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Protamin Me 1000 I.E./Ml

Document: 06.07.2009   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Protamin ME 1000 I.E./ml

Injektionslösung


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Wirkstoff: 50 mg Protaminhydrochlorid / 5 ml

Protamin ME 1000 I.E./ml (Ampullen zu 5 ml) enthält in 1 ml eine Menge Protaminhydrochlorid, die 1000 I.E. Heparin neutralisiert.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Injektionslösung

Klare, farblose bis gelbliche Lösung.


4. Klinische Angaben

Protamin ME 1000 I.E./ml ist ein Hämostatikum/ Antihämorrhagikum


4.1 Anwendungsgebiete


Antagonisierung von unfraktioniertem Heparin bei:


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Bei schweren Blutungen nach Heparin-Gaben ist die Heparin-Behandlung sofort zu unterbrechen und Protaminhydrochlorid als Antagonist in folgender Weise zu applizieren:


Intravenöse Injektion von einer Ampulle Protamin ME 1000 I.E./ml je nach Schwere des Falles, gegebenenfalls in Abständen von wenigen Minuten ein- oder mehrmals wiederholen.

Die zu applizierende Protaminhydrochlorid-Dosis hängt von der der Art und Menge des zu neutralisierenden Heparins ab.


In der Regel wird die zu applizierende Protaminhydrochlorid-Dosis im Rahmen herz- und gefäßchirurgischer Operationen anhand der “activated clotting time” (ACT) bestimmt, da sie sowohl von der Menge applizierten Heparins als auch vom Zeitpunkt der letzten Heparin-Gabe abhängt.

Erfahrungsgemäß antagonisieren 1000 I. E. Protaminhydrochlorid ca. 1000 I.E. unfraktioniertes Heparin.


Bei der Antagonisierung von niedermolekularen Heparinen ist zu berücksichtigen, dass die Anti-Faktor IIa-Aktivitäten von niedermolekularen Heparinen durch Protaminhydrochlorid rasch und praktisch vollständig aufgehoben werden können. Bei der Anti-Faktor Xa-Aktivität bleibt ein Restanteil erhalten, der von der Art des niedermolekularen Heparins abhängig ist und zwischen 40 und 80 % betragen kann. Die für die Antagonisierung verschiedener niedermolekularer Heparine erforderlichen Protaminhydrochlorid-Dosen gehen aus der folgenden Tabelle hervor:


Wirkstoff

Dosierung

Nadroparin-Ca

1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren etwa 160 I. E. Anti-Xa Nadroparin.

Dalteparin-Na

1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid heben die Wirkung von 100 I.E. Dalteparin auf die Verlängerung der aPTT auf.

Enoxaparin-Na

1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren die Anti-Faktor-IIa-Aktivität, die von 0,01 ml Enoxaparin hervorgerufen wird.

Reviparin-Na

1 mg oder 100 Antiheparineinheiten Protaminhydrochlorid neutralisieren 82 Anti-Xa-Einheiten (BRS) von Reviparin-Natrium.

Tinzaparin-Na

Intravenöse Darreichung 1 mg oder 100 Antiheparineinheiten

pro 100 Anti-Xa-I.E. Tinzaparin.

Certoparin-Na

1 mg oder 100 Antiheparineinheiten intravenös verabreichtes Protaminhydrochlorid können die gerinnungshemmende Wirkung von 200 I.E. Certoparin-Natrium auf aPTT, Thrombin sowie die Blutungszeit sofort und vollständig aufheben.


Die Gabe von Protamin ME 1000 I.E./ml soll nur in schweren Fällen erwogen werden, da ein Überschuss von Protaminhydrochlorid selbst einen gerinnungshemmenden Effekt ausübt sowie anaphylaktische Reaktionen bewirken kann.


Art und Dauer der Anwendung

Die Anwendung von Protamin ME 1000 I.E./ml erfolgt ausschließlich intravenös (langsame Injektion oder langsame Infusion nach Verdünnung) über einen sicheren intravenösen Zugang.


Bei prädisponierten Patienten sollte Protamin ME 1000 I.E./ml zur Vermeidung anaphylaktischer Reaktionen am besten als Tropfinfusion in 100 bis 200 ml physiologischer Kochsalzlösung verabreicht werden (siehe auch unter Abschnitt 4.4).

Die Infusionslösung ist nach der Zubereitung (Verdünnung) sofort zu verwenden.


4.3 Gegenanzeigen

Protamin ME 1000 I.E./ml darf nicht angewendet werden, bei Überempfindlichkeit gegenden Wirkstoff, Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) (E218) und Propyl-4-hydroxybenzoat(Ph. Eur.) (E216) oder einen der sonstigen Bestandteile von Protamin ME 1000 I.E./ml.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Methyl-4- hydroxybenzoat (Ph.Eur.) und Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen.

Protamin ME 1000 I.E./ml darf nur unter entsprechender Überwachung des
kardiozirkulatorischen Systems appliziert werden. Darüber hinaus müssen die personellen, medikamentösen und apparativen Voraussetzungen zur unmittelbaren Behandlung schwerer anaphylaktischer Reaktionen gegeben sein.

Protamin ME 1000 I.E./ml darf nicht zusammen mit Cefazolin über denselben intravenösen Zugang gegeben werden, da Ausfällungsreaktionen beobachtet wurden (siehe auch 6.2)


Protamin ME 1000 I.E./ml enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bisher nicht bekannt.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Protamin ME 1000 I.E./ml bei Schwangeren und Stillenden vor. Präklinische Studien zur Reproduktionstoxizität wurden nicht durchgeführt. Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Protamin ME 1000 I. E./ml darf daher in der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Die Anwendung von Protamin ME 1000 I. E./ml erfolgt in der Regel bei Krankheitsbildern, die im unmittelbaren Anschluss keine aktive Teilnahme am Straßenverkehr erlauben.


4.8 Nebenwirkungen

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (>1/10)

Häufig (>1/100 bis <1/10)

Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)

Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Bei intravenöser Verabreichung, vor allem, wenn diese zu rasch erfolgt, kann es zu Wärmegefühl, Hautrötung, Blutdruckabfall, Bradykardie und Dyspnoe kommen.


Organsysteme

Häufig

Gelegentlich

Selten

Erkrankungen des Immunsystems

Anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen (Flush, Urticaria)



Angioödem, anaphylaktischer Schock

Herzerkrankungen

Vasodilatation, Hypotension, Bradykardie



Rechtsherz- bzw. globales Herzversagen infolge pulmonaler Hypertension


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums


Bronchospasmus, Dyspnoe


Pulmonal-arterielle Hypertonie, Lungenödem


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts


Übelkeit, Erbrechen



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Wärmegefühl




Methyl-4- hydroxybenzoat (Ph.Eur.) und Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, und selten Bronchospasmen (Bronchialkrämpfe) hervorrufen.


4.9 Überdosierung

Bei der Heparin-Neutralisation ist darauf zu achten, dass ein Überschuss an Protaminhydrochlorid vermieden wird. Bei Überdosierung von Protamin ME 1000 I.E./ml kann es in Folge des Protamin-eigenen gerinnungshemmenden Effektes zu Blutungen kommen.


4.10 Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel

Durch die kontrollierte Gabe von Heparin bis zur Normalisierung der Thrombinzeit können Blutungen zum Stillstand gebracht werden.


5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Hämostatikum/ Antihämorrhagikum

ATC-Code: V03AB14


Protamin ist ein Polypeptid, das zu 67 % aus Arginin besteht und hochalkalisch ist. Die Aufhebung der Wirkung von unfraktioniertem Heparin erfolgt durch eine Heparin-Protamin-Interaktion. Dabei erfolgt die Neutralisierung des stark negativ geladenen Heparins durch Ausbildung eines Komplexes mit dem positiv geladenen Protamin. Bei dieser Reaktion verliert das gebundene Heparin die gerinnungshemmende Wirkung. In Abwesenheit von Heparin gegeben, wirkt Protamin insbesondere in höherer Dosierung antikoagulatorisch. Nach intravenöser Gabe von Protamin tritt die heparinantagonisierende Wirkung innerhalb kürzester Zeit (Minuten) ein. Protamin antagonisiert nur zum Teil die Wirkung von fraktionierten, niedermolekularen Heparinpräparaten.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Protamin wird im Plasma enzymatisch inaktiviert. Im Tierversuch fanden sich die höchsten Organkonzentrationen von Protamin in Leber und Niere. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal, nur ein geringer Anteil wird über Leber und Galle ausgeschieden. Nach intravenöser Gabe beträgt die Halbwertszeit des Protamin-Heparin Komplexes ca. 24 Minuten.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Es liegen keine Daten aus präklinischen Untersuchungen vor.


6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.), Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.), Natriumchlorid, Salzsäure 25 % bzw. Natriumhydroxid 27 % zur pH-Wert-Einstellung und Wasser für Injektionszwecke.


6.2 Inkompatibilitäten

Die gleichzeitige Gabe von Cefazolin über denselben Zugang kann zu Ausfällungsreaktionen führen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

5 Jahre.


Dauer der Haltbarkeit nach Zubereitung

Die Infusionslösung ist nach der Zubereitung (Verdünnung) sofort zu verwenden.


6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25° C lagern!


Lagerungsbedingungen des verdünnten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

5 Ampullen zu 5 ml Injektionslösung.


7. Inhaber der Zulassung

MEDA Pharma GmbH & Co. KG

Benzstr. 1

D – 61352 Bad Homburg

Tel.: (06172) 888-01

Fax: (06172) 888-2740

Email: medinfo@medapharma.de


8. Zulassungsnummer

Zul-Nr.: 6037368.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

21.10.1966 / 16.12.2005


10. Stand der Information

Juli 2009


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig


Fachinformation Protamin 1000, Stand: Juli 2009 Seite 9 von 9