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Prostacure 0,4 Mg Hartkapseln, Retardiert

Document: 26.11.2010   Fachinformation (deutsch) change



Fachinformation






1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Prostacure®0,4 mg Hartkapseln retardiert



2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Eine Kapsel enthält 0,4 mg Tamsulosinhydrochlorid.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. DARREICHUNGSFORM


Hartkapsel retardiert.

Orange Gelatinekapsel, Größe Nr. 2, die weißes oder gelbliches Granulat enthält.



4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 ANWENDUNGSGEBIETE


Behandlung von Symptomen des unteren Harntraktes im Zusammenhang mit der benignen Prostatahyperplasie (BPH).



4.2 DOSIERUNG, ART UND DAUER DER ANWENDUNG


Eine Kapsel täglich, die nach dem Frühstück oder nach der ersten Mahlzeit des Tages eingenommen wird.


Die Kapsel sollte als Ganzes mit einem Glas Wasser im Stehen oder Sitzen (nicht im Liegen) geschluckt werden.

Die Kapsel sollte nicht zerbrochen oder gekaut werden, da dies die verzögerte Freisetzung des Wirkstoffes beeinträchtigen würde.

Im Falle, dass der Patient Schwierigkeiten beim Schlucken (z. B. Dysphagie) hat, kann die Kapsel geöffnet werden und der Inhalt unzerkaut geschluckt werden.


4.3 GEGENANZEIGEN


Überempfindlichkeit gegenüber Tamsulosinhydrochlorid (einschließlich des arzneimittelinduzierten Angioödems), oder einem der sonstigen Bestandteile.


Anamnestisch bekannte orthostatische Hypotonie.


Schwere Leberinsuffizienz.


4.4 BESONDERE WARNHINWEISE UND VORSICHTSMAßNAHMEN FÜR DIE ANWENDUNG


Wie bei anderen Alpha-1-Adrenozeptor-Antagonisten kann es während der Behandlung mit Tamsulosin bei einzelnen Patienten zu einem Blutdruckabfall kommen, der selten zu einer Synkope führen kann. Bei ersten Anzeichen einer orthostatischen Hypotonie (Schwindel, Schwäche) sollte der Patient sich hinsetzen oder hinlegen, bis die Symptome abgeklungen sind.


Vor Einleitung der Behandlung mit Tamsulosin ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich, um das Vorliegen anderer Erkrankungen, welche die gleichen Symptome wie eine benigne Prostatahyperplasie hervorrufen können, auszuschließen.


Eine digital-rektale Untersuchung und, falls nötig, eine Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) sind sowohl vor der Therapie als auch in regelmäßigen Abständen nach Therapiebeginn durchzuführen.


Besondere Vorsicht ist bei der Behandlung von Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min) geboten, da die Anwendung von Tamsulosin bei dieser Patientengruppe bislang nicht untersucht wurde.


Nach Einnahme von Tamsulosin wurden selten Angioödeme beobachtet. In diesem Fall soll die Behandlung sofort abgebrochen werden, der Patient bis zum Verschwinden des Angioödems überwacht und Tamsulosin nicht mehr verabreicht werden.


Während Katarakt-Operationen wurde bei einigen Patienten, die im Vorfeld der Operation oder zum Zeitpunkt der Operation mit Tamsulosin behandelt wurden, das „Intraoperative Floppy Iris Syndrom“ (IFIS), eine Variante des „Syndroms der engen Pupille“, beobachtet. IFIS kann zu operationstechnischen Schwierigkeiten während der Katarakt-Operation führen. Es wird nicht empfohlen, eine Behandlung mit Tamsulosin bei Patienten einzuleiten, deren Katarakt-Operation unmittelbar bevorsteht. Die Absetzung der Tamsulosin-Behandlung 1-2 Wochen vor einer Katarakt-Operation wird als hilfreich angesehen, es konnte jedoch bis jetzt noch nicht wissenschaftlich geklärt werden, in welchem Maße und für welche Dauer es vorteilhaft ist, die Behandlung mit Tamsulosin vor einer Katarakt-Operation abzusetzen.


Bei der prä-operativen Beurteilung sollten Ophtalmologen und das Operationsteam berücksichtigen, ob Patienten, die für eine Katarakt-Operation vorgesehen sind, mit Tamsulosin behandelt werden oder behandelt worden sind. Dies dient dazu sicherzustellen, dass die entsprechenden Maßnahmen getroffen worden sind, um intraoperativ mit IFIS umgehen zu können.



4.5 WECHSELWIRKUNGEN MIT ANDEREN ARZNEIMITTELN UND SONSTIGE WECHSELWIRKUNGEN


Studien über Wechselwirkungen wurden bisher nur bei Erwachsenen durchgeführt.


Es wurden keine Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Gabe von Tamsulosinhydrochlorid und Atenolol, Enalapril oder Theophyllin beschrieben.


Die gleichzeitige Anwendung von Cimetidin führt zu einem Anstieg der Plasmaspiegel von Tamsulosin, während Furosemid zu einem Abfall dieser Spiegel führt. Da aber die Plasmaspiegel im Normalbereich bleiben, ist eine Dosisanpassung nicht notwendig.


In vitroverändern weder Diazepam noch Propranolol, Trichlormethiazid, Chlormadinon, Amitriptylin, Diclofenac, Glibenclamid, Simvastatin und Warfarin den freien Anteil an Tamsulosin im menschlichen Plasma. Ebenso wenig verändert Tamsulosin die freie Plasmafraktion von Diazepam, Propranolol, Trichlormethiazid oder Chlormadinon.


In vitroStudien mit Lebermikrosomen (repräsentativ für die Metabolisierung über das Cytochrom-P450-Enzymsystem) ergaben keine Anhaltspunkte für Wechselwirkungen mit Amitriptylin, Salbutamol, Glibenclamid und Finasterid.


Diclofenac und Warfarin können die Eliminationsrate von Tamsulosin erhöhen.


Die gleichzeitige Gabe anderer Alpha-1-Rezeptorenblockern könnte zu blutdrucksenkenden Wirkungen führen.


Phosphodiesterase-5-Inhibitoren und Tamsulosin


In einer Studie mit 18 Probanden führte die gleichzeitige Gabe von 0.4 mg Tamsulosin und Tadalafil (10 mg oder 20 mg) bei mehr Probanden zu einer Senkung der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte vom Ausgangswert (>30 mmHg systolisch oder >20 mmHg diastolisch) im Liegen oder im Stehen als bei Probanden nach Gabe von Tadalafil und Placebo, nämlich bei 7 (10 mg Tadalafil) und 5 (20 mg Tadalafil) versus 4 (Placebo) Probanden. Allerdings war keine dieser Blutdrucksenkungen klinisch relevant (<85 mmHg systolisch oder < 45 mmHg diastolisch).



SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT


Tamsulosin ist nur für männliche Patienten bestimmt.



4.7 AUSWIRKUNGEN AUF DIE VERKEHRSTÜCHTIGKEIT UND DIE FÄHIGKEIT ZUM BEDIENEN VON MASCHINEN


Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt.


Patienten müssen jedoch beachten, dass es zu Schwindel kommen kann.


NEBENWIRKUNGEN


Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.


Erkrankungen des Nervensystems:
Häufig (> 1/100 < 1/10): Schwindel

Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Kopfschmerzen

Selten (> 1/10.000 < 1/1000): Synkope


Herz-Kreislauferkrankungen:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Palpitationen


Gefäßerkrankungen:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Orthostatische Hypotonie


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Rhinitis


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Obstipation, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Ausschlag, Pruritus, Urticaria

Selten (> 1/10.000, < 1/1000): Angioödem

Sehr selten (<1/10.000): Stevens-Johnson-Syndrome


Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse:
Häufig (> 1/100, < 1/10): Ejakulationsstörungen

Sehr selten (<1/10.000): Priapismus


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort:
Gelegentlich (> 1/1000 < 1/100): Asthenie


Das Auftreten des „Syndroms der engen Pupille" während einer Katarakt-Operation, auch als Intraoperative Floppy Iris Syndrome (IFIS) bekannt, wurde nach Markteinführung des Produkts mit einer Tamsulosin-Behandlung in Verbindung gebracht (siehe auch Abschnitt 4.4).


Erfahrungen nach Markteinführung: Zusätzlich zu den bereits erwähnten negativen Auswirkungen wurden in Verbindung mit der Tamsulosin-Behandlung auch Vorhofflimmern, Arhythmie, Tachykardie und Dyspnoe berichtet. Da diese spontan berichteten Vorkommnisse nach der weltweiten Markteinführung auftraten, kann die Häufigkeit der Vorkommnisse und die Rolle von Tamsulosin als Auslöser nicht verlässlich geklärt werden.



4.9 ÜBERDOSIERUNG


Eine akute Überdosierung mit 5 mg Tamsulosinhydrochlorid wurde berichtet. Akute Hypotonie (systolischer Blutdruck 70mmHg), Erbrechen und Durchfall wurde beobachtet, die durch Flüssigkeitszuführung behandelt wurden. Dabei konnte der Patient am gleichen Tag wieder entlassen werden.


Falls akute Hypotonie nach einer Überdosierung auftritt, sollte kardiovaskulär unterstützt werden. Blutdruck und die Herzfrequenz können durch Hinlegen des Patienten wieder normalisiert werden. Falls dies nicht ausreicht, können Volumenexpander und, falls nötig, Vasokonstriktiva eingesetzt werden. Die Nierenfunktion sollte überwacht und allgemeine unterstützende Maßnahmen ergriffen werden. Die Dialyse ist wahrscheinlich ohne Nutzen, da Tamsulosin zu einem sehr hohen Anteil an Plasmaproteine gebunden ist.


Maßnahmen wie Emesis können ergriffen werden, um die Absorption zu verhindern. Sind größere Mengen eingenommen worden, so kann eine Magenspülung durchgeführt sowie Aktivkohle und ein osmotisch wirkendes Laxans, wie z.B. Natriumsulfat, gegeben werden.



5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 PHARMAKODYNAMISCHE EIGENSCHAFTEN


Pharmakotherapeutische Gruppe: Alpha-Adrenorezeptorenblocker.

ATC-Code: G04C A02.


Wirkmechanismus


Tamsulosin bindet selektiv und kompetitiv an postsynaptische Alpha-1A-Adrenorezeptoren, die für die Kontraktion der glatten Muskulatur verantwortlich sind, und führt so zu einer Relaxation der glatten Muskulatur der Prostata und der Urethra.


Pharmakodynamische Effekte


Tamsulosin erhöht die maximale Harnflussrate durch Relaxation der glatten Muskulatur der Prostata und Urethra. Dadurch wird die Obstruktion gelindert.


Das Arzneimittel verbessert die irritativen und obstruktiven Symptome, die vor allem durch erhöhten Tonus der glatten Muskulatur des unteren Harntraktes verursacht werden.


Alphablocker können den Blutdruck durch Herabsetzen des peripheren Widerstandes erniedrigen.

Im Rahmen von Studien mit Tamsulosin wurde keine klinisch relevante Blutdrucksenkung bei normotensiven Patienten beschrieben.

Die Wirkungen des Arzneimittels auf die Füllungs- und Entleerungssymptome bleiben auch bei Langzeitanwendung erhalten, wodurch die Notwendigkeit für eine operative Behandlung signifikant verzögert werden kann.



5.2 PHARMAKOKINETISCHE EIGENSCHAFTEN


Resorption

Tamsulosin wird rasch aus dem Intestinum resorbiert und ist fast vollständig bio-verfügbar.

Die Resorption wird durch eine zuvor eingenommene Mahlzeit verlangsamt. Eine gleichmäßige Resorption kann sichergestellt werden, wenn Tamsulosin stets nach dem Frühstück eingenommen wird.

Tamsulosin zeigt eine lineare Kinetik.


Bei Einnahme einer Einzeldosis von Tamsulosin nach einer Hauptmahlzeit werden Plasmaspitzenspiegel nach ca. sechs Stunden erreicht. Im Steady-state, der am Tag 5 nach Beginn der Mehrfachgabe erreicht wird, liegt die maximale Plasmakonzentration etwa zwei Drittel höher als nach einer Einzeldosis.

Obwohl dies nur bei älteren Patienten nachgewiesen wurde, sind die gleichen Ergebnisse wohl auch bei jüngeren Patienten zu erwarten.

Es treten beträchtliche interindividuelle Schwankungen der Tamsulosin-Plasmaspiegel sowohl nach Einfach- als auch Mehrfachdosierung auf.


Verteilung

Beim Menschen ist Tamsulosin zu mehr als 99 % an Plasmaproteine gebunden, das Verteilungsvolumen ist gering (ca. 0,2 l/kg).


Biotransformation

Tamsulosin weist nur einen geringen First- Pass-Effekt auf. Der größte Tamsulosin-Anteil liegt im Plasma in Form des unveränderten Wirkstoffes vor. Die Substanz wird über die Leber metabolisiert.

Bei Ratten führt die Gabe von Tamsulosin nur zu einer geringen Induktion von mikrosomalen Leberenzymen.

Die Metaboliten sind weniger wirksam und weniger toxisch als der Wirkstoff selbst.


Ausscheidung

Tamsulosin und seine Metaboliten werden hauptsächlich über den Urin ausgeschieden, wobei etwa 9 % der Dosis in unveränderter Form vorliegen.

Die Eliminationshalbwertszeit beträgt beim Menschen ca. 10 Stunden (bei Gabe nach einer Mahlzeit) sowie 13 Stunden im Steady-state.



5.3 PRÄKLINISCHE DATEN ZUR SICHERHEIT


Toxizitätsstudien zur Einzel- und Mehrfachdosisapplikation wurden bei Mäusen, Ratten und Hunden durchgeführt. Außerdem wurde die Reproduktionstoxizität bei Ratten, die Kanzerogenität bei Mäusen und Ratten und die Genotoxizität in vivo und in vitrogeprüft.


Das allgemeine Toxizitätsprofil, wie es unter der Anwendung von hoch dosiertem Tamsulosin beschrieben wurde, entsprach den bekannten pharmakologischen Wirkungen von Alpha-Adrenozeptor-Antagonisten.

Bei sehr hohen Dosierungen kam es bei Hunden zu Veränderungen im EKG. Diese Reaktion wird nicht als klinisch relevant erachtet. Tamsulosin zeigte keine relevanten genotoxischen Eigenschaften.


Es wurde eine erhöhte Inzidenz an proliferativen Veränderungen der Mammae bei weiblichen Ratten und Mäusen beschrieben. Dieser Befund, der wahrscheinlich auf eine Hyperprolaktinämie zurückzuführen ist und der nur bei hohen Dosierungen auftrat, wird als klinisch nicht relevant betrachtet.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Kapselinhalt:

Natriumalginat

Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) (Ph. Eur.)

Glyceroldibehenat (Ph. Eur.)

Maltodextrin

Natriumdodecylsulfat

Macrogol 6000

Polysorbat 80

Natriumhydroxid

Simeticon

Methylcellulose

Sorbinsäure

Hochdisperses hydrophobes Siliciumdioxid


Kapselhülle:

Gelatine

Eisen(III)-oxid (E 172)

Titandioxid (E171)

Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172)



6.2 INKOMPATIBILITÄTEN


Nicht zutreffend.



6.3 DAUER DER HALTBARKEIT


3 Jahre



6.4 BESONDERE VORSICHTSMAßNAHMEN FÜR DIE AUFBEWAHRUNG


In der Originalverpackung aufbewahren.
Nicht über 30° C lagern.



ART UND INHALT DES BEHÄLTNISSES


PVC/PVDC/Aluminiumblisterpackungen in Faltschachteln mit 20, 50 und 100 Kapseln.



6.6 BESONDERE VORSICHTSMAßNAHMEN FÜR DIE BESEITIGUNG

Keine speziellen Hinweise.


7. INHABER DER ZULASSUNG


mibe GmbH Arzneimittel

Münchener Straße 15

06796 Brehna

Telefon: 034954/247-0

Telefon: 034954/247-100

Deutschland



8. Zulassungsnummer


65242.00.00



9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


15.03.2007



10. Stand der Information


Juni 2010



11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

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