verdoppelung der Theophyllin-Plasmakonzentration beobachtet. Bei Anzeichen entsprechender Überdosierungserscheinungen der jeweiligen Substanzen sollten gegebenenfalls die Plasmakonzentrationen bestimmt und nötigenfalls die Dosen reduziert werden.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Cimetidin, Chinidin bzw. Ketoconazol (Arzneimittel, die Cytochrom-P-450-Isoenzyme CYP2D6, CYP1A2 und CYP3A4 hemmen) und Propafenonhydrochlorid kann (infolge einer Erhöhung der Propafenonhydrochlorid-Plasmakonzentration) die Wirkung von Propafenonhydrochlorid verstärkt werden.
Bei gleichzeitiger Gabe von Propafenonhydrochlorid und Phenobarbital bzw. Rifampicin kann es (infolge einer Verminderung der Propafenonhydrochlorid-Plasmakonzentration) zu einer Verminderung der antiarrhythmischen Wirkung von Propafenonhydrochlorid kommen.
Bei Patienten, die orale Antikoagulanzien (z. B. Phenprocoumon, Warfarin) einnehmen, wird eine sorgfältige Kontrolle des Gerinnungsstatus empfohlen, da bei gleichzeitiger Anwendung von Propafenonhydrochlorid die Wirksamkeit dieser Arzneimittel verstärkt werden kann.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung bei schwangeren und stillenden Frauen vor. In wenigen bekannt gewordenen Fällen verliefen Schwangerschaft und Stillzeit unkompliziert und die Neugeborenen waren klinisch unauffällig. Tierexperimente haben keine prä- oder perinatalen Schädigungen der Nachkommen in einem klinisch relevanten Dosisbereich gezeigt. Da Propafenon jedoch auf das ungeborene Kind übergeht und in die Muttermilch ausgeschieden wird, muss der Nutzen einer Therapie während der Schwangerschaft oder Stillzeit gegen mögliche Risiken für das Kind abgewogen werden.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
Nebenwirkungen
Unter der Therapie mit Propafenon Sandoz können die nachfolgend genannten Nebenwirkungen auftreten.
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10 000 bis < 1/1000)
Sehr selten (< 1/10 000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Herz-Kreislauf-System
Häufig: Kreislaufregulationsstörungen mit Neigung zu Blutdruckabfall, die bei aufrechter Körperhaltung eintreten und durch längeres Stehen hervorgerufen werden (Orthostase-Syndrom), besonders bei älteren Patienten mit eingeschränkter myokardialer Leistung. Schwindel, Synkope, Brustschmerzen. Proarrhythmische Wirkungen in Form von Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen, die zu starker Beeinträchtigung der Herztätigkeit mit der möglichen Folge eines Herzstillstandes führen können. Diese proarrhythmischen Effekte äußern sich auch entweder als Bradykardien, Erregungsleitungsstörungen (z. B. sinautrialer, atrioventrikulärer oder intraventrikulärer Block) oder in einer Beschleunigung der Herzschlagfolge (z. B. Neuauftreten von Kammertachykardien). Eine Herzinsuffizienz kann sich verschlimmern.
Selten: Kammerflattern oder -flimmern.
Gastrointestinaltrakt
Häufig: Magen-Darm-Störungen (z. B. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz, Völlegefühl, Obstipation, Bauchschmerzen), Mundtrockenheit, bitterer Geschmack und Taubheitsgefühl im Mund, insbesondere bei höherer Anfangsdosierung.
Leber und Galle
Gelegentlich: Cholestase als Ausdruck einer hyperergisch-allergischen Reaktion und/oder Leberfunktionsstörungen (Erhöhung leberspezifischer Enzyme wie Serumtransaminasen, alkalische Phosphatase), Gelbsucht und Hepatitis.
Brust und Fortpflanzungsorgane
Selten: Abnahme der Potenz und der Zahl der Samenzellen (nach hochdosierter Gabe von Propafenonhydrochlorid), die sich nach Absetzen der Behandlung zurückbilden. Da die Behandlung mit Propafenonhydrochlorid lebensnotwendig sein kann, darf dieses Arzneimittel wegen dieser Nebenwirkung nicht ohne ärztlichen Rat abgesetzt werden.
Atemwege
Gelegentlich: Atemnot bei Patienten mit Neigung zu Bronchospasmus.
Haut und Schleimhaut (allergische Reaktionen)
Gelegentlich: Allergische Hauterscheinungen (z. B. Rötung, Juckreiz, Exantheme, Urtikaria)
Selten: Anstieg antinukleärer Antikörper, Lupus-erythematodes-artiges Syndrom.
Blut und lymphatisches System
Selten: Leukozytopenie bzw. Granulozytopenie oder Thrombozytopenie, die nach Absetzen von Propafenonhydrochlorid reversibel waren. Agranulzytose.
Psyche
Häufig: Anorexie
Gelegentlich: Müdigkeit, psychische Störungen wie Angst und Verwirrtheit, Unruhe, Alpträume und Schlafstörungen.
Augen
Häufig: Sehstörungen.
Nervensystem
Häufig: Parästhesien
Gelegentlich: Extrapyramidale Symptome, Ataxien.
Sehr selten: Krampfartige Erscheinungen bei Überdosierung.
Allgemein
Häufig: Fieber
Gelegentlich: Kopfschmerzen.
Überdosierung
Symptome:
Kardiale Symptome
Die toxischen Wirkungen von Propafenonhydrochlorid am Herzen äußern sich in Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen wie PQ-Verlängerung, QRS-Verbreiterung, Unterdrückung der Sinusknotenautomatie, AV-Blockierungen, Kammertachykardie, Kammerflattern und Kammerflimmern. Außerdem kann die Verminderung der Kontraktionskraft (negative Inotropie) zur Hypotonie bis zum kardiogenen Schock führen.
Extrakardiale Symptome
Häufig können Kopfschmerzen, Schwindelzustände, Sehstörungen, Parästhesien, Tremor, Übelkeit, Obstipation und Mundtrockenheit auftreten. Bei schweren Intoxikationen kann es zu klonisch-tonischen Krämpfen, Parästhesien, Somnolenz, Koma und Atemstillstand kommen. Todesfälle können auftreten.
Therapiemaßnahmen:
Neben allgemeinen Maßnahmen müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht und ggf. korrigiert werden.
Spezifische Maßnahmen:
Bradykardie:
Reduzierung der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels, gegebenenfalls Atropin.
SA-Block und AV-Block II. oder III. Grades:
-
Atropin
-
Orciprenalin
-
gegebenenfalls Schrittmachertherapie.
Intraventrikulärer Block (Schenkelblock):
Reduzierung der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels, gegebenenfalls Elektrotherapie, da kein sicheres Antidot zur Behebung der durch Antiarrhythmika der Klasse I induzierten Schenkelblockade zur Verfügung steht. Falls eine Elektrostimulation nicht durchführbar ist, sollte der Versuch, die QRS-Dauer zu verkürzen, mit hohen Dosen von Orciprenalin gemacht werden.
Myokardiale Insuffizienz mit Blutdruckabfall:
-
Absetzen des Arzneimittels
-
Herzglykoside.
Bei Lungenödem Nitroglyzerin hochdosiert, Diuretika, falls erforderlich, Katecholamine (z. B. Adrenalin und/oder Dopamin und Dobutamin).
Bei schweren Intoxikationen (z. B. Suizidversuch):
bei schwerer Hypotonie und Bradykardie (in der Regel bewusstloser Patient):
Atropin 0,5-1 mg i.v., Adrenalin 0,5-1 mg i.v., evtl. Adrenalindauertropf. Die Tropfgeschwindigkeit richtet sich nach der klinischen Wirkung.
bei cerebralen Krämpfen:
Diazepam i.v., Sicherung der Atemwege, notfalls Intubation und kontrollierte Beatmung unter Relaxation (z. B. Pancuronium 2-6 mg.)
Bei Kreislaufstillstand durch Asystolie oder Kammerflimmern:
Basismaßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation (ABC-Regel):
Atemwege freimachen bzw. Intubation.
Beatmen, wenn möglich mit erhöhter Sauerstoffzufuhr.
Circulation, d.h. externe Herzmassage (notfalls über mehrere Stunden!).
Adrenalin 0,5-1 mg i.v. bzw. 1,5 mg, mit 10 ml physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, über Tubus intratracheal.
Mehrfache Wiederholung nach klinischer Wirkung.
Natriumbicarbonat 8,4, initial 1ml/kg KG i.v., Wiederholung nach 15 min. Bei Kammerflimmern Defibrillation.
Bei Therapieresistenz Wiederholung nach Vorgabe von 5-15 mval Kaliumchloridlösung i.v.
-
Infusion unter Zusatz von Katecholaminen (Adrenalin und/oder Dopamin/Dobutamin)
-
Evtl. Infusion unter Zusatz konzentrierter Natriumchloridlösung (80-100 mval) bis zum Erreichen eines Serum-Natriumspiegels von 145-150 mval/l.
Magenspülung
Dexamethason 25-50 mg i.v.
Sorbitlösung 40 1 ml/kg KG i.v.
Schrittmacher.
Symptomatische intensivmedizinische Maßnahmen.
Eliminationsversuche mit Hämoperfusion sind wenig wirksam.
Hämodialyse ist infolge hoher Eiweißbindung ( 95) und großen Verteilungsvolumens ineffektiv.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiarrhythmikum der Klasse Ic nach Vaughan Williams
ATC-Code: C01BC03
Propafenonhydrochlorid ist ein Antiarrhythmikum mit membranstabilisierender, den Natriumkanal blockierender Wirkung (Klasse Ic nach Vaughan Williams).
Ferner besitzt es eine Beta-Adrenozeptoren-antagonisierende Wirkung (Klasse II nach Vaughan Williams).
Propafenonhydrochlorid vermindert die Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials und führt dadurch zu einer Verlangsamung der Erregungsleitung (negativ dromotrop).
Die Refraktärzeiten in Vorhof, AV-Knoten und in den Kammern werden verlängert.
Bei Patienten mit Wolff-Parkinson-White (WPW)-Syndrom verlängert Propafenonhydrochlorid die Refraktärzeiten der akzessorischen Bahnen.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Maximale Plasmakonzentrationen werden nach oraler Gabe von Propafenonhydrochlorid nach 2–3 Stunden erreicht. Propafenonhydrochlorid unterliegt einer extensiven und durch Absättigung geprägten präsystemischen Biotransformation (CYP2D6 hepatischer First-pass-Metabolismus), wobei die absolute Bioverfügbarkeit von der Dosis und der Art der Dosis abhängt.
Für Propafenonhydrochlorid existieren zwei genetisch bestimmte Metabolisierungsmuster. Bei über 90 % der Patienten wird Propafenonhydrochlorid schnell und ”extensiv” mit einer Elimintationshalbwertszeit von 2–10 Stunden metabolisiert. Diese Patienten metabolisieren Propafenonhydrochlorid zu zwei aktiven Metaboliten: 5-Hydroxypropafenon (Norpropafenon) gebildet über CYP3A4 und CYP1A2. Bei weniger als 10% der Patienten wird Propafenonhydrochlorid langsamer metabolisiert, da der 5-Hydroxy-Metabolit nicht oder minimal gebildet wird. Die geschätzte Eliminationshalbwertszeit von Propafenonhydrochlorid bei oraler Applikation beträgt 2,8 – 11 Stunden für ”extensiv” metabolisierende Patienten und ca. 17 Stunden für langsam metabolisierende Patienten. Bei ”extensiv” metabolisierenden Patienten resultiert aufgrund des sättigbaren Hydroxylierungsschrittes (CYP2D6) eine nichtlineare, bei langsam metabolisierenden Patienten eine lineare Pharmakokinetik.
Ein steady state wird nach 3-4 Tagen erreicht, so dass das empfohlene Dosierungsschema bei oraler Applikation von Propafenonhydrochlorid für alle Patienten gleich ist.
Unter Propafenonhydrochlorid muss mit einem beträchtlichen Ausmaß der individuellen Variabilität der Pharmakokinetik gerechnet werden, die in großen Teilen auf dem hepatischen First-pass-Effekt und der nichtlinearen Pharmakokinetik bei ”extensiv” metabolisierenden Patienten beruht. Die große Variabilität bei den Plasmaspiegeln erfordert bei den Patienten eine sorgfältige Dosistitration mit enger Aufmerksamkeit für Anzeichen einer klinischen und elektrokardiographischen Toxizität.
Therapeutische Plasmakonzentrationen liegen bei 100-1500 ng/ml.
Es wurde nachgewiesen, dass Propafenonhydrochlorid beim Menschen die Placentaschranke passiert und auch mit der Muttermilch ausgeschieden wird.
Übergang auf den Feten: Ein Fall wurde beschrieben, bei dem die Konzentration von Propafenonhydrochlorid im Nabelschnurblut ca. 30% derjenigen im mütterlichen Blut betrug.
Ausscheidung über die Muttermilch: Ein Fall wurde beschrieben, bei dem die Konzentration von Propafenonhydrochlorid in der Muttermilch zwischen 4 und 9% derjenigen im mütterlichen Blut betrug.
Angaben zur Bioverfügbarkeit:
Propafenon Sandoz 150 mg
Eine im Jahr 1988 durchgeführte Bioverfügbarkeitsstudie (single dose, Nüchterngabe) an 12 Probanden (7 Frauen und 5 Männer) ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
Testpräparat Referenzpräparat
Cmax[ng/ml] 114,42 ± 61,44 108,58 ± 59,01
maximale Serum-
konzentration
tmax[h] 2,04 ± 0,69 2,00 ± 0,56
Zeitpunkt der maxi-
malen Serumkon-
zentration
AUC(0-t)[ng/ml+h] 421,85 ± 203,79 420,23 ± 201,90
Flächen unter der
Konzentrations-
Zeit-Kurve
Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite (Standardabweichung).
Mittlere Serumspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
Propafenon Sandoz 300 mg
Eine im Jahr 1992 durchgeführte vergleichende Bioverfügbarkeitsuntersuchung (offen, cross-over, randomisiert) an 20 gesunden männlichen Probanden (24 - 36 Jahre) ergab nach Mehrfachgabe im Vergleich zum Referenzpräparat:
Propafenon
Testpräparat Referenzpräparat
Cmax2t [ng/ml] 558 ± 252 570 ± 208
maximale Plasma-
konzentration *)
AUC2t [ng/ml*h] 5870 ± 3017 5657 ± 2460
Flächen unter der
Konzentrations-
Zeit-Kurve (2t)
PTF2t[%] 212 ± 40 227 ± 56
Peak-Trough-
Fluktuation im Do-
sierungsintervall 2t **)
Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite (Standardabweichung).
5-OH-Propafenon (Hauptmetabolit)
Testpräparat Referenzpräparat
Cmax2t [ng/ml] 128 ± 28 120 ± 23
maximale Plasma-
konzentration im Do-
sierungsintervall 2t *)
AUC2t[ng/ml*h] 1921 ± 485 1764 ± 319
Fläche unter der Kon-
zentrations-Zeit-Kurve
über 2 Dosierungsin-
tervalle (2t)
PTF2t[%] 103 ± 39 110 ± 37
Peak-Trough-Fluk-
tuation im Dosie-
rungsintervall 2t **)
Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite (Standardabweichung).
Die Bestimmung der Plasmaspiegel erfolgte am 6. Tag über 2 Dosierungsintervalle (0-12 und 12-24 Stunden) im steady-state, nachdem 5 Tage 2-mal täglich mit Propafenon 300 mg aufgesättigt wurde.
*) Zur Berechnung von Cmaxwurde die maximale Plasmakonzentration im 0-24 h-Intervall (2t) herangezogen.
**) PTF wurde berechnet über das 0-24 h-Intervall (2t)
Mittlere Plasmaspiegelverläufe - im steady-state - im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
Propafenon
5-OH-Propafenon
Präklinische Daten zur Sicherheit
Bei Untersuchungen zur subchronischen/chronischen Toxizität kam es bei Affen (ab 2 mg/kg/die), Kaninchen (ab 0,5 mg/kg/die) und Hunden (bei 5 mg/kg/ die), nicht aber bei Ratten, nach i.v. Applikation zu unregelmäßig auftretenden, reversiblen Spermatogenesestörungen. Beim Menschen wurde in Einzelfällen eine reversible Abnahme der Anzahl der Spermatozyten beobachtet.
Propafenonhydrochlorid wurde in mehreren In-vivo- und In-vitro-Tests auf mutagene Wirkungen geprüft. Es ergaben sich keine relevanten Hinweise auf eine mutagene Wirkung.
Langzeituntersuchungen an Ratte und Maus ergaben keine Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential von Propafenonhydrochlorid.
Obwohl Fertilitätsstudien an Ratten keine Hinweise auf Beeinträchtigungen geliefert haben, sind Spermatogenesestörungen bei verschiedenen anderen Tierarten beobachtet worden. Auch beim Menschen ist in einigen Fällen eine reversible Verminderung von Spermatozyten aufgetreten. Embryofetale Toxizität wurde in Ratten und Kaninchen beobachtet, wobei der "no-adverse-effect-level" für orale Gabe in der sensitiveren Spezies bei 15 mg/kg/Tag lag. Im maternal toxischen Dosisbereich trat eine erhöhte Neugeborenensterblichkeit auf. Es liegen beim Menschen keine Untersuchungen über mögliche Langzeitfolgen einer prä- oder postnatalen Exposition vor.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Copolyvidon
Hypromellose (E 464)
Macrogol 6000
Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
Maisstärke
Natriumdodecylsulfat
Poly(O-carboxymethyl)stärke-Natriumsalz
Talkum
Farbstoff Titandioxid (E 171)
Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
4 Jahre
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Keine
Art und Inhalt des Behältnisses
PP-Aluminium Blister
Propafenon Sandoz 150 mg/Propafenon Sandoz 300 mg:
OP mit 100 Filmtabletten (N3)
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassungen
Sandoz Pharmaceuticals GmbH
Raiffeisenstraße 11
83607 Holzkirchen
E-Mail: info@sandoz.de
8. Zulassungsnummern
Propafenon Sandoz 150 mg: 11116.01.00
Propafenon Sandoz 300 mg: 11116.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassungen / Verlängerung der Zulassungen
Propafenon Sandoz 150 mg: 25.07.1994 / 26.10.2007
Propafenon Sandoz 300 mg: 25.07.1994 / 26.10.2007
Stand der Information
Mai 2008
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
spcde-propafenon-s-150-300mg-neu 24/16 Mai 2008